Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen empfängt bei Stolzenfels am Rhein seine Braut Prinzessin Isabella von England.
Im Juli 1235 zog Kaiser Friedrich II. mit einer Schar edler Ritter nach Stolzenfels am Rhein. Dort legte ein glänzendes Schiff an, dem Isabella entstieg, die liebliche Tochter Heinrichs III. von England, des Kaisers auserwählte Braut. Knieend empfängt Friedrich die Geliebte, um sie von hier nach Worms zu führen, wo dann in auserlesener Pracht die Hochzeit stattfand.
Großformatiger, farbenprächtiger Original - Holzstich von 1897.
Nach dem Originalgemälde von Alexander Zick.
In der Platte signiert.
Auf der Rückseite mit aufgeklebtem Textzettel.
Journalausschnitt in der Größe 500 x 326 mm.
Mit vertikaler, mittiger Bugfalte.
Mit geringen Alterungs- und Gebrauchsspuren, an der Bugfalte mit kleinem Einriss (wurde zeitgenössisch auf der Rückseite mit Papierstreifen unterklebt), sonst guter bis sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
100% guarantee of authenticity - not a reproduction, not a reprint!
Visit any time.
Bitte warten, hier kommt gleich ein großes Bild!!!
"
"
Aus großem Bildarchiv, weitere Angebote in meinem ebay-shop!
Out of a large archiv, more offers in my ebay shop!
Das Angebot wird als Sammlerstück verkauft - Urheberrechte sind im Kauf ausdrücklich NICHT enthalten!!!
This offer is sold as a collector's item only and no copyrights are being sold here.
Weitere historische Originale finden Sie in meinem ebay-shop!!!
For more original historical prints please take a look in my ebay-shop!!!
Versand ausschließlich per Einschreiben.
Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!
12. Jahrhundert, 1897, 19. Jahrhundert, Abendland, abenländische Geschichte, Adel, Adelsgeschlecht, Ahnen, Akademische Kunst, Akademische Malerei, Altdeutschland, Altertum, Altes deutsches Reich, Altes Reich, Altmeisterlichkeit, Aristokratie, Armee, Ars gratia artis, Ästhetik, Burg, D-56075 Koblenz, D-56112 Lahnstein, D-56321 Rhens, Dekorative Graphik, Deutsche Geschichte, Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, Deutsches Kaiserreich, Deutsches Reich, Deutschland, Deutschordensritter, Deutschordensritterschloß, Dynastie, Dynastien, Edelleute, Edelmänner, Elite, Enkel Barbarossas, Erzbischof von Köln, Eskorte, Fahne, Fahnen, Geheimorden, Gemälde, Genealogie, Generationen, Genre, Genremalerei, Gesandtschaft, Geschichte, Geschichtsmalerei, Geschlechter, Harnisch, Heer, Heerführer, Heerwesen, Heldengestalt, Helm, Heraldik, Herold, Herrenmeister, Herrschaft, Herrscher, Herrscherhaus, Histoire de Moeurs, historicism, Historische Bilder, Historismus, history, History of Manners, Hochadel, Hochmittelalter, Hohenstaufen, Hohenstaufer, Knight, König Heinrich III. von England, Königskrone, Kostümkunde, Kreuzritter, Krone, Kultur, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgeschichte, Legenden, Mittelalter, Monarchie, Nordland, Nordrhein-Westfalen, Orden, Ordensritter, Ordenstracht, Ornamentik, Ornat, Palermo, Patriotismus, Rheinland-Pfalz, Ritter, Ritterburg, Ritterhelm, Ritterorden, Ritterrüstung, Ritterzeit, Romantik, Rüstung, Schild, Schilde, Schloss Stolzenfels, Schlossweg 11, Schwert, Schwerter, Standarte, Standarten, Tradition, Vaterland, Vorfahren, Wappen, Wehrhaftigkeit, zeitgenössische Kunst Alexander Zick, deutscher Illustrator, Genre- und Historienmaler. Geboren am 20. Dezember 1845 in Koblenz; gestorben am 10. November 1907 in Berlin. Sohn des Malers Gustav Zick (1809-1886), , Enkel des Malers Konrad Zick und Urenkel des Barockmalers und Architekten Johann Rasso Januarius Zick (1730-1797, Hauptmeister des Spätbarocks). Er studierte ab 1862 an der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf zunächst Bildhauerei bei August Wittig. Später wechselte er zum Fach Malerei und wurde Schüler bei Eduard Bendemann. Anschließend ging Zick zunächst nach Koblenz, bevor er ab spätestens 1864 nach Paris übersiedelte. Dort wurde er im Atelier von Alexandre Cabanel ausgebildet. Ab etwa 1870 war Zick dann in Düsseldorf ansässig. Durch Bekanntschaft mit Ludwig Knaus ging Zick 1880 nach Berlin. Wenngleich auch weiterhin als Genre- und Historienmaler aktiv, war er bald überwiegend als Illustrator bekannt. Er fertigte Zeichnungen unter anderem für Märchen, für Familien- und Jugendzeitschriften wie etwa Die Gartenlaube, aber auch für allgemeine Literatur wie etwa für eine Ausgabe von Goethes Faust. Zu seinem Werk gehören Illustrationen in Kinder-, Jugend-, Märchen- und Sagenbüchern sowie in entsprechenden Periodika. Alexander Zick schuf für Karl Mays Marienkalendergeschichte Scheba et Thar (1897) sechs hochwertige Holzstiche. Werke (Auswahl) mit seinem Vater Gustav Zick: in Ölfarben auf gehärteten Putz gemalte Bild ‘‘Der Sturm auf dem Meere‘‘ im Chorraum von St. Nikolaus in Koblenz-Arenberg. Numismatisches Schaffen Gegen Ende seines Lebens war Alexander Zick der Entwerfer von zwei deutschen Banknoten, dem Fünf-Mark-Reichskassenschein 1904 und dem Zehn-Mark-Reichskassenschein 1906. Isabella von England (auch Isabella Plantagenet oder Elisabeth genannt; * 1214 in Gloucester; † 1. Dezember 1241 in Foggia) war eine englische Prinzessin und als dritte Gemahlin Kaiser Friedrichs II. 1235 bis 1241 Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches sowie Königin von Sizilien. Abstammung und Jugend Die wohl Ende 1214 geborene Isabella Plantagenêt war das vierte Kind und die zweite Tochter des englischen Königs Johann Ohneland und seiner zweiten Gattin Isabella von Angoulême. Ihr Vater starb bereits im Oktober 1216 und ihre Mutter verließ 1217 England für immer. An Stelle der Mutter war wahrscheinlich Margaret Biset für die Obsorge des Mädchens zuständig. Viele Jahre später (1235) sollte Margaret Biset jedenfalls Isabella anlässlich von deren Eheschließung an den Hof Kaiser Friedrichs II. begleiten. Isabella hatte zu ihrem Bruder Heinrich III., der seinem verstorbenen Vater minderjährig als König nachfolgte, ein sehr inniges Verhältnis. Ihre Schwester Johanna wurde im Juni 1220 mit dem schottischen König Alexander II. verlobt. Dieser sollte für den Fall, dass Johanna, die im Zuge einer gescheiterten vorangegangenen Verlobung mit Hugo X. von Lusignan in Südwestfrankreich gefangen gehalten wurde, innerhalb eines gewissen Zeitraums nicht nach England zurückgebracht werden konnte, statt ihrer Isabella zur Gattin erhalten, wozu es jedoch nicht kam. 1225 verhandelte Heinrich III. über die Verheiratung einer seiner Schwestern, wohl Isabellas, mit dem deutschen König Heinrich (VII.) – dem ältesten Sohn ihres späteren Gatten Kaiser Friedrich II. – und einige Zeit danach über ihre Vermählung mit dem französischen König Ludwig IX., doch kamen beide Eheprojekte nicht zustande. Heirat mit Kaiser Friedrich II. Als Papst Gregor IX. zu Pfingsten 1234 Friedrich II. in Rieti traf, schlug er dem zweimal verwitweten Kaiser[2] eine neue Heirat mit der englischen Prinzessin Isabella vor. Von der Förderung dieser Heiratsallianz erhoffte sich der Papst die Realisierung eines neuen römisch-englisch-deutschen Kreuzzuges. Für den Kaiser wiederum war diese Anregung dadurch empfehlenswert, weil er so auf die Einstellung weiterer englischer Unterstützung für die Welfen, die zu seinen politischen Gegnern gehörten, hoffen durfte. Außerdem wünschte er sich weitere legitime männliche Nachkommen, da er damals erst zwei erbberechtigte Söhne hatte und noch dazu mit seinem ältesten Sohn Heinrich (VII.) in immer offeneren Konflikt geriet. Um Ludwig IX., der die geplante Heirat möglicherweise als Bündniswechsel des Staufers auf die englische Seite betrachten würde, nicht zu beunruhigen und misstrauisch zu machen, versicherten sowohl Friedrich II. als auch Gregor IX. dem französischen König, dass auch ferner keine Verschlechterung der deutsch-französischen Beziehungen intendiert sei. Zum Abschluss des Eheprojekts schickte Friedrich II. Ende November 1234 seinen engen Vertrauten Petrus de Vinea als Leiter einer sizilischen Delegation nach England, wo die kaiserlichen Gesandten Anfang 1235 ankamen. Als Morgengabe für seine künftige Gemahlin ließ der Kaiser ihr die Übereignung des Besitzes des Val Mazzara im Osten Siziliens und der Herrschaft Monte Sant’Angelo in Apulien anbieten und forderte im Gegenzug eine Mitgift für Isabella in der Höhe von 30.000 Mark Silber. Der englische Chronist Roger von Wendover, der für die Heiratsverhandlungen die wichtigste Quelle darstellt, gibt an, dass Heinrich III. mit den hochrangigsten Adligen und Prälaten seines Reichs drei Tage lang das Ersuchen des Kaisers um Isabellas Hand beriet und schließlich guthieß. Zur Aufbringung der hohen, innerhalb der nächsten zwei Jahre fälligen Mitgift führte der englische König u. a. sogar eine Pflugsteuer ein. Damit die Gesandten die Braut begutachten konnten, wurde sie von ihrem Domizil im Londoner Tower nach Westminster geführt und ihnen dort vorgestellt. Den Delegierten gefielen sowohl die Schönheit als auch die gepflegten Umgangsformen der Prinzessin; daher steckten sie ihr den Verlobungsring an den Finger und begrüßten sie als neue Kaiserin. Mit