10 Jahre Deutsche Grenzpolizei Grenztruppen Mauer innerdeutsche Grenze

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Deutsche Grenzpolizei

Grenzpolizei (GP) /

Deutsche Grenzpolizei (DGP)

mit Führungsorgan: Hauptabt. GP / Kdo DGP

Grenzpolizei / Deutsche Grenzpolizei

Aufstellung                   GP ab 1. Dezember 1946,[1] DGP ab 16. Mai 1952 bis 15. September 1961; danach Überführung in die Grenztruppen der NVA.

Staat           SBZ / DDR

Bewaffnete Organe    aus der Grenzpolizei zur Deutschen Grenzpolizei formiert (1952)

Typ             Grenzschutz (Land, See)

Stärke        circa 2.500 (1946), 10.000 (1948), 20.000 (1950), 30.700 (1954), 30.200 (1959), 36.000 (1961).

Unterstellung               ab Dezember 1946 MdI,[2], 1948 DVdI,[3] 1952 MfS,[4] 1953 MdI,[5] 1955 SfS/MfS,[6] 1956 MdI,[7] 1957 MdI.[8]

MdI / MfS / Kdo DGP Berlin, (ab 1957) Pätz

Führung der Deutschen Grenzpolizei (1961)

Chef der Deutschen Grenzpolizei[9]              Oberst

Erich Peter

Stellv. des Chefs und

Chef des Stabes der DGP[10]       Generalmajor

Helmut Borufka

Die Grenzpolizei (GP) wurde 1946 zunächst als Hilfsorgan der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) bei den Polizeien der Länder vorrangig zur Überwachung der Demarkationslinie zwischen den Besatzungszonen in Deutschland gebildet und von den Abschnittskommandos der sowjetischen Truppen operativ geführt.[11][12]

Nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949 entwickelte sich die Grenzpolizei zu einem eigenständigen Teil der Bewaffneten Organe der DDR, wurde 1952 in Deutsche Grenzpolizei (DGP) umbenannt und erhielt ab 1957 zunehmend paramilitärischen Charakter.

Die Grenzpolizei am Ring um Berlin hatte ab 1948 Währungsspekulation, Schmuggel und unkontrollierte Personen- und Fahrzeugbewegung über die offene Grenze zur Viersektorenstadt Berlin einzudämmen.

Neben der Demarkationslinie sicherte sie ab 1950 die Seegrenze der DDR sowie die Grenzabschnitte zur Volksrepublik Polen und zur Tschechoslowakischen Republik.

Nach Schließung der Grenze zu West-Berlin wurde 1961 die Deutsche Grenzpolizei in die Grenztruppen der NVA überführt.[13]

Vorgeschichte der Polizeiorgane (1945–1946)

Besatzungszonen in Deutschland (1945 bis 1949)

Die offenen Fragen der deutschen Staatlichkeit und Außengrenzen nach Kriegsende 1945 sowie der Demarkationslinien zwischen den Besatzungszonen machte Festlegungen der Alliierten zu Grenzkontrollen an den Außen- und Binnengrenzen durch Truppen der Siegermächte notwendig.

An diesen territorialen Abgrenzungslinien der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) stand die Rote Armee, die zu ihrer Unterstützung 1945 einzelne deutsche Polizisten heranzog. Im Sommer 1945 waren in der Sowjetischen Besatzungszone neue Polizeiorgane in den einzelnen Ländern geschaffen worden.[14] Ende 1946 umfassten diese etwa 40.000 Polizeiangehörige.[11]

In den westlichen Besatzungszonen waren schon seit Herbst 1945 auch Grenzschutzorgane auf Ebene der Länder (betreffend Niedersachsen, Bayern und Hessen)[15] aufgestellt worden.

Schwerpunkte für die Grenzpolitik waren die illegalen Güter- und Warenströme (der „Schwarzhandel“, das Schiebertum) über die Zonengrenzen beziehungsweise die Berliner Sektorengrenzen und illegalen Interzonen-Kompensationsgeschäfte großen Stils, das Bandenunwesen sowie die Kanalisierung der Flüchtlingsströme.[16]

Grenzpolizei in den Ländern (1946–1952)

Aufstellung, Zugehörigkeit, Aufgaben (1946–1947)

Sowjetische Besatzungszone SBZ: Länder und Sektoren von Berlin

 Mecklenburg

 Brandenburg

 Sachsen-Anhalt

 Sachsen

 Thüringen

Die Anfänge der Grenzpolizei in der SBZ reichen in das Nachkriegsjahr 1946 zurück. Ende 1946 wurde mit Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 1. Dezember 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eine Grenzpolizei im Gesamtumfang von rund 2.500 Polizisten formiert.[11][13] Dieser 1. Dezember als Gründungsdatum wurde später in der DDR als Tag der Grenztruppen begangen.[17]

Polizei-Kontrolle bei Berlin (1946)

Organisatorisch war die Grenzpolizei an die Innenministerien der jeweiligen Länder in der SBZ angegliedert. Struktur und Gliederung wiesen in den einzelnen Ländern große Unterschiede auf. Waffen[18] und Uniformen waren nur teilweise vorhanden; Unterbringung war privat organisiert, „Dienstzimmer“ befanden sich in Gaststätten oder Gemeindeverwaltungen.

Die Grenzpolizeieinheiten gehörten zunächst zum Dienstzweig Schutzpolizei des jeweiligen Landes. Sie setzten sich aus ausgewählten Kräften aus den Dienststellen der Orts-, Kreis- und Landespolizei zusammen. Diese betätigte sich zunächst als Hilfsdienst der sowjetischen Besatzungstruppen, unter deren Kommando sie Dienst verrichteten.

Bei allen Unterschieden zwischen den Ländern der SBZ lässt sich die Aufgabenstellung an die Grenzpolizei, gemäß den Weisungen der SMAD, wie folgt zusammenfassen:

    gemeinsam mit sowjetischen Truppen die Grenzen der SBZ gegenüber Polen und der Tschechoslowakei sowie die Demarkationslinie zu den westlichen Zonen überwachen;

    Ordnung in den Grenzverkehr einbringen, illegales Überschreiten der Grenzlinien und Schwarzhandel verhindern;

    Bandenwesen bekämpfen.

Die Grenzstreife bzw. Einzelposten hatten an 2.236 Kilometer Landgrenze einen Grenzabschnitt von circa 6 bis 15 Kilometer zu überwachen.[13] Der Entwicklungsstand der Grenzpolizei erlaubte es, dass sich die sowjetischen Truppen ab März/April 1947 an der Demarkationslinie aus der ersten Sicherungslinie zurückzogen und an den Ost- und Südgrenzen nur die offiziellen Grenzübergänge kontrollierte.[19]

Formierung, Unterstellung, Gliederung (ab 1947)

Die ursprünglich administrative Abgrenzung der Militärverwaltungsbereiche der Alliierten an der Demarkationslinie zur SBZ erhielt Anfang 1947 durch den Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszonen zur Bizone eine neue, politische Bedeutung. Sie wurde in den Augen der SMAD als ein erster Schritt zu einer separaten deutschen (Teil-)Staatsbildung gedeutet und gab einen zusätzlichen Auftrieb zur Zentralisierung der sowjetischen Grenzsicherung. Auf Anweisung der SMAD wurde, beginnend im Herbst 1947, die Grenzpolizei neu strukturiert und länderübergreifend vereinheitlicht. Verwaltungsmäßig unterstand die Grenzpolizei in den Ländern zukünftig dem Chef des jeweiligen Landespolizeiamtes, in allen operativen dienstlichen Fragen direkt dem Abschnittskommando der sowjetischen Truppen.[20]

1948 erfolgte die Zentralisierung verschiedener Institutionen in der SBZ, unter anderen die Deutsche Verwaltung des Innern (DVdI). Die Grenzpolizei wurde an diese zentrale Institution gebunden. Die Grenzpolizei umfasste bis dahin 3.779 Angehörige (Sollstärke 6.000). Die Gliederung bestand aus Abteilungen mit jeweils vier bis fünf Kommandanturen (je 10 bis 15 Kommandos – aus je acht bis zehn Polizisten). Bis April 1948 wuchs die Personalstärke auf etwa 9.000 an.[11]

In demselben Jahr wurden erstmals den Kommandeuren der Grenzpolizei Polit-Kultur-Leiter (später bezeichnet als Politoffiziere) beigeordnet.[21]

Sicherung am „Ring um Berlin“ (1948–1949)

Trizone (blau), ab 1948 „Westzone“

Demarkationslinie Thür.–Bayern Kontrollpunkt Mödlareuth (Juli 1949)

Die überraschende einseitige Währungsreform in den Westzonen und deren Übertragung auf die Westsektoren von Berlin verschärfte im Juni 1948 die wirtschaftspolitische Situation in der SBZ. Während der folgenden sowjetischen Berlin-Blockade ab dem 8. Juni 1948 war die Grenzpolizei für die Unterbrechung der Verkehrswege nach West-Berlin über SBZ-Territorium und die Überwachung der Sektoren-Grenze und der äußeren Grenze Berlins zur SBZ („Ring um Berlin“) zuständig.

Aus der bisherigen Demarkationslinie und den Grenzen zu den Westsektoren Berlins waren über Nacht Währungsgrenzen geworden, die unweigerlich Konsequenzen bei der Grenzsicherung auslösen mussten. Dazu gehörten:

    Die bisherige Aufgabenstellung „Überwachung“ der Demarkationslinie wurde zur Hauptaufgabe „Schutz der Demarkationslinie und der Grenzen“ verändert.

    Die geschlossene Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften (mobile Baracken) begann; deren Bau dauerte bis weit in das Jahr 1949 an.

    Die Grenzpolizei wurde zahlenmäßig verstärkt auf 9.000 bis 10.000 Angehörige (bis Ende 1948).

    Territoriale Polizeibereitschaften mit 10.000 Angehörigen wurden gebildet.[22]

Im August 1948 wurden bei der DVdI eine Hauptabteilung Grenzpolizei und Bereitschaften (HA GP/B) geschaffen. Die bisherigen Abteilungen der Grenzpolizei wurden umbenannt in Grenzbereitschaften.

Mit Wirkung vom 15. November 1948 wurden die Grenzpolizei und die Bereitschaften aus der Länderunterstellung herausgelöst und zwischenzeitlich, für acht Monate, direkt von der DVdI geführt. Im Juli 1949 wurde die Grenzpolizei erneut den Chefs der Landespolizeibehörden unterstellt, bei der DVdI wurde wieder eine Hauptabteilung Grenzpolizei (HA GP) eingerichtet, die für die SBZ hinsichtlich des operativen Einsatzes und der Koordinierung ein Weisungsrecht erhielt. Diese Zuordnung galt bis Ende 1950.

Am 7. April 1949 wurde das Kontroll-Provisorium „Ring um Berlin“ in eine selbstständige Grenzbereitschaft und kurz darauf in eine Grenzpolizei-Abteilung „Ring um Berlin“ mit drei Grenzbereitschaften formiert und direkt vom Präsidenten der DVdI geführt.[23]

Mit Zunahme der Intensität des Kalten Krieges wurde auch das Grenzregime restriktiver und Verstöße dagegen häufiger. Vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 1949 starben 30 Menschen an der Grenze der SBZ beziehungsweise DDR, hierunter auch Angehörige der Grenzpolizei.[16]

Folgen der beiden Staatsgründungen (1949–1951)

BGS-Hinweis 1976: „Zonengrenze“

Staatsrechtliche Wirkung bezüglich Grenzen

Vom Mai bis September 1949 war die Konstituierung einer Bundesrepublik Deutschland vollzogen worden. Nach Gründung einer Deutschen Demokratischen Republik zum 7. Oktober 1949 erfolgten zunächst keine wesentlichen Veränderungen in der realen Grenzsicherung. Durch die Staatsgründungen war die Demarkationslinie objektiv zur „Staatsgrenze“ im völkerrechtlichen Sinn geworden, unabhängig von Anerkennung oder Nichtanerkennung. Die Grenzpolizei wurde zum Grenzsicherungsorgan der DDR.[24]

Veränderungen in Führung und Funktion

In operativer Hinsicht blieb die Grenzpolizei den Kommandeuren der sowjetischen Truppen unterstellt.[25]

Die Hauptabteilung Grenzpolizei ging als eine Hauptabteilung der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei (HV DVP) in den zentralen Staatsapparat ein und hatte zunächst weiterhin nur koordinierende Funktion gegenüber der Grenzpolizei in den Ländern. Erst zum Jahresbeginn 1951 wurden ihr alle Grenzbereitschaften unterstellt, außer in operativen Fragen. Der Abteilungsstab für den „Ring um Berlin“ wurde aufgelöst. Damit fand der längere Entwicklungsprozess in der Führung der Kräfte der Grenzpolizei zu einem vollständig zentral geführten Staatsorgan seinen Abschluss.[26]

Die nach der Staatsgründung anstelle der SMAD gebildete Sowjetische Kontrollkommission (SKK) übertrug Teilaufgaben der Grenzsicherung an die DDR-Organe. Dazu gehörten:

    die Sicherung der Seegrenze – mit Übernahme am 7. Januar 1950 durch die Grenzpolizei des Landes Mecklenburg;[27]

    Die Einrichtung ständiger Kontrollstellen an der äußeren Stadtgrenze rund um Berlin („Ring um Berlin“);[13]

    die Kontrolle an den Grenzübergängen, Kontrollpassierpunkte (KPP) genannt – mit Wirkung vom 10. Juni 1950; (Ausgenommen davon blieben Kontrollen des Personen- und Güterverkehrs der Alliierten Mächte.)

    die Aufgaben der Warenkontrolle an der Westgrenze – ab 1. Januar 1951 durch das Amt für Kontrolle des Warenverkehrs (AKW) – ab August 1952 durch das Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs (AZKW);[11]

    1950 umfassten die Einheiten der Grenzpolizei rund 20.000 Angehörige.[28]

Vom Oktober 1949 bis zum März 1950 vollzog die Grenzpolizei rund 154.000 Festnahmen wegen Verstößen gegen die Grenzordnung der DDR.

Aufgaben der Grenzpolizei am „Ring um Berlin“

Die vier Sektoren Berlins

Das Gesetz zu Schutz des innerdeutschen Handels vom 21. April 1950 war auf die Unterbindung der zunehmenden illegalen Bewegung von Waren und Fahrzeugen aufgrund nicht kontrollierter Straßen- und Wegeverbindungen gerichtet. Das hatte zur Folge:[29]

    Waren- und Fahrzeugverkehr an der Westgrenze und am „Ring um Berlin“ – einschließlich zum inneren Gebiet der DDR – war nur über festgelegte Kontrollpassierpunkte (KPP) möglich;

    für den Fußgängerverkehr wurden Übergänge an bestimmten Kontrollpunkten (KP) eingerichtet;

    ständige Kontrollen beim Überqueren der Berliner Stadtgrenze;

    die Sperrung nicht für den Verkehr freigegebener Straßen an der Westgrenze der DDR;

    der sogenannte „kleine Grenzverkehr“ für „Berufspendler“ mit Passierschein blieb bestehen.

Für diese Aufgaben wurde die Grenzpolizei am „Ring um Berlin“ ab Mai 1950 verstärkt.

Auswirkungen an Ost- und Südgrenze der DDR

Auf Grundlage der Anerkennung der politisch-territorialen Realitäten schlossen die Regierungen der DDR und Polens am 6. Juli 1950 das Abkommen … über die Markierung der festgelegten und bestehenden deutsch-polnischen Staatsgrenze. An der Grenze zu Polen regelten gemeinsame Kommissionen die mit der Markierung verbundenen Fragen.

In einer analogen Deklaration vom 23. Juni 1950 erklärten die Regierungen der DDR und der Tschechoslowakischen Republik (ČSR), dass sie keinerlei gegenseitige Gebiets- und Grenzansprüche erheben.[30]

Deutsche Grenzpolizei in der DDR (1952–1961)

Neuorientierung in der Grenzsicherung (1952)

Die Bezirke der DDR (anklickbare Karte)

Vor dem Hintergrund der Verhandlungen zur Unterzeichnung des Vertrags über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft durch die Bundesrepublik Deutschland am 26. Mai 1952 begannen nach dem Mai/Juni 1952 die bisher umfassendsten Veränderungen im DDR-Grenzregime.

