Österr. Akademie der Wissenschaften: Brief WIEN 1953 an Rudolf SALIGER; Signatur

EUR 129,00 Sofort-Kaufen oder Preisvorschlag, Kostenloser Versand, eBay-Käuferschutz
Verkäufer: tucholsklavier ✉️ (7.665) 100%, Artikelstandort: Berlin, DE, Versand nach: WORLDWIDE, Artikelnummer: 304619969301 Österr. Akademie der Wissenschaften: Brief WIEN 1953 an Rudolf SALIGER; Signatur.

Sie bieten auf einen maschinenschriftlichen Brief der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Datiert Wien, den 27. Jänner 1953.

Glückwunsch-Schreiben an den österreichischen Bauingenieur und Pionier des Stahlbetonbaus Rudolf Saliger (1873-1958) zu seinem 80. Geburtstag.

Sehr umfangreich (drei einseitig beschriebene A4.Blätter); zusätzlich mit Widmungsblatt: "Die Österreichische Akadamie der Wissenschaften ihrem wirklichen Mitglied Prof. Dr. Rudolf Saliger zum 80. Geburtstag am 1. Februar 1953."

Mit einer ausführlichen Würdigung seines Lebenswerks.

Eigenhändig signiert von:

-Präsident Richard Meister (1881-1964) , klassischer Philologe und Pädagoge

-Vizepräsident Heinrich von Ficker (1881-1957 ), Meteorologe, Geophysiker und Bergsteiger

-Generalsekretär Josef Keil (1878-1963) , Althistoriker, Epigraphiker und Klassischer Archäologe

-Sekretär Johann Radon (1887-1956) , Mathematiker

Zustand: Kräftiges Papier des Original-Typoskripts leicht gebräunt, mit kleinem Randschaden. B i tte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Salinger Mappe blau

Über Rudolf Saliger, Richard Meister, Heinrich von Ficker, Josef Keil und Johann Radon (Quelle: wikipedia):

Rudolf Saliger (* 1. Februar 1873 in Spachendorf bei Freudenthal, Österreichisch-Schlesien; † 31. Jänner 1958 in Wien) war ein österreichischer Bauingenieur und Pionier des Stahlbetonbaus.

Leben: Saliger war der Sohn eines Tischlers und besuchte die Realschule in Troppau. Er studierte 1891 bis 1898 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in Wien mit dem Abschluss der 2. Staatsprüfung. Dazwischen leistete er 1895/96 als Einjährig-Freiwilliger seinen Wehrdienst. Danach praktizierte er 1897 bis 1899 im Brückenbaubüro der Südbahngesellschaft und danach 1899 bis 1900 als Brückenbau-Ingenieur bei der oberösterreichischen Statthalterei in Linz. 1900 bis 1908 war er beruflich als Ingenieur in Deutschland, unter anderem bei der Firma Beton- und Monierbau und an den Baugewerkeschulen in Posen und Kassel. Er unternahm Studienreisen in die Schweiz, Frankreich (1900 in Paris) und Belgien um sich insbesondere im Eisenbetonbau fortzubilden, darunter bei den Eisenbetonpioneren Francois Hennebique und Joseph Monier. 1903 wurde er an der TH Wien zum Dr. tech. promoviert (Dissertation: Über die Festigkeit der Bauwerke aus veränderlich elastischen Stoffen, vornehmlich der Beton-Eisen-Konstruktionen). 1906 war er Volontär im Materialprüfungsamt in Berlin-Lichterfelde, das zur TH Berlin-Charlottenburg gehörte. 1907 wurde er an die Technische Hochschule in Braunschweig berufen, danach nach Prag (außerordentlicher Professor für Baumechanik und Eisenhochbau 1908/09) und Dresden, ehe er schließlich von 1910 bis 1933 an der Technischen Hochschule in Wien wirkte als ordentlicher Professor für allgemeine und angewandte Mechanik. 1920–1922 war er Dekan und 1924/25 wurde er Rektor. Daneben war Saliger zwischen 1927 und 1934 Bauberater der Gemeinde Wien. Nach dem „Anschluss“ wurde Saliger nach dem Rauswurf von Karl Holey 1938 interimistisch wieder Rektor der Technischen Hochschule.

1939 wurde er in die Wiener Akademie der Wissenschaften aufgenommen und im selben Jahr emeritiert.

Nach 1945 wurde Saliger als „Minderbelasteter“ eingestuft, im selben Jahr wurde seinem Nachsichtsgesuch stattgegeben, aus „technisch-wissenschaftlichen Gründen“.

Nach seinem Tode wurde seine Asche in einer – als ehrenhalber gewidmetes Grab geführten – Urnennische am Friedhof der Feuerhalle Simmering beigesetzt. Der Entwurf für das Grabdenkmal stammt von Viktor Hammer.

1903 heiratete er Marie Hettling.

1965 benannte man die Saligergasse in Wien-Favoriten nach ihm.

Bedeutung: Rudolf Saliger gilt als Pionier des Eisenbetonbaus. Auf Grund seiner Initiative wurden an den österreichischen Hochschulen Lehrkanzeln für Eisenbetonbau eingerichtet (Pflichtfach an der TH Wien ab 1916/17). Vorlesungen über Eisenbetonbau hielt er seit 1910. Außerdem befasste er sich mit Statik.