der Besiegelung des Ehevertrags am 22. Februar 1235 stand Isabellas Reise nach Deutschland zu ihrer Hochzeit mit dem Kaiser nichts mehr im Wege. Sie wurde von ihrem Bruder Heinrich III. auf das Reichlichste ausgestattet, so mit einer goldenen, mit teuren Edelsteinen besetzten Krone, weiterem Schmuck, herrlichen Kleidern, silbernem und goldenem Geschirr und sogar einem eigenen Brautbett. Der damals noch in Italien befindliche Friedrich II. hatte zum Treffen mit seiner Braut ebenfalls erst anzureisen. Eine offene Revolte Heinrichs (VII.) machte außerdem seine Anwesenheit in Deutschland erforderlich. Dieser musste sich schließlich seinem Vater kurz vor dessen Hochzeit unterwerfen und seitdem – bis zu seinem vermutlich durch Selbstmord erfolgten Tod 1242 – in Gefangenschaft leben. Zwei hochrangige Gesandte des Kaisers, der Erzbischof Heinrich I. von Köln und der Herzog Heinrich I. von Brabant, trafen zu Ostern 1235 in London ein, um Isabella abzuholen. Einen Tag nach dem am 6. Mai in Westminster veranstalteten Abschiedsfest reiste Isabella in Begleitung Heinrichs III., der kaiserlichen Gesandten, des Bischofs von Exeter, William Briwere, und weiteren großen Gefolges von London über Rochester und Canterbury an die südostenglische Küste nach Sandwich. Sie verabschiedete sich unter Tränen von ihrem königlichen Bruder und schiffte sich sodann am 11. Mai auf der zu ihrer Abholung bereitgestellten Flotte ein, die vier Tage später in Antwerpen anlegte. Dort erfuhr sie einen großartigen Empfang seitens örtlicher Geistlicher und wurde von zahlreichen bewaffneten Adligen – die angeblich eine befürchtete Entführung der Braut im Auftrag Ludwigs IX. verhindern sollten – nach Köln eskortiert, wo sie am 20. oder 24. Mai ankam. Fast ein Viertel der Bürger dieser Stadt, etwa 10.000 Personen, sollen ihr zur Begrüßung entgegengezogen sein. Bei ihrem feierlichen Einzug in Köln, der von einem pompösen Programm begleitet war, erfreute sie die Zuschauer durch Abnehmen ihres (traditionell üblichen) Schleiers, da die schöne Kaiserin nun unverhüllt betrachtet werden konnte. Isabella hielt sich etwa eineinhalb Monate in der Stadt auf, wobei sie ehrenvoll im Haus des Propstes von St. Gereon untergebracht war. Nachdem Friedrich II. seines rebellischen Sohnes Heinrich (VII.) Herr geworden war, machte sich Isabella Anfang Juli 1235 gemeinsam mit dem Erzbischof von Köln und dem Bischof von Exeter auf den eine Woche dauernden Weg nach Worms zu ihrem Bräutigam. Der 40-jährige Kaiser war sogleich über die große Anmut der 21-jährigen Engländerin entzückt. Er ehelichte Isabella am 15. Juli 1235 im Wormser Dom in Anwesenheit des versammelten Hochadels und Klerus, darunter angeblich auch vier Königen und elf Herzögen. Laut dem englischen Chronisten Matthäus Paris beriet der Kaiser sich auch mit seinen Astrologen. Sein Interesse an Astrologie war wohl durch Berührung mit der islamischen Welt geweckt worden. Die Befragung der Sterne ergab als günstigsten Zeitpunkt für die Zeugung männlichen Nachwuchses erst die frühen Morgenstunden nach der Hochzeitsnacht für den Vollzug der Ehe. Gemäß späteren Geschichtsschreibern soll Isabella 1236 wirklich einen, allerdings jung verstorbenen, Sohn namens Jordan geboren haben, doch ist diese Angabe auf Grund des Fehlens zeitgenössischer Zeugnisse zweifelhaft. Ehejahre, Kinder und früher Tod Nach viertägigen Hochzeitsfeierlichkeiten genossen Isabella und Friedrich II. ihre Flitterwochen in der Kaiserpfalz Hagenau im Elsass. Die Kaiserin musste sich allerdings von ihren englischen Gefolgsleuten trennen, die wieder heimreisten. Nur zwei ihrer Damen durften auch weiterhin bei ihr bleiben, ihre oben erwähnte Gouvernante Margaret Biset und ihre Dienerin Katherine, die sehr gut sticken konnte und diese Fertigkeit auch ihrer Herrin beigebracht hatte. Öffentlich trat Isabella wenig in Erscheinung und besaß keinen politischen Einfluss. Sie soll auf Befehl des Kaisers abgeschirmt in der Obhut sarazenischer Eunuchen gelebt haben. Während Uwe A. Oster dieser Behauptung des Matthäus Paris keinen Glauben schenkt und dahinter antistaufische päpstliche Propaganda vermutet, bezweifelt sie etwa Walter Koch nicht.[8] Isabella gebar ihrem Gemahl abgesehen von dem unsicher bezeugten Jordan drei Kinder, deren Geburts- und Sterbedaten aber ebenfalls teilweise unsicher sind: Margarethe (* etwa Februar 1237; † 8. August 1270), seit 1254/1255 Gemahlin von Albrecht II., Landgraf von Thüringen Carl Otto/Heinrich (* 17. oder 18. Februar 1238; † um 1254), seit 1250 Titularkönig von Jerusalem Kind (* 1. Dezember 1241; † bald nach der Geburt) Am 15. August 1235 hielt Friedrich II. einen prachtvollen Hoftag in Mainz ab, bei dem Isabella nicht zugegen war. Zur Konsolidierung der Verhältnisse in Deutschland verkündete der Kaiser einen Reichslandfrieden und söhnte sich mit den Welfen aus. Im Gegenzug erhielt er Unterstützungserklärungen vieler deutscher Fürsten für einen zum Unmut des Papstes geplanten Krieg gegen lombardische Städte, insbesondere Mailand, die ihm feindlich gesinnt waren. Isabella residierte weiterhin in Hagenau, wo Friedrich II. mit ihr den Winter verbrachte. Der Monarch erwies seiner Gemahlin Aufmerksamkeiten, indem er ihr etwa teure Gewänder, Schuhe und Musikinstrumente schenkte. Er bemühte sich auch um die Aufrechterhaltung enger Beziehungen zu seinem Schwager, dem englischen König, dem er u. a. exotische Tiere wie drei Leoparden zukommen ließ. Ende April 1236 verließ das Kaiserpaar sein Domizil in der Pfalz in Hagenau und reiste nach Marburg. Dort wohnte Isabella im Mai an der Seite ihres Gatten der Umbettung der sterblichen Überreste Elisabeths von Thüringen bei. Diese Heilige war eine Tante Friedrichs II. gewesen. Während Isabella nach Hagenau zurückkehrte, führte der Kaiser im Herbst 1236 einen keine große Erfolge erzielenden Feldzug gegen widerstrebende Kommunen der Lombardei und hielt sich den folgenden Winter in Wien auf. Etwa Anfang 1237 brachte die Kaiserin ihre Tochter Margarethe zur Welt, worüber ihr hocherfreuter Gemahl die Bürger Palermos brieflich informierte. Dem Wortlaut dieses Schriftstücks nach zu schließen dürfte es sich um Isabellas erste Entbindung gehandelt haben. Als Friedrich II. sich im August 1237 mit einer wesentlich größeren Streitmacht zu einem weiteren Kriegszug gegen den Lombardenbund aufmachte, wurde er laut einem Brief Hermanns von Salza von seiner Gemahlin über die Alpen nach Norditalien begleitet, obwohl sie erneut schwanger war. Er konnte am 27./28. November bei Cortenuova nahe Bergamo einen klaren Sieg über die Mailänder und deren Verbündete erringen, lehnte dann aber ein Friedensangebot ab und forderte in Überschätzung seiner Kräfte die bedingungslose Unterwerfung seiner Gegner. Auch Isabella blieb in Oberitalien und gebar im Februar 1238 in Ravenna einen von den Quellen entweder als Carl Otto oder Heinrich bezeichneten Sohn. Vielleicht erhielt dieser anfangs den ersteren Namen und wurde nach dem Tod des gefangengehaltenen ältesten Sohns des Kaisers in Heinrich umbenannt. Seiner großen Begeisterung über die Geburt von Isabellas Sohn verlieh der Kaiser in mehreren erhaltenen Schreiben Ausdruck. Zu seinen Adressaten gehörte u. a. Richard, Earl von Cornwall, ein Bruder Heinrichs III. von England. Die Glückssträhne des Kaisers riss aber mit seiner monatelangen erfolglosen Belagerung Brescias im Sommer/Herbst 1238 ab. Auf seine Anweisung hin nahm Isabella von September bis Dezember 1238 ihren Wohnsitz in der süditalienischen Stadt Andria und wurde gegen Jahresende vom Erzbischof Berardo von Palermo zurück in die Lombardei geleitet. Inzwischen hatte Friedrich II. die Eroberung Brescias aufgeben müssen. Im Februar/März 1239 hielt sich Isabella mit ihrem kleinen Sohn in Noventa auf, während ihr Gemahl in Padua weilte. Als der Papst im März 1239 den Kaiser unter fadenscheinigen Gründen exkommunizierte, lieferten sich beide Seiten eine unter die Gürtellinie gehende Propagandaschlacht. Friedrich II. beschwerte sich bei seinem Schwager Heinrich III. über dessen mangelhafte Unterstützung. Der englische König versuchte zu beruhigen, warf dem Kaiser aber im Gegenzug vor, dass dieser seine Gattin Isabella abschotte und ihr das Tragen der Krone in der Öffentlichkeit verbiete. Einigen Briefen Friedrichs II. ist zu entnehmen, dass er seine Gattin Anfang 1240 in sein Königreich Sizilien zurücksandte, wo sie in der Burg Salvatoris ad Mare bei Andria in Apulien Hof hielt. Der Kaiser sorgte auch dafür, dass Isabella standesgemäß leben konnte und ihr Hofstaat genügend Ausstattung erhielt. Sie wurde der Obhut treuer sizilischer Anhänger des Kaisers anvertraut, zuerst Giovanni de Amato. Als dieser starb, übernahm Jacopo Capece dessen Stelle. In seinem Streit mit Gregor IX. hatte Friedrich II. inzwischen ab August 1239 das Herzogtum Spoleto besetzt und begab sich Ende März 1240 nach fünfjähriger Abwesenheit wieder in sein Königreich Sizilien. In den folgenden Monaten hielt er sich zwar wie Isabella in Apulien auf; ob er sie in dieser Zeit aber traf, ist aufgrund fehlender dementsprechender Quellenangaben nicht feststellbar. Im