Marxen Strafjustiz und DDR-Unrecht Bd 5/1+2 Rechtsbeugung Unrechtsstaat MfS SED

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Verkäufer: abcdg666 ✉️ (464) 100%, Artikelstandort: Berlin, DE, Versand nach: WORLDWIDE, Artikelnummer: 266726818264 Marxen Strafjustiz und DDR-Unrecht Bd 5/1+2 Rechtsbeugung Unrechtsstaat MfS SED.

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Klaus Marxen / Gerhard Werle (Hg):

Strafjustiz und DDR-Unrecht. Dokumentation.

Bd. 5 / 1+ 2 Rechtsbeugung

Zustand: gut bis sehr gut, siehe Fotos Dabei gratis eine Arbeitskopie einer Rezension von Karl Wilhelm Fricke zu diesen Büchern Aus einer Rezension von Jens Giesicke auf Sehepunkte: "Die Anklage- und Urteilstexte sind durchdacht zusammengestellt und von Redundanzen befreit. Dadurch werden die für den Laien kaum lesbaren juristischen Texte in eine verdauliche Form gebracht. Hervorzuheben sind auch die Einleitungen der Bandbearbeiter zu den jeweiligen Fallkomplexen. Es handelt sich um Jan Müller, Toralf Rummler, Willi Fahnenschmidt, Roland Schissau, Mario Piel, Ivo Thiemrodt, Boris Burghardt, Ute Hohoff und vor allem Petra Schäfter, die an allen Bänden mitwirkte. Ihr persönlicher Anteil ist allerdings nur versteckt erkennbar: "unter Mitarbeit von" heißt es in den Innentiteln der Bände; unter den Einleitungsaufsätzen tauchen gar keine Namen auf. Soll der Leser also tatsächlich davon ausgehen, dass die beiden Gesamtherausgeber all diese Arbeiten vorwiegend persönlich geleistet haben? Allerdings haben einige der Genannten über ihre Themengebiete promoviert und bieten somit in monografischer Form vertiefende Analysen.

Der historische Wert dieser Dokumentation liegt auf mehreren Ebenen. Zum einen lassen sich darin die Mühen der Justiz nachvollziehen, zu einer rechtsstaatlich abgesicherten Sühne zu gelangen. Praktisch in allen Verfahren spielte etwa das Rückwirkungsverbot eine große Rolle, ebenso die aus der NS-Aufarbeitung sattsam bekannten Probleme, staatlich veranlasstes, gesetzlich abgedecktes Unrecht überhaupt strafrechtlich zu fassen. Sehr deutlich wird auch der letztlich selektive Charakter der Strafverfolgung, die sich den Realitäten von Beweisführung und Prozessfähigkeit zu stellen hatte. So ist unübersehbar, dass der Stalinismus der 1950er Jahre als schärfste Repressionsphase deutlich unterbelichtet blieb, weil es an belastbaren Sachbeweisen und Zeugenaussagen fehlte. Diese Phase ist hier vor allem in den Rechtsbeugungsverfahren gegen beteiligte Juristen vertreten. Zudem waren die höchstrangigen verantwortlichen Funktionäre auch die ältesten. So schieden etwa die stellvertretenden Minister für Staatssicherheit wegen Prozessunfähigkeit meist früher oder später aus den Verfahren aus. Erich Mielke selbst ist bekanntlich (trotz zahlreicher Ermittlungsverfahren wegen seiner Verantwortung als Minister für Staatssicherheit) lediglich wegen einer Mordtat weit vor dem Beginn seiner DDR-Laufbahn verurteilt worden. Die Urteile sowjetischer Militärtribunale bis 1955, die härtesten Fälle politischer Verfolgung in der DDR, blieben ohnehin außerhalb der deutschen Jurisdiktion und hatten lediglich in Form von (überwiegend posthumen) Rehabilitierungen ein Nachspiel in den 1990er Jahren.

SW: Rechtsbeugung Devisenvergehen Opposition Havemann Ausreise Aktion Rose Kriegshetze Ausreisewillige  Waldheimer Prozesse Zeugen Jehovas  DDR-KomunalwahlenWahlfälschung ZESt ZERF Regierungskriminalität Schießbefehl Grenzsicherung politische Verfolgung Repression Opposition DDR Strafvollzugsanstalen Strafvollzug Folter Unrecht Justiz Rechtsbeugung Todesopfer innerdeutsche Grenze Mauer Mauertote NVA Forschungsverbund SED-Staat Klaus Schroeder Jochen Staadt Forschungsprojekt BKM Kulturstaatsminister Forschungsförderung Auftragsforschung Grenztote wissenschaftliche Kontroverse rbb bpb Bundeszentrale für politische Bildung Erwachsenenbildung Geschichtspropaganda Geschichtsfroschung deutsch-deutsche Grenze Suizide in der NVA Schmuggel grüne Grenze Republikflucht Sperrbrecher Grenzdurchbruch Westgrenze Staatsgrenze West Grenztruppen Mf"

*Unter "gebraucht" ist zu verstehen:  Die Bücher waren Arbeitsmaterialien, keine Dekostücke. Es kann also Anstreichungen, Biblitoheksstempel, Eselsecken etc. geben. Sie werden von mir nicht jeweils extra erwähnt, auch nicht gegilbtes Papier und ähnliche alterstypische Erscheinungen. Aber natürlich sind die Bücher textlich vollständig und auch die Bindung ist noch altersentsprechend in Ordnung (wenn von mir nichts gegenteiliges hier angemerkt wird). Seht Euch die Fotos an, sie sind Teil der Artikelbeschreibung! Aus Wiki:

 "Der Bundesgerichtshof entschied bereits im Jahr 1993, dass Richter der DDR in der Bundesrepublik wegen Rechtsbeugung verurteilt werden können, da Rechtsbeugung auch in der DDR (gemäß § 244 StGB-DDR) strafbar war, an dessen Stelle die Vorschrift des bundesdeutschen Rechts über Rechtsbeugung getreten sei. Außer acht gelassen werden müsse, dass die entsprechenden Normen des bundesdeutschen StGB einerseits und des StGB der DDR andererseits vor der Herstellung der deutschen Einheit sich auf Tathandlungen aus unterschiedlichen Geltungsbereichen bezogen habe und die Vorschrift des bundesdeutschen StGB nur den Schutz der Rechtspflege der Bundesrepublik Deutschland erfasst. Es sei vielmehr zu prüfen, ob, wenn das bundesdeutsche StGB schon zur Tatzeit in der ehemaligen DDR gegolten hätte, das nach dem StGB-DDR strafbare Verhalten auch nach einer der DDR-Norm entsprechenden Norm des bundesdeutschen StGB strafbar gewesen wäre. Trotz tiefgreifender Unterschiede des Rechtssystems der Bundesrepublik einerseits und der DDR andererseits seien die mit dem Rechtsbeugungstatbestand geschützten Rechtsgüter in der Bundesrepublik und in der DDR nicht derart ungleich, dass eine Anwendung der bundesdeutschen Norm über Rechtsbeugung auf Taten in der DDR auszuscheiden hätte, da auch die Rechtsprechung in der DDR, unabhängig von ihrem politischen Bezug, auch dazu diente, ein geordnetes Zusammenleben der Menschen zu regeln.[89] Eine Bestrafung sei auch weder durch in der DDR erlassene Amnestien noch durch Verfolgungsverjährung ausgeschlossen. Die Verjährung in der DDR habe wegen eines quasigesetzlichen Verfolgungshindernisses geruht, da es dem politischen Willen der Staatsführung der DDR entsprochen habe, die mit jenen Verfahren befassten Justizangehörigen deswegen nicht strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen.[90] Das Bundesverfassungsgericht billigte diese Rechtsprechung als verfassungsgemäß, insbesondere liege weder ein Verstoß gegen das Rückwirkungsverbot (Art. 103 Abs. 2 GG) noch ein Verstoß gegen den Allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) vor.[91]

....

Juristischer Diskurs

Auch unter Juristen ist umstritten, inwieweit die DDR als Unrechtsstaat bezeichnet werden könne. Horst Sendler vertritt die Ansicht, die DDR sei „im Kern ein Unrechtsstaat“ gewesen, weil die Gesetze „nur Versatzstücke“ gewesen seien, die „bei Bedarf beiseitegeschoben werden“ konnten, wenn sie „der Staatsführung […] oder sonstigen zur Entscheidung befugten Organen“ nicht passten; die DDR habe „drastisch-salopp“ gesagt „aufs Recht gepfiffen“.[37] Demgegenüber meint Ingo Müller, dass genauso wenig der Unrechtsstaat an sich existiere wie ein Staat, der sich ein für alle Mal den Ehrentitel „Rechtsstaat“ erworben habe, sodass die einzelnen stattgefundenen Unrechtsakte jeweils für sich bewertet werden müssten.[1] Volkmar Schöneburg plädiert dafür, die Rechtsnormen sowohl im NS-Staat als auch in der DDR genau zu analysieren und nicht einfach durch die Kategorie „Unrechtsstaat“ zu ersetzen.[38] Eine Gleichsetzung von DDR und NS-Regime mit dem Begriff des Unrechtsstaats sei außerdem falsch, da sich dabei die Gefahr einer Verharmlosung der Naziherrschaft aufdränge, die ganz andere Dimensionen des Unrechts erreichte.[22]

Das Bundesverfassungsgericht hatte gegenüber der DDR stets „eine vorsichtige und letztlich nichts präkludierende Entscheidungsstrategie befolgt: Man hat sich geweigert, die andere deutsche Republik als ,den Unrechtsstaat durch und durch‘ zu betrachten […].“[39]

Das Amtsgericht Tiergarten wies 2012 im Rahmen eines Urteils gegen einen Oberst des Ministeriums für Staatssicherheit dessen Behauptung zurück, bei der DDR habe es sich nicht um einen Unrechtsstaat gehandelt. „Aufgrund des gegenwärtigen Standes der Geschichtsforschung und der rechtskräftigen Verurteilung führender Persönlichkeiten der ehemaligen DDR steht fest“, so das Gericht, „dass es sich bei der ehemaligen DDR um eine Gewalt- oder Willkürherrschaft gehandelt hat.“[40]"

