Antik und Mühle Haarhäuser Str. 23 99869 Mühlberg Öffnungszeiten Mo- Fr. 8- 18 Uhr; auch Sa. 10- 16 Uhr (wenn wir zu Hause sind....besser vorher anrufen) 01749518751 Vom Trödel bis zur Antiquität...
...im historischen Ambiente der 500 Jahre alten Öl- und Graupenmühle, direkt unter der Mühlburg im Gebiet der Drei Gleichen gelegen. Über die A4 bestens zu erreichen. Wilhelm Busch Geschichten 1979 Autor: Wilhelm Busch * Titel: Wilhelm Busch für Kinder Verlag: Der Kinderbuchverlag, Berlin 1979 317 Seiten, 1. Auflage, Paperback Mit entsprechenden Zeichnungen Inhalt siehe Foto * Biographie siehe unter den Fotos SIEHE AUCH MEINE WEITEREN BÜCHER IN LAUFENDEN AUKTIONEN UND IN MEINEM EBAY- SHOP Maße: 18x 11 cm Zustand: Sauber und gut bei geringen Gebrauchsspuren.
Wilhelm Busch Heinrich Christian Wilhelm Busch (* 15. April 1832 in Wiedensahl; † 9. Januar 1908 in
Mechtshausen) war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und
Zeichner Deutschlands. Seine ersten Bildergeschichten erschienen ab 1859 als
Einblattdrucke. In Buchform wurden sie erstmals 1864 unter dem Titel
„Bilderpossen“ veröffentlicht. Schon seit den 1870er Jahren in ganz Deutschland
berühmt, galt er bei seinem Tod dank seiner äußerst volkstümlichen
Bildergeschichten als „Klassiker des deutschen Humors“. Als Pionier des Comics
schuf er u. a. Max und Moritz , Die fromme Helene , Plisch
und Plum , Hans Huckebein, der Unglücksrabe , die Knopp-Trilogie
und weitere, bis heute populäre Werke. Oft griff er darin satirisch die
Eigenschaften bestimmter Typen oder Gesellschaftsgruppen auf, etwa die
Selbstzufriedenheit und Doppelmoral des Spießbürgers oder die Frömmelei von
Geistlichen und Laien. Viele seiner Zweizeiler sind im Deutschen zu festen
Redewendungen geworden, z. B. „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein
dagegen sehr“ oder „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt
sogleich“. Busch war ein ernster und verschlossener Mensch,
der viele Jahre seines Lebens zurückgezogen in der Provinz lebte. Seinen
Bildergeschichten maß er selbst wenig Wert bei und bezeichnete sie als
„Schosen“ (französisch chose = Sache, Ding, quelque chose = etwas, irgendwas). Er betrachtete sie zu Beginn nur als
Broterwerb, mit dem er nach einem abgebrochenen Kunststudium und jahrelanger
finanzieller Abhängigkeit von den Eltern seine drückende wirtschaftliche
Situation aufbessern konnte. Sein Versuch, sich als ernsthafter Maler zu
etablieren, scheiterte an seinen eigenen Maßstäben. Die meisten seiner Gemälde
hat Wilhelm Busch vernichtet, die erhaltenen wirken häufig wie Improvisationen oder
flüchtige Farbnotizen und lassen sich nur schwer einer malerischen Richtung
zuordnen. Seine vom Stil Heinrich Heines und der Philosophie Arthur
Schopenhauers beeinflusste Lyrik und Prosadichtung stießen beim Publikum, das
mit seinem Namen komische Bildergeschichten verband, auf Unverständnis. Dass
seine künstlerischen Hoffnungen enttäuscht wurden und er übersteigerte
Erwartungen an sich selbst zurücknehmen musste, sublimierte er mit Humor. Dies
spiegelt sich sowohl in seinen Bildergeschichten als auch in seinem
literarischen Werk wider. Leben Familienhintergrund Johann Georg Kleine, der Großvater Wilhelm Buschs
auf mütterlicher Seite, ließ sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in dem
kleinen, ländlich geprägten Ort Wiedensahl zwischen dem schaumburgischen
Stadthagen und dem hannoverschen Kloster Loccum nieder. Er erwarb dort 1817 ein
strohgedecktes Fachwerkhaus, in dem rund 15 Jahre später Wilhelm Busch zur Welt
kam. Amalie Kleine, Wilhelm Buschs Großmutter, führte in dem Ort einen
Krämerladen, in dem Buschs Mutter Henriette aushalf, während ihre zwei Brüder
das Gymnasium besuchten. Johann Georg Kleine starb 1820. Seine Witwe führte
gemeinsam mit ihrer Tochter den Krämerladen weiter, um den Lebensunterhalt der
Familie sicherzustellen. Mit 19 Jahren heiratete Henriette Kleine in erster Ehe
den Nachfolger ihres Vaters, den Wundarzt Friedrich Wilhelm Stümpe. Bereits mit
26 Jahren war Henriette Kleine verwitwet, die drei Kinder aus dieser Verbindung
waren noch als Kleinkinder verstorben. Etwa um 1830 ließ sich in Wiedensahl der
unehelich geborene Bauernsohn Friedrich Wilhelm Busch nieder. Er hatte im
benachbarten Loccum eine Kaufmannslehre absolviert und übernahm zunächst in
Wiedensahl den Krämerladen, den er von Grund auf modernisierte. Kindheit Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 als erstes
von sieben Kindern aus der Ehe zwischen Henriette Kleine und Friedrich Wilhelm
Busch geboren. Sechs weitere Geschwister folgten in kurzem Abstand. Fanny
(1834), Gustav (1836), Adolf (1838), Otto (1841), Anna (1843) und Hermann
(1845) überlebten alle ihre Kinderzeit. Die Eltern waren strebsame, fleißige
und fromme Protestanten, die es im Laufe ihres Lebens zu einigem Wohlstand
brachten. Sie konnten es sich später erlauben, neben Wilhelm zwei weitere ihrer
Söhne studieren zu lassen. Die Bereitschaft Friedrich Wilhelm Buschs, in so
hohem Maße in die Ausbildung seiner Söhne zu investieren, führt der
Busch-Biograf Berndt W. Wessling zumindest zu einem Teil auf dessen eigene
uneheliche Abstammung zurück, die insbesondere im dörflichen Raum ein
erheblicher gesellschaftlicher Makel war. Der junge Wilhelm Busch war zwar groß gewachsen,
jedoch von eher zartem und feingliedrigem Körperbau. Jungenhaft derbe Streiche,
wie er sie später seinen Protagonisten Max und Moritz andichtete, blieben in
seiner Wiedensahler Kindheit selten. Er selbst hat sich später in seinen
autobiografischen Skizzen und Briefen als ein empfindsames, ängstliches Kind
geschildert, das die „Bangigkeit gründlich studiert“ habe und fasziniert,
mitleidig und verstört reagierte, wenn im Herbst die Haustiere geschlachtet
wurden. Das kindliche Miterleben der „schauderhaft anziehenden“ „Metamorphose
in Wurst“ prägte Wilhelm Busch so nachhaltig, dass er sich während seines
gesamten Lebens vor Schweinefleisch ekelte. Im Herbst 1841, nach der Geburt des Bruders Otto,
wurde der nunmehr neunjährige Wilhelm Busch seinem Onkel mütterlicherseits, dem
35-jährigen Pfarrer Georg Kleine in Ebergötzen, zur Erziehung anvertraut. Ein
Grund dafür war wohl neben der räumlichen Enge im kinderreichen Elternhaus auch
der Wunsch des Vaters, seinem Sohn eine bessere Erziehung zu verschaffen, als
sie die Wiedensahler Dorfschule zu bieten vermochte, wo bis zu 100 Kinder
gleichzeitig auf 66 Quadratmetern unterrichtet wurden. Die nächste von Wiedensahl
aus erreichbare weiterführende Schule lag im ca. 20 Kilometer entfernten
Bückeburg. Die Buschs hätten ihren Sohn dort als Kostgänger bei einer fremden
Familie unterbringen müssen. Pfarrer Kleine dagegen, der gerade selbst erst
Vater geworden war, verfügte in Ebergötzen über ein geräumiges Pfarrhaus und
war prädestiniert, gemeinsam mit seiner Frau Fanny Petri eine Ersatzelternrolle
wahrzunehmen. Tatsächlich erwies sich Georg Kleine als ein
verantwortungsbewusster und fürsorglicher Onkel, bei dem Wilhelm Busch in den
Jahren seiner Erfolglosigkeit immer wieder Zuflucht fand. Von seinem Onkel erhielt Wilhelm Busch
Privatunterricht, an dem auch sein neuer Freund Erich Bachmann (1832–1907)
teilnehmen durfte. Erich Bachmann war der Sohn des wohlhabendsten Müllers von
Ebergötzen und im selben Alter wie Wilhelm Busch. Die Aufenthalte in der Mühle
fanden ihren Widerhall später in den Geschichten von Max und Moritz
("ricke-racke, ricke-racke, geht die Mühle mit Geknacke ..."). Die
Freundschaft zu Erich Bachmann, die Wilhelm Busch später als die längste und
unverbrüchlichste seines Lebens bezeichnete, fand in der 1865 veröffentlichten
Geschichte von Max und Moritz ihren literarischen Nachhall. Ein kleines
Bleistiftporträt, das Wilhelm Busch im Alter von 14 Jahren von seinem Freund
zeichnete, zeigt Erich Bachmann als pausbäckigen, selbstbewussten Jungen, der
ähnlich wie der Max dieser Geschichte von derber Struktur war. Das zeitgleich
entstandene Selbstporträt Buschs weist einen Haarwirbel auf, der bei Moritz zur
kessen Tolle wurde. In welchen Fächern Georg Kleine seinen Neffen und
dessen Freund unterrichtete, ist nicht genau bekannt. Als Theologe war Georg
Kleine Altsprachler. In Mathematik erlernte Wilhelm Busch bei seinem Onkel nur
die vier Grundrechenarten. Vermutlich war der naturwissenschaftliche Unterricht
etwas umfangreicher, denn Georg Kleine war wie viele Pfarrer seiner Zeit Imker
und verfasste Aufsätze und Fachbücher über sein Hobby. Wilhelm Busch hat in
späteren Geschichten wie Die kleinen Honigdiebe (1859) oder Schnurrdiburr
oder Die Bienen (1872) sein Interesse an der Imkerei unter Beweis gestellt.
Zum Unterricht gehörte auch Zeichnen und später das Lesen von deutschen und
englischen Dichtern. Zu seinen leiblichen Eltern hatte Wilhelm Busch
während seiner Ebergötzener Jahre wenig Kontakt. Die Distanz von 165 Kilometern
zwischen Wiedensahl und Ebergötzen entsprach damals einer dreitägigen Reise mit
dem Pferdewagen. Der Vater kam zwar ein oder zwei Mal pro Jahr zu Besuch. Die
Mutter blieb wegen der Versorgung der jüngeren Kinder in Wiedensahl zurück.
Erst als Zwölfjähriger kehrte Wilhelm Busch für einen Besuch zu seiner Familie
zurück. Bei der Wiederbegegnung erkannte die Mutter ihren Sohn zunächst nicht.
Einige Biografen Buschs sehen in der frühen Entfremdung von den Eltern und vor
allem von der Mutter die Ursache für Wilhelm Buschs späteres eigenbrötlerisches
Junggesellentum. Studium Im Herbst 1846 zog Wilhelm Busch gemeinsam mit der
Familie Kleine nach Lüthorst um. Dort wurde er am 11. April 1847 konfirmiert,
und dort hielt er sich bis 1897 häufig auf, zumal sein Bruder die angrenzende
Domäne Hunnesrück verwaltete. Im September 1847 begann er ein Maschinenbaustudium
am Polytechnikum Hannover. Buschs Biografen sind sich nicht einig, aus welchem
Grund die schulische Ausbildung in diesem Moment abgebrochen wurde. Die meisten
Biografen vertreten die Ansicht, dass dies auf Wunsch des Vaters geschah, der
für seinen musisch veranlagten Sohn nicht ausreichend Verständnis gehabt habe.
Buschs Biografin Eva Weissweiler vermutet jedoch, dass auch Pfarrer Georg
Kleine an dieser Entscheidung wesentlichen Anteil hatte. Mögliche Auslöser sind
nach ihrer Ansicht Wilhelm Buschs freundschaftlicher Umgang mit dem Gastwirt
Brümmer, in dessen Gaststube politisch debattiert wurde, und Buschs mangelnde
Bereitschaft, jedes Wort der Bibel und des Katechismus zu glauben. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, den Stoff zu
bewältigen, studierte Busch fast vier Jahre am Polytechnikum in Hannover.