Bauten

1927, Kuppel der israelitischen Zeremonienhalle am Wiener Zentralfriedhof

1929–1931, Wiener Stadion

1930–1932, Hochhaus Herrengasse

Auszeichnungen

1931: Wilhelm Exner Medaille

1943: Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft

Schriften

Praktische Statik. Einführung in die Standberechnung der Tragwerke mit besonderer Rücksicht auf den Hoch- und Eisenbetonbau. Deuticke: Leipzig, 1927 (2. erweiterte Auflage)

Das Gesicht des neuen Russland. Reiseeindrücke. Springer: Wien, 1932

Der Eisenbeton. Seine Berechnung und Gestaltung. Kröner: Leipzig, 1933 (6. ergänzte Auflage)

Dauerversuche an Eisenbetonbalken mit verschiedenen Stahlbewehrungen. Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein: Wien, 1935

Versuche an Eisenbetonbalken unter ruhenden und herabfallenden Lasten. Springer: Wien, 1936

Die neue Theorie des Stahlbetons auf Grund der Bildsamkeit im Bruchzustand. Deuticke: Wien, 1947

Fortschritte im Stahlbeton durch hochwertige Werkstoffe und neue Forschungen. Deuticke: Wien, 1950

Denken und Tun eines Technikers. 3 Bde. Selbstverlag: Wien, 1952–53

Der Stahlbetonbau. Werkstoff, Berechnung, Gestaltung. Deuticke: Wien, 1956 (8. erweiterte Auflage)

Richard Meister (* 5. Februar 1881 in Znaim, Mähren; † 11. Juni 1964 in Wien) war ein österreichischer Wissenschaftler, der sich vor allem mit Klassischer Philologie und mit Pädagogik beschäftigte.

Er absolvierte sein ganzes Studium in Wien, wurde 1918 außerordentlicher Professor für Klassische Philologie und 1923 ordentlicher Professor für Pädagogik an der Universität Wien. Er hatte bedeutenden Einfluss in der österreichischen Schulpolitik. Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 wurde er von seinem Lehrstuhl entfernt, da es innerhalb der NSDAP Vorbehalte dagegen gab, Meister in diesem für die Ausbildung der Jugend zentralen Fach Pädagogik wirken zu lassen. Er wurde auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie versetzt und behielt diesen während der Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. In der Nachkriegszeit übte er wichtige Leitungsfunktionen aus: Bereits 1945 wurde er Prorektor (später Rektor) der Universität Wien und Vizepräsident (später Präsident) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In Erinnerung bleibt vor allem sein einflussreiches Wirken als Pädagoge, aber seine Publikationen befassen sich nur zum Teil mit der Pädagogik als Wissenschaft; weitere Schwerpunkte waren die Klassische Philologie, die Geschichte wissenschaftlicher Institutionen, die Bildungspolitik und die Kulturphilosophie. In weltanschaulicher Hinsicht war Meister humanistisch und deutschnational eingestellt.

Leben

Studium, Forschung und Schullehrdienst: Der Vater von Richard Meister war der in Znaim (tschechisch Znojmo) tätige Rechtsanwalt Anton Meister. Zu Richard (Karl) Meister (1848–1912) besteht keine nähere Verwandtschaft. Dieser war ebenfalls klassischer Philologe, mit dem Schwerpunkt auf griechischen Dialekten, und war Lehrer am Nikolaigymnasium in Leipzig.

Nach dem Gymnasialabschluss im Jahr 1899 studierte Meister an der Universität Wien Klassische Philologie, Germanistik, Vergleichende Sprachwissenschaft und Philosophie. Er promovierte im Jahr 1904 zum Dr. phil. bei dem Indogermanisten Paul Kretschmer mit einer Untersuchung über Die flexivischen Eigentümlichkeiten in der Sprache der Septuaginta. 1905 absolvierte er die Lehramtsprüfung für Gymnasien für die Fächer Latein und Griechisch im Hauptfach sowie Deutsch im Nebenfach, 1909 zusätzlich für Philosophische Propädeutik.[2] Meister arbeitete 1906/07 am Thesaurus Linguae Latinae an der Universität München mit. Ab 1907 war Meister provisorischer Gymnasiallehrer in Znaim. 1909 bekam er eine Stelle als Gymnasialprofessor in Wien. In dieser Zeit befasste er sich intensiv mit der Didaktik seiner Fächer, mit der Gymnasialbildung, dem Bildungswert der Antike sowie generell mit der Theorie und Geschichte der Pädagogik. Er publizierte z. B. Über die Verwendung der Aristotelischen Logik im Propädeutikunterricht der humanistischen Gymnasien, über Die Mittel zur wissenschaftlichen Fortbildung der Mittelschullehrer oder Zur didaktischen Behandlung von Ciceros philosophischen Schriften.