Mit Einführung des nur wenig modifizierten sowjetischen Modells der Grenzsicherung wurden am 16. Mai 1952 im ersten Schritt die Grenzsicherungsorgane dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Deutsche Grenzpolizei (DGP) unterstellt.

Rechtliche Grundlagen für die Umstrukturierung der Grenzsicherung – versehen mit der Vorbehaltsklausel[31] einer sofortigen Aufhebung zur Herstellung der staatlichen deutschen Einheit – schuf der DDR-Ministerrat mit der Verordnung vom 26. Mai 1952 „über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands“. Im Zuge der staatlichen Verwaltungsreform von 1952 wurden die Länderkompetenzen auf die Bezirke der DDR übertragen und die grenzpolizeilichen Zuständigkeiten in der Folgezeit konsequent auf Republikebene zentralisiert.

Umsetzung des veränderten Grenzregimes (ab 1952)

Deutsche Grenzpolizei DGP (1956) Streife mit Fährtenhund auf Suche am 10-Meter-Kontrollstreifen

Deutsche Grenzpolizei DGP (1956) Streifendienst auf dem Brocken

Panzertechnik der US-Army

bis 1990 in ständiger Bereitschaft am Beobachtungsturm, danach (2008) im Museum PointAlpha-Compound

Ab 27. Mai 1952 wurde nach sowjetischem Muster an der Grenze der DDR zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) und zu West-Berlin ein Grenzgebiet eingerichtet. Das Sperrgebiet/Grenzgebiet hatte eine durchschnittliche Tiefe von 5 Kilometern und gliederte sich in eine Sperrzone und einen Schutzstreifen, letzterer mit einer durchschnittlichen Tiefe von 500 Metern – mit Abweichungen in urbanen Räumen. Für dieses Sperrgebiet galten Aufenthalts- und Zugangsbeschränkungen.[32] Diese Regelungen blieben später, bei Umunterstellung der Deutschen Grenzpolizei an das Ministerium für Nationale Verteidigung, in Kraft.

Im Juni 1952 wurde Grenzverletzung neu definiert:[33]

    Grenzverletzung sei jeder grenzüberschreitende Verkehr außerhalb der festgelegten Kontrollpunkte.

    Jeder Versuch der Grenzübertretung sei von den Grenzpolizisten zu unterbinden.

    Auch das Betreten des Kontrollstreifens zähle als Grenzverletzung bzw. Versuch des unerlaubten Grenzübertrittes.

    Alle Personen, die diesen Bereich betreten, seien als „illegale Grenzgänger“ sofort festzunehmen; notfalls sei von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.

Im Sommer 1952 wurden rund 8.000 unerwünschte Personen aus dem Grenzstreifen durch die Grenzpolizei ausgesiedelt. Ab August 1952 gaben örtliche Einwohner als zivile Helfer der Grenzpolizei Unterstützung bei der Grenzsicherung.

Neben der polizeilichen Funktion erhielt die Deutsche Grenzpolizei auch eine militärische Rolle bei der Abwehr möglicher Angriffe in der Grenzzone. Dem folgte die Einführung militärischer Dienstgrade mit Wirkung vom 1. Oktober 1952.[34] Die bisher blauen Uniformen wurden durch khakifarbene Uniformen ersetzt.

Den Moral- und Nachwuchsproblemen der Grenzpolizei aufgrund hoher Fluktuation und auch Fahnenflucht in der Grenzpolizei versuchte die SED mit Erhöhung der Besoldung und besserer Verpflegung beizukommen.[35]

Umunterstellung, Auftragserweiterung (1953–1956)

Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 wurde die Deutsche Grenzpolizei als selbstständige Hauptverwaltung DGP erneut[36] dem Ministerium des Innern (MdI) unterstellt und abermals aufgestockt – bis 1954 auf rund 30.700 Polizeiangehörige.[11]

Vom 1. April 1955 bis zum 1. März 1957 unterstand die Deutsche Grenzpolizei wieder dem Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS) – seit 1. November 1955 wieder Ministerium (MfS). Damit verbunden waren Planungen, die Grenzpolizei und die Bereitschaftspolizei nach sowjetischem Vorbild in Innere Truppen umzuwandeln.[11]

Mit dem Staatsvertrag zwischen der UdSSR und der DDR erlangte die DDR 1955 die Kontrollrechte über ihre Außengrenzen.[37] Die Kontrollrechte der Alliierten blieben von dieser Entscheidung unberührt. Am 1. Dezember 1955 übernahm die Deutsche Grenzpolizei die Aufgabe der Außensicherung der DDR-Grenzen vollständig von den bisher zuständigen sowjetischen Truppen.[38] Sowjetische Militäreinheiten zogen sich dauerhaft von der Grenze zurück. Die Westalliierten blieben bis 1990 da und patrouillierten mit schwerer Technik direkt an der Grenze.

Entwicklung zur Grenztruppe, Gliederung (ab 1957)

Der Übernahme der alleinigen Grenzsicherung durch die DGP folgte ab März 1956 die Formierung der Nationalen Volksarmee als reguläre Streitkräfte der DDR und nachfolgend die Einbeziehung der Grenzsicherungsorgane in das „System der Landesverteidigung“.

Mit Wirkung vom 1. Dezember 1956 wurden Grenzpolizei, Transportpolizei und Bereitschaftspolizei mit den Wacheinheiten des MfS zusammengelegt und der Hauptverwaltung Innere Sicherheit (HV IS) des MdI unterstellt.[11]

Zum 1. März 1957 wurde das Kommando der Deutschen Grenzpolizei (Kdo DGP) in Pätz aufgestellt.

Mit Befehl[39] Nr. 48/57 des Ministers des Innern vom 14. August 1957 wurden der Deutschen Grenzpolizei (DGP) militärische Aufgaben zugeordnet. Der Auftrag der Grenzpolizei wurde neu formuliert als „die militärische Sicherung der Grenze gegen Angriffe von außen und die Überwindung des Grenzgebiets und [Schutz] ihrer Bevölkerung“.[40] Die Abwehr von Fluchtversuchen – auch mit dem Einsatz von Schusswaffen – ist in diesem Befehl weiterhin enthalten. Es wurden paramilitärische Strukturen geschaffen und entsprechende Bewaffnung und Ausrüstung zugeführt.

Damit entsprach die Regierung der DDR der gleichlaufenden Entwicklung beim Bundesgrenzschutz (BGS) der Bundesrepublik Deutschland.[41] In den ersten Jahrzehnten war der Bundesgrenzschutz seinem Einsatzgebiet entsprechend mehr paramilitärisch als polizeilich organisiert. Noch bis Mitte der achtziger Jahre war der BGS auch mit leichten und mittleren Infanteriewaffen ausgestattet.[42]

Deutsche Grenzpolizei (DDR)

Pätz

Kdo DGP

(ab 1957)

6. GBrK Rostock

1. GBr

Perleberg

1. GBr ab 1957

Schwerin

2. GBr

Magdeburg

3. GBr

Erfurt

Dittrichshütte

4. GBr

4. GBr Rudolstadt

ab 1957

Berlin

HA DGP

Groß Glienicke 5. GBr

7. GBR

Frankfurt (Oder)

8. GBr

Karl-Marx-Stadt

Deutsche Grenzpolizei (1957): Kommando DGP, acht GBr[11]

  Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Mit der Reform 1957[43] des Grenzsicherungssystems wurden eine durchgehend militärische Struktur und ausreichende Reserven geschaffen. Anstelle von Grenzabschnittsverwaltungen wurden acht Grenzbrigaden mit -Bereitschaften, -Abteilungen, -Kompanien formiert.[44]

    Entlang der Grenze zur Bundesrepublik – vier Grenzbrigaden (GBr) mit circa 23.000 Angehörigen:

        1. Grenzbrigade (1. GBr), mit Stab in Schwerin, später in Perleberg;

        2. Grenzbrigade (2. GBR), mit Stab in Magdeburg;

        3. Grenzbrigade (3. GBr), mit Stab in Erfurt;

        4. Grenzbrigade (4. GBr), mit Stab in Rudolstadt, später Dittrichshütte;

    Am „Ring um Berlin“ – eine Grenzbrigade mit drei Grenzbereitschaften, mit circa 4.500 Angehörigen:

        5. Grenzbrigade (5. GBr) mit Stab in Groß Glienicke.

        Für die Überwachung der Sektorengrenze war nicht die Grenzpolizei, sondern die Ost-Berliner Volkspolizei zuständig.[45]

Deutsche Grenzpolizei 6. GBrK Küstensicherungsboot vor Rügen 1955

    An der Grenzen zur Volksrepublik Polen und zur ČSSR – zwei GBr, mit circa 6.000 Angehörigen:

        7. Grenzbrigade (7. GBr), mit Stab in Frankfurt (Oder);

        8. Grenzbrigade (8. GBr) mit Stab in Karl-Marx-Stadt.

    Entlang der Seegrenze der DDR und an der Ostseeküste – eine Grenzbrigade mit drei Bereitschaften, mit circa 3.500 Angehörigen:

        6. Grenzbrigade Küste (6. GBrK), mit Stab in Rostock.

    Ausreichende Reserven wurden geschaffen. Dazu gehörten:

         schwere Grenzabteilungen (sGA) der GBr und

        Unteroffiziersschulen der GBr.

        Ende der 1950er Jahre verfügte die Deutsche Grenzpolizei neben der polizeilichen Ausrüstung über rund 1600 Panzerabwehrkanonen, 102 weitere Geschütze, 18 Flugabwehrgeschütze und 69 gepanzerte Fahrzeuge.

Deutsche Grenzpolizei DGP (1959) Dienstuniform auf Postendienst

Eine paramilitärische Profilierung zeigte sich auch an weiteren Merkmalen:

    Spezialisten wurden bei der Nationalen Volksarmee ausgebildet.

    Die Kontrollpunkte (KPP, KP) am „Ring um Berlin“ und an der Staatsgrenze West wurden von der DGP an das Amt für Zoll- und Warenkontrolle (AZKW) abgegeben.

    Ein neues tiefgestaffeltes System der Grenzsicherung wurde eingeführt und pioniertechnisch verstärkt.

    Die Ausbildung des Personalbestandes wurde qualifiziert und mit militärischen Elementen einer Gefechtsausbildung erweitert.

    Der „Schwur der Grenzpolizei“[46] wurde in Anlehnung an den NVA-Fahneneid neu eingeführt.

    Die Grenzbrigaden und Grenzbereitschaften erhielten Fahnen verliehen.[47]

    Mit der Führung der Deutschen Grenzpolizei wurde im Mai 1960 erstmals ein ehemaliger NVA-Offizier mit Truppen- und Stabserfahrung, Oberst Erich Peter, beauftragt.

Ende der 1950er Jahre verfügte die DGP über eine Personalstärke von circa 39.200 (Soll).

Ende der 1950er Jahre verfügte die Grenzpolizei neben der polizeilichen Ausrüstung über rund 1600 Panzerabwehrkanonen, 102 weitere Geschütze, 18 Flugabwehrgeschütze und 69 gepanzerte Fahrzeuge.

Bis zur Schließung der Grenze („Mauerbau“) am 13. August 1961 starben 160 Menschen beim Versuch des illegalen Grenzübertritts, darunter elf Angehörige der Grenzpolizei und ein sowjetischer Fahnenflüchtiger.[48]

Schließung der Grenze zu West-Berlin (1961)

Kurz nach der Schließung der Sektorengrenze nach Westberlin mittels der Berliner Mauer am 13. August 1961, bei der die Deutsche Grenzpolizei neben anderen Bewaffneten Organen mitgewirkt hatte, wurde die Grenzpolizei dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt und in die Grenztruppen der NVA überführt.

→ Hauptartikel: Unterstellung der Grenzsicherungskräfte

Die Grenzpolizei bestand bei ihrer Überführung in die Grenztruppen aus rund 38.000 Angehörigen.[49]

Die Abteilung Aufklärung beim Kommando der DGP arbeitete bis zum 31. Dezember 1961 selbständig mit inoffiziellen Kräften und wurde ab 1. Januar 1962 in die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit eingegliedert.

Die 5. Grenzbrigade am „Ring um Berlin“ und weitere Polizeikräfte wurden strukturell umformiert und blieben bis August 1962 in der Unterstellung des Kommandos Bereitschaftspolizei und damit des Ministeriums des Innern.

→ Hauptartikel: Gliederung der Grenztruppen (ab 1961)

Führung der Grenzsicherungskräfte (1949–1961)

Seit Aufstellung 1946 unterstand in der SBZ die Grenzpolizei der Länder verwaltungsmäßig dem Chef des jeweiligen Landespolizeiamtes und in allen operativen dienstlichen Fragen direkt dem jeweiligen Abschnittskommando der sowjetischen Truppen.[50]

Auch nach DDR-Staatsgründung 1949 blieb die Grenzpolizei in operativer Hinsicht den Kommandeuren der sowjetischen Truppen auf Länderebene unterstellt, da sich die UdSSR – ähnlich wie die Westmächte gegenüber der Bundesrepublik – zunächst weiterhin alle Vollmachten für äußeren Schutz und innere Sicherheit vorbehielt. Erst ab 1. Dezember 1955 übernahm gemäß den Festlegungen des Staatsvertrags zwischen der UdSSR und der DDR (vom 20. September 1955) die Führung der Deutschen Grenzpolizei die volle Verantwortung für die Bewachung und Kontrolle der Staatsgrenzen der DDR.[12] Seit August 1948 führte die Deutsche Verwaltung des Innern (DVdI) mit der Hauptabteilung Grenzpolizei und Bereitschaften (HA GP/B) die Grenzsicherungskräfte:

    Leiter der Hauptabteilung Grenzpolizei in der DVdI.[12]

        1949 Chefinspekteur Josef Schütz,

        1951–1952 Chefinspekteur Richard Smolorz

    Chef der Deutschen Grenzpolizei:[12]

        1952–1955 Generalmajor[51] Hermann Gartmann,

         1955–1957 Oberst Heinrich Stock

        1957 Generalmajor Hermann Gartmann

        1957–1960 Generalmajor Paul Ludwig[52]

        1960–1961 Oberst Erich Peter[53](ab 1961 Chef der Grenztruppen der NVA).[54]

Festlegungen zum Schusswaffengebrauch

Der Schusswaffengebrauch war durch sowjetische Anordnung von 1946 für Grenzpolizisten zunächst nur im Fall der Selbstverteidigung zulässig.[16]

Ende 1948 war jeder Grenzpolizist mit einer Schusswaffe ausgestattet. Zwei Direktiven der DVdI der Jahre 1947 und 1948 erweiterten die Möglichkeiten des Schusswaffengebrauchs zur Festnahme von gefährlichen Verbrechern.[16]

Der SMAD-Befehl vom August 1947 bestimmte für die Posten den Schusswaffengebrauch nur in äußersten Fällen, d. h. bei einwandfrei erwiesenem Überfall auf Posten oder Dienststellen sowie bei Flucht von Grenzverletzern, sofern alle anderen Möglichkeiten der Festnahme erschöpft und Anruf sowie Warnschuss (in die Luft) unbeachtet geblieben waren. Schüsse über die Demarkationslinie und Grenze waren grundsätzlich verboten. Diese, internationalen Gepflogenheiten entsprechenden, Regelungen galten auch nach der Staatsgründung für die Grenzpolizei in der DDR weiter.[55]