Wenige Monate vor Abschluss des Studiums konfrontierte er die Eltern mit dem
Wunsch, an die Kunstakademie Düsseldorf zu wechseln. Nach dem Bericht von
Buschs Neffen Hermann Nöldeke war es vor allem die Mutter, bei der er
Unterstützung fand. Der Vater gab schließlich nach, und im Juni 1851 reiste Wilhelm
Busch nach Düsseldorf, um sich dort an der Kunstakademie einzuschreiben. Zu
seiner Enttäuschung wurde der 19-jährige Wilhelm Busch dort nicht zur Klasse
der fortgeschritteneren Studenten zugelassen, sondern kam nur in vorbereitende
Klassen, der „Antikenklasse“ (Zeichnen nach der Antike) von Karl Ferdinand Sohn
und „Unterricht in der Anatomie“ bei Heinrich Mücke. Obwohl die Eltern
Studiengebühren für ein Jahr bezahlt hatten, blieb Wilhelm Busch dem Unterricht
sehr schnell zunehmend fern. Im Mai 1852 reiste Wilhelm Busch nach Antwerpen
ab, um sein Kunststudium an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten bei
Josephus Laurentius Dyckmans fortzusetzen. Seine Eltern hatte er mit dem (nicht
zutreffenden) Argument überzeugt, dass das Studium in Antwerpen weniger
verschult als in Düsseldorf sei und er dort die alten Meister studieren könne.
In Antwerpen sah er sich erstmals Gemälde von Peter Paul Rubens, Adriaen
Brouwer, David Teniers und Frans Hals an. Die Gemälde schürten bei ihm die
Begeisterung für Malerei, ließen ihn aber gleichzeitig an den eigenen
malerischen Fähigkeiten zweifeln. Schließlich brach er das Studium in Antwerpen
ab. Nach einer schweren Typhuserkrankung kehrte er 1853 mittellos nach
Wiedensahl zurück. Der von seiner Erkrankung noch schwer gezeichnete
Wilhelm Busch verbrachte die nächsten fünf Monate mit Malen und dem Sammeln von
Volksmärchen, Sagen, Liedern, Balladen, Reimen und Bruchstücken aus dem lokalen
Aberglauben. Buschs Biograf Joseph Kraus bewertet diese Sammlung als
brauchbaren Beitrag zur Volkskunde, weil Wilhelm Busch nicht nur die
Eigenheiten des Erzählers, sondern auch die Begleitumstände der Erzählsituation
festhielt. Wilhelm Busch versuchte, diese Sammlung zu publizieren, fand aber
keinen Verleger. Die Sammlung erschien erst nach seinem Tode. Sie brachte ihm
während der NS-Zeit den Ruf ein, ein „völkischer Seher“ gewesen zu sein. München Nachdem Wilhelm Busch weitere sechs Monate bei
seinem Onkel Georg Kleine in Lüthorst verbracht hatte, wollte er in München
sein Kunststudium fortsetzen. Der Wunsch führte zum Zerwürfnis mit dem Vater,
der ihn schließlich mit einer letzten Geldzahlung nach München verabschiedete.
Die Erwartungen, die Wilhelm Busch an das Kunststudium in München geknüpft
hatte, wurden nicht erfüllt. Vier Jahre lang ließ sich Wilhelm Busch scheinbar
planlos treiben. Er kehrte zwar immer wieder zu seinem Onkel nach Lüthorst
zurück, hatte aber den Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Seine Situation
erschien ihm so perspektivlos, dass er in den Jahren 1857 und 1858 erwog, nach
Brasilien auszuwandern, um dort Bienen zu züchten. Kontakte zur Münchener Kunstszene fand Wilhelm
Busch im Künstlerverein Jung München , in dem nahezu alle wichtigen
Münchener Maler zusammengeschlossen waren und für dessen Vereinszeitung er
unter anderem Karikaturen und Gebrauchstexte verfertigte. Von 1876 bis 1880 war
er Mitglied der damals schon renommierten Künstlergesellschaft Allotria. Kaspar
Braun, der die satirischen Zeitungen Münchener Bilderbogen und Fliegende
Blätter verlegte, wurde dadurch auf Busch aufmerksam und bot ihm schließlich
eine freie Mitarbeit an. Dank der Honorare war Wilhelm Busch erstmals
schuldenfrei und verfügte über ausreichende Geldmittel für seinen
Lebensunterhalt. In diese Zeit scheint auch die erste intensivere
Beziehung zu einer Frau zu fallen. Darauf weist jedenfalls eine erhalten
gebliebene Selbstkarikatur hin, die er der „Vielgeliebten in Ammerland“
widmete. Sein Werben um Anna Richter, eine 17-jährige Kaufmannstochter, die
Wilhelm Busch durch seinen Bruder Gustav kennenlernte, scheiterte 1862.
Vermutlich weigerte sich Anna Richters Vater, seine Tochter einem zu dem
Zeitpunkt noch unbekannten Künstler anzuvertrauen, der ohne regelmäßiges
Einkommen war. In die frühen Münchener Jahre fallen auch Wilhelm
Buschs Versuche als Librettist, die heute so gut wie vergessen sind. Bis 1863
schrieb er drei größere Bühnenarbeiten, von denen mit Sicherheit zwei und
möglicherweise auch die dritte von Georg Kremplsetzer vertont wurden. Weder Liebestreu
und Grausamkeit , eine romantische Oper in drei Akten noch das
Märchensingspiel Hansel und Gretel und Der Vetter auf Besuch ,
eine Art Opera buffa, waren sonderlich erfolgreich. Bei der Inszenierung von Der
Vetter auf Besuch kam es zu Streitigkeiten zwischen Busch und Kremplsetzer,
so dass Busch seinen Namen als Autor zurückzog und das Stück auf dem
Theaterzettel nur noch als Singspiel von Georg Kremplsetzer geführt
wurde. Max und Moritz Zwischen 1860 und 1863 verfasste Wilhelm Busch
über hundert Beiträge für den Münchener Bilderbogen und die Fliegenden
Blätter . Die Abhängigkeit vom Verleger Kaspar Braun fand Busch zunehmend
beengend, sodass er sich mit Heinrich Richter, dem Sohn des sächsischen Malers
Ludwig Richter, einen neuen Verleger suchte. In Heinrich Richters Verlag waren
bislang nur Werke von Ludwig Richter sowie Kinderbücher und religiöse
Erbauungsliteratur erschienen. Wilhelm Busch war sich dieser Tatsache
möglicherweise nicht bewusst, als er mit Heinrich Richter die Publikation eines
Bilderbuchs vereinbarte. Die Themenwahl war Wilhelm Busch freigestellt, seine
vier vorgeschlagenen Bildergeschichten stießen jedoch bei Heinrich Richter auf
Vorbehalte. Die Bedenken Heinrich Richters waren berechtigt, die 1864
erschienenen Bilderpossen erwiesen sich als Misserfolg. Vermutlich als Wiedergutmachung für den erlittenen
finanziellen Verlust bot Wilhelm Busch seinem Dresdner Verleger das Manuskript
von Max und Moritz an und verzichtete dabei auf jegliche
Honorarforderungen. Heinrich Richter lehnte das Manuskript allerdings wegen
mangelnder Verkaufsaussichten ab. Schließlich erwarb Buschs alter Verleger
Kaspar Braun für eine einmalige Zahlung von 1000 Gulden die Rechte an der
Bildergeschichte. Dies entsprach etwa zwei Jahreslöhnen eines Handwerkers und
war für Wilhelm Busch eine stolze Summe. Für Kaspar Braun sollte sich das
Geschäft als verlegerischer Glücksgriff erweisen. Der Verkauf von Max und Moritz verlief zunächst
sehr schleppend. Erst ab der zweiten Auflage 1868 verbesserten sich die
Verkaufszahlen, und in Buschs Todesjahr 1908 zählte man bereits die 56. Auflage
und mehr als 430.000 verkaufte Exemplare. Von der Kritik blieb das Werk
zunächst unbeachtet. Erst nach 1870 kritisierten es die Pädagogen der
Bismarckzeit als frivoles Werk mit jugendgefährdender Wirkung. Frankfurt am Main Mit zunehmendem wirtschaftlichen Erfolg kehrte
Wilhelm Busch immer häufiger nach Wiedensahl zurück. In München lebten nur noch
wenige seiner Bekannten, der Künstlerverein hatte sich zwischenzeitlich
aufgelöst.Schließlich gab Wilhelm Busch seinen Wohnsitz in München auf. Im Juni
1867 besuchte Wilhelm Busch erstmals seinen Bruder Otto in Frankfurt am Main,
wo dieser als Hauslehrer der wohlhabenden Bankiers- und Industriellenfamilie
Keßler angestellt war. Busch schloss schnell Freundschaft mit der Hausherrin Johanna
Keßler. Die siebenfache Mutter war in Frankfurt eine einflussreiche Kunst- und
Musikmäzenin, die in ihrer Villa an der Bockenheimer Landstraße regelmäßig
einen Salon veranstaltete, in dem Maler, Musiker und Philosophen verkehrten. In
Wilhelm Busch glaubte sie einen großen Maler zu entdecken, und Anton Burger,
der führende Maler der Kronberger Malerkolonie, unterstützte sie in dieser
Einschätzung. Während sie Wilhelm Buschs humoristischen Zeichnungen nicht viel
abgewinnen konnte, wollte sie seine Malerkarriere fördern. Sie richtete ihm
zunächst eine Wohnung und ein Atelier in ihrer Villa ein. Später nahm sich
Wilhelm Busch in der Nähe der Keßlerschen Villa eine eigene Wohnung, in der
eine Haushälterin der Familie Keßler regelmäßig nach dem Rechten sah. Von der
Unterstützung und Bewunderung Johanna Keßlers motiviert, gelten die Frankfurter
Jahre als der Zeitraum, in dem Wilhelm Busch malerisch am produktivsten war.