Meister blieb unverheiratet und hatte keine Kinder.Universitätsprofessur ab 1918: Mit dem Wiener Professor für Pädagogik Alois Höfler besprach Meister vor dem Ersten Weltkrieg eine mögliche Habilitation.[6] Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn Meister wurde 1918 außerordentlicher Professor für klassische Philologie an der Universität Graz, obwohl er auch für dieses Fach nicht habilitiert war. 1920 wechselte er in gleicher Funktion an die Universität Wien, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Er gehörte somit zu jenen Wissenschaftlern, die in der deutschsprachigen Bevölkerung Mährens aufwuchsen und während der Zeit der Habsburgermonarchie in der Hauptstadt Wien gute Entfaltungsmöglichkeiten fanden (wie Ernst Mach oder Sigmund Freud).

An der Wiener Philosophischen Fakultät wurde das Bildungsideal des humanistischen Gymnasiums sehr geschätzt. Als Höfler starb, berief die Fakultät den Grazer Professor für Pädagogik, Eduard Martinak, der aber aus privaten Gründen ablehnte. Martinak war ursprünglich Gymnasiallehrer gewesen, u. a. für Latein und Griechisch, und er war ein Verteidiger des altsprachlichen Gymnasiums. Ein solcher war auch Meister, der nun von der Berufungskommission ins Auge gefasst wurde. Für ihn wurde vorgebracht, dass er Erfahrung als Schullehrer hatte und die österreichische Schulsituation gut kannte. Außerdem hatte er schon bisher die Fakultät im Themenbereich der schulischen Bildung beraten. Einwände kamen von zwei kurz zuvor (1922) nach Wien berufenen Deutschen, denen Meisters wissenschaftliche Leistung im Bereich Pädagogik unzureichend schien: Karl Bühler sah methodische Mängel, und Moritz Schlick vermisste die Originalität. Die Mehrheit, zu der auch der Referent der Kommission, Robert Reininger, gehörte, entschied für Meister, und so wurde er 1923 ordentlicher Professor für dieses eigentlich ganz andere Fach.[7] Als Professor befasste er sich vor allem mit dem „systematischen Kern der Pädagogik“ und betrieb den „Aufbau eines wissenschaftlichen Systems der Erziehungstheorie auf kulturphilosophischer Grundlage“, beschränkte sich also nicht auf moralphilosophische und psychologische Voraussetzungen oder auf Fragen der schulorganisatorischen Praxis.

Seit den 1920er Jahren hatte er – unterbrochen durch die Zeit des Nationalsozialismus – in der österreichischen Bildungspolitik beratende Funktionen. In seinem Aufsatz Vorschläge und Anregungen zu einer Neugestaltung der pädagogischen Vorbildung der Mittelschullehrer von 1923 legte er sein Anliegen einer Intensivierung der pädagogisch-theoretischen Ausbildung der Kandidaten für das höhere Lehramt dar. Diese Ausbildung sollte drei Hauptgebiete umfassen: Erstens „philosophische Voraussetzungswissenschaften“ (u. a. Ethik, Psychologie), zweitens eine „allgemeine Theorie der Pädagogik“, und drittens eine „besondere Unterrichtslehre“, d. h. die Didaktik und Methodik des jeweiligen Unterrichtsfaches. Meisters Vorschläge wurden großteils realisiert und fanden Eingang in die 1928 erlassene neue Prüfungsvorschrift für das Lehramt an Mittelschulen, ebenso in die von ihm ausgearbeitete Prüfungsordnung für das Lehramt an Mittelschulen von 1937. Meister gehörte wichtigen Gremien wie dem 1934 eingerichteten Bundeskulturrat an, wirkte an Gesetzen und Verordnungen für Schulen sowie an Lehrplänen mit.

In seinen Schriften bemühte sich Meister um Verständlichkeit und Klarheit. Er war ein „Mann der Definitionen“; oft wird seine Definition von Erziehung angeführt:

Erziehung ist die planmäßige Führung, die die erwachsene Generation der heranwachsenden bei ihrer Auseinandersetzung mit der überkommenen Kultur angedeihen lässt.“

Seine Argumente und Formulierungen setzten sich oft durch. Er lehnte den von Otto Glöckel betriebenen Plan einer „Einheitsschule“ für 10-bis-14-Jährige ab. Auch wo er sich für eine bestimmte Richtung einsetzte, war er sachlich und kompromissbereit.

Bis 1938 nahm Meister ungefähr 70 pädagogische Dissertationen als Erstgutachter an, die er jedoch großenteils nur mit „genügend“ bewertete.

Im Studienjahr 1930/31 war er Dekan der philosophischen Fakultät. 1931 wurde er zum korrespondierenden, 1934 zum wirklichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt.

Meister gehörte schon in den 1920er Jahren der Vereinigung Bärenhöhle an, einer gut organisierten Gruppe von antisemitischen Professoren an der philosophischen Fakultät, die erfolgreich akademische Karrieren von Juden in Wien verhinderte. Das Pendant an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät war der Spannkreis.