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Die Kommunistische Internationale entstand 1919 auf Initiative Lenins als Dritte Internationale und war eine Reaktion auf das Scheitern der Zweiten Internationale. Diese Zweite Internationale war 1889 in Paris als Bündnis sozialistischer Parteien gegründet worden und hatte ihre Wurzeln in der von Karl Marx angeregten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), die als Erste Internationale bereits 1864 entstanden war. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Zweite Internationale 1914 auseinandergebrochen. Linksparteien wie die deutsche SPD, die österreichische SDAPÖ, die britische Labour Party, nahmen damals mehrheitlich die politischen Positionen ihrer jeweiligen nationalen Regierung an, beispielsweise im Rahmen einer Burgfriedenspolitik im Deutschen Reich. Linke Kriegsgegner trafen sich 1915 in der Schweiz zur sogenannten Zimmerwalder Konferenz und nochmals 1916 im nahegelegenen Dorf Kienthal. In Zimmerwald wurde das von Trotzki verfasste Zimmerwalder Manifest verabschiedet. Die Konzeption einer geschlossenen internationalen Zusammenarbeit innerhalb der Arbeiterbewegung konnte dadurch aber nicht reaktiviert werden. Letztlich führte 1917 die Oktoberrevolution durch die Bolschewiki unter Lenin und Trotzki in Russland und die dortige Etablierung des Sowjetsystems zur Spaltung zahlreicher Linksparteien in einerseits reformorientierte sozialistische/sozialdemokratische und andererseits kommunistische Parteien mit revolutionärem Anspruch. Vom 3. bis zum 10. Februar 1919 tagte in Bern eine internationale Konferenz sozialistischer und sozialdemokratischer Parteien. Dort waren 97 Vertreter aus 21 Ländern anwesend, die an die Zweite Internationale anknüpfen wollten. Die linksrevolutionären kommunistischen Parteien und Gruppierungen organisierten sich im März 1919 in Moskau zur Dritten Internationale. I. Weltkongress 1919 – Gründungskongress Auf dem I. Weltkongress vom 2. bis 6. März 1919 in Moskau waren 51 Delegierte aus 29 Ländern anwesend. Diese vertraten jedoch meist nur kleine und unbedeutende revolutionäre Gruppen. Außer der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die zum damaligen Zeitpunkt noch den Namen Kommunistische Partei Russlands (B), KPR (B), mit dem Zusatz (B) für Bolschewiki führte, war die deutsche KPD die einzige bedeutendere, größere Partei. Deren Vertreter, Hugo Eberlein, enthielt sich bei der entscheidenden Abstimmung zur Gründung der Dritten Internationale der Stimme. Dies geschah auf Weisung seiner Berliner Parteizentrale, der die Gründung als verfrüht galt. Die KPD-Führung handelte und argumentierte zu diesem Zeitpunkt noch im Sinne der im Januar ermordeten Rosa Luxemburg, die in den Vorjahren immer wieder in kritischer Distanz zu Positionen Lenins und der Bolschewiki gestanden hatte. Eberlein, unter dem Decknamen Albert, am dritten Sitzungstag:[4] „[…] Wenn hier gesagt wird, dass die Gründung der III. Internationale eine unbedingte Notwendigkeit sei, wagen wir das zu bestreiten. […] [w]as eine III. Internationale sein muss, ist nicht allein ein geistiges Zentrum, nicht allein eine Institution, in der sich die Theoretiker gegenseitig heisse Reden halten, sondern sie muss die Grundlage einer organisatorischen Macht sein. Wollen wir aus der III. Internationale ein gebrauchsfähiges Werkzeug machen, wollen wir diese Internationale zu einem Kampfmittel gestalten, dann ist es notwendig, dass dazu auch die Vorbedingungen vorhanden sind. […] Ich habe dabei immer das Gefühl, als ob die Genossen, die so zur Gründung drängen, sich doch bedeutend beeinflussen lassen vom Werdegang der II. Internationale, dass sie nach dem Zustandekommen der Berner Konferenz ihr ein Konkurrenzunternehmen entgegensetzen wollen. […]“ Die übrigen Kongressteilnehmer, darunter die Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs (KPDÖ, später Kommunistische Partei Österreichs, KPÖ), folgten jedoch mehrheitlich den Auffassungen Lenins. Dieser forderte eine sofortige Gründung der Dritten Internationale. Die bestehende internationale Situation war nach seiner Vorstellung nur durch eine proletarische Revolution im Weltmaßstab zu überwinden, zu der die russische Oktoberrevolution nur den Prolog bildete. Die Komintern sollte dabei, im Gegensatz zur Zweiten Internationale, eine straff, quasi militärisch, organisierte Weltpartei mit nationalen Sektionen bilden. Bei der Wahl der Mittel wurden gewaltsame Machtergreifungen ausdrücklich legitimiert. In den Richtlinien der Kommunistischen Internationale, angenommen vom Kongress in Moskau, beginnt der letzte Abschnitt, 4. Der Weg zum Siege, mit den Sätzen:[5] „Die revolutionäre Epoche fordert vom Proletariat die Anwendung solcher Kampfmittel, die seine ganze Energie konzentrieren, nämlich die Methode der Massenaktionen und ihr logisches Ende – den direkten Zusammenstoss mit der bürgerlichen Staatsmaschine in offenem Kampfe. Diesem Ziele müssen alle anderen Methoden, wie z. B. die revolutionäre Ausnutzung des bürgerlichen Parlamentarismus, untergeordnet sein. […]“ Diese Mittel sah man auch beim politischen Gegner, insofern enden die Richtlinien mit: „[…] Die kapitalistischen Verbrecher behaupteten am Anfang des Weltkrieges, sie verteidigten nur das gemeinsame Vaterland. Aber bald zeigte der deutsche Imperialismus durch seine blutigen Taten in Russland, in der Ukraine, in Finnland seine wirkliche Raubnatur. Jetzt demaskieren sich selbst vor den zurückgebliebenen Schichten der Bevölkerung die Ententestaaten als Welträuber und Mörder des Proletariats. […] Unbeschreiblich ist der weisse Terror der bürgerlichen Kannibalen. Zahllos sind die Opfer der Arbeiterklasse. Ihre besten Führer – Liebknecht, Luxemburg – hat sie verloren. Dagegen muss das Proletariat sich wehren, wehren um jeden Preis! Die Kommunistische Internationale ruft das ganze Weltproletariat zu diesem letzten Kampfe auf. Waffe gegen Waffe! Gewalt gegen Gewalt! Nieder mit der imperialistischen Verschwörung des Kapitals! Es lebe die internationale Republik der proletarischen Räte!“ II. Weltkongress 1920 – Organisationsstruktur Lenin (ganz vorne links) und andere Delegierte des II. Weltkongresses der Komintern am 19. Juli 1920 Der II. Weltkongress der Komintern, vom 19. Juli bis 7. August 1920, legte die Organisationsstruktur der Vereinigung fest und zementierte insbesondere die dominierende Rolle der Bolschewiki, der späteren Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Lenins Organisations- und Führungsprinzip, der sogenannte demokratische Zentralismus, wurde als verbindlich auf die Komintern übertragen. Im Ergebnis mussten die einzelnen kommunistischen Mitgliedsparteien ihre Eigenständigkeit aufgeben. Diese KP hatten sich in den folgenden Jahren ausschließlich als territoriale Gliederungen, als nationale Sektionen, der Komintern zu verstehen. Als formal oberstes Organ der Komintern wurde der Weltkongress festgelegt, der jährlich zusammentreten sollte. In der Praxis geschah dies in den 24 Jahren, in denen die Komintern bestand, jedoch nur siebenmal, jeweils in Moskau. Die eigentliche Machtzentrale bildete stattdessen das in Moskau eingerichtete Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI), welches von Mitgliedern der KPdSU dominiert wurde. Das EKKI, mit einem Präsidium an der Spitze, hatte als leitendes Organ zwischen den Weltkongressen das Recht, in die inneren Angelegenheiten jeder Mitgliedspartei einzugreifen. Ohne Diskussion beschloss der Kongress Lenins 21 Leitsätze über die Bedingungen der Aufnahme in die Kommunistische Internationale,[6] welche die Mitarbeit „zentristischer“ Parteien verhindern sollten. Gemeint waren damit diejenigen, die zwischen reformerischer und revolutionärer Politik schwankten. In der Folge spaltete sich beispielsweise die deutsche USPD, wobei nur der linksrevolutionäre Flügel Mitglied der Komintern wurde. Vergleichbares passierte auch innerhalb der italienischen und französischen Sozialisten. Im ersten Punkt der 21 Bedingungen wurde gefordert, „Die Reformisten aller Schattierungen systematisch und unbarmherzig zu brandmarken“. In Punkt zwei wird dann die planmäßige Entfernung aller „Reformisten und Zentrumsleute“ aus allen Organisationen angeordnet, die sich der Komintern anschließen wollen. „Die Kommunistische Internationale fordert unbedingt und ultimativ die Durchführung dieses Bruchs in kürzester Frist“. In den Bedingungen wird außerdem verlangt, Presse-, Parlaments- und Gewerkschaftsarbeit fest unter die Beschlüsse der Parteileitung – sprich: des EKKI – zu stellen. Alle Sektionen wurden verpflichtet, „einen parallelen Organisationsapparat zu schaffen, der im entscheidenden Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflicht gegenüber der Revolution zu erfüllen“.[7] Faktisch war dies die Forderung nach dem Aufbau einer Untergrundorganisation. III. und IV. Weltkongress 1921 und 1922 – Einheitsfront Delegierte beim III. Weltkongress der Komintern. Abgebildet in der vorderen Reihe u. a. zwei bedeutende Vertreterinnen der sozialistischen Frauenbewegung: rechts die russische Revolutionärin Alexandra Kollontai, neben ihr ca. Bildmitte, also vierte von links, die deutsche KPD-Delegierte Clara Zetkin. Mit dem III. (22. Juni bis 12. Juli 1921) und dem IV. Weltkongress (5. November bis 5. Dezember 1922) wird eine Phase vergleichsweise gemäßigter Politik der Komintern verbunden. Dies geschah nachdem sich die – auch im Zusammenhang des Ersten Weltkrieges aufgetauchten – internationalen revolutionären Strömungen nicht zu der erwarteten Weltrevolution verdichteten. Stattdessen ebbten diese im Weltmaßstab offensichtlich sogar ab. Die führenden Köpfe der Kommunistischen Partei Russlands, Lenin und Trotzki, waren daher gezwungen, ihre bisherige Strategie anzupassen. Als unmittelbare Folge suchten die in der Komintern organisierten KP unter der Losung der „Einheitsfront“ jetzt nach Bündnispartnern in anderen Parteien innerhalb der politischen Linken. Im Anschluss an den III. Weltkongress hatte Lenin eine Einheitsfront-Taktik entwickelt, die sich das EKKI im Dezember 1921 zu eigen machte. Als Konsequenz fanden 1922 in Berlin Verhandlungen der Komintern mit Vertretern anderer Linksparteien statt. Auf dem IV. Weltkongress wurde diese Linie 1922 offiziell bestätigt. In der Folge entstanden 1923 zwar kurzzeitig Arbeiterregierungen der Sozialdemokraten und der KPD in den deutschen Ländern Sachsen und Thüringen, das Verhältnis der Komintern zu Sozialdemokraten und nichtrevolutionären Sozialisten blieb jedoch gespannt. 1922 organisierte die Komintern u. a. als Reaktion auf die Washingtoner Flottenkonferenz den Ersten Kongress der kommunistischen und revolutionären Organisationen des Fernen Ostens in Moskau, an dem rund 150 Delegierte v. a. aus Korea, Japan, China und der Mongolei teilnahmen.[8] Umsturzaktionen der Komintern Hamburger Aufstand 1923 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Das erste große Komintern-Unternehmen war eine geplante Revolution in Deutschland, die von Karl Radek organisiert wurde. In der Nacht vom 22. zum 23. Oktober 1923 sollten mehrere Großstädte von kommunistischen Stoßtrupps übernommen werden, doch Radek gab in letzter Minute den Befehl, die Revolution um drei Monate zu verschieben. Diese Nachricht erreichte nicht mehr Ernst Thälmann in Hamburg, wo Arbeiter zahlreiche Polizeiwachen angriffen (Hamburger Aufstand). Putschversuch in Estland 1924 Nach dem Fiasko des Hamburger Aufstands sollte die Revolution zunächst in einem kleineren Land ausprobiert werden, wobei die Wahl auf Estland fiel. Am 1. Dezember 1924 griff eine kommunistische Einheit die strategischen Punkte in der Hauptstadt Tallinn an. Diese Angriffe wurden ebenfalls zurückgeschlagen. Bombenanschlag in Sofia 1925 1925 sollte bei einer Trauerfeier in der alten Kathedrale im bulgarischen Sofia die Zarenfamilie ermordet werden. Bei der Explosion kamen mehr als einhundert Menschen um, aber Zar Boris III. und die Minister entkamen unverletzt.[9] V. Weltkongress 1924 – Stalin Der V. Weltkongress, vom 17. Juni bis 8. Juli 1924, fand vor dem Hintergrund des Todes Lenins am 24. Januar desselben Jahres und des Machtkampfes um dessen Nachfolge statt. Hier setzte sich letztendlich Stalin innerhalb der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und damit auch in der Komintern durch. Stalins Theorie vom Aufbau des Sozialismus in einem Land, die als Gegenentwurf zu Trotzkis Theorie der permanenten Revolution stand, führte in der Folgezeit dazu, dass sich die Komintern vom Ziel einer Weltrevolution verabschiedete. Stattdessen standen die Konsolidierung der Komintern und die Sicherung des politischen Systems der Sowjetunion im Mittelpunkt. Faktisch wurde die Komintern damit endgültig zum Anhängsel der KPdSU und zum Vehikel der sowjetischen Außenpolitik. Die nationalen KP, die Sektionen wurden völlig den Weisungen des Moskauer Exekutivkomitees, des EKKI, unterworfen. Der Kongress beschloss die Bolschewisierung der kommunistischen Parteien. Mit ihr sollte die sozialdemokratische Vergangenheit der KP, die in der gemeinsamen Arbeiterbewegung gründete, überwunden und durch die Ideologie des Marxismus-Leninismus ersetzt werden. Grigori Sinowjew, Vorsitzender des EKKI erklärte am 19. Juni vor dem Kongress in seinem Bericht über die Exekutive: „Die Überreste der Sozialdemokratie sind in unserem eigene Lager größer als wir sie uns jemals vorgestellt haben“. Diese Bolschewisierung wurde auch von der Führung der deutschen KP mitgetragen, wie hier in einer Rede Clara Zetkins auf dem V. Erweiterten Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale am 30. März 1925:[10] „Genossen! Die vorliegenden Thesen zur Bolschewisierung begrüße ich aufrichtig. Genosse Sinowjew hat durchaus recht. Leider! Die objektive Weltlage ist nicht unmittelbar revolutionär in diesem Augenblick. […] Ich halte deshalb die Thesen zur Bolschewisierung der kommunistischen Parteien für eine absolute Notwendigkeit. […] ich bewerte sie sehr hoch als ein unentbehrliches Hilfsmittel, unsere kommunistischen Parteien zu wirklichen bolschewistischen Massenparteien zu machen, und es ist an der Zeit, daß dies geschieht. Ich sehe in den Thesen den festen Willen, in den kommunistischen Parteien alle ehrlich revolutionär gesinnten Elemente in reinlicher Scheidung von dem Opportunismus rechts und von dem phantastischen Putschismus, von dem revolutionären Romantismus auf der Linken zusammenzufassen, straff, fest, auf einer einheitlichen ideologischen und organisatorischen Grundlage. […]“ Im Rahmen von Fraktionskämpfen innerhalb der Komintern wurde in den kommenden Jahren von 1925 bis 1927 eine linke Opposition, die sich an Positionen Trotzkis und Sinowjews orientierte, ausgegrenzt. Linkskommunisten, die sich insbesondere gegen die Abhängigkeit der Komintern von den Positionen Stalins wandten, sammelten sich in teilweise neugegründeten Organisationen. In Deutschland gab es die Linken Kommunisten (KPD) aus der der Leninbund hervorging, oder die Linke Opposition (KPD), die später mit der Weddinger Opposition zur Vereinigten Linken Opposition (KPD) fusionierte, die wiederum mit dem Leninbund