Sie zählen auch zu den geistig angeregtesten, da er sich durch seinen Bruder
intensiver mit dem Werk Arthur Schopenhauers auseinandersetzte und durch
Johanna Keßler am kulturellen Leben Frankfurts teilnahm. Wilhelm Busch ließ sich nicht dauerhaft in
Frankfurt am Main nieder. Gegen Ende der 1860er Jahre pendelte er ständig
zwischen Frankfurt, Wiedensahl, Lüthorst und Wolfenbüttel, wo sein Bruder
Gustav lebte. Die Verbindung zu Johanna Keßler währte fünf Jahre. Nach seiner
Rückkehr nach Wiedensahl im Jahre 1872 blieb es zunächst bei einer
Brieffreundschaft, die zwischen 1877 und 1891 völlig einschlief. Erst 1891 kam
es auf Initiative der Keßlerschen Töchter wieder zu einem Kontakt zwischen
Wilhelm Busch und der mittlerweile verwitweten Johanna Keßler. „Der heilige Antonius von
Padua“ und „Die fromme Helene“ In die Frankfurter Jahre fällt die Veröffentlichung
von drei in sich geschlossenen Bildergeschichten, die teilweise oder ganz von
Buschs antiklerikaler Einstellung bestimmt waren und in Deutschland vor dem
Hintergrund des Kulturkampfs schnell weite Verbreitung fanden. Wilhelm Busch
begriff seine Geschichten in der Regel nicht als eine Stellungnahme zu Fragen
des politischen Tagesgeschehens. In ihrer satirischen Überzeichnung von
Frömmelei, Aberglauben und spießiger Doppelmoral gehen zumindest zwei der
Bildergeschichten weit über den konkreten historischen Kontext hinaus. Die
dritte Bildergeschichte, Pater Filucius , hat einen stärkeren Zeitbezug
und wurde von Wilhelm Busch selbstkritisch als eine „allegorische
Eintagsfliege“ bezeichnet. In Der heilige Antonius von Padua wendet
sich Wilhelm Busch gegen das Heiligenbild der katholischen Kirche. Die
Bildergeschichte erschien zu dem Zeitpunkt, zu dem Pius IX. die Dogmen der
päpstlichen Unfehlbarkeit verkündete, an denen sich die protestantische Welt
außerordentlich rieb. Der Verlag Moritz Schauenburg, der den Heiligen
Antonius herausbrachte, wurde wegen anderer Veröffentlichungen besonders
streng von der Zensur überwacht. Die Veröffentlichung von Buschs neuer
Bildergeschichte nahm die Staatsanwaltschaft in Offenburg zum Anlass, den
Verleger Moritz Schauenburg am 8. Juli 1870 wegen „Herabwürdigung der Religion
und Erregung öffentlichen Ärgernisses durch unzüchtige Schriften“ anzuklagen,
was Wilhelm Busch sehr traf. Anstoß erregten insbesondere Szenen, in denen der
Teufel in Form einer leicht geschürzten Balletteuse Antonius zu verführen sucht
und Antonius gemeinsam mit einem Schwein im Himmel aufgenommen wird. Der
heilige Antonius von Padua wurde beschlagnahmt. Doch am 27. März 1871
sprach das Gericht in Offenburg den Verleger frei. In Österreich hingegen blieb
das Werk bis 1902 verboten. Moritz Schauenburg lehnte die Veröffentlichung der
nächsten Bildergeschichte ab, da er weitere Anklagen befürchtete. Die fromme
Helene wurde stattdessen von Otto Friedrich Bassermann herausgebracht, den
Wilhelm Busch aus seiner Münchener Zeit kannte. In der frommen Helene ,
die sehr bald auch in anderen europäischen Sprachen erschien, beleuchtet
Wilhelm Busch satirisch religiöse Heuchelei und zwielichtige Bürgermoral: Ein
guter Mensch gibt gerne acht, Ob
auch der andre was Böses macht; Und
strebt durch häufige Belehrung Nach
seiner Beß’rung und Bekehrung Viele Einzelheiten der frommen Helene
lassen Kritik am Lebenskonzept der Familie Keßler erkennen. Johanna Keßler war
mit einem deutlich älteren Mann verheiratet und ließ ihre Kinder von
Gouvernanten und Hauslehrern großziehen, während sie eine aktive Rolle im
Frankfurter Gesellschaftsleben spielte. Einzelszene aus Die fromme
Helene Schweigen
will ich vom Theater Wie
von da, des Abends spät, Schöne
Mutter, alter Vater Arm
in Arm nach Hause geht Zwar
man zeuget viele Kinder, Doch
man denket nichts dabei. Und
die Kinder werden Sünder, Wenn’s
den Eltern einerlei. Auch die Heirat der deutlich gealterten Helene mit
dem reichen G. I. C. Schmöck scheint eine Anspielung auf Johanna Keßlers
Mann zu sein, der seinen Namen zu J. D. H. Keßler abkürzte. Nach Meinung
der Busch-Biografin Eva Weissweiler leitet sich Schmöck von Schmock ab, einem
jiddischen Schimpfwort, das „Dummkopf“ oder „Trottel“ bedeutet. Johanna Keßler
wird auch diese Anspielung verstanden haben, denn ihr Mann war an Kunst und
Kultur gänzlich uninteressiert. Zwei Szenen aus Monsieur
Jacques à Paris während der Belagerung von 1870 Im zweiten Teil der frommen Helene greift
Wilhelm Busch das katholische Pilgerwesen an. Begleitet von ihrem Vetter Franz,
einem katholischen Priester, geht die bis dahin kinderlose Helene auf
Wallfahrt. Die Wallfahrt zeigt Erfolg; nach gebührender Zeit bringt Helene
Zwillinge zur Welt, deren Ähnlichkeit mit ihrem Erzeuger dem Leser deutlich
macht, dass nicht Schmöck, sondern Vetter Franz der Vater ist. Vetter Franz
findet jedoch ein vorzeitiges Ende, da er wegen seines Interesses am weiblichen
Küchenpersonal vom eifersüchtigen Kammerdiener Jean erschlagen wird. Der
mittlerweile verwitweten Helene bleiben nur Rosenkranz, Gebetbuch und Alkohol
als Lebenstrost. Ihr Ende findet sie, als sie betrunken in eine brennende
Petroleumlampe stürzt. Nach Helenes tragikomischem Ende formuliert der Spießer
Nolte einen Moralsatz, der vielfach als treffende Zusammenfassung
schopenhauerischer Weisheit ausgelegt wird: Das
Gute – dieser Satz steht fest – Ist
stets das Böse, was man läßt! Pater Filucius ist die einzige Bildergeschichte im Gesamtwerk, die auf
eine Anregung des Verlegers zurückgeht. Sie gilt unter den drei antiklerikalen
Bildergeschichten als die schwächste. Die Geschichte, die sich gegen den
umstrittenen Jesuitenorden richtet, zielte nach dem Erfolg des heiligen
Antonius und der frommen Helene erneut auf eine antikatholische
Käuferschaft ab. Im Werk Wilhelm Buschs gibt es nur einige wenige
weitere Versgeschichten, die sich auf aktuelle Ereignisse beziehen. Zu diesen
Ausnahmen zählt Monsieur Jacques à Paris während der Belagerung von 1870 .
Die Busch-Biografin Manuela Diers bezeichnet diese Bildergeschichte als ein
„geschmackloses Werk, das antifranzösische Affekte bedient und sich über die
Not der Franzosen in ihrer von den preußischen Truppen belagerten Hauptstadt
lustig macht“. Es zeigt einen zunehmend verzweifelten französischen Bürger, der
während der deutschen Belagerung von Paris in seiner Not zunächst eine Maus als
„häusliches Wildbret“ verzehrt, dann den Schwanz seines Hundes amputiert, um
ihn zu kochen, und schließlich eine „Explosionspille“ erfindet, die erst seinen
Hund und dann zwei seiner Mitbürger das Leben kostet. Eva Weissweiler weist
allerdings darauf hin, dass Wilhelm Busch in seinen Geschichten nach allen
Seiten ironische Hiebe austeilte. Mit Eginhard und Emma (1864), einer
fiktiven Familienepisode aus dem Leben Karls des Großen, machte er den
enthusiastischen Ruf nach einem Deutschen Reich auf den Fundamenten des
Heiligen Römischen Reichs und den höfischen Katholizismus lächerlich; in Der
Geburtstag oder die Partikularisten ironisierte er die fanatisch
antipreußische Gesinnung seiner hannoverschen Landsleute. Kritik des Herzens Mit dem Wegzug von Frankfurt verzichtete Wilhelm
Busch für eine Weile darauf, weitere Bildgeschichten zu zeichnen, und widmete
sich überwiegend seinem ersten rein literarischen Text, der Gedichtsammlung Kritik
des Herzens . Mit seinen Gedichten wollte er sich seiner Leserschaft als
neuer, ernsthafter Wilhelm Busch zeigen. Die zeitgenössische Kritik reagierte
auf die 81 Gedichte überwiegend verständnislos bis vernichtend. Selbst sein
langjähriger Freund Paul Lindau fand es schwer, die Sammlung schönzureden, und
nannte sie vorsichtig „sehr ernsthafte, tief empfundene, reizende Gedichte“.
Seine Leserschaft reagierte dagegen verstört bis aufgebracht auf die Gedichte,
die häufig Ehe und Sexualität thematisierten. Buschs treibende Kraft zur Erschaffung dieses
Werks war die Eigenliebe und die Lust an der Selbstbespiegelung und nicht nur
das Streben nach Ruhm, Ehre und Sonstigem. Sein damaliger Verlagsvertreter
Bassermann schrieb Busch: „Die Kritik des Herzens scheint einen wahren Sturm in
der Presse zu erregen.“ Dennoch gab es nur wenige positive Rezensionen. Dass
dieses Werk keinen Erfolg hatte, lag zumeist daran, dass es den damaligen
Lyrik-Vorstellungen nicht entsprach. Busch sagte über das Werk Kritik des Herzens :
„In kleinen Variationen über ein bedeutendes Thema
sollen diese Gedichte ein Zeugnis meines und unseres bösen Herzens ablegen.“ Das Bild des Mann’s in
nackter Jugendkraft Das
Bild des Mann’s in nackter Jugendkraft So
stolz in Ruhe und bewegt so edel, Wohl
ist’s ein Anblick, der Bewunderung schafft; Drum
Licht herbei! Und merke dir’s, o Schädel! Jedoch
ein Weib, ein unverhülltes Weib – Da
wird dir’s doch ganz anders, alter Junge. Bewundrung
zieht sich durch den ganzen Leib Und
greift mit Wonneschreck an Herz und Lunge. Und
plötzlich jagt das losgelaßne Blut Durch
alle Gassen, wie die Feuerreiter. Der
ganze Kerl ist eine helle Glut; Er
sieht nichts mehr und tappt nur noch so weiter. Sahst du das wunderbare
Bild von Brouwer? Die Operation am Rücken von
Adriaen Brouwer , Städel-Museum Sahst
du das wunderbare Bild von Brouwer? Es
zieht dich an wie ein Magnet. Du
lächelst wohl, derweil ein Schreckensschauer Durch
deine Wirbelsäule geht. Ein
kühler Doktor öffnet einem Manne Die
Schwäre hinten im Genick; Daneben
steht ein Weib mit einer Kanne, Vertieft
in dieses Mißgeschick. Ja,
alter Freund, wir haben unsre Schwäre Meist
hinten. Und voll Seelenruh Drückt
sie ein andrer auf. Es rinnt die Zähre, Und
fremde Leute sehen zu. Eva Weissweiler schließt nicht aus, dass eine
zunehmende Alkoholsucht Busch daran hinderte, sich mit seinem Werk
selbstkritisch auseinanderzusetzen. Er schien sich jedoch seines Problems
bewusst zu sein. Einladungen zu Feiern, bei denen Alkohol getrunken wurde,
schlug Wilhelm Busch zunehmend aus. Wein ließ er sich von Otto Bassermann nach
Wiedensahl schicken, damit in seiner unmittelbaren Umgebung seine Sucht
möglichst unentdeckt bliebe. Auch auf seinen Bildern zeigte er immer häufiger
Trinker. Alkohol war nicht seine einzige Sucht. 1874 zeigte Wilhelm Busch, der
ein starker Raucher war, Symptome einer schweren Nikotinvergiftung. Briefwechsel mit Marie
Anderson Im Januar 1875 nahm die niederländische
Schriftstellerin Marie Anderson brieflichen Kontakt zu Wilhelm Busch auf. Sie
gehörte zu den wenigen, die sich lobend über Kritik des Herzens
äußerten, und plante außerdem, das Buch für eine niederländische Zeitung zu
rezensieren. Wilhelm Busch reagierte euphorisch auf ihren Brief; zwischen
Januar und Oktober 1875 wechselten sie über fünfzig Briefe. Die Briefe Marie
Andersons sind bis auf einen nicht erhalten. Nur Buschs Briefe, die sich an sie
richten, sind in Abschriften erhalten. Marie Anderson scheint eine unermüdliche
Fragerin gewesen zu sein, die Wilhelm Busch motivierte, sich zu Fragen der
Philosophie, Religion und Moral zu äußern. An
Frau Marie Anderson, Wiesbaden (Wiedensahl(Hannover), den 20. Jan. 1875) Ihr
Urtheil, gnädige Frau, ist mir äußerst schmeichelhaft gewesen. Dem kleinen
Buche*, welches vielfach mit einer gewissen sittlichen Entrüstung zurück gewiesen
wurde, wird es hoffentlich wohl thun, daß eine Dame so freundlich ihre Hand
darauf gelegt. – Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausßerordentlichen
Hochachtung. * Kritik des Herzens Im Laufe der Zeit verändert sich auch die Anrede
und die Verabschiedungsform von Busch. Aus dem anfänglichen „Geehrte Frau
Anderson!“ und „Freundlichen Gruß! W. Busch“ wurde in dem Brief Wiedensahl, 25.
Juli 1875: Liebe
Mary! […] Mit tausend Grüßen Ihr W. Busch. Auch wenn Busch auf Reisen war, teilte er Frau
Marie Anderson immer seine neue Adresse mit, so dass sie immer in Kontakt
bleiben konnten. Am 29. August 1875 schrieb Busch an Marie Anderson aus
Wiedensahl: Obgleich ich Vivisectionen nicht liebe, so werd ich doch stets
freundlich an Sie gedenken. Im Oktober 1875 kam es in Mainz zu einer
mehrstündigen Begegnung zwischen den beiden. Nach dem Ausflug kehrte Wilhelm
Busch in „fürchterlicher Stimmung“ zu seinem Verleger Otto Friedrich Bassermann
nach Heidelberg zurück. Aus dessen Erinnerungen ist überliefert, dass mehrere
Familienmitglieder die Ursache für Buschs auffälliges Verhalten in einer
missglückten Brautschau vermuteten. Es gibt tatsächlich keine Hinweise darauf,
dass Wilhelm Busch nach dem Kontakt mit Marie Anderson noch eine nähere
Beziehung mit einer Frau anstrebte. Der Briefwechsel wurde danach noch eine Zeit lang
mit deutlicher Reserve und größer werdenden Zeitabständen fortgesetzt und
endete nach drei Jahren ganz. Abenteuer eines
Junggesellen Trotz der Schaffenspause nach dem Wegzug von
Frankfurt gehören die 1870er Jahre zu Wilhelm Buschs produktivsten Jahren. 1874
veröffentlichte er Dideldum! eine Sammlung kurzer Bildgeschichten. Ab
1875 erschien seine Knopp-Trilogie. Abenteuer eines Junggesellen war der
erste Teil, deren Fortsetzungen als Herr und Frau Knopp 1876 und Julchen
1877 erschienen. Erstmals ist hier der Bürger nicht Opfer handlungsstarker
Plagegeister, wie es in Max und Moritz oder Hans Huckebein, der
Unglücksrabe der Fall war, sondern durchgängig die handelnde Hauptperson.