Juli 1240 machte er sich zu einem neuen Einfall in den Kirchenstaat auf, konnte Faenza jedoch erst nach achtmonatiger Belagerung im April 1241 erstürmen. Ein unterdessen vom Papst nach Rom einberufenes Konzil suchte der Kaiser zu torpedieren, um seine Amtsenthebung zu verhindern. Der nach einem Kreuzzug im Juli 1241 in Trapani im Nordwesten Siziliens gelandete Bruder Isabellas, Richard von Cornwall, zog nach Norden zu einem Treffen mit dem Kaiser, der damals gegen Rom marschierte, aber von einem Angriff auf die Ewige Stadt vorerst absah. Richard wurde bei seiner Ankunft in Terni in Umbrien von Friedrich II. äußerst zuvorkommend und gastfreundlich empfangen, konnte seine Schwester jedoch erst einige Tage später sehen. Allerdings muss dies kein Hinweis auf ein angeblich vom Kaiser befohlenes isoliertes Leben Isabellas sein; möglicherweise war sie wie schon bei früheren Kriegszügen eine geraume Strecke vom Feldlager ihres Gemahls entfernt untergebracht. Isabella und Richard schauten dann zu ihrem großen Ergötzen unterhaltsamen Veranstaltungen zu, bei denen etwa sarazenische Mädchen artistische Tanzkunststücke präsentierten. Im Konflikt zwischen Kaiser und Papst suchte Richard vergeblich zu vermitteln. Gregor IX. starb aber bereits am 22. August 1241, woraufhin Friedrich II. sich mit seiner erneut schwangeren Gemahlin nach Apulien zurückzog. Isabella starb im Alter von 27 Jahren bei einer weiteren Geburt am 1. Dezember 1241 in Foggia zusammen mit dem Neugeborenen. Sie wurde auf Anweisung Friedrichs II. in einer feierlichen Begräbniszeremonie neben seiner zweiten Gattin Isabella von Brienne in der Krypta der Kathedrale von Andria beigesetzt. Der tiefbetrübte Kaiser ordnete Trauergottesdienste in allen größeren Kirchen Siziliens an. Erst in einem am 30. Januar 1242 verfassten Schreiben setzte er den englischen König offiziell über Isabellas Ableben in Kenntnis. Isabella hatte ihren Gemahl zuletzt noch gebeten, weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu ihrem Bruder Heinrich III. zu unterhalten. Friedrich II. (* 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona, Italien; † 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera, Italien) aus dem Geschlecht der Staufer war ab 1198 König von Sizilien, ab 1211/12 deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tode Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Nach einem erfolgreichen Kreuzzug trug er 1229 außerdem die Krone des Königreichs Jerusalem. Friedrich war der Sohn Kaiser Heinrichs VI. und dessen Gemahlin Konstanze von Sizilien. Auf Wunsch des Vaters und im Sinne von dessen Erbreichsplan war er bereits am Weihnachtstag des Jahres 1196, einen Tag vor seinem zweiten Geburtstag, erstmals zum „rex Romanorum“ gewählt worden. Nach Heinrichs Tod 1197 setzte im Reich jedoch Otto IV. aus dem Geschlecht der Welfen seinen Thronanspruch gegen den damals erst vierjährigen Friedrich durch. Erst die ungewöhnliche zweite Wahl zum König im Jahre 1211 ebnete Friedrich den Weg zu den Königskrönungen von 1212 und 1215 in Mainz und Aachen. Seit dem Tode Ottos IV. im Jahre 1218 war er unangefochten als König anerkannt, seit 1219 auch von den Welfen, die ihm die Reichsinsignien übergaben. 1220 folgte die Kaiserkrönung in Rom. Friedrich II., von dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Matthäus Paris „stupor mundi“ (deutsch: „Staunen der Welt“) genannt, war hochgebildet und sprach mehrere Sprachen: Neben seiner Muttersprache Italienisch beherrschte er das Lateinische sowie das Deutsche und verfügte womöglich auch über Grundkenntnisse des Arabischen. Darüber hinaus verstand er Französisch und vielleicht etwas Griechisch. Er war vielseitig interessiert – an naturwissenschaftlichen, künstlerischen, philosophischen und theologischen Fragen – und verfasste ein wissenschaftliches Werk über die Falkenjagd. Friedrich II. gilt allgemein als eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Herrschern des Mittelalters. Der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt bezeichnete ihn als den „ersten modernen Menschen auf dem Thron“ Diese Einschätzung beruht auf Friedrichs geistigem Format sowie auf der Tatsache, dass er zum Teil mit modern anmutenden Mitteln versuchte, das universelle Kaisertum zu behaupten. Mit seinem Tod beginnt aus Sicht der Geschichtswissenschaft das sogenannte Interregnum, die „kaiserlose Zeit“ im Heiligen Römischen Reich, die bis 1273 andauerte. Leben Kindheit und Jugend Friedrich II. wurde einen Tag nach der Krönung seines Vaters Heinrichs VI. zum König von Sizilien geboren. Da seine Mutter bereits fast 40 Jahre alt und zuvor neun Jahre kinderlos geblieben war, wurden erhebliche Zweifel an ihrer Schwangerschaft laut, zumal der Sohn Heinrichs VI. als einziger legitimer männlicher Enkel Friedrich Barbarossas die Fortsetzung der sich genealogisch verengenden staufischen Hauptlinie darstellte. Es ist unwahrscheinlich, dass Friedrich tatsächlich, wie später behauptet wurde, in aller Öffentlichkeit – auf dem Marktplatz in einem Zelt vor der Kirche von Jesi – zur Welt kam. Angeblich sollen 19 Bischöfe und Kardinäle Zeugen dieses Ereignisses gewesen sein. Es wurden bald Gerüchte laut, das Kind sei untergeschoben und stamme in Wirklichkeit von einem Metzger. Auch ist es fraglich, ob die Kaiserin ihren Sohn zunächst Konstantin nannte, wie einige Chronisten behaupteten. Bei seiner Taufe (Ende 1196 oder Anfang 1197) in der Kathedrale von Assisi erhielt er die Namen seiner Großväter Friedrich Roger (Fridericus/F[r]edericus Rogerius). Auf dem Hoftag in Worms im Dezember 1195 lehnten es die Fürsten ab, Heinrichs Sohn im Rahmen der Kreuzzugsvorbereitungen zum deutschen König zu wählen. Im Februar 1196 schlug Heinrich auf dem Mainzer Hoftag den Fürsten seinen Erbreichsplan vor, nach dem sie ihr Wahlrecht verlieren sollten und das Königsamt erblich werden sollte. Als Gegenleistung sollten auch die Reichslehen der Fürsten erblich werden und für den Episkopat die Spolien abgeschafft werden. Die Fürsten widersprachen diesem Plan zunächst, akzeptierten ihn aber nach massiven Drohungen Heinrichs im April auf dem Reichstag in Würzburg. Gleichzeitig verhandelte Heinrich mit Papst Coelestin III., um dessen Verzicht auf das Recht zur Kaiserkrönung zu erlangen. Der Papst ließ sich darauf nicht ein, und während dieser Verhandlungen widerriefen auch die Fürsten in Erfurt ihre Zustimmung, um am Weihnachtsfest 1196 doch noch endgültig einzuwilligen. Am 25. Dezember 1196, einen Tag vor seinem zweiten Geburtstag, erreichte es der Kaiser allerdings, dass die deutschen Fürsten den zweijährigen Friedrich zum römisch-deutschen König wählten. Als Heinrich im darauf folgenden Jahr während der Vorbereitungen eines Kreuzzuges starb, wurde Friedrich II. aufgrund seines Kindesalters innerhalb des Reiches nicht anerkannt. Lediglich einige bereits im Heiligen Land befindliche Fürsten erneuerten ihren Treueeid auf ihn. Heinrichs VI. Bruder Philipp von Schwaben weigerte sich zunächst, für sich selbst um die deutsche Königskrone zu kämpfen, und wollte den Thron für seinen Neffen frei halten. Zuvor hatte Philipp versucht, Friedrich nach Deutschland zu holen (er befand sich in Foligno in der Obhut der Herzogin von Spoleto), was misslungen war. Als jedoch die welfische Seite Otto IV. von Braunschweig als Nachfolger für Heinrich ins Spiel brachte und so zahlreiche Anhänger sammelte, ließ sich Philipp im März 1198 zum König wählen. Kurz darauf wurde auch Otto zum König gewählt, so dass es zwei konkurrierende Amtsinhaber in Deutschland gab, von denen sich zunächst keiner durchsetzte. In Sizilien übernahm Friedrichs Mutter Konstanze von Sizilien die Regentschaft, leistete den Lehnseid auf den Papst und verzichtete damit auch für ihren Sohn auf das deutsche Königtum. Damit waren Sizilien und das Reich wieder zwei getrennte Territorien. Am 17. Mai 1198 wurde Friedrich in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Im selben Jahr, am 28. November, starb seine Mutter. Testamentarisch hatte sie den neu gewählten Papst Innozenz III. zu seinem Vormund bestimmt. Innozenz nutzte diese Position, die er bis zu Friedrichs 14. Geburtstag 1208 innehatte, um kaiserliche Rechte in Italien abzubauen und die päpstliche Macht zu stärken. Der Legende zufolge wuchs er in Palermo, wohin der Dreijährige nach dem Tod seiner Mutter gebracht worden war, recht freizügig auf, fast wie ein Gassenjunge – was jedoch eher unwahrscheinlich ist und deshalb heute auch stark bezweifelt wird. Das Klima der weltoffenen Hafenstadt mit ihren vielfältigen griechischen und arabischen Einflüssen soll die besondere Persönlichkeit des späteren Kaisers mitgeformt haben. In den folgenden Jahren stritten verschiedene Parteien um die Einflussnahme in Sizilien: die von Konstanze entmachteten staufischen Beamten und Würdenträger, Heerführer und päpstliche Legaten. 