Versetzung nach dem Anschluss

Meisters Weltanschauung lässt sich folgendermaßen charakterisieren:

Er war ein humanistischer Liberaler mit Neigung zu einem aufgeklärten Kulturkatholizismus und der für seine Heimat Mähren charakteristischen großdeutsch-nationalen Orientierung.“

Von daher ist es verständlich, dass die zuständigen Nationalsozialisten ihm nicht das ideologisch zentrale Fach Pädagogik anvertrauen wollten. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er im April 1938 vom Pädagogik-Lehrstuhl entbunden und im Oktober 1938 auf eine Professur für Klassische Philologie (mit Schwerpunkt Latinistik) versetzt. Formal dauerte seine Professur für Pädagogik bis zum 31. Oktober, am 1. November trat er seine Professur für Klassische Philologie an.

Die Politische Beurteilung durch den Wiener Dozentenbundführer Arthur Marchet zeigt neben einer grundsätzlichen Wertschätzung auch einen weltanschaulichen Vorbehalt („humanistisch“) und weist darauf hin, dass Meister bei den Studenten nicht gut ankam:

Als Pädagoge vertrat er die humanistischen Bildungsideale. … Er besitzt eine erstaunliche Gesetzeskenntnis und ist sehr geschickt bei der Abfassung von Memoranden, von Vorschlägen für Prüfungsordnungen etc. vorgegangen. … Bei den Studenten war er nicht beliebt. Aber die Studierenden hielten ihn mit Unrecht für viele Verordnungen verantwortlich, für die er nichts konnte, weil sie im Auftrag höherer Stellen verlangt worden waren. Im Grunde seines Herzens war er wohlwollend eingestellt, zeigte sich aber oft unliebenswürdig.“

Diese Beurteilung ist in ihrer Tendenz wohlwollend verfasst. Sie enthält kein Datum und wurde wohl Juni/Juli 1938 geschrieben. Damals war Meister bereits von seinem Pädagogik-Lehrstuhl enthoben, und es ging bloß um die Frage, ob er definitiv einen Lehrstuhl für Klassische Philologie erhalten sollte. Das wollte Marchet anscheinend unterstützen.

Trotz des erwähnten Vorbehaltes konnte Meister weiterhin verantwortungsvolle Aufgaben in der philosophischen Fakultät wahrnehmen. Er wirkte an der Ausarbeitung der Studienordnung für das Institut für Lebenswirtschaftskunde mit, und damit zusammenhängende Briefe an das Wissenschaftsministerium unterschrieb er in Vertretung des Dekans.

Am Wiener Philologischen Seminar wurden während der NS-Zeit knapp 60 Dissertationen betreut, durchwegs von Johannes Mewaldt und Meister, angenommen vorwiegend in den Jahren 1939 und 1940. Ungefähr ein Drittel zeigt stellenweise eine politische Färbung.

Meister bemühte sich nie um eine Mitgliedschaft in der NSDAP, obwohl er der Österreichisch-deutschen Arbeitsgemeinschaft sowie dem Österreichisch-deutschen Volksbund angehört hatte; er hätte also auf seine darin erkennbare deutschnationale Einstellung hinweisen können.

Meister führte als leitender Funktionär zuverlässig die jeweiligen Vorgaben aus, etwa die Vorgabe, die Präsenz von Juden möglichst zurückzudrängen. Als die für 1943 geplante Ausstellung Die Wiener Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts aus Kunst und Wissenschaft vorzubereiten war, teilte Meister dem Regierungsrat Dr. Ludwig Berg mit, dass bei der Auswahl der auszustellenden Porträts von Wissenschaftlern einige Kandidaten ausscheiden müssten: „Pirquet als nicht sicher arisch“ sowie Friedrich Freiherr von Wieser, „der nicht rein arisch war“. Hier bemühte sich Meister, den NS-Erwartungen voll zu entsprechen. Über eine ungefähr gleichzeitig durchgeführte Ausstellung Wien – Kunst und Kultur unserer Zeit berichtete Meister in der Akademie. Dabei kritisierte er den sprunghaften Wechsel von Vorgaben im Laufe der Vorbereitung, der diese enorm erschwerte sowie den didaktischen Ertrag beeinträchtigte. D.h. Meister äußerte durchaus Bedenken bezüglich der Planung einer Ausstellung, allerdings nur innerhalb des erlaubten Rahmens. Zur Frage, ob eine Darstellung der Wiener Kultur um 1900 unter Weglassung des Judentums sinnvoll ist, äußerte sich Meister nicht. Nach Kriegsende gab es gegenteilige politisch-administrative Vorgaben: Nun teilte Meister als Generalsekretär der Akademie den zuvor ausgeschlossenen Juden mit, dass ihre Mitgliedschaft wieder gelte.

Nachkriegszeit: In der Nachkriegszeit erhielt Meister zusätzlich wichtige akademische Leitungsfunktionen. Außerdem bekam er mehrere Ehrungen von städtischen und wissenschaftlichen Institutionen Wiens: 1956 den Ehrenring der Stadt Wien und 1957 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Außerdem erhielt er den Titel Hofrat. Er wurde am Hietzinger Friedhof beigesetzt. Das Grab ist bereits aufgelassen. 1972 – also acht Jahre nach Meisters Tod – wurde in Wien-Floridsdorf die Meistergasse nach ihm benannt.