Gänzlich unpathetisch lässt er seinen Helden Tobias Knopp die eigene
Vergänglichkeit gewahr werden: Rosen,
Tanten, Basen, Nelken Sind
genötigt zu verwelken; Ach
– und endlich auch durch mich Macht
man einen dicken Strich Um der Leere seines Daseins zu begegnen, geht
Tobias Knopp im ersten Teil der Trilogie auf Brautschau und besucht seine alten
Freunde, die er durchgängig in wenig beneidenswerten ehelichen Verhältnissen
vorfindet. Da ihn auch das Beispiel des einsam lebenden Eremiten nicht
überzeugt, macht er, nach Hause zurückgekehrt, kurzerhand seiner Haushälterin
einen Heiratsantrag, der nach Meinung von Buschs Biografen Joseph Kraus der
kürzeste der deutschen Literaturgeschichte ist: Mädchen,
– spricht er – sag mir ob – Und
sie lächelt: Ja, Herr Knopp! In der Darstellung der „ehelichen Lustbarkeiten“
ging Wilhelm Busch bis an die Grenze dessen, was bei einer im Buchhandel des
19. Jahrhunderts frei verkäuflichen Veröffentlichung möglich war. Lebensinhalt
der beiden wird schließlich Tochter Julchen. Und nachdem Tobias Knopp ein zufriedenes
Eheleben lang von einer Mahlzeit zur anderen duselt und schließlich auch seine
Tochter verheiratet hat, wird sein Leben wieder gänzlich bedeutungslos. Knopp
der hat hienieden nun Eigentlich
nichts mehr zu tun. – Er
hat seinen Zweck erfüllt. – Runzlich
wird sein Lebensbild. – Aus Die Haarbeutel . Der
Betrunkene („Die ängstliche Nacht“) :
„Wie er erwacht, das sieht man hier: / Ein jedes Haar ein
Pfropfenziehr“ Nach Ansicht von Buschs Biografen Berndt W.
Wessling schrieb sich Wilhelm Busch mit seiner Knopp-Trilogie die Lust auf eine
Ehe vom Leib. Seine Haushälterin fand er in seiner Schwester Fanny. An Marie
Anderson schrieb er: „Ich werde nie heiraten … Bei meiner Schwester habe ich es
nun auch gut.“ Bis zum Tod von Fannys Mann, Pastor Hermann Nöldeke,
lebte er gemeinsam mit Fannys Familie im Pfarrhaus. Nach dem Tod seines
Schwagers 1879 ließ er das Pfarrwitwenhaus nach seinen Vorstellungen umbauen.
Dort führte ihm die Schwester den Haushalt, und er vertrat an seinen drei
minderjährigen Neffen die Vaterstelle. Seine Schwester hätte es vorgezogen,
wegen der Ausbildung ihrer Söhne in einer städtischeren Umgebung zu leben. Nach
den Erinnerungen seines Neffen Adolf Nöldeke knüpfte Wilhelm Busch seine Sorge
für die Familie jedoch an einen Verbleib in Wiedensahl. Das Zusammenleben mit Wilhelm Busch bot Fanny
Nöldeke und ihren drei Söhnen nicht die Idylle der Knoppschen Ehe. Insbesondere
die Jahre um 1880 waren für Wilhelm Busch eine Zeit der körperlichen und
seelischen Krisen. Wilhelm Busch ertrug keinen Besuch, so dass Fanny Nöldeke
allen Kontakt zum Dorf abbrechen musste. Freunde wie Otto Friedrich Bassermann,
Franz von Lenbach, Hermann Levi oder Wilhelm von Kaulbach lud er nicht nach
Wiedensahl ein, sondern traf sie in Kassel oder Hannover. Obwohl Busch längst
ein wohlhabender Mann war, musste Fanny Nöldeke den Haushalt ohne Hilfe
bewältigen.[90] Widersetzte sich seine Schwester seinen Wünschen,
geriet er in Rage. Nach wie vor war Wilhelm Busch alkoholsüchtig. Seine 1878
erschienene Bildergeschichte Die Haarbeutel thematisiert in neun
Einzelepisoden, wie sich Mensch und Tier betrinken. Nur vordergründig komisch
und harmlos, ist es aus Sicht der Busch-Biografin Eva Weissweiler eine bittere
Studie über die Sucht und den durch sie hervorgerufenen Zustand des Wahns. Ab 1873 kehrte Wilhelm Busch mehrmals nach München
zurück und nahm intensiv am Leben der Münchner Künstlergesellschaft teil. Es
war sein Versuch, sich nicht zu sehr ins provinzielle Leben zurückzuziehen. In
einem letzten Versuch, sich als ernsthafter Maler zu etablieren, unterhielt er
ab 1877 in München sogar ein Atelier. Seine Aufenthalte in München beendete er
1881 abrupt, nachdem er während eines gemeinsamen Varietébesuchs mit der
Familie von Lenbach in stark angetrunkenem Zustand die Veranstaltung pöbelnd
unterbrochen und beim anschließenden geselligen Beisammensein eine Szene
gemacht hatte. Was mich betrifft Am Ende von Buschs Laufbahn als Zeichner von
Bildergeschichten entstanden die beiden Werke Balduin Bählamm, der
verhinderte Dichter (1883) und Maler Klecksel (1884), die beide
künstlerisches Scheitern thematisieren und somit gleichsam ein Selbstkommentar
sind. Beide Geschichten haben jeweils eine einleitende Vorrede, die nach
Ansicht des Busch-Biografen Joseph Kraus beide Bravourstücke der komischen
Lyrik sind. Während in Balduin Bählamm der bürgerliche Hobby-Dichter und der
Münchener Dichterkreis Die Krokodile mit seinen Hauptvertretern Emanuel
Geibel, Paul von Heyse und Adolf Wilbrandt verspottet werden, zielt Maler
Klecksel vor allem auf den bürgerlichen Kunstkenner ab, dessen Schlüssel
zur Kunst vor allem der Preis des Werks ist. Einleitung zum zweiten Kapitel von
Balduin Bählamm Mit
scharfem Blick nach Kennerweise Seh
ich zunächst mal nach dem Preise, Und
bei genauerer Betrachtung Steigt
mit dem Preise auch die Achtung. Ich
blicke durch die hohle Hand, Ich
blinzle, nicke: 'Ah, scharmant!' Das
Kolorit, die Pinselführung, Die
Farbentöne, die Gruppierung, Dies
Lüster, diese Harmonie, Ein
Meisterwerk der Phantasie. 1886 erschien die erste Biografie über Wilhelm
Busch im deutschen Buchhandel. Der Verfasser Eduard Daelen, ein Maler und
Schriftsteller, war als vehementer Anti-Katholik der Ansicht, in Wilhelm Busch
einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Als Über Wilhelm Busch und seine
Bedeutung erschien, waren sowohl Busch als auch sein Freundeskreis peinlich
berührt. In der skurrilen Laudatio setzte Eduard Daelen Wilhelm Busch mit
Größen wie Leonardo da Vinci, Peter Paul Rubens und Gottfried Wilhelm Leibniz
gleich und zitierte unkritisch aus einem unverbindlichen Briefwechsel mit
Busch. Den Literaturwissenschaftler Friedrich Theodor Vischer, der in seinem
Aufsatz „Über neuere deutsche Karikatur“ neben einer respektvollen Würdigung
Buschs auch einige kritische Anmerkungen traf, griff Daelen in seitenlangen
Tiraden als „Literaturbonzen“ an und unterstellte ihm den „Eunuchenneid des
vertrockneten Philisters“. Auf Daelens biografischen Versuch antwortete als
einer der Ersten der Literaturhistoriker Johannes Proelß. Sein Essay, der in
der Frankfurter Zeitung erschien, enthielt eine Reihe falscher biografischer
Daten und war für Wilhelm Busch der Anlass, sich in derselben Zeitung zu seiner
Person zu äußern. Die zwei Zeitungsartikel, die im Oktober und
Dezember 1886 unter dem Titel Was mich betrifft erschienen, teilen dem
Leser nur das Dürftigste mit. Busch deutete immerhin an, dass er zahlreiche
dunkle Stunden durchlebe: „Es kommt die stille, einsame, dunkle Nacht. Da
geht’s um in der Gehirnkapsel und spukt durch alle Gebeine, und du wirfst dich
von dem heißen Zipfel deines Kopfkissens auf den kalten und her und hin, bis
dir der Lärm des aufdämmernden Morgens wie ein musikalischer Genuß erscheint.“
Analytiker lesen aus Buschs autobiografischen Essays eine tiefgehende
Identitätskrise heraus.[ Busch revidierte seine selbstbiografischen
Äußerungen in den kommenden Jahren immer wieder. Die letzte Fassung, die unter
dem Titel Von mir über mich erschien, enthält weniger biografische
Informationen als die Erstfassung Was mich betrifft und lässt auch die
Anzeichen von Bitterkeit und Belustigung über sich selbst vermissen, die in Was
mich betrifft noch zu erkennen waren. Die letzten Jahre Das Prosastück Eduards Traum erschien 1891.
Der Text weist keinen eigentlichen Handlungsstrang auf, sondern besteht aus vielen
kleinen ineinander geschachtelten Episoden. Die Urteile über diese Erzählung
gehen weit auseinander. Joseph Kraus sieht in dieser Erzählung den eigentlichen
Höhepunkt des Lebenswerks Wilhelm Buschs, die Busch-Neffen hielten es für eine
Perle der Weltliteratur, und die Herausgeber der Kritischen Gesamtausgabe
konstatieren eine Erzählweise, die keine Entsprechung in der Literatur seiner
Zeit habe. Eva Weissweiler sieht in der Erzählung dagegen den vergeblichen
Versuch Wilhelm Buschs, sich im Genre der Novelle zu bewähren, und meint, dass
die polemischen Seitenhiebe gegen alles, was ihn jemals ärgerte und kränkte,
seelische Abgründe freilegen, die seine Bildergeschichten nur erahnen lassen.
Die 1895 erschienene Erzählung Der Schmetterling parodiert Themen und
(Märchen-)Motive der deutschen Romantik und verspottet deren frommen
Geschichtsoptimismus aus Buschs illusionslosem, an Schopenhauer und Charles
Darwin orientiertem Menschenbild heraus. Der Text ist im Vergleich zu Eduards
Traum stringenter in der Erzählweise, fand jedoch ebenso wie dieser kaum
eine Leserschaft, weil er so wenig zum Gesamtwerk von Busch zu passen schien. 1896 gab Wilhelm Busch das Malen endgültig auf und
trat gegen eine Abfindung von 50.000 Mark alle Rechte an seinen
Veröffentlichungen an den Verlag Bassermann ab. Busch fühlte sich alt, weil er
zum Schreiben und Malen eine Brille benötigte und ihm die Hände leicht
zitterten. Auch seine Schwester Fanny Nöldeke fühlte sich nicht mehr so rüstig,
sodass er 1898 gemeinsam mit ihr dem Angebot seines Neffen Otto folgte, in
dessen großes Pfarrhaus in Mechtshausen umzuziehen. Für Busch war es der
Rückzug auf das Altenteil. Wilhelm Busch las Biografien, Romane und Erzählungen
auf Deutsch, Englisch und Französisch. Er ordnete seine Werke, schrieb Briefe
und Gedichte. Die meisten der Gedichte der Sammlungen Schein und Sein
und Zu guter Letzt entstanden 1899. Die Jahre danach verliefen
ereignislos. Anfang Januar 1908 erkrankte er an Halsschmerzen,
der Arzt konstatierte außerdem eine Herzschwäche. In der Nacht vom 8. auf den
9. Januar 1908 schlief Busch so unruhig, dass ihm nur Kampfer und ein paar
Tropfen Morphium für ein paar Stunden Ruhe brachten. Noch bevor der Arzt kam,
den Otto Nöldeke in den Morgenstunden rief, war Wilhelm Busch entschlafen. Dichten, Schreiben,
Zeichnen Die Schaffensperioden Buschs Biograf Joseph Kraus teilt das Werk Wilhelm
Buschs in drei Schaffensperioden ein. Er weist allerdings darauf hin, dass es
sich hierbei um eine Vereinfachung handelt, da in jeder dieser Perioden auch Werke
auftauchen, die ihrer Art nach in eine spätere oder frühere Periode fallen.