1201 wurde Palermo von Reichstruchsess Markward von Annweiler besetzt, der im Auftrag Philipps im Süden operierte. Friedrich wurde bis zum Tod Markwards 1202 von diesem „erzogen“, nachdem dieser ihn 1201 hatte entführen lassen. Markward legte diese Entführung seinerseits als „Befreiung“ aus. Friedrich befand sich daher eher in einer Art Sicherungsverwahrung als in einer vormundschaftlichen Beziehung. Nach dem Tod Markwards wurde Friedrich von Wilhelm Capparone bevormundet, der schließlich von Walter von Pagliara abgelöst wurde; es war offenbar eine recht chaotische, fast anarchisch anmutende Zeit für den jungen König. Papst Innozenz III. vermittelte dem 14-jährigen Staufer 1208 eine Ehe mit der 25-jährigen Konstanze, einer Schwester von König Peter II. von Aragón und Witwe des ungarischen Königs Emmerich. Friedrich musste allerdings zusichern, dass Sizilien an Aragon fallen würde, falls er ohne männlichen Erben sterben sollte. Die am 5./15. August 1209 in Messina geschlossene Ehe schien zu beiderseitigem Gefallen zu sein; zudem brachte Konstanze ein Kontingent aragonesischer Ritter mit, die eine nicht unerhebliche Verstärkung darstellten. Konstanze gebar schon bald (1211) Friedrichs ersten Sohn Heinrich. Der inzwischen volljährige Friedrich (sog. pubertate superveniente) war im Dezember 1208 aus der Vormundschaft des Papstes entlassen worden und er versuchte nun mit Hilfe der katalanischen Ritter, die als Konstanzes Mitgift nach Sizilien gekommen waren, Königsgüter wieder unter seine Kontrolle zu bekommen, die sich die Adligen Siziliens angeeignet hatten. Dies löste einen umfassenden Aufstand des sizilianischen Adels aus. Als Reaktion auf die Herrschaftsübernahme Friedrichs II. zog Otto IV., der seit dem Tod Philipps 1208 schließlich uneingeschränkt geherrscht hatte, nach Süden. Innozenz schwankte zu diesem Zeitpunkt zwischen einer Unterstützung für Friedrich und einer für Otto. Sein Ziel war es, Sizilien auf Dauer vom deutschen Reichsteil loszulösen. Als Otto nach seiner Kaiserkrönung 1209 jedoch eine entsprechende Zusage, die er dem Papst gegeben hatte, brach und eine Invasion des sizilianischen Königreiches vorbereitete, bannte Innozenz ihn und schlug sich, auch auf den entsprechenden Rat des französischen Königs Philipp August, auf die Seite Friedrichs. Das Kind aus Apulien – der Weg Friedrichs zum Kaisertum Nachdem Philipp von Schwaben tot und Otto IV. gebannt war, wurde Friedrich II. im Sommer 1211 auf Betreiben des Papstes von einem anti-welfisch gesinnten Kreis süd- und mitteldeutscher Fürsten in Nürnberg zum Kaiser gewählt. Die ungewöhnliche Verwendung dieses Titels bei der sonst üblichen Wahl des Königs durch deutsche Fürsten geht wohl direkt auf Innozenz III. zurück. Friedrich nahm die Wahl an, obwohl viele Verbündete in Sizilien ihm davon abrieten. Vermutlich wollte der junge König durch diesen Schritt in erster Linie die drohende Invasion Siziliens durch Otto abwenden. Obwohl der Papst Friedrichs Erfolgsaussichten gering eingeschätzt haben dürfte, da er ja im Erfolgsfall die Umklammerung des Patrimonium Petri durch die Verbindung zwischen Kaisermacht und Königreich Sizilien erneut heraufbeschwor, verlangte er trotzdem, dass Friedrichs Sohn Heinrich – wohl Anfang März 1212 – zum König von Sizilien gekrönt wurde, bevor Friedrich II. nach Deutschland aufbrach, und betonte so die Unabhängigkeit des Königreichs Sizilien. In Rom wurde Friedrich von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen. Mit geliehenem Geld aus französischen Quellen und ohne große Gefolgschaft reiste Friedrich weiter. Erst ab Chur hatte er eine militärische Eskorte. Nachdem Friedrich mit großer Mühe die Alpen überwunden hatte – der Brennerpass war von feindlichen Truppen besetzt – kam er in Konstanz an. Die Stadt bereitete sich gerade auf den Empfang Ottos IV. vor und wollte den jungen Staufer nicht einlassen. Nach feierlichem Verlesen der Bannbulle des Papstes durch Legat Erzbischof Berard von Bari wurden ihm jedoch die Tore der Bischofsstadt geöffnet. Otto, der inzwischen in Überlingen auf die Fähre gewartet hatte, kam drei Stunden später vor die Stadttore und wurde zurückgewiesen. In Konstanz begann der Siegeszug Friedrichs durch das Oberrheintal. Mit großzügigen Versprechungen und Schenkungen gewann er den Süden des Reiches, der ohnehin traditionell staufisch gesinnt war. Zahlreiche Fürsten wechselten auf seine Seite. Im August 1212 starb Ottos Frau, Friedrichs Cousine Beatrix, die der Welfe erst drei Wochen zuvor geheiratet hatte und die seinen Anspruch auf das Staufer-Erbe gestützt hatte. Daraufhin zog sich Otto nach Köln zurück, um sich für einen neuen Anlauf vorzubereiten. Am 5. Dezember 1212 ließ sich Friedrich II. in einer Nachwahl in Frankfurt am Main von einer größeren Anzahl Fürsten als König bestätigen. Am 9. Dezember wurde er im Mainzer Dom durch den Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein gekrönt – allerdings mit nachgebildeten Insignien. In der Folgezeit wurde Friedrich, dem Chint von Pülle oder chint aus Pulle (Kind aus Apulien), vorgeworfen, er sei bloß ein Pfaffenkönig, also ein vom Papst abhängiger Monarch, zumal er dem Papst die Wiederherstellung und den Erhalt der Rechte der Kirche zugesichert hatte. Wichtigstes Dokument dieser Zugeständnisse war 1213 die Goldbulle von Eger. Als Gegenleistung sagte der Papst zu, Friedrichs Herrschaftsanspruch auch in den Gebieten durchzusetzen, die noch auf der welfischen Seite standen. Der Machtkampf zwischen dem Staufer und dem Welfen wurde 1214 durch die Schlacht bei Bouvines entschieden, in der ein welfisch-englisches Heer den Franzosen unterlag. Grund für die Einbeziehung der Engländer und der Franzosen war ein Streit zwischen Innozenz III. und dem englischen König Johann Ohneland. Innozenz hatte den französischen König beauftragt, England zu erobern, worauf sich Johann mit den Welfen verbündete, um Friedrich, den Verbündeten des Papstes und der Franzosen, militärisch zu schlagen. Philipp II. August von Frankreich schickte Friedrich die erbeutete goldene Kaiserstandarte. Nach der Ausschaltung Ottos ging Friedrich II. verstärkt gegen die Städte am Niederrhein vor, die ihn zum Teil nicht anerkannten. Am 23. Juli 1215 wurde er in Aachen, wiederum durch den Mainzer Erzbischof, zum römisch-deutschen König gekrönt. Gleichzeitig ließ er die Gebeine Karls des Großen umbetten und gab gegenüber Hugo von Ostia ein Kreuzzugsversprechen für Anfang 1219 ab. Otto IV. hatte nicht nur eine militärische Niederlage erlitten, sondern nach der Unterstützung vieler Reichsfürsten auch die der Engländer verloren. Auf dem Vierten Laterankonzil bestätigte Innozenz die Wahl Friedrichs zum Kaiser. Friedrich selbst holte seine Frau und seinen Sohn nach Deutschland nach, entzog ihnen den sizilianischen Königstitel und nahm ihn selbst an. Der fünfjährige Heinrich (VII.) erhielt das Herzogtum Schwaben und das Rektorat über Burgund. Mitte 1219 begann der neue Papst Honorius III. mit Friedrich über den Beginn des verschobenen Kreuzzugs zu verhandeln. Der Termin wurde schließlich auf den 21. März 1220 festgesetzt. Doch Friedrich hielt diesen Zeitplan nicht ein, zumal es weitere langwierige Verhandlungen zwischen ihm und dem Papst über den Status Siziliens gab. Ende April 1220 ließ Friedrich seinen Sohn Heinrich in Frankfurt gegen den Willen einer starken Adelsopposition zum König der Römer wählen. Im Gegenzug musste er den deutschen Bischöfen eine Reihe von Regalien zugestehen; diese wurden in der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis festgelegt. Honorius erkannte diese Wahl nicht an und sprach Heinrich auch den sizilianischen Königstitel ab. Friedrich brach im August nach Italien auf. Seine Kaiserkrönung erreichte er gegen das Versprechen, zwar Sizilien und das Reich zu regieren, Sizilien aber lediglich mit der Legitimation durch das Erbe seiner Mutter und nicht durch den Kaisertitel. Am 22. November 1220 wurde Friedrich II. schließlich in Rom von Honorius III. zum Kaiser gekrönt. Ob dabei der sogenannte Krönungsmantel verwendet wurde, ist nicht geklärt, da dieser vor 1246 nie in Quellen erwähnt wurde. Die neuere Forschung geht davon aus, dass Friedrich bei dieser Gelegenheit den in der Kathedrale von Metz aufbewahrten Mantel mit vier nimbierten Adlern trug. Heinrich (VII.), seine Vormünder sowie Reichsministerialen übernahmen während Friedrichs langer Aufenthalte in Italien die Verwaltung Deutschlands. Als Reichsverweser wurde Ende 1220 Erzbischof Engelbert I. von Köln eingesetzt, der dadurch eine zentrale Rolle einnahm. Weitere wichtige Vertreter Friedrichs waren die Erzbischöfe von Mainz und Trier sowie Bischof Konrad von Metz und Otto von Würzburg, später auch Leopold VI. von Österreich, der Schwiegervater Heinrichs (VII.). Bereits während seines ersten Aufenthalts in Deutschland bemühte sich Friedrich II., das Reichsgut wieder herzustellen, das während des Thronstreits stark geschrumpft war. Diese Politik setzte er auch später fort. Große Territorialgewinne machte er durch das Erbe der ausgestorbenen Zähringer, das unter anderem die Alpenübergänge in Süddeutschland in königliche Hand brachte. Darüber hinaus gründete Friedrich 39 Städte, vor allem im Südwesten Deutschlands. Durch mehrere Stadtgründungen auf kirchlichem Territorium versuchte Friedrich außerdem, die Macht des jeweiligen klerikalen