fusionierte und dann Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) beziehungsweise Linke Opposition der KPD (Linke Opposition (KPD)) genannt wurde. Das sowjetische Vorbild der Abspaltung um Trotzki nannte sich Plattform der Linken Opposition (Bolschewiki-Leninisten) (Linke Opposition in der Sowjetunion) und international bezeichneten sich diese Fraktionen zunächst als Vereinigte Opposition (Komintern) und etwas später als Internationale Linke Opposition (Komintern). Zunächst hatten Trotzki und die Linke Opposition die Auffassung, dass die nationalen Sektionen der Komintern zentristische und zu bürokratische Arbeiterparteien seien, so wurde auch der stalinisierten Komintern selbst monolithische Bürokratie vorgeworfen. In der Komintern wurden alle Ziele dem Führungsanspruch der KPdSU unter Stalin und dessen Konzept vom Aufbau des Sozialismus in einem Land untergeordnet. Mit der Niederlage der chinesischen Revolution, dem Sieg des Nationalsozialismus (Faschismus) in Deutschland änderten Trotzki, der im Zeitraum vor der Oktoberrevolution 1917 selber als Zentrist galt, und die Linke Opposition die Einschätzung über die Komintern und ihre nationalen Sektionen zu „nicht-reformierbaren, degenerierten Arbeiterparteien“. Oppositionelle Kommunisten wurden zum Austritt aus den Kommunistischen Parteien aufgerufen (sofern nicht bereits ausgeschlossen) und es wurde der Aufbau eigenständiger revolutionärer Parteien angestrebt. In Deutschland sind daraus die Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) (international gab es zunächst die Internationale Kommunistische Liga (IKL)), ab 1938 IKD hervorgegangen. International wurde die Vierte Internationale gegründet. Die politische Ausrichtung dieser Organisationen war an den Theorien und Einschätzungen Trotzkis ausgerichtet und trägt deswegen die Fremdbezeichnung trotzkistisch. Eine weitere kommunistische Strömung, die der „Rechtsabweichler“ entstand in etwa zeitgleich. Diese Richtung orientierte sich an dem Theoretiker Nikolai Iwanowitsch Bucharin (KPdSU) bzw. organisierte sich in Deutschland um August Thalheimer und Heinrich Brandler, die beide zunächst in der KPD waren, später aber die Kommunistische Partei-Opposition gründeten (international: Internationale Vereinigte Kommunistische Opposition (IVKO)), aus der nach 1945 die Gruppe Arbeiterpolitik hervorging. Diese Abspaltung blieb jedoch verhältnismäßig erfolglos und die Organisationen zerfielen. VI. Weltkongress 1928 – Sozialfaschismusthese Der bereits 1924 eingeschlagene Weg der Stalinisierung der Komintern wurde auf dem VI. Weltkongress vom 17. Juli bis 1. September 1928 fortgeführt, ja verschärft. Die Komintern vollzog unter dem Einfluss Stalins und nach der Ausgrenzung Trotzkis und Sinowjews selbst eine Art von Linksschwenk, der sich in den Folgejahren für Deutschland als verhängnisvoll erwies: Der Kongress rückte völlig vom Modell der Einheitsfront der Linksparteien ab. Im Rahmen der Sozialfaschismusthese wurden stattdessen insbesondere die Sozialdemokraten zum Hauptfeind der kommunistischen Weltbewegung erklärt. Diese Politik der Komintern verhinderte nicht nur jede Zusammenarbeit der deutschen Sektion der KPD mit den Sozialdemokraten. Die KPD arbeitete auch aktiv an der Destabilisierung der von Sozialdemokraten gestellten Regierungen in Deutschland. Diese Gegensätze innerhalb der Linken gelten als unmittelbar mitverantwortlich für den Aufstieg des Faschismus und die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. Der Vorsitzende der KPD, Ernst Thälmann, behauptete in seiner Begrüßungsansprache vor dem Kongress, die „konterrevolutionäre Sozialdemokratie“ habe sich „vollkommen mit den Kriegoperationen der kapitalistischen Bourgeoisie gegen die Sowjetunion“ vereinigt und Hermann Müller, der amtierende sozialdemokratische Reichskanzler, beschäftige sich vor allem mit „Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion“. Thälmann forderte, alle sozialdemokratischen Regierungen in Europa „als sozialverräterisch“ zu bekämpfen und die „proletarischen Massen zum Sturz dieser Regierungen zu mobilisieren“.[11] Die ab 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise bewirkte eine Radikalisierung der Arbeiterschaft in vielen Industrienationen und damit auch neue Chancen für linksrevolutionäre, kommunistische Parteien. Die Sektionen der Komintern konnten davon aber nur bedingt profitieren. Die bedeutendste außerhalb der Sowjetunion, die Kommunistische Partei Deutschlands, wuchs von 1928 mit 130.000 Mitgliedern und 3,2 Millionen Wähler bis zum November 1932 auf 252.000 Mitglieder und sechs Millionen Wähler. Aufgrund der radikalen Komintern-Linie und deren Sozialfaschismusthese war die Partei jedoch koalitionsunfähig was die Sozialdemokraten als potentiellen Partner anbelangte. Die KPD befand sich in einer selbstgewählten Isolation und war damit von parlamentarisch legitimierter Regierungsmacht ausgeschlossen. Auf der anderen Seite des politischen Spektrums wuchs gleichzeitig der Faschismus. 1933, nach der „Machtergreifung“ Hitlers in Deutschland, wurde zunächst die KPD, dann auch die SPD verboten. Zahlreiche Mitglieder beider Parteien wurden in die neueingerichteten Konzentrationslager der Nationalsozialisten verschleppt. Damit war die außerhalb der Sowjetunion stärkste Sektion der Komintern zerschlagen. Doch ein Abrücken von der bisherigen Sozialfaschismus-Strategie bedeutete dies zunächst nicht. Vom 28. November bis 12. Dezember tagte in Moskau das XIII. Plenum des EKKI. Sekretär Otto Kuusinen hielt das Hauptreferat: „Unabhängig davon, ob faschistische Umwälzung oder die Gefahr imperialistischen Krieges droht, ob im betreffenden Lande bereits eine revolutionäre Situation zur Machtergreifung des Proletariats vorliegt – unter allen Umständen ist der Einfluß der Sozialfaschisten auf die Arbeitermassen jenes Hindernis, daß überwunden werden muß.“ In diesem Zusammenhang stellte der Nachfolger Thälmanns, EKKI-Präsidiumsmitglied Wilhelm Pieck, Ende 1933 fest: „Deutschland marschiert der proletarischen Revolution entgegen“. Als „Beweis“ führte Pieck an, die von der faschistischen Diktatur „unbesiegte Arbeiterklasse“ in Deutschland sammle sich wieder zum Angriff. Die Diktatur habe nur deshalb aufgerichtet werden können, weil durch die sozialdemokratische Politik die KPD „der Unterstützung der Mehrheit der Arbeiterklasse beraubt worden sei“.[12] Offenbar hielten führende Komintern-Funktionäre den Nationalsozialismus zunächst für eine kurze Episode der deutschen Politik und erwarteten ihr schnelles Ende. Im Laufe des Jahres 1934 festigte Hitler jedoch innenpolitisch seine Macht, beispielsweise durch die Ausschaltung der SA-Führung im sogenannten Röhm-Putsch. Außenpolitisch schlug er einen Kurs ein, den die Sowjetunion als Bedrohung empfinden musste, wie die Aufstockung der deutschen Rüstungsausgaben, die Einführung der Wehrpflicht und ein Flottenabkommen mit Großbritannien. Vor diesem Hintergrund änderte Stalin die Außenpolitik der Sowjetunion und in deren Folge auch die Aufstellung der Komintern. Angestrebt wurde nun ein Bündnis mit den demokratischen Westmächten gegen das nationalsozialistische Deutschland. VII. und letzter Weltkongress 1935 – Volksfront Der VII. Weltkongress vom 25. Juli bis 20. August 1935 beendete offiziell die bisherige Linie der Komintern und verabschiedete sich von der Sozialfaschismusthese. Bereits im Juli 1934 hatte die französischen KP unter Maurice Thorez einen Aktionspakt mit den Sozialisten abgeschlossen. Nach diesem Vorbild und unter dem Begriff der „Volksfront“ wurde nun ein Bündnis der einzelnen nationalen KP mit Sozialisten, Sozialdemokraten und anderen antifaschistischen liberalen und bürgerlichen Kräften gesucht. Von den einzelnen Sektionen wurde die neue Linie begrüßt, da damit die selbst gewählte politische Isolation der letzten Jahre zunächst beendet war. Diese Volksfrontpolitik wird jedoch oft als eine Volksfrontstrategie bezeichnet, denn einen grundsätzlichen programmatischen Schwenk stellte sie nicht dar: Das Endziel, die Diktatur des Proletariats und die Errichtung des Sozialismus nach sowjetischem Vorbild, wurde nicht verändert. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen der 1930er Jahre gerieten auch zahlreiche Funktionäre der Komintern ins Visier des Diktators und wurden Opfer von Schauprozessen und Verfolgung, wie beispielsweise Sinowjew und Bucharin. Wolfgang Leonhard, der diese Phase in Moskau als Zeitzeuge erlebte, schreibt darüber in seiner in den 1950er Jahren veröffentlichten politischen Autobiographie:[13] „Die in der Sowjetunion lebenden ausländischen Kommunisten wurden ganz besonders davon betroffen. In wenigen Monaten wurden mehr Funktionäre des Kominternapparates verhaftet, als vorher in zwanzig Jahren von allen bürgerlichen Regierungen zusammengenommen. Allein die Aufzählung der Namen würde ganze Seiten füllen.“ Unter den Verfolgten waren viele KPD-Funktionäre, wie Mitglieder des KPD-Zentralkomitees, die geglaubt hatten, nach Hitlers Machtergreifung in der Sowjetunion ein sicheres Asyl gefunden zu haben. Darunter auch Hugo Eberlein, der auf dem Komintern-Gründungskongress 1919 anwesend gewesen war. Der ebenfalls durch Stalin ausgegrenzte und verfolgte Trotzki und andere Kommunisten gründeten 1938 als oppositionelle Alternative zu der von Stalin dominierten Komintern die Vierte Internationale. Deren Sektionen kamen in den Folgejahren jedoch selten über den Status kleinster Kader- oder Splitterparteien hinaus. Nachdem bereits seit 1933 in Berlin der Gesamtverband Deutscher antikommunistischer Vereinigungen als Teil der Propaganda des NS-Staates gegen die Sowjetunion und die Komintern bestand, kam es 1936 zu einem zwischen Deutschland und Japan geschlossenen Beistandsvertrag, dem Antikominternpakt. Darin vereinbarten die beiden Staaten die Bekämpfung der Komintern und versicherten sich gegenseitig, keine Verträge mit der Sowjetunion abzuschließen, die dem antikommunistischen Geist des Abkommens widersprechen würden. Dies hinderte Hitler aber nicht daran, im August 1939 mit Stalin den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt abzuschließen, was wiederum das Ende der Volksfrontpolitik und faktisch auch das der Komintern bedeutete. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag beinhaltete weitreichende Abmachungen über Interessensphären, die in den nächsten zwei Jahren von den beiden Mächten mit militärischen Mitteln auch umgesetzt wurden. Die Komintern-Sektionen befanden sich nun in der politisch selbstmörderischen Situation, beispielsweise die Annexion Ostpolens vertreten zu müssen. In der Folge des Paktes fiel die Sowjetunion im Oktober 1939, im sogenannten Winterkrieg, in Finnland ein, was insbesondere die skandinavischen KPen von der Bevölkerung ihrer Länder isolierte. Am 3. September 1939 hatten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich, nach dessen Überfall auf Polen, den Krieg erklärt. Der sowjetische Außenminister Molotow erklärte dazu am 31. Oktober, nicht Hitlerdeutschland, sondern England und Frankreich seien als Angreifer zu betrachten. Die geschwächte und dezimierte Komintern musste dazu am 6. November offiziell deklarieren, es handle sich auf beiden Seiten um einen imperialistischen Krieg und die Hauptschuld liege bei England und Frankreich.[14] Diese Phase, in der die Komintern den Hitlerfaschismus gewähren ließ, endete erst am 22. Juni 1941 mit dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion. Während dieser beiden Jahre kehrten viele Kommunisten ihren Sektionen den Rücken und die Komintern verlor politische Glaubwürdigkeit und Bedeutung. Die Erfahrungen mit der verhängnisvollen Bindung der nationalen KP an die KPdSU und die Außenpolitik der Sowjetunion führte nach 1945 in vielen Staaten zu einer neuen Ausrichtung. Diese von sowjetischen Vorbildern unabhängigen Denkrichtungen innerhalb kommunistischer Parteien wurden seit den 1970er Jahren als Eurokommunismus bezeichnet. Auflösung 1943 Im Herbst 1941 war die Moskauer Zentrale des Kominternapparates als Reaktion auf den deutschen Vormarsch in die weiter östlich gelegene Stadt Ufa in Baschkirien evakuiert worden. Am 15. Mai 1943 fasste das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale den Beschluss über die Auflösung der Komintern zum 10. Juni. Dessen Veröffentlichung kam selbst für Komintern-Funktionäre völlig überraschend.[15] Nach dem Eingang zustimmender Reaktionen von 31 angeschlossenen KP stellten die Komintern-Organe ihre Tätigkeit ein. Es wird davon ausgegangen, dass der EKKI-Beschluss unmittelbar auf eine Entscheidung Stalins zurückgeht. Dieser erklärte in einem Interview mit der Agentur Reuters am 28. Mai 1943, dass mit der Auflösung vor aller Welt zwei Momente unterstrichen werden sollten: dass Moskau sich nicht „in das Leben anderer Staaten“ einmische und dass die kommunistischen Parteien „im Interesse ihres eigenen Volkes“ und nicht „auf Befehl von außen“ handelten.[16] Allgemein gilt die Auflösung der Komintern als ein Zugeständnis Stalins an die westlichen Alliierten, die USA und Großbritannien, auf deren Unterstützung Stalin nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion angewiesen war. Einen politischen Einfluss hatte die Organisation zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die Kommunistische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung KPD) entstand am Jahresende 1918 aus einem Zusammenschluss des Spartakusbundes mit kleineren linksradikalen Gruppen. Ihr Ziel war die Errichtung des Kommunismus in Deutschland. Der im Zeichen linksradikaler Strömungen stehende Gründungsparteitag vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919 lehnte die Beteiligung der KPD an den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung ab. Nach dem Januaraufstand 1919 wurden die KPD-Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg und kurz darauf das Gründungsmitglied Leo Jogiches ermordet. Im Dezember 1920 schloss sich die KPD mit der linken Mehrheit der USPD zusammen und nahm vorübergehend den Namen Vereinigte KPD an. Ab 1929 wurde die KPD eine stalinistische Partei, und der Personenkult um Stalin und Ernst Thälmann nahm immer mehr zu. Zur Diskreditierung der Sozialdemokratie wurde die SPD ab 1928 als „sozialfaschistisch“ diffamiert und zum Hauptfeind erklärt, was eine gemeinsame Abwehr des Nationalsozialismus verhinderte. Nach dem VII. Kongress der Komintern 1935 wurde die Sozialfaschismusthese zugunsten der Volksfrontpolitik aufgegeben. Die KPD verstand sich von Anfang an als revolutionäre Alternative zur SPD und versuchte während der Weimarer Republik, auf sozialistische Produktionsverhältnisse und eine Diktatur des Proletariats hinzuwirken. Ihr Verhältnis zum Parlamentarismus und zur Demokratie[1] war gespalten, da sie die „bürgerliche Demokratie“ durch eine sozialistische Räterepublik unter Führung der Partei ersetzen wollte, aber dennoch an Wahlen teilnahm. Seit 1919 war sie Mitglied der von Lenin, später von Stalin inhaltlich dominierten Kommunistischen Internationale (Komintern). Nach dem Reichstagsbrand in der Nacht zum 28. Februar 1933 wurde die KPD von der sich formierenden nationalsozialistischen Diktatur verfolgt und in den Untergrund gedrängt. Viele Mitglieder kamen im Widerstand gegen Hitler ums Leben, oder gingen ins Exil, wo viele den stalinistischen Säuberungen in der UdSSR zum Opfer fielen. Im Moskauer Exil gewann Walter Ulbricht zunehmend an Einfluss in der Parteispitze. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Partei wieder aufgebaut. In der SBZ betrieb die KPD auf Drängen der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) den Zusammenschluss mit der SPD zur SED, der diktatorisch herrschenden Führungspartei der nachmaligen DDR. Bei der 1. Bundestagswahl 1949 erhielt die KPD 5,7 % der Stimmen, 1953 scheiterte sie mit 2,2 % an der Fünfprozentklausel. 1950 erließ die Regierung Adenauer ein Berufsverbot für KPD-Mitglieder im Öffentlichen Dienst. Am 17. August 1956 wurde die KPD auf Antrag der Bundesregierung vom Bundesverfassungsgericht in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Bei den übrigen im Bundestag vertretenen Parteien galt sie als mitschuldig am Untergang der Weimarer Republik, der Sowjetunion hörig und verfassungsfeindlich.[2] 1968 wurde eine neue kommunistische Partei in der Bundesrepublik gegründet, die DKP. Weiterhin bildeten in den Jahren nach 1968 verschiedene, oft maoistische, kommunistische Splittergruppen Parteiaufbauorganisationen, Bünde oder Parteien, die die Nachfolge der KPD für sich beanspruchten. Im Januar 1990 wurde in der Endphase der DDR die namensgleiche Kommunistische Partei Deutschlands gegründet. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung (1914–1919) 2 Weimarer Republik 2.1 Vereinigung mit der USPD (1920) 2.2 Märzkämpfe und deren Folgen (1921) 2.3 Flügelkämpfe und anfängliche „Stalinisierung“ (1923–1927) 2.4 Sozialfaschismus-Doktrin und sowjetischer Einfluss (1928–1933) 2.5 Neben- und Vorfeldorganisationen 2.6 Ergebnisse bei Reichstagswahlen 3 NS-Zeit (1933–1945) 4 Nachkriegszeit 4.1 Von der KPD (Ost) zur SED (1945/46) 4.2 Westdeutsche KPD (1945–1956) 4.3 Illegale Tätigkeiten (1956–1968) 4.4 Ergebnisse bei Bundes- und Landtagswahlen 5 Weiterführende Informationen 5.1 Siehe auch 5.2 Literatur 5.3 Filme 5.4 Weblinks 5.5 Einzelnachweise Entstehung (1914–1919) Siehe auch: „Anfänge im 19. Jahrhundert bis zur Revisionismusdebatte“ im Artikel Kommunistische Partei Grafische Darstellung der Entwicklung deutscher Arbeiterparteien zwischen 1863 und 1933 (Entwicklung der KPD aus dem linken Flügel der SPD) Die KPD konstituierte sich während der dreitägigen Gründungskonferenz vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919 im Festsaal des Preußischen Landtags durch den Zusammenschluss des Spartakusbundes, der sich zuvor mit der USPD entzweit hatte, mit den Bremer Linksradikalen, einer Radikalisierung der Bremer Ortsgruppe der SPD, und anderen Linksgruppen. Die umstrittene Namensgebung und die Anwesenheit Karl Radeks, der eine Rede hielt, auf der er die zukünftige Kampfgemeinschaft zwischen einem von der KPD regierten Deutschland und Sowjetrussland beschwor, zeigten die enge Verbundenheit der KPD mit Sowjetrussland. Die auf der KPD-Gründungskonferenz vorherrschenden ultraradikalen Kräfte nahmen Rosa Luxemburgs Programmentwurf zwar an, tatsächlich verfolgten sie jedoch einen putschistischen Kurs, der etwa in der Ablehnung der von Luxemburg geforderten Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung und in den Debatten über den von ihr abgelehnten Einsatz revolutionärer Terrormethoden deutlich wurde. Die SPD bezeichnete Radeks Rede als pure Kriegshetze und forderte dessen Ausweisung. Max Levien beschwichtigte, die Bolschewiki seien Gegner des von den Sozialrevolutionären praktizierten Terrorismus und behauptete sie würden „höchstens Konterterror“ betreiben. Karl Liebknecht versuchte zwar zu vermitteln und verteidigte Luxemburgs Programm, das mit eiserner Faust gegen alle Revolutionsgegner zu verteidigen sei, doch es fehlte den beiden an Durchsetzungsvermögen, um dem putschistischen Radikalismus Einhalt zu gebieten.[3] Auf der Gründungskonferenz wählten die Delegierten einen Parteivorstand, dem die Führungspersönlichkeiten der wichtigsten Teilgruppen angehörten: von den Bremer Linksradikalen Otto Rühle, von den Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) Johann Knief und Paul Frölich, vom Spartakusbund Hermann Duncker, Käte Duncker, Hugo Eberlein, Leo Jogiches, Paul Lange, Paul Levi, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Meyer, Wilhelm Pieck und August Thalheimer. Obwohl Karl Liebknecht sich in Verhandlungen um einen Eintritt auch der Revolutionären Obleute in die KPD bemüht hatte und dafür eigens der Gründungsparteitag unterbrochen wurde, kam eine Verbindung der beiden Strömungen nicht zustande. Grund waren einerseits persönliche Differenzen zwischen Liebknecht und dem Sprecher der Obleute Richard Müller, andererseits taktische Differenzen zur Gewerkschaftsfrage und zur Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung. Damit blieb die KPD in den ersten Jahren ihrer Existenz ohne breitere betriebliche Basis. Erst 1920 stießen mit der Spaltung der USPD die Mehrheit der Obleute und ihre Infrastruktur zur KPD.[4] Mitbegründer und Funktionäre der KPD waren Franz Mehring, Julian Balthasar Marchlewski, Ernst Meyer, Hermann Duncker, Wilhelm Pieck, Leo Jogiches und Clara Zetkin. Rosa Luxemburg (um 1900) Karl Liebknecht Gedenktafel am Haus, Sophienstraße 18, in Berlin-Mitte Im Vorfeld der Parteigründung waren Liebknecht im Dezember 1914 und Otto Rühle im Januar 1915 die ersten SPD-Abgeordneten, die ihre Zustimmung zu weiteren Kriegskrediten verweigerten. Anfang 1916 waren es 20 Abgeordnete. Im Frühjahr 1917 führte die wachsende Opposition innerhalb der SPD gegen die Burgfriedenspolitik und weitere Bewilligung der Kriegskredite schließlich zum Parteiausschluss der Kriegsgegner. Diese reagierten darauf am 9. April 1917 mit der Gründung der USPD. Nun trat die Spartakusgruppe, die seit Januar 1916 reichsweit organisiert war, in diese ein und bildete auch dort bis zur KPD-Gründung den revolutionären Flügel. Durch die Inhaftierung der meisten Mitglieder der Gruppe, allen voran Liebknecht und Luxemburg, war die Arbeit stark behindert. Mit den Streiks von März 1917 und mehr noch den Streiks im Januar 1918 erhielt die deutsche Arbeiterbewegung jedoch überraschend neue Impulse. Die reichsweite Streikbewegung vor allem in der Rüstungsindustrie stärkte die unabhängigen Arbeitervertreter gegenüber den konservativen, ganz dem Burgfrieden folgenden Gewerkschaftsführern. Die Revolutionären Obleute Berlins, aber auch anderswo bildeten später das energische Rückgrat der Rätebewegung, die Deutschland erstmals eine historische Chance auf Sozialisierung der Produktionsmittel eröffneten. Der Erfolg der Oktoberrevolution in Russland gab diesen Bestrebungen zusätzlichen Rückenwind. Schon ein Jahr darauf, am 7. Oktober 1918, demonstrierte der Spartakusbund sein Selbstbewusstsein und beantwortete den Regierungseintritt der MSPD, der zwei Tage zuvor bekannt geworden war, indem er grundlegende Reformen in Wirtschaft, Staat, Recht und Verwaltung forderte und praktisch eine neue radikaldemokratische Reichsverfassung anvisierte. Anfang November entstand aus dem Kieler Matrosenaufstand rasch ein Flächenbrand, in dem auch die Soldaten die Selbstorganisation der Räte wählten, um ihre Vorgesetzten zu entmachten und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Viele dieser Forderungen griffen direkt oder indirekt das Programm des Spartakusbundes auf. Als die Novemberrevolution Berlin erreichte und den Kaiser zur Flucht in die Niederlande veranlasste, rief Philipp Scheidemann von der Mehrheits-SPD dort mittags am 9. November 1918 eine „Deutsche Republik“ aus. Ihm folgte wenig später Liebknecht, der eine „Freie Sozialistische Republik“ ausrief und die Menge zugleich auf die „internationale Revolution“ einschwor. Es folgten zwei Monate lange Machtkämpfe zwischen den Vertretern dieser beiden Richtungen, aus denen die Mehrheits-SPD und mit ihr das gemäßigte und konservative Bürgertum als Sieger hervorgingen. Die Gründung der KPD war seit etwa Anfang Dezember 1918 geplant und erfolgte dann als direkte Reaktion auf die Ereignisse des 24. Dezember in Berlin. Dabei wurde die Absicht Friedrich Eberts unübersehbar, kaiserliches Militär gegen Revolutionäre einzusetzen und diese zu entmachten. Bald darauf erfuhren die Linken die Gewaltbereitschaft der SPD-Führung: Es kam zum Einsatz der Freikorps gegen Teile der Berliner Bevölkerung, die die Revolution unter Mitwirkung und teilweiser Führung der Spartakisten fortsetzen wollten. Seit Jahresbeginn 1919, besonders aber seit der Niederwerfung des sogenannten Spartakusaufstands und der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar 1919 kam es reichsweit zu bürgerkriegsähnlichen politischen Unruhen. Die KPD verstand sich wegen dieser Erfahrungen von Beginn an als Gegensatz und Gegengewicht zur SPD. Sie wollte deren ursprüngliches Ziel, den Sozialismus, weiterverfolgen und damit den deutschen Arbeitern eine revolutionäre Alternative zum – dem Bürgertum angepassten – Reformismus anbieten. Sie verstand sich als Massenpartei und wollte die sozialistische Räterepublik von der Betriebsebene aus verwirklichen, die durch die SPD und Gewerkschaftsführungen verhindert und durch die USPD nicht energisch genug angestrebt worden war. Weimarer Republik Vereinigung mit der USPD (1920) In den Debatten um das Programm und die künftige politische Orientierung wurden bereits Konfliktlinien sichtbar, besonders im Verhalten zum Parlamentarismus und zur Sozialdemokratie, die sich (aus Sicht der KPD) zu einer bürgerlichen Partei herausbildete. Einige Gründungsmitglieder, darunter Luxemburg, plädierten für den Namen Sozialistische Partei Deutschlands und für die Teilnahme an den kommenden Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung. Dies wurde ebenso wie der Verbleib in der USPD mehrheitlich abgelehnt. Von den IKD war nur Johann Knief für diesen Vorschlag. Damit legte sich die Parteimehrheit entgegen dem Rat der Spartakusführer früh auf eine Ablehnung der bürgerlichen Demokratie und der Konkurrentin SPD, der älteren und lange Zeit führenden Arbeiterpartei, fest. Vor allem die Bremer Linksradikalen unter Otto Rühle und die IKD vertraten eine enge Anlehnung an die sowjetischen Bolschewiki unter Führung Lenins. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 behauptete sich die SPD als stärkste Kraft, die aber fortan auf wechselnde Koalitionspartner aus dem bürgerlichen Lager angewiesen war. Nun setzte der Reichswehrminister Gustav Noske (der nach eigener Aussage vom 6. Januar der „Bluthund sein musste“) rücksichtslos die neuen, meist rechtsextremen Freikorps gegen die Aufständischen ein, um jeden Ansatz einer Räterepublik, wie er sich in einigen Großstädten gebildet hatte, wieder zu zerschlagen. Als letztes Experiment dieser Art wurden im Mai die Münchner Räterepublik zerstört und ihre Führer hingerichtet, unter ihnen beispielsweise der KPD-Funktionär Eugen Leviné. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde im März auch Leo Jogiches im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit ermordet. Mit der Verabschiedung der Reichsverfassung am 11. August war die bürgerlich-parlamentarische Weimarer Republik praktisch durchgesetzt. Die KPD hatte zunächst nur wenige Mitglieder und gewann in der Rätebewegung auch während der Aufstände keine führende Rolle: Dazu war sie zu neu und organisatorisch zu wenig in der Arbeiterbewegung verankert. Ihre Mitglieder waren zumeist ehemalige Sozialdemokraten. Durch ihre Weigerung, an den Parlamentswahlen teilzunehmen, geriet die KPD weiter ins Abseits und wurde außerdem durch die Verfolgung und Verhaftung ihrer Mitglieder reduziert. Im Frühjahr 1919 war sie verboten worden und konnte ihre folgenden Parteitage nur illegal durchführen. Darum suchte die Partei Rückhalt, indem sie Mitglied der im selben Jahr gegründeten Komintern, der Dritten Internationale, wurde. Im Bunde mit dem linken Flügel der USPD versuchte die KPD im Januar 1920 die Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes mit einer Demonstration zu verhindern, weil sie weitergehende rätedemokratische Ziele verfolgte. Militär und Sicherheitspolizei setzten Schusswaffen ein, das Ergebnis war am 13. Januar 1920 ein Blutbad am Reichstagsgebäude. Daraufhin verhängte die sozialdemokratische Reichsregierung erneut den erst im Dezember 1919 aufgehobenen Ausnahmezustand und verbot die Zeitungen Freiheit und Die Rote Fahne. Am 19. Januar wurden zwölf Parteifunktionäre der USPD und der KPD, darunter die Vorsitzenden Ernst Däumig und Paul Levi, für einige Zeit inhaftiert. Paul Levi, enger Freund Luxemburgs und nach deren Tod Herausgeber ihrer Werke, setzte beim zweiten, dem sogenannten Heidelberger Parteitag der KPD jedoch die Beteiligung an den Reichstagswahlen von 1920 durch. Einige Parteimitglieder glaubten, dass damit der revolutionäre Weg verlassen würde. Damit zeichnete sich ein innerer Klärungsprozess ab: Die rätekommunistischen und utopistisch orientierten Mitglieder traten aus und bildeten die eigene Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD), die Otto Rühle leitete und der zunächst (bis zu ihrem Ausschluss im August 1920) auch die Nationalbolschewisten Fritz Wolffheim und Heinrich Laufenberg angehörten. Die KAPD konnte sich bis 1922 halten und zerfiel dann in Einzelgruppen, die sektiererisch miteinander konkurrierten. Zuvor jedoch mobilisierte der Putschversuch von Wolfgang Kapp und Walther von Lüttwitz im Frühjahr 1920 noch einmal die Kräfte der Linken im ganzen Reich: Spontane Massenstreiks führten zum Generalstreik, dem sich freie Gewerkschaften, SPD, USPD und KPD anschlossen, um gemeinsam die Republik zu retten. Er führte zur Eroberung des Ruhrgebiets durch eine Rote Ruhrarmee. Doch sobald die rechtsnationalistischen Putschisten aufgegeben hatten und der Generalstreik beendet war, verbündete sich die SPD wieder mit den zuvor abtrünnigen Reichswehrverbänden und Freikorpseinheiten und ließ diese in das von den aufständischen Arbeitern besetzte Ruhrrevier einrücken. Bei den unter dem Namen Ruhraufstand bekannten bürgerkriegsähnlichen Kämpfen kamen etwa 2.000 Arbeiter und 372 gegenrevolutionäre Soldaten ums Leben. Auf einem gemeinsamen Parteitag vom 4. bis 7. Dezember 1920 vereinigte sich die linke USPD (349 Delegierte vertraten 300.000 Mitglieder) mit der KPD (146 Delegierte vertraten 70.000 Mitglieder) zur VKPD. Diese Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands bekannte sich zur Komintern und peilte die Diktatur des Proletariats und die Räterepublik als Ziel an. Unter dem Vorsitz von Levi und Ernst Däumig entstand eine Massenpartei, mit 356.000 Mitgliedern Anfang 1921, einer Zahl, die sie in der Weimarer Republik nie wieder erreichte. Allerdings befanden sich darunter nur 5 % der in den freien Gewerkschaften organisierten Arbeiter. Bei den preußischen Landtagswahlen vom Februar 1921 erhielt die VKPD nur 5,5 % der Stimmen. 