Allen drei Schaffensperioden ist Buschs Fixierung auf Formen des deutschen
kleinbürgerlichen Lebens gemeinsam. Seine Bauernfiguren sind Personen bar jeder
Feinfühligkeit, und noch seine letzte Prosaskizze zeigt das Dorfleben in
unsentimentaler Drastik. Die Jahre 1858 bis 1865 sind die Jahre, in denen
Wilhelm Busch primär für die Fliegenden Blätter und den Münchener
Bilderbogen arbeitete. Die Schaffensperiode von 1866 bis 1884 ist vor allem
von den großen Bildergeschichten wie der frommen Helene geprägt. Buschs
Bildergeschichten sind das Gegenteil jener Repräsentationskultur, die die
Gründerzeit prägte. Es sind Lebensläufe in absteigender Linie wie die vom Maler
Klecksel , der als hoffnungsvoller Musensohn beginnt und als Schimmelwirt
endet. Andere Geschichten handeln von Kindern und Tieren, die nichts Gutes
versprechen, oder es sind Farcen, die lächerlich machen, was sich selber groß
und bedeutend vorkommt. Die frühen Bildergeschichten folgen anscheinend dem
Schema der Kinderbücher der klassischen Aufklärungspädagogik, zu deren
bekanntesten Beispielen Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter zählt. Diese
Kinderliteratur zielte darauf ab, Kindern die „verheerenden Folgen bösen
Verhaltens“ zu demonstrieren. Die pädagogische Quintessenz der
Bildergeschichten Buschs ist jedoch häufig nicht mehr als eine leere Form oder
eine philiströse Banalität und führt die moralische Nutzanwendung ad absurdum.
Wilhelm Busch maß den Bildergeschichten, die ihn zu einem wohlhabenden Mann
machten, keinen künstlerischen Wert bei: „Ich betrachte meine Sachen als das,
was sie sind, als Nürnberger Tand, als Schnurrpfeifereien, deren Wert nicht in
ihrem künstlerischen Gehalt, sondern in der Nachfrage des Publikums zu suchen
ist …“ schrieb er in einem Brief an Heinrich Richter. Von 1885 bis zum Todesjahr 1908 dominieren im Werk
Wilhelm Buschs Prosa und Gedichte. Der Schmetterling , ein 1895
veröffentlichter Prosatext, wird allgemein als autobiografischer Rechenschaftsbericht
verstanden. Peters Verzauberung durch die Hexe Lucinde, als deren Sklaven er
sich bezeichnet, könnte eine Anspielung auf Johanna Keßler sein. Und wie Peter
kehrt auch Wilhelm Busch an den Geburtsort zurück. Sie entspricht dem Muster
der romantischen Reiseerzählung, wie sie Ludwig Tieck mit Franz Sternbalds
Wanderungen begründet hat, und Wilhelm Busch spielt virtuos mit den
überlieferten Formen, Motiven, Bildern und Topoi dieser Erzählform. Technik Der Verleger Kaspar Braun, der Wilhelm Busch mit
den ersten Illustrationen beauftragte, hatte in jungen Jahren in Deutschland
die erste Werkstatt gegründet, die mit Holzstich arbeitete. Diese Methode des
Hochdruckverfahrens war gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem englischen
Grafiker Thomas Bewick entwickelt worden und wurde im Verlauf des 19.
Jahrhunderts zur meistverwendeten Reproduktionstechnik für Illustrationen.
Wilhelm Busch hat stets betont, dass er zuerst die Zeichnungen anfertigte und
dann die Verse dazu. Erhalten gebliebene Vorzeichnungen zeigen dicht
nebeneinander Zeilennotizen, Bildideen, Bewegungs- und Physiognomiestudien.
Die Vorzeichnung wurde dann von Busch mit Hilfe eines Bleistifts auf grundierte
Platten von Hirn- oder Kernholz aus Harthölzern übertragen. Die Arbeit war
schwierig, weil nicht nur die Güte der eigenen Übertragungsleistung das
Ergebnis beeinflusste, sondern auch die Güte des hölzernen Druckstocks. Jeder
Szene der Bildergeschichte entsprach ein bezeichneter Buchsbaumstock. Alles,
was auf dem späteren Druck weiß bleiben sollte, wurde von Facharbeitern mit
Sticheln aus der Platte gestochen. Der Holzstich erlaubt eine feinere
Differenzierung als der Holzschnitt, und die möglichen Tonwerte reichen fast an
Tiefdruckverfahren wie Kupferstich heran. Nicht immer war die Umsetzung durch
den Holzstecher jedoch adäquat zur Vorzeichnung, und Wilhelm Busch ließ
einzelne Platten nacharbeiten oder gar neu anfertigen. Die grafische Technik
des Holzstichs ließ bei all ihren Möglichkeiten keine feine Linienführung zu.
Dies ist der Grund, warum vor allem in den Bildergeschichten bis Mitte der
1870er Jahre bei Buschs Zeichnungen die Konturen so stark in den Vordergrund
treten, was den Buschschen Figuren ein spezifisches Charakteristikum verleiht. Ab Mitte der 1870er Jahre wurden Wilhelm Buschs
Zeichnungen mit Hilfe der Zinkografie gedruckt. Bei dieser Technik bestand
keine Gefahr mehr, dass ein Holzstecher den Charakter seiner Zeichnungen
veränderte. Die Originale wurden fotografiert und auf eine lichtempfindliche
Zinkplatte übertragen. Nach wie vor brauchte dieses Verfahren einen eindeutigen
Tuschstrich, es war aber deutlich schneller, und die Bildergeschichten haben
beginnend mit Herr und Frau Knopp mehr den Charakter einer freien
Federzeichnung. Sprache Wilhelm Buschs Zeichnungen werden durch die
treffsicheren Verse in ihrer Wirkung erhöht. Kennzeichnend für die
Bildergeschichte sind humorvolle Überraschungen und sprachliche Kühnheiten,
z. B. Reime, die in unerwarteter Weise die Silbentrennung verwenden wie
das bekannte „Jeder weiß, was solch ein Mai-/käfer für ein Vogel sei.“
Dazu kommen ironische Verdrehungen, Verspottungen romantischer Stilelemente,
Überspitzungen und Doppeldeutigkeiten. Entsprechend berufen sich eine Reihe
humoristischer Dichter auf Wilhelm Busch als geistigen Vorfahr oder doch
wenigstens Verwandten. Das gilt für Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Joachim
Ringelnatz, Christian Morgenstern, Eugen Roth und Heinz Erhardt. Der Kontrast
zwischen der komischen Zeichnung und dem scheinbar ernsthaften Begleittext, der
für Buschs spätere Bildergeschichten so typisch ist, findet sich schon bei Max
und Moritz . So steht die rührselige Erhabenheit der Witwe Bolte in keinem
Verhältnis zum tatsächlichen Anlass, dem Verlust ihrer Hühner: Einzelszene aus Max und Moritz Fließet
aus dem Aug ihr Tränen! All
mein Hoffen, all mein Sehnen, Meines
Lebens schönster Traum Hängt
an diesem Apfelbaum Viele der in den allgemeinen Sprachgebrauch
übergegangenen Zweizeiler haben die Anmutung eines gewichtigen
Weisheitsspruchs, entpuppen sich aber bei näherer Betrachtung als
Scheinwahrheit, Scheinmoral oder auch nur als Binsenweisheit. Kennzeichnend für
sein Werk sind außerdem zahllose Lautmalereien. „Schnupdiwup“ entführen Max und
Moritz die gebratenen Hühner mit der Angel durch den Kamin, „Ritzeratze“ sägen
sie in die „Brücke eine Lücke“, „Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit
Geknacke“, und „Klingelings“ reißt Kater Munzel in der frommen Helene
den Kronleuchter von der Decke. Ähnlich einfallsreich ist Wilhelm Busch bei der
Vergabe der Eigennamen, die seine Figuren häufig treffend charakterisieren.
„Studiosus Döppe“ würde den Leser als geistige Größe überraschen; Figuren wie
die „Sauerbrots“ lassen keine Frohnaturen erwarten und „Förster Knarrtje“
keinen eleganten Salonlöwen. Der größere Teil der Bildergeschichten ist in
vierhebigen Trochäen gedichtet: Max und Mor itz, die se bei den Moch ten ihn darum nicht lei den. Eine Übergewichtung der betonten Silben verstärkt
dabei die Komik der Verse. Daneben finden sich Daktylen, bei denen auf eine
betonte Silbe zwei unbetonte folgen. Sie finden sich beispielsweise in Plisch
und Plum und unterstreichen die dozierende, feierliche Ansprache, die
Lehrer Bokelmann seinen Schülern hält, oder bauen im Sauerbrot-Kapitel von Abenteuer
eines Junggesellen durch den Wechsel von Trochäen und Daktylen Spannung
auf. Dass Busch häufig Form und Inhalt seiner Dichtung aufeinander abstimmt,
zeigt sich auch in Fipps, der Affe , wo für ein Gespräch über die
Weisheit der Schöpfung, die in der Würde des Menschen ihren Höhepunkt findet,
der epische Hexameter gewählt ist. Sowohl in seinen Bildergeschichten als auch in
seinen Gedichten nutzte Wilhelm Busch gelegentlich dem Leser vertraute Fabeln,
die er teils ihrer Moral beraubt, um sich der aus dem Fabelgeschehen
entwickelnden komischen Situationen und Konstellationen zu bedienen, teils
macht er sie zum Medium einer ganz anderen Wahrheit. Auch hier kommt Buschs
pessimistische Welt- und Menschensicht zum Tragen. Während traditionelle Fabeln
den Wert einer praktischen Philosophie vermitteln, die zwischen Gut und Böse
unterscheidet, geht in Buschs Weltsicht gutes und böses Handeln nahtlos
ineinander über. Humor Der Humor Wilhelm Buschs ist schwer zu beschreiben
und geht oft bis ins Karikaturistische, Groteske und sogar bis ins Makabre. Er
äußert sich nicht nur in den Versen zu den Bildern seiner Bildgeschichten,
sondern auch in seinen Gedichten und in den unbebilderten Einleitungstexten
seiner Bildgeschichten. Die Hauptwirkung beruht anscheinend auf einer
Kombination von Bekanntem, „leider nur allzu Wahrem“ etc. mit Unerwartetem,
Überraschendem und einer gewissen Ironie (auch Selbstironie) und Grausamkeit
(s. u.). Beispielsweise war Wilhelm Busch sein Leben lang unverheiratet
und als Anhänger des Schopenhauer’schen „Pessimismus“ ein subtiler Kenner der
Philosophie, die er jedoch ins Volkstümlich-Humorvolle wendete. Von daher ist
es nicht unerwartet, dass er in der Einleitung zu Abenteuer eines
Junggesellen schreibt: Sokrates,
der alte Greis , sprach
sehr oft in großen Sorgen: „Ach
wie viel ist doch verborgen , was
man immer noch nicht weiß .“ Und
so ist es. – Doch indessen darf
man eines nicht vergessen: Eines
weiß man doch hienieden , nämlich,
wenn man unzufrieden Dies
ist auch Tobias Knopp , und
er ärgert sich darob . (Vor den beiden letzten Zeilen ein Bild vom „verärgerten“
Knopp.)
Für das Groteske des Busch’schen Humors der folgende Text: Beim
Gedanken so
zu scheiden in
ein unbeweintes Grab drückt
er eine Träne ab . Sie
liegt da, wo er gesessen seinem
Schmerze angemessen. (Vor den beiden letzten Zeilen ein Bild mit einer
übergroßen Träne vor einer normalgroßen Bank.)
Ein Beispiel für die subtile Grausamkeit seines Humors – wobei es hier
zunächst nicht um physische, sondern um psychologische Grausamkeiten
geht – ist das von Erich Ponto meisterhaft interpretierte Gedicht
– die Interpretation ist von der Deutschen Grammophon archiviert –
„Die erste alte Tante sprach …“. In diesem Gedicht bereden drei alte Tanten ein
Geburtstagsgeschenk für „Sophiechen“. Die zweite alte Tante schlägt ein
erbsengrünes Kleid vor, weil Sophiechen das nicht (!) leiden könne. Das Gedicht
fährt fort: Der
dritten Tante war das recht , „Ja“,
sprach sie, „mit gelben Ranken . Ich
weiß, sie ärgert sich nicht schlecht, und
muss sich auch noch bedanken.“ Aber auch das Gedicht Sie war ein Blümlein
zeugt von der subtilen Grausamkeit: Sie
war ein Blümlein hübsch und fein, Hell
aufgeblüht im Sonnenschein. Er
war ein junger Schmetterling, Der
selig an der Blume hing. Oft
kam ein Bienlein mit Gebrumm Und
nascht und säuselt da herum. Oft
kroch ein Käfer kribbelkrab Am
hübschen Blümlein auf und ab. Ach
Gott, wie das dem Schmetterling So
schmerzlich durch die Seele ging. Doch
was am meisten ihn entsetzt, Das
Allerschlimmste kam zuletzt. Ein
alter Esel fraß die ganze Von
ihm so heißgeliebte Pflanze. Prügelstrafen und andere
Grausamkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ] In den meisten der Bildergeschichten Wilhelm
Buschs wird geprügelt, gepeinigt, verletzt und geschlagen: Spitze Bleistifte
durchstoßen Malermodelle, Hausfrauen stürzen ins Küchenmesser, Diebe werden von
Schirmen aufgespießt, Schneider guillotinieren ihre Peiniger mit der Schere,
Lausbuben werden in Mühlen zu Korn vermahlen, Betrunkene verkohlen zu einem
schwärzlichen Etwas, und Katzen, Hunde, Affen verlieren ihre Extremitäten.