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  Probst, Gabi: DDR-Grenztote. Muss Zahl nach unten korrigiert werden? rbb, 5. November 2018 (https://www.youtube.com/watch?v=_1eJreMDjqs&feature=youtu.be ; abgerufen am 19. Dezember 2018) Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. Berlin u.a. 2017 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 24). Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Meines Wissens gab es bisher nur eine, dabei durchweg positive wissenschaftliche Rezension eines Militärhistorikers (Jochen Mauer) zu der Studie, (http://www.sehepunkte.de/2018/02/30907.html ; abgerufen am 5.3.2019). Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte das Buch bereits kurz nach ihrem Erscheinen in ihr Programm aufgenommen und kostenlos vertrieben. Lediglich eine Schutzgebühr von 7,00 Euro war zu zahlen. Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. (Schriftenreihe der bpp ; 10119). Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2017. „Prof. Monika Grütters. >Totenbuch< führt Grenzschicksale vor Augen“, (https://www.monika-gruetters.de/artikel/totenbuch-fuehrt-grenzschicksale-vor-augen ; abgerufen am 5.3. 2019). Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Präsentation der Ergebnisse des Forschungs- und Dokumentationsprojekts "Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze" (https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/06/2017-06-07-bkm-totenbuch.html?nn=402618 ; abgerufen am 5.3.2019). Rietzschel, Antonie: Emanuel, sechs Monate, Opfer des DDR-Regimes. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2017 (https://www.sueddeutsche.de/politik/ddr-emanuel-sechs-monate-opfer-des-ddr-regimes-1.3536677 ; abgerufen am 5.3.2019). Spiegel Online, 27.6.2017, (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ddr-geschichte-der-mauertoten-fu-berlin-dokumentiert-327-biografien-a-1151089.html ; abgerufen am 5.3.2019). Im im selben Jahr in zweiter Auflage erschienenen „Lexikon der innerdeutschen Grenze“ werden Zahl und Formulierung wörtlich übernommen: Das Buch umfasse „327 Kurzbiografien von Todesopfern aus dem ehemaligen Ost- und Westdeutschland, denen das Grenzregime der DDR zum Verhängnis wurde.“ S. Hermann, Ingolf / Rosunger, Hartmut / Sroka, Karsten: Lexikon der innerdeutschen Grenze. Das Grenzsicherungssystem, die Folgen und zeitgeschichtliche Rahmen der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer in Stichworten, o.O. 2017 (zweite, stark veränderte Auflage) (Bürgerkomitee des Landes Thüringen e.V. Schriftenreihe; Bd. 20), S. 269. Grütters distanziert sich von Studie zu Grenztoten, rbb, 10.4.2019 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/04/gruetters-kulturstaatsministerin-studie-mauertote-ddr-schiessbefehl-grenze.html ; abgerufen am 16.7.2019); Rede von Kulturstaatsministerin Grütters auf der Diskussionsveranstaltung zum 30. Jahrestag der Aufhebung des Schießbefehls an der DDR-Grenze (https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/rede-von-kulturstaatsministerin-gruetters-auf-der-diskussionsveranstaltung-zum-30-jahrestag-der-aufhebung-des-schiessbefehls-an-der-ddr-grenze-1600378 ;abgerufen am 16.7.2019). Neben dem Bund haben sich noch die Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hessen an der Förderung beteiligt, Der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (Hg.): Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur, Bonn 2012, S. 12, 70 f. Reichelt, Tobias: Opfern ein Gesicht geben. Innerdeutsche Grenze. In: Der Tagesspiegel, 11.8.2012, (https://www.tagesspiegel.de/politik/innerdeutsche-grenze-opfern-ein-gesicht-geben/6988796.html ; abgerufen am 5.3.2019). Vgl. auch Die Schicksale aller Opfer an der innerdeutschen Grenze ergründen, FU Berlin, Presse und Kommunikation, Nr. 219/2012 vom 10.8.2012 (https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2012/fup_12_219/index.html ; abgerufen am 5.3.2019). Schroeder/Staadt: Todesopfer, 2017, S. 21. Rietzschel, Antonie: Emanuel, sechs Monate, Opfer des DDR-Regimes. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2017 (https://www.sueddeutsche.de/politik/ddr-emanuel-sechs-monate-opfer-des-ddr-regimes-1.3536677 ; abgerufen am 5.3.2019). Allerdings beruht die weitaus höhere Zahl der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ weniger auf anderen Aufnahmekriterien, denn darauf, dass die Meldungen weitgehend ohne Prüfung aufgenommen werden. Da der Fall Knabe hier nicht Gegenstand des Aufsatzes ist, da er eben gerade in keinem Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Studie des Forschungsverbundes steht, sei hier nur, wohl wissend, dass die Einträge dort ständigen Veränderungen unterliegen, auf dessen Wikipedia-Eintrag verwiesen (https://de.wikipedia.org/wiki/Hubertus_Knabe ; abgerufen am 5.3.2019). So insinuierte, wenn auch mit Fragezeichen versehen, erstmals Schupelius, Gunnar: Was steckt hinter dem Angriff auf die Ermittler der DDR-Staatsverbrechen?. In: BZ, 11. November 2018 (https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/was-steckt-hinter-dem-angriff-auf-die-ermittler-der-ddr-staatsverbrechen ; abgerufen am 5.3.2018). Am Ende des Artikel konnten die Leser abstimmen, ob der BZ-Autor recht habe oder nicht. Mit Stand des Abrufes waren 75 Prozent der Abstimmenden der Meinung, Schupelius habe mit seinen Spekulationen recht. Kellerhoff, Sven Felix: Streit über die Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze. In: Die Welt, . 7. 11. 2018 (https://www.welt.de/geschichte/article183454450/Schiessbefehl-Streit-ueber-die-Zahl-der-Toten-an-innerdeutscher-Grenze.html ; abgerufen am 5.3.2019). In der Tat hatten neben dem von Klaus Schroeder geleiteten Forschungsverbund SED-Staat sich noch andere Institutionen um diesen Forschungsauftrag beworben bzw. dieses Projekt sogar initiiert. Auf die Frage nach den Vergabekriterien meinte der damalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann anlässlich der Projektvorstellung im August 2012 lapidar, „sachgerechte“ Gründe seien ausschlaggebend gewesen und die Wissenschaftler an der FU hätten schon länger an dem Thema gearbeitet. Der Deutschland Funk, anscheinend verwundert darüber, dass der Projektleiter Klaus Schroeder sich besser als der Mittelgeber über die Vergabekriterien Informiert sah, merkte damals an: „Klaus Schröder von der FU Berlin nannte andere Gründe: >Weil wir es geschafft haben, Länder in die Finanzierung mit einzubeziehen. (Neumann: Ja, das kommt noch hinzu, ja...)<“, König, Jürgen: Den DDR-Grenzopfern ein Gesicht geben. Dokumentationsprojekt an der FU Berlin hat begonnen, Deutschland Funk, 10.8.2012 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/den-ddr-grenzopfern-ein-gesicht-geben.1013.de.html?dram:article_id=219602 ; abgerufen am 5.3.2019). Hier sei nur auf einen besonders haarsträubenden Kommentar hingewiesen. Die Seite nimmt für sich in Anspruch, wissenschaftliche Studien kritisch zu hinterfragen, diese allerdings verteidigt sie sehr vehement. Auf eine Kritik durch d. Verf. haben die Betreiber der Seite nicht reagiert. S. Protected: “Böswillige Absicht”: RBB-Journalistin manipuliert und unterschlägt. (https://sciencefiles.org/2018/11/07/boswillige-absicht-rbb-journalistin-manipuliert-und-unterschlagt/ ; abgerufen am 2.4.2019) Dieser besonders bösartige Post ist inzwischen nicht mehr einsehbar: Leichenfeilschen. RBB vertreibt [sic! gemeint ist wohl betreibt; d. Verf.] DDR-Image-Politur (https://sciencefiles.org/2018/11/06/leichenfeilschen-rbb-vertreibt-ddr-image-politur/ ; abgerufen am 2.4.2019). Neben dem Verfasser dieses Aufsatzes waren dies Christian Sachse, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) und wie d. Verf. auch einst selbst langjähriger Mitarbeiter des Forschungsverbundes SED-Staat, und Maria Nooke, seit 2017 Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und einst Mitherausgeberin der Studie zu den Todesopfern an der Berliner Mauer. S. Fröhlich, Alexander: DDR-Grenztote. Grütters will Studie zur Zahl der DDR-Grenztoten prüfen. Wissenschaftler bezweifeln nach Recherchen des rbb eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Studie zur Zahl der Todesopfer an innerdeutscher Grenze. In: Der Tagesspiegel, 6.11.2018 (https://www.tagesspiegel.de/politik/ddr-grenztote-gruetters-will-studie-zur-zahl-der-ddr-grenztoten-pruefen/23586108.html ; abgerufen am 5.3.2019). S. Fröhlich, DDR-Grenztote, und ders. Bundeszentrale für politische Bildung. Umstrittene Studie zu Mauertoten "nicht verfügbar". In: Der Tagesspiegel. 8.11.2018 (https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeszentrale-fuer-politische-bildung-umstrittene-studie-zu-mauertoten-nicht-verfuegbar/23597380.html ; abgerufen am 5.3.2019). Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Präsentation der Ergebnisse des Forschungs- und Dokumentationsprojekts "Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze" (https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/06/2017-06-07-bkm-totenbuch.html?nn=402618 ; abgerufen am 5.3.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. S. z.B. Banse, Philipp: Wie unabhängige Forschung gesichert werden kann. Deutschlandfunk, 8.2.2018, (https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-drittmittel-seuche-wie-unabhaengige-forschung-gesichert.976.de.html?dram:article_id=410313 ; abgerufen am 6.3.2018), sowie weitere Links auf dieser Seite. Mentel, Christian: „Quo vadis, zeitgeschichtliche Auftragsforschung?“ Bericht über die Podiumsdiskussion des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam am 12. Januar 2012 (https://zeitgeschichte-online.de/kommentar/bericht-quo-vadis-zeitgeschichtliche-auftragsforschung ; abgerufen am 6.3.2018); Hachtmann, Klaus: Interessengeleitete Wissenschaftsgeschichte? Auftragsforschung für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (https://zeitgeschichte-online.de/thema/interessengeleitete-wissenschaftsgeschichte ; abgerufen am 6.3.2018), grundsätzlich und überblickartig Sabrow, Martin: Geschichte als Instrument: Variationen über ein schwieriges Thema. In: Geschichte als Instrument: Variationen über ein schwieriges Thema. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ) 42-43/2013 (http://www.bpb.de/apuz/170160/variationen-ueber-ein-schwieriges-thema?p=all ; abgerufen am 6.3.2019). ders. (Hg.): Zeithistorische Konjunkturen. Auftragsforschung und NS-Aufarbeitung in der Bundesrepublik. (https://zeitgeschichte-online.de/thema/zeithistorische-konjunkturen-auftragsforschung-und-ns-aufarbeitung-der-bundesrepublik ; abgerufen am 6,3, 2019). S. dazu Kubina, Michael / Wilke, Manfred: Von Schlussstrich keine Spur. Die Gedenkstättenlandschaft zum SED-Unrecht. In: Deutschland Archiv, 40 (2007), S. 776-783. Viel verändert hat sich seitdem nicht. Vgl. auch die Sicht der Abteilung BF selbst, s. Heidemeyer, Helge: Arbeitspapier für die Expertenkommission des Deutschen Bundestages, 7.4. 2015 (Kommissionsdrucksache 18(2)011 zu TOP 1 am 16.4.2015). Vgl. dazu und auch zur Frage, inwiefern die Diskussion um die Todesopfer des DDR-Grenzregimes angesichts ganz neuer Grenzdiskussionen an Nachwachsende noch vermittelbar ist bzw. durch welche „Brille“ sie aus der Gegenwart auf diese Frage sehen, Kubina, Michael: Die SED und ihre Mauer. Ein Denkmal und wir. Ein Beitrag zur Diskussion, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 25/2009, S. 93-119. Hertle, Hans-Hermann / Nooke, Maria: Die Todesopfer an der Berliner Mauer, 2. Auflage, Berlin 2009. Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 15. Vgl. auch noch im Vorfeld des Projektes Hertle, Hans-Hermann / Sälter, Gerhard: Die Todesopfer an Mauer und Grenze. Problem einer Bilanz des DDR-Grenzregimes. In: Deutschland-Archiv, (39) 4/2006, S. 667-676. Sälter, Gerhard / Dietrich, Johanna / Kuhn, Fabian: Die vergessenen Toten. Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Berlin von der Teilung bis zum Mauerbau (1948-1961). Berlin 2016, S. 10. S. zu den Hoffnungen Ulbrichts und seiner Genossen Kubina, Michael: Ulbrichts Scheitern. Warum der SED-Chef nicht die Absicht hatte, eine „Mauer“ zu errichten, sie aber doch bauen ließ, Berlin 2013, v.a. S. 170 ff., 238 ff.; auch Lemke, Michael (Hg.): Schaufenster der Systemkonkurrenz. Die Region Berlin-Brandenburg im Kalten Krieg, Weimar, Wien 2006; ders.: Vor der Mauer. Berlin in der Ost-West-Konkurrenz 1948 bis 1961, Köln Weimar 2011. Hervorhebung d. Verf. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 288. Diese allgemein verbreitete Sichtweise ist noch einmal verstärkt worden durch die vermeintlichen Erkenntnisse von Hope M. Harrison, Ulbricht habe bereits 1952 eine Mauer um Berlin zur Fluchtverhinderung bauen wollen und sei damals nur am Widerstand Moskaus gescheitert, s. Ulbrichts Mauer: Wie die SED Moskaus Widerstand gegen den Mauerbaubrach. Berlin 2011. Die Verlinkung (http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/ulbrichts-mauer-9783549074022.html ; abgerufen am 29.3.2019) stammt aus Harrisons Publikationsliste auf ihrer Homepage am Columbina Collage of Arts and Sciences (https://history.columbian.gwu.edu/hope-m-harrison ; abgerufen am 29.3.2019), führt aber nicht mehr zum Buch, da der Verlag es aus dem Programm genommen hat. Es wird nicht einmal mehr als „vergriffen“ angezeigt. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung hat das Buch, das sie noch im Erscheinungsjahr ins Programm genommen und damit zusätzlich zur Verbreitung beigetragen hatte, wieder aus ihrem Angebot herausgenommen, s. Harrison, Hope M.: Ulbrichts Mauer. Wie die SED Moskaus Widerstand gegen den Mauerbau brach, Bonn 2011 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung ; Bd. 1178). Zur Kritik an Harrison vgl. Anm. 77. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 27-96, für das Zitat und die Zahlen S. 288 f. Warum die Autoren Schmuggelverdacht nur bei den Außengrenzen Berlins konstatieren, aber nicht an der Sektorengrenze, wird von ihnen nicht begründet und erschließt sich d. Verf. nicht. Da die Autoren in ihren Schlussbemerkungen keine namentliche Zuordnung zu den drei von ihnen als Fluchtfälle eingestuften Todesopfern machen, kann hier nur aus den biographischen Beschreibung geschlossen werden. 1957 war das Jahr mit der liberalsten Reisegenehmigungspraxis, 2,7 Mio. genehmigte Westreisen (inklusive Übersiedlungen), s. SBZ von A-Z, Bonn 1962, S. 193. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 216. Man fragt sich, welches Motiv wohl dahinter stecken mag, wenn im Jahresbericht der Stiftung Berliner-Mauer anlässlich des „Abschlusses des Forschungsprojektes“ dieser einzige Fall eines bei der Überquerung der Grenze tödlich Verunglückten mit den Worten „ein junger Flüchtling“ beschrieben wird. Ein Sechsjähriger ist kein „junger Flüchtling“, sondern schlicht ein Kind, wahrscheinlich sogar noch ein Vorschulkind. S. Stiftung Berliner Mauer. 2016 Jahresbericht, Berlin 2016, S. 24. Allerdings wurde auch schon im Jahresbericht 2012 verkündet, dass das 2009 begonnene Projekt „im November 2012 abgeschlossen werden“ konnte. Hier hieß es: „ein junger Flüchtling ertrank bei der Flucht“, s. Stiftung Berliner Mauer. Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2012, Berlin 2012, S. 27. Einziger Beleg ist, dass in der Liste der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ angegeben wird, seine Leiche sei am 6. Januar 1960 gefunden worden. Neben diesen drei „Fluchtfällen“ gibt es noch den eines fahnenflüchtigen sowjetischen Sergeanten, der aber von den Autoren - zu Recht – bei der statistischen Auswertung in ihren „Schlußbemerkungen“ nicht zu den Fluchtfällen gerechnet wird. Er wird ohne Vorname, nur mit Vatersname und Familienname genannt (Iwanowitsch Scholomotzki). S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 219 bzw. 217 und 288. In dem bereits erwähnten, 2017 in zweiter Auflage erschienenen „Lexikon der innerdeutschen Grenze“ gibt es ein Stichwort „Schmuggel“ oder „Schmuggler“ erst gar nicht. Nur unter dem eine Seite umfassenden Stichwort „Grenzgänger werden mit einem Satz „Schmuggler“ und „Schwarzhändler“ erwähnt. S. Hermann u.a., Lexikon der innerdeutschen Grenze, S. 111. Lapp, Peter Joachim: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR, Bonn 1999, S. 12 ff. Seit 1990 ist eine Vielzahl von Arbeiten zur Regionalgeschichte und an Erinnerungen erschienen, die sich mit den Verhältnissen an der innerdeutschen Grenze befassen und deutlich werden lassen, wie durchlässig diese Grenze in den fünfziger Jahren noch war. Aus der Sicht des westdeutschen Grenzschutzes und Zolldienstes s. etwa Stoll, Klaus Hartwig: Das war die Grenze. Erlebte Geschichte an der Zonengrenze im Fuldaer, Geisaer und Hünefelder Land von 1945 bis zur Grenzöffnung, Fulda 1997, S. 9-29, zum grassiereden Schmuggel S. 18 f und S. 23 ff. Für eine eindrucksvolle Schilderung der Verhältnisse an der Demarkationslinie vor den Maßnahmen von 1952 auf der Mikroebene vgl. auch Walther, Achim / Bittner, Joachim: Heringsbahn. Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben, Offleben und Schöningen, Bd. 1: 1945 bis 1952, Halle 2011, S. 87-267, 298-318. Kruse, Michael: Politik und deutsch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen von 1945 bis 1989, Berlin 2005, S. 15 f.; Nakath, Detlef: Zur Geschichte der deutsch-deutschen Handelsbeziehungen. Die besondere Bedeutung der Krisenjahre 1960/61 für die Entwicklung des innerdeutschen Handels, Berlin 1993, S. 13 (Helle Panke, H. 4). S. für die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand ausführlich Kubina, Ulbrichts Scheitern, passim. Beispielsweise verließen von 1954-1956 fast 120.000 Menschen die DDR mit einer offiziellen Übersiedlungsgenehmigung. Solche Übersiedlungsgenehmigungen wurden bis zum Tag des Mauerbaus erstellt, bereits erteilte Genehmigungen wurden auch noch nach dem Mauerbau vollzogen. S. ebenda, S. 218. Ritter, Jürgen / Lapp, Peter Joachim: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, 8., erweiterte Auflage, Berlin 2011, S. 56. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Vgl. auch die Abbildungen von der innerdeutschen Grenze in: Mitten in Deutschland. Mitten im 20. Jahrhundert. Die Zonengrenze. Hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1958. Diese westdeutsche Propagandabroschüre, die von da an bis weit in die 60er Jahre hinein in mehreren Auflagen massenhaft verbreitet wurde, erschien übrigens erstmals 1958, nicht etwa 1952 oder 1953. Und vor 1958 erschien m. W. auch keine andere, vergleichbare Propagandabroschüre, die die existierende Grenzsicherung an der innerdeutschen Demarkationslinie zum Gegenstand machte. Als direkte Reaktion auf die Maßnahmen vom Mai/Juni 1952 erschien lediglich 1953 eine Dokumentation des Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen zu den rechtlichen und administrativen Maßnahmen, s. Die Sperrmaßnahmen der Sowjetzonenregierung an der Zonengrenze und um Westberlin, hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1953. Gülzau, Jan: Grenzopfer an der sächsisch-bayerischen und sächsisch-tschechischen Grenze in den Jahren 1947-1989, Dresden 2012. Gülzau, Grenzopfer, S. 5. Hervorhebung durch d. Verf. S. Gülzau, Grenzopfer, S. 4. Auch der Umstand, dass bereits seit der Konferenz von Jalta im Februar 1945 von einem „eisernen Vorhang“ gesprochen wurde, und zwar zunächst von Josef Goebbels und wenig später dann auch von Winston Churchill, ist kein Beleg für eine solche Sicht. Von seiner ganzen Begriffsgeschichte her war etwas anderes damit gemeint, als ein „Fluchtverhinderungswall“. S. Eiserner Vorhang. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang#Begriffsgeschichte ; abgerufen am 15.3.2019); Europäisches Bildergedächtnis - Eiserner Vorhang (http://www.demokratiezentrum.org/themen/europa/europaeisches-bildgedaechtnis/eiserner-vorhang.html ; abgerufen am 15.3.2019). Bei dem knapp siebzehnjährigen Heinz-Uwe Mauersberger (1961) ist nicht einmal klar, ob er überhaupt über die CSSR nach Westdeutschland fliehen wollte. Dieter Sudar war ein fahnenflüchtiger amoklaufender NVA-Soldat, stationiert in Prora auf Rügen, der in der ČSSR einen Grenzer (Jaroslav Soukup) erschoss, der ebenfalls als Grenzopfer gelistet wird. Im Fall von Michael Kühnel (1978) einem Begleiter ist nicht geklärt, ob sie bereits während ihres illegalen Grenzübertritt in die ČSSR von der tschechoslowakischen Grenzsicherung „auf frischer Tat ertappt wurden, oder ob sie lediglich wg. Fahrens mit überhöhter Geschwindigkeit die Aufmerksamkeit der tschechoslowakischen Polizei auf sich zogen“. Beim Versuch das Motorrad zum Halten zu zwingen, ereignete sich dann der für Michael Kühnel tödliche Verkehrsunfall. S. Gülzau, Grenzopfer, S. 51 ff, 60f. Gülzau, Grenzopfer, S. 14. Gerhard Schätzlein bringt in seinem Beitrag im „Begleitband I“ von Schroeder/Staadt zum biographischen Handbuch beeindruckende Belege dafür, dass es für die Toten an dieser Grenze eben lange ganz andere Gründe als Fluchtverhinderungsversuche gab. Doch warum berücksichtigen Schroeder und Staadt diese ihnen vorliegenden Erkenntnisse nicht bzw. hinreichend bei ihren Kategorienbildungen? S. Schätzlein, Gerhard: Blutige Grenze 1945 bis 1949. Von den Schwierigkeiten, über diese Zeit zu berichten. In: Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.) Die Grenze des Sozialismus in Deutschland. Alltag im Niemandsland. Begleitband I zum biografischen Handbuch über die Todesopfer des DDR-Grenzregimes 1949-1989, Berlin u.a. 2018 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat ; Bd. 25), S. 11-124. Noch drei Monate nach dem Bau der Berliner Mauer, fast 10 Jahre nach dem Beginn der Befestigung der innerdeutschen Grenze, begann Der Spiegel einen Bericht über die Oder-Neiße-Grenze mit folgenden Worten: „Seit 16 Jahren gibt es in Europa kaum eine Grenze, die so scharf bewacht wird, so häufig in den Schlagzeilen der Weltpresse erscheint und so schwierig zu passieren ist wie die 456 Kilometer lange Grenzlinie an Oder und Neiße. Stacheldrahtzäune, Wachttürme und schwerbewaffnete Grenzpolizisten sichern jene Linie, hinter der die ehemaligen Ostprovinzen des 1945 zerschlagenen Deutschen Reiches liegen“. S. Der Spiegel, 48/1961, 22.11.1961, S. 54. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367633.html ; abgerufen am 11.3.2019). Allerdings war diese Grenze dafür weitaus weniger geeignet, da sie durch die Flüsse Oder und Lausitzer Neiße gebildet wurde. An der Grenze zu Polen und der Tschechoslowakei wurden im zweiten Halbjahr 1949 ca. 900 bzw. ca. 1.800 illegale Grenzgänger gestellt, 1947 wurden „unter anderem 30.000 Bürsten, 4.000 Luftdruckmesser, über 76.000 Stück Maschinennadeln, 48.000 Kanülen, 56.000 Rasierklingen und 2.000 Thermometer beschlagnahmt“. Schultke, Dietmar: „Keiner kommt durch“. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945-1990. Mit Beiträgen von Günter Wallraff und Jürgen Fuchs, Berlin 2008, S. 22 ff., sich auf Hanisch, Wilfried: : Die Grenzpolizei bei der revolutionären Umgestaltung bis zur Gründung der DDR. In: Militärgeschichte 13. Jg. (1974), H. 4, S. 492, berufend. Es gab eine gemeinsame Instruktion (November 1946) der Sowjetischen Militäradministration (SMA) zum Schusswaffengebrauch „für alle an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechoslowakischen Grenze diensttuenden Angehörigen der Polizeiposten“, s. Interessengemeinschaft Grenzernachlässe und Archiv IGRA (Hg.): Die Entwicklung der Schusswaffengebrauchsbestimmung der Grenzsicherungsorgane in der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik 1946 bis 1990, o.O. [Berlin 2013], S. 8 f. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Ulla Jelkpke, Maritta Böttcher und der Gruppe der PDS, Deutscher Bundestag, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/5845, 17.10.1989. (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/058/1305845.pdf ; abgerufen am 19.3.2019). Der Autor fügt leider keinen Beleg an. Trees, Wolfgang: Schmuggler, Zöllner und die Kaffeepanzer. Die wilden Nachkriegsjahre an der deutschen Westgrenze, Aachen 2002, S. 172. Für die Jahre 1946 und 1947 wurde für Berlin nicht nach Todesopfern recherchiert. Nimmt man auch die Jahre 1953 und 1954 hinzu, um auch einen Zeitraum von sieben Jahren zu haben, waren es insgesamt 28 Todesopfer, s. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 289. Trees, Schmuggler, passim, v.a. S. 62-81. Die Geschichte der Kinderschmuggler ist auch in Romanform verarbeitet worden, s. Borrmann, Mechthild: Grenzgänger. Die Geschichte einer verlorenen Kindheit, München 2017. Die „sündige Grenze“ bei Aachen wurde sogar damals auch verfilmt. Das Aachener Jugendamt fürchtete nach einem Bericht des Spiegels, der Film „könnte von weniger gefestigten Charakteren leicht als eine Verherrlichung des Bandenschmuggels aufgefaßt werden.“ S. Rabatz-Bande. Marianne an der Grenze. In: Der Spiegel, 38/1951, 19.09.1951, S. 26-29 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29194808.html ; abgerufen am 11.3.2019); Trees, Schmuggler, S. 388-397. Schmuggel. Schüsse an der Grenze. In: Der Spiegel, 12/1964, 18.3.1964, S. 71 f. ( http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46163491.html ; abgerufen am 11.3.2019); Huhn, Klaus: Über Todesschüsse an der Westgrenze, Berlin 2011, S. 78. Am Caffeehandel beteiligt. Deutschlands Schmuggler. In: Der Spiegel, 28/1950, 13.7.1950, S. 19-24 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44448927.html ; abgerufen am 11.3.2019). S. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.4.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 16. Juli 2019). S. Schmugglerdenkmal in Mützenich: Ein Kaffeeschmuggler erzählt. In: BRF Nachrichten, 5.6.2012, (https://brf.be/regional/402900/ ; abgerufen am 19.7.2019) Schmuggler-Denkmal am Grenzübergang Mützenich eingeweiht. In: Aachener Zeitung, 4.6.2012 (https://www.aachener-zeitung.de/lokales/eifel/schmuggler-denkmal-am-grenzuebergang-muetzenich-eingeweiht_aid-26607697 ; abgerufen am 19. Juli 2019) S. Gunkel, Christoph: Schmuggle in der Nachkriegszeit. Kaffeepanzer im Bohnenkampf. In: Spiegel Online, 7.9.2009 (http://www.spiegel.de/einestages/schmuggel-in-der-nachkriegszeit-a-948482.html ; abgerufen am 13.11. 2019); Trees, Schmuggler, z.B. S. 136 ff., 267 ff.; Zollmuseum Friedrichs. Der Schmuggel nach 1945 ( http://www.zollmuseum-friedrichs.de/sammlungen/schmuggel/index.html ; abgerufen am 11.3.2019; Aachener Kaffeefront. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_Kaffeefront ; abgerufen am 11.3.2019). Die Geschichte des Grenzschutzkommandos Nord 1951-1991, Hg.: Grenzschutzkommando Nord, Hannover 1991, S. 20 f., auch Schmidt, Hans Jürgen: „Wir tragen den Adler des Bundes am Rock ….“In Freiheit dienen. Bd. I: Chronik des Bundesgrenzschutzes am Beispiel des Standorten Coburg 1951-1992, Coburg 1993, S. 77. Wie übrigens auch, dass Deutsche schon einmal einen lebensgefährlichen Grenzzaun gebaut hatten, 1915 auf einer Länge von 300 Kilometern an der belgisch-niederländischen Grenze, mit Starkstrom gesichert und absolut tödlich. Aufgabe eines Historikers sollte eigentlich sein, historisch einzuordnen, zu „historisieren“. S. 1915. Der deutsche Elektrozaun, der Tausende tötete (https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/1915-der-deutsche-elektrozaun-der-tausende-toetete_aid-26008957 ; abgerufen am 11.3.2019); Grenzhochspannungshindernis. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzhochspannungshindernis ; abgerufen am 11.3.2019), dort weitere Literaturhinweise. Rybicki, Kerstin: Sportler an einen Tisch! Berlin und die „Westarbeit“ des deutschen Sportausschusses in den frühen 1950er Jahren. In: Braun, Jutta / Teichler, Hans Joachim (Hg.): Sportstadt Berlin im Kalten Krieg. Prestigekämpfe und Systemwettstreit, Berlin 2006, S. 66-95, hier S. 82 f., Lemke, Michael: Die „Gegenspiele“ Weltjugendfestival und FDJ-Deutschlandtreffen in der Systemkonkurrenz. In: Timmermann, Heinz (Hg.): Die DDR in Europa. Zwischen Isolation und Öffnung, Münster 2005, S. 452-505, hierzu S. 471. Die Geschichte des Grenzkommandos Nord, S. 17 ff. Vgl. auch Schätzlein, Gerhard / Rösch, Bärbel / Albert, Reinhold: Grenzerfahrungen. Bd. 1.: Bayern – Thüringen 1945-1971, Hildburghausen 2002, S. 71 ff. Die „Falken“ waren damals die Kinder- und Jugendorganisation der SPD. Nach Auskunft verschiedener Personen aus Dömitz sind dort keine Anhaltspunkte bekannt, dass die Geschichte sich wesentlich anders, als von kommunistischer Seite damals behauptet, abgespielt haben könnte. Der nach Werner Tiegel benannte Sportplatz wurde aufgegeben, die Benennung nach Werner Tiegel aber nie aufgehoben. Der Gedenkstein existiere noch, die Inschrift sei aber kaum noch lesbar. Auskunft vom 4.4.2019. Vor 60 Jahren: „Knüppel frei!“ zur freiheitlich-demokratischen Prügelorgie“. In: UNZ, 9.8.2011 (https://www.unz.de/nc/aktuell/thema/detail/news/vor-60-jahren-knueppel-frei-zur-freiheitlich-demokratischen-pruegelorgie/ ; abgerufen am 4.4.2019), vgl. auch III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin - 05.08.-19.08.1951 (https://www.fdj.de/internationales/chronik-der-weltfestspiele/iii-weltfestspiele-der-jugend-und-studenten-in-berlin-05-08-19-08-1951.html ; abgerufen am 4.4.2019). Robert Lehr war von 1950 bis 1953 Bundesminister des Innern. Erstes Opfer der Amisöldner beigesetzt. Falken demonstrierten am Grabe Werner Tiegels gegen Adenauer-Kriegskurs Ludwigslust (ADN). In: Neues Deutschland, 22.8.1951 (https://www.nd-archiv.de/ausgabe/1951-08-22 ; abgerufen am 4.4.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. So war es bereits auch im Forschungsantrag formuliert. Eines der Standardwerke zur deutsch-deutschen Grenze befasst sich, obwohl im Titel ohne zeitliche Begrenzung, fast ausschließlich mit der Zeit nach 1961, weil dies eben die Zeit ist, wegen der uns diese Grenze so besonders interessiert, s. Thoß, Hendrik: Gesichert in den Untergrund. Die Geschichte der DDR-Westgrenze, Berlin 2004. Dass Forschungsstand und –diskussion bei Schroeder/Staadt so fast vollständig ignoriert werden, ist umso verwunderlicher, als d. Verf. die Behauptung (v.a. von Hope M. Harrison, Gerhard Wettig), die Maßnahmen zur Grenzsicherung hätten mehr oder weniger von Anfang an und primär der Fluchtverhinderung gedient, ja Ulbricht habe sogar bereits 1952 in Berlin eine Mauer zur Fluchtverhinderung bauen wollen, im Vorfeld des Projektes in der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat (ZdF) in drei Aufsätzen in Frage gestellt hatte. S. Kubina, Michael: Ulbrichts obskures Objekt der Begierde. Korrekturen zum Geschichtsbild von Ulbrichts angeblichen Mauerplänen vom Anfang der 50er Jahre. In: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 29/2011, S. 26-81; ders.: Frau Hope M. Harrisons Mauer (und ihre Folgen). Oder wie ein politikwissenschaftliches Modell mit der Hermeneutik wedelt, Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 31 (Teil I) und 32 (Teil II)/2012, S. 74-108 bzw. 84-109. Im letztgenannten Heft sind leider einige Beiträge, darunter nicht zuletzt auch der d. Verf., durch Fehler in den Druckvorlagen entstellt worden. Zusammengefasst auch in Kubina, Ulbrichts Scheitern, passim. Von 1953 bis September 1961 gab es nach bundesdeutschen Angaben 14,6 Mio. legale, also mit Genehmigung der DDR-Behörden erfolgte Einreisen in die Bundesrepublik. In Mio. 1953: 1,5; 1954: 2,6; 1955: 2,3; 1956: 2,4; 1957: 2,7; 1958: 0,7; 1959: 0,9; 1960: 0,8; 1961 (Jan-Sept.): 0,7. Es gab jährlich in etwa gleichviele Ausreisen (nicht mit Übersiedlungen zu verwechseln!) aus Westdeutschland in die DDR. Vor dem 17. Juni 1953 wurden von der DDR Reisegenehmigungen (Interzonenpässe) „nur in Ausnahmefällen ausgegeben.“ S. SBZ von a-z, Bonn 1962, S. 192 f. Für weitere statistische Angaben vgl. auch Major, Patrick: Behind the Berlin Wall. East Germany and the Frontiers of Power, Oxford 2010, S. 56 ff. Von 1954 bis 1958 waren es 247.838 DDR-Bewohner, die per Reisegenehmigung nach Westdeutschland kamen und sich dort als „Flüchtlinge“ registrieren ließen. 1954: 68.671 = 37,3%; 1955: 103.671 = 41,0%; 1956: 119.545 = 42,8%; 1957: 140.345 = 53,6%; 1958: 62.563 = 30,7%; 1959: 33.760 = 23,5%. S. SBZ von A-Z, Bonn 1959, S. 157. Dass dies durchaus auch auf wenigen Seiten in angemessener Präzision möglich ist, wenn man den Forschungsstand rezipiert hat, zeigt etwa Schmiechen-Ackermann: Teilung – Gewalt – Durchlässigkeit. Die innerdeutsche Grenze als Thema und Problem der deutschen Zeitgeschichte. In: Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990, hg. von Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann und Carl-Hans Hauptmeyer, Darmstadt 2011, S. 16-22. Insgesamt wirkt der Beitrag ein wenig wie eine Resteverwertung von Archivfunden, s. Staadt, Die DDR-Staatsgrenze, S. 469 ff. Mit zwei Ausnahmen behandeln auch die anderen Beiträge in diesem Band – ebenfalls wie selbstverständlich – nur die Zeit nach dem Mauerbau. Joachim Heise behandelt in seinem dokumentarischen Beitrag auf 15 von 73 Seiten auch die Zeit vor 1961: Leben im Sperrgebiet – Fallbeispiel Nordhausen“, in: ebenda, S. 125-198. Gerhard Schätzlein widmet sich ausschließlich die Zeit von 1945 bis 1949: Blutige Grenze 1945 bis 1949. Von den Schwierigkeiten, über diese Zeit zu berichten, in: ebenda, S. 11-124. Sie schließt dies offenbar nur daraus, dass nach 1958 die Spionagefälle zurückgingen. Leider macht sie keine Angaben dahingehend, wie die gut 400 Spionagefälle von 1950-1957 sich auf die einzelnen Jahre verteilen, ob also tatsächlich ein abrupter Einbruch 1958 vorliegt, als mit dem Passgesetz eine rechtliche Grundlage zur Verurteilung von „Republik“-flucht zur Verfügung stand. Aber selbst dann wäre zu prüfen, ob die Ursache nicht vielleicht eher in den Folgen des XX. Parteitages der KPdSU zu suchen sind, ganz abgesehen davon, dass man wenigstens ein paar Beispiele dafür bräuchte, in denen eine versuchte “Republik“-flucht mittels eines vorgeschobenen Spionagevorwurfs sanktioniert worden ist. S. Eschwege, Kerstin: Repression gegen „Republikflüchtlinge“ und „Ausreiseantragsteller im Bezirk Magdeburg. In: Schroeder/Staadt, Die Grenze des Sozialismus, S. 199-238. Schroeder/Staadt, Todesoper, S. 10 f., geben, ohne genaue Quellenangabe, z.B. unter Berufung auf eine Statistik der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei für das Jahr 1956 „316.028 Flüchtlinge“ an. In diesem Jahr blieben 119.545 DDR-Bewohner nach einer legalen Reise im Westen. Nach westdeutschen Angaben waren das 42,8% der dort die Notaufnahme beantragenden Personen, s. SBZ von A-Z, Bonn 1959, S. 157. Im gleichen Jahr gab es seitens der DDR 46.313 offizielle Übersiedlungsgenehmigungen seitens der DDR-Behörden, s. Vorschläge der Hauptabteilung Pass- und Meldewesen für die Kommission des Politbüro, 20.3.1957, Fischer, VP-Inspektor, BArch DO 1/27964, Bl. 109-122, hier Bl. 115. Zu klären wäre z.B. gewesen, ob diese in die Zahl der HV der DVP eingeschlossen sind. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 10. Schätzungen gehen von einem Umfang zwischen 40 und 200 Prozent des legalen „Interzonenhandels“ aus, s. Kubina, Ulbrichts Scheitern, S. 54, vgl. auch Lapp, Gefechtsdienst, S. 14; Schultke, Keiner kommt durch, S. 72 ff. S. hierzu die eindrucksvolle Darstellung jener historischen Linien, in deren Tradition man sich im BGS zumindest 1993 noch sah „Grenzschutz in Deutschland: Legionäre – Soldaten – Polizisten“. Kaptiel 1 ist überschrieben „Die römischen Legionen grüßen. Der 1. >Eiserne Vorhang entsteht<“. Weiter geht es über das „Fränkische Reich“, das Rittertum, die Landsknechte, den „Grenzschutz des Reiches gegen die Türkengefahr“, die „Abwehr von Störungen und Gefahren, die von außen drohen, durch Reichsarmee und Landdefension etc. etc., s. Schmidt, Wir tragen, S. 9-53. Vgl. exemplarisch Stoll, Das war die Grenze, v. S. 9-88, auch die in den Anmerkungen 69 und 90 genannte Literatur. S. z.B. die ersten Todesopfer auf den Seiten 31 ff. Dazu s.a. weiter unten hier. S. z.B. den Fall der Ordensschwester Sigrada, deren Todesumstände „ungeklärt“ sind, die aber nichtsdestotrotz unter der Fallgruppe A (geklärte Fälle) aufgeführt wird, Schroeder/Staadt: Todesopfer, S. 77-79. Vgl. Behnen, Isabel: Walkenried-Ellrich. „Schwarz über die grüne Grenze“. In: Grenzziehungen, S. 112-114. S. z.B. Gundlach, Horst: Die deutsch-deutsche Grenze im Südharz. Eine Dokumentation der Ereignisse von 1945 bis 1990, Bad Sachsa 2009; Krieg, Wilhelm / Hosang, Joachim: Hüben und drüben, Braunschweig 1992; Hartmann, Andreas/Künstig, Sabine (Hg.): Grenzgeschichten Berichte aus dem deutschen Niemandsland, Frankfurt a. M. 1990; Schätzlein/Rösch/Albert, Grenzerfahrungen. SBZ von A-Z. Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, Bonn 1953, S. 65; gleichlautend in der zweiten Auflage, Bonn 1954, S. 76, auch in der dritten, Bonn 1956, S. 122. Erst ab der vierten Auflage, Bonn 1958, werden „Schmuggler“ weggelassen, stattdessen die verbleibenden beiden Personengruppen mit „insbesondere“ eingeleitet. Gegen den roten Funktionär. Material zum Entwurf eines Gesetzes über Einreise und Ausreise, hg. von der Bundesregierung, Bonn 1960. Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, Bd. 14: 1961, München 2004, S. 73 (http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/k/k1961k/kap1_2/kap2_3/para3_4.html ; abgerufen am 17.3.2019). Ein- und Ausreise. Das Monstrum. In: Der Spiegel, H. 50, 7.12. 1960, S. 28-31, hier S. 30 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43067831.html ; abgerufen am 17.3.2019). Theo Sommer fragte in der Zeit: „Mehr Angst als Freiheitsliebe?“. In: Die Zeit Nr. 48, 25.11.1960, S. 1 (https://www.zeit.de/1960/48/mehr-angst-als-freiheitsliebe ; abgerufen am 17.3.2019). Ulbricht sprach übrigens damals, im November 1960, gegenüber Politbüromitglied Alfred Neumann davon, dass Bonn gegenüber der DDR einen „eisernen Vorhang“ herablassen wolle. S. dazu und zum geplanten bundesdeutschen „Gesetz über Einreise und Ausreise“ Kubina, Ulbrichts Mauer, S. 347-354. Erinnerung an Opfer des DDR-Grenzregimes ( https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/erinnerungen-an-opfer-des-ddr-grenzregimes/ ; abgerufen am 11.3.2019). Dora Scheibel und Hans Joachim Damm, s. Kostka, Jan: An der Grenze erschossen. Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes auf dem Gebiet der heutigen Ländergrenze Sachsen-Anhalt/Niedersachsen, Hg.: Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, o.O. [Magdeburg] 2019, S. 23, vgl. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 75 f. bzw. 85 f. Bei Dora Scheibel schreiben die Autoren selbst, dass sie „in der Bundesrepublik Arbeit suchen“ wollte. Ein damals noch ganz normaler Vorgang in beide Richtungen, nur dass Dora Scheibel illegal über die Grenze gehen wollte. An der Grenze erschossen, S. 12-14. Werner Kinsky (1949), Dora Scheibel (1951), Hans-Joachim Damm (1952), Günter Porzuckowiak (1953), Werner Thiemann (1953), Reginald Lehmann (1956). Minen wurden nach bisherigen Kenntnissen erst ab 1961 verlegt, wenn sich auch in Erinnerungen zuweilen Behauptung finden, es hätte schon Ende der 50er Jahre Minenfelder gegeben. Im Lexikon der innerdeutschen Grenze, S. 211 ff. finden sich keine Angaben für vor 1961, bei Lapp, Gefechtsdienst, S. 33, ist ebenfalls erst ab 1961 von Minen die Rede. S. An der Grenze erschossen, S. 8. Ritter, Jürgen / Lapp, Peter J.: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, Berlin 2011, S. 56. Vgl. auch die Abbildungen von der innerdeutschen Grenze in: Mitten in Deutschland. Mitten im 20. Jahrhundert. Die Zonengrenze. Hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1958. Diese westdeutsche Propagandabroschüre, die von da an bis weit in die 60er Jahre hinein in mehreren Auflagen massenhaft verbreitet wurde, erschien übrigens erstmals 1958, nicht etwa 1952 oder 1953. Und vor 1958 erschien m. W. auch keine andere, vergleichbare Propagandabroschüre, die die existierende Grenzsicherung an der innerdeutschen Demarkationslinie zum Gegenstand machte. Als direkte Reaktion auf die Maßnahmen vom Mai/Juni 1952 erschien lediglich 1953 eine Dokumentation des BMG zu den rechtlichen und administrativen Maßnahmen, s. Die Sperrmaßnahmen der Sowjetzonenregierung an der Zonengrenze und um Westberlin, hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1953. Erst ab Herbst 1957. Demarkationslinie. Deutsche Verwaltung des Innern in der SBZ. Lapp, Gefechtsdienst, S. 15 f. Lapp, Gefechtsdienst, S. 15. Lapp bezieht sich für seine Aussage auf Hanisch, Grenzpolizei, 1974, S. 55 ff., und Fricke, Hans: Davor-Dabei-Danach. Ein ehemaliger Kommandeur der Grenztruppen der DDR berichtet, Köln o.J. (1992), S. 72 f. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.04.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 19. Juli 2019) S. Schmiechen-Ackermann, Todesopfer, S. 32. D. Verf. liegen keine Zahlen für diese Zeit vor und da dessen Arbeit ohne staatliche Förderung erfolgt, sind den Recherchen auch klare Aufwandsgrenzen gesetzt. Lapp, Gefechtsdienst, S. 14 f, dort auch weitere Informationen zum relativ laxen Umgang mit den Festgenommenen und den Anweisungen zum Schusswaffengebrauch. Schultke, Keiner kommt durch, S. 23 f. unter Berufung auf Hanisch, Grenzpolizei, 1974, S. 492. Schultke, Keiner kommt durch, S. 24. unter Berufung auf Hanisch, Grenzpolizei, 1986, ohne Seitenangabe. So der Titel einer 1999 erschienenen Untersuchung, die seitdem in etlichen Neuauflagen erschienen ist, Schultke, Dietmar: „Keiner kommt durch". Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945 – 1990, Berlin 1999, letzte Aufl. 2017. Nicht von ungefähr nehmen die Jahre vor dem Mauerbau inklusive Einleitung, Zeittafel und Dokumenten nur gut 50 der 256 Seiten ein. Kostka, der Mitarbeiter des FU-Projektes gewesen war, führt analog zum Vorgehen von Schroeder/Staat noch weitere Fälle als angebliche „Todesopfer des DDR-Grenzregimes“ auf (v.a. Suizide von Grenzern), auf die aber weiter unten im Zusammenhang mit Schoeder/Staadt grundsätzlich eingegangen wird. Es handelt sich um Franz Prambas, der am 27.10.1945 „nach Zeugenaussagen beim Versuch die Demarkationslinie bei Rottenbach (Bayern) zu überschreiten, um in seinen Wohnort Derenburg (Stadt-Blankenburg) [in Sachsen-Anhalt; d. Verf.] zurückzukehren, von sowjetischen Soldaten erschossen wurde. Seine Leiche wies zwei Genickschüsse auf.“ S. An der Grenze erschossen, S. 32. Der in der Broschüre für Fälle, die nicht in der Studie von Schroeder/Staadt enthalten sind, angegebene Internetlink führt nur auf die Startseite des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU. Zu den Biografien der Todesopfer muss man sich mühsam seinen Weg suchen, Fritz Prambas konnte v. Verf. unter den „Biografien von Todesopfern“ nicht gefunden werden (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das-DDR-Grenzregime/Biografien-von-Todesopfern/index.html ; abgerufen am 12.3.2019). Man sehe sich nur die Erinnerungsberichte bei Schätzlein/Rösch/Albert, Grenzerfahrungen, S. 15 ff. an, auch Naimark, Norman M.: Die Russen in Deutschland. Die Sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949, Berlin 1999, v.a. S. 86 ff. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Gülzaus Studie aus dem Jahr des Projektbeginns hätte dazu aber eigentlich hinreichend Anlass geben müssen, zumal Gülzau selbst Teil des Autorenteams der Studie von Schroeder/Staadt war, s. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 29. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 16 ff. Gülzau, Grenzopfer, S. 6. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 14. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 5, 7. Lediglich in einigen Kurzbiographien gibt es sporadisch mal einen solchen Hinweis, da die Fälle anderenfalls gar nicht zu verstehen wären. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 16. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 16.11.2018). Dies ist zwar auch von Hertle/Nooke scheinbar analog so gemacht worden, aber deren fünf Fallgruppen enthielten auch nicht derart unterschiedlich zu bewertende Fälle wie sie bei Schroeder/Staadt etwa unter der Fallgrupp A zusammengefasst sind (Grenzgänger, Schmuggler, „Republik“-flüchtlinge). Bei Hertle/Nooke reichte für die Gliederung die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Nicht-Grenzern auf der einen und (nicht flüchtenden) Grenzern auf der anderen Seite, S. Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 5. Selbst beim Zusammenrechnen der Zahlen sind dann Fehler unterlaufen. Es scheint, dass die Herausgeber selbst ein wenig den Überblick über ihre Definitionsvariationen verloren haben. Auf S. 25 heißt es: „Die 262 Todesfälle der ersten beiden Fallgruppen lassen sich den fünf oben erwähnen [sic!] Kategorien des biographischen Handbuches über die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989 zuordnen.“ Zählt man die unter „Ergebnisse“ gemachten Zahlen zusammen, ergeben sich aber 263 Todesfälle (238+25). Das ist auch in der zweiten Auflage noch so. Es wurde bereits erwähnt, dass sich die beiden Fallgruppen aber auch gerade nicht den Kategorien bei den Mauer-Toten zuordnen lassen, im Fall von Fallgruppe B nicht einmal den eigenen Untergliederungen. S. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 638. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Kurz Zimmermann (1949), Helmut Gill (1950), Bruno Fischer (1950), Hans-Joachim Damm (1952), Günter Porzuckowiak (1953), Werner Thiehmann (1953), Adolf Kohlus (1955), Max Grübner (1955), Harry Moll (1956), Reginald Lehmann (1956), Ditmar Pietsch (1957), Josef Baudig (1957), Gustav Schröder (1960). Siegfried Tittmann (1954), Günter Kerski (1956), Erich Bebensee (1956), Folker Centner (1957), Helmut Hohlstein ((1958), Hans-Joachim-Pfleger (1958). Max Grübner, S. 121 ff. Grenzregime. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzregime ; abgerufen am 1.4. 2019). Zu den Maßnahmen des BGS anlässlich dieser Weltjugendfestspiele vgl. oben, Kapitel „Wild West im Westen – deutsche Nachkriegsgrenzen“. Welche der von der rbb-Journalistin Gabi Probst in ihrem Bericht wiedergegebenen Aussagen Moniens aus den Akten Schroeder/Staadt nun in Frage stellen, sagen sie leider nicht. S. Schroeder/Staadt, Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen 14.3.2019). S. Schroeder/Staadt, Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück, (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html (Abgerufen am 14.3.2019). Grundsätzlich s. Wagenlehner, Günther: Die russischen Bemühungen um die Rehabilitierung der 1941 - 1956 verfolgten deutschen Staatsbürger: Dokumentation und Wegweiser, Bonn 1999 (Gesprächskreis Geschichte ; Bd. 29) S. 7 ff. (http://library.fes.de/fulltext/historiker/00700001.htm#E10E2 ; abgerufen am 14.3.2019). S. Erschossen in Moskau, Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, Berlin 2008, S. 16 (Anm. 8). Schmiechen-Ackermann, Detlef: Die Todesopfer an der innerdeutschen Grenze 1945-1989. Expertise zur geplanten Durchführung eines Forschungsprojektes zum Gedenken an die Opfer des DDR-Grenzregimes, für das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Referat 211 (AZ.: 11333/4.6), 31. Juli 2006, S. 35. Hertle/Nooke haben nur Suizidfälle von Flüchtlingen aufgenommen, die „sich angesichts des Scheiterns ihes Fluchtvorhabens das Leben nahmen bzw. an den Folgen der dabei erlittenen Verletzungen gestorben sind“, Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 15, grundsätzlicher S. 480 ff. Liebig, Horst: Tod an der Grenze – ein tragisches Kapitel deutscher Geschichte (hg. von Steffen Pohle), o.O. (Joachimsthal) o.J. (2017), S. 509, bemerkte diesen Umstand bereits vor Erscheinen der Studie auf Basis der damals bereits im Internet auf der Seite des Forschungsverbundes SED-Staat zugänglichen Biografien: „Es fällt dabei auf, dass Suizide, Schusswaffenunfälle und auch andere Fälle aufgenommen wurden, die nicht unmittelbar mit der Sicherung der Staatsgrenze in Verbindung zu bringen sind.“ Das Werk des Autors (ehemals Berufsoffizier und Journalist bei den Grenztruppen) sei hier nur erwähnt, da er nach Wissen d. Verf. bisher der einzige ist, der diesen Unterschied zu Hertle/Nooke und dessen Problematik öffentlich angemerkt hat. Ansonsten ist das apologetische Buch, allein schon satztechnisch, eine Zumutung, die „Lektoratshinweise“ (S. 5 ff.) muten geradezu satirisch an. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 17 (Anm. 25). Gülzau, Grenzopfer, S. 9. An der Grenze erschossen, S. 7 (Anm. 3). Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 482. Auch der bereits erwähnte und im Nachgang des Projektes von Schroeder und Staadt als „Begleitband I“ herausgegebene Sammelband liefert dies, die vergleichende Perspektive auf die Entwicklung des Grenzregimes bzw. der Grenzregime, eine Einordnung des Grenzregimes in den Kontext der europäischen Teilung und den des Kalten Krieges kaum. Zudem fällt auf, dass von den als am biographischen Handbuch beteiligt genannten 16 Autoren (Der Herausgeber Klaus Schroeder ist nicht darunter) mit Stefan Appelius, Enrico Seewald, Jochen Staadt (sowie Klaus Schroeder) nur vier Projektmitarbeiter mit einem Beitrag vertreten sind. S. Schroeder/ Staadt, Die Grenze des Sozialismus; für die Aufzählung der Autoren s. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 29. Projektleiter Klaus Schroeder im Gespräch (mit Marcel Fürstenau), Deutsche Welle, 10.8.2012 (https://www.dw.com/de/die-toten-an-der-innerdeutschen-grenze/a-16159572 ; abgerufen 5.3.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 10-12. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 529 ff. Allerdings benutz er diesen Begriff in seiner Erwiderung auf die Rede der Kulturstaatsministerin Grütters vom 8.4.2019. Dort spricht er davon, dass die Suizide „auf einen kausalen Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime“ hin geprüft wurden: „Im Ergebnis wurden 43 Suizide im kausalen Zusammenhang des DDR-Grenzregimes festgetellt [sic!].“ S. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.4.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 16. Juli 2019). Die Stellungnahme ist außerordentlich polemisch und geht auf den Kern der Kritik nicht ein. Vgl. auch Staadt, Jochen: Die DDR-Staatsgrenze West und ihre Bewacher. Schießbefehl, Minen, Überwachung, Abversetzungen, Widerstand, Fahnenfluchten. In: Schroeder/Staadt, Die Grenzen des Sozialismus, S. 413-485, hier S. 447-458. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 533. Klassische Ehe- und Beziehungsprobleme, Vereinsamung u.ä. Überforderung, Schlampereien, oft banale dienstliche Vergehen, die anscheinend ein Fass zum Überlaufen gebracht haben. Allgemein bekannt ist auch, dass die Armee in der DDR nicht selten auch gerade psychisch labile Menschen anzog, die sich gerade dort die Lösung ihrer persönlichen Probleme erhofften, zumeist natürlich vergeblich. Die Dienstgrade werden nicht etwa am Beginn der Kurzbiographie, zusammen mit den Geburts- und Todestag, sowie Ort genannt, sondern erscheinen nur beiläufig, irgendwo im Text, so dass der Leser auch hier nur durch Studium aller Kurzbiographien einen Eindruck davon bekommen kann, inwiefern es sich hier um Wehrpflichtige und inwieweit um höhere Dienstgrade handelt, also um Menschen die aus eigenem Antrieb zur Grenze bzw. in die Armee gegangen sind. Auch in der Tabelle im Anhang werden die Dienstgrade nicht genannt. S. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 654-657. Ebenda, S. 534. Ebenda, S. 535. Es gibt unter den 43 Suiziden im Buch mit Frank Bretfeld (S. 562 f.) gerade einen einzigen Fall, in dem ein Soldat sich das Leben nahm, nachdem in seinem Einsatzbereich am Vortag ein Flüchtender in ein Minenfeld geraten war und dessen Beine zerfetzt wurden. Ebenda, S. 539. Dieser Menschen „ehrend zu gedenken“, sei Aufgabe ihres Buches, so schreiben es jedenfalls Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Für die Gelegenheit zur Einsichtnahme in die Akten danke ich Frau Gabi Probst. Probst, Gabi: DDR-Grenztote. Muss Zahl nach unten korrigiert werden? rbb, 5. November 2018 (https://www.youtube.com/watch?v=_1eJreMDjqs&feature=youtu.be ; abgerufen am 17.7. 2019) S. Schroeder/Staast, Todesopfer, S. 579. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, hier S. 261; als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 579. BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 20. Hervorhebung durch d. Verf. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, hier S. 261; als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Für die Erwiderung von Schroeder/Staadt zu den Vorwürfen des rbb, auch konkret zum Fall Hans Schmidt s. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, 2 . Aufl., S. 579. BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 20. Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Für die Erwiderung von Schroeder/Staadt zu den Vorwürfen des rbb, auch konkret zum Fall Hans Schmidt s. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 24a. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). Suizide in den Grenztruppen ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das-DDR-Grenzregime/Suizide-im-Grenzdienst/index.html ); abgerufen am 17.7.2019). Bei Schroeder/Staadt werden Quellen nur pauschal angegeben, nicht direkt zu Zitaten und Aussagen und ohne Seitenangaben, was eine Überprüfung der von Schroeder/Staadt gemachten Aussagen generell extrem aufwendig macht. Bei Hertle/Nooke dagegen wurde, wie wissenschaftlich üblich, mit Fußnoten gearbeitet. Jedenfalls, sofern die Darstellung im biographischen Handbuch keine wichtigen Informationen über die möglichen Motive weglässt. Nimmt man mal die allein ihrer eineinhalbjährigen Wehrplicht nachkommenden DDR-Grenzer heraus, bleiben jene, die sich freiwillig zum Dienst an der Grenze verpflichtet haben (Mehrzahl der Suizidfälle) vergleichbar mit den SS-KZ-Wächtern. Daran ändert auch nichts, dass in dem „Begleitband I“ das Thema Verhaftungen und Folgen in Zusammenhang mit Fluchtversuchen aufgegriffen wird. Wer das Handbuch liest, bekommt diese Informationen eben nicht. _________________________________________________________________________