Professur für Pädagogik und Kulturphilosophie: 1945 erhielt Meister wieder die Professur für Pädagogik, nun erweitert um das Fach Kulturphilosophie. Der Zusammenhang zwischen beiden Fächern wird in einer weiteren Definition Meisters für Erziehung deutlich:

Erziehung ist ein Gebiet der Kultur, ihre Funktion als solche ist die Übertragung der Kultur im Fortgang der Generationen. Diese Kulturübertragung ist in jedem Akte die Wiederverlebendigung, Resubjektivierung eines in einem Kulturobjekt gestalteten ‚objektivierten‘ Sinngehaltes.“

In Meisters Kulturphilosophie wirkte die – dem wissenschaftlichen Positivismus nahestehende – erfahrungsbezogene „Wirklichkeitsphilosophie“ von Friedrich Jodl weiter. Meister unterschied drei „Zonen“ oder „Lebens- und Schaffensgebiete“ mit zunehmender, vom Staat gewährter Freiheit, nämlich wirtschaftliche Kultur (umfasst u. a. Jagd, Landwirtschaft, Handel, Verkehr), Sozialkultur (u. a. Familie, Erziehung, Recht, Staat) und geistige Kultur im engeren Sinn (u. a. Sprache, Spiel, Wissenschaft, Religion).

Bernhard Möller, der später selbst Professor für Schulpädagogik an der Universität Oldenburg wurde, suchte am Beginn seines Pädagogik-Studiums Meister in dessen Sprechstunde auf. Dabei sagte Meister zu ihm:

Wissen Sie, Pädagogik kann man eigentlich gar nicht studieren. Lesen Sie meine ‘Beiträge zur Theorie der Erziehung’. Als Nebenfach empfehle ich Ihnen Völkerkunde.“

Meister empfahl also seinen 1946 publizierten 200-Seiten-Sammelband, in dem mehrere kleinere Aufsätze zusammengestellt waren. Ein weiterer Sammelband mit demselben Titel erschien im Jahr nach Meisters Tod. Es passt zu seinem vielfältigen Engagement, dass er eine große Zahl eher kleiner, thematisch weitgestreuter Publikationen herausbrachte, aber keine umfangreiche Monographie zu einem bestimmten Thema der Pädagogik, abgesehen von einem historischen Buch zum österreichischen Studienwesen (1963).

Meister „galt als trockener und pedantischer Lehrer“, aber er bemühte sich um eine Erweiterung des Lehrangebotes durch den Miteinbezug von Honorarprofessoren für Volks- und Mittelschulpädagogik sowie Theorie der Erwachsenenbildung. Diese externen Lehrer boten gleichzeitig eine gute Verbindung zum damals ÖVP-geführten Unterrichtsministerium und zum SPÖ-geführten Stadtschulrat für Wien, also zu beiden großen politischen Lagern.

Da man befürchtete, in der Pädagogik keinen geeigneten Nachfolger für Meister zu finden, behielt er den Lehrstuhl bis 1956 bei, also bis zum Alter von 75 Jahren. In der Nachkriegszeit nahm er 44 pädagogische Dissertationen an. Trotz der großen Zahl der von ihm insgesamt – vor und nach der NS-Zeit – betreuten Dissertanten kam es bei ihm zu keiner einzigen Habilitation. Sein Lehrstuhlnachfolger wurde der frühere Mittelschullehrer und im Bereich Volkshochschule aktive Josef Lehrl, der dann allerdings bereits nach einem Jahr starb.[35] Danach wurde der bis dahin an der Hochschule Bamberg lehrende Richard Schwarz berufen (am Wiener Lehrstuhl 1958–1963).

Universitätsleitung: 1945 wurde Meister Prorektor der Universität Wien. In den ersten Nachkriegsjahren hatten die für die Universität Verantwortlichen viele Entscheidungen zu treffen. Meister legte der Philosophischen Fakultät einen Bericht mit Vorschlägen in Bezug auf die in der NS-Zeit errichteten Universitätsinstitute vor: Meister schlug vor, das Institut für Volkskunde der Germanistik einzugliedern, auf ein eigenes Institut für die „Geschichte des Postwesens“ – da zu speziell – zu verzichten und das 1940 der Universität eingegliederte „Institut für Lebenswirtschaftskunde“, das 1940 zum Institut für die „Fächer des Frauenschaffens“ umbenannt worden war, rückzubenennen.[37] Weiterhin ging es um die Rückberufung vertriebener Professoren; beim Psychologen Karl Bühler klappte sie nicht, wobei dieser – der 1923 ein Gegner der Berufung Meisters war – bei Meister eine „friendly attitude“ (freundliche Haltung) im Hinblick auf seine Rückkehr beobachtete.[38] Und auch am Vorgang der sogenannten „Entnazifizierung“ wirkte Meister, als jemand, der nicht Mitglied der NSDAP und somit „unbelastet“ war, maßgeblich mit, und zwar sowohl an der Universität als auch an der Wiener Akademie.[39] Dabei bemühte er sich darum, auch ehemalige NSDAP-Mitglieder – soweit von der Gesetzeslage her möglich – im Dienst zu belassen, um den Verlust an kompetenten Lehrern möglichst gering zu halten. Deshalb wurde er vom Unterrichtsministerium kritisiert, woraufhin ihm die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1948 ein juristisches Ehrendoktorat verlieh. Wie sehr er an der Universität geschätzt wurde, drückt sich auch in seiner Wahl zum Rektor für das Studienjahr 1949/50 aus.