Landesherren auszuhöhlen. Die Reorganisation des Königreichs Sizilien Trotz seiner Titel als Rex Romanorum und als römisch-deutscher Kaiser hielt sich Friedrich die meiste Zeit seines Lebens in Apulien und Sizilien auf, so von 1221 bis 1235 und von 1237 bis 1250. Während dieser Zeit ließ er sich in Deutschland durch seine Söhne vertreten. In Sizilien und Apulien organisierte er den ersten modernen Beamtenstaat und zentralisierte die Verwaltung nach byzantinischem Vorbild. Unmittelbar nach seiner Kaiserkrönung zog Friedrich II. 1220 mit nur kleinem Gefolge nach Sizilien. Durch Beschränkung der Anzahl seiner Begleiter hielt er so sein Versprechen, in Sizilien keine landesfremden Gefolgsleute einzusetzen. In Capua erließ er Assisen, Gesetze, die die Adelsfehden beenden und den Landfrieden wieder herstellen sollten. Darüber hinaus erklärte er alle Schenkungen und Privilegien für ungültig, die seit 1189 erteilt worden waren. Alle übrigen Privilegien mussten durch die königliche Kanzlei neu bestätigt werden. Sämtliche in den zurückliegenden 20 Jahren erbauten Burgen zog der König ein. Dadurch erhielt Friedrich eine Reihe befestigter Stützpunkte in seinem Königreich und seine Verwaltung einen Überblick über die Kronrechte in Sizilien. Insgesamt wurden die Entscheidungsmöglichkeiten der Barone stark eingeschränkt, vor allem was das Heirats- und Erbrecht sowie die Vergabe von Afterlehen betraf. Den daraus erwachsenden Widerstand der Adligen zerschlug Friedrich II. im Verlauf der folgenden beiden Jahre mit der Unterstützung kleinerer Landadliger, die er danach in einem zweiten Schritt ebenfalls in ihren Rechten einschränkte. Honorius III., der sich als Lehnsherr Siziliens sah, protestierte gegen dieses Vorgehen Friedrichs, konnte sich aber nicht durchsetzen. Im Mai 1221 erließ Friedrich in Messina eine weitere Assise, die die Bevorzugung auswärtiger Händler verbot, was vor allem die Seemächte Genua und Pisa traf. Zugleich startete er ein Flottenbauprogramm und weitete die königliche Kontrolle über den sizilianischen Handel aus. 1222 bis 1224 besiegte er die letzten Sarazenen in den zentralen Gebieten der Insel. Sie wurden nach Nordapulien umgesiedelt, wo sie als Arbeitskräfte auf den Krongütern und als Kämpfer in den Auseinandersetzungen mit dem Papst eingesetzt wurden und in Lucera bis 1300 ein Zentrum des Islam in Italien bildeten. Friedrich ließ in Süditalien mehrere Schlösser bauen, darunter das berühmte Castel del Monte bei Andria in Apulien. Er gründete 1224 die Universität Neapel, die heutige Università Federico II, die die Aufgabe hatte, Beamte für den Staat auszubilden. Einwohner seines Königreichs wurden verpflichtet, nur in Neapel zu studieren. 1226 erfolgte die Gründung der Universität für Apotheker (Pharmacognosia) in Salerno, die zusätzlich die Aufsicht über das Medizin- und Arzneiwesen übernahm. 1246 schrieb er das Buch Über die Kunst mit Vögeln zu jagen, eine Unterweisung in die Falkenjagd; außerdem führte er das Rechnen mit der Null ein. Friedrichs Versuche, auch die Kirche in Sizilien unter seine Kontrolle zu bringen, blieben weitgehend erfolglos. Mit einer weiteren Assise wollte er das Ansammeln von Landbesitz in der „toten Hand“ zurückdrängen. Auf massiven Widerstand, nicht nur aus der Kirche, stieß sein Vorhaben, auch das Recht der Besetzung der 150 Bistümer im Königreich an sich zu ziehen. Die darauf folgenden Auseinandersetzungen wurden immer schärfer und fielen mit dem Streit über den Kreuzzug zusammen, der schließlich zur Exkommunikation Friedrichs führte. Der gebannte Kreuzfahrer Ein Schwerpunkt von Friedrichs II. Politik in Deutschland war der Norden. Nachdem Heinrich der Löwe seine Macht verloren hatte, war es Knut VI. von Dänemark gelungen, seinen Einflussbereich vor allem in Richtung Baltikum zu vergrößern. 1223 setzte Heinrich von Schwerin den dänischen König Waldemar II. gefangen. Das nutzte Friedrich II. aus, um gegen Dänemark vorzugehen: Er verbündete sich mit Bremen und Adligen aus dem Hinterland der Stadt. Darüber hinaus stellte er 1224 die gerade erst christianisierten Balten unter seinen Schutz. Dieser Schritt stieß auf Widerstand Honorius' III., der die Schutzherrschaft über die Balten für sich beanspruchte. Als Reaktion auf den Protest des Papstes ermächtigte Friedrich 1226 den Deutschen Orden unter dessen Hochmeister und seinem Vertrauten, Hermann von Salza, mit der Goldenen Bulle von Rimini, im Baltikum aktiv zu werden und dort die vordringenden Pruzzen zu bekämpfen. Dieses Vorhaben unterstützte der polnische Herzog Konrad von Masowien, indem er dem Orden das Kulmer Land als Basis zur Verfügung stellte. Damit durchkreuzte der Kaiser erneut die Absichten des Papstes in der Region. Friedrich hatte sich selbst gegenüber dem Papst zum Kreuzzug in das Heilige Land verpflichtet. Am 9. November 1225 hatte er in Brindisi die Königin von Jerusalem, Isabella II. (Jolande), geheiratet und sich selbst am gleichen Tag zum König von Jerusalem erklärt. Isabella starb bereits 1228 bei der Geburt des späteren Konrad IV., hatte aber damit den Anspruch auf Jerusalem an die staufische Dynastie weitergegeben. Als Friedrich II. den Kreuzzug wegen einer Seuche im August 1227 abermals verschob, wurde er in Berufung auf den ersten Vertrag von San Germano (Cassino (Latium)), in dem er sich 1225 dazu verpflichtet hatte, die Kreuzfahrt bis August 1227 anzutreten, von Papst Gregor IX. gebannt. Allerdings waren der verzögerte Kreuzzug und sein Vorgehen im Baltikum nicht die ausschließlichen Gründe für den Bruch zwischen Papst und Kaiser. Mindestens ebenso bedeutsam waren Friedrichs Versuche, in die Kirchenstruktur Siziliens einzugreifen, und der Versuch, einen Reichstag zu Ostern 1226 nach Cremona einzuberufen – der auch nie stattfand. Im Vorfeld dieses Reichstages hatte Friedrich mehrere päpstliche Territorien zu Reichslehen erklärt und war mit sizilianischen Truppen in Oberitalien aktiv geworden. Ungeachtet des Bannes brach er 1228 zum Fünften Kreuzzug auf, was ihm als Gebanntem eigentlich verboten gewesen wäre. Der Papst verschärfte daraufhin den Bann, indem er den Adel in Sizilien und im Reich von seinem Treueeid entband. Im Sommer 1228 stellte Friedrich die Reichslehenschaft über Zypern wieder her. Im Heiligen Land fand Friedrich nur wenig Unterstützung, gleichzeitig bereitete der Papst einen Einmarsch in Reichsgebiet in Oberitalien vor. Damit waren militärische Operationen für Friedrich unmöglich und seine Rückkehr nach Italien dringend nötig. Allerdings scheint er Kämpfe gegen die Muslime auch gar nicht angestrebt, sondern frühzeitig mit Sultan al-Kamil von Kairo diplomatischen Kontakt aufgenommen zu haben. Statt durch Waffengewalt erreichte Friedrich in fünfmonatigen Verhandlungen mit dem Sultan einen Friedensvertrag, den Frieden von Jaffa, und damit die christliche Hoheit über weite Teile der Stadt. Während der Verhandlungen lud ihn der Sultan nach Jerusalem ein. Als der Muezzin aus Rücksicht auf Friedrich II. seinen morgendlichen Ruf zum Gebet nicht erschallen ließ, stellte ihn der Kaiser angeblich mit den Worten zur Rede: „Ich habe in Jerusalem übernachtet, um dem Gebetsruf der Muslime und ihrem Lob Gottes zu lauschen.“ Die Stadt wurde mit Ausnahme des alten Tempelbezirks, aber unter Einschluss von Betlehem und Nazaret per Vertrag den Christen übergeben, die außerdem einen Korridor zur Küste erhielten. Darüber hinaus wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand vereinbart. Sowohl auf christlicher als auch auf muslimischer Seite stieß das Abkommen auf breite Ablehnung. Der lateinische Patriarch Gerold verhängte das Interdikt über ganz Jerusalem, für den Fall, dass Friedrich II. die Stadt betreten würde. Davon ließ der Kaiser sich nicht abhalten: Obwohl gebannt, setzte er sich am 18. März 1229 in der Grabeskirche die Krone des Königreichs Jerusalem auf das Haupt. Der rechtliche Charakter dieser Selbstkrönung ist nicht zweifelsfrei geklärt und war auch unter den Zeitgenossen umstritten. Die sonst erforderliche Mitwirkung von Geistlichen war wegen des Interdikts unmöglich, so dass es sich bei dem Akt kaum um eine übliche Krönung als Herrschaftsbeginn gehandelt haben kann. Es spricht dagegen einiges dafür, dass Friedrich dieses Gehen unter der Krone eher als symbolische Bestätigung seiner Herrschaft über das Königreich Jerusalem verstand. Die Krönung wurde von den einheimischen Baronen nicht anerkannt, da Friedrich aus ihrer Sicht höchstens als Regent für seinen Sohn Konrad hätte tätig werden dürfen. Es dauerte allerdings bis zum 17. Juli 1245, bis der Papst Friedrich für abgesetzt erklärte. Der Kaiser selbst verließ nach der Krönung schleunigst das Heilige Land, wo er zu diesem Zeitpunkt keinerlei Rückhalt mehr hatte. In Akkon brachte er den Kreuzfahrer-Adel nach zähen Verhandlungen dazu, Konrad als König anzuerkennen, bevor er eilig nach Brindisi aufbrach. Nach seiner Rückkehr aus Palästina bekämpfte er die päpstlichen Truppen, die in das sizilianische Regnum eingefallen waren, und sicherte sein Territorium vergleichsweise schnell wieder ab. Noch während der Kämpfe nahm Hermann von Salza