Die knapp 1400 Kilometer lange innerdeutsche Grenze hinderte bis 1989 durch massive Befestigungen die Einwohner der Deutschen Demokratischen Republik an Besuchen der Bundesrepublik Deutschland oder dem dauerhaften Verlassen in Richtung Westen.[1] Zu ihr zählte nicht der Teil der Grenze der DDR zu Berlin, dessen Westsektoren innerhalb Berlins ab 1961 mit der Berliner Mauer abgesperrt waren. Der Grenzverlauf zwischen den westlichen Besatzungszonen und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges in mehreren Konferenzen festgelegt und bestand in dieser geografischen Form nach der Gründung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1949 fort.[2] Die Grenze begann im Süden am Dreiländereck Bayern, Sachsen / DDR, Tschechoslowakei und endete an der Ostsee in der Lübecker Bucht auf der Halbinsel Priwall. Im Kalten Krieg war sie militärisch und geopolitisch betrachtet ein Teil des Eisernen Vorhangs. Seit November 1989, nach der Wende und friedlichen Revolution in der DDR, erfolgte ihr Rückbau und eine Umwandlung zu einer besonderen Ökozone als Grünes Band zwischen den Teilen Europas. Trennung zweier Welten Beide deutsche Staaten bezeichneten die deutsch-deutsche Grenze bis 1956 offiziell als „Demarkationslinie“, die DDR dann als „Grenze“ und ab 1964 als „Staatsgrenze“. In Westdeutschland blieb sie die „Demarkationslinie“, umgangssprachlich häufig die „Zonengrenze“, denn die DDR galt bis zum Abschluss des Grundlagenvertrags als „SBZ“ (Sowjetische Besatzungszone), „Sowjetzone“, „Ostzone“ oder schlicht als „Zone“, wobei bis zur Wiedervereinigung vereinzelt Zeitungen die Abkürzung „DDR“ nur in Anführungsstriche setzten, um damit Euphemismus, Ironie oder Sarkasmus auszudrücken.[3] Als die Bundesrepublik Deutschland 1972 im Grundlagenvertrag die DDR staatsrechtlich als eigenen Staat anerkannte, wurde diese Grenze auch formal eine Staatsgrenze. Allerdings wurde die DDR bis zu ihrem Ende durch die Bundesrepublik Deutschland nie völkerrechtlich als Ausland angesehen, dies hätte schon dem Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes widersprochen: Dadurch war die 1967 von der DDR eingeführte eigene Staatsbürgerschaft durch die Bundesrepublik so ausgelegt, dass Bürger der DDR als Deutsche im Sinne der Artikel 16 und 116 des Grundgesetzes galten. Der auf östlicher Seite 1952 angelegte, bis zu 500 m breite „Schutzstreifen“ entlang der Grenze, der viele Jahrzehnte lang weitgehend unberührt war, hat sich zu einem Rückzugsgebiet für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Kurz nach dem Mauerfall 1989 gründeten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Freistaat Thüringen das Naturschutzprojekt Grünes Band Deutschland, das einen großen Teil der ehemaligen Grenzgelände umfasst. Geschichte → Hauptartikel: Deutsche Teilung und Deutschland 1945 bis 1949 Grenzstreife der Grenztruppen der DDR in Thüringen (1965) Innerdeutsche Grenze bei Herrnburg (Juli 1989) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Deutsche Reich durch die Siegermächte in Besatzungszonen eingeteilt. Durch den Zusammenschluss als Bizone und später Trizone zu einem Vereinigten Wirtschaftsgebiet entfielen die Grenzen der Besatzungszonen in Westdeutschland. So bezog sich der Begriff „Zonengrenze“ nur noch auf die Grenze zwischen der Sowjetischen Besatzungszone und dem Besatzungsgebiet der Westalliierten in Deutschland. Mit der Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik wurde 1949 aus der Zonengrenze die deutsch-deutsche Grenze. Im allgemeinen und im amtlichen Sprachgebrauch der Bundesrepublik blieben Zonengrenze und innerdeutsche Grenze erhalten. Dazu trug bei, dass das wirtschaftlich benachteiligte Gebiet entlang der Grenze in der Bundesrepublik als Zonenrandgebiet bezeichnet und sowohl rechtlich als auch finanziell (Zonenrandförderung) gefördert wurde. Die DDR riegelte die Demarkationslinie zur Bundesrepublik aufgrund der Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen vom 26. Mai 1952 verstärkt ab. Über die gesamte Grenzlänge wurde eine 5 km breite Sperrzone eingerichtet, um die steigenden Flüchtlingszahlen einzudämmen. Der grenznahe Verkehr mit Interzonenpässen wurde aufgehoben. Von den 345.000 betroffenen Personen wurden 11.000 enteignet und zwangsweise umgesiedelt, weil sie im Verdacht standen, Fluchthelfer gewesen zu sein. Der Grenzstreifen wurde gerodet und streng überwacht. Nur mit Sondergenehmigung und mit einem Stempel im Personalausweis wurde der Grenzübertritt gestattet.[4] Der Privilegierte Eisenbahn-Durchgangsverkehr auf den Eisenbahnstrecken, die ein kurzes Stück durch den jeweils anderen Teil Deutschlands verkehrten, wurde bis auf wenige Ausnahmen eingestellt. Die verstärkte Abriegelung wurde am 18. Juni 1954 mit der Anordnung über die Neuregelung der Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und Westdeutschland formell geregelt; am 3. Mai 1956 wurde sie von der Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen an der Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Deutschen Bundesrepublik abgelöst. Seit dem 19. März 1964 galt stattdessen die Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik, die schließlich nach mehreren Änderungen am 25. März 1982 vom Gesetz über die Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik ersetzt wurde. Dieses galt bis zum Inkrafttreten des Einigungsvertrages. Auswirkungen des Grundlagenvertrags 1972 wurde in einem Zusatzprotokoll zum Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR eine Überprüfung und eindeutige Markierung des Grenzverlaufes vereinbart. Die deutsch-deutsche Grenzkommission nahm am 4. September 1973 ihre Arbeit mit Grenzmarkierungen bei Lübeck auf.[5] Ab dem 2. Mai 1974 unterhielt man Ständige Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik in Ost-Berlin (hier: bei der DDR, nicht in der DDR) bzw. Bonn, keine Botschaften oder Konsulate. Eine eigenständige DDR-Staatsbürgerschaft wurde von der Bundesrepublik nicht anerkannt, das heißt: Ein DDR-Bürger war Deutscher im Sinne des Grundgesetzes und hatte Anspruch auf einen bundesdeutschen Pass. Die DDR war für die Bundesrepublik Zollinland. Als Gegenleistung für einen von Franz Josef Strauß vermittelten Kredit in Höhe von einer Milliarde Deutsche Mark (nach heutiger Kaufkraft rund 930 Mio. Euro) wurden im November 1984 auf Druck der Bundesregierung die Selbstschussanlagen abgebaut, Erdminen gesprengt (beides gab es nicht an der Berliner Mauer) und Hundelaufanlagen abgebaut.[6] Die Öffnung des Eisernen Vorhangs, die Prager Ausreise von 17.000 Botschaftsflüchtlingen und der Fall der Berliner Mauer führten 1989/90 zur Deutschen Wiedervereinigung. Die deutsche Teilung und die innerdeutsche Grenze waren überwunden. Es gibt nur noch Ländergrenzen der Bundesländer. Von der DDR in die Bundesrepublik flüchteten von 1949 bis zum Mauerfall ungefähr vier Millionen Menschen; im selben Zeitraum siedelten etwa 200.000 Personen von der Bundesrepublik in die DDR über. Siehe auch: Zonenprotokoll, Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR und Neue Länder Grenzsicherungsmethoden Grenzsignalzaun im Deutsch-deutschen Freilandmuseum bei Behrungen Merkblatt zum Sperrsystem (1980er Jahre) Merkblatt des GSK Küste Entlang der Grenze zu Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Bayern galt seit 1952 eine Verordnung, die auf dem Gebiet der DDR ein 5 Kilometer breites Sperrgebiet vorsah.[7] Jeder Grenzübertritt war fortan genehmigungspflichtig. Im Sperrgebiet lag an der Grenze ein 500 Meter breiter Schutzstreifen und unmittelbar davor ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen. Für das Betreten des Sperrgebiets galt Passierscheinpflicht, wofür die Bewohner sich registrieren lassen mussten. Kurz nach Inkrafttreten der Verordnung erfolgte mit der schlagartigen Aktion Ungeziefer die Zwangsaussiedlung tausender als politisch unzuverlässig angesehener Familien aus der Sperrzone ins Innere der DDR. Das Betreten des Kontrollstreifens war verboten. Grenzpolizisten konnten ihre Schusswaffen nicht nur, wie bisher, gegen bewaffnete Grenzdurchbrecher oder zur Selbstverteidigung gebrauchen, sondern auch bei jeder „Nichtbefolgung“ ihrer Anordnungen im Grenzgebiet. Seither baute die DDR die deutsch-deutsche Grenze immer stärker aus, um die Massenflucht ihrer Bewohner in den Westen zu unterbinden. Den letzten noch offenen Weg dorthin verschloss im August 1961 die Berliner Mauer, die in der DDR offiziell antifaschistischer Schutzwall genannt wurde. An der Grenze waren etwa 30.000 Grenzsoldaten der Grenztruppen der DDR stationiert; sie hatten bis April 1989 den Befehl, die Flucht auch mit Todesschüssen auf den Flüchtling zu unterbinden (→ Schießbefehl). Kontrollstreifen und Sperrzone Der zehn Meter breite (gepflügte) Kontrollstreifen wurde auch „Todesstreifen“ genannt. Die ursprünglichen hölzernen Wachtürme für die DDR-Grenztruppen wurden in den 1960er Jahren zunächst durch zylindrische, später durch viereckige Betontürme für drei bis fünf Soldaten ersetzt. Die Türme wiesen häufig Schießscharten im 2. Zwischengeschoss auf. Die Ausrüstung bestand neben der Bewaffnung der Soldaten aus Signalmitteln, Kartenmaterial, einer Fernmeldestandleitung und einem Suchscheinwerfer mit 360 Grad Schwenkbereich, später zum Teil auch aus Videokameras. Der mit Stacheldraht gesicherte Schutzstreifen wurde systematisch von allen möglichen Sichthindernissen geräumt, hierzu wurden Planierungen vorgenommen. Der Schutzstreifen wurde von an Laufanlagen befestigten Kettenhunden, sogenannten Trassenhunden, bewacht.[8][9] Flusspassagen und -übergänge wurden durch tiefreichende Sperrgitter gesichert. Betonelemente wie in der Berliner Mauer wurden bei grenznahen Siedlungen verwendet, zum Beispiel in Mödlareuth und Dassow. Ansonsten bestand die innerdeutsche Grenze aus mehreren Metallgitterzäunen mit Signalanlagen und Gräben. Nachts wurde der Schutzstreifen beleuchtet. Es existierten insgesamt 870 km Grenzzaun. 602 km Grenzzaun waren mit Kfz-Sperrgräben und 434 Beobachtungstürmen versehen. Der eigentliche Grenzzaun war zunächst ein einfacher hüfthoher Stacheldrahtzaun, nach 1961 ein schwer überwindbarer doppelter Stacheldrahtzaun (als Begrenzung von Minenfeldern) beziehungsweise ein Streckmetallgitterzaun mit Selbstschussanlagen. Mitunter bestand er aus einer Mauer mit oben aufliegendem runden Abschluss (wie in Berlin). Hinter dem Grenzzaun wiederum folgte bis zur eigentlichen Grenzlinie ein von der jeweiligen Geländetopographie abhängiges Areal, das fälschlicherweise von westlichen Besuchern der Grenze als Niemandsland gedeutet wurde bzw. von östlichen „Republikflüchtigen“ oft schon als westdeutsches Gebiet fehlgedeutet wurde. Auch Bundesbürger lösten hier Grenzvorfälle aus, wenn sie leichtfertig in dieses Gebiet vordrangen. Das Betreten der 5-km-Sperrzone und des Schutzstreifens war nur unter besonderen Bedingungen gestattet, für Anwohner etwa durch einen Vermerk im Personalausweis, für Besucher durch einen extra auszustellenden Passierschein. Monteure und Techniker, die beispielsweise Stromleitungen oder Brücken zu reparieren hatten, durften sich nur unter Begleitung eines Wachkommandos in dem jeweiligen Grenzabschnitt aufhalten. In Wachtürmen und Bunkern postierte Grenzsoldaten hatten jedes verdächtige Ereignis zu melden. Im Hinterland patrouillierten motorisierte Grenzaufklärer. Ab 1972 wurden einige Orte wie Sonneberg, Creuzburg, Gefell oder Kaltennordheim aus der Sperrzone herausgenommen. Landminen und Selbstschussanlagen Zur Grenzsicherung wurden auch Selbstschussanlagen installiert und etwa 1,3 Millionen Landminen verlegt.[10] Bei Gewitter wurden die Selbstschussanlagen und der elektrische Zaun abgestellt, da sonst zu viele Fehlzündungen ausgelöst worden wären. Diese Lücke in der Grenzsicherung war jedoch landläufig nicht bekannt und wurde von Flüchtigen daher nie bewusst ausgenutzt.[11] Ab 1971 wurden auf einer Länge von 450 Kilometern 71.000 Splitterminen SM-70 an dem vorderen Metallgitter-Grenzzaun platziert. Wegen ihrer von den Grenztruppen geschätzten hohen Wirksamkeit wurde eine Stückzahl-Erhöhung der Splitterminen für 1982/83 vorgesehen.[12] 230 km Grenzzaun bestanden aus Minenfeldern PPM-2.[13] Erst auf Drängen seitens der Bundesrepublik Deutschland wurden die Landminen 1984 gesprengt und die Selbstschussanlagen abgebaut.[6] Präventive Grenzsicherung Auch weit vor der Sperrzone wurden Personenbewegungen überwacht. Die Verhinderung von Republikflucht machte einen Hauptteil der Tätigkeit der Stasi aus, vielfach wurden Fluchtwillige bereits vor der Flucht observiert und mit dem Vorwurf der geplanten Republikflucht inhaftiert. Fuhr ein normaler Reisezug planmäßig in Orte, die in der Nähe der Grenze lagen, wurden verdächtige Reisende während der Fahrt von der Transportpolizei, der Volkspolizei oder von „freiwilligen Helfern der Grenztruppen“ (von denen es ca. 3000 gab) kontrolliert und zum Reiseziel befragt. Wurden Personen ohne Passierschein in der 5-Kilometer-Sperrzone angetroffen, wurden sie dem zuständigen Grenzkommando gemeldet. (Der ungesetzliche Grenzübertritt – die „Republikflucht“ – war ab 1968 eine Straftat. Die Höchststrafe betrug fünf Jahre Gefängnis. Die Vorbereitung und der Versuch waren strafbar.) Daneben gab es republikweit in Grenzkreisen, Grenzorten und Betrieben des Grenzgebietes noch ca. 500 Grenzsicherheitsaktive (GSA), deren freiwillige zivile Mitglieder ebenfalls Überwachungsaufgaben wahrnahmen.[14][15] Durch diese umfassende Überwachung konnten 90 % aller Fluchtwilligen schon weit vor dem eigentlichen Grenzzaun gestellt werden. Berliner Mauer → Hauptartikel: Berliner Mauer Viersektorenstadt Berlin Das letzte Loch der innerdeutschen Grenze war West-Berlin. Nach außen ähnlich gesichert wie die innerdeutsche („grüne“) Grenze, war es nach Ost-Berlin offen. Der Mauerbau am 13. August 1961 schloss diesen Durchgang. Nach Einführung der Visa-Pflicht für Ausländer und Staatenlose ab 1. Januar 1977 für den Ostteil Berlins hob die DDR-Regierung die Kontrollposten an der Grenze Ost-Berlins zum Umland auf.[16] Personenschleusen → Hauptartikel: Operative Grenzschleusen Betonröhre zur DDR-Agentenschleusung auf dem Höhenzug Gobert, Blick von Westen In die Sperranlagen an der Grenze wurde eine größere Anzahl von strikt geheim gehaltenen Schleusen eingebaut, die operative Grenzschleusen genannt wurden. Sie wurden von den Mitarbeitern der ‚Abteilung Verkehr‘ beim Zentralkomitee der SED und den von ihnen eingerichteten „Westgruppen“ genutzt, um illegal Personen, vor allem Funktionäre der KPD und der SED, in beide Richtungen zu „schleusen“, Geldsendungen für die KPD und später die DKP, Informationsmaterial für Parteifunktionäre sowie Propagandamaterial in die Bundesrepublik zu bringen. Auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterhielt solche Schleusen zu nachrichtendienstlichen Zwecken. Bekannt wurde hier die Agentenschleuse im Bahnhof Berlin-Friedrichstraße. Die Glienicker Brücke zwischen West-Berlin und Potsdam durfte lediglich von den Angehörigen der alliierten Streitkräfte benutzt werden. In Potsdam befanden sich die Militärmissionen der drei Westmächte für die DDR. Die Benutzung der geheim gehaltenen Übergänge war ab den späten 1950er Jahren der für die Überwachung der Armee und Grenztruppen zuständigen Hauptabteilung I des MfS unterstellt.[17] Sperrgebiete und geschleifte Dörfer Als schwer zu überwachen und damit problematisch wurden Gehöfte, Betriebe und kleinere Dörfer in unmittelbarer Grenznähe angesehen. Mehrheitlich wurde deren Aufgabe erzwungen; die Bewohner wurden nach und nach umgesiedelt, die Gebäude geschleift. Größere Ortschaften, beispielsweise Großburschla oder Großensee, wurden hingegen verschont, obwohl deren topographische Lage extrem ungünstig für die Überwachung der Grenzanlagen war. Beispiele für abgesiedelte Dörfer sind Billmuthausen[18] (etappenweise von 1965 bis 1978 abgetragen), Erlebach (etappenweise von 1975 bis 1986) und Leitenhausen (1971) im Landkreis Hildburghausen. An der innerdeutschen Grenze sind Dutzende Dörfer auf diese Weise zu politischen Wüstungen geworden. Weitere betroffene Dörfer und Weiler: Bardowiek, Broda (Rüterberg), Christiansgrün (Spechtsbrunn), Dornholz, Greifenstein, Grabenstedt, Hasenreuth, Heiligenroda, Jahrsau, Karneberg (Wendehausen), Kaulsroth, Kleintöpfer, Korberoth, Krendelstein, Lankow, Lenschow (Lüdersdorf), Liebau, Lieps, Markusgrün, Neuhof, Neu Gallin, Niederndorf, Ruppers (Stedtlingen), Scharfloh (Wendehausen), Schmerbach, Schwarzenreuth, Schwenge, Stöckigt, Stresow, Taubenthal, Troschenreuth, Vockfey, Wahlsdorf, Wehningen, Zarrentin-Strangen. Dazu kommen Wüstungen an der Grenze zwischen der ČSSR und der DDR, die etwa 50 km ab dem bayrisch-tschechischen Dreiländereck ebenso militärisch gesichert wurde wie die innerdeutsche Grenze. Dort wurden u. a. zerstört und eingeebnet: Ebersberg, Gottmannsgrün, Gräben im Thale, Hammerleithen, Kugelreuth, Pabstleithen, Wieden (fast alle im Kreis Oelsnitz gelegen). Die Postleitzahlen der geschleiften Hofstellen und Dörfer wurden in den Verzeichnissen weitergeführt. Es gab auch den Wechsel von Häusern aus dem Gebiet der DDR in die Bundesrepublik, so in Kleinlichtenhain, als es zu Kleintettau im bayerischen Landkreis Kronach kam. Das Leben im Sperrgebiet wurde von vielen dort lebenden Menschen als eine enorme psychische Belastung empfunden. Eingaben und Beschwerden wurden auch von der Kirche und gesellschaftlichen Organisationen an die Regierung weitergeleitet. Die Staatsführung sah sich deshalb veranlasst, den Einwohnern eine finanzielle Entschädigung zu zahlen, die als „Sperrgebietszuschlag“ bezeichnet wurde. Siehe auch: Aktion Ungeziefer und Grenzanlagen Behrungen Grenzsicherung an den DDR-Grenzbahnhöfen Nach dem Mauerbau 1961 galten die Grenzbahnhöfe als neuralgische Fluchtpunkte aus der DDR. Zwischen 1975 und 1980 wurden die Grenzbahnhöfe auf DDR-Seite daher umgestaltet, um Fluchten aus der DDR zu verhindern: Die Bahnsteiganlagen wurden durch Gitter und Sichtschutzeinrichtungen abgeschirmt. Größere Vorhaben waren die Anlage von Schaubrücken über alle Gleise, weiträumige Flutlichtanlagen sowie, sofern möglich, sogenannte Sandweichen (im Stasi-Jargon als „Friedensweiche“ bezeichnet). Diese sollten einen Zug, der ohne Halt durch den Grenzbahnhof gefahren wäre, auf tote Gleise lenken bzw. zum Entgleisen bringen. Während der Kontrolle war der Bahnsteig für Personen gesperrt. Der wachhabende Offizier gab nach Kontrolle – im einfachen Fall – dann die Sandweiche frei zur Ausfahrt des Zuges in Richtung Bundesrepublik. So stellte sich das die Stasi vor, zu realisieren war dies nur, sofern das die Spezifik des Bahnhofes zuließ. Erheblich kompliziertere Schritte waren in den meisten Bahnhöfen nötig. Bei Güterzügen wurde ebenso penibel kontrolliert, selbst der Inhalt von Kesselwagen. Für die Lokführer von Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn galt seitens der Reichsbahn ein striktes Kontaktverbot. Sofern Lokomotiven im Bahnhof auf Augenhöhe standen, erfolgte grundsätzlich die Anweisung an die Lokführer, auf Fahrzeuglänge vor- oder zurück zu stoßen. Die innerdeutschen Grenzbahnhöfe waren durch die Grenzmechanismen faktisch außerhalb des Bewusstseins der DDR-Bürger, die nur mit Passierscheinen die 5-km-Kontrollstreifen im Grenzgebiet betreten durften. Eine Sonderstellung nahm der S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin ein: Das verwinkelte unterirdische Übergangsnetz der Fußgänger wurde nahezu perfekt umgestaltet, was wiederum der DDR-Stasi problemlos gestattete, Agentenein- und Ausschleusungen nach Westberlin zu ermöglichen.(Kuhlmann, muss nachgeliefert werden, liegt vor) Auf Bahnhöfen auf der bundesdeutschen Seite kümmerten sich ehrenamtliche Betreuer seit Mitte der 1950er-Jahre um Reisende aus der DDR. Sie reichten Tee in die Eisenbahnabteile, verteilten Essen und betreuten auch die, die geflüchtet waren.[19] Einsatz radioaktiver Strahlenquellen Weil gemäß Transitabkommen Kontrollen von Fahrzeugen nur bei begründetem Verdacht erfolgen durften, installierte und betrieb die Stasi unter dem Decknamen „Technik V“ an den Grenzübergangsstellen in und um Berlin und an den Autobahnkontrollpunkten zwischen Ost- und Westdeutschland 17 gefährliche radioaktive Gammakanonen, um Fahrzeuge heimlich mit harter ionisierender Gammastrahlung zu beschießen, die Karosserie und Bodenbleche 10 bis 30 Sekunden lang durchdrang, und sich im Strahlenfeld aufhaltende Flüchtlinge sichtbar machte. Die Strahleneinrichtungen wurden von der Stasi durchgängig im Schichtdienst betrieben. Sie bestanden aus der Strahlereinheit, bestehend aus einem etwa 50 kg schweren, kugelförmigen Bleicontainer, der die radioaktive Cäsium-137-Strahlenquelle beinhaltete, der Steuerelektronik und einem Detektorsystem mit Bildschirm. Die gewöhnlichen DDR-Zöllner erfuhren nichts von der geheimen radioaktiven Kontrolltechnik, mit der in der Regel alle Transitreisenden durchleuchtet wurden, weil die uniformierten Kräfte durch eine strenge „Betreteordnung“ von den gefährlichen Punkten ferngehalten wurden. Die letzte Strahleneinrichtung wurde am 9. November 1989 kurz vor der Grenzöffnung demontiert. Die Auswirkungen geeigneter, relativ harter Strahlendosen, wurden zuvor an Hunden erprobt, von denen viele danach getötet werden mussten. Im Strahlenschutz geht man bei der Beurteilung der Folgeschäden davon aus, dass jede noch so kleine Dosis einen negativen Effekt haben kann. Gesundheitliche Schäden wie Leukämie treten jedoch erst nach zirka 7 bis 10 Jahren und andere Krebsschäden erst nach 15 bis 20 Jahren ein.[12][20][21] Grenztote Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Zahl der Todesopfer Vor dem 13. August 1961 Seit dem 13. August 1961 Insg. bis 1989 Berliner Grenze/Mauer 37[22] 136[23] 173 Innerdeutsche Landgrenze 100 238[24] 371 Ostsee 15 174 189 Sonstige Fluchtwege (Flugzeugentführung, Warenexport, Transitwege) 0 7 7 Angehörige des DDR-Grenzdienstes im Einsatz 11 16 27 Sowjetische Fahnenflüchtige 1 5 6 Flugzeugabschüsse im Grenzgebiet 14 3 17 Total: 178 612 790 Für die Zahl der Opfer der innerdeutschen Grenze gibt es unterschiedliche Angaben, Forschungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen Salzgitter, die ihre Arbeit 1992 einstellte, zählte insgesamt 872 Todesopfer, nahezu ausschließlich Flüchtlinge, aber auch einige Angehörige der DDR-Grenztruppen oder Fahnenflüchtige der sowjetischen Armee.[25] Die Gesamtzahl läge etwas unter der Zahl der Toten, die an der Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich gezählt wurden. Dort handelte es sich allerdings zu 80 % um Angehörige bewaffneter Einheiten.[26] Während die Berliner Staatsanwaltschaft von 270 nachgewiesenen Todesfällen an der innerdeutschen Grenze einschließlich Berlins infolge eines Gewaltakts der Grenzsicherungskräfte inklusive Minentoten und Selbstschussanlagen sprach, hat die zwischen 1991 und 2000 bestehende Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) 421 Verdachtsfälle auf Tötungen durch die bewaffneten Kräfte der DDR registriert. Die Arbeitsgemeinschaft „13. August“ veröffentlichte am 12. August 2003 eine Zahl von 1008 Opfern des DDR-Grenzregimes von 1949 bis 1989, geht dabei aber von einem relativ weiten Opferbegriff aus; enthalten sind zum Beispiel in der Ostsee ertrunkene Flüchtlinge, Opfer von Unfällen während der Flucht, Suizide nach entdeckter Flucht und auch von Flüchtlingen erschossene Grenzsoldaten sowie Todesfälle deutscher Flüchtlinge an anderen Grenzen (ČSSR, Jugoslawien). 2010 wies das von der Arbeitsgemeinschaft betriebene Mauermuseum am Checkpoint Charlie 1393 Tote aus.[27] Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin, Klaus Schroeder, kritisierte 2010 den „sehr weiten Begriff von Maueropfer“ des Mauermuseums. Er geht aufgrund noch unerforschter Bereiche aber auch von mehr Opfern aus als „offiziell bekannt sind“ und rechnet mit insgesamt etwa 1000 Opfern des DDR-Grenzregimes.[28] Getötete Ostdeutsche unvollständig Name Todesdatum Todesort Umstände Frieda Klein 10. August 1963 Gudersleben Schwanger, durch Schüsse im Wald an der Grenze tödlich verletzt. Manfred Glotz 7. Mai 1965 Ilfeld Emanuel Holzhauer 2. Juli 1977 Als Säugling auf der Flucht im Kofferraum erstickt. Harry Weltzin 4. September 1983 Kneese Durch Auslösen der Selbstschussanlage umgekommen. Getötete Westdeutsche Name Todesdatum Todesort Umstände Kurt Lichtenstein 12. Oktober 1961 Klötze Ehemalige Gedenkstätte für Kurt Lichtenstein bei Zicherie Der Dortmunder Journalist und Ex-Kommunist Kurt Lichtenstein wurde an der (parallel zur innerdeutschen Grenze verlaufenden) Kreisstraße 85 zwischen Kaiserwinkel und Zicherie (Niedersachsen) am 12. Oktober 1961 von Grenztruppen der DDR erschossen, als er mit LPG-Bauern auf DDR-Gebiet sprechen wollte. An der Stelle erinnert eine Gedenkstätte an ihn. Ernst Wolter 11. Juni 1967 Riebau Der 80-jährige Landwirt Ernst Wolter passierte vermutlich auf der Suche nach Kühen die Grenze und wurde von einer Mine schwer verletzt. Da den Grenzsoldaten die exakte Lage der Minen nicht bekannt war, blieb er unversorgt und starb nach etwa zweieinhalb Stunden. Erich Tesch 10. Oktober 1967 Haldensleben Der 65-jährige in Köln lebende Erich Tesch überquerte die Grenze in West-Ost-Richtung, wobei er eine Mine auslöste und an den Folgen der Detonation starb. Michael Gartenschläger 30. April 1976 Leisterförde Der Fluchthelfer Michael Gartenschläger wurde beim Versuch, Selbstschussanlagen an der Grenze abzumontieren, von einer Spezialtruppe der Staatssicherheit in Uniformen der DDR-Grenztruppen erschossen. Tote sonstiger Nationalität Name Todesdatum Todesort Umstände Benito Corghi 5. August 1976 Hirschberg (Saale) Italienischer Fernfahrer Getötete DDR-Grenzpolizisten und -soldaten → Hauptartikel: Todesfälle unter DDR-Grenzern Grenzübergänge Transitstrecken und Übergänge (1982) Übergänge im Februar 1990 Sichtvermerke der Grenzübergänge Marienborn und Drewitz vom August 1980 Die Zahl der Übergänge zwischen den zwei der drei Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR variierte im Laufe der Jahrzehnte. 1952 wurden verschiedene Straßen- und Eisenbahnübergangstellen durch die DDR geschlossen. Im Vorfeld des Grundlagenvertrages wurde am 26. Mai 1972 der Verkehrsvertrag abgeschlossen. Danach wurden mehrere Übergänge für den kleinen Grenzverkehr geöffnet und auf den vorhandenen Eisenbahnübergängen zusätzliche Züge eingeführt. Straßen Bis 1952 gab es viele Straßenübergänge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, mit der Verschärfung des Grenzregimes wurden die meisten davon geschlossen. Unter anderem konnten bis dahin folgende Übergänge genutzt werden: Lübeck – Herrnburg Günthers – Motzlar Lauenstein – Probstzella Neustadt bei Coburg – Sonneberg, nur Güterverkehr Kirchgandern – Besenhausen, rund zwei Millionen Flüchtlinge nutzten von Kriegsende bis 1952 diesen Grenzübergang in der Nähe von Friedland (Niedersachsen) Hof/Töpen (Bayern) – Heinersgrün (Autobahn) (Sachsen), im Zuge der heutigen Bundesautobahn A72, von Kriegsende bis 1951, danach Abwicklung des Interzonenverkehrs über den 1951 eröffneten Grenzübergang Töpen – Juchhöh Transitverkehr → Hauptartikel: Transitverkehr durch die DDR Die folgenden Übergänge konnten zwischen 1952 und 1989 vom Transitverkehr nach Berlin sowie vom Reise- und Güterverkehr in die DDR genutzt werden: Lauenburg/Elbe (Schleswig-Holstein) – Horst (Bezirk Schwerin), einziger Übergang, der im Transitverkehr nach Berlin zwischen Sonnenauf- und -untergang auch von Radfahrern genutzt werden konnte, B5/F5, für den Transitverkehr von und nach Berlin (West) nur bis 19. November 1982 (für den Reiseverkehr in die DDR und den Transitverkehr in Drittstaaten blieb der Übergang Lauenburg/Horst auch weiterhin geöffnet), für den Transit von und nach Berlin (West) am 20. November 1982 abgelöst vom Grenzübergang Gudow/Zarrentin, nach Fertigstellung der Autobahn Hamburg – Berlin, ab 1982 Grenzübergang Helmstedt/Marienborn, Autobahn Hannover – Berlin Grenzübergang Wartha/Herleshausen, in der Nähe der mehrfach die Grenze kreuzenden und deshalb über mehrere Kilometer gesperrten Autobahn Kirchheimer Dreieck – Eisenach – Hermsdorfer Kreuz Töpen (Bayern) – Juchhöh (Bezirk Gera), im Verlauf der Fernverkehrsstraße 2. Die nahegelegene Autobahn war wegen der zerstörten Saalebrücke nicht befahrbar. Nach deren Instandsetzung 1966 wurde der Übergang geschlossen und abgelöst vom Grenzübergang Rudolphstein/Hirschberg, im Verlauf der Autobahn München – Berlin Dem Reiseverkehr in die DDR und dem Transitverkehr nach Schweden und Polen diente der Übergang Lübeck–Selmsdorf im Verlauf der Bundesstraße 104 und der Bundesstraße 105 – siehe Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Kleiner Grenzverkehr Die folgenden Übergänge wurden infolge des Verkehrsvertrags von 1972 für den sogenannten „Kleinen Grenzverkehr“ geöffnet und waren nur für den Reiseverkehr in den grenznahen Bereich der DDR zugelassen, nicht aber für Transitreisen nach Berlin: Bergen (Dumme) (Niedersachsen) – Salzwedel (Bezirk Magdeburg), B bzw. F 71, auch bekannt als Übergang Uelzen-Salzwedel Duderstadt (Niedersachsen) – Worbis (Bezirk Erfurt), B bzw. F 247, in der DDR als Grenzübergangsstelle Teistungen bekannt Grenzübergang Eußenhausen/Meiningen, im Verlauf der B bzw. F 19 zwischen Mellrichstadt und Meiningen Rottenbach (Bayern) – Eisfeld (Bezirk Suhl), im Verlauf der B bzw. F 4 Nach dem 9. November 1989 wurde die innerdeutsche Grenze an zahlreichen Stellen wieder geöffnet, beispielsweise an den Grenzübergangsstellen Schmarsau-Schrampe, Mackenrode-Nüxei, Wolfsburg-Oebisfelde und Ellrich-Zorge. Diese neuen Grenzübergänge dienten bis zum 24. Dezember 1989 ausschließlich DDR-Bürgern zur Aus- und Wiedereinreise, danach waren sie auch für Bundesbürger geöffnet. Bei der Einreise von Nicht-EU-Bürgern – zum damaligen Zeitpunkt beispielsweise Österreicher – ergaben sich an diesen Grenzübergängen häufig Probleme. Der Grenzübergang Duderstadt/Worbis im Sommer 1989 West-Berlin → Hauptartikel: Berliner Grenzübergänge Eisenbahn Direkt nach Besetzung der jeweiligen Zonen durch die Alliierten hatte die Sowjetunion den Eisenbahnverkehr zwischen ihrer Zone und den westlichen Zonen unterbrochen. Lediglich die Strecke über Helmstedt und Marienborn wurde für die Militärzüge nach West-Berlin offen gehalten, nur auf dieser Strecke gab es auch Personenverkehr. Daneben wurden einzelne Grenzübergänge weiter im Güterverkehr genutzt, die meisten Strecken blieben aber geschlossen. Im Zuge der Berlin-Blockade wurde der Personenverkehr völlig, der Güterverkehr weitgehend, eingestellt. An verschiedenen Stellen kamen Beschaubrücken zum Einsatz. Nach Beendigung der Blockade wurden zwischen der westdeutschen Bahnverwaltung bzw. der am 7. September 1949 gegründeten Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn in verschiedenen Abkommen (Abkommen von Helmstedt, 11. Mai 1949, Offenbach 3. September 1949 und Kleinmachnow, 10. September) die betrieblichen Fragen des Grenzverkehrs geregelt und die Öffnung verschiedener Übergänge auch für den Personenverkehr vereinbart. → Hauptartikel: Interzonenzug Bis 1952 Bis 1952 wurden neben den weiter unten aufgeführten Strecken auch wieder verschiedene Strecken genutzt, die jeweils auf kurzen Abschnitten über bundesdeutschem oder DDR-Gebiet verliefen, wobei aber nur teilweise „echter“ Grenzverkehr mit Wechsel von Personen oder Gütern stattfand: Oebisfelde – Weferlingen – Helmstedt, nur für Lokleerfahrten von Reichs- und Bundesbahn genutzt, die Strecke kreuzte dreimal die Grenze Mühlhausen/Thüringen – Treffurt, Personen- und Güterverkehr, die Strecke verlief auf 1,3 km über westdeutsches Gebiet Vacha – Philippsthal, Güterverkehr bis 1962 Vacha – Unterbreizbach, Personen- und Güterverkehr, die Strecke verlief auf 2 km über westdeutsches Gebiet, durch Neubaustrecke nur über DDR-Gebiet ersetzt Sonneberg – Neustadt bei Coburg, nur Güterverkehr Pressig-Rothenkirchen – Tettau, Personen- und Güterverkehr, die Strecke wechselte achtmal die Grenze, ca. 7 km verliefen auf DDR-Gebiet Ludwigsstadt – Lehesten, nur Güterverkehr Ab 1952 Ab 1952 wurden infolge der verschärften Grenzüberwachung nur noch folgende Übergänge und Strecken im Eisenbahnverkehr genutzt: Herrnburg – Lübeck, Personen- und Güterverkehr, 1952 geschlossen, 1960 wieder eröffnet Schwanheide – Büchen, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Oebisfelde – Wolfsburg, Güterverkehr, Personenverkehr erst ab 1954, auch für Leerzüge im Güterverkehr von West-Berlin Marienborn – Helmstedt (Niedersachsen), Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Ellrich – Walkenried, nur Güterverkehr Wartha – Bebra, ab 28. September 1963 Gerstungen – Bebra, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin, teilweise via Bahnstrecke Förtha–Gerstungen Dankmarshausen – Heringen (Werra), Personenverkehr für den Berufsverkehr der Kaligruben im Werratal, ab 1954 nur für Kalizüge der Bundesbahn im Transit, zwischen 1967 und 1969 geschlossen Probstzella – Ludwigsstadt (Bahnstrecke Hochstadt-Marktzeuln–Probstzella und Bahnstrecke Leipzig–Probstzella): Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Gutenfürst – Hof, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin, Personenverkehr erst ab 1954 Die Bundesbahn bezeichnete diese Übergänge explizit nicht als Grenzübergänge, während die Reichsbahn immer von Grenzübergangsstellen (GÜSt) sprach. Am 5. Dezember 1961 geriet der Ortsteil Berlin-Staaken in die Schlagzeilen der Presse, als ein DDR-Lokführer seinen Regional-Zug im damaligen Endbahnhof Albrechtshof nicht zum Stehen brachte, sondern die Grenzsperranlagen in Richtung West-Berlin durchbrach. Danach wurde diese Strecke für den Interzonenzugverkehr zwischen Berlin und Hamburg stillgelegt und die Züge über Wannsee umgeleitet. Es verkehrten im Personenverkehr ausschließlich D-Züge. Nach dem Mauerbau 1961 verloren die Transit-Züge nach West-Berlin ihre Verkehrshalte in Bahnhöfen auf DDR-Gebiet mit Ausnahme der Grenzbahnhöfe. Umgangssprachlich Interzonenzüge genannte Züge dienten den Reisen zwischen beiden deutschen Staaten und teilweise auch dem DDR-Binnenverkehr. Ab 1972 gab es bei den Übergängen Marienborn/Helmstedt, Probstzella/Ludwigsstadt und Gutenfürst/Hof neben den D-Zügen auch je ein dem „Kleinen Grenzverkehr“ dienendes Eilzugpaar, das nur an Wochenenden und nur bis zum nächsten größeren Bahnhof auf DDR-Gebiet fuhr. Ab Sommer 1989 gab es auch ein solches Zugpaar am Übergang Herrnburg – Lübeck. Drei Tage nach Maueröffnung 1989 wurde auf dem vorher nur zum Gütertransport genutzten Übergang Ellrich–Walkenried der Personenverkehr aufgenommen. Zum Fahrplanwechsel 1990 wurde zudem die wieder aufgebaute Strecke zwischen Eichenberg (DB) und Arenshausen (DR) als Grenzübergang in Betrieb genommen. Wie alle anderen Übergänge verloren sie aber bereits mit der Währungsunion ihre Funktion als Grenzpunkt. West-Berlin Zwischen 1961 und 1976 erreichten alle zwischen dem Bundesgebiet und West-Berlin verkehrenden Reisezüge als Transitzüge die Stadt über den Bahnhof Griebnitzsee, ab 1976 auch über den Bahnhof Berlin-Staaken. Im Transit wurden die Reisenden kontrolliert, ohne dass formal eine Ein- und Ausreise stattfand. Die Züge von und nach Berlin fuhren ab bzw. bis zum Ost-Berliner Bahnhof Friedrichstraße. Dort wurde für Reisende nach Ost-Berlin und in die DDR eine große Grenzübergangsstelle eingerichtet. Im S-Bahnverkehr hielten West- und Ost-Berliner Linien dort an strikt voneinander getrennten Bahnsteigen. Im Verkehr zwischen beiden Teilen der Stadt mussten die Fahrgäste die Kontrolleinrichtungen im Bahnhof passieren. Einige internationale Züge verkehrten aus West-Berlin kommend über den Berliner Ostbahnhof (1987 bis 1998 Berlin Hauptbahnhof) weiter ins Ausland. Zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof waren sie nur für Transitreisende aus West-Berlin in Drittstaaten zugelassen. Im Bahnhof Friedrichstraße stiegen bei aus Osten kommenden Fernzügen zunächst Passkontrolleinheiten der DDR-Grenztruppen ein (in Uniformen der Grenzsoldaten tätige bzw. als solche getarnte Mitarbeiter des MfS) und kontrollierten die Insassen. Erst danach durften Reisende einsteigen, die die Grenzübergangsstelle im Bahnhof passiert hatten oder mit U- oder S-Bahn aus West-Berlin gekommen waren. Aus Westen gekommene internationale Züge wurden nach dem Fahrgastwechsel vor der Weiterfahrt kontrolliert. Ostsee und Elbe Eine besondere Rolle im Grenzsystem der DDR spielten die Ostsee- und die Elbegrenze: An der Ostseeküste war der gesamte Strandbereich an der Lübecker Bucht von der Grenze an der Halbinsel Priwall bis kurz vor Boltenhagen streng bewachtes Sperrgebiet. Auch der restliche Abschnitt der DDR-Ostseeküste wurde wegen der Nähe zur Bundesrepublik, Dänemark und Schweden von der 6. Grenzbrigade Küste der Volksmarine bewacht. Das Befahren des Meeres, ausgenommen der inneren Boddengewässer, mit Sportbooten war nur einem ausgewählten Personenkreis mit Sondergenehmigung (PM 18, PM 19) gestattet. Gesperrt war auch die 93,7 km lange innerdeutsche Grenze an der Elbe ab dem Wassergrenzübergang Cumlosen[29] bei Wittenberge elbabwärts. Grenzübergänge über den Fluss gab es in diesem Bereich nicht. Der genaue Grenzverlauf zwischen der DDR und der Bundesrepublik war in diesem Bereich strittig. Nach DDR-Auffassung verlief die Grenze in der Strommitte, nach Sichtweise der Bundesrepublik dagegen am Nordostufer.[30] Binnenschifffahrt Zwei Übergänge für die Binnenschifffahrt konnten sowohl für den Berlin-Verkehr als auch für den Wechselverkehr DDR – Bundesrepublik Deutschland genutzt werden. Sie waren nur für den Gütertransport zugelassen, nicht für reine Personenschiffe. Elbe: Cumlosen[29] – Schnackenburg Mittellandkanal: Buchhorst (Oebisfelde)[31] – Rühen An den Grenzen West-Berlins gab es Grenzübergangsstellen für die Frachtschifffahrt auf den meisten schiffbaren Wasserwegen. Siehe auch: „Übergangsstellen und Verkehrswege im Binnenschiffsverkehr“ im Artikel: Transitverkehr durch die DDR Einreise (Formalitäten ab 1972) Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums DDR-Visum nur für den Warenverkehr, Transitstempel Einreise auf Einladung Jährlich einmal oder mehrmals, bis zu einer Dauer von höchstens 30 Tagen, war die Einreise auf Einladung möglich. Zur Einreise in die DDR wurde ein „Berechtigungsschein“ benötigt. Dieser musste spätestens vier Wochen vor dem Reisetermin von dem in der DDR ansässigen Gastgeber zunächst bei seinen zuständigen Behörden beantragt und dann in die Bundesrepublik gesandt werden. Er benötigte hierfür: Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnanschrift, Tätigkeit, Name und Anschrift des Arbeitgebers, Nummer des Reisepasses und ausstellende Behörde und gegebenenfalls noch das Autokennzeichen. In einem Formular „Erklärung über mitgeführte Gegenstände und Zahlungsmittel“ mussten sämtliche mitgeführten Gegenstände, auch die eventuellen Geschenke, die in der DDR bleiben sollten, und die westlichen Zahlungsmittel aufgeführt werden. Das Formular musste an der innerdeutschen Grenze vorgezeigt werden. Die Angaben wurden generell, in der Regel stichprobenweise, teilweise aber auch sehr gründlich, überprüft. Gegen Vorlage des Reisepasses und des Berechtigungsscheines wurde an der Grenze das Visum erteilt. In den ersten Jahren galten die Genehmigungen nur für den Wohnort des Einladenden, später für die gesamte DDR. Andere Einreisen Bei Todesfällen oder akuter Lebensgefahr des DDR-Bürgers wurde ein Telegramm mit amtlichem Genehmigungsvermerk des Volkspolizei-Kreisamtes zum Empfang des Visums benötigt. Touristenreisen mussten mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt über ein Reisebüro gebucht werden, das den Berechtigungsschein beantragte. Die Vorabbuchung des oder der Hotels in einer der 41 angebotenen Städte war vorgeschrieben. Die Aufenthaltsgenehmigung galt nur für denjenigen der 14 Bezirke, in dem das Hotel lag. Es bestand keine Verpflichtung zum Mindestumtausch von DM. Für Campingreisende standen vom 1. Mai bis 30. September 24 Plätze zur Verfügung. Die Reservierung sollte 40 Tage vor Reisebeginn über ein Reisebüro erfolgen. Dieses besorgte den Berechtigungsschein, die Platzreservierung und den vorgeschriebenen Reisegutschein. Hierfür wurden 25 DM täglich verlangt, die 1:1 gegen Mark der DDR umgetauscht wurden. Die zu nutzenden Grenzübergänge waren genau vorgeschrieben. Zur Leipziger Messe genügte der Reisepass und der Messeausweis. Damit war die einmalige Ein- und Wiederausreise möglich. Für Tagesbesuche in den genau abgegrenzten Bereich von Ost-Berlin wurde westdeutschen Bürgern das Visum an den Sektorenübergängen Berlins unmittelbar von den DDR-Behörden erteilt. Wichtig war hier die Rückkehr bis Mitternacht. Ein Berechtigungsschein war nicht notwendig. Den Einwohnern von West-Berlin wurden diese Tagesbesuche nicht gestattet. Für Personen, die ihren ständigen Wohnsitz in West-Berlin hatten, gab es besondere Vorschriften (→ Berechtigungsschein für West-Berliner). Für den im Oktober 1972 eingeführten sogenannten Kleinen Grenzverkehr waren wiederum besondere Regelungen im grenznahen Verkehr maßgeblich. Tagesausflüge nach Rostock oder seinem Hafenstadtteil waren ab 1976 mit einem Seebäderschiff (Travemünde–Warnemünde) möglich. Mindestumtausch oder Berechtigungsschein war nicht erforderlich.