Präsidium der Akademie der Wissenschaften: Seit 1945 war Meister Vizepräsident der – seit 1947 so bezeichneten – Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum legte er 1947 eine Geschichte der Akademie vor – diese Aufgabe hatte er bereits 1943 übernommen, mitten in der dramatischen Kriegszeit. Darin behandelte er auch die unmittelbar vorangegangene NS-Zeit, zeigt dabei aber eine Tendenz zum Verharmlosen. Das ist bereits an seiner Gesamteinschätzung erkennbar:

Die Tätigkeit der Akademie selbst ist sowohl in ihrem Geschäftsgange wie nach Inhalt und Geist der Arbeiten durch die politische Wandlung nicht wesentlich beeinflußt worden.“

1951 wurde Meister Präsident der Akademie und blieb das bis 1963, also ein Jahr vor seinem Tod. Seine Aufgaben waren nach Kriegsende noch vielfältiger und zahlreicher geworden. So schrieb er in einem Brief an seinen Freund Heinrich von Srbik:

Es ist nicht anders wie immer, als daß die schwerste Arbeit eben auf mich kommt.“

1957 wurde er zum Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

Schriften (Auswahl)

Die Bildungswerte der Antike und der Einheitsschulgedanke. Selbstverlag, Graz 1920.

Vorschläge und Anregungen zu einer Neugestaltung der pädagogischen Vorbildung der Mittelschullehrer. In: Monatshefte für deutsche Erziehung 1, 1923, S. 1–9.

Humanismus und Kanonproblem. Gesammelte Vorträge und Aufsätze. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1931 (zur Didaktik des altsprachlichen Unterrichts).

Seinsformen der Kultur. In: Blätter für Deutsche Philosophie 17, 1943, S. 361–379.

Beiträge zur Theorie der Erziehung. Sexl, Wien 1946, 2. Auflage 1947.

Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847–1947 (= Denkschriften der Gesamtakademie; 1). Adolf Holzhausen Nachfolger, Wien 1947.

Die Zonengliederung der Kultur. In: Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie, Pädagogik 3, 1951, 188ff.

Geschichte des Doktorates der Philosophie an der Universität Wien. Rohrer, Wien 1958.

Entwicklung und Reformen des österreichischen Studienwesens, 2 Bände. Böhlau, Graz u. a. 1963.

Beiträge zur Theorie der Erziehung. Neue Folge. Böhlau, Graz u. a. 1965.

Bibliographien:

Bibliographie Richard Meister 1906–1951. Zum 70. Geburtstag ... von der Universität Wien. Holzhausen, Wien 1951.

Ludmilla Krestan: Bibliographie Richard Meister. In: Erkenntnis und Erziehung. Wien 1961, S. 169–183.

Friedrich Kainz: Schriftenverzeichnis. In: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 114, 1964, S. 286–311.

Heinrich (von) Ficker (1885–1919 Heinrich Ritter Ficker von Feldhaus; * 22. November 1881 in München; † 29. April 1957 in Wien) war ein österreichischer Meteorologe, Geophysiker und Bergsteiger.

Leben: Der Sohn des 1885 geadelten Historikers Julius von Ficker und Bruder von Ludwig und Rudolf von Ficker war in seiner Jugend und während des Studiums in Innsbruck als Bergsteiger aktiv und gehörte zu den besten Tiroler Kletterern. Als Mitglied des Akademischen Alpenklubs Innsbruck nahm Ficker 1903 an der Kaukasus-Expedition von Willi Rickmer Rickmers teil. Sein Versuch, den damals als schwierigsten Berg der Welt eingestuften Uschba gemeinsam mit seiner Schwester Cenzi von Ficker und Adolf Schulze zu besteigen, endete mit einem Sturz Schulzes kurz vor dem Gipfel. Ficker konnte Schulze im Seil halten, verletzte sich dabei jedoch die Hände, so dass er am letztlich erfolgreichen zweiten Versuch Schulzes einige Tage später nicht teilnehmen konnte.

Heinrich bzw. Heinz Ficker Ritter von Feldhaus wurde am 30. Juni 1906 an der Universität Innsbruck zum Dr. phil. promoviert. 1907 erlangte er durch seine synoptischen Untersuchungen von Kaltlufteinbrüchen im Zentralalpenmassiv internationale Anerkennung als Meteorologe. In den Jahren 1906 und 1910 führte Ficker seine Innsbrucker Föhnstudien durch, bei denen er mittels Ballon die Luftströmung des Föhns untersuchte. Zwischen 1910 und 1911 publizierte Ficker seine Erkenntnisse über polare Kaltlufteinbrüche und Wärmewellen in Russland und Nordasien.