1921 rief die KPD-Zentrale zu einer Politik der Einheitsfront auf. Diese Einheitsfronttaktik wurde von der Kommunistischen Internationale (Komintern), insbesondere von Sinowjew und Bucharin, zunächst kritisiert. Nachdem es 1921 zu einem von den Kronstädter Matrosen angeführten Aufstand linker Kräfte gegen die Bolschewiki gekommen war, und den heftigen Fraktionskämpfen und Streits zwischen Lenin, Bucharin und Trotzki, führten die Spannungen innerhalb der Kommunistischen Partei Russlands zu einer Krise in der Komintern, die im März 1921 zu einer radikalen Änderung der Linie der VKPD führte.[5] Märzkämpfe und deren Folgen (1921) Im März 1921 rief die KPD-Zentrale nach der Besetzung Mitteldeutschlands durch Polizeieinheiten, die sie als Provokation empfand, die Arbeiter zum bewaffneten Kampf auf. Dieser kommunistische Aufstand in Mitteldeutschland, der so genannte Märzaufstand, wurde nach einigen Tagen blutiger Kämpfe niedergeschlagen. Die Niederlage führte noch 1921 zu einer tiefen Krise in der KPD, die das Problem der Hegemonie der Komintern und Sowjetrusslands gegenüber den deutschen Kommunisten augenscheinlich werden ließ. Im Februar 1921 war der Parteiführer Paul Levi zusammen mit Clara Zetkin, Ernst Däumig, Adolph Hoffmann u. a. nach Differenzen mit der Komintern ausgeschieden. Unter Vorsitz Heinrich Brandlers kam es in der neuen Zentrale zu einer Radikalisierung, und mit EKKI-Vertretern steuerte man nun auf einen Aufstand hin, der mit Radek, der sich mit linken Kräften in der KPD-Führung verbündet hatte, gegen Levis Einheitsfrontpolitik richtete. Die Kommunisten, für die die gewaltsame russischen Revolution und der russische Bürgerkrieg als Vorbild diente, heroisierten Gewalt, die sie für eine „notwendige“ politische Maßnahme hielten. Levi kritisierte die putschistische Taktik der KPD beim Märzaufstand 1921 öffentlich und bezichtigte die Kominternspitze den „größten Bakunisten-Putsch der bisherigen Geschichte“ provoziert zu haben, woraufhin er aus der KPD ausgeschlossen wurde. Andere KPD-Führer, wie die aus der USPD gekommenen Däumig, Otto Brass, Kurt Geyer und Hoffmann und viele „Kader“ solidarisierten sich mit Levi und verließen die KPD ebenfalls. Für die KPD war diese Austrittswelle, nach der Abspaltung der KAPD 1920, der zweite große Aderlass an Funktionären. Die rechte Gruppe um Levi gründete am 20. November 1921 die Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft (KAG), die sich im August 1922 mit der USPD zusammenschloss. Ab 1921 übte Moskau massiv Einfluss auf die KPD-Führungen aus, um diese zu disziplinieren.[6] Flügelkämpfe und anfängliche „Stalinisierung“ (1923–1927) Wahlwerbung für Ernst Thälmann bei der Reichspräsidentenwahl 1925 Die typische von der KPD verwendete Fahne Nach dem gescheiterten Hamburger Aufstand von 1923 (Oktoberniederlage) fiel die Führungsriege unter Heinrich Brandler, August Thalheimer und Jacob Walcher als „Parteirechte“ auch bei der Moskauer Komintern in Ungnade, weil sie eine Kooperation mit der SPD politisch für am chancenreichsten hielten.[7] Ab dem 23. November 1923 wurde die KPD vorübergehend verboten und Bezirksparteitage und öffentliche Diskussionen konnten für einige Wochen nicht stattfinden.[8] Danach wurde die Leitung der KPD durch die so genannte Linke Opposition um Werner Scholem, Ruth Fischer, Arkadi Maslow, Ernst Thälmann und Arthur Rosenberg übernommen. Diese Fraktion betrieb die „Bolschewisierung“ der Partei, indem sie, auf Basis eines uminterpretierten leninistisch geprägten Marxismus, die Gepflogenheiten der sowjetischen Regierungspartei KPdSU imitierte, und die KPD-Mitglieder der Herrschaft ihres autoritären, neuabsolutistischen Funktionärsapparates unterwarf. Später wurden Fischer und Maslow als angebliche „Linksabweichler“ von Stalin aus der Parteizentrale entfernt, und der Chef des paramilitärischen Roten Frontkämpferbundes, Ernst Thälmann, wurde, den Führerkult um Stalin imitierend, als „unfehlbarer Führer“ der KPD dargestellt und die Partei auf bedingungslose Unterstützung der Politik des Diktators Stalin eingeschworen.[9] Nach der Auflösung der militanten proletarischen Hundertschaften wurde mit der Gründung des Roten Frontkämpferbundes (RFB) der völkische Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten strukturell imitiert. Im Verbund mit der Roten Jugendfront bildete der RFB die politisch unselbstständige Privatarmee der KPD. Unter Thälmanns Vorsitz zählte sie 1927 etwa 106.000 Kämpfer, während die KPD auf 127.000 Mitglieder kam. Im Mai 1929 wurde diese Privatarmee der KPD wegen ihrer radikalen Ideologie und der Gewaltsamkeit und Brutalität ihrer Mitglieder, die bis zu politischem Mord reichte, in Preußen und anderen Ländern verboten. Daraufhin tauchte ein Drittel der RFB-Getreuen in die Illegalität ab, um sich an der Bildung kommunistischer Wehrverbände zu beteiligen, die den Straßenkrieg gegen die SA fortsetzten.[10] Die linke Opposition hatte durch ihre skeptisch-ablehnende Haltung zur Einheitsfrontpolitik von Anfang an Konflikte mit der Komintern.[11] Hinzu kamen die innerrussischen Fraktionskämpfe: Als Lenin 1924 starb, verschärften sich diese, und der Machtzuwachs Stalins hatte großen Einfluss auch auf die deutsche Entwicklung. Stalin, der zunächst die Linke unterstützt hatte, distanzierte sich zunehmend von ihren linksradikalen Thesen, die nun als „ultralinks“ geschmäht wurden. An der Parteibasis machte sich gleichzeitig vermehrter Unmut über den autoritären Stil der Reorganisation aus, verschiedentlich wurden der linken Führung „diktatorische Methoden“ vorgeworfen. Die ultralinke Parteiführung hatte somit schnell an Einfluss verloren. Als sich mit Ernst Thälmann einer der prominentesten Linken von der linken Führung distanzierte, kam es zur Spaltung der Zentrale.[12] Thälmann stützte sich parteiintern bis 1927/28 auch auf die Mittelgruppe um u. a. Arthur Ewert und Gerhart Eisler, danach im Wesentlichen auf Apparatangehörige wie Walter Ulbricht und auf eng an Stalin angelehnte Politiker wie Hermann Remmele, Heinz Neumann und Paul Merker. Die ausgeschlossenen Linken und Ultralinken protestierten heftig gegen diese Entwicklung und formierten sich teilweise unter dem Namen Leninbund als eigenständige Partei.[13] Die KPD tat nach Ansicht des deutschen Historikers Andreas Wirsching wenig bis nichts, um andere Wähler aus anderen Schichten zu gewinnen, im Gegenteil, der kleinbürgerliche Mittelstand wurde durch provokante Aktionen verprellt: Während der Inflation von 1922/23 nahmen selbsternannte Kontrollausschüsse bei Lebensmittelhändlern willkürliche Preisfestsetzungen vor, 1927 wurden anlässlich einer Tagung des Stahlhelm in Berlin die örtlichen Gastwirte und Hoteliers bedroht, falls sie Teilnehmer beherbergen oder verköstigen würden.[14] Sozialfaschismus-Doktrin und sowjetischer Einfluss (1928–1933) Das Karl-Liebknecht-Haus am Tag der Reichstagswahl 1930 Die Stalinisierung bedeutete nicht nur die Entmachtung und den Ausschluss von „Ultralinken“ und „Brandlerianern“ ab 1926, es wurde von 1928 bis 1930 auch noch die aus der „Mittelgruppe“ hervorgegangene Gruppe der „Versöhnler“ parteiintern entmachtet und teilweise aus der Partei ausgeschlossen.[15] Somit wurde die Politik der KPD in der Endphase der Weimarer Republik weniger durch die Unzufriedenheit vieler Arbeiter und Arbeitsloser mit ihrer sozialen Lage v. a. während der Weltwirtschaftskrise bestimmt, in deren Verlauf die KPD ihre Wähler- und Anhängerschaft steigern konnte (Mai 1928: 130.000 Mitglieder und 3,2 Millionen Wähler; Januar 1930: 133.000 Mitglieder; November 1932: 330.000 Mitglieder,[16] 6 Millionen Wähler, 16,9 % der Stimmen und damit 100 Reichstagsmandate); vielmehr sei die Politik der KPD hauptsächlich in Moskau entworfen und gesteuert worden, um den außenpolitischen Zielen der sowjetischen Führung zu entsprechen.[17] Ab 1929 radikalisierte sich die KPD, und ihr Hauptgegner war nicht die NSDAP, sondern die SPD: Der politische Kurs der KPD beinhaltete nun die Sozialfaschismusthese, die die Sozialdemokratie zum Hauptfeind erklärte, weil sie angeblich eine bloße Variante des Faschismus sei, wodurch die KPD die antifaschistischen Kräfte schwächte und den Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigte.[18] Ernst Thälmann (1932) Tatsächlich schien die Verteidigung des „Vaterlandes aller Werktätigen“ – eben der Sowjetunion – für die deutschen Kommunisten oberste Priorität zu haben und direkt verbunden zu sein mit dem Kampf gegen die deutsche Sozialdemokratie. So meinte der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann auf dem Kongress der Kommunistischen Internationale von 1928, „die konterrevolutionäre Sozialdemokratie“ sei dazu übergegangen, den Kapitalismus in allen Fragen zu unterstützen, und behauptete sogar:[19] „Die SPD ist der treibende Faktor in der Linie der Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion. Daher ist der Kampf gegen den imperialistischen Krieg ein Kampf gegen die Sozialdemokratie.“ Auf dem 12. Parteitag der KPD im Juni 1929 polemisierte Thälmann gegen die deutsche Sozialdemokratie „als den aktivsten Vorkämpfer des deutschen Imperialismus und seiner Kriegspolitik gegen die Sowjetunion“.[20] Dagegen bezeichnete die KPD-Führung den Nationalsozialismus noch wenige Monate vor dessen Machtübernahme öffentlich als lediglich sekundäre Randerscheinung in der Endphase der kapitalistischen Entwicklung.[21] Der Zentralausschuss der KPD machte sich Radeks „nationalbolschewistische“ Taktik zu eigen, und maßgebende deutsche Kommunisten versuchten mehrfach, gezielt Anhänger aus der Gefolgschaft der radikalen Rechten anzuwerben. Der völkische Schriftsteller und spätere Reichstagsabgeordnete der NSDAP Ernst Graf zu Reventlow wurde eingeladen, seine Positionen in der Roten Fahne auszubreiten.[22] Die KPD-Propaganda nutzte die antisemitische Stimmungslage aus, rief zum Kampf gegen „die jüdischen Kapitalisten“ auf, verbreitete in Millionenauflagen Flugblätter mit Parolen wie: „Nieder mit der Judenrepublik“ und Ruth Fischer vom KPD-Vorstand rief vulgär-hysterisch sogar einmal zur physischen Gewalt gegen Juden auf: „Tretet die Juden-Kapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie“.[23] In den Wahlkämpfen des Jahres 1932 trat die KPD hingegen mit der Parole auf: „Wer Hitler wählt, wählt Krieg!“ Die sowjetischen Kommunisten waren von dieser Einstellung immer wieder schockiert. Sie bestärkte sie in ihrer Überzeugung, dass das Leben in einer pluralistischen Demokratie zu einer „Verweichlichung der Funktionäre“ und zur Unterwanderung der Parteien durch Agenten und „Saboteure“ führe. Stalin und seine Gefolgsleute, die durch gewalttätige politische Konflikte im Zarenreich und während des Russischen Bürgerkriegs geprägt worden waren, hielten die deutschen Kommunisten für „Kaffeehaussozialisten“ und „Schwätzer“, die weder die Mühen des Untergrundkampfes durchlitten, noch das Feuer einer richtigen Revolution durchschritten hatten. Für sie stand daher fest, dass den deutschen Kommunisten der Verhaltenskodex der Bolschewiki eingebleut werden musste, sollte es nicht wieder zu so einer politischen Niederlage wie während der Wittorf-Affäre 1928 kommen: Damals hatte das ZK der KPD den Vorsitzenden Thälmann zeitweilig abgesetzt, nachdem dessen Verwicklung in eine Unterschlagungsäffare bekannt geworden war, weil es den Druck der deutschen Öffentlichkeit fürchtete. Diese Denkweise war dem sowjetischen Diktator und den von ihm protegierten Führungsfunktionären der Komintern schon deshalb völlig fremd, weil eine unabhängige Presse in ihrer Vorstellungswelt keine Rolle spielte. Stalin und seine Gefolgsleute konnten gegen ausländische Kommunisten keine disziplinierende Gewalt anwenden, wie sie dies in der Sowjetunion seit der Revolution praktizierten – und auch das Instrument des Vertrauensentzuges und der Absetzung unbotmäßiger Parteileitungen ließ sich, wie sich die Komintern selbst eingestand, nicht endlos oft einsetzen. Um die Frage zu klären, warum es denn Stalin dennoch gelang, seinen Willen im Wesentlichen auch in der KPD-Führung durchzusetzen, ist es sinnvoll, sich von dem Verständnis zu lösen, die Komintern habe vorrangig nach dem Prinzip von Befehl und Gehorsam funktioniert. Die Macht Stalins über die deutsche Parteispitze entsprang weniger seiner formalen Machtstellung – sein Erfolg lag vielmehr darin begründet, dass er das System des feudalen Gefolgschaftswesens auf die KPD übertrug. Mit dieser Herrschaftstechnik, die vorrangig auf den personengebundenen Prinzipien wie Loyalität und Ehre basierte, hatte er bereits die Parteiorganisationen an der zuvor kaum beherrschbaren sowjetischen Peripherie erfolgreich in das Machtgeflecht der Bolschewiki eingebunden. Weniger die vielzitierte „Bürokratisierung“ von Komintern und KPD machte also die deutschen Kommunisten anfällig für die Beeinflussung von außen, sondern die schließlich fast vollständige Fixierung der KPD-Führung auf den sowjetischen Diktator. Dies zeigte sich besonders deutlich in den letzten Monaten vor der Machtübertragung an Hitler, als der Parteivorsitzende Thälmann und sein Konkurrent Heinz Neumann hinter den Kulissen einen aberwitzigen Kampf um die Führungsposition in der KPD ausfochten: Thälmann konnte sich schließlich nicht zuletzt deshalb behaupten, weil er sich gegenüber Stalin als der getreuere Gefolgsmann profilierte – noch 40 Jahre später erinnerte sich Stalins engster Gefährte Molotow daran, dass Thälmann in Moskau „einen sehr guten Eindruck gemacht“ habe, weil er sich stets „loyal“ verhalten habe.[24] Neben- und Vorfeldorganisationen Deutscher Reichsverband für proletarische Sexualpolitik Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ASSO) Bund der Freunde der Sowjetunion (BdFSU) Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) Internationale Arbeiterhilfe (IAH) Internationaler Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit (IBOKA) Kampfbund gegen den Faschismus Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition (RGO) Rote Hilfe Deutschlands (RHD) Roter Frontkämpferbund (RFB, einschließlich der Roten Marine) Kampfgemeinschaft der Arbeitersänger (KdA) Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit (KG) Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (KJVD) Union der Hand- und Kopfarbeiter (UdHuK) Deutsche Tscheka (Reichs-Tscheka) Ergebnisse bei Reichstagswahlen Reichstagswahlergebnisse Wahltag Stimmenanzahl Stimmenanteil Mandate 6. Juni 1920 589.454 2,1 % 4 4. Mai 1924 3.693.280 12,6 % 62 7. Dezember 1924 2.709.086 8,9 % 45 20. Mai 1928 3.264.793 10,6 % 54 14. September 1930 4.590.160 13,1 % 77 31. Juli 1932 5.282.636 14,3 % 89 6. November 1932 5.980.239 16,9 % 100 5. März 1933 4.848.058 12,3 % 81 An der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung (1919) nahm die KPD nicht teil. Nach der Wahl 1933 wurden am 8. März die Sitze der KPD mit Berufung auf die Reichstagsbrandverordnung annulliert. Mit dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien waren ab dem 16. Juli 1933[25] alle Parteien neben der NSDAP untersagt; diese nahm als einzige Partei im November 1933 sowie 1936 und 1938 teil. NS-Zeit (1933–1945) KPD-Mitgliedsbuch von 1933 Erinnerung an die „Brüsseler Parteikonferenz der KPD“ von 1935 – Sondermarke der DDR zum 20. Jahrestag des Kriegsendes Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, rief die KPD zum reichsweiten Generalstreik auf.