[32] Gebühren Für das Visum wurde eine Gebühr von 15 Deutsche Mark erhoben. Für Kinder unter 16 Jahren war es gebührenfrei. Zusätzlich mussten je Person und Aufenthaltstag 25,00 DM in 25,00 Mark (DDR) umgetauscht werden, die nicht rücktauschbar waren. Kinder bis zum 6. Lebensjahr waren befreit; Kinder bis zum 15. Lebensjahr mussten 7,50 DM pro Tag und Person umtauschen. War infolge von Krankheit ein längerer Aufenthalt als der genehmigte in der DDR notwendig, wurde auf zusätzlichen Umtausch verzichtet. Die Mindestumtauschsätze galten seit dem 13. Oktober 1980. Meldepflichten Der Einreisende musste sich innerhalb von 24 Stunden nach seiner Ankunft bei dem zuständigen Volkspolizei-Kreisamt beziehungsweise der zuständigen Meldestelle der Volkspolizei anmelden. Hier wurde die Aufenthaltsgenehmigung in den Reisepass eingestempelt. Bei der Anmeldung wurde die Vorlage der Mindestumtausch-Quittung verlangt. Vor der Rückreise musste der DDR-Besucher sich wieder bei der entsprechenden Stelle abmelden und das Visum zur Ausreise wurde im Pass erteilt. Die Dienststellen in den kleineren Orten waren an Wochenenden und feiertags geschlossen, daher musste hier die Einreise so geplant werden, dass die 24-Stunden-Frist in jedem Fall eingehalten wurde. In allen größeren Orten und den Städten waren die Volkspolizeidienststellen an jedem Tag geöffnet. Bei der Rückreise am Wochenende konnte die Abmeldung bereits freitags vorgenommen werden. Grundsätzlich waren An- und Abmeldung gleichzeitig möglich, was bei längeren Besuchen jedoch in der Regel bei den Dienststellen auf Missfallen stieß, da diese Vorgehensweise nur für kürzere Aufenthalte vorgesehen war. Zusätzlich hatte man sich bei einer privaten Übernachtung im für jedes Wohngebäude geführten Hausbuch einzutragen. Praktisch war das nicht immer möglich (wenn zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus die das Hausbuch führende Familie verreist war). Manchmal war die Befolgung auch von der Situation der Gastgeber abhängig; je nach sozialer Kontrolle in der Nachbarschaft und beruflichen Verpflichtungen der Gastgeber wurde der Eintrag von diesen mal dringend erbeten, mal von nicht formal einladenden Gastgebern unterlaufen. Benutzung der Übergänge Die Wahl des Überganges war frei. Für die Ein- und Ausreise bei mehrtägigen Aufenthalten musste nicht der gleiche Übergang gewählt werden. Für die Einreise mit dem Pkw war eine besondere Genehmigung notwendig, die im Berechtigungsschein vermerkt wurde. Die Benutzung von Motorrädern zur Einreise in die DDR wurde nicht gestattet. Mit dem Fahrrad war eine Einreise in die DDR genauso wenig zulässig. Jedoch war eine Grenzquerung im Transitverkehr zwischen West-Berlin und Hamburg auf der Fernverkehrstraße 5 bis 1982, dem Jahr der Fertigstellung der ersten Autobahnabschnitte im Richtung Hamburg, möglich. Auch für Dieter Thomas Heck war 1983 nach einer Wetten, dass..?-Sendung keine Radtour zur IFA Berlin durchführbar. Zur Einreise in die DDR per Fahrrad musste er sich mit einem Heimtrainer, der in einem Reisebus aufgestellt war, begnügen.[33] Ausreise und legale Übersiedlung in die Bundesrepublik Für DDR-Bürger waren die legalen Möglichkeiten, die innerdeutsche Grenze zu übertreten, sehr begrenzt, wenn auch nicht unmöglich. Reisefreiheit wurde in der Regel nur zu beruflichen Zwecken bei eindeutig loyaler politischer Haltung gegenüber der DDR ermöglicht. Für Rentner bestand weitgehend Reisefreiheit, sofern sie nicht Träger wichtiger Staats- oder Betriebgeheimnisse waren. Reisen ins westliche Ausland wurden ferner zu wichtigen familiären Besuchszwecken (beispielsweise runder Geburtstag oder Tod eines Westverwandten) gestattet. Auch die legale Übersiedlung in die Bundesrepublik war im Prinzip möglich, jedoch teilweise mit Schikanen verbunden und konnte auch abgelehnt werden. Dennoch reisten von 1961 bis 1988 etwa 383.000 Menschen legal aus der DDR aus. Vor allem in den 1980er Jahren entwickelte sich diese Form der Ausreise durch immer mehr Antragsteller und auch tatsächliche Ausreisen zu einem existenziellen Problem der DDR. Siehe auch: Ausreiseantrag Kosten Der folgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Vorhandene Einzelnachweise decken nicht die Gesamtthematik ab--Rote4132 (Diskussion) 00:28, 21. Jun. 2017 (CEST) Der Bau, ständige Ausbau und die Unterhaltung der schwer bewachten Grenze in Deutschland war eine große wirtschaftliche Belastung für die DDR: Baumaterial und etwa 40.000 Mann Grenztruppen wurden dafür gebunden. Von 1961 bis 1964 kostete der Aufbau und Betrieb der Grenze insgesamt 1,822 Milliarden Mark der DDR,[34] davon entfielen 400 Millionen Mark auf die Berliner Mauer. Die laufenden Kosten wurden insgesamt auf jährlich etwa 500 Millionen Mark geschätzt. Dazu kamen die dem MfS unterstehenden Passkontrolleinheiten (PKE)[35] mit etwa 38 Millionen Mark jährlich. Ein bedeutender Faktor im Haushalt der DDR waren in den Jahren von 1981 bis 1988 die Ausgaben für die Staatssicherheit und die Grenzsicherung. Sie betrugen 1981 3,7 Mrd. DDR-Mark und erhöhten sich auf 6,0 Mrd. DDR-Mark im Jahr 1988,[34] wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Teil der Ausgaben, die dem MfS zugutegekommen sind, auch indirekt zur Aufrechterhaltung der Grenzsicherung verwandt wurden (siehe auch: Grenztruppen und das Ministerium für Staatssicherheit). Mediale Rezeption Kinofilm Himmel ohne Sterne, 1955 Fernsehfilm Preis der Freiheit. 1966 Grenze 78 - ein deutsches Tagebuch Dokumentarfilm von Ralph Giordano Der Willi-Busch-Report (1979) und Deutschfieber (1992) Die Todesautomatik, Drama 2007, von Niki Stein Drei Stern Rot. Spielfilm, Deutschland 2001 (Internationale Hofer Filmtage 2001, Festival Max-Ophüls-Preis 2002) Grenze. Lebensabschnitt Todesstreifen. Dokumentarfilm, Deutschland 2004 (54. Internationale Filmfestspiele Berlin), Regie: Holger Jahnke. Halt! Hier Grenze – Auf den Spuren der innerdeutschen Grenze, Dokumentarfilm, Deutschland 2005, Regie: Christian Gierke. An die Grenze, Fernsehfilm, ZDF 2007, Regie: Urs Egger (Video). Eingeschlossen, abgeriegelt. Die Grenze durch Deutschland 1945–1990, Dokumentarfilm, Deutschland 2007, Regie: Roman Grafe. Eingemauert! Die innerdeutsche Grenze, Computeranimation der Deutschen Welle (DW) in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Mauer zum Jahrestag des Mauerfalls, Deutschland 2009 Mit dem Rad Geschichte erfahren. Spurensuche an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dokumentarfilm, DVD (50 Min.), Deutschland 2009, Regie: Dietrich Zarft und Jürgen Ritter. Meine Grenzgeschichte: 30 Jahre Mauerfall Dokumentarfilm NDR 2019 1378 (km), Computerspiel, Deutschland 2010, Jens M. Stober. Museale Aufarbeitung in Grenzmuseen wie dem Grenzmuseum Schifflersgrund und dem Grenzlandmuseum Eichsfeld in Thüringen, dem Grenzmuseum Sorge im Harz, der Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup oder im Mauermuseum in Berlin. Der Grenzwächter, DDR-Magazin im Fernsehen der DDR 1981 (Propagandafilm) Gedenken Goldene Brücke (Jimmy Fell) → Hauptartikel: Liste von Grenzdenkmalen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze Siehe auch: Nationaldenkmal Skulpturenpark Deutsche Einheit und Grenzmuseum Eines von über 100 Straßenschildern entlang der ehemaligen Grenze, hier zwischen Teistungen und Gerblingerode Schriftliche Quellen Das Hessische Staatsarchiv Marburg bewahrt die schriftliche Überlieferung der Bundesgrenzschutzdirektion Mitte (Bestand 610) auf. Sie enthält zahlreiche Dokumente zur Grenze, zu den Übergängen, zum Grenzverkehr und zu den Flüchtlingen. Der Bestand ist größtenteils erschlossen und online recherchierbar.[36] Siehe auch Liste der Fluchttunnel in Berlin während der deutschen Teilung Mauergrundstücksgesetz Kleiner Grenzverkehr Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei im Kalten Krieg Umbau zur innerdeutschen Ökozone Grünes Band Grenzanlagen Behrungen, Erlebnisstraße der deutschen Einheit Literatur Klaus Schroeder/Jochen Staadt (Hrsg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. Berlin u. a. 2018, 2., bearbeitete Auflage (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 24), ISBN 978-3-631-74981-4. Klaus Schroeder/Jochen Staadt (Hrsg.): Die Grenze des Sozialismus in Deutschland. Alltag im Niemandsland. Begleitband I zum biographischen Handbuch über die Todesopfer des DDR-Grenzregimes 1949-1989, Berlin u. a. 2018 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 25), ISBN 978-3-631-74236-5. Ingolf Hermann/Hartmut Rosunger/Karsten Sroka: Lexikon der innerdeutschen Grenze. Das Grenzsicherungssystem, die Folgen und der zeitgeschichtliche Rahmen der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer in Stichworten , o. O. 2017, 2., stark veränderte Auflage, (Schriftenreihe/Bürgerkomitee des Landes Thüringen; Bd. 20), ISBN 978-3-932-67719-9. Jochen Maurer: Halt – Staatsgrenze! Alltag, Dienst und Innenansichten der Grenztruppen der DDR. Ch. Links, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-863-9. Melanie Piepenschneider, Klaus Jochen Arnold (Hrsg.): Was war die Mauer? Die Errichtung der innerdeutschen Grenzanlagen durch das SED-Regime und ihre Folgen (= Handreichung zur Politischen Bildung, Band 7). 2. überarbeitete Auflage, Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2013, ISBN 978-3-944015-28-6; kas.de (PDF). Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann und Carl-Hans Hauptmeyer (Hrsg.): Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990. Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24414-0. Peter Joachim Lapp: Grenzregime der DDR. Helios, Aachen 2013, ISBN 978-3-86933-087-7. Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk. 8., aktualisierte Auflage, Ch. Links, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-560-7. Hans-Hermann Hertle, Gerhard Sälter: Die Todesopfer an Mauer und Grenze. Probleme einer Bilanz des DDR-Grenzregimes. In: Deutschland Archiv 39, Heft 4 (2006), ISSN 0012-1428, S. 667–676 (PDF). Maren Ullrich, Vorwort von Ralph Giordano: Geteilte Ansichten: Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze Aufbau Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-351-02639-4 (zugleich Diss. Univ. Oldenburg 2006, Illustration). Dietmar Schultke (Hrsg.): Die Grenze, die uns teilte. Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze (= Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Band 23). Köster, Berlin 2005, ISBN 3-89574-565-0. Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990. Siedler, München 2002, ISBN 3-88680-744-4. Peter Joachim Lapp: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR. Bernard und Graefe, Bonn 1999, ISBN 978-3-7637-5992-7. Dietmar Schultke: „Keiner kommt durch“. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945–1990 (= Aufbau-Taschenbücher, Band 8041). Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7466-8041-7. Volker Koop: „Den Gegner vernichten“. Die Grenzsicherung der DDR. Bouvier, Bonn 1996, ISBN 978-3-416-02633-8. Bernd Weisbrod (Hrsg.): Grenzland. Beiträge zur Geschichte der deutsch-deutschen Grenze, Hannover 1993, ISBN 3-7752-5880-9. Hans-Joachim Fricke, Hans-Joachim Ritzau: Die innerdeutsche Grenze und der Schienenverkehr. 5., in Teil V ergänzte Auflage mit Berichtigungen und Nachtrag. Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 978-3-921304-45-7. Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel. Berliner Mauer Zur Navigation springen Zur Suche springen Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Berliner Mauer (Begriffsklärung) aufgeführt. Berliner Mauer Berliner Mauer Grenzstreifen mit Hinterlandmauer, Blick von einer Aussichtsplattform an der Bernauer Straße (West) zur Eberswalder und Oderberger Straße (Ost), 1973 Nutzung Grenze Ort Berlin Gesamtlänge rund 160 km Anzahl der Öffnungen Grenzübergänge (siehe Karte) Höhe 3,60 m[1] Baukosten 400 Millionen Mark der DDR Baubeginn 1961 Karte der Berliner Mauer (braun) vor 1989, einschließlich * westlicher und südlicher Berliner Außenring * Grenzübergangsstellen 1–14 * Gebietsaustausch A: Staaken – Gatow/Weinmeisterhöhe (1945) * Gebietsaustausch B: Spandau – Falkensee (nach 1970) * Gebietsaustausch C: Zehlendorf – Babelsberg (nach 1970) * Sektoren: I. = Frankreich, II. = Großbritannien, III. = USA (einschließlich V. Steinstücken), IV.= sogenannter „Demokratischer Sektor“ (Ost-Berlin). Karte berliner mauer de19xx.png Karte der Berliner Mauer vor 1989 Graffiti auf West-Berliner Seite, auf Ost-Berliner Seite die planierten Anlagen des Luisenstädtischen Kanals, 1986 Datei:So wurde die Berliner Mauer gebaut (CC BY 4.0).webmMediendatei abspielen Animation des Mauerbaues Die Berliner Mauer aus Augenhöhe am Potsdamer Platz, 1985 Todesstreifen und Wachturm des Typs „Führungsstelle“ an der Mühlenstraße, 1990 – dort entsprach die Hinterlandmauer der sonst nach Westen zugewandten Bauart „Stützwandelement UL 12.41“ Gegen Helmut Kohl und die Wiedervereinigung gerichtete Graffiti im ehemaligen Todesstreifen Mühlenstraße, 2. Oktober 1990 Reste der Berliner Mauer an der Niederkirchnerstraße, 2004 Die Berliner Mauer war während der Teilung Deutschlands ein Grenzbefestigungssystem der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), das mehr als 28 Jahre, vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989, bestand, und die DDR von West-Berlin hermetisch abriegeln sollte. Sie trennte nicht nur die Verbindungen im Gebiet Groß-Berlins zwischen dem Ostteil („Hauptstadt der DDR“) und dem Westteil der Stadt, sondern umschloss völlig alle drei Sektoren des Westteils und unterbrach damit auch seine Verbindungen zum Berliner Umland, das im DDR-Bezirk Potsdam lag. Von der Berliner Mauer ist die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen West- (alte Bundesrepublik) und Ostdeutschland (DDR) zu unterscheiden. Die Berliner Mauer als letzte Aktion der Teilung der durch die Nachkriegsordnung der Alliierten entstandenen Viersektorenstadt Berlin war Bestandteil und zugleich markantes Symbol des Konflikts im Kalten Krieg zwischen den von den Vereinigten Staaten dominierten Westmächten und dem sogenannten Ostblock unter Führung der Sowjetunion. Sie wurde aufgrund eines Beschlusses der politischen Führung der Sowjetunion Anfang August 1961 und einer wenige Tage später ergehenden Weisung der DDR-Regierung errichtet. Die Berliner Mauer ergänzte die 1378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland, die bereits mehr als neun Jahre vorher „befestigt“ worden war, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen. Für die DDR-Grenzsoldaten galt seit 1960 in Fällen des „ungesetzlichen Grenzübertritts“ der Schießbefehl, der erst 1982 formell in ein Gesetz gefasst wurde. Bei den Versuchen, die 167,8 Kilometer langen[2] und schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu überwinden, wurden nach derzeitigem Forschungsstand (2009) zwischen 136 und 245 Menschen getötet. Die genaue Zahl der Todesopfer an der Berliner Mauer ist nicht bekannt. Die Berliner Mauer wurde am Abend des 9. November 1989 im Zuge der politischen Wende geöffnet. Dies geschah unter dem wachsenden Druck der mehr Freiheit fordernden DDR-Bevölkerung. Der Mauerfall ebnete den Weg, der innerhalb eines Jahres zum Zusammenbruch der SED-Diktatur, zur Auflösung der DDR und gleichzeitig zur staatlichen Einheit Deutschlands führte. Inhaltsverzeichnis 1 Sprachliche Aspekte 2 Geschichte 2.1 Vorgeschichte 2.1.1 1945–1949 2.1.2 1949–1959 2.1.3 1959–1961 2.2 Mauerbau 2.3 Westdeutsche und West-Berliner Reaktionen 2.4 Alliierte Reaktionen 2.5 DDR-Propaganda 2.6 Geteiltes Land 3 Mauerfall 3.1 Entwicklung nach dem Mauerfall 3.2 Historische Bedeutung des Mauerfalls 4 Struktur der Berliner Grenzanlagen 4.1 Aufbau der Grenzanlagen 4.2 Personeller Aufbau und Ausstattung des Grenzkommandos Mitte 4.3 Gewässergrenzen 4.4 Grenzübergänge 5 Kosten 6 Maueropfer und Mauerschützen 6.1 Maueropfer 6.2 Mauerschützenprozesse 7 Gedenken 7.1 Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie 7.2 Gedenkstättenensemble Berliner Mauer in der Bernauer Straße 7.3 Geschichtsmeile Berliner Mauer 7.4 Gedenkveranstaltungen 7.4.1 25. Jahrestag des Mauerfalls 7.4.2 Zirkeltag am 5. Februar 2018 7.4.3 30. Jahrestag des Mauerfalls 8 Der Mauerstreifen in den 2010er Jahren 8.1 Nutzung 8.2 Berliner Mauerweg 8.3 Reste der Maueranlagen nach dem Abriss 9 Die Mauer als Artefakt: Kunst und die Mauer 10 Sonstiges 11 Ausstellungen 12 Filme 13 Literatur 14 Weblinks 15 Einzelnachweise Sprachliche Aspekte Als verbindliche Bezeichnung der Mauer legte die SED-Führung 1962 die Worte „antifaschistischer Schutzwall“ fest. Die Suggestion, einer Bedrohung durch den Westen ausgesetzt zu sein, sollte das wahre Motiv verbergen: Hauptzweck war die Verhinderung der Flucht aus der DDR durch deren Einwohner, die dort als „ungesetzlicher Grenzübertritt“ unter Strafe stand. Da die Mauer auch in dem ganzen West-Berlin umgebenden Gebiet der DDR errichtet wurde, war der Westteil der Stadt, bis dahin das „Schaufenster der freien Welt“, fortan eine von Mauern umgebene westliche Insel. Zur Vermeidung von konfliktbeladenen Begriffen wie Mauer, West- und Ost-Berlin, Staatsgrenze o. ä. etablierte sich im politischen und öffentlichen Alltag der schlichte Begriff Sektorengrenze. Da er allgemein natürlich auch die Abgrenzungen von Britischem zu Französischem und Amerikanischem Sektor beschrieb, die im Alltag allerdings kaum eine Bedeutung hatten, ließ sich damit neutral auch deren Abgrenzung zum Sowjetischen Sektor, d. h. die innerstädtische Berliner Mauer umschreiben. Geschichte Vorgeschichte 1945–1949 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland 1945 gemäß den EAC-Zonenprotokollen beziehungsweise den Vereinbarungen der Konferenz von Jalta in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den alliierten Siegermächten USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich kontrolliert und verwaltet werden sollten. Analog wurde Groß-Berlin als ehemalige Reichshauptstadt in vier Sektoren geteilt. Im Sommer 1945 wurden Demarkationslinien zwischen den Besatzungszonen, die sogenannten „Zonengrenzen“ gezogen. Teilweise wurden Schlagbäume und weiß-gelbe Holzpfeiler errichtet sowie Farbmarkierungen an Bäumen vorgenommen. Es war nun eine Genehmigung erforderlich, um die Zonengrenze zu überschreiten, nur für Pendler und Bauern wurde ein kleiner Grenzverkehr eingeführt. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eine Grenzpolizei aufgebaut, die am 1. Dezember 1946 erstmals aktiv wurde, Bestimmungen für den Gebrauch der Schusswaffe wurden erlassen. Für Reisen zwischen der SBZ und den Westzonen mussten nun Interzonenpässe beantragt werden. Erste Grenzanlagen wurden auf der Ostseite errichtet, insbesondere in Waldgebieten Stacheldraht-Hindernisse, an grenzüberschreitenden Straßen und Wegen Straßensperren. Wenig später begann auf verschiedensten Ebenen der Kalte Krieg zwischen dem Westen und dem sich entwickelnden Ostblock. Zunächst folgte in der Auseinandersetzung des Kalten Kriegs ein gegenseitiger Schlagabtausch zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion. Das erste unlösbare Zerwürfnis waren die Reparationsleistungen, über die zwischen den noch gemeinsam tagenden vier Alliierten ein Streit entstand. Da die UdSSR inzwischen sah, dass sie aus ihrer Zone ihren Bedarf an Reparationszahlungen nicht decken konnte, forderte sie 1946/1947 auf verschiedenen alliierten Konferenzen eine Beteiligung an den Reparationen aus dem Ruhrgebiet, sonst könne sie nicht einer im Potsdamer Abkommen geplanten wirtschaftlichen Einheit zustimmen. Nur Frankreich akzeptierte dies, die USA und Großbritannien nicht.[3][4] Zudem gab es das Problem der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme – Kapitalismus einerseits und Kommunismus andererseits, wobei die Sowjetunion zielgerichtet plante in ihrem Sektor ebenfalls eine kommunistische Gesellschaftsstruktur aufzubauen. Dies widersprach jedoch dem Vorhaben der Westmächte. Von der Londoner Sechsmächtekonferenz im Februar 1948, auf der die Westmächte unter anderem über einen separaten Staat im Westen Deutschlands erstmals Verhandlungen abhielten, war die Sowjetunion ausgeschlossen; sie wurde nicht eingeladen. Daraufhin zog sich die Sowjetunion im März aus der obersten Behörde der Alliierten in Deutschland, dem Kontrollrat zurück, wodurch es keine gemeinsame interalliierte Kontrolle über Deutschland mehr gab. Im März 1948 einigten sich die drei siegreichen Westmächte, nachdem Frankreich seine Opposition aufgab, aus den drei Westzonen eine gemeinsame Trizone zu bilden. Ungefähr drei Monate später wurde kurzfristig – und für die Allgemeinheit überraschend – ab dem 20. Juni 1948 die Währungsreform in dieser neuen vereinigten Zone vollzogen, wodurch die D-Mark (West) eingeführt und die Reichsmark entwertet wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der SPD-dominierte Berliner Magistrat noch geschwankt, in welcher Form sich Berlin an der bevorstehenden Währungsreform beteiligen soll. Das Resultat der Währungsreform war in Deutschland eine Spaltung der politischen und wirtschaftlichen Einheit in zwei sich gegenüberstehende Zonen mit zwei unterschiedlichen Währungen. Groß-Berlin war in zwei Währungsgebiete geteilt, weil die Westalliierten in ihren Sektoren die von der SMAD angeordnete Einführung der DM-Ost nicht hingenommen und ihrerseits die DM-West als zweite Währung eingeführt hatten. Dies schuf unter anderem erste Probleme, wenn Wohn- und Arbeitsort der Einwohner Berlins im jeweils anderen Gebiet lagen. Die Sowjetunion reagierte mit der Berlin-Blockade die vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 andauerte. In dieser Zeit kam es zur Teilung Berlins und damit zur ersten Berlin-Krise. Eine weitere Auswirkung des Kalten Kriegs war, dass Groß-Berlin sich zu einem zentralen Gebiet von gegenseitigen Bespitzelungen der Nachrichtendienste aus Ost und West entwickelte. 1949–1959 Grenzkontrolle am Brandenburger Tor (Ost-Berliner Seite, August 1961) Unmittelbar nach dem Ende der sowjetischen Blockade wurde auf dem Gebiet der Trizone am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Am 7. Oktober desselben Jahres folgte in der SBZ die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Formal hatte Berlin den Status einer bezüglich deutschen Militärs entmilitarisierten Viersektorenstadt und war unabhängig von den beiden deutschen Staaten, was jedoch in der Praxis wenig Bedeutung hatte. West-Berlin näherte sich in vielem dem Status eines Bundeslandes an und wurde von bundesdeutscher Seite auch als solches betrachtet,[5] allerdings wurde später im Rahmen der Entspannungspolitik und der Ostverträge darauf verzichtet, in West-Berlin Sitzungen des Deutschen Bundestags, des Bundesrats und der Bundesversammlung stattfinden zu lassen. Bei der Gründung der DDR wurde ganz Berlin zu deren Hauptstadt erklärt. Die Bezeichnung Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik für den Ostteil der Stadt wurde erst in den 1960er Jahren eingeführt. Zunächst trug der östliche Teil den propagandistischen Namen Demokratischer Sektor. Seit Bestehen der DDR flüchteten Bürger in die Bundesrepublik, wobei auch außergewöhnliche und oft lebensgefährliche Fluchtmöglichkeiten ergriffen wurden. Im Jahr 1952 begann die DDR die deutsch-deutsche Grenze mittels Zäunen, Bewachung und Alarmvorrichtungen zu sichern und richtete auch eine fünf Kilometer breite Sperrzone ein, die nur mit einer Sondergenehmigung – typischerweise für Anwohner – betreten werden durfte. In Richtung der Grenze gab es wiederum einen 500 Meter breiten Schutzstreifen, an den sich unmittelbar an der Grenze ein zehn Meter breiter Kontrollstreifen anschloss. „Unzuverlässige“ Bewohner wurden aus dem Grenzgebiet – beispielsweise in der „Aktion Ungeziefer“ – zwangsumgesiedelt. Bahnhof Potsdam Pirschheide im Jahr 2009 mit Bezeichnung „Hbf“ Ebenfalls seit 1952 gab es von der SED-Führung Überlegungen, die Grenze zu den Westsektoren abzuriegeln. Zum einen fehlte damals aber eine Zustimmung der Sowjetunion, zum anderen wäre eine Abriegelung aus verkehrstechnischen Gründen kaum möglich gewesen: Zwar ließ die SED-Führung bereits 1956 den – derzeit weitgehend verfallenen – Bahnhof Potsdam Pirschheide zum Bahnhof Potsdam-Süd ausbauen, der 1960 in „Hauptbahnhof“ umbenannt wurde. Allerdings war die Deutsche Reichsbahn weiterhin auf Fahrten durch die Westsektoren angewiesen.[6] Die Umfahrung West-Berlins war erst mit der vollständigen Fertigstellung des Berliner Außenringes (BAR) im Mai 1961 möglich, eines Eisenbahnringes, der gleichzeitig den Anschluss an die ihn kreuzenden Radialstrecken zu den Bahnhöfen Birkenwerder, Hennigsdorf, Albrechtshof, Staaken, Potsdam Stadt, Teltow, Mahlow und letztlich den Anschluss an die Görlitzer Bahn sicherte. Das einzige Verkehrsprojekt, das zu diesem Zeitpunkt einen tatsächlich unabhängigen Verkehr ermöglichte, ohne das Gebiet der Westsektoren zu nutzen, war der mit beachtlicher Leistung von 1950 bis 1952 entstandene Havelkanal. Gleichwohl wurden auf vielen in die Westsektoren führenden Straßen, in Eisenbahnen und anderen Verkehrsmitteln durch die Volkspolizei intensiv Personenkontrollen durchgeführt, um u. a. Fluchtverdächtige und Schmuggler aufzugreifen. Jedoch waren die 45,1 Kilometer[7] lange Sektorengrenze als Stadtgrenze zwischen West- und Ost-Berlin und die Grenze zum Umland mit etwa 120 Kilometern kaum vollständig zu kontrollieren, sie wirkten daher wie ein Schlupfloch durch die zunächst weiterhin offen bleibende Grenze. So flohen von 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer insgesamt etwa 3,5 Millionen Menschen,[8] davon zwischen 1949 und 1961 rund 2,6 Millionen Menschen[9] aus der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR sowie Ost-Berlin. Außerdem war auch für viele Menschen aus Polen und der Tschechoslowakei Berlin ein Tor zur Flucht in den Westen. Da es sich bei den Flüchtlingen oft um gut ausgebildete junge Leute handelte, bedrohte diese Abwanderung die Wirtschaftskraft der DDR und letztlich den Bestand des Staates. 1959–1961 Die Sowjetunion verfolgte das Ziel, West-Berlin zu einer Freien Stadt zu wandeln, eine Anerkennung der DDR durch die Bundesrepublik und einen Friedensvertrag zu erreichen. Im Falle einer Ablehnung drohte sie den Westmächten damit, der DDR die Kontrolle aller Wege zwischen dem Bundesgebiet und den Westsektoren Berlins zu übertragen.[10] Die Bundesregierung wies die Forderungen, die Teil des Chruschtschow-Ultimatums waren, am 5. Januar 1959 zurück. Eine Aufgabe ihrer Position in Berlin lehnten die Vereinigten Staaten ebenso ab. Dies führte zum Scheitern dieser längerfristigen Versuche der Sowjetunion. Während dieser drei Jahre (1959–1961) spitzte sich zudem die Lage wieder zu, die DDR geriet auf fast allen Gebieten in eine erneute, aber noch tiefere Krise als 1952/1953. Bei der ersten Krise in der DDR von 1952 bis 1953 sprang die UdSSR noch ein und verzichtete auf einen Teil von Zahlungen beispielsweise bei der Übergabe der Sowjetischen Aktiengesellschaften an die DDR, leistete zusätzliche Lieferungen von Getreide, Erz und Koks. Nach dem Volksaufstand erfolgte noch ein weiterer Verzicht auf Zahlungen und es kam erneut zu Warenlieferungen. Jedoch bei der jetzigen Krise, entstanden unter anderem durch Fehler bei der Kollektivierung der Landwirtschaft, blieb eine Unterstützung der Sowjetunion für die DDR durch zusätzliche Lieferungen oder Zahlungen aus.[11][12] Die Informationen zur Krise sind unter anderem selbst durch Meldungen des MfS an die Partei- und Staatsführung dokumentiert.[13] Ein weiteres Problem waren die „Ost- und West-Grenzgänger“ im Raum Berlin. Zum Zeitpunkt der Einführung der Ost-Mark in Berlin und der SBZ am 23. Juni 1948 und der Deutschen Mark (DM-West) in den Westsektoren Berlins am 24. Juni waren rund 122.000 West-Berliner in Ost-Berlin oder im Berliner Umland beschäftigt und wurden dort mit Ost-Mark entlohnt (Ost-Grenzgänger), während 76.000 Ost-Berliner in den Westsektoren Berlins arbeiteten, wo sie mit DM-Ost und nach und nach erhöhten Sätzen in DM-West bezahlt wurden (West-Grenzgänger). Um die freie Berufswahl auf dem Berliner Arbeitsmarkt aufrechtzuerhalten, hatten die Westmächte im März 1949, als die stufenweise Einführung der DM-West in ihren Sektoren beendet war, eine Lohnausgleichskasse geschaffen. Dort konnten die Ost-Grenzgänger 60 % ihrer DM-Ost-Lohnsumme zum Kurs von 1:1 in DM-West umtauschen, während die West-Grenzgänger nur 10 % ihres Einkommens in DM-West ausgezahlt bekamen und 90 % in DM-Ost. Weil nach der Spaltung Berlins die Ost-Grenzgänger in das politische und gesellschaftspolitische Programm der SED, den Aufbau des Sozialismus, nicht einzubinden waren, reduzierte sie deren Zahl durch Massenentlassungen und die Sperrung der Grenze Berlins zur DDR für West-Berliner ab dem Jahr 1952 auf 13.000. Knapp die Hälfte der Ost-Grenzgänger waren 1961 Beschäftigte der Deutschen Reichsbahn, die übrigen darstellende Künstler, Musiker, hochqualifizierte Wissenschaftler und Techniker oder sie gehörten zum Personal der beiden christlichen Kirchen. Mit der Reduktion der Ost-Grenzgänger hatte die SED es der Lohnausgleichskasse ermöglicht, die Westgeldquote für West-Grenzgänger bis 1961 auf 40 %, maximal aber 275 DM-West, anzuheben. Deren Zahl betrug trotz administrativer Benachteiligungen am Wohnort im Frühjahr 1961 etwa 50.000. Im Unterschied zu ihren Mitbürgern konnten sie sich Urlaubsreisen nach Westdeutschland oder ins westliche Ausland sowie die Anschaffung hochwertiger „Westwaren“ erlauben. Die Existenz dieser in den Aufbau des Sozialismus nicht integrierbaren Bürger empfand die SED als ständiges Ärgernis. Zur Vorbereitung des Mauerbaus leitete sie eine Hetzkampagne gegen die West-Grenzgänger als Verräter, Kriminelle und Schmarotzer ein. Zur Lösung des Problems schlug der Ost-Magistrat dem Senat die Bildung einer gemeinsamen Kommission vor; jedoch lehnte der Regierende Bürgermeister Willy Brandt Gespräche ab: „Es gäbe kein Grenzgängerproblem, wenn die andere Seite auf freie Berufswahl achten würde.“[14][15] Daraufhin ordnete der Ost-Berliner Magistrat am 4. August 1961 an, dass die West-Grenzgänger Mieten sowie andere Abgaben künftig in DM-West zu zahlen haben, was in der Praxis ihr Ende bedeutet hätte.[16] Zudem stieg in diesen letzten Jahren vor dem Mauerbau die Zahl der Flüchtlinge in den Westen – auch von gut ausgebildeten Fachkräften – rapide an,[17] was die ökonomische Krise der DDR erheblich verstärkte. Die Hälfte der Flüchtlinge war unter 25 Jahre alt. Der Mangel an Arbeitskräften war inzwischen so schwerwiegend, dass die DDR gefährdet war, ihre Wirtschaft nicht mehr aufrechterhalten zu können, denn allein im Ostteil Berlins fehlten 45.000 Arbeitskräfte. Der DDR drohte sowohl ein personeller wie intellektueller Aderlass.[18] Diese Fluchtwelle erreichte 1961 ebenfalls Höchstwerte.[19] Im Monat Juli waren es schon 30.000 und am 12. August 1961, also an einem einzigen Tag, flüchteten 3.190 Personen.[17] Mauerbau Walter Ulbricht während der Pressekonferenz am 15. Juni 1961 Mauerbau, Aufstellen von Betonblöcken, 1961 Mauerbau, August 1961 Gepanzerter Wasserwerfer G5 SK-2 (Sonderkraftfahrzeug 2) im August 1961 am Brandenburger Tor Die Entscheidung zur Schließung der Sektorengrenze fiel bei einer Besprechung zwischen Chruschtschow und Ulbricht am 3. August 1961 in Moskau,[20][21] nachdem sich die sowjetische Führung seit Mitte der 1950er Jahre lange gegen ein solches Vorhaben verwahrt hatte.[22] Das Vorhaben des Mauerbaus, beziehungsweise wörtlich, der Sicherung der Westgrenze wurde dann auf der Tagung der politischen Führungschefs der Staaten des Warschauer Vertrages vom 3. bis 5. August 1961 beschlossen.[23][24] Die Mauer sollte den Machthabern des Ostblocks dazu dienen, die umgangssprachlich so bezeichnete „Abstimmung mit den Füßen“, weg aus dem „sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat“, endgültig durch Abriegelung der Grenzen zu stoppen. Der Plan zum Mauerbau war ein Staatsgeheimnis der DDR-Regierung. Erst am 10. August 1961, drei Tage vor dem Mauerbau, bekam der Bundesnachrichtendienst erste Hinweise auf einen Mauerbau.[25] Die Mauer wurde auf Geheiß der SED-Führung unter Schutz und Überwachung durch Volkspolizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee von Bauarbeitern errichtet – entgegen den Beteuerungen des Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, auf einer internationalen Pressekonferenz am 15. Juni 1961 im großen Festsaal des Hauses der Ministerien in Ost-Berlin. Die Journalistin Annamarie Doherr von der Frankfurter Rundschau hatte dort damals die Frage gestellt: „Ich möchte eine Zusatzfrage stellen. Doherr, Frankfurter Rundschau: Herr Vorsitzender, bedeutet die Bildung einer freien Stadt Ihrer Meinung nach, dass die Staatsgrenze am Brandenburger Tor errichtet wird? Und sind Sie entschlossen, dieser Tatsache mit allen Konsequenzen Rechnung zu tragen?“ Walter Ulbricht antwortete:[26] „Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Mir ist nicht bekannt, dass [eine] solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft dafür voll ausgenutzt wird, voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Ulbricht war damit der erste, der den Begriff „Mauer“ in diesem Bezug öffentlich verwendete – zwei Monate, bevor sie überhaupt stand. Über den Bau der Mauer war zu jenem Zeitpunkt jedoch noch nicht entschieden. Zwar wurden die westlichen Alliierten durch Gewährsleute über die Planung „drastischer Maßnahmen“ zur Abriegelung von West-Berlin informiert, vom konkreten Zeitpunkt und Ausmaß der Absperrung gaben sie sich jedoch öffentlich überrascht. Da ihre Zugangsrechte nach und innerhalb Berlins nicht beschnitten wurden, ergab sich dadurch aber kein Anlass, militärisch einzugreifen. Die Außenminister der drei Westmächte und der Bundesrepublik beschlossen am 7. August in Paris, vorbereitende Maßnahmen zu treffen, um einer kritischen Situation in Berlin begegnen zu können. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte ähnliche Informationen bereits Mitte Juli erhalten. Nach Ulbrichts Besuch bei Chruschtschow während des hochrangigen Treffens der Warschauer-Pakt-Staaten von 3. bis 5. August 1961 in Moskau stand im BND-Wochenbericht vom 9. August: „Vorliegende Meldungen zeigen, daß das Pankower Regime sich darum bemüht, die Einwilligung Moskaus für die Inkraftsetzung durchgreifend wirksamer Sperrmaßnahmen – wozu insbesondere eine Abriegelung der Berliner Sektorengrenze und die Unterbrechung des S- und U-Bahn-Verkehrs in Berlin gehören würde – zu erhalten. […] Es bleibt abzuwarten, ob und wie weit Ulbricht […] in Moskau […] mit entsprechenden Forderungen durchzudringen vermochte.“ In der veröffentlichten Erklärung der Teilnehmerstaaten des Treffens des Warschauer Pakts wurde vorgeschlagen, „an der Westberliner Grenze der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers den Weg zu verlegen und um das Gebiet Westberlins eine verlässliche Bewachung und wirksame Kontrolle zu gewährleisten.“ Am 7. August kündigte Ministerpräsident Chruschtschow in einer Rundfunkrede eine Verstärkung der Streitkräfte an der sowjetischen Westgrenze und die Einberufung von Reservisten an. Am 11. August billigte die Volkskammer der DDR die Ergebnisse der Moskauer Beratung und fasste einen „Beschluss zu Fragen des Friedensvertrages“. In ihm wurde der Ministerrat mit einer vage gehaltenen Formulierung beauftragt, „alle Maßnahmen vorzubereiten und durchzuführen, die sich auf Grund der Festlegungen der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages und dieses Beschlusses als notwendig erweisen“.[27] Am Samstag, dem 12. August, ging beim BND aus Ost-Berlin folgende Information ein: „Am 11. August 1961 hat eine Konferenz der Parteisekretäre der parteigebundenen Verlage und anderer Parteifunktionäre beim Zentralkomitee der SED (ZK) stattgefunden. Hier wurde u. a. erklärt: […] Die Lage des ständig steigenden Flüchtlingsstroms mache es erforderlich, die Abriegelung des Ostsektors von Berlin und der SBZ in den nächsten Tagen – ein genauer Tag wurde nicht angegeben – durchzuführen und nicht, wie eigentlich geplant, erst in 14 Tagen.“ Ein Volkspolizist und ein Kampfgruppenangehöriger sichern den Mauerbau, August 1961 Ulbricht lud am 12. August zu 16 Uhr Mitglieder des SED-Politbüros, Minister und Staatssekretäre, die Vorsitzenden der Blockparteien und den Oberbürgermeister von Ost-Berlin zu einem „Beisammensein“ in das Gästehaus der DDR-Regierung am Großen Döllnsee, rund 80 km nördlich von Berlin, ein,[28] wo sie von der Außenwelt abgeschnitten und unter Kontrolle waren. Er verschwieg zunächst den Zweck des Treffens, lediglich die Mitglieder des SED-Politbüros waren bereits am 7. August eingeweiht worden. Gegen 22 Uhr lud Ulbricht zu einer „kleinen Sitzung“ ein. Auf ihr teilte er seinen Gästen mit: „Aufgrund der Volkskammerbeschlüsse werden heute Nacht zuverlässige Sicherungen an der Grenze vorgenommen.“[29] In dem von den Mitgliedern des Ministerrates ohne Widerspruch unterschriebenen Beschluss hieß es: „Zur Unterbindung der feindlichen Tätigkeit der revanchistischen und militaristischen Kräfte Westdeutschlands und Westberlins wird eine solche Kontrolle an den Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik einschließlich der Grenze zu den Westsektoren von Groß-Berlin eingeführt, wie sie an den Grenzen jedes souveränen Staates üblich ist. Es ist an den Westberliner Grenzen eine verläßliche Bewachung und eine wirksame Kontrolle zu gewährleisten, um der Wühltätigkeit den Weg zu verlegen.“[30] Ulbricht hatte die Anweisungen für die Grenzschließung schon vor dem Eintreffen der Gäste unterschrieben. Honecker hatte die „Operation Rose“ ausgearbeitet und war längst auf dem Weg in das Ost-Berliner Polizeipräsidium, der Einsatzzentrale für die Abriegelung der Grenze zu West-Berlin.[31] In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 begannen NVA sowie 5000 Angehörige der Deutschen Grenzpolizei (Vorläufer der Grenztruppen) mit 5000 Kräften der Schutzpolizei und der Volkspolizei-Bereitschaften sowie 4500 Angehörigen der Betriebskampfgruppen, die Straßen und Schienenwege nach West-Berlin abzuriegeln. Dabei waren seitens der NVA die 1. motorisierte Schützendivision sowie die 8. motorisierte Schützendivision unter maßgeblicher Beteiligung von Einheiten aus Prora als zweite „Sicherungsstaffel“ in einer Tiefe von rund 1000 Metern hinter der Grenze eingesetzt.[32] Auch sowjetische Truppen hielten sich in erhöhter Gefechtsbereitschaft und waren an den alliierten Grenzübergängen präsent. Alle noch bestehenden Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Teilen Berlins wurden unterbrochen. Dies betraf allerdings nur noch die U-Bahn und die S-Bahn. Dabei waren die West-Berliner S- und U-Bahn-Linien auf den Tunnelstrecken unter Ost-Berliner Gebiet nur insofern betroffen, als die Stationen abgesperrt wurden und ein Ein- bzw. Ausstieg nicht mehr möglich war. Die Züge fuhren ab dem 13. August abends ohne Halt durch die zu sogenannten „Geisterbahnhöfen“ gewordenen Stationen. Nur die den Bahnhof Friedrichstraße berührenden Linien hielten hier, um das Erreichen der eingerichteten Grenzübergangsstelle zu ermöglichen. Erich Honecker verantwortete als damaliger ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen die gesamte Planung und Umsetzung des Mauerbaus politisch im Namen der SED-Führung. Der 13. August 1961 wird als „Tag des Mauerbaus“ bezeichnet, doch eigentlich wurde an diesem Tag nur die Sektorengrenze abgeriegelt. Als Grenzsicherung wurden an diesem und den Folgetagen an einigen Stellen Mauern errichtet, an anderen wurden Zäune aufgestellt und Stacheldraht gezogen. Auf der Südseite der Bernauer Straße an der Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Wedding gehörte der Bürgersteig zu West-Berlin, während die Gebäude auf Ost-Berliner Gebiet standen. In solchen Fällen wurden die Hauseingänge zugemauert. Die Bewohner gelangten nur noch über die Hinterhöfe zu ihren Wohnungen. In den Tagen nach der Abriegelung der Sektorengrenze kam es zu vielen Fluchtversuchen, die später durch z. B. das Zumauern der Fenster, die sich an der Sektorengrenze nach West-Berlin öffneten, und den weiteren Ausbau der Grenzsicherungsanlagen erschwert wurden. Die Abriegelung brachte auch skurrile Situationen mit sich, vor allem im Bereich der Exklaven, wo es Jahre später teilweise auch zu Gebietsaustauschen kam. So wurde das Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz, obwohl zu Ost-Berlin gehörend, bei Errichtung der Mauer ausgespart. Mangels Befugnissen der West-Berliner Behörden entwickelte sich das Terrain zeitweise zu einem faktisch rechtsfreien Raum. Die sowjetische Regierung erklärte am 24. August, dass die Luftkorridore nach West-Berlin zur Einschleusung westdeutscher „Agenten, Revanchisten und Militaristen“ missbraucht würden. West-Berlin gehöre nicht zur Bundesrepublik; deshalb könne sich die Kompetenz von Amtsstellen der Bundesrepublik nicht auf Berlin erstrecken. Bis zum September 1961 desertierten allein von den eingesetzten Sicherungskräften 85 Mann nach West-Berlin, außerdem gab es 216 gelungene Fluchtversuche von 400 Menschen. Unvergessen sind bekannt gewordene Bilder von Flüchtlingen, die sich an Bettlaken aus Häusern in der Bernauer Straße abseilten, einer alten Frau, die sich in ein Sprungtuch der West-Berliner Feuerwehr fallen ließ, und dem den Stacheldraht überspringenden jungen Grenzpolizisten Conrad Schumann.[33] Westdeutsche und West-Berliner Reaktionen Luftbild des Brandenburger Tors, 1961 Bundeskanzler Konrad Adenauer rief noch am selben Tag über Radio die Bevölkerung zu Ruhe und Besonnenheit auf und verwies auf nicht näher benannte Reaktionen, die gemeinsam mit den Alliierten folgen würden. Erst am 22. August, neun Tage nach dem Mauerbau, besuchte er West-Berlin. Auf politischer Ebene protestierte allein der Regierende Bürgermeister Willy Brandt energisch – aber letztlich machtlos – gegen die Einmauerung West-Berlins und die endgültig scheinende Teilung der Stadt. Die westdeutschen Bundesländer gründeten noch im selben Jahr die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter, um Menschenrechtsverletzungen auf dem Gebiet der DDR zu dokumentieren und so zumindest symbolisch dem Regime Einhalt zu gebieten. Am 16. August 1961 kam es zu einer Protestdemonstration von Willy Brandt und 300.000 West-Berlinern vor dem Rathaus Schöneberg. Im offiziellen Sprachgebrauch des Senats wurde die Mauer bald nur noch als Schandmauer bezeichnet. Alliierte Reaktionen US-Soldaten und DDR-Volkspolizisten, Oktober 1961 US-Präsident Richard Nixon an der Berliner Mauer, 1969 US-Präsident John F. Kennedy und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 26. Juni 1963 am Checkpoint Charlie Die Reaktionen der Westmächte auf den Mauerbau kamen zögerlich und sukzessive: Nach 20 Stunden erschienen Militärstreifen an der Grenze. Nach 40 Stunden wurde eine Rechtsverwahrung an den sowjetischen Kommandanten Berlins geschickt. Nach 72 Stunden gingen diplomatische Proteste der Alliierten – um der Form Genüge zu tun – direkt in Moskau ein. Es gab immer wieder Gerüchte, dass die Sowjets den westlichen Alliierten vorher versichert hätten, deren Rechte an West-Berlin nicht anzutasten. Ausgehend von dieser Haltung der Sowjets hatte der amerikanische Präsident Kennedy bereits Anfang Juni 1961 dem sowjetischen Ministerpräsidenten Chruschtschow bei einem Treffen in Wien seine Zustimmung gegeben, dass Maßnahmen ergriffen werden könnten, um die Abwanderung der Menschen aus der DDR und Ost-Berlin nach West-Berlin zu verhindern. Voraussetzung war allerdings der freie Zugang nach West-Berlin. Tatsächlich war angesichts der Erfahrung der Berlin-Blockade der Status von West-Berlin in den Augen der Westalliierten stets gefährdet – der Mauerbau war nun eine konkrete Manifestierung des Status quo: „Eine Mauer ist verdammt noch mal besser als ein Krieg“ – John F. Kennedy, US-Präsident[34] „Die Ostdeutschen halten den Flüchtlingsstrom auf und verschanzen sich hinter einem noch dichteren Eisernen Vorhang. Daran ist an sich nichts Gesetzwidriges.