Pfählungsverletzungen sind häufig. Heute wird Wilhelm Busch deswegen von
manchen Pädagogen und Psychologen als verkappter Sadist eingeordnet. Auch Eva
Weissweiler weist darauf hin, dass der Schwanz bei Wilhelm Busch so häufig
verbrannt, abgerissen, eingeklemmt, in die Länge gezogen oder aufgegessen wird,
dass es nur schwerlich als Zufall zu werten sei. Sie ist der Ansicht, dass
diese Aggressionen sich nicht gegen Tiere, sondern gegen die Phallussymbolik
des Tierschwanzes richten und vor dem Hintergrund des unterentwickelten
Sexuallebens Wilhelm Buschs zu sehen sind. Drastische Texte und Bilder waren
allerdings für Karikaturen jener Zeit durchaus charakteristisch, und weder
Verleger noch Publikum oder Zensur fanden daran etwas Bemerkenswertes. Thema
und Motive insbesondere der frühen Bildergeschichten Buschs stammen häufig aus
der Trivialliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts, und Wilhelm Busch hat den
grausigen Ausgang seiner Vorlagen häufig sogar deutlich abgemildert. Ähnlich verhält es sich mit der Prügelstrafe, die
im 19. Jahrhundert (und darüber hinaus) zu den gängigen und weithin
akzeptierten Erziehungsmitteln zählte. Wilhelm Busch hat mit Meister Druff in Abenteuer
eines Junggesellen und mit Lehrer Bokelmann in Plisch und Plum eine
fast sexuell wirkende Lust an dieser Strafe karikiert. Schläge und Demütigungen
als Grundgerüst einer Pädagogik finden sich auch im Spätwerk beschrieben, so
dass die Busch-Biografin Gudrun Schury diese Erziehungsmittel als ein
Lebensthema Buschs bezeichnet.Noch in der Lyriksammlung Zu guter Letzt
von 1904 heißt es: Es
saust der Stock, es schwirrt die Rute. Du
darfst nicht zeigen, was du bist Wie
schad, o Mensch, daß dir das Gute Im
Grunde so zuwider ist. Es gibt zwar im Nachlass Buschs eine Notiz „Durch
die Kinderjahre hindurchgeprügelt“, allerdings keinen Hinweis darauf, dass
Wilhelm Busch diese kurze Notiz auf sich bezog.Auf seinen Vater und seinen
Onkel kann sie sich nicht beziehen, da Busch nur eine Tracht Prügel erwähnt,
die er von seinem Vater erhalten habe, und auch sein Onkel Georg Kleine
bestrafte den Neffen lediglich einmal mit Schlägen, nachdem dieser dem
Dorftrottel die Pfeife mit Kuhhaaren gestopft hatte. Georg Kleine verwendete
statt des üblichen Peddigrohrs jedoch einen getrockneten Dahlienstängel, womit
die Bestrafung mehr symbolischen Charakter hatte. Eva Weissweiler weist jedoch
darauf hin, dass Busch drei Jahre lang die Wiedensahler Dorfschule besuchte und
dort mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur Zeuge von Prügelstrafen wurde,
sondern wahrscheinlich auch selber körperlich gezüchtigt wurde. In Abenteuer
eines Junggesellen skizziert Wilhelm Busch eine Form von gewaltfreier
Reformpädagogik, die ebenso scheitert wie die in der Folgeszene dargestellte
Prügelmethode. In den Prügelszenen drückt sich letztlich das pessimistische Menschenbild
Wilhelm Buschs aus, das in der von Augustinus beeinflussten protestantischen
Ethik des 19. Jahrhunderts wurzelt: Der Mensch ist von Natur aus böse, seiner
Laster wird er niemals Herr. Zivilisierung ist das Ziel der Erziehung, kann
aber das Triebhafte im Menschen nur oberflächlich überdecken. Sanftmut führt
nur zu einer Fortsetzung seiner Missetaten und Strafe muss sein, auch wenn
diese zu unverbesserlichen Lausbuben, dressierten Marionetten oder im
Extremfall zu toten Kindern führt.[ Ob bei Busch auch ein nach außen
gewendeter Bestrafungswunsch vorgelegen hat, muss dahinstehen. Antisemitismusvorwurf Der sogenannte Gründerkrach von 1873 führte zu
einer wachsenden Kritik an der Hochfinanz, verbunden mit einer Ausbreitung und
Radikalisierung des modernen Antisemitismus, der in den 1880er Jahren zu einer
starken Unterströmung in den Meinungen und Einstellungen der Deutschen wurde.
Antisemitische Agitatoren wie Theodor Fritsch unterschieden zwischen
„raffendem“ Finanzkapital und „schaffendem“ Produktionskapital, zwischen den
„guten", „bodenständigen“ „deutschen“ Fabrikanten und den
„raffenden", „gierigen“, „blutsaugenden“ „jüdischen“ Finanzkapitalisten,
die als „Plutokraten“ und „Wucherer“ bezeichnet wurden. Auch Wilhelm Busch wird vorgeworfen, diese antisemitischen
Klischees bedient zuhaben. Als Beleg werden dafür meist zwei Stellen
herangezogen. In der frommen Helene heißt es: Einleitung zum 5. Kapitel von Plisch
und Plum Und
der Jud mit krummer Ferse, Krummer
Nas’ und krummer Hos’ Schlängelt
sich zur hohen Börse Tiefverderbt
und seelenlos. Der Dichter und Busch-Verehrer Robert Gernhardt
weist darauf hin, dass diese Stelle, im Kontext gelesen, nicht Buschs eigene
Sichtweise wiedergibt, sondern diejenige der Dörfler karikiert, unter denen
Helene lebt. Denn im weiteren malt der liberale, antiklerikale und dem Alkohol
nicht abgeneigte Busch weitere angebliche Gefahren des Stadtlebens in ironisch
schwarzen Farben aus: Schweigen
will ich von Lokalen, Wo
der Böse nächtlich praßt, Wo
im Kreis der Liberalen Man
den Heilgen Vater haßt. Ebenso ironisch karikiert Busch das ländliche
Gegenbild als falsches Idyll: Komm’
auf’s Land, wo sanfte Schafe Und
die frommen Lämmer sind. Die zweite, noch deutlichere Karikierung „des
Juden“ findet sich in der Erzählung Plisch und Plum : Kurz
die Hose, lang der Rock Krumm
die Nase und der Stock Augen
schwarz und Seele grau, Hut
nach hinten, Miene schlau – So
ist Schmulchen Schiefelbeiner (Schöner
ist doch unsereiner!) Nach Ansicht des Busch-Biografen Joseph Kraus
könnten diese Verse auch in einem antisemitischen Hetzblatt stehen.[
Die Biographin Eva Weissweiler sieht in ihnen eines der einprägsamsten und
hässlichsten Porträts eines Ostjuden, das die deutsche Satirelandschaft zu
bieten habe. Aber auch hier zeigt der Kontext, insbesondere der
ironische letzte Vers der zitierten Passage – „Schöner ist doch unsereiner!“ –,
dass Busch die Nichtjuden keineswegs als die edlere Sorte Mensch betrachtete.
Robert Gernhardt weist darauf hin, wie überaus selten Karikaturen von Juden in
Buschs Werk zu finden sind. Insgesamt gibt es außer den genannten nur noch eine
weitere Zeichnung in den Fliegenden Blättern von 1860, die überdies den
Text eines anderen Autors illustrierte. Nach Gernhardts Ansicht sind die
jüdischen Figuren Wilhelm Buschs nichts anderes als Stereotype wie der beschränkte
bayerische Bauer oder der preußische Tourist . Diese Ansicht teilt auch Joseph Kraus: Wilhelm
Busch habe sich gegen gerissene Geschäftemacher überhaupt gewendet und dafür in
einigen Bildergeschichten Karikaturen von Juden, aber nicht nur von ihnen,
genutzt. Das zeigt sich an einem Zweizeiler aus der Bildergeschichte Die
Haarbeutel . Danach sind gewinnsüchtige Mitmenschen Vornehmlich
Juden, Weiber, Christen, Die
dich ganz schrecklich überlisten. Erik de Smedt spricht von einer „gewissen
ambivalenten Haltung Buschs den Juden gegenüber“. In Eduards Traum
beispielsweise legt er dem Titelhelden den Satz in den Mund: „Das Geschäft
steht in Blüte, der Israelit gleichfalls. Schlau ist er wie nur was, und wo’s
was zu verdienen gibt, da läßt er nichts aus …“ Dagegen ist in der
vorangehenden Textpassage über das Haus und die Mieter eines „antisemitischen
Bauunternehmers“ von Lastern aller Art die Rede, z. B. von Mordversuch,
Neid, Hass, Betrug und Ehestreit. Vorurteile Buschs zeigen sich wiederum dort,
wo Eduard den Tierkreiszeichen begegnet: Nicht
weit davon in seiner Butike saß der schlaue krummnasige „Wassermann“ – Juden
gibt’s doch allerwärts! – und regulierte die „Waage“ zu seinen Gunsten . Joseph Kraus meint, Busch habe – wie die meisten
seiner Zeitgenossen – Juden als Fremdkörper empfunden und einige ihrer
antisemitischen Denkmuster geteilt. Dies habe aber enge Freundschaften mit
Juden, etwa mit dem Dirigenten Hermann Levi, nicht ausgeschlossen. Die Bildergeschichten als
Vorgriff auf den modernen Comic Buschs Werk leistete einen Beitrag zur Entwicklung
des Comics, Andreas C. Knigge bezeichnet ihn als ersten Virtuosen der
Bilderzählung. Seine Arbeit hat ihm daher ab der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts zunehmend den ehrenden Beinamen „Großvater der Comics“ oder
„Urvater der Comics“ eingebracht. Schon seine frühen Bildergeschichten unterscheiden
sich von denen seiner Kollegen, die gleichfalls für Kaspar Braun arbeiteten.
Seine Bilder zeigen eine zunehmende Konzentration auf die Hauptfiguren, sind
sparsamer in der Binnenzeichnung und weniger kleinteilig im Ambiente. Die
Pointe entwickelt sich aus einem dramaturgischen Verständnis der ganzen
Erzählung heraus. Alle Bildergeschichten folgen einem Handlungsablauf, der mit
einer Schilderung der Verhältnisse beginnt, denen der Konflikt entspringt, den
Konflikt dann steigert und schließlich zur Auflösung bringt. Die Handlung ist
dabei wie in einem Film in Einzelsituationen zerlegt. Hierdurch vermittelt
Busch, zuweilen durch Perspektivwechsel verstärkt, den Eindruck von Bewegung
und Aktion. Nach Ansicht von Gert Ueding ist die Bewegungsdarstellung, die
Busch trotz der Beschränkung des Mediums gelingt, bislang unerreicht geblieben.