[26] Allerdings stieß dieser Aufruf kaum auf öffentliche Resonanz. Einzig in der kleinen schwäbischen Industrieortschaft Mössingen wurde am 31. Januar 1933 von kommunistischen Arbeitern versucht, den Generalstreik umzusetzen.[27] Die Streikaktionen in den drei ansässigen Textilbetrieben wurden jedoch schnell niedergeschlagen. 80 Beteiligte wurden zu Haftstrafen bis zu zweieinhalb Jahren verurteilt. Beim Stuttgarter Kabelattentat am 15. Februar 1933 durchtrennten KPD-Mitglieder das Hauptverbindungskabel eines Funkturmes in der Nähe von Stuttgart, wo Hitler eine Rede hielt. Das Attentat hatte zur Folge, dass die Rede in einigen Teilen von Württemberg nicht im Radio gesendet wurde. Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 erschien am 28. Februar 1933 unter dem Vorwand, eine akute kommunistische Umsturzgefahr bannen zu müssen, die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, mit der alle Grundrechte suspendiert wurden und die das Verbot der KPD- und SPD-Presse zur Folge hatte. Noch in der Nacht zum 28. Februar wurden etliche KPD-Reichstagsabgeordnete und Funktionäre in „Schutzhaft“ genommen und die Parteibüros geschlossen. Bis März 1933 wurden 7500 Kommunisten, darunter Thälmann, verhaftet. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erhielt die KPD 12,3 % der Stimmen, doch die Sitze im Reichstag blieben vakant[28] und wurden am 8. März, mit Berufung auf die Reichstagsbrandverordnung, annulliert. So war die KPD nicht mehr beteiligt an der Abstimmung über Hitlers Ermächtigungsgesetz zum 23. März 1933, durch das die Weimarer Republik auch formell beseitigt wurde. Nach dem Ausschluss der KPD stimmten nur die SPD-Abgeordneten gegen dieses Gesetz. Am 26. Mai 1933 wurde das Vermögen der KPD eingezogen.[29] Viele ihrer Anhänger und die ihrer Splittergruppen wurden verhaftet und bereits 1933 mit als erste in das Konzentrationslager Dachau oder die Lager im Emsland gesperrt. Sie wurden im „Dritten Reich“ systematisch politisch verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und ermordet, einfache Mitglieder genauso wie leitende Kader (zum Beispiel Ernst Thälmann oder Werner Scholem). Die KPD erlitt im Kampf gegen die faschistische Diktatur von 1933 bis 1945 große Verluste. Im Untergrund führte die KPD ihren antifaschistischen Kampf fort. Eine relativ bedeutende Widerstandsbewegung von nicht ins Exil gegangenen KPD-Mitgliedern wurde die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Andere Kommunisten sammelten sich in verschiedenen Widerstandsgruppen der Roten Kapelle, die während des Zweiten Weltkrieges der Sowjetunion zuarbeiteten und unter anderem versuchten, an Geheiminformationen zu gelangen. Mit dem Prager Manifest der SPD 1934 und den Beschlüssen der Brüsseler Konferenz der KPD 1935 wurde die Sozialfaschismusthese als Fehler erkannt und Grundlagen für ein gemeinsames Vorgehen geschaffen. Das Manifest der Brüsseler Parteikonferenz öffnete die KPD dabei für die Volksfront, da die Idee der Einheitsfront Mitte der 1930er Jahre als faktisch gescheitert galt. Das Manifest spricht in seinem Duktus folgerichtig auch die Interessen des Kleinbürgertums oder national, aber antifaschistisch Gesinnter an.[30] Wie die anderen Mitgliedsparteien der Komintern stimmte auch die KPD dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt zu. Am 25. August 1939 erläuterte das ZK der KPD:[31] „Der Nichtangriffspakt entlarvt die Hetze des Naziregimes über die angebliche ‚Einkreisung‘ Deutschlands. […] Das deutsche Volk begrüßt den Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und Deutschland, weil es den Frieden will […] weil es nicht wie das Bündnis Hitlers und Mussolinis und den japanischen Militaristen ein Instrument des Krieges und der imperialistischen Vergewaltigung anderer Völker, sondern ein Pakt zur Wahrung des Friedens zwischen Deutschland und der Sowjetunion ist.“ Der Krieg zwischen den Westmächten und Deutschland wurde als Auseinandersetzung imperialistischer Mächte betrachtet:[32] „Der Krieg der grossen imperialistischen Mächte in Europa ist zur Tatsache geworden. Wieder werden Millionen von Menschen auf die Schlachtfelder getrieben, in den Tod gejagt. Alle Illusionen über beständige Friedenssysteme, Abrüstung und Verständigung in der Welt des Kapitalismus sind zerschellt. […] Die wahre Ursache liegt im Kampf der Imperialisten um die Vorherrschaft in Europa und um die Neuverteilung der Erde. Seit 20 Jahren streben Imperialisten danach, ihre Raubgelüste auf Kosten der Sowjetunion zu befriedigen.“ Das ZK der KPD mit Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht an der Spitze entwickelte ein Programm zur Rettung der deutschen Nation (zum Beispiel auf der Brüsseler und Berner Parteikonferenz der KPD). Im sowjetischen Exil gründete die KPD in Moskau das Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD), ein Zentrum des Kampfes von Antifaschisten aller Lager. Exilanten bauten ähnliche partei- und weltanschauungsübergreifend konzipierte Organisationen auch in Frankreich, den Niederlanden und sogar in Mexiko aufgebaut. Mitglieder der KPD wirkten mit im Lutetia-Kreis (Paris) und im Council for a Democratic Germany (New York). Während des Exils in Moskau fielen zahlreiche in die Sowjetunion emigrierte Kommunisten den stalinistischen „Säuberungen“ im Rahmen des Großen Terrors zum Opfer, mit ausdrücklicher Billigung von Pieck und Ulbricht. Mindestens 242 KPD-Spitzenfunktionäre wurden ermordet und auf Exekutionsplätzen wie Butowo in Massengräbern verscharrt; über 4000 Genossen wurden nach dem Hitler-Stalin-Pakt nach Deutschland abgeschoben, wo die meisten von ihnen sofort von der Gestapo verhaftet und in Konzentrationslager deportiert wurden.[33] Neben Exilanten und dem Widerstand gab es wie aus anderen Parteien auch ehemalige KPD-Anhänger, die sich von den wirtschaftlichen Erfolgen der Nationalsozialisten in den ersten Jahren des Regimes überzeugen ließen und ihre oppositionelle Haltung ablegten. Die Motive dieser Überläufer waren meist entweder im Opportunismus oder im Gesinnungswandel zu sehen. Die durch Repression und aktiven Widerstand eingetretenen Verluste der KPD waren „ungeheuer hoch“.[34] Allan Merson, britischer Historiker und Kommunist, schätzte 1985, dass 150.000 deutsche Kommunisten über längere oder kürzere Zeiträume inhaftiert waren und dass 25.000 bis 30.000 ermordet wurden, hingerichtet wurden oder in der Haft starben.[35] In den letzten zwölf Kriegsmonaten wurden – in Umsetzung einer einschlägigen, bereits auf die Ausgangsbedingungen nach Kriegsende zielenden Anweisung Hitlers[36] – zahlreiche KPD-Kader gezielt ermordet, darunter der Parteivorsitzende Thälmann und die ehemaligen Reichs- bzw. Landtagsabgeordneten Theodor Neubauer, Ernst Schneller, Mathias Thesen, Rudolf Hennig, Gustl Sandtner und Georg Schumann. Die Gestapostellen in Frontnähe wurden im Januar 1945 angewiesen, deutsche Kommunisten und „umstürzlerischer“ Tätigkeit verdächtige Ausländer „zu vernichten, ohne im formellen Weg vorher beim RSHA Sonderbehandlung zu beantragen“[37] (vgl. Endphaseverbrechen). Nachkriegszeit Von der KPD (Ost) zur SED (1945/46) Mitgliedskarte eines KPD-Mitglieds in der SBZ 1945 Max Reimann (1950), Partei- und Fraktionschef der KPD Der Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 10. Juni 1945 ermöglichte die Gründung oder Wiedergründung deutscher antifaschistischer Parteien in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Berlin, unter Kontrolle der SMAD. Bereits am 11. Juni verfasste die KPD einen Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei an das deutsche Volk zum Aufbau eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands[38] Neben den aus dem sowjetischen Exil zurückgekommenen KPD-Mitgliedern, gewannen in ersten Linie sudetendeutsche Kommunisten in der SBZ an Einfluss. 1945 überstellte die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSČ) der KPD 30.000 ihrer sudetendeutschen Parteimitglieder, von denen ein großer Teil einer strengen ideologischen Prüfung unterzogen wurde. 1946 stellte die KSČ der KPD weitere 15.000 sudetendeutsche Mitglieder zur Verfügung. Weiterhin wurden 2000 Sozialdemokraten aus der Tschechoslowakei überstellt, die der angedachten Vereinigung von SPD (Ost) und KPD (Ost) wohlwollend gegenüberstanden. Die Sudetendeutschen verließen ihr Land nicht freiwillig und durften nur 120 Kilo Gepäck mitnehmen.[39] Führend wurde eine Gruppe unter dem aus dem Moskauer Exil zurückgekehrten Walter Ulbricht. Die im Februar und März 1945 in Moskau erarbeiteten Richtlinien für die Reorganisation der Partei waren an einem weitgehenden Neuaufbau orientiert: Personen, die 1932/33 im Besitz eines Mitgliedsbuches der KPD waren, sollten sich nun nicht ohne weiteres als Mitglied der Partei betrachten können. In jedem Einzelfall war zu prüfen, wie sich der oder die Betroffene nach 1933 verhalten hatte. Zunächst abgelehnt wurde auch die Wiederaufnahme von „früher wegen Zugehörigkeit zu parteifeindlichen Gruppierungen (Brandleristen, Trotzkisten, Neumanngruppe)“ Die „sektiererischen“ Kommunisten sahen die KPD als exklusive, dem leninistischen Avantgarde-Konzept verpflichtete Kaderpartei und warfen der Parteiführung im Sommer 1945 mitunter offen „Antileninismus“ vor.[40] Sie waren vor allem in den Gebieten einflussreich, in denen nach der Befreiung spontan Antifa-Ausschüsse bzw. Antifa-Komitees entstanden waren. Im Zuge der Bekämpfung dieser „sektiererischen Schwächen“[41] betrieb die Parteiführung auch die Auflösung der Antifa-Komitees. Am 21. April 1946 kam es in Berlin zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der Sowjetischen Besatzungszone. In der Viersektorenstadt Berlin scheiterte die Ausschaltung der SPD an der Mitgliederbefragung, deren Verbot die SMAD nur in der SBZ und im Sowjetsektor Berlins hatte durchsetzen können. In ihren Besatzungszonen verboten die westlichen Besatzungsmächte der Partei, den Namen der vereinigten Partei zu tragen, die dort weiterhin unter dem Namen KPD auftreten musste. Heute mutet es kurios an, dass die KPD in Bayern am 28. September 1945, vor der ersten demokratischen Wahl, im Kabinett Hoegner I gemeinsam mit CSU und SPD eine Regierungskoalition bildete. Sie stellte mit Heinrich Schmitt den Sonderminister für Politische Befreiung. Der Zuständigkeitsbereich war die Entnazifizierung der Gesellschaft. Nach den Ereignissen im Osten verließ die KPD die Koalition vorzeitig. Westdeutsche KPD (1945–1956) Vom 25. November 1946 bis zum 2. Februar 1948 war die KPD an der Landesregierung in Niedersachsen beteiligt. Im Kabinett Kopf I stellte sie mit Karl Abel den Minister für Volksgesundheit und Staatswohlfahrt. Nach der niedersächsischen Landtagswahl am 20. April 1947 amtierte Abel im Kabinett Kopf II vom 11. Juni 1947 bis zu seinem Rücktritt am 5. Februar 1948 als Landesminister ohne Geschäftsbereich. In Bremen waren Vertreter der KPD ab dem 6. Juni 1945 im Senat der Freien Hansestadt Bremen. Dazu gehörten die Senatorin Käthe Popall (1945–1947) und Senator Hermann Wolters (1945–1946) (siehe Senat Vagts, Senat Kaisen I, Senat Kaisen II). 1948/49 trennte sich die KPD in den Westzonen organisatorisch von der SED und arbeitete als formal selbstständige Partei mit eigenem Parteivorstand weiter. Mit Ausnahme von Schleswig-Holstein, wo sie mit 4,7 % knapp an der Sperrklausel scheiterte, gelang der KPD bis 1947 der Einzug in alle westdeutschen Landtage ebenso wie im damals französisch besetzten Saarland. Von den im Saarland zugelassenen Parteien war die KPD damals vehementester Gegner einer Angliederung an Frankreich. Bei der Bundestagswahl 1949 erreichte die KPD ein Wahlergebnis von 5,7 % und zog damit in den ersten Deutschen Bundestag ein. In den Folgejahren verlor die KPD jedoch deutlich an Zustimmung und überregionalem parlamentarischen Einfluss. Im Wahljahr 1950, in dem fünf Landtagswahlen stattfanden, erreichte sie nur in Nordrhein-Westfalen die Fünf-Prozent-Marke, so sodass sie in Bayern, Hessen und Westberlin aus dem Landtag ausschied. Außerparlamentarisch versuchte die KPD weiterhin, in der Arbeiterbewegung und den Gewerkschaften ihren Einfluss zu halten, der vor allem im Ruhrgebiet groß war. Ihre Bedeutung in den Gewerkschaften ging jedoch nach dem Parteitag 1951 und der These 37 zugrunde. In jener These formulierte die KPD ein Primat der Partei über das gewerkschaftliche Handeln. Seitens der Gewerkschaften wurden alle Funktionäre verpflichtet, eine Erklärung zu unterschreiben, welche diese These zurückwies. Konsequenz der Unterschrift war ein Ausschluss aus der KPD, der Verweigerung ein Ausschluss aus der Gewerkschaft. Die meisten Gewerkschafter entschieden sich gegen die KPD und für die Gewerkschaften. Geschwächt wurde die KPD zwischen 1948 und 1952 auch durch interne Auseinandersetzungen. Mit Hilfe der SED und der DDR-Regierung wurden zwischen 1948 und 1952 Parteimitglieder aus Führungspositionen entfernt oder ausgeschlossen, die sich für eine Tolerierung der politischen Strukturen der Bundesrepublik Deutschland und für eine politische Arbeit in deren Rahmen aussprachen. Die stellvertretenden Vorsitzenden Kurt Müller und Fritz Sperling wurden 1950/51, u. a. durch Mithilfe des späteren Ehrenvorsitzenden der DKP Max Reimann, in die DDR gelockt, dort verhaftet und zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. → Hauptartikel: KPD-Verbot 1950 erließ die Regierung Adenauer mit dem „Adenauer-Erlass“ ein erstes Berufsverbot für KPD- und FDJ-Mitglieder im Öffentlichen Dienst. Auf dem Parteitag von 1951 übernahm die KPD den durch die SED formulierten Aufruf zum nationalen Widerstand. Die Bundesregierung beantragte am 23. November 1951 die Feststellung der Verfassungswidrigkeit der KPD nach Art. 21 Abs. 2 GG durch das Bundesverfassungsgericht und verbot zugleich die West-FDJ und zahlreiche weitere „kommunistische Organisationen“. Im Januar 1952 wurde die Geschäftsordnung des Bundestages geändert, wodurch die KPD den Fraktionsstatus und damit das Recht verlor, Anträge und Anfragen zu stellen. Die außerparlamentarische Agitation der Partei verschärfte sich daraufhin. Ab 1953 war die KPD mit 2,2 % (607.860 Wähler) im Bundestag nicht mehr vertreten und konnte in der Folge nur noch in wenige Landtage einziehen. Obschon die KPD u. a. ihr Ziel, den „revolutionären Sturz des Adenauer-Regimes“, kurze Zeit vor dem Verbotsurteil fallengelassen hatte, erging am 17. August 1956 das Parteiverbot. Zum Zeitpunkt ihres Verbots war die KPD noch in den Landesparlamenten von Niedersachsen, Bremen und dem Saarland vertreten gewesen. Bereits vor dem KPD-Verbot waren durch eine Änderung des Strafgesetzbuches diverse kommunistische Aktivitäten unter dem Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit sanktioniert worden.[42] In der Folge des Verbots kam es zu vielen Tausenden von Ermittlungsverfahren, etwa 7.000 bis 10.000 rechtskräftigen Verurteilungen und zahlreichen Inhaftierungen. Mit den Verfahren einher gingen in der Regel Entlassungen mit dauerhafter Arbeitslosigkeit, und zwar oft selbst dann, wenn es aus Beweisnot nicht zu einer Verurteilung gekommen war. Nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik wurde 1957 auch die Kommunistische Partei Saar als Ersatzorganisation der KPD verboten. Innerhalb der Linken wird das Urteil bis heute harsch kritisiert.