“ – Harold Macmillan, britischer Premierminister US-Präsident John F. Kennedy reagierte zunächst nur zurückhaltend, stand aber zur „freien Stadt“ Berlin. Er reaktivierte General Lucius D. Clay, den „Vater der Berliner Luftbrücke“, und schickte ihn zusammen mit dem US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson nach West-Berlin. Am 19. August 1961 trafen die beiden in der Stadt ein. Die amerikanischen Kampftruppen in der Stadt wurden verstärkt: 1.500 Mann der 8. US-Infanteriedivision fuhren aus Mannheim kommend über die Transitstrecke durch die DDR nach West-Berlin. Bei ihrer Ankunft in der Stadt wurden die Truppen von den Menschen mit so großem Jubel begrüßt, dass die US-Mission nach Washington schrieb, man fühle sich an die Begeisterung bei der Befreiung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg erinnert. Beides machte der verunsicherten West-Berliner Bevölkerung klar, dass die Vereinigten Staaten zu ihren Rechten in der Stadt stehen würden. Die Amerikaner wiesen Versuche der Volks- und Grenzpolizei energisch zurück, alliierte Offiziere und Angestellte kontrollieren zu wollen. Schließlich wirkte Marschall Iwan Konew, Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), mäßigend auf die DDR-Funktionäre ein. Zu einer direkten Konfrontation zwischen amerikanischen und sowjetischen Truppen kam es am 27. Oktober 1961 am Checkpoint Charlie auf der Friedrichstraße, als – infolge von Unstimmigkeiten – jeweils 30 Kampfpanzer der amerikanischen und sowjetischen Armee unmittelbar am Grenzstreifen einander gegenüber auffuhren. Am nächsten Tag wurden allerdings beide Panzergruppen wieder zurückgezogen. Dieses „kalte Scharmützel“ hatte aber enorme politische Bedeutung, weil es den Amerikanern auf diese Weise gelungen war, zu belegen, dass die UdSSR und nicht die DDR für den Ostteil Berlins verantwortlich war. Beide Seiten wollten den Kalten Krieg nicht wegen Berlin eskalieren lassen oder gar einen Atomkrieg riskieren. Der US-amerikanische Außenminister Dean Rusk sprach sich in einem Fernsehinterview am 28. Februar 1962 für die Schaffung einer internationalen Behörde zur Überwachung des freien Zugangs nach Berlin und gegen eine Anerkennung der DDR aus, und am 24. April erklärte Rusk, die US-Regierung halte den freien Zugang nach Berlin mit Befugnissen der DDR-Behörden an den Zugangswegen für unvereinbar. Der bundesdeutsche Außenminister Heinrich von Brentano und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle wiederum sprachen sich in Pressekonferenzen gegen eine internationale Zugangskontrollbehörde für Berlin aus. Im Juni 1963 besuchte US-Präsident John F. Kennedy Berlin. Vor dem Rathaus Schöneberg hielt er eine Rede über die Mauer, in der er die historischen Worte „Ich bin ein Berliner“ sprach. Dieser symbolische Akt bedeutete den West-Berlinern – insbesondere in Anbetracht der amerikanischen Akzeptanz beim Bau der Mauer – viel. Für die Westalliierten und die DDR bedeutete der Mauerbau eine politische und militärische Stabilisierung, der Status quo von West-Berlin wurde festgeschrieben – die Sowjetunion gab ihre im Chruschtschow-Ultimatum noch 1958 formulierte Forderung nach einer entmilitarisierten, „freien“ Stadt West-Berlin auf. Am 22. August 1962 wurde die sowjetische Kommandantur in Berlin aufgelöst. Am 28. September 1962 erklärte der US-amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara in Washington, dass der freie Zugang nach Berlin mit allen Mitteln zu sichern sei. Die Außenminister der drei Westmächte und der Bundesrepublik kamen am 12. Dezember 1962 in Paris überein, dass der Sowjetunion keine neuen Vorschläge zur Berlin-Frage gemacht werden sollten. Anlässlich eines Arbeitsbesuches von Bundeskanzler Ludwig Erhard am 11. Juni 1964 in Paris bot der französische Präsident Charles de Gaulle für den Fall eines militärischen Konflikts um Berlin oder die Bundesrepublik den sofortigen Einsatz französischer Atomwaffen an. Die Regierungen der drei Westmächte bekräftigten in einer gemeinsamen Erklärung am 26. Juni 1964 zum Freundschaftsvertrag zwischen der Sowjetunion und der DDR vom 12. Juni 1964 ihre Mitverantwortung für ganz Berlin. DDR-Propaganda Die DDR-Propaganda stellte die Mauer wie auch die gesamte Grenzsicherung zur Bundesrepublik als Schutz vor „Abwanderung, Unterwanderung, Spionage, Sabotage, Schmuggel, Ausverkauf und Aggression aus dem Westen“ dar. Zur Propagierung dieser Darstellung gehörte das Veranstalten von Schauprozessen, wovon der gegen Gottfried Strympe 1962 mit einem Justizmord endete. Die Sperranlagen richteten sich hauptsächlich gegen die eigenen Bürger. Dieser Umstand durfte in der Öffentlichkeit der DDR ebenso wenig thematisiert werden wie die Tatsache der massenhaften Flucht aus der DDR. Zunächst war der ungesetzliche Grenzübertritt gemäß § 8 des Pass-Gesetzes der DDR seit 1954 strafbar,[35] mit Inkrafttreten des Strafgesetzbuches der DDR am 1. Juli 1968 wurde eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren angedroht, die jedoch in der Urteilspraxis mit bis zu fünf Jahren überschritten wurde. Eine Gesetzesänderung vom 28. Juni 1979 setzte die Höchststrafe auf acht Jahre fest. Anlässlich des fünften Jahrestages der Errichtung der Mauer forderte Ulbricht 1966 von der westdeutschen Regierung einen 30-Milliarden-DM-Kredit für die DDR, um „wenigstens einen Teil des Schadens“ wiedergutzumachen, der ihr vor Errichtung der Mauer durch „Ausplünderung“ seitens des Westens entstanden sei.[36] Die Bonner Regierung habe beabsichtigt, „nach den Wahlen (im September 1961) mit einem offenen Angriff auf die DDR, dem Bürgerkrieg und militärischen Provokationen zu beginnen“. Der Mauerbau habe den Frieden der Welt gerettet.[37] Geteiltes Land „End of British Sector“ vor dem Brandenburger Tor, 1988 Mauerabschnitt Niederkirchnerstraße zwischen Kreuzberg und Mitte, 1988 10 Jahre Berliner Mauer. Briefmarke der DDR von 1971 Der Bau der Mauer machte Berlin bald vom einfachsten Platz für einen unbefugten Übertritt von Ost- nach Westdeutschland zum schwierigsten.[38] West-Berliner durften bereits seit dem 1. Juni 1952 nicht mehr frei in die DDR einreisen, nach Errichtung der Mauer konnten sie ab 26. August 1961 Ost-Berlin nicht mehr besuchen. Nach langen Verhandlungen wurde 1963 das Passierscheinabkommen getroffen, das mehreren hunderttausend West-Berlinern zum Jahresende ein Wiedersehen mit ihrer Verwandtschaft im Ostteil der Stadt ermöglichte. In den Jahren 1964, 1965 und 1966 kam es erneut zur befristeten Ausgabe von Passierscheinen. Eines fünftes Passierscheinabkommen folgte nicht. Ab 1966 gab die DDR nur in „Härtefällen“ Passierscheine an West-Berlinern für Verwandtenbesuche im Ostsektor aus. Die DDR verbot ab dem 13. April 1968 Ministern und Beamten der Bundesrepublik den Transit nach West-Berlin durch ihr Gebiet. Am 19. April 1968 protestieren die drei Westmächte gegen diese Anordnung. Am 12. Juni 1968 führte die DDR die Pass- und Visumpflicht für den Transitverkehr zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland ein. Als Reaktion auf die von der DDR eingeführten Visumgebühren im Berlin-Verkehr beschloss der NATO-Rat, künftig bei Reisegenehmigungen für DDR-Funktionäre in NATO-Staaten eine Gebühr zu erheben. Am 8. Februar 1969 erließ die DDR-Regierung mit Wirkung ab dem 15. Februar ein Durchreiseverbot für die Mitglieder der nach West-Berlin einberufenen Bundesversammlung sowie für Bundeswehrangehörige und Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages. Die sowjetische Regierung protestierte gegen die Wahl des Bundespräsidenten in West-Berlin. Am 5. März 1969 wurde dennoch Gustav Heinemann zum Bundespräsidenten gewählt. Berliner Mauer, Bouchéstraße, Blick vom Ostteil nach West-Berlin aus einer DDR-Offizierswohnung, ca. 1984 Die drei Westmächte schlugen der Sowjetunion am 15. Dezember 1969 Vier-Mächte-Gespräche über eine Verbesserung der Situation in Berlin und auf den Zugangswegen nach Berlin vor. 1971 sicherte das Viermächteabkommen über Berlin die Erreichbarkeit West-Berlins und beendete die wirtschaftliche Bedrohung durch Schließung der Zufahrtsrouten. Ferner bekräftigten alle vier Mächte die gemeinsame Verantwortung für ganz Berlin und stellten klar, dass West-Berlin kein Bestandteil der Bundesrepublik sei und nicht von ihr regiert werden dürfe. Während die Sowjetunion den Vier-Mächte-Status jedoch nur auf West-Berlin bezog, unterstrichen die Westalliierten 1975 in einer Note an die Vereinten Nationen ihre Auffassung vom Viermächtestatus über Gesamt-Berlin. Ab Anfang der 1970er Jahre wurde mit der durch Willy Brandt und Erich Honecker eingeleiteten Politik der Annäherung zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland (→ Neue Ostpolitik) die Grenze zwischen den beiden Staaten etwas durchlässiger. Die DDR gewährte nun Reiseerleichterungen, vornehmlich für „unproduktive“ Bevölkerungsgruppen wie Rentner, und vereinfachte für Bundesbürger aus grenznahen Regionen Besuche in der DDR. Eine umfassendere Reisefreiheit machte die DDR von der Anerkennung ihres Status als souveräner Staat abhängig und verlangte die Auslieferung von nicht rückkehrwilligen DDR-Reisenden. Die Bundesrepublik erfüllte aufgrund des Grundgesetzes diese Forderungen nicht. Zwischen dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 gab es 5075 gelungene Fluchten nach West-Berlin, davon 574 Fahnenfluchten.[39][40] Geteilte Straße. Die Grundstücke der Bouchéstraße gehörten links zum Ost-Berliner Stadtbezirk Treptow, rechts zum West-Berliner Bezirk Neukölln, 1989. Streckmetallgitterzaun im Grenzbereich Berlin Sektorengrenze in Heiligensee, 1982 Maueranlage in Berlin-Steinstücken aus der Luft, 1989 Von der Grenze unterbrochene Bahntrasse bei Heiligensee, 1987 Von der Polizei überwachte Schleuse zum sogenannten „Kubat-Dreieck“ (Lenné-Dreieck) am Potsdamer Platz kurz vor der Räumung 1988 Transitzug aus Hamburg durchfährt die Grenzanlagen am Bahnhof Staaken, 1986 Grenzübergang Dreilinden für Frachtschiffe am Teltowkanal bei Albrechts Teerofen, 1988 Mauerfall Ronald Reagan bei seiner berühmten Berliner Rede mit Appell zur Öffnung des Brandenburger Tors am 12. Juni 1987 Die Berliner Mauer wurde in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989, nach über 28 Jahren ihrer Existenz geöffnet. Die Vorbereitung einer von Seiten der DDR-Regierung kontrollierten Öffnung begannen bereits im Oktober 1989: Walter Momper, damals Regierender Bürgermeister von West-Berlin, wusste nach eigenen Angaben seit dem 29. Oktober aus einem Gespräch mit Ost-Berlins SED-Chef Günter Schabowski und Ost-Berlins Oberbürgermeister Erhard Krack davon und traf seinerseits entsprechende Vorbereitungen für eine Öffnung der Mauer im Dezember 1989.[41] Zur Öffnung der Mauer führten Massenkundgebungen in der Wendezeit und die Forderung nach Reisefreiheit. Ein weiteres wichtiges Motiv war die anhaltende Flucht großer Bevölkerungsteile der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über das Ausland, teils über Botschaften in verschiedenen Hauptstädten damaliger Ostblockstaaten (unter anderem in Prag und Warschau), alternativ über die in Ungarn bereits beim Paneuropäischen Picknick am 19. August 1989 und umfassend seit dem 11. September 1989 offene Grenze zu Österreich und seit Anfang November direkt über die Tschechoslowakei. Nachdem der am 6. November 1989 veröffentlichte Entwurf eines neuen Reisegesetzes auf scharfe Kritik gestoßen war und die tschechoslowakische Führung auf diplomatischem Wege zunehmend schärfer gegen die Ausreise von DDR-Bürgern über ihr Land protestierte, beschloss das Politbüro des Zentralkomitees der SED am 7. November, eine Regelung für die ständige Ausreise vorzuziehen. Am Morgen des 9. November erhielt Oberst Gerhard Lauter, Hauptabteilungsleiter für Pass- und Meldewesen im Innenministerium, die Aufgabe, ein neues Reisegesetz zu erarbeiten. Der entsprechende Entwurf, der zusätzlich einen Passus zu Besuchsreisen enthielt, wurde am 9. November vom Politbüro bestätigt und in Richtung Ministerrat weitergeleitet. Im weiteren Geschäftsgang wurde zu dem Beschlussentwurf eine Vorlage an den Ministerrat erstellt, die zwar noch am selben Tag bis 18 Uhr im Umlaufverfahren gebilligt, aber erst am 10. November um 4 Uhr morgens als Übergangsregelung über die staatliche Nachrichtenagentur ADN veröffentlicht werden sollte. Kampfparade zum 25. Jahrestag des antifaschistischen Schutzwalls am 13. August 1986 in der Karl-Marx-Allee Allerdings legte das Justizministerium der DDR am 9. November Einspruch ein. Parallel zum Umlaufverfahren wurde die Ministerratsvorlage am Nachmittag des 9. November im Zentralkomitee behandelt und leicht abgeändert. Die handschriftlich entsprechend abgeänderte Ministerratsvorlage übergab Egon Krenz an das SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, bevor dieser zu der angesetzten Pressekonferenz über die Ergebnisse der ZK-Tagung ging, ohne ihn explizit über die beschlossene Sperrfrist bis 4 Uhr morgens zu informieren.[42] Schabowski war bei den vorangegangenen Beratungen in Politbüro und ZK nicht anwesend gewesen. Diese Pressekonferenz mit Schabowski im Presseamt / Internationalen Pressezentrum in der Ost-Berliner Mohrenstraße 38 (jetzt: Teil des Bundesjustizministeriums), die über das Fernsehen und im Radio live übertragen wurde und daher von vielen Bürgern zeitgleich mitverfolgt werden konnte, wurde zum Auslöser für die Maueröffnung. Am Ende der Pressekonferenz um 18:53 Uhr stellte der Korrespondent der italienischen Agentur ANSA, Riccardo Ehrman, eine Frage zum Reisegesetz. Im April 2009 gab Ehrman an, zuvor einen Anruf erhalten zu haben, in dem ihn ein Mitglied des Zentralkomitees bat, eine Frage zum Reisegesetz zu stellen.[43] Später relativierte Ehrman diese Aussage und gab an, er sei zwar von Günter Pötschke, dem damaligen Chef der DDR-Nachrichtenagentur ADN, angerufen worden, dieser habe ihn jedoch letztlich nur gefragt, ob er die Pressekonferenz besuchen werde.[44] Die Frage von Ehrman lautete in etwas gebrochenem Deutsch gemäß Protokoll der Pressekonferenz:[45] „Sie haben von Fehler gesprochen. Glauben Sie nicht, daß es war ein großer Fehler, diesen Reisegesetzentwurf, das Sie haben jetzt vorgestellt vor wenigen Tagen?“ Auf diese Frage antwortete Schabowski sehr umständlich und ausschweifend. Schließlich fiel ihm ein, dass er die neuen Reiseregeln auf der Pressekonferenz auch noch vorstellen sollte[42] und sagte: „Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“ Auf die Zwischenfrage eines Journalisten „Ab wann tritt das in Kraft? Ab sofort?“ antwortete Schabowski dann um 18:57 Uhr mit dem Verlesen des ihm von Krenz zuvor übergebenen Papiers:[42] „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen [Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse] beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Pass- und Meldewesen der VPKÄ – der Volkspolizeikreisämter – in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne dass dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen […]“ Auf die erneute Zwischenfrage des Hamburger Bild-Zeitungsreporters Peter Brinkmann:[46] „Wann tritt das in Kraft?“ antwortete Schabowski wörtlich: „Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich.“ Nach zweimaliger Zwischenfrage eines Journalisten „Gilt das auch für Berlin-West?“ fand Schabowski schließlich den entsprechenden Passus der Vorlage: „Die ständige Ausreise kann über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD bzw. zu Berlin-West erfolgen.“ Pressekonferenz mit Günter Schabowski am 9. November 1989 dpa-Eilmeldung, 9. November 1989, 19:04 Uhr Auf der Bösebrücke werden DDR-Bürger begrüßt, 10. November 1989 10. November 1989: Von der Nacht des 9. bis zum Morgen des 11. Novembers hielt eine feiernde Menschenmenge die Mauer am Brandenburger Tor besetzt 22. Dezember 1989: Grenzsoldaten bauen am Brandenburger Tor Mauersegmente zur Anlage eines Grenzübergangs ab Westdeutsche und West-Berliner Rundfunk- und Fernsehsender verbreiteten sogleich, die Mauer sei „offen“ (was zu diesem Zeitpunkt noch nicht in die Praxis umgesetzt war). Mehrere Tausend Ost-Berliner zogen zu den Grenzübergängen und verlangten die sofortige Öffnung. Zu diesem Zeitpunkt waren weder die Grenztruppen noch die für die eigentliche Abfertigung zuständigen Passkontrolleinheiten (PKE) des Ministeriums für Staatssicherheit oder die sowjetische Armee in Berlin darüber informiert, was eine gewisse Gefahr eines – möglicherweise bewaffneten – Eingreifens bedeutete.[47] Um 21:15 Uhr passierten als erste die DDR-Bürgerinnen Annemarie Reffert und ihre 16-jährige Tochter mit ihrem Pkw und ihren Personalausweisen den Grenzübergang Helmstedt-Marienborn. Da die Grenzsoldaten nicht informiert waren, wurden sie unter mehrmaligem Hinweis auf Schabowskis Verkündigung von einer Kontrollstelle zur nächsten weitergereicht und konnten passieren.[48][49] Der Deutschlandfunk berichtete davon unmittelbar danach in einer Kurzmeldung. Um den großen Druck der Menschenmassen zu mindern, wurde am Grenzübergang Bornholmer Straße um 21:20 Uhr den ersten Ostdeutschen dort erlaubt, nach West-Berlin auszureisen. Dabei wurden die Ausreisenden kontrolliert und anfangs noch die Personalausweise als ungültig gestempelt, die Inhaber sollten damit ausgebürgert werden.[50] Um 21:30 Uhr brachte auch der Radiosender RIAS erste Reportagen von offenen Grenzübergängen. Hanns Joachim Friedrichs, der an diesem Tag die Tagesthemen moderierte, eröffnete die Sendung um 22:42 Uhr so:[51] „Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten; sie nutzen sich leicht ab. Aber heute abend darf man einen riskieren: dieser neunte November ist ein historischer Tag. Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen.“ Es sammelten sich nach und nach dichte Menschenmassen an allen Übergängen, teilweise wurde die Lage angespannt bzw. wirkte bedrohlich. Am Grenzübergang Bornholmer Straße befürchtete der diensthabende Leiter, dass Ausreisewillige auch an Waffen seiner Mitarbeiter kommen könnten, die diese bei sich trugen. Deshalb befahl Oberstleutnant Harald Jäger gegen 23:30 Uhr eigenmächtig, die Grenzübergangsstelle zu öffnen und die Passkontrollen einzustellen. Unter dem Druck der Massen und angesichts der fehlenden Unterstützung durch seine Vorgesetzten sah Jäger nur diesen Ausweg. Jäger sagte dazu in der ARD-Dokumentation Schabowskis Zettel vom 2. November 2009: „Das alles zusammengenommen war dann das Motiv des Handelns, sodass ich gesagt habe, jetzt reicht mir’s. Jetzt entscheidst Du’s auf eigene Faust […] Hab angewiesen, alle ausreisen zu lassen […] lass alle ausreisen […]“ Über diesen Grenzübergang gelangten zwischen 23:30 Uhr und 0:15 Uhr schätzungsweise 20.000 Menschen nach West-Berlin.[52][53] Anders als von den meisten Historikern dargestellt, behauptet ein 2009 im ZDF gesendeter Dokumentarfilm, der Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee sei der erste offene Grenzübergang gewesen. Der Kommandant, Oberstleutnant Heinz Schäfer, sei direkt nach Schabowskis Pressekonferenz zu „seinem“ Grenzübergang gefahren, habe die Sicherungsanlagen abschalten lassen und seinen Grenzsoldaten befohlen, Ausreisewillige auch wirklich durchzulassen. Auch habe er sofort seinen Soldaten alle scharfe Munition abgenommen. Gegen 20:30 Uhr habe er den zwischen Rudow und Schönefeld gelegenen Kontrollpunkt geöffnet. DDR-Bürger berichten, dass sie am 9. November gegen 20:30 Uhr mit ihren Fahrrädern zum nahe gelegenen Grenzübergang an der Waltersdorfer Chaussee gefahren seien. Mit einem Ausreise-Stempel im Pass durften beide nach West-Berlin ausreisen; sie mussten kurioserweise ihre Fahrräder an der Grenze zurücklassen. Auf Westseite wollen mehrere Augenzeugen ebenfalls ab 20:30 Uhr den zunehmenden Grenzverkehr nach West-Berlin beobachtet haben. In umgekehrter Richtung, als Heimkehrer von einem genehmigten Tagesaufenthalt in West-Berlin zurückkommend, erzählt ein DDR-Bürger, dass er von den unbewaffneten Grenzsoldaten durchgewinkt worden sei. Auf die Bitte um eine Zählkarte für die nächste Ausreise sei ihm beschieden worden, eine solche würde er nicht mehr brauchen.[47] Diese Darstellung wird von anderen Historikern mit Hinweis auf Mängel an der wissenschaftlichen Herangehensweise und der Darstellung widersprechender Stasiunterlagen angezweifelt.[54] Bis Mitternacht waren alle Grenzübergänge im Berliner Stadtgebiet offen. Auch die Grenzübergänge an der West-Berliner Außengrenze sowie an der innerdeutschen Grenze wurden in dieser Nacht geöffnet. Bereits am späten Abend verfolgten viele die Öffnung der Grenzübergänge im Fernsehen und machten sich teilweise dann noch auf den Weg. Der große Ansturm setzte am Vormittag des 10. November 1989 ein, da die Grenzöffnung um Mitternacht vielfach „verschlafen“ wurde. Die DDR-Bürger wurden von der Bevölkerung West-Berlins begeistert empfangen. Die meisten Kneipen in der Nähe der Mauer gaben spontan Freibier aus und auf dem Kurfürstendamm gab es einen großen Volksauflauf mit hupendem Autokorso und wildfremden Menschen, die sich in den Armen lagen. In der Euphorie dieser Nacht wurde die Mauer auch von vielen West-Berlinern erklommen. Noch in der Nacht ordnete der Regierende Bürgermeister Walter Momper als Sofortmaßnahme die Schaffung zusätzlicher Aufnahmemöglichkeiten für Übersiedler sowie die Auszahlung des Begrüßungsgeldes über 100 DM auch durch die Sparkasse West-Berlins an.[55] Einige Zeit nach Bekanntwerden der Nachricht von Schabowskis Pressekonferenz unterbrach der Bundestag in Bonn am Abend seine laufende Sitzung. Nach einer Pause gab Kanzleramtsminister Rudolf Seiters eine Erklärung der Bundesregierung ab, Vertreter aller Bundestagsfraktionen begrüßten in ihren Beiträgen die Ereignisse. Im Anschluss erhoben sich die anwesenden Abgeordneten spontan von ihren Sitzen und sangen die Nationalhymne.[56][57] Nach Angaben des West-Berliner Staatssekretärs Jörg Rommerskirchen und des Bild-Journalisten Peter Brinkmann war ihnen der Mauerfall bereits am Vormittag des 9. November bekannt. Rommerskirchen habe von Brinkmann einen vertraulichen Hinweis erhalten, dass es noch an diesem Tag zu einer Öffnung der Mauer kommen werde. Daraufhin habe man in West-Berlin im Eiltempo entsprechende Vorbereitungen getroffen.[58] DDR-Bürger beim Schlangestehen für das Begrüßungsgeld, Mitte November 1989 Mauerspechte brechen an der Mauer nahe dem Reichstagsgebäude Stücke heraus, Ende 1989 Stempel Bornholmer Straße im Reisepass, Januar 1990 Mauer und Brandenburger Tor, Dezember 1989 Vor dem Brandenburger Tor stehen Demonstranten auf der Berliner Mauer, Dezember 1989 Mauerspechte an der Mauer im Dezember 1989 Dezember 1989: Blick durchs Loch nach Ost-Berlin Entwicklung nach dem Mauerfall Durchgangsverkehr durch das Brandenburger Tor in den 1990er Jahren Berliner Mauer am 12. November 1989 (aus Richtung West-Berlin gesehen) Wachturm Typ BT-11 im ehemaligen Todesstreifen (vom damaligen Originalstandort leicht versetzt) „Mauerspecht“ Die Mauer wurde nach dem 9. November 1989 zunächst weiter bewacht und unkontrollierte Grenzübertritte durch den Mauerstreifen meist verhindert. In den ersten Wochen versuchten die Grenztruppen, die von den Mauerspechten geschlagenen Löcher zu reparieren, während im Hinterland Restriktionen für die Anwohner außer Kraft traten.[59] Bereits bis zum 14. November öffnete die DDR zehn neue Grenzübergänge; darunter einige an besonders symbolträchtigen Orten wie dem Potsdamer Platz, der Glienicker Brücke und der Bernauer Straße. An diesen Übergängen versammelten sich Menschenmengen, die auf die Öffnung warteten und jedes herausgehobene Betonelement bejubelten. Am 22. Dezember wurde der Mauerabschnitt am Brandenburger Tor in Gegenwart von Bundeskanzler Helmut Kohl und Ministerpräsident Hans Modrow entfernt.[60] Bundesbürger und West-Berliner durften erstmals am 24. Dezember 1989 ab 0:00 Uhr visumfrei in die DDR einreisen; bis zu diesem Zeitpunkt hatten noch die Regelungen bezüglich Visumpflicht und Mindestumtausch gegolten. In den Wochen zwischen dem 9. November und dem 23. Dezember hatten die DDR-Bürger daher in gewisser Weise „größere Reisefreiheit“ als die Westdeutschen. Die Bewachung der Mauer wurde mit der Zeit immer lockerer; das unkontrollierte Überschreiten der Grenze durch die immer größer werdenden Löcher wurde zunehmend toleriert. Parallel dazu änderte sich die Praxis an den Übergängen hin zu nur noch stichprobenartiger Kontrolle des Verkehrsstroms. Der Prozess verstärkte sich besonders nach der Wahl zur Volkskammer am 18. März 1990. Bis zum 30. Juni 1990 wurden weitere neue Grenzübergänge nach West-Berlin geöffnet. Mauer am Grenzübergang Dreilinden am 3. Oktober 1990 Am 1. Juli 1990, dem Tag des Inkrafttretens der Währungsunion, wurden die Bewachung der Mauer und sämtliche Grenzkontrollen eingestellt. Bereits am 13. Juni 1990 hatte in der Bernauer Straße der offizielle Abriss begonnen. Inoffiziell begann der Mauerabriss an der Bornholmer Straße wegen Bauarbeiten an der Eisenbahn. Daran beteiligt waren insgesamt 300 DDR-Grenzsoldaten sowie – nach dem 3. Oktober 1990 – 600 Pioniere der Bundeswehr. Diese waren mit 175 Lastwagen, 65 Kränen, 55 Baggern und 13 Planierraupen ausgerüstet. Der Abriss der innerstädtischen Mauer endete offiziell am 30. November 1990. Bis dahin fielen nach Schätzungen der Grenztruppenführung insgesamt rund 1,7 Millionen Tonnen Bauschutt an. Allein in Berlin wurden 184 km Mauer, 154 km Grenzzaun, 144 km Signalanlagen und 87 km Sperrgräben entfernt.[61] Übrig blieben sechs Abschnitte, die als Mahnmal erhalten werden sollten. Der Rest der Mauer, insbesondere an der Berlin-brandenburgischen Landesgrenze, verschwand bis November 1991. Bemalte Mauersegmente mit künstlerisch wertvollen Motiven wurden in Auktionen 1990 in Berlin und Monte Carlo versteigert.[62] Einige der Mauersegmente finden sich inzwischen an verschiedenen Orten der Welt. So sicherte sich der US-Geheimdienst CIA für seinen Neubau in Langley (Virginia) einige künstlerisch verzierte Mauersegmente. In den Vatikanischen Gärten wurden im August 1994 einige Mauersegmente mit aufgemalter Sankt-Michaels-Kirche aufgestellt.[63][64] Ein weiteres Teilstück der Mauer kann im Haus der Geschichte in Bonn besichtigt werden. Ein Segment steht in der Königinstraße am Englischen Garten in München, eines am Stabsgebäude der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ in Augustdorf, weitere in einem Neubaugebiet in Weiden in der Oberpfalz, am Max-Mannheimer-Gymnasium Grafing und in einem Vorgarten in Essen-Rüttenscheid.[65] Weitere stellt das Friedensmuseum im französischen Ort Caen in der Normandie und das Imperial War Museum in London aus.[66] Auch am Deutschen Eck in Koblenz befinden sich drei Mauerstücke der Berliner Mauer. Das Mauersegment gegenüber dem Europäischen Informationszentrum in Schengen in unmittelbarer Nähe zum Dreiländereck Luxemburg–Deutschland–Frankreich erinnert daran, dass innerhalb Europas Freizügigkeit der Normalfall sein sollte. Alle Örtlichkeiten in den drei Staaten, die von diesem Segment aus zu sehen sind, können aufgrund des Schengener Abkommens unbehindert von Grenzkontrollen spontan aufgesucht werden. Historische Bedeutung des Mauerfalls Der Mauerfall am 9. November 1989 markierte das Ende einer Epoche,[67] indem er die sichtbarste Erscheinung im Fall des ganzen „Eisernen Vorhangs“ und des kommunistischen Systems in Osteuropa darstellte, was die Wiedervereinigung Deutschlands und die Überwindung der Teilung Europas ermöglichte. Struktur der Berliner Grenzanlagen Anlagen der Berliner Mauer im Frühjahr 1989 nach Angaben des MfS[68][69] Länge (km) Anlage 156,4 Grenzbefestigung um West-Berlin zwischen 3,40 und 4,20 m Höhe 111,9 Beton- und Steinmauern 44,5 Metallgitterzaun 112,7 Grenzbefestigung im Bezirk Potsdam 43,7 Grenzbefestigung innerhalb von Ost- und West-Berlin (Sektorengrenze) 0,5 Reste von Häuserfronten, Grundstücksmauern 58,95 Grenzmauer in Plattenbauweise mit einer Höhe von 3,40 m 68,42 Streckmetallzaun mit einer Höhe von 2,90 m als „vorderem Sperrelement“ 161 Lichttrasse 113,85 Grenzsignal- und Sperrzaun (GSSZ) 127,5 Kontakt- und Signalzaun 124,3 Kolonnenweg Anzahl Anlage 186 Beobachtungstürme (302 rund um West-Berlin) 31 Führungsstellen 259 Hundelaufanlagen 20 Bunker Die Berliner Mauer wurde ergänzt durch ausgedehnte Befestigungen der Grenze zur Bundesrepublik und – in geringerem Umfang – anderer Westgrenzen der Staaten des Warschauer Paktes, wodurch der sogenannte Eiserne Vorhang materielle Gestalt annahm. Wie die übrige innerdeutsche Grenze wurde auch die Berliner Mauer über weite Strecken mit umfangreichen Systemen von Stacheldrahthindernissen, Gräben, Panzerhindernissen, Kontrollwegen und Postentürmen versehen. Allein etwa 1000 Diensthunde waren in Hundelaufanlagen bis Anfang der 1980er Jahre eingesetzt. Dieses System wurde über Jahrzehnte ständig ausgebaut. Dazu gehörte, dass nahe an der Mauer stehende Häuser, deren Bewohner zwangsweise umgesiedelt worden waren, gesprengt wurden. Noch am 28. Januar 1985 wurde an der Bernauer Straße sogar die Versöhnungskirche gesprengt. Das führte dazu, dass sich letztlich eine breite, nachts taghell beleuchtete Schneise durch die einst dicht bebaute Stadt zog. Von der 167,8 Kilometer langen Grenze um West-Berlin lagen 45,1 km direkt in Ost-Berlin und 112,7 km im ostdeutschen Bezirk Potsdam. Hierbei sind zum Teil die Öffnungen der Grenzübergänge mit enthalten. 63,8 km des Grenzverlaufs lagen in bebautem, 32 km in bewaldetem und 22,65 km in offenem Gelände, 37,95 km der Grenze lag in oder an Flüssen, Seen und Kanälen. Die absolute Länge der Vorderlandgrenzanlagen in Richtung West-Berlin betrug dabei 267,3 km und die der Hinterlandgrenzanlagen in Richtung DDR 297,64 km.[70] Für die ostdeutschen Grenzsoldaten galt der Artikel 27 des Grenzgesetzes von 1982, wonach der Einsatz der Schusswaffe zur Verhinderung eines Grenzdurchbruches die äußerste Maßnahme der Gewaltanwendung gegen Personen war. Dies wird meist als Schießbefehl bezeichnet. Vor hohen Feiertagen oder Staatsbesuchen wurde der Einsatz der Schusswaffe ausdrücklich untersagt, um eine negative Westpresse zu vermeiden. Von West-Berlin wurde die Grenze von der West-Berliner Polizei und alliierten Militärstreifen beobachtet. Auffällige Aktivitäten wurden dokumentiert; auch um Einschleusungen von Spionen und Agenten nach West-Berlin zu verhindern. Später stellte sich heraus, dass es dennoch versteckte Mauerdurchgänge gab, die vom MfS genutzt wurden. Aufbau der Grenzanlagen Schematischer Aufbau der Berliner Mauer in den 1980er Jahren Grenzanlagen zwischen Berlin-Lichtenrade (links) und Mahlow (rechts), Januar 1990 Grenzabschnitt Liesenstraße mit Tunnel unter Sektorengrenze kreuzender S-Bahn-Trasse, 1980 Lohmühlenstraße mit Hinterlandmauer Warnschild Grenzgebiet Blumenschalensperre zur Durchfahrtssicherung an der Ecke Dolomitenstraße und Esplanade Die Grenzanlagen entstanden in mehreren Etappen. Am 13. August 1961 unterbanden Stacheldraht und Bewachung das einfache Wechseln zu oder aus den Westsektoren von Groß-Berlin. Ab dem 15. August wurde mit Betonelementen und Hohlblocksteinen die erste Mauer aufgebaut. Im Juni 1962 kam die sogenannte „Hinterlandmauer“ hinzu. 1965 ersetzten zwischen Stahl- oder Betonpfosten eingelassene Betonplatten die bisherigen Bauteile. Als ihr oberer Abschluss wurde eine Betonröhre aufgesetzt. Schließlich kam im Jahr 1975 als „dritte Generation“ die „Grenzmauer 75“ zum Einsatz, die nach und nach vollständig das vorige Grenzbauwerk ablöste. Die moderneren Stahlbetonelemente des Typs „Stützwandelement UL 12.41“ mit 3,60 Meter Höhe wurden im VEB Baustoffkombinat Neubrandenburg mit Sitz in Malchin hergestellt.[71] Sie waren einfach aufzubauen und resistenter gegen Umwelteinflüsse und Grenzdurchbrüche.[72] In ihrem Endausbaustadium – an manchen Stellen erst in den späten 1980er Jahren – bestanden die sich vollständig auf dem Territorium der DDR bzw. Ost-Berlins befindlichen Grenzanlagen – beginnend aus Richtung DDR bzw. Ost-Berlin – aus: Hinterlandmauer aus Beton oder Streckmetallzaun, etwa zwei bis drei Meter hoch; an vielen Stellen, vor allem im Innenstadtbereich, übernahmen Häuserwände (oft Brandmauern), die bis in die entsprechende Höhe geweißt waren, die Funktion der Hinterlandmauer, am Boden Signalanlagen, die bei Berührung Alarm auslösten, Kontaktzaun aus Streckmetall übermannshoch, mit Stachel- und Signaldraht bespannt, streckenweise Hundelaufanlagen (scharfe Schäferhunde, an Führungsdraht eingehängt, frei laufend), Kraftfahrzeugsperrgräben und Panzersperren (Tschechenigel aus kreuzweise verschweißten Eisenbahnschienen), die dann als Gegenleistung für bundesdeutsche Milliardenkredite abgebaut wurden, Postenstraße/Kolonnenweg, zur Grenzpostenablösung und um Verstärkung heranholen zu können, Lichtertrasse zur Ausleuchtung des Kontrollstreifens (an manchen Stellen „östlich“ des Kolonnenwegs), Postentürme (1989 insgesamt 302 Stück) mit Suchscheinwerfern, Sichtkontakt der Posten tagsüber, nachts zogen zusätzliche Grenzsoldaten auf, Kontrollstreifen (KS), immer frisch geeggt, zur Spurenfeststellung, der auch von den Grenzsoldaten nicht grundlos betreten werden durfte, (teilweise extra) übermannshoher Streckmetallzaun, nur schräg durchsehbar, Betonfertigteilmauer bzw. -wand nach West-Berlin, 3,75 Meter hoch (teilweise mit Betonrolle, die beim Überklettern keinen Halt bieten sollte). Als Material dienten landwirtschaftliche Fertigteile wie sie zuvor als Lagerwände für Stallmist Verwendung fanden,[73] davor noch einige Meter Hoheitsgebiet der DDR. Die Gesamtbreite dieser Grenzanlagen war abhängig von der Häuserbebauung im Grenzgebiet und betrug von etwa 30 Meter bis etwa 500 Meter (am Potsdamer Platz). Minenfelder und Selbstschussanlagen wurden an der Berliner Mauer nicht aufgebaut (dies war aber in der DDR nicht allgemein bekannt), jedoch an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik. Der Aufbau der von den Grenztruppen intern als Handlungsstreifen bezeichneten Grenze wurde als Militärgeheimnis behandelt und war den meisten DDR-Bürgern daher nicht genau bekannt. Die Grenzsoldaten waren zum Stillschweigen verpflichtet. Jeder Zivilist, der auffälliges Interesse an Grenzanlagen zeigte, lief mindestens Gefahr, vorläufig festgenommen und zum nächsten Polizeirevier oder Grenzkommando zur Identitätsfeststellung gebracht zu werden. Eine Verurteilung zu einer Haftstrafe wegen Planung eines Fluchtversuchs konnte folgen. An Stellen, die aufgrund von Bebauung oder Verkehrsführung – beziehungsweise wegen des Geländezuschnitts – schwieriger zu sichern waren, begann das „Grenzgebiet“ auf DDR- und Ost-Berliner Seite schon vor der Hinterlandmauer und war dann Sperrgebiet. Dieses durfte nur mit einer Sondergenehmigung betreten werden. Das bedeutete für Anwohner eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Als „Vorfeldsicherung“ sollten bauliche Maßnahmen (Mauern, Zäune, Gitter, Stacheldraht, Durchfahrtssperren, Übersteigsicherungen), Sichthilfen (Leuchten, weiße Kontrastflächen) und Warnhinweise das unbefugte (beziehungsweise unbemerkte) Betreten oder Befahren dieses Gebietes verhindern. Einblickmöglichkeiten für Unbefugte wurden mit Sichtblenden verbaut. Im grenznahen Ost-Berliner Stadtgebiet nahe dem Brandenburger Tor wurde regelmäßig eine verdeckte sogenannte „Tiefensicherung“ durch zivile Kräfte des Ministeriums für Staatssicherheit durchgeführt, um möglichst frühzeitig und außerhalb der Sichtmöglichkeit des Westteils potentielle Grenzdurchbrüche und besondere Lagen (Demonstrationen oder andere unerwünschte Menschenansammlungen) aufzuklären und zu unterbinden. Ein Gebäude nördlich des Brandenburger Tors wurde von der Hauptabteilung 1 des MfS genutzt, der zuständigen Abteilung zur Überwachung der Grenztruppen der DDR. Es wurde später abgerissen, um Platz zu schaffen für das Jakob-Kaiser-Haus. Personeller Aufbau und Ausstattung des Grenzkommandos Mitte Für den Schutz der Grenze zu West-Berlin war in der DDR das Grenzkommando Mitte der Grenztruppen der DDR zuständig, dem nach Angaben des MfS vom Frühjahr 1989 11.500 Soldaten und 500 Zivilbeschäftigte angehörten. Es bestand neben dem Stab in Berlin-Karlshorst aus sieben Grenzregimentern, die in Treptow, Pankow, Rummelsburg, Hennigsdorf, Groß-Glienicke, Babelsberg und Kleinmachnow stationiert waren, sowie den Grenzausbildungsregimentern GAR-39 in Wilhelmshagen und GAR-40 in Oranienburg. Grenzsicherung in Staaken, 1986 Jedes Grenzregiment besaß fünf direkt geführte Grenzkompanien, außerdem je eine Pionier-, Nachrichten-, Transportkompanie, Granatwerfer- und Artilleriebatterie, einen Aufklärungs- und einen Flammenwerferzug sowie eine Diensthundestaffel und unter Umständen eine Bootskompanie und Sicherungszüge bzw. -kompanien für die Grenzübergangsstellen. Das Grenzkommando Mitte verfügte über 567 Schützenpanzerwagen, 48 Granatwerfer, 48 Panzerabwehrkanonen und 114 Flammenwerfer sowie 156 gepanzerte Fahrzeuge bzw. schwere Pioniertechnik und 2295 Kraftfahrzeuge. Zum Bestand gehörten außerdem 992 Hunde. An einem normalen Tag waren etwa 2300 Soldaten direkt an der Grenze und im grenznahen Raum eingesetzt. Bei sogenannter „verstärkter Grenzsicherung“, die beispielsweise 1988 wegen politischer Höhepunkte oder schlechter Witterungsbedingungen etwa 80 Tage galt, waren dies etwa 2500 Grenzsoldaten, deren Anzahl in besonderen Situationen weiter aufgestockt werden konnte. Gewässergrenzen Die äußere Stadtgrenze West-Berlins verlief an mehreren Stellen durch schiffbare Gewässer. Der Grenzverlauf war dort durch eine vom West-Berliner Senat errichtete Kette aus runden, weißen Bojen mit der (an der Stadtgrenze nicht ganz zutreffenden) Aufschrift „Sektorengrenze“ gekennzeichnet. West-Berliner Fahrgastschiffe und Sportboote mussten darauf achten, sich auf der West-Berliner Seite der Bojenkette zu halten. Auf der DDR-Seite der Grenze wurden diese Gewässer von Booten der Grenztruppen der DDR patrouilliert. Die Grenzbefestigungen der DDR befanden sich jeweils auf dem DDR-seitigen Ufer, was teilweise große Umwege erzwang und die Ufer mehrerer Havelseen „vermauerte“. Der größte Umweg befand sich am Jungfernsee, wo die Mauer bis zu zwei Kilometer vom eigentlichen Grenzverlauf entfernt stand. An mehreren Stellen verlief der Grenzstreifen durch ehemalige Wassergrundstücke und machte sie so für die Bewohner unbrauchbar; so am Westufer des Groß Glienicker Sees und am Südufer des Griebnitzsees. Bei den Gewässern an der innerstädtischen Grenze verlief diese überall direkt am westlichen oder östlichen Ufer, sodass dort keine Markierung des Grenzverlaufs im Wasser existierte. Die eigentliche Mauer stand auch hier jeweils am Ost-Berliner Ufer. Dennoch wurden die zu Ost-Berlin gehörenden Gewässer selbst ebenfalls überwacht. Auf Nebenkanälen und -flüssen wurde die Lage dadurch zum Teil unübersichtlich. Manche Schwimmer und Boote aus West-Berlin gerieten versehentlich oder aus Leichtsinn auf Ost-Berliner Gebiet und wurden beschossen. Dabei gab es im Laufe der Jahrzehnte mehrere Tote. An einigen Stellen in der Spree gab es Unterwassersperren gegen Schwimmer. Für Flüchtlinge war es nicht klar zu erkennen, wann sie West-Berlin erreicht hatten, sodass für sie noch nach dem Überwinden der eigentlichen Mauer die Gefahr bestand, ergriffen zu werden. Grenzübergänge → Hauptartikel: Berliner Grenzübergänge Schild an der Sektorengrenze, zu sehen in Richtung Ost-Berlin Schild Richtung West-Berlin An der gesamten Berliner Mauer gab es 25 Grenzübergangsstellen (GÜSt), 13 Straßen-, vier Eisenbahn- und acht Wasserstraßengrenzübergangsstellen. Dies waren etwa 60 Prozent aller Grenzübergänge zwischen der DDR und der Bundesrepublik bzw. West-Berlin. Für den Straßen-Transitverkehr gab es nur zwei Berliner Grenzübergänge, indem Dreilinden, bis 1987 Staaken und danach Heiligensee benutzt werden konnten. Die Grenzübergangsstellen waren auf DDR-Seite sehr stark ausgebaut. Es wurde mitunter sehr scharf bei der Ein- und Ausreise von den DDR-Grenzorganen und dem DDR-Zoll kontrolliert. Für die Sicherung und Überwachung des Reiseverkehrs einschließlich Fahndung und Festnahmen an den Grenzübergangsstellen waren die Passkontrolleinheiten (PKE) der Hauptabteilung VI des MfS zuständig, die ihren Dienst in Uniformen der Grenztruppen der DDR versahen. Sie arbeiteten mit den für die äußere Sicherheit und die Verhinderung von Grenzdurchbrüchen zuständigen Einheiten der Grenztruppen und Mitarbeitern der Zollverwaltung, die die Sach- und Personenkontrolle vornahmen, zusammen.