Vermittlungsgespräche mit dem Papst auf, um die Lösung des Banns zu erreichen. Im zweiten Vertrag von San Germano vom Juli 1230 machte Friedrich dem Papst eine Reihe von Zugeständnissen, unter anderem die Freiheit kirchlicher Wahlen, die Wiedereinsetzung von kirchlichen Amtsträgern, die Friedrich gebannt hatte, die Unantastbarkeit von Klerikern durch die weltliche Rechtsprechung, die Steuerbefreiung der Kirche und einen Verzicht auf alle Ansprüche im Kirchenstaat. Dafür sagte Gregor IX. die Aufhebung des Banns zu, was er im Folgejahr auch ausführte. Friedrich missachtete allerdings weitgehend die Vertragsvereinbarungen, was neues Konfliktpotential mit dem Papst barg. Zu Friedrichs Anhängern in Deutschland zählten auch die Bischöfe Ekbert von Bamberg und später dessen Neffe Poppo von Bamberg, in deren Dom wohl kurz vor oder um 1237 der waffenlose Bamberger Reiter aufgestellt wurde. In diesem Reiterstandbild vermuten Forscher ein Krypto-Porträt Friedrichs II., wobei der Reiter wohl hauptsächlich den wiederkehrenden Messias nach der Offenbarung des Johannes 19,10–16 darstellen sollte, der allein mit dem Hauch seines Mundes, also mit Gottes Wort, die Feinde des Christentums vernichtet. Mehrere Theologen hatten sich bereits gegen bewaffnete Kreuzzüge gewandt. Konflikte in Deutschland und mit dem Papst 1231 überwarf sich Friedrich endgültig mit seinem Sohn Heinrich (VII.). Grund war das Vorgehen Heinrichs gegen die Fürsten. Es ähnelte zwar in weiten Teilen dem seines Vaters während des ersten Aufenthalts in Deutschland und danach in Sizilien, zu diesem Zeitpunkt und angesichts der Auseinandersetzung mit dem Papst stand es aber im Widerspruch zu Friedrichs Versuchen, das Einvernehmen der Fürsten zu gewinnen. Heinrich hatte ihnen auf Druck von Gregor IX. 1231 weitreichende Rechte verbriefen müssen, die Friedrich notgedrungen im Rahmen der Verhandlungen um den Frieden von San Germano bestätigte (so genanntes Statutum in favorem principum). Heinrich betrieb jedoch weiter eine harte Politik den Fürsten gegenüber, auf die Friedrich reagierte, indem er mehrmals Erlasse seines Sohnes für ungültig erklärte. Doch auch der Kaiser selbst schuf sich in dieser Zeit neue Feinde unter den Adligen, vor allem, als er 1232 das Reichskloster Lorsch dem Mainzer Erzbistum schenkte und so den Lorscher Vogt Otto II. und mit ihm die Familie der Wittelsbacher gegen sich aufbrachte. Heinrich verbündete sich schließlich mit den lombardischen Städten und mehreren kaiserfeindlichen deutschen Adligen, unter anderem den Bischöfen von Augsburg, Würzburg, Worms, Speyer und Straßburg sowie mit dem Abt des Klosters Fulda. Wie zuvor für den Fall des Ungehorsams vereinbart, bannte Gregor IX. den Kaisersohn, und Friedrich zog von Italien zurück nach Deutschland. Der Aufstand brach in sich zusammen, sobald Friedrich im Land war. Fast ohne Kämpfe strömten dem populären Kaiser Unterstützer zu. Über Heinrich saß Friedrich 1235 in Worms zu Gericht. Seine Verbündeten wurden begnadigt, der Kaisersohn selbst aber abgesetzt und in Sizilien eingekerkert. Zudem heiratete Friedrich im Wormser Dom seine vierte Ehefrau Isabella Plantagenet, genannt Isabella von England oder Elisabeth. Im August des gleichen Jahres verkündete Friedrich auf dem Reichstag von Mainz einen Landfrieden. Der Reichstag sollte dazu dienen, die Zerrüttung durch den Aufstand Heinrichs (VII.) zu beheben. Zentraler Punkt aller Beschlüsse war die Betonung der königlichen Hoheit über alle Regalien, um der fürstlichen Aneignung dieser Rechte einen Riegel vorzuschieben. Außerdem betonte Friedrich seine Position als oberster Gerichtsherr und richtete das Amt eines Reichshofrichters ein. Vorbild für die Reorganisation im Reich waren Friedrichs Neuerungen in Sizilien. Allerdings konnte er seine Vorstellungen gegen die machtbewussten deutschen Fürsten nur zum Teil durchsetzen. Zumindest beeideten sie ihre Teilnahme an einem geplanten Italienzug. Die im folgenden Jahr entworfene zentrale Finanzverwaltung wurde nie real umgesetzt. Neben dem Landfrieden und seinen Regelungen für die Reichsstruktur war die Aussöhnung mit den Welfen die wichtigste Konsequenz des Reichstags. Friedrich nahm Otto von Lüneburg in den Reichsfürstenstand auf und rief damit das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ins Leben. Friedrich II. ließ schließlich seinen Sohn Konrad IV., 1237 in Wien zum neuen römisch-deutschen König und zum zukünftigen Kaiser wählen, nachdem ein erster Versuch dazu auf dem Mainzer Hoftag gescheitert war. Während Friedrich in Deutschland mit dem Einvernehmen des Papstes gegen Heinrich (VII.) vorging, gerieten beider Interessen in den sizilianischen Angelegenheiten wieder in Konflikt. Gregor IX. plante, eine Gesetzessammlung für Sizilien erstellen zu lassen. Dem wollte Friedrich zuvorkommen, um die eigene Macht über Sizilien zu stützen und sich als Gesetzgeber zu profilieren. Deshalb ließ er hastig ein Gesetzeswerk erstellen, das 1231 als die Konstitutionen von Melfi verkündet wurde, wegen der kurzen Vorbereitungszeit aber in den beiden Folgejahren jeweils einmal ergänzt wurde. Als Gesetzgeber stellte Friedrich sich in die Tradition antiker römischer Herrscher. Der Anspruch Friedrichs auf die Lombardei und Mailand läutete die letzte heiße Phase im Konflikt zwischen dem Kaiser und der Kurie ein, die stark eschatologische Züge trug. 1236 erklärte Friedrich II. den Reichskrieg gegen die Kommunen. Die Lombarden wollten ihren Bund nicht, wie vom Kaiser gefordert, auflösen. Bis in den Herbst 1237 erreichte keine der beiden Kriegsparteien eine militärische Entscheidung. Am 27. November kam es dann zu einer großen Feldschlacht bei Cortenuova, die der Kaiser für sich entschied. Von Mailand, der wichtigsten Stadt im Lombardenbund, verlangte Friedrich die bedingungslose Unterwerfung, was verweigert wurde. Obwohl sein Heer nach dem Schlachtensieg durch zahlreiche hinzuströmende Söldner verstärkt worden war, konnte Friedrich Mailand und die übrigen Städte nicht abschließend bezwingen. In dieser Phase verschärfte sich der Konflikt mit dem Papst weiter: Enzio, der älteste, uneheliche Sohn Friedrichs, heiratete im Oktober 1238 die Erbin des größten Teils Sardiniens und nahm den Königstitel über die Insel an. Der Heilige Stuhl, der die Lehnshoheit über Sardinien beanspruchte, erkannte Enzio in dieser Funktion nicht an. Weit schwerer wog aber der Interessenkonflikt in der Byzanz-Politik. Zur Unterstützung des lateinischen Kaisers Balduin II. in seinem Kampf gegen die Griechen warb der Papst ab 1237 für einen Kreuzzug. Friedrich verhandelte gleichzeitig mit dem byzantinischen Kaiser Johannes III., dem Gegner Balduins. Nachdem Friedrich für seine Feldzüge in Italien byzantinische Söldner gestellt bekommen hatte, sperrte er im Gegenzug mehrere Häfen und ließ eine Kreuzzugs-Vorhut gefangensetzen, was den Aufbruch des Heeres deutlich verzögerte. Der Papst ging dagegen vor. Er unterstützte eine Propagandakampagne, die Friedrich als den Antichristen darstellte, vermittelte ein Bündnis zwischen Genua und Venedig, wodurch eine Flotte entstand, die Sizilien hätte bedrohen können, und besiegte die kaisertreue ghibellinische Adelspartei in Rom. In dieser angespannten Situation starben Anfang 1239 kurz hintereinander Hermann von Salza und Kardinal Thomas von Capua, die bis dahin als Vermittler zwischen Kaiser und Papst gedient hatten. Weiter verschärft wurde die Auseinandersetzung durch einen Brief Friedrichs vom 10. März 1239 an das Kardinalskollegium, in dem er Gregor IX. offen des Bündnisses mit den aufständischen Lombarden beschuldigte. Der Papst veröffentlichte darauf eine erneute Bannbulle. Diese wurde, wohl um ein gegenteiliges Urteil der Kardinäle zu verhindern, schon kurz nach dem Eintreffen des Briefes des Kaisers bereits am Palmsonntag, dem 20. März 1239, und nicht, wie üblich, erst am Gründonnerstag veröffentlicht. Das Anathema listet unter vielen Vorwürfen auch den besonders schweren der Ketzerei auf, aber auch die angebliche Zugrunderichtung des päpstlich beanspruchten Sizilien durch Friedrich. Offener Kampf zwischen Kaiser und Papst Friedrich reagierte auf den Bann, indem er jegliche Rücksicht auf den päpstlichen Anspruch auf Sizilien fallen ließ, eine große Streitmacht aufstellte und die Verwaltung grundlegend umstrukturieren ließ: Die Insel Sizilien erhielt einen Generalkapitän und der festländische Teil einen Hofjustiziar als oberste zivile und militärische Beamte. Friedrich baute ein umfangreiches Spitzelsystem auf, ließ die Grenzen sperren und die dem Papst ergebenen Bettelorden ausweisen. Den einheimischen Geistlichen wurde untersagt, dem Interdikt Folge zu leisten, darüber hinaus besetzte Friedrich die Bischofsstühle komplett in eigener Entscheidung. Nach dem sizilianischen Vorbild organisierte der Kaiser auch Reichsitalien um. Es wurde in zehn Generalvikariate aufgeteilt und Enzio als Stellvertreter eingesetzt. Die Verwaltung übernahmen größtenteils Beamte aus Süditalien. Die kaiserliche Kanzlei entwickelte in dieser Situation eine außergewöhnliche Aktivität. Nicht nur an die Kardinäle, sondern auch an die Bürger Roms und vor allem die Fürsten der Christenheit gingen pathetische Aufrufe in großer Zahl hinaus. Friedrich betonte dabei immer wieder deutlich, dass er der eigentlich Friedliebende sei. Nach einer auf verschiedene Stellen des Alten Testaments Bezug nehmenden Einleitung und einer sehr ausführlichen und tatsachenbezogenen Darstellung der Dinge aus Friedrichs II. Sicht heißt es in einem Brief an die Hohen des Reiches vom 20. April 1239: „Du also, geliebter Fürst, und mit Dir alle Fürsten des Erdkreises, beklage nicht nur Uns, sondern die Kirche, die die Gemeinschaft aller Gläubigen ist! Ihr schlaffes Haupt, ihr Fürst, steht wie ein brüllender Löwe da, ihr Prophet ist rasend (Off. 19,20), ein ungetreuer Mann, ein Priester, der sein Heiligtum besudelt, der ohne Gerechtigkeit gegen das Gesetz handelt.