1911 wurde er auf den Lehrstuhl für Meteorologie an der Universität Graz berufen. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nahm er die seine Lehrtätigkeit in Graz wieder auf. 1923 folgte er einem Ruf an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, wo er bis 1937 als Professor wirkte und bis 1934 als Direktor das Preußische Meteorologische Institut leitete. Im Jahr 1925 wurde er zum Mitglied der Leopoldina und 1926 der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[4] In die Akademie der Wissenschaften der UdSSR wurde er 1929 als korrespondierendes Mitglied aufgenommen.

Von 1937 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1952 war er Professor an der Universität Wien und Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Dem Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) trat Ficker im Juli 1938 bei und musste nach dem Zweiten Weltkrieg um Entnazifizierung ansuchen. Seit 1942 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im September 1947 wurde er zum ordentlichen Professor der Universität Wien (wieder-)ernannt. Von 1946 bis 1951 war er Präsident, von 1951 bis 1957 Vizepräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Josef Keil (* 13. Oktober 1878 in Reichenberg/Böhmen; † 13. Dezember 1963 in Wien) war ein österreichischer Althistoriker, Epigraphiker und Klassischer Archäologe.

Leben: Nach dem Studium der Klassischen Philologie und Archäologie, Alten Geschichte und Epigraphik in Wien (Promotion 1903) wurde Keil ab 1. April 1904 Sekretär des Österreichischen Archäologischen Instituts in Smyrna. Von dort aus wirkte er unter anderem an den österreichischen Ausgrabungen in Ephesos mit und unternahm mehrere Forschungsreisen durch Kleinasien.

Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, bei dem Keil in Serbien schwer verwundet wurde, war er bis 1927 Sekretär des Österreichischen Archäologischen Instituts in dessen Zentrale in Wien. 1920 habilitierte er sich an der Universität Wien und wurde dort 1925 außerordentlicher Professor, 1927 ordentlicher Professor für Alte Geschichte an der Universität Greifswald. Von dort ging er 1936 nach Wien zurück, um als Nachfolger Adolf Wilhelms Professor für Griechische Geschichte und Epigraphik an der dortigen Universität zu werden. 1949 wurde er Direktor des Archäologischen Instituts der Universität, was er auch nach seiner Emeritierung 1950 blieb. Von 1949 bis 1956 war er Direktor des Österreichischen Archäologischen Instituts, z. T. gemeinsam mit Otto Walter und Fritz Eichler, ab 1938 Mitglied und von 1945 bis 1959 Generalsekretär der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1955 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt. Ferner war er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien. Keil erhielt die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien und 1959 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Er wurde am Neustifter Friedhof bestattet.

Werk: Von 1926 bis 1935 leitete Keil die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos, die während dieser Zeit auch von einer amerikanischen philanthropischen Stiftung unterstützt wurden. Auch bei den nach dem Krieg wieder aufgenommenen Ausgrabungen unter Leitung seines Schülers Franz Miltner wirkte Keil beratend mit.

Seine zahlreichen Veröffentlichungen waren vor allem den Ausgrabungen in Ephesos und den dort gefundenen Inschriften gewidmet. Während der Zeit seiner Grabungsleitung erforschte er unter anderem den Domitianstempel, die Johannesbasilika und mehrere Gymnasien, ferner das Mausoleum von Belevi.

1906, 1908 und 1911 unternahm Keil zusammen mit Anton von Premerstein drei Forschungsreisen nach Lydien, wo ihm insbesondere die Auffindung zahlreicher antiker Inschriften gelang, die er teilweise selbst veröffentlichte (weitere aus seinem Nachlass durch Peter Herrmann in den Tituli Asiae Minoris). Ähnliche Reisen führte er auch in weitere Landesteile Kleinasiens durch, so 1914 nach Kilikien (mit Adolf Wilhelm).

Auszeichnungen

1959: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst

1962: Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften

Schriften

Josef Keil, Anton von Premerstein: Bericht über eine Reise in Lydien und der südlichen Aiolis, ausgeführt 1906 im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (= Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-Historische Klasse. Band 53, Abhandlung 2). Hölder, Wien 1908.

Josef Keil, Anton von Premerstein: Bericht über eine zweite Reise in Lydien, ausgeführt 1908 im Auftrage des K. K. Österreichischen Archäologischen Instituts (= Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-Historische Klasse. Band 54, Abhandlung 2). Wien 1911.

Josef Keil, Anton von Premerstein: Bericht über eine dritte Reise in Lydien und den angrenzenden Gebieten Ioniens, ausgeführt 1911 im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (= Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-Historische Klasse. Band 57, Abhandlung 1). Wien 1914.

Ephesos. Ein Führer durch die Ruinenstätte und ihre Geschichte. Hölder, Wien 1915; 5. Auflage 1964.

Josef Keil, Adolf Wilhelm: Denkmäler aus dem rauhen Kilikien (= Monumenta Asiae minoris antiqua. Band 3). Longmans, Green & Co., London 1931.

Johann Radon (* 16. Dezember 1887 in Tetschen; † 25. Mai 1956 in Wien) war ein österreichischer Mathematiker.