[74][75] Auf West-Berliner Seite hatten die Polizei und der Zoll Posten. Dort gab es in der Regel keine Kontrollen im Personenverkehr. Nur an den Transitübergängen wurden die Reisenden statistisch erfasst (Befragung nach dem Ziel), gelegentlich bei entsprechendem Anlass zur Strafverfolgung auch kontrolliert (Ringfahndung). Der gesamte Güterverkehr unterlag wie im Auslandsverkehr der Zollabfertigung. Beim Güterkraftverkehr war es bei einer westdeutschen Warenanlieferung in Ost-Berlin nicht möglich, von Ost- nach West-Berlin über Grenzübergangsstellen zu fahren, sondern man musste ganz außen herum und einen von den zwei West-Berliner Transitübergängen benutzen. Das waren Dreilinden (A 115) und bis 1987 Staaken (B 5), danach Heiligensee über die A 111. Demzufolge war es dann eine sogenannte „Ausreise aus der DDR“; bei der Kontrolle wurde der Westdeutsche wie ein ausländischer Lkw sehr gründlich durchsucht. Im Personenverkehr mit der Bundesrepublik wurden von westdeutscher Seite nur statistische Erhebungen gemacht. Beim Güterverkehr musste über den Warenbegleitschein der Lkw vom Zoll verplombt und statistisch erfasst werden. Beim Übergang Staaken konnte über die B 5 die einzige Möglichkeit genutzt werden, mit Fahrzeugen durch die DDR zu fahren, die nicht für den Verkehr auf der Autobahn zugelassen waren (z. B. Fahrrad, Moped, Traktor usw.). Allerdings musste die 220 Kilometer lange Strecke bei Tageslicht bis Lauenburg ohne Unterbrechung (Übernachtung, längere Pausen) bewältigt werden. Mit der Freigabe der Autobahn A 24 im Jahr 1982 wurde der Fahrrad-Transit nicht mehr zugelassen. Am Checkpoint Bravo (Dreilinden) und Checkpoint Charlie (in der Friedrichstraße) hatten die alliierten Besatzungsmächte Kontrollpunkte eingerichtet, wobei der Letztere jedoch nur für Diplomaten und ausländische Staatsangehörige, nicht für Bundesbürger und West-Berliner benutzbar war. Mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 wurden alle Grenzübergänge aufgegeben. Einige Reste der Anlagen blieben als Mahnmal erhalten. Kosten Der Bau und der ständige Ausbau sowie die jahrzehntelange Unterhaltung der stark bewachten Berliner Mauer war eine große wirtschaftliche Belastung für die DDR. Von den zwischen 1961 und 1964 insgesamt anfallenden Kosten von 1,822 Milliarden Mark der DDR für den Aufbau und Betrieb der Grenzanlagen entfielen 400 Millionen Mark (22 %) auf die Berliner Mauer. Maueropfer und Mauerschützen Maueropfer Auf der Flucht erschossen (Jimmy Fell) Maueropfer, Ebertstraße in Berlin-Tiergarten → Hauptartikel: Todesopfer an der Berliner Mauer und Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer Über die Zahl der Mauertoten gibt es widersprüchliche Angaben. Sie ist bis heute nicht eindeutig gesichert, weil die Todesfälle an der Grenze von den Verantwortlichen der DDR-Staatsführung systematisch verschleiert wurden. Die Berliner Staatsanwaltschaft gab im Jahr 2000 die Zahl der nachweislich durch einen Gewaltakt an der Berliner Mauer umgekommenen Opfer mit 86 an.[76] Wie schwierig genaue Aussagen auf diesem Gebiet sind, wird auch dadurch deutlich, dass die Arbeitsgemeinschaft 13. August ihre Zahl der Mauertoten seit 2000 von 238[77] auf 138 korrigiert hat.[78] Zwischen Oktober 2005 und Dezember 2007 arbeitete ein vom ‚Verein Berliner Mauer‘ und vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam getragenes Forschungsprojekt mit dem Ziel, die genaue Zahl der Maueropfer zu ermitteln und die Geschichten der Opfer auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu dokumentieren. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien förderte das Projekt. In der am 7. August 2008 veröffentlichten Bilanz wurde dargelegt, dass von den 374 überprüften Fällen 136 die Kriterien „Maueropfer“ erfüllen. Die Opfer waren vornehmlich fluchtwillige Bürger der DDR (98 der 136 Fälle), unter 30 Jahren (112 Fälle), männlich (128 Fälle) und kamen in den ersten acht Jahren der Mauer (90 Fälle) ums Leben. Weiterhin wurden 48 Fälle identifiziert, bei denen Menschen im Umfeld von Kontrollen an Grenzübergängen in Berlin – meist an einem Herzinfarkt – starben. Unter den ausgeschlossenen 159 Fällen sind 19 Fälle, die in anderen Publikationen als Maueropfer geführt werden.[79] Nach der Veröffentlichung der Zwischenbilanz kam es zu einer Kontroverse um die Zahl der Opfer und die Methoden der Erforschung der Geschehnisse an der Mauer. Die Arbeitsgemeinschaft 13. August, die damals wieder von 262 Maueropfern ausging, warf dem Forschungsprojekt vor, die Zahl der Opfer aus politischen Gründen bewusst „kleinzurechnen“. Der Arbeitsgemeinschaft, an deren Recherchen keine Historiker beteiligt sind, wurde hingegen vorgeworfen, auf ihren Listen viele Fälle aufzuführen, die ungeklärt seien, nicht nachweislich mit dem Grenzregime im Zusammenhang stünden oder inzwischen sogar widerlegt worden seien.[80] Das erste Todesopfer war Ida Siekmann, die am 22. August 1961 beim Sprung aus einem Fenster in der Bernauer Straße tödlich verunglückte. Die ersten tödlichen Schüsse fielen am 24. August 1961 auf den 24-jährigen Günter Litfin, der am Humboldthafen von Transportpolizisten bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Peter Fechter verblutete am 17. August 1962 im Todesstreifen an der Zimmerstraße. Im Jahr 1966 wurden zwei Kinder im Alter von 10 und 13 Jahren im Grenzstreifen durch insgesamt 40 Schüsse getötet. Das letzte Opfer von Todesschüssen an der Mauer war Chris Gueffroy am 6. Februar 1989. Der letzte tödliche Zwischenfall an der Grenze ereignete sich am 8. März 1989, als Winfried Freudenberg bei einem Fluchtversuch mit einem defekten Ballon in den Tod stürzte. Einige Grenzsoldaten starben ebenfalls bei gewalttätigen Vorfällen an der Mauer. Der bekannteste Fall ist die Tötung des Soldaten Reinhold Huhn, der von einem Fluchthelfer erschossen wurde. Diese Vorfälle wurden von der DDR propagandistisch genutzt und als nachträgliche Begründung für den Mauerbau herangezogen. Es mussten sich geschätzt rund 75.000 Menschen wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts“ vor DDR-Gerichten verantworten. Das wurde nach § 213 Strafgesetzbuch der DDR mit Freiheitsstrafen bis zu acht Jahren geahndet. Wer bewaffnet war, Grenzanlagen beschädigte oder als Armeeangehöriger oder Geheimnisträger bei einem Fluchtversuch gefasst wurde, kam selten mit weniger als fünf Jahren Gefängnis davon. Wer Hilfe zur Flucht leistete, konnte mit lebenslangem Freiheitsentzug bestraft werden. Mauerschützenprozesse → Hauptartikel: Mauerschützenprozesse Die juristische Aufarbeitung des Schießbefehls in sogenannten „Mauerschützenprozessen“ dauerte bis zum Herbst 2004. Zu den angeklagten Verantwortlichen gehörten unter anderem der Staatsratsvorsitzende Honecker, sein Nachfolger Egon Krenz, die Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates Erich Mielke, Willi Stoph, Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht, der SED-Bezirkschef von Suhl, sowie einige Generäle wie der Chef der Grenztruppen (1979–1990) Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten. Insgesamt kam es in Berlin zu 112 Verfahren gegen 246 Personen, die sich als Schützen oder Tatbeteiligte vor Gericht verantworten mussten. Etwa die Hälfte der Angeklagten wurde freigesprochen. 132 Angeklagte wurden wegen ihrer Taten oder Tatbeteiligungen zu Freiheits- oder Bewährungsstrafen verurteilt. Darunter waren 10 Mitglieder der SED-Führung, 42 führende Militärs und 80 ehemalige Grenzsoldaten. Dazu kamen 19 Verfahren mit 31 Angeklagten in Neuruppin, die für 19 Todesschützen mit Bewährungsstrafen endeten. Für den Mord an Walter Kittel wurde der Todesschütze mit der längsten Freiheitsstrafe von zehn Jahren belegt. Im Allgemeinen bekamen die Todesschützen Strafen zwischen 6 und 24 Monaten auf Bewährung, während die Befehlshabenden mit zunehmender Verantwortung höhere Strafen bekamen.[81] Im August 2004 wurden Hans-Joachim Böhme und Siegfried Lorenz vom Landgericht Berlin als ehemalige Politbüro-Mitglieder zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der letzte Prozess gegen DDR-Grenzsoldaten ging am 9. November 2004 – genau 15 Jahre nach dem Fall der Mauer – mit einem Schuldspruch zu Ende. Gedenken Zum Gedenken an die Opfer der Berliner Mauer wurden sehr unterschiedlich gestaltete Mahnmale errichtet. Kleinere Kreuze oder andere Zeichen des Gedenkens dienen der Erinnerung an erschossene Flüchtlinge. Sie befinden sich an verschiedenen Stellen der ehemaligen Grenze und gehen meist auf private Initiativen zurück. Ein bekannter Gedenkort sind die Weißen Kreuze am Spreeufer neben dem Reichstagsgebäude. Über die Art und Weise des Gedenkens gab es wiederholt öffentliche Auseinandersetzungen; so auch Ende der 1990er Jahre bezüglich der Gedenkstätte in der Bernauer Straße. Einen Höhepunkt erreichte die öffentliche Debatte beim Streit um das in der Nähe des Checkpoint Charlie errichtete und später geräumte Freiheitsmahnmal. Der Berliner Senat begegnete dem Vorwurf, kein Gedenkkonzept zu besitzen, mit der Einberufung einer Kommission, die im Frühjahr 2005 Grundzüge eines Gedenkkonzepts vorstellte. Am 20. Juni 2006 legte der Senat ein daraus entwickeltes integriertes „Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer“ vor, das unter anderem eine Erweiterung der Gedenkstätte an der Bernauer Straße vorsieht. Im Invalidenpark, zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und der Scharnhorststraße wurde Mitte der 1990er Jahre eine lange Mauer gestaltet, die in einem Wasserbecken versinkt, die der Gartenarchitekt Christoph Girot als Versunkene Mauer bezeichnet, was zum einen an die früher hier vorhandene Gnadenkirche, zum anderen an die Berliner Mauer erinnern soll. Freiheitsmahnmal Freiheitsmahnmal Mauerreste an der Niederkirchnerstraße Mauer-Markierung am Nennhauser Damm (Staaken). Text von West-Berlin aus lesbar. Mauerdenkmal am ehemaligen Übergang Kirchhainer Damm (Lichtenrade/Mahlow) Die Skulptur Leid an der Mauer wurde 1965 in Steglitz aufgestellt. Blaues Tor 1 – West-Tor (Jimmy Fell) in Niederlauer Parlament der Bäume am Spreeufer Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie wurde 1963 direkt vor der Grenze vom Historiker, Autor und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Rainer Hildebrandt eröffnet und wird von der Arbeitsgemeinschaft 13. August betrieben. Es gehört zu den meistbesuchten Berliner Museen. Das Mauermuseum veranschaulicht das Grenzsicherungssystem an der Berliner Mauer und dokumentiert geglückte Fluchtversuche und ihre Fluchtmittel wie Heißluftballons, Fluchtautos, Sessellifte und ein Mini-U-Boot. Im Haus wird der weltweite gewaltfreie Kampf für Menschenrechte dokumentiert. Darüber hinaus recherchiert das Museum nach in der Sowjetischen Besatzungszone verschollenen Menschen. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz werden viele ungelöste Fälle wieder neu aufgerollt. So ist das Mauermuseum auch Teil einer weltweit angelegten Kampagne, das Schicksal von Raoul Wallenberg zu klären, der hunderttausende ungarische Juden vor den Nationalsozialisten gerettet hat und daraufhin verschollen ist. In jüngster Vergangenheit, führte die Arbeit des Mauermuseums zur Befreiung von Michail Chodorkowski. Heute leitet Alexandra Hildebrandt das Museum. Gedenkstättenensemble Berliner Mauer in der Bernauer Straße Seit dem 13. August 1998 besteht an der Bernauer Straße zwischen den ehemaligen Bezirken Wedding und Mitte die Gedenkstätte Berliner Mauer. Sie umfasst ein erhaltenes Teilstück der Grenzanlagen, das Dokumentationszentrum Berliner Mauer sowie die Kapelle der Versöhnung. Die Gedenkstätte ist aus einem 1994 vom Bund ausgelobten Wettbewerb hervorgegangen und wurde nach langen und heftigen Diskussionen am 13. August 1998 eingeweiht. Sie stellt einen durch künstlerisch-gestalterische Mittel ergänzten neu aufgebauten Mauerabschnitt am Originalort dar. Das Dokumentationszentrum, das von einem Verein getragen wird, wurde am 9. November 1999 eröffnet. 2003 wurde es durch einen Aussichtsturm ergänzt, von dem die Maueranlagen der Gedenkstätte gut einsehbar sind. Neben einer aktuellen Ausstellung (seit 2001 unter dem Titel Berlin, 13. August 1961) gibt es unterschiedliche Informationsmöglichkeiten zur Geschichte der Mauer. Außerdem werden Seminare und andere Veranstaltungen angeboten. Die Kapelle der Versöhnung der Evangelischen Versöhnungsgemeinde wurde am 9. November 2000 eingeweiht. Das Bauwerk ist ein ovaler Stampflehmbau und wurde über den Fundamenten des Chores der 1985 gesprengten Versöhnungskirche errichtet. Das von Thomas Flierl erarbeitete „Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer“ sieht vor, die Gedenkstätte in der Bernauer Straße noch zu erweitern und einen Teil des ehemaligen Stettiner Bahnhofs an der Gartenstraße mit einzubeziehen. Am 11. September 2008 beschloss das Abgeordnetenhaus von Berlin, zum Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 2008 die Gedenkstätte Berliner Mauer und die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde in der landeseigenen Stiftung Berliner Mauer zusammenzufassen. Geschichtsmeile Berliner Mauer Die Geschichtsmeile Berliner Mauer ist eine viersprachige Dauerausstellung, die aus 21 Informationstafeln besteht. Diese stehen über den innerstädtischen Grenzverlauf verteilt und enthalten Fotografien und Texte zu Ereignissen, die sich am Standort der Tafeln zugetragen haben, beispielsweise wird auf geglückte oder missglückte Fluchten hingewiesen. Diese in der Innenstadt schon länger bestehende Geschichtsmeile Berliner Mauer wurde 2006 durch weitere Informationstafeln auch im Außenbereich fortgesetzt.[82] Gedenkveranstaltungen 25. Jahrestag des Mauerfalls Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls markierten 6880 weiße Ballons einen Teil des ehemaligen Mauerverlaufs als Kunstinstallation Lichtgrenze vom 7. bis 9. November 2014.[83] Zirkeltag am 5. Februar 2018 Der 5. Februar 2018 war der Tag, an dem die Berliner Mauer genauso lange nicht mehr stand, wie sie von 1961 bis 1989 die Stadt teilte: 28 Jahre, 2 Monate und 27 Tage.[84] Berliner Medien, wie der rbb und die Berliner Morgenpost, bezeichneten ihn als „Zirkeltag“ und erinnerten an das Ereignis mit Sondersendungen bzw. -beilagen. 30. Jahrestag des Mauerfalls Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Mauerfalls fanden in Berlin vom 4. bis 10. November 2019 eine Vielzahl an Veranstaltungen und Ausstellungen statt, die sich mit dem Bau der Berliner Mauer, der Teilung Berlins, dem Kalten Krieg und der Friedlichen Revolution von 1989 beschäftigten.[85][86][87] Der Mauerstreifen in den 2010er Jahren Nutzung Doppelreihe von Pflastersteinen, die den ehemaligen Mauerverlauf am Brandenburger Tor markiert, 2004 Die breite Trasse zwischen den beiden früheren Mauerlinien wird im heutigen Sprachgebrauch „Grenzstreifen“ oder „Mauerstreifen“ genannt. Er ist noch an vielen Stellen gut erkennbar, teilweise durch große Brachflächen wie an Teilen der Bernauer Straße und zwischen den Ortsteilen Mitte und Kreuzberg entlang der Kommandantenstraße, Alten Jakobstraße, Stallschreiberstraße, Alexandrinenstraße und Sebastianstraße. Andernorts in der zusammenwachsenden Stadt ist der Grenzverlauf hingegen nur noch schwer auszumachen. Die ganze Brutalität der Teilung lässt sich nirgendwo mehr nachvollziehen, auch nicht an Stellen, wo Reste der Mauer konserviert sind. In der ansonsten dicht bebauten Berliner Innenstadt wurde der Mauerstreifen durch Verkauf und Bebauung meist schnell zur Nachnutzung für städtische Zwecke verwendet. Daneben gibt es aber auch vielfältige andere Formen: Im Ortsteil Prenzlauer Berg wandelte sich ein Abschnitt zum Mauerpark. Das innerstädtische Stück am östlichen Teltowkanal wurde mit der Trasse der Bundesautobahn 113 vom Berliner Stadtring nach Schönefeld überbaut. Der Streit um die Rückgabe der Mauergrundstücke ist indes noch nicht abgeschlossen. Die Eigentümer von Grundstücken auf dem späteren Mauerstreifen waren nach dem Mauerbau zwangsenteignet und die Bewohner umgesiedelt worden. Die Frage der Rückgabe und Entschädigung der Betroffenen fand keinen Eingang in den am 31. August 1990 unterzeichneten Einigungsvertrag. Erst das Gesetz über den Verkauf von Mauer- und Grenzgrundstücken an die früheren Eigentümer (Mauergrundstücksgesetz) vom 15. Juli 1996 regelte, dass ein enteigneter Eigentümer sein Objekt nur dann zurückerhält, wenn er dafür 25 Prozent des aktuellen Verkehrswertes bezahlt und der Bund sie nicht für dringende eigene öffentliche Zwecke verwenden oder im öffentlichen Interesse an Dritte veräußern will. In diesem Fall entschädigt der Bund die ehemaligen Eigentümer mit 75 Prozent des Grundstückswertes.[88] Berliner Mauerweg Ausschilderung des Berliner Mauerweges → Hauptartikel: Berliner Mauerweg Entlang des Mauerstreifens um das gesamte frühere West-Berlin verläuft der Berliner Mauerweg, dessen Einrichtung das Berliner Abgeordnetenhaus am 11. Oktober 2001 beschlossen hatte.[89] Dieser Rad- und Fußweg entlang der 160 Kilometer langen Trasse der ehemaligen Grenzanlagen ist größtenteils gut ausgebaut und seit 2005 nahezu vollständig. Bis auf kleinere Abschnitte ist die Strecke durchgehend asphaltiert. Der Mauerweg führt überwiegend auf dem ehemaligen Zollweg (West-Berlin) oder auf dem sogenannten Kolonnenweg, den die DDR-Grenztruppen für ihre Kontrollfahrten angelegt hatten. Wo es durch neuere Bebauung oder Eigentumsrechte nötig war, verläuft er auf neu angelegten Wegen im Grenzbereich oder über parallel zur Grenze verlaufende öffentliche Verkehrsflächen. An der Dresdener Bahn in der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow ist der Mauerweg derzeit unterbrochen. Beim Ausbau der Bahnstrecke soll eine Unterführung realisiert werden.[90] Der Berliner Mauerweg kennzeichnet den Verlauf der ehemaligen DDR-Grenzanlagen zu West-Berlin. Er führt über rund 160 Kilometer um die einstige Halbstadt herum. Historisch interessante Abschnitte, in denen sich noch Mauerreste oder Mauerspuren auffinden lassen, wechseln mit landschaftlich reizvollen Strecken. Der Berliner Mauerweg ist ausgeschildert und in regelmäßigen Abständen mit Übersichtsplänen zur Orientierung ausgestattet. An Infostelen mit Fotografien und Texten werden mehrsprachige Informationen über die Teilung Deutschlands und die Berliner Mauer gegeben und Ereignisse am jeweiligen Standort geschildert oder auf Mauerreste vor Ort hingewiesen.[91] An 29 Standorten entlang des Weges wird an die Toten der Berliner Mauer erinnert. Organisatorisch ist der Berliner Mauerweg in 14 Einzelstrecken mit sieben bis 21 Kilometern Länge gegliedert.[92] Hauptsächlich im Stadtzentrum ist der Mauerverlauf zudem mit einer doppelten Reihe Kopfsteinen gepflastert. Reste der Maueranlagen nach dem Abriss Mauerdenkmal an der Niederkirchnerstraße, 2009 Hinterlandmauer „East Side Gallery“, 2010 Bis Anfang 2018 waren nur drei am Originalstandort erhalten gebliebene Teilstücke der Grenzmauer bekannt. Diese finden sich alle im Ortsteil Mitte: Der längste erhaltene Abschnitt der Grenzmauer steht an der Bernauer Straße, ist aber durch größere Lücken unterbrochen. Der östliche Teil dieses Mauerabschnitts wurde in die dort errichtete Gedenkstätte integriert und dafür ins ursprüngliche Erscheinungsbild versetzt. Graffiti und Spuren von Mauerspechten wurden beseitigt. Ein mit einer Länge von ca. 200 Metern fast ebenso langer, nur von einer kleinen Lücke unterbrochener Restabschnitt der Grenzmauer steht an der Niederkirchnerstraße am Ausstellungsgelände der Topographie des Terrors, gegenüber dem Bundesfinanzministerium. Er wurde 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Ein dritter erhaltener, ebenfalls denkmalgeschützter Abschnitt der Grenzmauer ist nur ca. 15 Meter lang und findet sich an der Liesenstraße. Im Januar 2018 meldete der Heimatforscher Christian Bormann dem Landesdenkmalamt sowie dem zuständigen Bezirksamt ein viertes, 80 Meter langes Teilstück der Berliner Mauer, das er eigenen Angaben zufolge bereits im Sommer 1999 entdeckt hatte. Das spitz zulaufende Mauerfragment steht in einem Waldstück nördlich des S-Bahnhofs Schönholz. Der zunächst paradox erscheinende Umstand, dass das Mauerstück in Reinickendorf und damit in einem West-Berliner Bezirk liegt, ergibt sich daraus, dass es sich dabei um ein ehemaliges Pankower Gebiet handelt, das im Zuge einer Grenzbegradigung im Jahr 1988 dem Bezirk Reinickendorf zugeschlagen wurde.[93] Das Teilstück stamme aus einer frühen Phase des Mauerbaus. So sei dieser Teil der Mauer laut der Sprecherin Gesine Beutin von der Stiftung Berliner Mauer „auf eine existierende, deutlich ältere Bestandsmauer aufgesetzt worden“.[94] Vermutlich wurden beim Bau dieses Mauerstücks zwei Außenmauern von Häusern integriert, die Ende des Zweiten Weltkriegs beim Angriff auf den Verladebahnhof Pankow-Schönholz zerstört wurden.[95] Im Februar 2018 wurde bekannt, dass das entdeckte Mauerstück unter Denkmalschutz gestellt werden solle.[93] Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer schrieb dem Bauwerk eine besondere historische Bedeutung zu, da es „dokumentiert, wie in der ersten Zeit des Mauerbaus vorhandene Strukturen für die schnelle Absperrung der Grenze genutzt wurden“, und diese Bauphase an keinem anderen Standort in Berlin dokumentiert sei.[93] Deutlich mehr und häufig längere Teilstücke sind von der Hinterlandmauer erhalten geblieben, die den Grenzstreifen auf Ost-Berliner Seite abschloss. Sie liegen zumeist abseits von Straßen und Plätzen und standen daher Bauvorhaben der Nachwendezeit nicht im Weg. Diese Mauerreste sind nur zum Teil denkmalgeschützt. Erhaltene Abschnitte, an denen die sonst niedrigere Hinterlandmauer die gleiche Höhe wie die Grenzmauer („vorderes Sperrelement“) aufwies, werden häufig irrtümlich für Reste des vorderen Sperrelements gehalten. Dies gilt neben Fragmenten der Hinterlandmauer am Leipziger Platz und der Stresemannstraße auch für den umfangreichsten erhaltenen Mauerabschnitt, der sich mit 1,3 Kilometern Länge parallel zu Mühlenstraße und Spree vom Ostbahnhof bis zur Oberbaumbrücke hinzieht. Dieser Abschnitt ist – für die Hinterlandmauer untypisch – mit aufgesetzten Betonröhren versehen, denn eine „feindwärtige“ Grenzmauer gab es an dieser Stelle nicht, da die Grenze auf der gegenüberliegenden Spreeseite verlief. 1990 wurde er von internationalen Künstlern zur East Side Gallery gestaltet und 1991 unter Denkmalschutz gestellt. Weitere Reste der Hinterlandmauer finden sich beispielsweise am Mauerpark, entlang der Bernauer Straße, auf dem Gelände des ehemaligen Stettiner Bahnhofs und auf dem Invalidenfriedhof. Auf einem unbebauten Gelände in der Nähe des ehemaligen Grenzübergangs Chausseestraße ist ein Abschnitt der Hinterlandmauer mit originalem Zufahrtstor zum Grenzstreifen erhalten geblieben. Mauer und Tor sind allerdings in schlechtem Zustand; sie stehen nicht unter Denkmalschutz. Von den ehemals 302 Grenzwachtürmen stehen heute noch fünf: Ehemalige Führungsstelle Bergfelde, seither Naturschutzturm Die ehemalige Führungsstelle im Schlesischen Busch in Treptow in der Nähe der Puschkinallee – der denkmalgeschützte, zwölf Meter hohe Wachturm steht in einem zu einem Park umgewandelten Stück des Mauerstreifens in der Nähe der Lohmühleninsel ( ♁ 52° 29′ 44,5″ N, 13° 27′ 2,4″ O).[96] Die ehemalige Führungsstelle Kieler Eck in der Kieler Straße in Mitte, nahe dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal – der Turm ist denkmalgeschützt und inzwischen an drei Seiten von Neubauten umgeben. Er beherbergt eine Gedenkstätte, die nach dem Maueropfer Günter Litfin benannt ist, der im August 1961 am Humboldthafen erschossen wurde. Die auf Initiative seines Bruders Jürgen Litfin unterhaltene Gedenkstätte kann nach Anmeldung besichtigt werden ( ♁ 52° 32′ 1,37″ N, 13° 22′ 9,48″ O). Die ehemalige Führungsstelle Nieder Neuendorf, im gleichnamigen Ortsteil von Hennigsdorf – hier befindet sich heute die Ständige Ausstellung zur Geschichte der Grenzanlagen zwischen den beiden deutschen Staaten ( ♁ 52° 36′ 18,5″ N, 13° 11′ 58,9″ O). Die ehemalige Führungsstelle Bergfelde, heute Stadtteil von Hohen Neuendorf – der Turm befindet sich in einem bereits wieder aufgeforsteten Gebiet des Grenzstreifens und wird samt umliegendem Gelände als Naturschutzturm von der Deutschen Waldjugend genutzt ( ♁ 52° 39′ 36,2″ N, 13° 17′ 59,4″ O). Der einzige der deutlich schlankeren Beobachtungstürme (BT-11) in der Erna-Berger-Straße ebenfalls in Mitte – er wurde allerdings wegen Bauarbeiten um einige Meter versetzt und steht nicht mehr am originalen Standort; dort ist eine Ausstellung über die Mauer im Bereich des Potsdamer Platzes in Planung[97] ( ♁ 52° 30′ 30,7″ N, 13° 22′ 46,84″ O). Reste der ehemaligen Gewässersperre am Kindelfließ am Nordrand von Berlin Der Berliner Mauerweg führt auch an ehemaligen Gewässersperren vorbei. So kann man an der Grenze zwischen Glienicke/Nordbahn und Schildow etwas südlich der Alten Hermsdorfer Straße noch die Reste der Sperre am Kindelfließ erkennen. Ebenso finden sich noch Reste der Gewässersperre am Tegeler Fließ zwischen Schildow und Berlin-Lübars. In den 1990er Jahren entwickelte sich in der Berliner Politik eine Diskussion darüber, wie der einstige Mauerverlauf im Stadtbild sichtbar gemacht werden könnte. Vorgeschlagen wurden unter anderem eine Doppelreihe in den Straßenbelag eingelassener quadratischer Pflastersteine, ein in den Bodenbelag eingelassenes Bronzeband und eine Markierung der Grenzmauer und der Hinterlandmauer durch verschiedenfarbige Streifen. Alle drei Varianten wurden am Abgeordnetenhaus zu Anschauungszwecken jeweils auf einem kurzen Stück ausgeführt. Als Ergebnis dieser Diskussion wurden vor allem im Innenstadtbereich an mehreren Stellen ungefähr acht Kilometer des Grenzmauerverlaufs durch eine Doppelreihe Pflastersteine markiert. In unregelmäßigen Abständen eingelassene Bronzestreifen tragen die – von der ehemaligen West-Berliner Seite lesbare – einfache Beschriftung „Berliner Mauer 1961–1989“. An herausgehobenen Stellen wie dem Leipziger Platz wird auf dieselbe Weise auch der Verlauf der Hinterlandmauer gekennzeichnet. Die Mauer als Artefakt: Kunst und die Mauer Berliner Mauer als Spruchband: 1984 erstellte der Berliner Germanist Claus Hebell eine Zusammenschau aller Mauersprüche mittels einer Fahrradrundfahrt unter dem Titel „Conditio humana“ in der Kultur-Zeitschrift Kultuhr.[98] Der Berliner Künstler Stephan Elsner brachte im Jahr 1982 ein Stück der Berliner Mauer zu Fall und vollendete in dem rund acht Quadratmeter großen Durchbruch durch Bemalung mit Cochenille-Lack sein zuvor vorbereitetes Kunstwerk.[99] Elsners unter dem Titel Grenzverletzung am Todesstreifen durchgeführten Kunstaktionen wurden zahlreich dokumentiert.[100] Anlässlich des Mauerfalls organisierte die TV-Asahi-Group in Japan die Spendenaktion Sakura-Campaign mit dem Ziel, den Grenzstreifen mit einer Kirschbaum-Allee zu verschönern. Bei dieser Aktion kamen rund zwei Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 2 Millionen Euro) zusammen, mit denen in Berlin und Brandenburg rund 10.000 Zierkirschbäume angepflanzt wurden. Tausend davon stehen im ehemaligen Grenzstreifen bei Teltow-Sigridshorst, wo seit 2002 jährlich ein Kirschblütenfest stattfindet.[101][102][103] 1989 schuf der Künstler Wolf Vostell ein Gemälde mit dem Titel 9. November 1989 und 1990 einen Zyklus von Bildern mit dem Titel The Fall of the Berlin Wall.[104] Am 21. Juli 1990 führte Roger Waters am Potsdamer Platz, direkt an der gerade gefallenen Mauer, das 1979 erschienene Album The Wall der Rock-Band Pink Floyd unter Mitwirkung zahlreicher Stars erneut auf. Das Album beschreibt eine psychologische Mauer und hatte ursprünglich nichts mit der Berliner Mauer zu tun. Dennoch wurden in den Medien angesichts des historischen Kontextes Zusammenhänge hergestellt, was – auch unter Marketinggesichtspunkten – von den Veranstaltern begrüßt wurde. Sonstiges Mauersegment am Landtag in Kiel Die Straße Am Sandkrug in der brandenburgischen Gemeinde Glienicke/Nordbahn ragte im Ortsteil Frohnau im Norden Berlins als schmaler Streifen von Osten nach West-Berlin hinein. Dies führte zu einer speziellen Form im Mauerverlauf, dem sogenannten „Entenschnabel“. Am 1. Juli 1988 kamen durch einen Gebietstausch Teile des Lenné-Dreiecks am Potsdamer Platz zu West-Berlin. Einige West-Berliner, die sich dort auf bis dahin nahezu exterritorialem Gebiet aufhielten, flüchteten vor der West-Berliner Polizei über die Mauer nach Ost-Berlin. Vorausgegangen war eine Besetzungsaktion auf dem von den Teilnehmern als „Norbert-Kubat-Dreieck“ bezeichneten Gelände. Im Gegenzug fiel z. B. die Wüste Mark an die DDR. Wie überraschend der Mauerbau für die Deutsche Reichsbahn kam, die in West-Berlin zuständig war, zeigt folgendes Beispiel: Nachts wurden die S-Bahn-Züge der DR auf Umlandbahnhöfen, unter anderem im S-Bahnhof Teltow, abgestellt. Beim Mauerbau wurden die Bahngleise gekappt, sodass die Züge bewegungsunfähig waren, da es keine sonstigen Gleisanschlüsse gab. Die herausgetrennten Gleisstücke mussten im Laufe des Tages für kurze Zeit wieder eingesetzt werden, damit die Züge über West-Berlin in ihr Ost-Berliner Betriebswerk überführt werden konnten. Die Satirepartei Die PARTEI zählt den Wiederaufbau der Mauer zu einem ihrer Wahlversprechen. Dabei kann sie sich darauf berufen, dass in verschiedenen Umfragen etwa ein Fünftel der Bevölkerung den Fall der Mauer bedauert.[105] Anlässlich des Mauerfall-Jubiläums zum 20. Jahrestag fand 2009 eine „Mauerreise“ statt. Zwanzig symbolische Mauersteine wurden von Berlin nach Israel, Palästina, Korea, Zypern, Jemen und an andere Orte verschickt, wo Teilung und Grenzerfahrung den Alltag prägen. Dort dienen die Steine Künstlern, Intellektuellen und Jugendlichen als Leinwand für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Mauer“.[106] Zum gleichen Anlass (20. Jahrestag des Mauerfalls) rissen hunderte Palästinenser ein acht Meter hohes Mauersegment aus der israelischen Sperranlage, die das Westjordanland und Ost-Jerusalem teilt.[107] Ebenfalls anlässlich dieses Jahrestages übergab die Boulevard-Zeitung Bild jedem Bundesland ein Originalsegment der Mauer. Begonnen wurde diese Aktion am 17. September 2009 im Saarland. Die Mauersegmente befinden sich mit einer entsprechenden Plakette versehen regelmäßig in der Nähe des jeweiligen Landtags.[108] Am Tag, an dem die Berliner Mauer fiel, erschien Eugen Drewermanns Buch Kleriker: Psychogramm eines Ideals, das die dogmatischen Mauern der katholischen Kirche erschütterte, den Klerikerstand auf die Couch legte, und zu einer breiten öffentlichen Debatte führte. Ein vierseitiger Spiegel-Artikel zum Buch beschrieb eine Woche zuvor Kardinal Joseph Ratzingers Sorge darüber.[109] Oberbaumbrücke mit Wachturm, Oktober 1989 Grenzübergang Oberbaumbrücke, 1986 Grenzübergang Oberbaumbrücke am 11. November 1989 Außenmauer auf der U-Bahn-Trasse Oberbaumbrücke, 1990 Notrufsäule und Wachturm in der Spree am Osthafen, 1987 Tor und Beschaubrücke der Görlitzer Bahn, 1986 S-Bahn-Zug der BVG beim Überqueren der Grenze am Nordbahnhof, 1987 Mauer an der Jerusalemer Straße, von Ost-Berlin aus gesehen, 1967 Grenzübergang Chausseestraße, von Ost-Berlin aus gesehen Hinterlandmauer an der Schützenstraße Panzerabwehrsperren im Todesstreifen auf der Markgrafenstraße Ausstellungen Ausstellung „25 Jahre Wiedervereinigung. Berliner Mauer“ in den Potsdamer Platz Arkaden in Berlin Dauerausstellung „Die Mauer“ im asisi Panorama Berlin „Monoliths“ von Malte Kebbel, Potsdamer Platz, Berlin, 2017 „Monoliths“ von Malte Kebbel, Glienicker Brücke, Potsdam, 2017 15. Mai bis 3. Oktober 2015 in den Potsdamer Platz Arkaden in Berlin. Ausstellung „25 Jahre Wiedervereinigung. Berliner Mauer.“ (Zusammenhängende Dokumentation über Mauerbau, Alltag Ost-West, Grenzöffnung, DM, Einigungsvertrag).[110] Dauerausstellung „Die Mauer“ im asisi Panorama Berlin. Darstellung der Berliner Mauer mittels eines 360°-Panoramas.[111] 29. September bis 15. Oktober 2017 „Monoliths“ von Malte Kebbel, Lichtinstallation aus Berliner Mauersegmenten am Potsdamer Platz in Berlin innerhalb des Projektes Berlin Leuchtet.[112][113] 2. November 2017 bis 31. März 2018 „Monoliths“ von Malte Kebbel, Lichtinstallation aus Berliner Mauersegmenten auf der Glienicker Brücke in Potsdam.[114][115] Filme Geschichten jener Nacht, DEFA-Episodenfilm, 1. Episode von Karlheinz Carpentier: Phoenix, 2. Episode von Ulrich Thein: Die Prüfung, 3. Episode Materna von Frank Vogel (Regie) und Werner Bräunig (Drehbuch), 4. Episode von Gerhard Klein Der große und der kleine Willi. Es geschah im August. Der Bau der Berliner Mauer. Fernsehfilm, Deutschland 2001 (Vorbereitung ab März 1961, Beschlüsse über den Mauerbau, erste Absperrungsmaßnahmen, Vorinformation des Westens, Lucius D. Clay, Fluchten Bernauer Straße, Oberbaumbrücke, Peter Fechter). Deutschland geteilt. Wie es zum Bau der Berliner Mauer 1961 kam | ZDFinfo Doku 2019 Geheimsache Mauer. Fernsehfilm, Deutschland 2010. Gezeigt in Arte am 29. Juli 2011, 21:40–23:10 Uhr. (Planung von langer Hand, Ausbaustufen). Geheimakte Mauerbau. Fernsehfilm, Produktion ZDF, Leitung Guido Knopp, Deutschland 2011. Gezeigt im ZDF am 9. August 2011 (Chruschtschow, John F. Kennedy, Gipfeltreffen von Wien, Ulbricht, Bildung der DDR-Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Sperrung der Grenzen der DDR, Chruschtschow ordnet Teilung Berlins an – DDR-Organe führen aus, Kennedy sieht Mauer als Stabilisierungsmaßnahme zur Vermeidung eines Krieges an). Bis an DIE GRENZE – der private Blick auf die Mauer, Deutschland, 2011. Dokumentarfilm von Gerald Grote und Claus Oppermann. Eine Zusammenstellung von Schmalfilmen privater Kameraleute aus Deutschland und Österreich zeigt den privaten Blick auf die Berliner Mauer. Website der Produzenten. Bornholmer Straße; Tragikomödie von Regisseur Christian Schwochow aus dem Jahr 2014. Beton und Devisen, Deutschland, 1996. Dokumentarfilm von Lew Hohmann und Hans-Hermann Hertle. Betrachtung der Mauer als Immobilie. Die Mauer – Berlin ’61, Fernsehfilm von Drehbuchautor und Regisseur Hartmut Schoen aus dem Jahr 2006. Berliner Mauer 1986, ZDF-Reportage 1986 von Werner Doyé Eingemauert! – Die innerdeutsche Grenze | animierte Doku Deutsche Welle DW Deutsch 2009 Literatur Geschichte der Mauer 1961–1989 allgemein Thomas Flemming, Hagen Koch: Die Berliner Mauer. Geschichte eines politischen Bauwerks. be.bra, Berlin 2001, ISBN 3-930863-88-X. Hans-Hermann Hertle et al. (Hrsg.): Mauerbau und Mauerfall. Links, Berlin 2002, ISBN 3-86153-264-6. Frederick Taylor: Die Mauer. 13. August 1961 bis 9. November 1989. 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Die Berliner Mauer von der Bernauer Straße bis zum Treptower Dammweg Stück für Stück fotografiert. Über 1000 Fotografien als Panorama (18,5 km); fünf Jahre vor dem Mauerfall. Der Fall der Berliner Mauer – in 3D. Mit einem speziellen 3D-Grafikverfahren wurden insgesamt 13 Berliner „Mauer-Orte“ als virtuelle Areale nachgebaut, z. B. Brandenburger Tor, Glienicker Brücke, Bernauer Straße, Potsdamer Platz und Kapelle der Versöhnung an der Heidelberger Straße. In: Berliner Morgenpost, 7. November 2009 Fall der Berliner Mauer auf dem Informationsportal zur politischen Bildung „Berliner Mauerweg“ – Rad- und Wanderroute über 165 km rund um das ehemalige West-Berlin Dossier zum Thema Der Mauerfall – Perspektiven auf 1989 (Memento vom 2. Juni 2013 im Webarchiv archive.today) des Goethe-Instituts Telefonprotokoll: Wie Ulbricht und Chruschtschow die Mauer schufen. In: Welt Online, 29. Mai 2009 „Wir lassen euch jetzt ein, zwei Wochen Zeit“. 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Karl Gass und Karl-Eduard von Schnitzler) Einträge in der Berliner Landesdenkmalliste Berliner Mauer in Mitte Berliner Mauer in Friedrichshain-Kreuzberg (East Side Gallery) Berliner Mauer in Treptow-Köpenick Berliner Mauer in Pankow Mauerkonzerte Wummerbässe für den Osten. Geschichte der Mauerkonzerte auf einestages Einzelnachweise Aufbau und Entwicklung. 15. Juni 2018, abgerufen am 18. Juli 2019. Berliner Illustrirte Zeitung, 3. Oktober 1990 (Sonderausgabe), S. 113. Autorenkollektiv Trumandoktrin und Konferenz des Rates der Außenminister in Moskau. In: Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1949. Bundesarchiv und Institut für Zeitgeschichte. Oldenbourg Verlag, München 1989, ISBN 3-486-52641-3, S. 6 ff. Rüdiger Alte: Die Verhandlungen. In: Die Außenpolitik der Tschechoslowakei und die Entwicklung der internationalen Beziehungen 1946–1947. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56617-2, S. 203 ff. Siehe Artikel 23 GG a.F. 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Nach Erkenntnissen des staatlich geförderten Forschungsprojekts des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) und der Stiftung Berliner Mauer gab es mindestens 140 Maueropfer, darunter 101 DDR-Flüchtlinge, 30 Personen aus Ost und West, die ohne Fluchtabsicht verunglückten oder erschossen wurden, und 8 im Dienst getötete Grenzsoldaten.[1] Nicht zu den eigentlichen Maueropfern zählt das ZZF die Menschen, die bei oder nach den Grenzkontrollen eines natürlichen Todes – hauptsächlich durch Herzinfarkt – starben. Mindestens 251 solcher Fälle sind bekannt. Die Arbeitsgemeinschaft 13. August, Betreiberin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie, ging 2009 von 245 Maueropfern und 38 natürlichen Sterbefällen aus. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ermittelte die Umstände der Vorfälle und kontrollierte, sofern möglich, den Umgang mit Toten und Verletzten. Gegenüber den Angehörigen und der Öffentlichkeit versuchte das MfS, die wahren Umstände der Vorfälle zu vertuschen. Urkunden wurden gefälscht, falsche Meldungen an die Presse gegeben und Spuren verwischt. Die Vorfälle fanden nach der Wende zum Teil eine juristische Aufarbeitung in den Politbüro- und Mauerschützenprozessen gegen ausführende Grenzsoldaten und deren militärische sowie politische Vorgesetzte. Es kam zu 131 Verfahren gegen 277 Personen, die etwa zur Hälfte mit Verurteilungen endeten. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Vorgehen der staatlichen Organe der DDR 1.2 Reaktionen aus West-Berlin und der Bundesrepublik 1.3 Reaktionen der West-Alliierten 1.4 Feuerschutz aus West-Berlin für beschossene Flüchtlinge 1.5 Öffentlicher Umgang mit den Todesopfern 1.5.1 DDR-Regierung und Presse 1.5.2 West-Berliner Senat und Presse 1.5.3 Bundesrepublik Deutschland 1.6 Juristische Aufarbeitung 1.6.1 Während der deutschen Teilung 1.6.2 Nach dem Ende der DDR 1.7 Politische Bewertung nach der Deutschen Wiedervereinigung 2 Forschungsstand 2.1 Datensammlung während der deutschen Teilung 2.2 Untersuchungen nach dem Ende der DDR 2.3 Kontroverse um die Opferzahlen 2.4 Quellenlage 2.5 Auswahlkriterien 3 Gedenken 3.1 Gedenkstätten 3.2 Gedenkveranstaltungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise Geschichte Die Sektorengrenze wurde von der DDR immer weiter ausgebaut Auch der Außenring um West-Berlin wurde weiter ausgebaut Berlin war nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Sektoren unter der Kontrolle der alliierten Staaten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich unterteilt. Nach der kontinuierlichen Abriegelung der innerdeutschen Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik ab 1952 verblieben die Sektorengrenzen in Berlin als ein weitgehend offener Weg aus der DDR. Der Außenring um West-Berlin, die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR, war ebenfalls ab 1952 abgeriegelt. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 riegelten die Nationale Volksarmee (NVA), die Deutsche Grenzpolizei, die Volkspolizei und die Betriebskampfgruppen alle Wege zwischen dem sowjetischen Sektor und den drei West-Sektoren ab. Es begann der Bau der Grenzsicherungsanlagen. Die Grenzbefestigung bestand in den Anfangsjahren im Innenstadtbereich meist aus einer gemauerten Wand mit einer Stacheldrahtkrone. Als Baumaterialien dienten Ziegelsteine und Betonplatten. Weitere Stacheldrahthindernisse waren als Abgrenzung nach Osten zusätzlich zu einer Hinterlandmauer ausgelegt. An einigen Stellen, wie in der Bernauer Straße, bildeten Häuser, deren Türen und Fenster zugemauert waren, den Grenzverlauf. Die Häuser standen auf Ost-Berliner Gebiet, der Gehweg gehörte zu West-Berlin. Die Sicherungsanlagen des Außenrings um West-Berlin bestanden vielerorts aus Metallzäunen und Stacheldrahtbarrieren. Der technisch weiterentwickelte Ausbau fand erst später statt. Mit dem Ausbau der Mauer mit L-förmigen Betonsegmenten, wie sie beim Mauerfall stand, wurde erst 1975 begonnen. Die Geschichte der Todesopfer an der Berliner Mauer begann nach der Recherche des ZZF neun Tage nach Beginn des Mauerbaus mit dem Tod von Ida Siekmann. Sie starb an Verletzungen, die sie sich beim Sprung aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Bernauer Straße auf den in West-Berlin liegenden Gehweg zugezogen hatte. Zwei Tage später kam es zum ersten Mauertoten durch Waffengewalt, als Transportpolizisten Günter Litfin an der Humboldthafenbrücke erschossen. Fünf Tage danach wurde Roland Hoff erschossen. In den folgenden Jahren starben immer wieder Menschen bei dem Versuch aus der DDR zu fliehen. Einige Fälle, wie der Tod von Peter Fechter, gelangten in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit, andere blieben bis nach der deutschen Wiedervereinigung unentdeckt.[2][3] Registrierte Fluchten aus der DDR[4] Zeitraum Flüchtlinge Sperrbrecher 1961–1970 105.533 29.612 1971–1980 39.197 8.240 1981–1988 33.452 2.249 Anmerkung: Die Angaben beziehen sich auf sämtliche Fluchtwege aus der DDR, nicht nur aus Ost-Berlin. Ohne Übersiedler. Etwa die Hälfte aller Maueropfer starb in den ersten fünf Jahren nach Abriegelung der Sektorengrenze. In den Anfangsjahren der Mauer lag sowohl die Anzahl aller Fluchten als auch jener durch Überwindung der Grenzanlagen der DDR wesentlich höher als in den folgenden Jahrzehnten. Dies führte zu einer höheren Anzahl von Toten an der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer. Von anfänglich zwischen 8500 und 2300 Personen, welche direkt über die Grenzanlagen flohen („Sperrbrecher“), sank die Anzahl ab Ende der 1970er-Jahre auf etwa 300 Personen pro Jahr.[4] Mit dem gestiegenen technischen Ausbau der Mauer verlor dieser Fluchtweg an Bedeutung. Andere Wege zum Verlassen der DDR, z. B. über die sozialistischen Nachbarländer, mit gefälschten Pässen oder versteckt in Fahrzeugen, wurden häufiger genutzt.[5] In den meisten Fällen gaben Angehörige der Grenztruppen der DDR (bis September 1961 Deutsche Grenzpolizei) die tödlichen Schüsse ab, seltener waren Transportpolizisten, Volkspolizisten oder Soldaten der NVA beteiligt. Peter Kreitlow († Januar 1963) war der einzige, der von sowjetischen Soldaten (die in der DDR normalerweise nicht im Grenzschutz eingesetzt waren) erschossen wurde. Sie hatten die Fluchtgruppe um Kreitlow in einem Wald zwei Kilometer vor der Grenze aufgespürt und schossen auf sie.