[43] Illegale Tätigkeiten (1956–1968) Nach dem KPD-Verbot setzten ehemalige Mitglieder ihre Tätigkeit illegal bis zur Gründung der kommunistischen Kleinpartei DKP 1968 fort. Bis dahin kam es zu Hausdurchsuchungen, Festnahmen und gerichtlichen Verurteilungen, darunter des NRW-Landtagsabgeordneten Josef Angenfort, der mehrmals verhaftet und zu Haftstrafen verurteilt wurde. Viele Mitglieder des Parteivorstands gingen in die DDR, von wo sie teilweise konspirativ in die Bundesrepublik zurückkehrten, um ihre Arbeit fortzusetzen. Für die Bundestagswahl 1957 hatte die KPD zur Wahl der SPD aufgerufen.[44] In den 1960er Jahren veränderten sich die Voraussetzungen für die Legalisierung einer kommunistischen Partei, die die KPD stets als Wiederzulassung angestrebt hatte. Der Neukonstituierung der kommunistischen Partei in der Gestalt der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) am 22. September 1968 ging im Juli 1968 ein Gespräch von zwei Funktionären der KPD mit dem Justizminister Gustav Heinemann der regierenden Großen Koalition voraus, in dem dieser eine Wiederzulassung der KPD ablehnte und die Gründung einer neuen Partei als den Weg für eine Legalisierung der politischen Arbeit von Kommunisten in der Bundesrepublik empfahl.[45] → Hauptartikel: Deutsche Kommunistische Partei und K-Gruppe Ergebnisse bei Bundes- und Landtagswahlen Bundestagswahlergebnisse Wahltag Stimmenanzahl Stimmenanteil Mandate 14. August 1949 1.361.706 5,7 % 15 6. September 1953 611.317 (Erststimmen) 607.860 (Zweitstimmen) 2,2 % (Erststimmen) 2,2 % (Zweitstimmen) – Im Parlamentarischen Rat (1948/49) hatte die KPD zwei Vertreter. Am 17. August 1956 wurde die KPD verboten. Landtagswahlergebnisse in Prozent Jahr BD BW BY BE 1 HB HH HE NI NW RP SL 2 SH WB WH 1946 – 5,3 6,1 19,8 11,5 * 10,4 * 9,8 10,7 10,0 10,3 * – 1947 7,4 – 8,8 5,6 * 14,0 * 8,7 * 8,4 4,7 7,3 1948 – n. k. 1949 – 7,4 1950 – 1,9 n. k. 4,7 5,5 2,2 4,9 1951 – 6,4 1,8 4 4,3 1952 – 4,4 3 9,5 – – 1953 – 3,2 – – 1954 – 2,1 2,7 3,4 3,8 2,1 – – 1955 – 5,0 1,3 4 3,2 6,6 – – 1956 – 3,2 – – Einzug in den Landtag * Beteiligung an der anschließend gebildeten Landesregierung Höchstes Ergebnis in dem Bundesland, ohne Einzug in den Landtag 1 Ergebnisse der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED); für die weiteren Wahlergebnisse bis 1989 siehe Sozialistische Einheitspartei Westberlins (SEW). 2 Ergebnisse der Kommunistischen Partei Saar (KPS). 3 Da bei der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung in Baden-Württemberg 1952 die 5-%-Hürde in den einzelnen Landesteilen galt, zog die KPD in den Landtag ein.[46] 4 Keine Sperrklausel In der Sowjetischen Besatzungszone (Länder Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) fanden 1946 teilweise freie Landtagswahlen statt. Die SED erreichte auf das gesamte Gebiet der SBZ bezogen 47,5 % der Stimmen. Die Scheinwahlen 1950 erbrachten offiziell in jedem der fünf Länder über 99 % für die Einheitslisten der Nationalen Front. Weiterführende Informationen Siehe auch Kommunistische Partei Schubkastenverordnung Liste der Mitglieder der Zentralen der KPD (1918–1924) Liste der Mitglieder der Zentralkomitees der KPD (1925–1945) Literatur übergreifend Eric D. Weitz: Creating German communism, 1890–1990. From popular protests to socialist state. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 1997, ISBN 0-691-02594-0. Klaus Kinner (Hg.): Der Deutsche Kommunismus – Selbstverständnis und Realität, 4 Bände, Karl-Dietz-Verlag, Berlin 1999ff. KPD 1918 bis 1945 Ossip K. Flechtheim: Die KPD in der Weimarer Republik, Offenbach 1948. Paul Heider u. a.: Geschichte der Militärpolitik der KPD (1918-1945), (Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik) Berlin 1987. ISBN 3-327-00278-9. Bert Hoppe: In Stalins Gefolgschaft. Moskau und die KPD 1928–1933. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58255-0, (Studien zur Zeitgeschichte 74), (Zugleich: Berlin, Humboldt-Univ., Diss., 2004) (Volltext digital verfügbar). Klaus Kinner: Der deutsche Kommunismus. Selbstverständnis und Realität. Band 1: Die Weimarer Zeit. Dietz, Berlin 1999, ISBN 3-320-01979-1, (Geschichte des Kommunismus und des Linkssozialismus 1). Klaus-Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewegung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-13045-6, (Zugleich: Essen, Univ., Habil.-Schr., 1995: Milieu und Avantgarde). Allan Merson: Kommunistischer Widerstand in Nazideutschland. Vorw. Peter Gingold. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn 1999, ISBN 978-3-89144-262-3; Erstausgabe: Communist resistance in Nazi Germany. Lawrence and Wishart, London 1985. Andreas Petersen: Die Moskauer. Wie das Stalintrauma die DDR prägte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397435-5. Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus – die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, 2 Bände, Frankfurt am Main 1969. Der Weg in den Abgrund. Das Schaltjahr 1928 – Die KPD am Scheideweg (Teil I) und Biographische Forschungen zur KPD-Geschichte (Teil II). Kolloquium zur historischen Sozialismus- und Kommunismusforschung. Pankower Vorträge 51 u. 52, Helle Panke, Berlin 2003. Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7 (2. Aufl., 2008 hier online recherchierbar; Online-Rezension auf hagalil.com) Hermann Weber, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein, Aleksandr Galkin (Hrsg.): Deutschland, Russland, Komintern. I. Überblicke, Analysen, Diskussionen. Neue Perspektiven auf die Geschichte der KPD und die deutsch-russischen Beziehungen (1918–1943). De Gruyter, Berlin, Boston 2014, ISBN 978-3-11-030134-2.[47] Hermann Weber, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein, (Hrsg.); Gleb Albert (Mitw.): Deutschland, Russland, Komintern. II. Dokumente (1918–1943). Nach der Archivrevolution: Neuerschlossene Quellen zu der Geschichte der KPD und den deutsch-russischen Beziehungen. De Gruyter Oldenbourg, Berlin, München, Boston 2015, ISBN 978-3-11-033978-9.[48] Ralf Hoffrogge, Norman LaPorte (Hg.): Weimar Communism as Mass Movement 1918-1933, Lawrence & Wishart, London 2017. KPD 1945 bis 1968 Josef Foschepoth: Verfassungswidrig! : Das KPD-Verbot im Kalten Bürgerkrieg, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2017, ISBN 978-3-525-30181-4. Till Kössler: Abschied von der Revolution. Kommunisten und Gesellschaft in Westdeutschland 1945–1968. Droste, Düsseldorf 2005, ISBN 3-7700-5263-3, (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 143), (Zugleich: Bochum, Univ., Diss., 2002). Wilhelm Mensing, Manfred Wilke: Nehmen oder Annehmen. Die verbotene KPD auf der Suche nach politischer Teilhabe. Edition Interfrom u. a., Zürich u. a. 1989, ISBN 3-7201-5220-0, (Texte + Thesen 220). Dietrich Staritz: Die Kommunistische Partei Deutschlands. In: Richard Stöss (Hrsg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. Bd. 2: FDP bis WAV. Westdeutscher Verlag, Opladen 1984, ISBN 3-531-11592-8, (Schriften des Zentralinstituts für Sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin 39), S. 1663–1809. Herbert Mayer: Durchsetzt von Parteifeinden, Agenten, Verbrechern ...? Zu den Parteisäuberungen in der KPD (1948–1952) und der Mitwirkung der SED, Band 29 der Reihe „Hefte zur DDR-Geschichte“ bei Helle Panke e.V., Berlin 1995. Filme Brennende Ruhr (Deutscher Fernsehfunk 1967; Regie: Hans-Erich Korbschmitt, nach dem gleichnamigen Roman von Karl Grünberg) Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse Das Lied vom Trompeter Max Hölz. Ein deutsches Lehrstück Wolz – Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten Weblinks Commons: Kommunistische Partei Deutschlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Zur Sozialgeschichte der KPD 1918 bis 1933 Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands Auszüge aus dem KPD-Aufruf vom 11. Juni 1945 (PDF; 38 kB) Liste der KPD-Reichstagsabgeordneten während der Weimarer Republik mit Links zu den Einträgen in den Reichstagshandbüchern in den einzelnen Wahlperioden (Datenbank der Reichstagsabgeordneten 1919 – 1933/38) Übersichtskarte zu den Ergebnissen der KPD bei den Reichstagswahlen in der Weimarer Republik nach Wahlkreisen Mario Keßler: Die KPD und der Antisemitismus in der Weimarer Republik (PDF; 94 kB) Peter Berens: Die ´Atomisierung` der KPD zwischen 1923 – 1927 am Beispiel des KPD-Bezirks Ruhrgebiet (PDF; 5 MB) Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) war eine kommunistische Partei während der Weimarer Republik, die linke, antiparlamentaristische und rätekommunistische Positionen vertrat. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks Geschichte Die KAPD wurde am 4./5. April 1920 von Mitgliedern des linken Flügels der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gegründet, die auf dem Heidelberger Parteitag der KPD (20.–23. Oktober 1919) durch die Zentrale Leitung unter Paul Levi ausgeschlossen worden waren. Viele von ihnen waren vor der KPD-Gründung in der Gruppe Internationale Kommunisten Deutschlands aktiv. Ihr Hauptziel war die sofortige Beseitigung der bürgerlichen Demokratie und die Konstituierung einer Diktatur des Proletariats, wobei eine Diktatur einer Partei nach russischem Vorbild verworfen wurde. Die KAPD lehnte, anders als die KPD, insbesondere die leninistische Organisationsform des sogenannten demokratischen Zentralismus, die Teilnahme an Wahlen und die Mitarbeit in reformistischen Gewerkschaften ab. Eine wichtige Rolle für die KAPD spielten die niederländischen kommunistischen Theoretiker Anton Pannekoek und Herman Gorter, die nach dem Vorbild der KAPD in den Niederlanden die KAPN ins Leben riefen, die freilich niemals die Bedeutung der Schwesterpartei in Deutschland erreichte. Hintergrund für die Gründung der KAPD war der Kapp-Putsch. Er hatte nach Ansicht des linken Flügels in der KPD gezeigt, dass das Verhalten der KPD-Parteileitung gleichbedeutend mit einem Aufgeben des revolutionären Kampfes war, da die KPD eine mehrmals wechselnde Haltung zum Generalstreik eingenommen und im Bielefelder Abkommen vom 24. März 1920 einer Entwaffnung der Roten Ruhrarmee zugestimmt hatte. Die Berliner Bezirksgruppe rief zum 3. April 1920 einen Kongress der linken Opposition ein. Dort wurde beschlossen, sich als die „Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands“ zu konstituieren. Die Delegierten vertraten nach Schätzungen 80.000 KPD-Mitglieder. Die neu gegründete Partei trat für die Ablehnung der parlamentarischen Tätigkeit und den aktiven Kampf gegen den bürgerlichen Staat ein. Sie arbeitete in der Folgezeit eng mit der AAUD zusammen. Hochburgen der Partei lagen in Berlin, Hamburg, Bremen und Ostsachsen, wo sich jeweils ein Großteil der KPD-Mitglieder der neuen Partei anschloss. Im August 1920 erfolgte der Ausschluss der Hamburger Gründungsmitglieder Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim, die nationalbolschewistische Ideen vertreten hatten. Zwei Monate später wurde auch Gründungsmitglied Otto Rühle ausgeschlossen. Die KAPD war 1920 bis 1921 kooptiertes Mitglied der III. Internationale. 1921 kooperierte die KAPD bei der Märzaktion wieder mit der KPD. Ausgelöst wurde dies durch den Einmarsch von Truppen der Weimarer Republik in das mitteldeutsche Industriegebiet, wobei KAPD und KPD befürchteten, dass das Militär die Betriebe besetzen wollte. Ende 1921 kam es zu einer weiteren Absplitterung, als sich Teile der AAUD um Rühle, Franz Pfemfert und Oskar Kanehl von der KAPD trennten und die AAUE gründeten. Nach 1921, als die KAPD noch über 43.000 Mitglieder verfügte, verlor die die Partei mehr und mehr an Bedeutung und spaltete sich 1922 in die „Berliner Richtung“ und die „Essener Richtung“ um Alexander Schwab, Arthur Goldstein, Bernhard Reichenbach und Karl Schröder. Hauptgrund war die Ablehnung der Beteiligung an betrieblichen Tageskämpfen in einer als revolutionär eingeschätzten Situation durch die Essener. Die Gründung einer Kommunistischen Arbeiter-Internationale (KAI) 1922 durch die KAPD der „Essener Richtung“ (die „Berliner Richtung“ lehnte diesen Schritt als verfrüht ab), gemeinsam mit den Gruppen um Herman Gorter in den Niederlanden, um Sylvia Pankhurst in Britannien und weiteren Gruppen in Belgien, Bulgarien und unter Exilanten aus der Sowjetunion war wenig erfolgreich. Die KAI, deren Sekretariat von der deutschen Sektion dominiert wurde, zerfiel bis 1925. 1926/1927 kam es zum kurzfristigen Zusammenschluss der KAPD (Berliner Richtung) mit der Entschiedenen Linken um den aus der KPD ausgeschlossenen Abgeordneten Ernst Schwarz. Diese Fusion führte innerhalb der KAPD zu einer weiteren Spaltung, da Schwarz sein Abgeordnetenmandat nicht niederlegte, wie es eine Minderheit der Mitglieder forderte, die sich nach dem darauf erfolgten Austritt um die Zeitschrift Vulkan gruppierte. Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus, die in der Tradition der KAPD standen, waren die Roten Kämpfer und die Kommunistische Räte-Union im Raum Braunschweig. Genuine KAPD-Widerstandsgruppen gab es im Ruhrgebiet, in Leipzig (wo die örtliche KAPD-Gruppe in ihrer Druckerei auch Materialien für andere Widerstandsgruppen erstellte), in Königsberg und im litauischen Memel. Weitere bekannte Mitglieder der KAPD waren die Schriftsteller Franz Jung, Adam Scharrer und Friedrich Wendel, der Künstler Heinrich Vogeler, der Pressefotograf John Graudenz, der Anthropologe Paul Kirchhoff, die Anführer bewaffneter kommunistischer Partisanengruppen 1920/1921 Max Hölz und Karl Plättner, die rätekommunistischen Theoretiker und Aktivisten Fritz Rasch, Paul Mattick und Jan Appel sowie August Merges, der 1918/1919 kurzzeitig Präsident der Sozialistischen Republik Braunschweig war. Siehe auch Liste linkskommunistischer Organisationen in der Weimarer Republik Literatur Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918–1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (= Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft. Bd. 13, ISSN 0542-6480). Hain, Meisenheim am Glan 1969 (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 1968). Hans Manfred Bock: Geschichte des „linken Radikalismus“ in Deutschland. Ein Versuch (= Edition Suhrkamp 645). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-00645-2.

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  • Fach: Zeitgeschichte
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  • Besonderheiten: Illustriert
  • Erscheinungsjahr: 1956
  • Niveau: alle
  • Autor: Haupverwaltung Deutsche Grenzpolizei
  • Verlag: Selbstverlag
  • Bildungsweg: Abitur, Berufsschule, Gesamtschule, Gymnasium, Hauptschule, Realschule
  • Sprache: Deutsch
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  • Format: Kunstleder
  • Thema: NVA Militär DDR Grenztruppen Grenzpolizei innerdeutsche Grenze
  • Anzahl der Seiten: ca. 126
  • Fachbereich: Geschichte
  • Publikationsname: 10 Jahre Deutsche Grenzpolizei

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