Als eine von Buschs genialsten und revolutionärsten
Bildergeschichten gilt Der Virtuos , die 1865 erschienene Geschichte
eines Pianisten, der zu Neujahr einem begeisterten Zuhörer ein Privatkonzert
gibt. Diese Satire auf selbstdarstellerische Künstlerattitüde und deren
übertriebene Verehrung weicht vom Schema Buschs übriger Bildergeschichten ab,
weil die einzelnen Szenen nicht mit gebundenen Texten kommentiert sind, sondern
lediglich Termini aus der musikalischen Fachsprache wie Introduzione , Maestoso
oder Fortissimo vivacissimo verwendet werden. Die Szenen steigern sich
im Tempo, wobei jeder Körperteil und jeder Kleidungszipfel in diese Steigerung
mit einbezogen sind. Schließlich werden die vorletzten Szenen zu einer
Simultanschau mehrerer Bewegungsphasen des Pianisten, und die Noten lösen sich
in über dem Flügel tanzenden Notenzeichen auf.Bildende Künstler haben sich bis
weit ins 20. Jahrhundert von dieser Bildergeschichte inspirieren lassen. August
Macke hielt in einem Brief an seinen Galeristen Herwarth Walden sogar fest,
dass er die Bezeichnung Futurismus für die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in
Italien entstandene avantgardistische Kunstbewegung für verfehlt halte, da
bereits Wilhelm Busch ein Futurist gewesen sei, der Zeit und Bewegung ins Bild
gebannt habe. Ähnlich zukunftsweisend sind einzelne Szenen der Bilder
zur Jobsiade , die 1872 veröffentlicht wurde. Bei Jobs theologischem Examen
sitzen ihm zwölf geistliche Herren in weißen Perücken gegenüber. Auf ihre
keineswegs schwierigen Fragen antwortet ihr Prüfling so blödsinnig, dass jede
Antwort ein synchrones Kopfschütteln der Prüfenden auslöst. Die Perücken
geraten in empörte Bewegung, und aus der Szene wird eine Bewegungsstudie, die
an die Phasenfotografien Eadweard Muybridges erinnern. Muybridge hatte zwar
1872 mit seinen Bewegungsstudien begonnen, veröffentlichte diese aber erst
1893, so dass es sich bei diesem fließenden Übergang von der Zeichnung zur
Kinematografie ebenfalls um eine künstlerische Pionierleistung Buschs handelt. Moritziaden Der langfristig größte Erfolg, sowohl
international als auch im deutschen Sprachraum, war Max und Moritz
beschieden: Im Todesjahr Buschs gab es bereits englische, dänische, hebräische,
japanische, lateinische, polnische, portugiesische, russische, ungarische,
schwedische und wallonische Übersetzungen seiner Geschichte. Allerdings gab es
auch Länder, in denen man sich lange gegen das „Elaborat“ wehrte. Die
steirische Schulbehörde untersagte noch 1929 den Verkauf von Max und Moritz
an Jugendliche unter achtzehn Jahren. 1997 gab es jedoch mindestens 281
Übersetzungen in Dialekte und Sprachen, darunter Sprachen wie Südjütisch. Sehr früh gab es sogenannte Moritziaden ,
das heißt Bildergeschichten, die sich in ihrer Handlung und ihrer Erzählweise
sehr eng an Buschs Original anlehnten. Einige, wie die 1896 in England erschienene
Tootle and Bootle -Geschichte, entnahmen dem Original so viele wörtliche
Übersetzungen, dass es sich eigentlich um eine Art Raubdruck handelte. Als
echte Neuschöpfung, deren Vorbild Max und Moritz ist, gelten dagegen die
Katzenjammer Kids des gebürtigen Holsteiners Rudolph Dirks, die ab 1897 jeden
Samstag in einer Beilage des New York Journals erschienen. Sie entstanden auf
Anregung des Verlegers William Randolph Hearst mit dem expliziten Wunsch, ein
Geschwisterpaar zu erfinden, das dem Grundmuster von Max und Moritz
folgt. Die Katzenjammer Kids gelten als einer der ältesten Comicstrips und
werden immer noch fortgeführt. Der deutsche Sprachraum weist eine besonders
reiche Tradition an Moritziaden auf: Das reicht von Lies und Lene; die
Schwestern von Max und Moritz aus dem Jahre 1896 über Schlumperfritz und
Schlamperfranz (1922), Sigismund und Waldemar, des Max und Moritz
Zwillingspaar (1932) bis hin zu Mac und Mufti (1987). Während im
Original Max und Moritz die Bravheit und Biederkeit ihrer Widersacher, die ihre
Autorität mit Gewalt durchsetzen, als heuchlerische Fassade bloßlegen, spiegelt
sich in den Moritziaden häufig lediglich der Geist der jeweiligen Epoche wider.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg gibt es Moritziaden, die das
Schicksal der Protagonisten in den Schützengräben erzählen, das Winterhilfswerk
sammelte Geld mit ihrem Abzeichen, 1958 kämpfte die CDU in Nordrhein-Westfalen
mit Hilfe der Max und Moritz -Figuren im Wahlkampf um Stimmen, im selben
Jahr karikierte das DDR-Satiremagazin Eulenspiegel Schwarzarbeit, und 1969
waren Wilhelm Buschs Helden an der Studentenbewegung beteiligt. Malerei Wilhelm Busch scheint die Selbstzweifel an seinen
malerischen Fähigkeiten, die ihn befielen, als er sich in Antwerpen erstmals
mit den alten niederländischen Malern auseinandersetzte, während seines Lebens
niemals ganz verloren zu haben. Wenige seiner Gemälde empfand er als fertig. Er
stapelte sie häufig noch feucht in Ecken seines Ateliers aufeinander, so dass
sie sich unlösbar miteinander verklebten. Wurden die Bilderstapel zu hoch,
verbrannte er sie im Garten.[176] Von den erhaltenen Bildern sind
nur wenige datiert, so dass es schwer ist, sie in eine geschichtliche
Reihenfolge zu ordnen. Seine Zweifel an seinen malerischen Fähigkeiten drücken
sich auch in der Materialwahl aus. Seine Malgründe sind bei den meisten Werken
lieblos gewählt. Gelegentlich handelt es sich um unebene Pappen oder um nur
notdürftig geglättete und mit nur einer Gratleiste gesicherte
Fichtenholzbretter. Eine Ausnahme stellt ein Porträt seiner Förderin Johanna
Keßler dar, dessen Malgrund Leinwand ist und das mit 63 mal 53 Zentimeter zu
den größten Bildern Wilhelm Buschs zählt. Die meisten seiner Gemälde haben ein
deutlich kleineres Format. Selbst die Landschaften sind Miniaturen, deren
Reproduktionen in Bildbänden häufig größer sind als das jeweilige Original. Da
Wilhelm Busch nicht nur billige Malgründe, sondern auch billige Farben
verwendete, sind viele seiner Bilder inzwischen stark nachgedunkelt und haben
damit eine fast monochrome Wirkung. Viele seiner Bilder zeigen eine Fixierung auf das
ländliche Leben in Wiedensahl oder Lüthorst. Dargestellt sind Motive wie
Kopfweiden, Katen im Kornfeld, Kuhhirten, Herbstlandschaften, Wiesen mit
Bachläufen. Auffallend sind die sogenannten Rotjacken-Bilder. Unter den nahezu
1000 Gemälden und Skizzen Wilhelm Buschs finden sich etwa 280, auf denen eine
rote Jacke zu entdecken ist. Meist ist es eine von hinten gesehene, winzige
Figur, die in gedeckte Farben gekleidet ist, aber eine leuchtend rote Jacke
trägt. Die Porträts zeigen in der Regel typische dörfliche Charaktere. Eine Ausnahme bilden neben Porträts der Familie
Keßler eine Mitte der 1870er Jahre entstandene Porträtserie von Lina
Weißenborn. Das 10-jährige Mädchen war Tochter einer der jüdischen Familien,
die in Lüthorst seit Generationen ansässig war. Sie zeigen ein ernsthaftes
Mädchen mit dunkel-orientalischen Zügen, das den Maler kaum wahrzunehmen
scheint. Ihre Porträts werden von einigen Kritikern zu den ergreifendsten
Bildnissen Wilhelm Buschs gezählt, die weit über das typenhafte seiner übrigen
Porträts hinausgehen. Der Einfluss der niederländischen Malerei ist im
Werk Buschs unverkennbar. „Hals verdünnt und verkleinert … aber etwas Hals eben
doch“, schrieb Paul Klee nach dem Besuch einer Wilhelm
Busch-Gedächtnisausstellung im Jahre 1908. Von besonderem Einfluss auf das
malerische Werk Wilhelm Busch ist Adriaen Brouwer, der ausschließlich Szenen
aus dem Bauern- und Wirtshausleben, Bauerntänze, Kartenspieler, Raucher,
Trinker und Schläger thematisierte. Eine Auseinandersetzung mit prägenden
deutschen Malern seiner Zeit wie Adolf Menzel, Arnold Böcklin, Wilhelm Leibl
oder Anselm Feuerbach mied Busch. Die Entdeckung des Lichts im frühen
Impressionismus, neuer Farben wie Anilingelb oder die Verwendung von
Fotografien als Hilfsmittel fand in seiner Malerei keinerlei Berücksichtigung.
Seine Landschaften aus der Mitte der 1880er Jahre zeigen allerdings den
gleichen groben Pinselstrich, der für Bilder des jungen Franz von Lenbach charakteristisch
war.[182] Obwohl er mit mehreren Malern der Münchner Schule
befreundet war und ihm auf Grund dieser Kontakte eine Ausstellung seiner Bilder
problemlos möglich gewesen wäre, hat er diese Möglichkeit sein malerisches Werk
zu präsentieren, nie ergriffen. Erst gegen Ende seines Lebens stellte er ein
einziges Bild öffentlich aus. Werke Veröffentlichungen nach
Erscheinungsjahr Bildergeschichten, die nicht als
eigenständiges Werk veröffentlicht wurden, sondern beispielsweise in den Fliegenden
Blättern erschienen, sind nur insoweit aufgeführt, als sie für die
künstlerische Entwicklung Wilhelm Buschs interessant sind.
- 1859 Die kleinen
Honigdiebe
- 1863 Naturgeschichtliches
Alphabet im Münchener Bilderbogen
- 1864 Bilderpossen
(mit den Einzelgeschichten Katz und Maus , Hänsel und Gretel ,
Krischan mit der Piepe und Der Eispeter )
- 1864 Diogenes und
die bösen Buben von Korinth
- 1864 Eginhard und
Emma
- 1865 Der Virtuos
- 1865 Max und Moritz
(Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1866 Schnaken und
Schnurren
- 1867 Hans
Huckebein, der Unglücksrabe
- 1868 Schnaken und
Schnurren, Teil II
- 1869 Schnurrdiburr
oder Die Bienen
- 1870 Der heilige
Antonius von Padua
- 1872 Schnaken und
Schnurren, Teil III
- 1872 Die fromme
Helene
- 1872 Bilder zur
Jobsiade
- 1872 Pater Filucius
- 1873 Der Geburtstag
oder die Partikularisten
- 1874 Dideldum!
- 1874 Kritik des
Herzens
- 1875 Abenteuer
eines Junggesellen
- 1876 Herr und Frau
Knopp
- 1877 Julchen
- 1878 Die Haarbeutel
- 1879 Fipps, der
Affe
- 1881 Stippstörchen
für Äuglein und Öhrchen
- 1881 Der Fuchs. Die
Drachen. – Zwei lustige Sachen
- 1882 Plisch und
Plum
- 1883 Balduin
Bählamm, der verhinderte Dichter
- 1884 Maler Klecksel
- 1886 Was mich
betrifft
- 1891 Eduards Traum
- 1893 Von mir über
mich
- 1895 Der
Schmetterling
- 1904 Zu guter Letzt
- 1908 Hernach
(posthum)
- 1909 Schein und
Sein (posthum)
- 1910 Ut ôler Welt
(posthum)
- 1923 Wilhelm Busch
Gesammelte Werke
- 2010 (seit 1863
verschollen und erst wieder 2008 entdeckt) Der Kuchenteig mit einem
Essay von Andreas Platthaus, (= Insel-Bücherei , Band 1325), Insel,
Berlin 2008, ISBN 978-3-458-19325-8.
Auswahl an
Veröffentlichungen Druckausgaben und
digitalisierte Fassunge
- Wilhelm Busch,
Album , ausgewählt und zusammengestellt von Anneliese Kocialek. Der
Kinderbuchverlag, Berlin 1978; ISBN 3-358-01000-7 (Erstausgabe 1959).
- Rolf Hochhuth (Hrsg.):
Sämtliche Werke und eine Auswahl der Skizzen und Gemälde in zwei
Bänden. Und die Moral von der Geschicht (Band 1), Was beliebt ist
auch erlaubt (Band 2). Bertelsmann, München 1982, ISBN 3-570-03004-0.
- Otto Nöldeke (Hrsg.): Wilhelm
Busch, Sämtliche Werke . Acht Bände. Braun & Schneider, München
1943, Band 1: DNB 365409219 .
- Hugo Werner (Hrsg.): Wilhelm
Busch. Gesamtwerk in sechs Bänden. Weltbild, Augsburg 1994, DNB 942761960 .
- Gedichte und
Bildergeschichten (= Zwei Handbücher ), Diogenes, Zürich 2007, ISBN
978-3-257-06560-2.
- Da grunzte das
Schwein, die Englein sangen / Wilhelm Busch , ausgewählt und mit einem
Essay von Robert Gernhardt, Frankfurt am Main : Eichborn 2000, Reihe
Die Andere Bibliothek, ISBN 978-3-8218-4185-4
- Herwig Guratzsch, Hans
Joachim Neyer (Hrsg.): Die Bildergeschichten / Wilhelm Busch. ,
[erste] historisch-kritische Gesamtausgabe, im Auftrag der
Wilhelm-Busch-Gesellschaft. 3 Bände, Schlütersche, Hannover 2002, ISBN
3-87706-650-X (2., überarbeitete Auflage 2007, ISBN 978-3-89993-806-7).