[6] Der größte Teil der Mauertoten waren Menschen aus Ost-Berlin und aus der DDR, die – oft spontan und teils nach Alkoholkonsum – einen Fluchtversuch unternommen hatten. Laut Untersuchung des ZZF waren dies 98 Fälle. Hinzu kamen West-Berliner, darunter mehrere Kinder, sowie mehrere Bundesbürger und ein Österreicher. Im Umfeld der Fluchttunnel wurden im März 1962 die beiden Fluchthelfer Heinz Jercha und Siegfried Noffke und zwei Grenzsoldaten erschossen. Der Fluchthelfer Dieter Wohlfahrt starb 1961 an den Folgen einer Schussverletzung, die er erlitten hatte, als er ein Loch in den Grenzzaun schnitt. Weitere Westdeutsche starben, nachdem sie – teils unabsichtlich, verwirrt oder angetrunken – in den Grenzbereich oder die Grenzgewässer gelangt waren, wie Hermann Döbler und Paul Stretz, oder auch die Mauerspringer Dieter Beilig und Johannes Muschol. Mindestens acht Angehörige der Grenztruppen wurden von Flüchtlingen, Fluchthelfern, Fahnenflüchtigen, West-Berliner Polizisten oder auch versehentlich von eigenen Kameraden (Eigenbeschuss) erschossen.[5] Die Todesopfer waren mehrheitlich männlich und unter 30 Jahren alt. Zu Tode kamen mindestens 13 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Das jüngste Todesopfer war der 15 Monate alte Holger H.; er erstickte 1973 bei der Flucht seiner Eltern im Auto. Das älteste Opfer war die 80-jährige Olga Segler, die sich 1961 bei einem Sprung aus ihrer Wohnung an der Bernauer Straße tödlich verletzte. Der letzte Tote war Winfried Freudenberg, dem am 8. März 1989 zunächst die Flucht mit einem Gasballon gelang, aber über West-Berlin abstürzte und tödlich verunglückte. Chris Gueffroy, der Anfang Februar 1989 starb, war das letzte durch Schusswaffengebrauch getötete Maueropfer.[7] Neben den bekannten Opfern gibt es mehrere unbekannte Tote, über deren Todesumstände keine Erkenntnisse vorliegen. Laut Untersuchungen des ZZF starben mindestens 251 Menschen bei Grenzkontrollen in Berlin eines natürlichen Todes. Dies betraf alleine am Grenzübergang im Bahnhof Friedrichstraße 227 Menschen. Herzinfarkte waren dabei die häufigste Todesursache. Die Grenzkontrollen, auch im Transitverkehr durch die DDR, verursachten bei vielen Reisenden Stress, der durch die martialischen Sperranlagen und das strenge, unfreundliche Auftreten der Passkontrolleinheiten hervorgerufen wurde. Viele Reisende fühlten sich schikaniert, wenn sie unverhältnismäßig lange warten mussten oder wegen kleiner Vergehen länger verhört wurden. Nur wenige dieser Fälle wurden öffentlich bekannt.[8] Wegen der Geheimhaltung in der DDR galt dies insbesondere für verstorbene DDR-Bürger.[9] Siehe auch: Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer und Todesfälle unter DDR-Grenzern Vorgehen der staatlichen Organe der DDR Die Grenzsoldaten der DDR waren beauftragt, „ungesetzliche Grenzübertritte“ mit allen Mitteln zu verhindern. Ihnen wurde dazu der ab 1960 geltende Schießbefehl erteilt, der bis 1989 mehrfach verändert in Kraft blieb und auch an der Sektorengrenze galt. Wenn es zur Schussabgabe, einer Verhaftung oder einem Todesfall kam, übernahm das MfS die Ermittlungen und entschied über das weitere Vorgehen. Aus den Analysen der Vorfälle leitete das MfS Handlungsanweisungen für die Grenzsoldaten ab. Anfangs blieben verwundete oder erschossene Flüchtlinge bis zum Abtransport offen liegen, sodass sie auch von West-Berlinern und der westlichen Presse gesehen werden konnten. Nach den Reaktionen auf den öffentlichen Tod Peter Fechters bekamen die Grenzer die Anweisung, Tote oder Verletzte möglichst schnell aus dem Sichtfeld West-Berlins zu entfernen. Negative Berichterstattung sollte vermieden werden.[10] Häufig zogen die Grenzer Personen deswegen in den Pkw-Sperrgraben der Grenzsicherungsanlage. Teilweise wurde mit dem Abtransport bis Anbruch der Dunkelheit gewartet. Die Grenztruppen mussten verletzte Personen in das Krankenhaus der Volkspolizei in Berlin-Mitte oder in das Armeelazarett Drewitz bei Potsdam bringen. Während des Transports gab es keine medizinische Betreuung. Um kein Aufsehen zu erregen, nutzten die Grenzsoldaten für den Transport meist keine Krankenwagen, sondern Lkws oder Trabant- Kübelwagen. Bei der Ankunft in einem der Institute übernahm die MfS-Abteilung Linie IX oder in Ausnahmefällen die Hauptabteilung IX den Vorgang. Verletzte blieben in den Krankenhäusern unter Bewachung des MfS. Sie sollten baldmöglichst in eines der Untersuchungsgefängnisse des MfS verlegt werden. Für Leichen war das Gerichtsmedizinische Institut der Charité oder die Militärmedizinische Akademie Bad Saarow zuständig. An diesen Orten war die Geheimhaltung der Vorfälle einfacher als in anderen Einrichtungen.[11] Über Tote verfügte das MfS völlig. Es erledigte alle Formalitäten unter konspirativen Bedingungen bis hin zur Verbrennung der Leichen im Krematorium Berlin-Baumschulenweg. Um die Todesumstände zu verschleiern, fälschte das MfS Sterbeurkunden und andere Dokumente, betrieb eine „Legendierung“.[11] Berichte über Todesfälle mussten sowohl dem Minister für Staatssicherheit als auch dem Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrats der DDR vorgelegt werden. Die weiteren Ermittlungen führte ebenfalls das MfS. Im Mittelpunkt des Interesses stand nicht die Spurensicherung, sondern die Verheimlichung der Vorkommnisse gegenüber der Öffentlichkeit, insbesondere der westlichen. Die beteiligten Grenzsoldaten sowie eventuelle Begleiter von erschossenen oder verletzten Personen wurden vernommen und die Angehörigen kontaktiert. Gegenüber Letzteren verschleierte das MfS die genauen Todesumstände in vielen Fällen oder verpflichtete sie, über die Umstände Stillschweigen zu bewahren. Den Angehörigen war ein persönlicher Abschied von den Toten verwehrt. Trauerfeiern durften auf Verfügung des MfS nicht ausgerichtet werden. Bei der Beisetzung der Urne durfte – wenn überhaupt – nur der engste Familienkreis unter Bewachung anwesend sein. Manche Familien erfuhren erst nach der Wiedervereinigung vom Schicksal ihrer Verwandten. Bei einigen Toten ist der Verbleib der Leiche bis heute ungeklärt.[12][13] „Die politische Sensibilität der Staatsgrenze zu Berlin (West) machte die Verschleierung des Vorkommnisses notwendig. Es mußte verhindert werden, daß Gerüchte über das Vorkommnis in Umlauf geraten bzw. daß Informationen dazu nach Westberlin oder BRD abfließen.“ – MfS-Bericht zum Tod Michael Bittners 1986[14] Das MfS überprüfte und bewertete das Vorgehen der Grenzsoldaten. Insbesondere das taktische Vorgehen war von Interesse, mit der Absicht, eventuelle Schwachstellen zu entdecken. Auch die Grenztruppen selbst führten Untersuchungen durch. Nach einer verhinderten Flucht wurden die ausführenden Soldaten meist noch an Ort und Stelle befördert, bekamen Sonderurlaub, Geldprämien oder Ehrungen wie das Leistungsabzeichen der Grenztruppen oder die Medaille für vorbildlichen Grenzdienst. In den Untersuchungsberichten wurden taktische Fehler oder ein erhöhter Munitionsverbrauch gerügt. Berichte der Grenztruppen versuchten das Verhalten als möglichst fehlerfrei darzustellen.[15] Für seine Handlungen benötigte das MfS das Mitwirken von Ärzten, Krankenschwestern, Volkspolizisten, Staatsanwälten, Verwaltungs- und Standesbeamten. Auch nach der Wende sagten diese Personengruppen größtenteils nichts über ihre eigenen Verwicklungen in die Verschleierung der Todesumstände aus.[16] Reaktionen aus West-Berlin und der Bundesrepublik In West-Berlin bekannte Todesfälle lösten Proteste in der dortigen Bevölkerung aus. Senatsmitglieder suchten die Tatorte auf und sprachen zu Presse und Bevölkerung. Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen organisierten Protestaktionen gegen die Mauer und die Schüsse. Als Peter Fechter vor den Augen vieler Menschen hilflos verblutete, kam es zu spontanen Massendemonstrationen, die in der folgenden Nacht in Ausschreitungen mündeten. „Mörder, Mörder!“ riefen die Demonstranten. West-Berliner Polizisten und US-Soldaten schützten die Mauer vor einer Erstürmung.[17] Demonstranten bewarfen Busse, die sowjetische Soldaten zur Bewachung des Sowjetischen Ehrenmals im Tiergarten brachten, mit Steinen.[3] Der Vorfall führte auch zu antiamerikanischen Protesten, die Willy Brandt verurteilte.[18] In der Folgezeit wurden vereinzelt Lautsprecherwagen an der Mauer aufgestellt, aus denen die Grenzsoldaten der DDR aufgefordert wurden, nicht auf Flüchtlinge zu schießen, und vor möglichen Konsequenzen gewarnt wurden. Bundesdeutsche Gruppen reichten wegen der Schüsse Beschwerde bei der UN-Menschenrechtskommission ein. Das überparteiliche Kuratorium Unteilbares Deutschland verkaufte bundesweit Protestplakate und Anstecknadeln gegen das Grenzregime und seine Folgen.[17] Die Ordnungsbehörden West-Berlins gaben Flüchtenden anfangs Feuerschutz, wenn diese von Grenzsoldaten der DDR beschossen wurden. Dabei kam es zu mindestens einem tödlichen Vorfall, als der Grenzsoldat Peter Göring am 23. Mai 1962 durch Schüsse eines West-Berliner Polizisten getötet wurde. Die Staatsanwaltschaft Berlins bewertete dies erst 1991 als Nothilfe und Notwehr, da der Polizist angab, sein Leben bedroht gesehen zu haben.[19] West-Berliner Rettungskräfte konnten in vielen Fällen nicht zu den verletzten Personen vordringen, weil sich diese auf dem Staatsgebiet der DDR oder in Ost-Berlin befanden. Es gab keine Genehmigung, dieses Territorium zu betreten, sodass für die Rettungskräfte Lebensgefahr bestanden hätte. Die vier Kinder Çetin Mert, Cengaver Katrancı, Siegfried Kroboth und Giuseppe Savoca, die zwischen 1972 und 1975 am Gröbenufer der Spree ins Wasser fielen, konnten nicht gerettet werden, obwohl West-Berliner Rettungskräfte schnell vor Ort waren.[20] Im April 1983 verstarb der Transitreisende Rudolf Burkert während eines Verhörs am Grenzübergang Drewitz an einem Herzinfarkt. Eine spätere Obduktion in der Bundesrepublik stellte auch äußere Verletzungen fest, sodass Gewalteinwirkung nicht ausgeschlossen werden konnte. Dies führte neben negativen Presseberichten auch zur Intervention durch Helmut Kohl und Franz Josef Strauß. Für anstehende Staatskredite wurde der DDR die Bedingung aufgelegt, die Grenzkontrollen menschenwürdig durchzuführen. Zwei weitere Todesfälle West-Deutscher im Transitverkehr kurz nach dem Tod Burkerts lösten Demonstrationen gegen das DDR-Regime und eine breite Mediendiskussion aus.[9] In der Folgezeit nahm die Kontrolltätigkeit im Transitverkehr ab. Reaktionen der West-Alliierten Nach bekannten Todesfällen protestierten die Westmächte bei der sowjetischen Regierung in Moskau.[21] Auf Hilfegesuche reagierten die West-Alliierten in vielen ihnen bekannten Fällen nicht. Im Fall Peter Fechters gaben US-Soldaten vor Ort an, nicht in den Grenzbereich zu dürfen, obwohl ihnen dies in Uniform gestattet war. Generalmajor Albert Watson, damals amerikanischer Stadtkommandant, kontaktierte seine Vorgesetzten im Weißen Haus, ohne eine eindeutige Antwort zu bekommen. Watson sagte: „Dies ist ein Fall, für den ich keine Dienstvorschrift habe.“[22] Der US-Präsident John F. Kennedy war über den Vorfall beunruhigt und ließ dem US-Stadtkommandanten über seinen Sicherheitsberater McGeorge Bundy ausrichten, er solle einen weiteren Vorfall der Art verhindern. Bundy, der für einen ohnehin geplanten Besuch 1962 in Berlin war, teilte Willy Brandt mit, dass der Präsident Brandts Anstrengungen unterstütze.[18] Kennedy machte Brandt und Adenauer jedoch klar, dass die Unterstützung der Vereinigten Staaten an der Berliner Mauer endete und es keine Anstrengungen zur Beseitigung der Mauer geben würde.[23] Zehn Tage nach dem Tod Fechters kontaktierte Konrad Adenauer den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle, um über ihn einen Brief an Nikita Chruschtschow zu senden. De Gaulle sagte seine Unterstützung zu.[21] Die Stadtkommandanten der vier Sektoren kamen unter Beteiligung Willy Brandts zu der Vereinbarung, dass Militärkrankenwagen der West-Alliierten verletzte Personen aus dem Grenzbereich holen durften, um sie in ein Ost-Berliner Krankenhaus zu bringen.[18] Feuerschutz aus West-Berlin für beschossene Flüchtlinge Wenn die Schüsse der DDR-Grenzsoldaten auf Flüchtlinge West-Berliner Polizisten, Feuerwehrleute, Anwohner und Zuschauer gefährdeten bzw. wenn diese auf West-Berliner Gebiet einschlugen, erwiderten West-Berliner Polizisten und in einem Fall Besatzungssoldaten das Feuer. In mehreren Fällen gelang eine Flucht im Feuerschutz aus West-Berlin. Das erste Mal beantwortete die West-Berliner Polizei am 4. Oktober 1961 das Feuer der DDR-Grenzer.[24] Der beschossene Flüchtling namens Bernd Lünser sprang in höchster Not vom Dach eines fünfstöckigen Hauses in die Tiefe, verfehlte das von der West-Berliner Feuerwehr bereitgehaltene Sprungtuch knapp und starb. Am 17. April 1963 durchbrach der 19-jährige Wolfgang Engels mit einem gestohlenen Schützenpanzerwagen die Mauer. Vieles spricht dafür, dass die Flucht über die Mauer schließlich nur gelingen konnte, weil ein West-Berliner Polizeibeamter Feuerschutz gab.[25] Am 23. Mai 1962 durchschwamm ein 14-jähriger Schüler den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, um in den Westen zu gelangen. Bis zu acht Grenzsoldaten schossen gezielt auf den im Wasser schwimmenden Jungen. Als er daraufhin leblos im Wasser Richtung Westufer trieb, beschossen sie ihn weiter, da sie „nicht feststellen konnten, ob er täuschte“. Eine Streife der West-Berliner Polizei erwiderte das Feuer der Grenzsoldaten. Dabei trafen den Grenzsoldaten Peter Göring drei Projektile; tödlich war ein Querschläger, der ihn traf, nachdem er seinen Grenzturm verlassen hatte. Ein weiterer Grenzsoldat wurde durch einen Oberschenkeldurchschuss schwer verletzt. Den von acht Schüssen lebensgefährlich getroffenen Jungen rettete die West-Berliner Polizei. Er war zum Invaliden geworden.[26] Am 13. September 1964 versuchte der 21-jährige Michael Meyer in der Stallschreiberstraße in Berlin-Mitte die Mauer zu überwinden. Nach Warnschüssen schossen DDR-Grenzsoldaten gezielt und trafen West-Berliner Wohnhäuser; Meyer blieb – von fünf Kugeln schwer verletzt – in unmittelbarer Nähe der Mauer liegen. US-Soldaten und West-Berliner Polizisten gaben Feuerschutz;[27] Volksarmisten besetzten Laufgräben im Todesstreifen und zwei ostdeutsche Schützenpanzerwagen fuhren in Position. Trotzdem gelang es einem Sergeant der US Army, Meyer mit Hilfe von Stricken und einer an die Mauer angelehnten Leiter nach West-Berlin zu ziehen.[28][29] Als am 29. August 1966 der angetrunkene West-Berliner Heinz Schmidt den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal in Richtung Ost-Berlin durchschwamm und die Schüsse der DDR-Grenzer auf West-Berliner Gebiet einschlugen, gaben West-Berliner Polizisten keinen Feuerschutz. Schmidt starb, von fünf Kugeln tödlich getroffen. Gegen die Polizisten wurde eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gestellt. Bürgermeister und Innensenator Heinrich Albertz nahm sie in Schutz, weil sie die 150 Meter entfernten Treffer nicht hätten bemerken können.[30] Öffentlicher Umgang mit den Todesopfern DDR-Regierung und Presse Im August 1966 wurde eine Straße nach dem erschossenen Grenzsoldaten Reinhold Huhn benannt Schüler legen im August 1986 einen Kranz an einer Gedenkstätte für gefallene Grenzsoldaten nieder Titelseite Neues Deutschland vom 25. Mai 1962 zu Peter Görings Tod: „Mordüberfall der Frontstadt-OAS“ Offizielle Stellungnahmen zu den Todesfällen an der Mauer, im DDR-Sprachgebrauch als „antifaschistischer Schutzwall“ oder „Friedensbollwerk“ bezeichnet,[31] und die Beiträge in den staatlich kontrollierten Medien stellten das Handeln der Grenztruppen als legitime Verteidigung der Grenze der DDR dar und diffamierten die Toten. Dabei sollen die Grenztruppen stets vorbildlich vorgegangen sein, als sie die Grenze angeblich vor Angriffen, Verbrechern, feindlichen Agenten und dem Westen schützten. Die Öffentlichkeitsarbeit wandelte sich mit der Zeit. In späteren Jahren versuchten die Behörden möglichst alle Informationen über Tote an der Berliner Mauer zu unterdrücken, insbesondere während Staatsbesuchen oder internationalen Messen. Der Regierung der DDR war bewusst, dass Berichte über Tote an den Grenzsicherungsanlagen das Ansehen der DDR im Inland und Ausland schädigten. Über die Stadtkommandanten der Alliierten wurden die Vorfälle international bekannt.[11] Die Medien der DDR unterlagen einer strengen Kontrolle durch das MfS und die SED, die mit ihrem Zentralorgan, der Zeitung Neues Deutschland, über die zweitgrößte Tageszeitung der DDR verfügte. Auch im Deutschen Fernsehfunk, dem staatlichen Fernsehsender der DDR, hatte der Staat die Kontrolle über die Inhalte. Seine Medien nutzte der Staat, um die Maueropfer in seinem Sinn darzustellen. Zum Tod Peter Fechters 1962 kommentierte Karl-Eduard von Schnitzler in der Fernsehsendung Der schwarze Kanal: „Das Leben eines jeden Einzelnen unserer tapferen Jungen in Uniform ist uns mehr wert als das Leben eines Gesetzesbrechers. Soll man von unserer Staatsgrenze wegbleiben – dann kann man sich Blut, Tränen und Geschrei sparen.“[10] Neues Deutschland behauptete, Fechter sei von „Frontstadtbanditen“ in den Selbstmord getrieben worden.[32] Weiterhin behauptete die Zeitung, dass Fechter homosexuell gewesen wäre.[33] Günter Litfin war fälschlich als Homosexueller, Prostituierter und Verbrecher dargestellt. Auch in anderen Fällen stellten die Pressevertreter unwahre Behauptungen auf. Die Berliner Zeitung schrieb 1966 über Eduard Wroblewski, er sei ein Asozialer und als Fremdenlegionär wegen schwerer Verbrechen im Bezirk Halle zur Fahndung ausgeschrieben gewesen. Dies waren aber Anschuldigungen ohne Grundlage.[34] Im Dienst getötete Grenzsoldaten wurden hingegen unabhängig von den tatsächlichen Umständen ihres Todes zu Helden hochstilisiert. Sie wurden unter großer medialer Aufmerksamkeit in Staatsbegräbnissen beigesetzt. Pioniergruppen nahmen an den zum Teil offenen Särgen Abschied. Verantwortlich für ihren Tod waren stets feindliche Agenten, auch wenn spätere Untersuchungen ergaben, dass sie in etwa der Hälfte der Fälle von eigenen Kameraden versehentlich erschossen wurden.[35] Nach dem Tod von Egon Schultz durch die Waffe eines Kameraden verbreitete das MfS die Nachricht, der Fluchthelfer Christian Zobel sei für den Tod verantwortlich gewesen. Zobel hatte zwar auf Schultz geschossen, aber nicht gesehen, ob er getroffen hatte. Er verstarb bereits vor der Wende, sodass er nichts mehr von der Manipulation erfuhr. Die Propaganda nutzte die Fälle auch, um Fluchthilfegruppen zu diffamieren. Beispielsweise wurde für den Tod von Siegfried Widera die Girrmann-Gruppe (bezeichnet als „Girrmann-Banditen“) verantwortlich gemacht. Diese Gruppe hatte keine Verbindung zu dem Vorfall, verhalf aber mehreren hundert DDR-Bürgern zur Flucht.[36] Zu Ehren der getöteten Grenzsoldaten wurden Straßen, Schulen, Pioniergruppen und Plätze nach ihnen benannt. In Berlin wurden mehrere Denkmäler und Gedenktafeln aufgestellt. An diesen fanden jährlich Gedenkfeiern statt, an denen sich auch die Freie Deutsche Jugend beteiligte. Direkte Äußerungen der Staatsführung zu den Schüssen an der Berliner Mauer waren selten. Während der Leipziger Messe gelang es am 5. September 1976 zwei westdeutschen Reportern, Erich Honecker Fragen zu den Mauerschüssen zu stellen. Auf die Frage, ob es möglich sei, auf die Schüsse zu verzichten, antwortete Honecker zunächst ausweichend: „Wissen Sie, ich möchte nicht über die Schüsse sprechen, denn in der Bundesrepublik fallen soviel Schüsse täglich, wöchentlich, monatlich, die möchte ich nicht abzählen.“ Auf die Nachfrage, ob eine Einigung mit der BRD über einen Verzicht auf die Schüsse möglich sei, stellte Honecker fest: „Das Wichtigste ist, man darf an der Grenze nicht provozieren, und wenn man an der Grenze nicht provoziert, dann wird es ganz normal sein. Es war lange Zeit normal, und es wird auch in Zukunft so sein.“[37] West-Berliner Senat und Presse Vertreter des Abgeordnetenhauses und der Regierende Bürgermeister veröffentlichten bei Todesfällen Stellungnahmen, die ihre Empörung über die Toten, die Mauer und die Zustände in der DDR ausdrückten. Der West-Berliner Senat ersuchte in einigen Fällen den jeweils zuständigen amerikanischen, britischen oder französischen Stadtkommandanten, Protest bei den sowjetischen Stellen einzulegen. Bis Ende der 1960er-Jahre verwendeten West-Berliner Politiker den Begriff „Schandmauer“ oder „Mauer der Schande“ als Bezeichnung für die Mauer.[31] Die Volksvertreter übernahmen gegenüber der Presse auch falsch dargestellte Vorkommnisse und stellten Organe der DDR als verantwortlich dar. Nachdem Rudolf Müller den Grenzsoldaten Reinhold Huhn erschossen hatte und durch einen selbst gegrabenen Tunnel in den Westen geflohen war, gab Egon Bahr, damals Senatssprecher, bekannt, Müller hätte Huhn nur einen „Uppercut versetzt“.[38] Auch die westliche Presse übernahm Müllers falsche Darstellung und titelte „Schießwütige Vopos töteten eigenen Posten“.[38] In anderen Fällen veröffentlichte die Presse, insbesondere das Boulevard-Segment, Berichte in drastischer Sprache, in denen sie die Mauer und die Verantwortlichen anklagten. So titelte die Boulevard-Zeitung B.Z. nach Günter Litfins Tod: „Ulbrichts Menschenjäger wurden zu Mördern!“ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb von der „brutale[n] Kaltblütigkeit“ der Grenzer.[39] Bundesrepublik Deutschland Die Bundespolitik nahm anfänglich regelmäßig Stellung zu Todesfällen an der Mauer. Bei der Rede zum Tag der Deutschen Einheit 1962 verurteilte Konrad Adenauer die Schüsse an der Mauer und nannte Namen von Mauertoten. Im Zuge der Neuen Ostpolitik des Kabinetts von Bundeskanzler Willy Brandt, der von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin war, änderte sich ab 1969 das Verhalten auf Bundesebene. Es zeigte sich eine größere sprachliche Zurückhaltung in Stellungnahmen zur Berliner Mauer und zu den Mauertoten, um die Annäherung an die DDR nicht zu gefährden.[31] Die bundesdeutsche Regierung sah die Mauertoten als belastend für die innerdeutschen Beziehungen an. Es gab Forderungen, die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter, die im November 1961 eingerichtet worden war, um bekannte Verbrechen in der DDR zu erfassen, abzuschaffen, um die innerdeutschen Beziehungen zu verbessern.[40] Auch nach einer Protestwelle nach mehreren natürlichen Todesfällen bei Grenzkontrollen 1983 blieben die offiziellen Stellungnahmen der Bundesregierung meist zurückhaltend, während in Verhandlungen mit der DDR hinter verschlossenen Türen eindeutige Forderungen gestellt wurden.[9] Im Juni 1983 äußerte sich Bundeskanzler Helmut Kohl zu den Fällen: „Der Tod von zwei Menschen hat uns alle tief betroffen gemacht. Er hat die Probleme harter Grenzkontrollen erneut in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt.“ – Helmut Kohl: Bericht zur Lage der Nation am 26. Juni 1983[41] Juristische Aufarbeitung Während der deutschen Teilung Während der deutschen Teilung blieben Grenzsoldaten der DDR juristisch unbehelligt. Sie hatten ihren Dienst im Sinne der DDR-Regierung und der Justiz vollzogen. Auf westlicher Seite nahmen die Staatsanwaltschaft Berlin und die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter Ermittlungen auf, die sich aber meist gegen unbekannte Personen in der DDR richteten und während der deutschen Teilung nicht verfolgt werden konnten. Eine Zusammenarbeit zwischen den Behörden beider deutscher Staaten bis hin zu Auslieferungen bestand nicht. Vereinzelt gab es Verfahren gegen Täter, die in den Westen flohen. Wegen des Tods des Grenzsoldaten Ulrich Steinhauer gab es 1981 einen Prozess gegen den fahnenflüchtigen Schützen, der unter Anwendung des Jugendstrafrechts mit einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren endete.[42] Gegen Rudolf Müller, der 1962 den Grenzsoldaten Reinhold Huhn erschoss, als er seine Familie durch einen Tunnel aus der DDR holte, wurde erst nach dem Mauerfall Anklage erhoben. Nach der Aussage Müllers war ein anderer Grenzsoldat für den Tod verantwortlich. Nach dem Ende der DDR → Hauptartikel: Mauerschützenprozesse Die Staatsführung der DDR, darunter Honecker, Mielke, Krenz und Stoph, bei der Parade zum 25. Jahrestag der Berliner Mauer Die juristische Aufarbeitung der Mauerschüsse fand nach der deutschen Wiedervereinigung in den „Politbüro“- und „Mauerschützenprozessen“ statt und wurde im Herbst 2004 abgeschlossen. Zu den angeklagten Verantwortlichen gehörten unter anderem der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker, sein Nachfolger Egon Krenz, die Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates Erich Mielke, Willi Stoph, Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht, der SED-Bezirkschef von Suhl sowie einige Generäle wie der Chef der Grenztruppen (1979–1990), Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten. Das Rückwirkungsverbot, Art. 103 Abs. 2 GG, wurde durch einen Beschluss des Bundesverfassungsgericht vom 24. Oktober 1996 (2 BvR 1851/94) eingeschränkt für den Fall, dass von staatlicher Seite die von der Völkerrechtsgemeinschaft allgemein anerkannten Menschenrechte in schwerwiegender Weise missachtet wurden. Diese Entscheidung ermöglichte die Prozesse gegen die mutmaßlichen Mauerschützen.[43] In 112 Verfahren mussten sich 246 Personen vor dem Landgericht Berlin als Schützen oder Tatbeteiligte verantworten. Für etwa die Hälfte der Angeklagten endeten die Verfahren mit einem Freispruch. Insgesamt 132 Angeklagte verurteilte das Gericht zu Freiheits- oder Bewährungsstrafen. Darunter waren 10 Mitglieder der SED-Führung, 42 führende Militärs und 80 ehemalige Grenzsoldaten in Mannschaftsdienstgraden. Vor dem Landgericht Neuruppin waren 19 Verfahren mit 31 Angeklagten anhängig, die für 19 Todesschützen mit Bewährungsstrafen endeten. Für den juristisch als Mord bewerteten Tod von Walter Kittel wurde der Mörder mit der längsten Freiheitsstrafe von 10 Jahren belegt. Im Allgemeinen bekamen die Todesschützen Strafen zwischen 6 und 24 Monaten auf Bewährung während die Befehlshabenden mit zunehmender Verantwortung höhere Strafen bekamen.[44][45] Im August 2004 wurden Hans-Joachim Böhme und Werner Lorenz vom Landgericht Berlin als ehemalige Politbüro-Mitglieder zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der letzte Prozess gegen DDR-Grenzsoldaten ging am 9. November 2004 – genau 15 Jahre nach dem Fall der Mauer – mit einem Schuldspruch zu Ende.[45] Politische Bewertung nach der Deutschen Wiedervereinigung Nach der Wiedervereinigung nahm der Vorstand der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), Rechtsnachfolgerin der SED, zum 40. Jahrestag des Mauerbaus 2001 Stellung zu den Todesfällen und erklärte: „Es gibt keine Rechtfertigung für die Toten an der Mauer.“[46] Durch den Zusammenschluss der PDS mit der WASG entstand 2007 die Partei Die Linke. Die Linke äußert sich zu den Mauertoten wie folgt: „Die Schüsse an der Mauer auf eigene Bürgerinnen und Bürger, die ihren Staat verlassen wollten, stellen eine Verletzung elementarer Menschenrechte dar und sind durch nichts zu rechtfertigen.“[47] Forschungsstand Datensammlung während der deutschen Teilung Verschiedene Behörden in West-Berlin und der Bundesrepublik sammelten während der deutschen Teilung Erkenntnisse über Personen, die an der innerdeutschen und der Grenze zu West-Berlin ums Leben kamen. Bei der West-Berliner Polizei war die Staatsschutzabteilung für die Registrierung bekannter Vorfälle zuständig. Die Aufzeichnungen unterscheiden zwischen Personen, die an der Außengrenze West-Berlins ums Leben kamen (80 Fälle), unklaren Fällen (darunter 5 mögliche Maueropfer) und erschossenen Grenzsoldaten (7 Fälle).[48] Eine weitere staatliche Stelle war die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter, die auch beauftragt war, Hinweise auf vollendete oder versuchte Tötungshandlungen in der DDR zu sammeln. 1991 veröffentlichte sie den „Salzgitter-Report“ mit den Namen von 78 Todesopfern. Die Daten galten als vorläufig, weil die Erfassungsstelle keinen Zugang zu Archiven der DDR hatte.[49] Beide Stellen listeten hauptsächlich Vorfälle, die von West-Berlin aus beobachtet werden konnten oder von denen entweder Flüchtlinge oder übergelaufene Grenzsoldaten berichteten. Untersuchungen nach dem Ende der DDR Mit der deutschen Wiedervereinigung begannen verschiedene Organisationen und Einzelpersonen die Geschichte der Maueropfer zu erforschen. Darunter waren sowohl staatliche Stellen wie die Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) als auch wissenschaftliche Projekte und verschiedene Buchautoren. Die ZERV glich die Daten der Zentralen Erfassungsstelle in Salzgitter mit Funden in DDR-Archiven ab und erfasste 2000 insgesamt 122 Verdachtsfälle der Tötung durch Organe der DDR an der Grenze zu West-Berlin. Diese Liste war eine Vorermittlung für die Staatsanwaltschaften in Berlin und Neuruppin, die sich anschließend mit der juristischen Aufarbeitung befassten.[48] Zwei andere Projekte, das der Arbeitsgemeinschaft 13. August und des Zentrums für Zeithistorische Forschung, erlangten besondere öffentliche Aufmerksamkeit.[50] Angaben der Arbeitsgemeinschaft 13. August Veröffentlichung Opferanzahl 2006 262[51] 2007 231[52] 2008 222[53] 2009 245[54] 2011 455[55] Die Arbeitsgemeinschaft 13. August sammelt Informationen über Opfer an allen Außengrenzen der DDR einschließlich der Ostsee. An dem Projekt nehmen keine professionellen Historiker teil. Die von der Arbeitsgemeinschaft als vorläufig bezeichneten Ergebnisse werden jährlich auf Pressekonferenzen am 13. August vorgestellt.[53] In die Listen werden immer wieder neue Fälle aufgenommen und alte gestrichen. Am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam leiteten Hans-Hermann Hertle und Maria Nooke von Oktober 2005 bis Dezember 2007 ein öffentlich gefördertes Forschungsprojekt. Das Ziel war die Ermittlung der genauen Zahl der Maueropfer und die öffentlich zugängliche Dokumentation der Geschichten der Opfer. Gefördert wurde das Projekt von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Deutschlandradio und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.[56] Die Ergebnisse des Projekts werden im Internet unter www.chronik-der-mauer.de und in dem 2009 erschienenen Buch Todesopfer an der Berliner Mauer veröffentlicht. Beschrieben sind jeweils die Biografie der Opfer, ihre Todesumstände und die verwendeten Quellen. In der Bilanz des Projekts vom 7. August 2008 wurde dargelegt, dass von den 575 überprüften Fällen 136 die vom ZZF entwickelten Kriterien eines Maueropfers erfüllen. Weiterhin wurden 251 Fälle identifiziert, bei denen Menschen im Umfeld von Kontrollen an Grenzübergängen in Berlin starben.[5] Die Untersuchung der natürlichen Todesfälle ist noch nicht systematisch abgeschlossen. Von den Berichten der Transportpolizei ist etwa ein Drittel nicht mehr vorhanden, vor allem aus den 1970ern fehlen ganze Jahrgänge. Die alternative Auswertung sämtlicher Tagesberichte der Grenztruppen zum Geschehen an allen überwachten Bereichen war aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich.[8] Kontroverse um die Opferzahlen Anzahl der Todesopfer nach verschiedenen Untersuchungen[48][54] Organisation Stand Tote Polizeipräsident in Berlin 1990 92 Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter 1991 78 ZERV 2000 122 Arbeitsgemeinschaft 13. August 2009 245 Zentrum für Zeithistorische Forschung 2013 138 Die genauen Opferzahlen sind nicht bekannt. Angaben der verschiedenen Untersuchungen widersprechen sich zum Teil, sind aber nicht immer vergleichbar, weil unterschiedliche Definitionen der zu erfassenden Fälle angewandt werden. Zudem veröffentlichen nicht alle Organisationen regelmäßig ihre Zahlen oder haben ihre Untersuchungen mit einem vorläufigen Stand beendet. Zwischen den beiden Projekten der Arbeitsgemeinschaft 13. August und Hans-Hermann Hertle (ZZF) besteht eine öffentlich ausgetragene Kontroverse, in deren Mittelpunkt die Anzahl der Maueropfer steht. Diese liegt bei der Arbeitsgemeinschaft höher als beim ZZF. Die Publikationen der Arbeitsgemeinschaft schließen nach Hertle auch Opfer ein, bei denen ein Zusammenhang mit dem Grenzregime nicht sicher nachgewiesen ist. Gegen das Projekt des ZZF erhebt Alexandra Hildebrandt von der Arbeitsgemeinschaft seit der Zwischenbilanz des Projekts im August 2006 den Vorwurf, die Zahl der Opfer für ein positiveres Bild der DDR absichtlich kleinzurechnen. Grund sei die Zuteilung von Forschungsgeldern durch den Berliner Senat, der während des ZZF-Projekts von einer Koalition aus SPD und Die Linke geführt wurde.[51] 2008 gab die Arbeitsgemeinschaft 13. August bekannt, dass nach 1961 insgesamt 222 Menschen infolge der Berliner Mauer starben. Hertle bezweifelte diese Angaben, da einige der als tot gelisteten Personen ihre Flucht nachweislich überlebten. 2006 seien auf der Liste 36 überlebende Personen gewesen. Außerdem enthalte die Liste einzelne Opfer doppelt.[53] Hans-Hermann Hertle bewertet die Opferliste der Arbeitsgemeinschaft 13. August als „eine umfangreiche Aufstellung von Verdachtsfällen“, die einen „wissenschaftlich überprüfbaren Maßstab verfehlt“.[57] Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit kommentierte den Streit am 13. August 2009 mit „Jeder einzelne Tote war zu viel.“[58] 2009 gab Hildebrandt die Anzahl der Mauertoten mit 245 an. Sie zählte dabei auch ungeklärte Leichenfunde in Grenzgewässern und Angehörige der Grenztruppen mit, die Suizid begingen. Nach ihrer Argumentation war ein DDR-Offizier, der Selbstmord beging, das erste Maueropfer und nicht Ida Siekmann. Weiterhin unterscheiden sich die Erkenntnisse von Hertle und Hildebrandt hinsichtlich der Personen, die während einer Grenzkontrolle eines natürlichen Todes starben. Hertle, der Zugang zu den unvollständigen Akten der Transportpolizei hatte, zählt 251 dieser Fälle, während Hildebrandt auf 38 kommt.[54] Quellenlage Die Erkenntnisse über Maueropfer werden hauptsächlich in behördlichen und militärischen Archiven der Bundesrepublik und der DDR gewonnen. Die Akten des MfS, die von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) verwaltet werden, sind nicht vollständig zugänglich. Teile, insbesondere aus den späteren Jahrgängen, wurden im Zuge der Auflösung des Ministeriums zerstört, andere Teile sind noch nicht gesichtet. Hinzu kommt, dass wegen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes viele Akten nicht im Original, sondern nur in teils anonymisierten Auszügen eingesehen werden können. Seit einer Novellierung des Gesetzes im Jahr 2007 können Forschungsprojekte unter bestimmten Bedingungen direkte Einsicht nehmen. Die Akten der Grenztruppen, die Teil der NVA waren, liegen beim Bundesarchiv-Militärarchiv.[15] Bei der Auswertung der Akten von Grenztruppen, Staatssicherheit und westlichen Behörden müssen laut Hertle den „Wertungen, Interessen und Zwänge[n] der Akten führenden Behörden und somit den jeweiligen Herrschaftsverhältnissen“ Rechnung getragen werden.[15] Die Familien der Toten sind eine weitere Quelle, können aber nur selten zu den direkten Geschehnissen Angaben machen, da sie das MfS oftmals mit falschen Informationen versorgte.[5] Auswahlkriterien Jede Untersuchung hatte ihre eigenen Kriterien bei der Auswahl, welche Fälle zu den Maueropfern zu zählen sind. Während die Untersuchungen des ZERV hauptsächlich auf eine juristisch verwertbare Schuld ausgerichtet waren, entwickelten sowohl das ZZF als auch die Arbeitsgemeinschaft 13. August eigene Kriterien, die über die juristische Schuldfrage hinausgehen. Das ZFF setzte einen Fluchthintergrund oder einen sowohl zeitlichen als auch räumlichen Zusammenhang zum Grenzregime voraus. Aus den untersuchten Fällen entwickelte das ZZF fünf Fallgruppen:[56] Personen, die bei einem Fluchtversuch von bewaffneten Organen der DDR oder durch die Grenzeinrichtungen getötet wurden, Personen, die bei einem Fluchtversuch im Grenzgebiet durch einen Unfall starben, Personen, die im Bereich der Grenze starben und für deren Tod staatliche Organe der DDR durch Handeln oder Unterlassen verantwortlich waren, Personen, die durch oder bei Handlungen der Grenzorgane zu Tode kamen, Grenzsoldaten, die bei einer Fluchtaktion im Grenzgebiet getötet wurden. Die Definition der Arbeitsgemeinschaft 13. August geht weiter. Bei ihr gehören auch Grenzsoldaten der DDR, die Selbstmord begingen, und ungeklärte Leichenfunde in Grenzgewässern zu den Todesopfern der Berliner Mauer. Gedenken Die Weißen Kreuze an der Ebert- Ecke Scheidemannstraße Das Fenster des Gedenkens in der Gedenkstätte Berliner Mauer zeigt Fotos der Mauertoten Das Denkmal für Peter Fechter 1988 Die Kapelle der Versöhnung ist Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer Gedenktafel für Maueropfer ohne eigene Grabstelle, in Berlin-Baumschulenweg Der Todesopfer der Berliner Mauer wurde sowohl während der deutschen Teilung als auch nach dem Ende der DDR öffentlich gedacht. Es gibt verschiedene Gedenkstätten und Gedenkveranstaltungen. Zum Teil wurden Straßen und Plätze nach den Toten benannt. Gedenkstätten Zur Erinnerung an die Maueropfer errichteten private Initiativen und öffentliche Stellen auf Beschluss der Bezirke Berlins, des Abgeordnetenhauses oder der Bundesregierung seit den Anfangsjahren der Mauer Gedenkstätten, die über das Stadtgebiet von Berlin verteilt sind.[3] Dazu gehören Denkmäler, Kreuze und Gedenksteine, die auch von Politikern während Staatsbesuchen besichtigt wurden. Mit den Grenzanlagen wurden nach dem Mauerfall auch Teile der Denkmäler entfernt.[59] Dies betraf insbesondere Denkmäler für gefallene Grenzsoldaten der DDR. Nach jedem Toten stellte der private Berliner Bürger-Verein mit Unterstützung des West-Berliner Senats ab 1961 weiß lackierte Holzkreuze am Ort des Geschehens auf. Diese Praxis behielten die Vereinsmitglieder bei, bis sie am 10. Jahrestag des Mauerbaus, dem 13. August 1971, die dauerhafte Gedenkstätte Weiße Kreuze an der Ostseite des Reichstagsgebäudes einrichteten. An einem Zaun vor der Mauer waren Gedenkkreuze mit den Namen und Sterbedaten verschiedener Todesopfer angebracht.[60] Im Zuge von Bauarbeiten wegen des Regierungsumzugs nach Berlin mussten die weißen Kreuze 1995 von der Ostseite des Reichstags verlegt werden. Der neue Standort liegt an der Westseite des Gebäudes an einem Zaun des Tiergartens. 2003 eröffnete Wolfgang Thierse eine neue Gedenkstätte nach einem Entwurf von Jan Wehberg mit dem gleichen Namen am Reichstagufer. Auf sieben beidseitig beschrifteten Kreuzen sind die Namen von 13 Mauertoten genannt. Eine weitere Gedenkstätte des Bürger-Vereins befand sich in der Bernauer Straße.[61] An unterschiedliche Maueropfer erinnern Gedenkplatten, die in Gehsteige eingelassen sind, und andere Installationen in der Nähe ihres Sterbeortes. Am Checkpoint Charlie errichtete die Arbeitsgemeinschaft 13. August im Oktober 2004 das Freiheitsmahnmal, das mit 1067 Kreuzen an die Todesopfer der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze erinnerte. Das Mahnmal musste nach etwa einem halben Jahr wieder entfernt werden, weil der Grundstückseigner den Pachtvertrag der Arbeitsgemeinschaft kündigte.[62] Der Aktionskünstler Ben Wagin richtete 1990 zusammen mit anderen Künstlern das Parlament der Bäume im ehemaligen Todesstreifen am östlichen Ufer der Spree, gegenüber dem Reichstag ein. Auf Granitplatten sind 258 Mauertoten aufgeführt. Bei einigen ist neben der Bemerkung Unbekannter Mann oder Unbekannte Frau nur ein Todesdatum genannt. Die 1990 erstellte Sammlung enthält Personen, die später als Mauertote ausgeschlossen wurden. Im Hintergrund stehen schwarz-weiß bemalte Mauersegmente. Für den Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses musste die Gedenkstätte verkleinert werden. Im Untergeschoss des Bundestagsgebäudes wurde 2005 eine weitere Gedenkstätte eröffnet. Diese verwendet Mauersegmente des ursprünglichen Parlaments der Bäume.[61] Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin errichteten 1998 die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße als nationales Denkmal. Das Denkmal geht auf einen Entwurf der Architekten Kohlhoff & Kohlhoff zurück. Es wurde später erweitert und umfasst heute das Dokumentationszentrum Berliner Mauer, ein Besucherzentrum, die Kapelle der Versöhnung, das Fenster des Gedenkens mit Porträts der Todesopfer der Berliner Mauer und ein sechzig Meter langes Teilstück der ehemaligen Grenzanlagen, das an beiden Enden mit Stahlwänden abgeschlossen ist. Die nördliche Wand trägt die Inschrift: „In Erinnerung an die Teilung der Stadt vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 und zum Gedenken an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft“.[63] Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus 2011 errichtete die Stiftung Berliner Mauer 29 Stelen, die an 50 Maueropfer erinnern, entlang der ehemaligen Grenze zwischen West-Berlin und der DDR. Neben den 3,6 m hohen, orangenfarbigen Säulen informieren Infotafeln über die Mauertoten. Eine geplante Stele in Sacrow für Lothar Hennig wurde zunächst nicht errichtet, da Hennig wegen seiner Tätigkeit als IM für das MfS umstritten ist.[64] Gedenkveranstaltungen Verschiedene Organisationen – zum größten Teil Vereine oder private Initiativen – führten seit den ersten Todesfällen jährlich Gedenkveranstaltungen in Berlin durch, meist am Jahrestag des Mauerbaus. Diese wurden zum Teil von den Bezirksämtern West-Berlins oder durch das Senatsprotokoll unterstützt. So gab es jeden 13. August zwischen 20 und 21 Uhr die „Stunde der Stille“ zur stillen Andacht. Seit dem 13. August 1990 erinnert das Land Berlin jährlich am Peter-Fechter-Kreuz in der Zimmerstraße nahe dem Checkpoint Charlie an die Mauertoten.[59] Daneben gibt es eine Reihe weiterer Gedenkfeiern an unterschiedlichen Orten. Auch im Ausland fanden am Tag des Mauerbaus Gedenkveranstaltungen für die Todesopfer und Proteste gegen die Berliner Mauer s