Leben: Radon promovierte 1910 an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie. Das Wintersemester 1910/11 verbrachte er auf Grund eines Stipendiums an der Universität Göttingen, wo er u. a. Vorlesungen von David Hilbert hörte. Danach war er Assistent an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn und von 1912 bis 1919 Assistent an der Lehrkanzel Mathematik II der Technischen Hochschule in Wien. 1913/14 habilitierte er sich an der Universität Wien: sein Habilitationsantrag ging am 17. Dezember 1913 im Dekanat der Philosophischen Fakultät ein, die Lehrbefugnis für Mathematik wurde ihm am 26. August 1914 erteilt. Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete: „Theorie und Anwendung der absolut additiven Mengenfunktionen“. Während des Krieges war er vom Militärdienst wegen seiner starken Kurzsichtigkeit befreit.

1919 wurde er als außerordentlicher Professor an die neu gegründete Universität Hamburg berufen, danach wurde er 1922 ordentlicher Professor an der Universität Greifswald und 1925 in Erlangen. Von 1928 bis 1945 war er Ordinarius an der Universität Breslau.

Wegen der drohenden Belagerung durch die rote Armee musste er mit seiner Familie im Januar 1945 Breslau verlassen; sie gelangten auf Umwegen nach Innsbruck, wo eine Schwester seiner Frau lebte. Nach einem Zwischenspiel an der Universität Innsbruck wurde er am 1. Oktober 1946 zum Ordinarius am Mathematischen Institut der Universität Wien ernannt. Im Studienjahr 1954/55 war er Rektor der Universität Wien. Zur feierlichen Inauguration seines Rektorats hielt er am 18. November 1954 eine Ansprache zum Thema „Mathematik und Naturerkenntnis“.

Radon wurde 1939 korrespondierendes Mitglied, 1947 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; von 1952 bis 1956 war er Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse dieser Akademie. Im Jahr 1947 gründete er die Monatshefte für Mathematik neu. Von 1948 bis 1950 war er Präsident der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft.

Im Jahr 1916 heiratete Johann Radon Marie Rigele, eine Hauptschullehrerin, die naturwissenschaftliche Fächer unterrichtete. Sie bekamen drei Söhne, die allerdings in jungem Alter starben. Ihre Tochter Brigitte, (* 1924; † 2020), studierte in Innsbruck Mathematik und wurde dort promoviert. 1950 heiratete sie den österreichischen Mathematiker Erich Bukovics.

Radon wurde am Döblinger Friedhof bestattet.

Radon, wie ihn Curt Christian 1987 anlässlich der Enthüllung der Gedenkbüste beschrieb, war ein liebenswerter, gütiger, bei Schülern und Kollegen in hohem Maße beliebter Mann, eine vornehme Persönlichkeit. Er machte zwar den Eindruck eines stillen Gelehrten, war aber dennoch von geselliger Natur, nicht abgeneigt, Feste zu feiern. Er liebte die Musik und pflegte die Hausmusik, war selbst ein hervorragender Geiger und hatte eine schöne Baritonstimme; seine Liebe zur klassischen Literatur dauerte bis zuletzt an.

Leistungen und Würdigung: Radon war ein äußerst vielseitiger und produktiver Wissenschaftler. Mit seinem Namen sind vor allem die Radon-Transformation, die in der Computertomographie verwendet wird, die Radon-Zahlen, der Satz von Radon sowie der in der Maßtheorie bedeutsame Satz von Radon-Nikodým und der Satz von Radon-Riesz verbunden.

1921 erhielt er den Richard-Lieben-Preis.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat eine Radon-Medaille initiiert, die an Personen für Beiträge zu Gebieten vergeben werden kann, auf denen Radon arbeitete. Sie wurde 1992 erstmals an Prof. Fritz John (Courant-Institut, New York) vergeben.

Im Jahre 2003 gründete die Österreichische Akademie der Wissenschaften in Linz ein Institute for Computational and Applied Mathematics und benannte es nach Johann Radon.

  • Condition: Kräftiges Papier des Original-Typoskripts leicht gebräunt, mit kleinem Randschaden. Bitte beachten Sie auch die Bilder!
  • Autor: Meister, von Ficker, Keil und Radon
  • Material: Papier
  • Erscheinungsort: Wien
  • Region: Europa
  • Eigenschaften: Erstausgabe, Signiert
  • Produktart: Maschinengeschriebenes Manuskript
  • Original/Faksimile: Original
  • Genre: Wissen & Technik
  • Erscheinungsjahr: 1953
  • Sprache: Deutsch
  • Autogrammart: Schriftstück

PicClick Insights - Österr. Akademie der Wissenschaften: Brief WIEN 1953 an Rudolf SALIGER; Signatur PicClick Exklusiv

  •  Popularität - 0 Beobachter, 0.0 neue Beobachter pro Tag, 571 days for sale on eBay. 0 verkauft, 1 verfügbar.
  •  Bestpreis -
  •  Verkäufer - 7.665+ artikel verkauft. 0% negativ bewertungen. Großer Verkäufer mit sehr gutem positivem Rückgespräch und über 50 Bewertungen.

Die Leute Mochten Auch PicClick Exklusiv