- Gesammelte Werke
(= Digitale Bibliothek, (CD-ROM), Band 74). Directmedia, Berlin 2004, ISBN
3-89853-474-X.
- Gudrun Schury (Hrsg.):
Hundert Gedichte . Aufbau, Berlin 2007, ISBN 978-3-351-03217-3.
- Wilhelm Busch:
Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe (bearbeitet und
herausgegeben von Friedrich Bohne, 4 Bände), Standard, Hamburg 1959 DNB 860192962 (Band 1).
- Wilhelm-Busch-Gesellschaft
e. V. Hannover (Hrsg.): Sämtliche Briefe. Kommentierte Ausgabe in
2 Bänden / Wilhelm Busch. kommentiert von Friedrich Bohne unter
Mitarbeit von Paul Meskemper und Ingrid Haberland [diesem Nachdruck liegt
ein Original der limitierten Ausgabe von 1968/69 zugrunde]. Schlüter,
Hannover 1982, ISBN 3-87706-188-5.
- Band 1: Briefe
1841 bis 1892 .
- Band 2: Briefe
1893 bis 1908 .
Vertonungen und Lesungen
- Die fromme Helene –
Eine Wilhelm-Busch-Inhalation in 17 Zügen. Oper von Edward Rushton,
Libretto von Dagny Gioulami. Nach der gleichnamigen Bildergeschichte von
Wilhelm Busch. Uraufführung: 11. Februar 2007, Staatsoper Hannover
- Max und Moritz, Hans
Huckebein und Die fromme Helene. Vollständige Lesung (= Audio-CD, ca.
57 Min., Sprecher Rufus Beck), DHV – Der Hörverlag, München 2005, ISBN
978-3-89584-372-3.
- Wilhelm Busch –
Unterhaltsames und Ungehöriges für Kinder. Verlag Audionauten 2007,
ISBN 978-3-86604-530-9. Acht Vertonungen von Hans Huckebein bis Der
Hahnenkampf mit dem duo pianoworte: Helmut Thiele (Erzähler) und
Bernd-Christian Schulze (Klavier)
- Max und Moritz
– Kantate in sieben Streichen für gemischten Chor und Klavier (1998) –
Musik: Siegfried Strohbach, Verlag Edition Ferrimontana
- Die Ballade von
Rieke und Nischke – auf einen Text von Wilhelm Busch für gemischten
Chor a cappella (1981) – Musik: Siegfried Strohbach, Verlag Edition
Ferrimontana
- Sechs heitere
Chorlieder auf Texte von Wilhelm Busch – für gemischen Chor a cappella
(1945) – Musik: Siegfried Strohbach, Verlag Edition Ferrimontana
Gedenken und
Gedenkstätten Würdigungen Bereits der 70. Geburtstag Wilhelm Buschs war
Anlass, den humoristischen Dichter zu würdigen. Während Wilhelm Busch den
Geburtstag bei seinem Neffen in Hattorf am Harz verbrachte, um dem Rummel zu
entgehen, trafen in Mechtshausen über tausend Glückwunschbriefe aus aller Welt
ein. Wilhelm II. sendete ein Glückwunschtelegramm, in dem er ihn als einen
Dichter und Zeichner würdigte, dessen „köstliche Schöpfungen voll echten Humors
unvergänglich im deutschen Volke leben werden“. Im österreichischen Reichsrat
setzte die Fraktion der Alldeutschen Vereinigung eine Aufhebung des bis dahin
in Österreich geltenden Verbots des heiligen Antonius von Padua durch. Der
Verlag Braun & Schneider, der die Rechte an Max und Moritz besaß,
überwies ein Geschenk von 20.000 Reichsmark (nach heutiger Kaufkraft etwa
200.000 EUR), die Wilhelm Busch an zwei Krankenhäuser in Hannover spendete. Seitdem sind runde Todes- und Geburtstage immer
wieder Anlass zu Gedenken an Wilhelm Busch gewesen. 1986 zeigte das ZDF unter
dem Titel „Wer einsam ist, der hat es gut / Weil keiner da, der ihm was tut“
einen Fernsehfilm von Hartmut Griesmayr über Wilhelm Busch. Anlässlich des 175.
Geburtstages von Busch im Jahre 2007 erschienen nicht nur eine Reihe neuer
Publikationen. Die Deutsche Post brachte neue Jugendmarken mit Motiven der
Busch-Figur Hans Huckebein und die Bundesrepublik Deutschland eine
10-Euro-Silbermünze mit seinem Abbild heraus. Die Stadt Hannover erklärte 2007
zum „Wilhelm-Busch-Jahr“, bei dem einige Monate in der Innenstadt Litfaßsäulen
mit großformatigen Zeichnungen des Künstlers ausgestellt waren. Wilhelm-Busch-Gesellschaft,
Wilhelm-Busch-Preis Die seit 1930 bestehende
Wilhelm-Busch-Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, „das Werk Wilhelm
Buschs zu sammeln, wissenschaftlich zu bearbeiten und der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen“. Die Gesellschaft fördert die Entwicklung der
künstlerischen Bereiche „Karikatur“ und „kritische Grafik“ zu einem anerkannten
Zweig der Bildenden Kunst. Sie ist gleichzeitig Trägerin des Deutschen Museums
für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch, das sich im Obergeschoss des
hannoverschen Georgenpalais befindet. Der Wilhelm-Busch-Preis wird alle zwei Jahre für
satirische und humoristische Versdichtung verliehen. Gedenkstätten Unter anderem an Buschs früheren Wohn- und
Aufenthaltsorten gibt es Gedenkstätten und Museen:
- Wiedensahl:
Wilhelm-Busch-Geburtshaus und Wilhelm-Busch-Wohnhaus (1872–1879) im
ehemaligen Pfarrhaus
- Hameln:
Wilhelm-Busch-Haus
- Ebergötzen:
Wilhelm-Busch-Mühle (1841–1846)
- Lüthorst:
Wilhelm-Busch-Zimmer im ehemaligen Wohnsitz (1846–1897)
- Mechtshausen:
Wilhelm-Busch-Haus, Museum im ehemaligen Pfarrhaus, dem Wohnsitz während
seiner letzten Lebensjahre (1898–1908)
- Seesen: Plastik von
Wilhelm Busch lebensgroß im Straßenbild (Mechtshausen ist Ortsteil von
Seesen)
- Hattorf am Harz:
Wilhelm-Busch-Gedenkstätte
- Hannover:
Wilhelm-Busch-Museum
- Hannover, Stadttafel
am früheren Wohnhaus während der Studienzeit (früher: Schmiedestraße 33,
heute Schmiedestraße 18)
Literatur
- Michaela Diers: Wilhelm
Busch. Leben und Werk. Originalausgabe. dtv 34452, München 2008, ISBN
978-3-423-34452-4.
- Maria Döring: Humor
und Pessimismus bei Wilhelm Busch , München, 1948, DNB 481761055 (Dissertation Universität
München, Philosophische Fakultät, 1. Juni 1948, 100 Seiten).
- Armin Peter Faust: Ikonographische
Studien zur Graphik Wilhelm Buschs (= Kunstgeschichte , Band
17), Lit, Münster / Hamburg 1993, ISBN 3-89473-388-8 (Dissertation
Universität Saarbrücken 1992, II, 372 Seiten, Illustrationen, 21 cm).
- Herbert Günther: Der
Versteckspieler, Die Lebensgeschichte des Wilhelm Busch. Union Verlag,
Fellbach 1991, ISBN 3-407-80894-1.
- Peter Haage: Wilhelm
Busch. Ein weises Leben. Fischer-Taschenbuch 5637, Frankfurt am Main
1984, ISBN 3-596-25637-2 (Erstausgabe: Meyster, München 1980, ISBN
3-7057-6003-3).
- Karl-Heinz Hense: Humorist
wider Willen – Das Leben des Wilhelm Busch . In: Mut – Forum für
Kultur, Politik und Geschichte Nr. 492. Asendorf August 2008. S.
86–95.
- Clemens Heydenreich: „…
und damit gut!“ Wilhelm Buschs Märchen „Der Schmetterling“ als Trümmerfeld
der „Taugenichts“-Romantik. In: Aurora. Jahrbuch der
Eichendorff-Gesellschaft. 68/69 2010, ISBN 978-3-484-33066-5, S.
67–78.
- Walter Jens: Kindlers
Neues Literatur Lexikon (= Studienausgabe Band 3 von 21). München,
ISBN 3-463-43200-5, S. 416.
- Wolfgang Kayser: Wilhelm
Buschs grotesker Humor. Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1958.
(Kurzvortrag, (online) einsehbar)
- Joseph Kraus, Kurt
Rusenberg (Hrsg.): Wilhelm Busch. Mit Selbstzeugnissen und
Bilddokumenten (= rororo-Bildmonographien Nr. 50163). 17. Auflage.
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2007, ISBN 978-3-499-50163-0 (Erstausgabe
1970).
- Dieter P. Lotze: Wilhelm
Busch. Leben und Werk. Belser, Stuttgart u. a. 1982, ISBN
3-7630-1915-4.
- Ulrich Mihr: Wilhelm
Busch: Der Protestant, der trotzdem lacht: philosophischer Protestantismus
als Grundlage des literarischen Werks, Narr, Tübingen 1983, ISBN
3-87808-920-1 (Dissertation Universität Tübingen 1982, 199 Seiten
Inhaltsverzeichnis).
- Fritz Novotny: Busch, Wilhelm. In: Neue Deutsche
Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957,
ISBN 3-428-00184-2, S. 65–67 (Digitalisat ).
- Frank Pietzcker: Symbol
und Wirklichkeit im Werk Wilhelm Buschs. Die versteckten Aussagen seiner
Bildergeschichten (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Deutsche
Sprache und Literatur , Band 1832), Lang, Frankfurt am Main 2002, ISBN
3-631-39313-X.
- Heiko Postma: „Ich
müßte lachen, wenn gerade die Welt unterginge…“ Über den Dicht-, Denk- und
Zeichenkünstler Wilhelm Busch. jmb, Hannover 2009, ISBN
978-3-940970-01-5.
- Eberhard Rohse: Hominisation
als Humanisation? Die Figur des Affen als anthropologische Herausforderung
in Werken der Literatur seit Darwin – Wilhelm Busch, Wilhelm Raabe, Franz
Kafka, Aldous Huxley. In: Studium generale. Vorträge zum Thema
Mensch und Tier. Band VI. Wintersemester 1987/88, ISSN 0176-2206 , Tierärztliche
Hochschule Hannover. Verlag M. & H. Schaper, Alfeld-Hannover 1989, S.
22–56, Kap. 2: „Das mit dem Darwin wär gar zu dumm“ – Wilhelm Busch
(S. 27–38), ISBN 3-7944-0158-1.
- Daniel Ruby: Schema
und Variation – Untersuchungen zum Bildergeschichtenwerk Wilhelm Buschs
(= Europäische Hochschulschriften. Band 1638). Lang, Frankfurt am
Main u. a. 1998, ISBN 3-631-49725-3.
- Gudrun Schury: Ich
wollt, ich wär ein Eskimo. Das Leben des Wilhelm Busch. Biographie. 2.
Auflage. Aufbau, Berlin 2008, ISBN 978-3-351-02653-0.
- Wolfgang Teichmann
(Hrsg.); Wilhelm Busch: Summa summarum (= Wilhelm Busch Werke ,
Band 3). 6. Auflage, Eulenspiegel, Berlin 1973 (Erstausgabe 1961), DNB 730327884 (Mit einem Aufsatz von
Friedrich Möbius und eine Biographie von Wolfgang Teichmann).
- Gert Ueding: Wilhelm
Busch. Das 19. Jahrhundert en miniature . Erweiterte und revidierte
Neuausgabe. Insel, Frankfurt am Main / Leipzig 2007, ISBN
978-3-458-17381-6 (Erstausgabe Frankfurt am Main 1977, ISBN
3-458-05047-7).
- Eva Weissweiler: Wilhelm
Busch. Der lachende Pessimist. Eine Biographie. Kiepenheuer &
Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03930-6.
- Berndt W. Wessling: Wilhelm
Busch – Philosoph mit spitzer Feder (= Heyne-Bücher. Nr. 233).
Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06344-9.
Film
- Wilhelm Busch: Wer
einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut (Biographischer
Spielfilm, Inhaltsangabe), Regie: Hartmut Griesmayr, ZDF/Monaco Film 1986
- Max und Moritz. Die
unglaubliche Geschichte eines Kinderbuchs. Dokumentarfilm,
Deutschland, 2015, 52:05 Min., Buch und Regie: Claus Wischmann,
Produktion: fernsehbüro, rbb, arte, Erstsendung: 5. April 2015 bei arte,
Inhaltsangabe von arte, (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet
Archive ), online-Video des BR verfügbar bis 24. Februar 2021.
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