SW: DDR Deutsche Demokratische Republik BRD Bundesrepublik Deutschland Ostdeutschland Westdeutschland SBZ Sowjetische Besatzungszone Walter Ulbricht Erich Honecker Erich Mielke Willy Stoph Heinz Keßler Markus Wolf Richard Stahlmann Ifo-Dienst Staatssicherheit Komitee für Staatssicherheit Staatssekretariat Staatssicherheistdienst   Stasi Stasi Haft Gefängnis  politischer Verfolgung Diktatur totalitär totalitarismus Opposition 17. Juni 1953 13. August 1961 Mauerbau staatsgrenze innerdeutsche grenze zonengrenze grüne grenze mauertote  todesopfer  parteiapparat Komunnisten  Moskaukader Moskau-Kader  Exil Emigration Politikwissenschaft Parteibeschluss Koexistenz Ostblock Warschauer Pakt Warschauer Vertrag NVA  Kampfgruppen Grenzer Grenzdienst Grenzsoldaten  DVP Deutsche Volkspolizei Kriminalpolizei Kripo Wirtschaft Planwirtschaft Zentralkomitee ZK Politbüro SED-Politbüro KGB KGU UfJ Tscheka NKVD NKWD Blockpartei Blockparteien Massenorganisationen FDJ Freie deutsche jugend Pionierorganisation FDGB freier deutscher Gewerkschaftsbund arbeiterbewegung KAPD rätekommunisten AAU AAU  Anarchismus Kommunsismus Einheitspartei SPD Sozialdemokratie Sozialdemokratische Partei Deutschlands Generalstaatsanwaltschaft Justiz Terror Terrorjustiz Flucht Vertreibung Ausschuss für deutsche Einheit National front  demokratischer Block der Parteien und Massenorganisationen SMAD sowjetische Militäradministration  Rote Armee Sowjetarmee sowjetische besatzung  Alliierte Volkskammer Parlament Kadrepolitik Nomeklatur  nomenklatura politiwissenschaft  geheimdienst geheimdienste spionage sabotage diversion  subversion fake-news desinformation cia  bnd verfassungsschutz ddr-forschung sowjetologie osteuropaforschung  deutschlandforschung   Plankommission  Betriebsparteiorganisation ADN GST Gesellschaft für Sport und Technik Kulturbund KPdSU UdSSR Sowjetunion  LDPD Liberelademokratische Partei Deutschlands Christlich demokratische Partei Deutschlands Demokratische Bauernpartei  LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft MdI Ministerium des Innern Innenministerium gesamtdeutsch innerdeutscher Handel Interzonenverkehr Ministerrat Nationaldemokratische Partei Deutschlands Volkseigene Betriebe VEB Volkseigener Betrieb  VVV Zentrale Parteikontrollkomission ZPKKOpposition Dissidenten  Widerstand Kirche evangelische  EKD Bunde evangelischer Kirchen in der DDR katholische Kirche Katholiken Protestanten Kirchenpolitik Westarbeit Deutschlandpolitik wirtschaftspolitik jugendpolitik bildungspolitik jugendorganisation frontorganisation hilfsorganisation untergrund propaganda agitation verstaatlichung enteignung exekutive kalter krieg  blockkonfrontation anerkennunsgpolitik uno  helsinki menschenrechte bürgerrechte  entspannung entspannungspolitik hochrüstung wettrüsten abrüstung friedensbewegung K-gruppen geschichtsaufarbeitung berlin wiedervereinigung deutsche einheit deutsche teilung eiserner vorhang

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  • Condition: gebraucht, siehe Artikelbeschreibung und Fotos!
  • Autor: Klaus Marxen (Hg.), Gerhard Werle (Hg.), Boris Burghardt, Ute Hohoff, Petra Schäfter
  • Format: Hardcover
  • Verlag: De Gruyter
  • Thema: innerdeutsche Grenze
  • Publikationsname: Rechtsbeugung. Strafjustiz und DDR-Unrecht
  • Fachbereich: Geschichte + Recht
  • Produktart: Dokumenation
  • Anzahl der Seiten: 1172 ( Bd. 5/1+2)
  • Erscheinungsjahr: 2007
  • Reihe: Strafjustiz und DDR-Unrecht
  • Sprache: Deutsch

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