“ Hierauf antwortete der Papst mit einem Rundschreiben an alle Könige, Fürsten und Bischöfe der Christenheit. Dieser Brief vom 21. Mai 1239 bedient sich farbiger Bilder der Apokalypse des Johannes und bezeichnet Friedrich als den wahrhaftigen Antichristen: „Es steigt aus dem Meere die Bestie voller Namen der Lästerung, die mit den Tatzen des Bären und dem Rachen des Löwen wütet und mit den übrigen Gliedern wie ein Leopard ihren Mund zu Lästerungen des göttlichen Namens öffnet, die nicht aufhört, auf Gottes Zelt und die Heiligen, die in den Himmeln wohnen, die gleichen Speere zu schleudern.“ Erklären kann man den Einfluss solcher Briefe nur durch die damaligen chiliastischen Vorstellungen. Joachim von Floris (Joachim von Fiore), sagte für die Jahre vor 1260 Vorläufer des Antichristen und schließlich diesen selbst voraus. Von der einen Seite wurde Friedrich als der Messiaskaiser, der Papst hingegen als die große „Hure Babylon“ dargestellt. Die andere Seite meinte, den Kampf zwischen Antichrist und Engelpapst mitzuerleben. Nach der Niederlage des Lombardenbundes 1237 bei Cortenuova hatte sich die Lage in Oberitalien keineswegs entspannt. Die neue Verwaltungsstruktur mit den Beamten aus dem sizilianischen Reichsteil sahen die Lombarden als Tyrannei des Kaisers und als Verletzung der städtischen Autonomie an, während Friedrich in Mittelitalien auf eine positivere Stimmung stieß. 1238 scheiterte Friedrich vor Brescia, im September 1239 vor den Mauern Mailands. Er versuchte daraufhin, die mittelitalienischen Städte, besonders im Herzogtum Spoleto und in den Marken Ancona, für sich zu gewinnen. Seit Sommer 1239 marschierte Friedrichs II. Sohn Enzio in seinem Auftrag in die beiden Provinzen ein. Die Eroberung Jesis, des Geburtsortes des Kaisers in den Marken, war nicht nur von symbolischer Bedeutung, sondern auch deswegen, weil es im strategisch wichtigen Raum an der nördlichen Grenze des Königreichs Sizilien lag. Bald darauf erschien Friedrich II. selbst, aber nicht als Eroberer, sondern als Befreier. Weihnachten 1239 predigte er in der Kathedrale von Pisa. Es folgten die Eroberung Viteas 1240 und ein gescheiterter Versuch, Rom einzunehmen. 1241 vereitelte Friedrich durch die Gefangennahme mehrerer Bischöfe in der Seeschlacht von Giglio ein von Papst Gregor IX. für Ostern nach Rom einberufenes Konzil. Dadurch verhinderte er, dass sich eine Versammlung von Kirchenfürsten gegen ihn aussprach und nicht nur, wie bisher, lediglich der Papst. Der Tod Gregors Ende August 1241 unterbrach zunächst den Konflikt, da Friedrich die Wahl eines neuen Papstes abwartete, die sich allerdings bis Juni 1243 hinzog. Der aus einer ghibellinischen Familie stammende neue Papst, Innozenz IV., galt als kaiserfreundlich, wurde aber, als er im Amt war, zu einem entschiedenen Verfechter des päpstlichen Machtanspruchs. Friedensverhandlungen wurden auf Drängen deutscher Fürsten und Ludwigs IX. von Frankreich aufgenommen und führten auch im März 1244 zu einem Vorvertrag. Darin verpflichtet Friedrich sich zum Rückzug aus dem Kirchenstaat, während der Papst den Bann aufheben sollte. Der wirkliche Friedensschluss scheiterte jedoch am Streit um die Lehnshoheit über Sizilien und die Lombardei sowie an der Frage, ob die lombardischen Städte in den Frieden mit einbezogen werden sollten. Innozenz IV. erneuerte daraufhin zu Ostern 1245 den Bann. Dennoch ergab sich noch einmal eine kurzfristige Annäherung: Als die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch den ägyptischen Sultan As-Salih in Europa eintraf, bot Friedrich dem Papst an, sofort zum Kreuzzug aufzubrechen, mindestens drei Jahre auf dieser Mission zu verbringen, den Kirchenstaat zu räumen und dem Papst die Regelung der Lage in der Lombardei zu überlassen. Die Frage, ob diese Angebote ernst gemeint waren, ist offen. Innozenz IV. stellte am 6. Mai 1245 Friedrich die Absolution in Aussicht, widerrief dies jedoch sofort wieder, als ihn Berichte von Übergriffen kaiserlicher Truppen auf den Kirchenstaat erreichten. Darauf floh der Papst von Genua nach Lyon, wohin er ein Konzil einberief und am 17. Juli 1245 den Kaiser und Enzio für abgesetzt erklärte. Als Gründe gab er Friedrichs Untreue als Lehnsmann, Friedensbruch, Gotteslästerung und Häresie an. Friedrich erkannte seinerseits die Absetzung nicht an. In Deutschland versuchte der Kaiser unterdessen, das seit 1232 gespannte Verhältnis zu den Wittelsbachern zu verbessern. Dabei verletzte er aber territoriale Interessen des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. Der bis dahin kaisertreue Erzbischof wechselte auf die päpstliche Seite. Zusammen mit dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden wurde Siegfried so der wichtigste Vertreter päpstlicher Interessen in Deutschland. Die letzten Jahre – Rückschläge und Erfolge Einerseits wurde nach der Absetzung des Kaisers in Deutschland 1246 Heinrich Raspe auf Betreiben Siegfrieds von Mainz zum Gegenkönig gewählt. Siegfried selbst hoffte, dadurch die an Heinrich Raspe vergebene Grafschaft Hessen wieder zurückzubekommen. Nachdem Heinrich Raspe schon im folgenden Jahr gestorben war, setzte Herzog Heinrich II. von Brabant 1247 die Königserhebung seines Neffens Wilhelm von Holland durch. Dadurch wechselten die Fürsten am Unterrhein einheitlich in das stauferfeindliche Lager. Andererseits verheiratete Otto II. von Bayern seine Tochter mit Konrad IV. und wurde so der mächtigste Verbündete der Staufer. In Italien ging Friedrich II. gegen die aufständischen Städte militärisch vor, betrieb aber gleichzeitig Verhandlungen mit dem Papst. Als er sich 1247 bereits auf dem Weg zu einem Treffen befand, fiel die strategisch wichtige Stadt Parma von ihm ab. Die Belagerung Parmas endete 1248 mit einer Niederlage für den Kaiser. Kurz darauf verbuchte er jedoch wieder militärische Erfolge. Eines wurde immer deutlicher: Militärisch war der Kaiser, anders als sein Großvater Barbarossa, nicht zu schlagen, zumal er noch immer auf die Einkünfte seines zentralisierten Königreiches Sizilien zählen konnte und es in den Kommunen zur Spaltung in kaisertreue (Ghibellinen) und kaiserfeindliche (Guelfen) Fraktionen kam. In dieser Lage versuchten seine Gegner 1246 ein Attentat, das aber scheiterte. Mehrere Vertraute des Kaisers, darunter auch der Kanzler Petrus de Vinea, wurden nach einem Anschlagsversuch 1249 eingekerkert und geblendet; er ist kurz darauf verstorben. Im Mai 1249 wurde Enzio von den Bolognesern nach der unglücklichen Schlacht von Fossalta gefangen genommen und dann 23 Jahre in Haft gesetzt, in der er 1272 46-jährig verstarb. In dieser Phase schien alles auf eine Niederlage Friedrichs hinzudeuten, doch Anfang 1250 wendete sich das Blatt: In Deutschland hielt Konrad den Feldzug des Gegenkönigs Wilhelm auf, mehrere oberitalienische Städte wechselten auf die kaiserliche Seite. Der Papst geriet in eine bedrängte Lage und bot auf Anraten Ludwigs IX. Verhandlungen an. Friedrich war auf dem Weg zur Residenz von Innozenz IV. in Lyon, als er erkrankte und auf Castel Fiorentino (Gargano / Apulien), in einer Zisterzienserkukulle gekleidet, am 13. Dezember 1250 – im Alter von 55 Jahren – verstarb. An welcher Krankheit er starb, ist nicht gesichert. Die Quellen sprechen von Fieber und Durchfall, was auf eine Ruhrerkrankung hinweisen könnte. Doch diese Krankheit passt nicht recht in die winterliche Jahreszeit hinein. Deshalb starb Friedrich wohl eher an Typhus, Paratyphus oder einer Blutvergiftung. Friedrichs Sarkophag aus rotem Porphyr steht im Dom von Palermo. Dort ruht er neben seinen Eltern Heinrich VI. und Konstanze sowie seinem Großvater mütterlicherseits, dem Normannenkönig Roger II., König von Sizilien. In Sizilien und Süditalien konnte Friedrich II. zwar bis zu seinem Tode 1250 unangefochten seine Position verteidigen, in Deutschland gelang dies seinem Sohn Konrad gegen die genannten Gegenkönige jedoch immer weniger, obwohl noch bis zu Friedrichs Tod Süddeutschland von den Staufern gehalten wurde. Mit dem Tod Konrads vier Jahre später in Süditalien war die Zeit der Staufer in Deutschland endgültig vorbei. In Sizilien hingegen hielten sich seine Enkel noch bis 1268. Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. begann das so genannte Interregnum, in dem das Königtum noch mehr an Macht einbüßte. Die folgenden Machtkämpfe in Süditalien bis ins frühe 14. Jahrhundert führten letztendlich zum Zerfall des Königreichs Sizilien. Die Rolle des Rechts in der Regierungszeit Friedrichs II. Das Rechtssystem erhielt durch Friedrich II. entscheidende reformerische Impulse, die in die neuzeitliche Zukunft verwiesen, aber ganz der Idee des mittelalterlichen Universalherrschers verpflichtet waren: Die Assisen von Capua von 1220, aufbauend auf der unter seinem Großvater Roger II. begonnenen Rechtsreform (Assisen von Ariano 1140), und die Konstitutionen von Melfi aus dem Jahr 1231 trugen entscheidend zur normativen Positivierung von Recht und Staatsordnung bei und wirkten im europäischen Vergleich beispielgebend. In Sizilien hatten ihre Vorschriften mit zeitbedingten Modifikationen bis 1819 Geltung. Ihre volle Wirkung entfalteten diese Neuerungen jedoch nur auf sizilianischem Territorium: Nur dort stand dem Kaiser nach der Schaffung eines eigenen Beamtenstandes die Möglichkeit offen, seine Reformen ohne Rücksichtnahme auf die Interessen einer alteingesessenen Aristokratie umzusetzen. Insgesamt spielte das römische Recht in der Politik Friedrichs II. eine überragende Rolle: Friedrich fügte neue Gesetze in das spätantike Corpus iuris civilis ein und machte so deutlich, dass sich seine Vorstellungen vom Kaisertum den als vollkommen empfundenen antiken Traditionen verpflichtet sahen, aber auch, dass sich die Herrschaft auf dem Recht gründen muss. Friedrich II. erließ darüber hinaus strenge Gesetze zur Erhaltung der Natur und zum Schutz von Frauen und Minderheiten. Kaiseridee Obwohl die Fortsetzung der Herrschaft über das gesamte Reich seines Vaters unwahrscheinlich erschien, wurde bereits der junge Friedrich nicht nur als zukünftiger König Siziliens, sondern in der Kontinuität seines kaiserlichen Vaters und Großvaters erzogen. Nicht zuletzt wegen seiner Jugend in Sizilien nahmen die Stadt Rom und die Anerkennung durch ihre Bevölkerung in seinem Verständnis des Kaisertums einen hohen Stellenwert ein. Darüber hinaus war dafür die Taktik des Ausspielens der Stadtrömer und des Papstes gegeneinander der Grund. Allerdings spielte auch der Papst eine wichtige Rolle für die kaiserliche Legitimation Friedrichs II. Schließlich hatte Innozenz III. ihn zumindest inoffiziell als Kaiser anerkannt, bevor er von den Reichsfürsten gewählt worden war. Damit war die Bedeutung des Wahlakts deutlich zurückgegangen, allerdings wohl auch, weil die Reichsfürsten ebenso wie Friedrich selbst davon ausgingen, dass die Krone mangels ernstzunehmender Konkurrenten von nun an im Haus der Staufer bleiben würde. Insgesamt war die Hochachtung des Kaisertums im deutschen Reichsteil durch die Thronstreitigkeiten nach dem Tod Heinrichs VI. gesunken. Die häufige Abwesenheit Friedrichs II. und die krisenhafte Regentschaft Heinrichs (VII.) trugen nicht dazu bei, das Ansehen des Kaisertums zu steigern. Analog zur Entwicklung in Territorien außerhalb des Reichs und in einzelnen Fürstentümern nahmen auch unter Friedrich II. die Rechtsprechung und überhaupt das Vorhandensein eines kodifizierten Rechtskanons eine wichtigere Stellung ein. Dies galt auch für seine Rechte als Herrscher. So wurde das Regalienrecht zum wichtigsten Machtinstrument des Kaisers. Mit dieser Rechtsgrundlage gründete Friedrich Städte oder verlegte Handelswege, um angrenzende fürstliche Territorien zu entvölkern oder Fürsten Zolleinnahmen zu entziehen. Zudem vermehrte er die staufische Hausmacht, um diese ebenfalls für seine Ziele einzusetzen. 1231 dämmten die Fürsten dieses kaiserliche Vorgehen mit dem Statutum in favorem principum ein. Um Einfluss auf kirchliche Territorien zu erlangen, berief Friedrich sich auf seine Stellung als Vogt für die gesamte Kirche. Das Städtegründungsrecht auf kirchlichem Land wurde 1220 durch die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis festgeschrieben, wobei den kirchlichen Herren der Besitz verschiedener Regalien zugesichert wurde. Einen Höhepunkt erreichte die Regalienpolitik Friedrichs 1235 mit dem Mainzer Landfriedensgesetz, in dem im Prinzip alle fürstlichen Rechte als lediglich vom Kaiser ausgegebene Regalien dargestellt wurden. Unter seiner Regentschaft entstanden auf Sizilien und im Süden der italienischen Halbinsel zahlreiche Festungsbauten wie das Castello Ursino in Catania, Castel del Monte, Castel Maniace, Castello di Termoli, Castello di Lucera und weitere Kastelle. Gegenüber dem Papst bestand Friedrich auf Gleichberechtigung (Sonne-Mond-Gleichnis). Seine Kaiseridee war zudem universal ausgelegt und stand ganz in der staufischen Tradition, wobei auch das spätantike Kaiserbild eine wichtige Rolle spielte. So ließ Friedrich II. Gold-Augustalen nach dem Vorbild römischer Kaiser prägen. Auf diesen war er mit Tunika und Lorbeerkranz, ganz den römischen Kaisern nachgebildet, dargestellt. Des Weiteren setzte er biblische Elemente ein: Seit seinem Kreuzzug umgab er sich mit dem Hauch eines messianischen Kaisertums, wobei auch die Äußerungen des Nikolaus von Bari eine Rolle spielten; demnach sei das Haus Staufen das Endkaisergeschlecht. Insgesamt flossen in Friedrichs Kaiseridee, die äußerst vielgestaltig war und teils äußerst übersteigert wirkte, mehrere Elemente ein: staufische, römisch-spätantike, byzantinische, biblische und normannische, verbunden mit einem bis dahin noch nicht da gewesenen, intensiven Einsatz kodifizierten Rechts. Rezeptionsgeschichte Charakter und Persönlichkeit Friedrich II. ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Geschichte. Seine Zeitgenossen nannten ihn stupor mundi, worin insbesondere die Verblüffung – nicht selten auch das Befremden – der im gottbezogenen Universalismus des Mittelalters verankerten Beobachter über das hoch entwickelte Individualitätsbewusstsein des Staufers, seinen temperamentvollen Eigensinn und seine unorthodoxe, schier nicht zu bremsende Wissbegierde zum Ausdruck kam. Ein Beispiel dafür, wie sehr sich Friedrich von seinen Zeitgenossen unterschied, war der Kreuzzug in das Heilige Land. Als intimer Kenner der arabischen Mentalität „eroberte“ er Jerusalem durch langwierige Verhandlungen und einen Vertragsschluss. Seither betonten Friedrich und seine zahlreichen Anhänger, darunter auch Theologen, den messianischen Charakter seines Kaisertums, was im Kampf mit dem Papsttum dahingehend umgedeutet wurde, Friedrich sei der Kaiser der Endzeit, der Friedenskaiser. Den Überlieferungen zufolge war Friedrich II. von Wissensdrang und unbändiger Neugier erfüllt. Dinge, die sich nicht mit Vernunft erklären ließen, glaubte er zum Entsetzen seiner Zeitgenossen nicht. So verbot er z. B. die so genannten Gottesurteile, da er der Meinung war, dass in einem Zweikampf immer der Stärkere, nicht zwangsläufig der Unschuldige gewinnen werde. Friedrich II. und die Naturwissenschaften Am Hof des Kaisers wirkten zahlreiche Dichter, Wissenschaftler und Künstler, so dass von einem Musenhof gesprochen wurde. Friedrich II. schrieb auch ein wissenschaftliches Werk über Vögel und Falknerei (sog. „Falkenbuch“ eigtl. De arte venandi cum avibus, Über die Kunst der Jagd mit Vögeln), das bis weit in die heutige Zeit als Standardwerk zum Thema galt. Das bedeutende, in seiner naturwissenschaftlichen Ausrichtung höchst bemerkenswerte Werk enthält neben einer Einführung in die allgemeine Vogelkunde auch Anleitungen zu Aufzucht, Dressur und Verwendung der Jagdfalken. Die über 900 Vogelbilder stellen zu der Zeit ein Novum dar. In ihnen werden in bis dahin ungekannter Detailtreue die spezifischen Haltungen der einzelnen Vogelarten dargestellt. Die Flugbilder können nur nach der Natur gezeichnet worden sein. Die originale Prachthandschrift ging zwar verloren, eine von Manfred, seinem Sohn 1258 veranlasste Abschrift des Werkes aus der Bibliotheca Palatina ist in der vatikanischen Bibliothek erhalten geblieben. Seine Gegner nutzten das allgemeine Wissen über seine wissenschaftliche Neugier, um eine für die Zeit plausible Propaganda zu entwickeln, die ihn diskreditieren sollte. Sie behaupteten, er litte unter Wahnideen. So schreibt ihm zum Beispiel Salimbene von Parma, ein Franziskanermönch, in seiner Chronik derer sieben zu. Eine der hier beschriebenen behandelt die sogenannte Suche nach der Ursprache, die, schon seit der Antike nachweisbar, vor Friedrich II. bereits verschiedenen anderen Herrschern zugeschrieben worden war. Salimbene schreibt, Friedrich habe zum Zwecke dieser Suche mehrere Säuglinge von der Außenwelt isoliert und ihren Ammen befohlen, die Kinder zwar zu säugen und sauberzuhalten, aber weder mit ihnen zu sprechen noch sie zu liebkosen, oder ihnen sonstige Zuwendung zuteil werden zu lassen. Auf diese Weise habe er – so Salimbene – herausfinden wollen, in welcher Sprache Kinder ihre ersten Worte von sich geben. Die Kinder hätten dann aber gar nicht gesprochen, sondern seien aufgrund der mangelnden menschlichen Zuwendung frühzeitig gestorben. Gerade das Falkenbuch zeigt ein in dieser Zeit neuartiges, so vorher nicht dagewesenes Interesse an der diesseitigen Wirklichkeit, an Mathematik, Medizin und Naturphänomenen aller Art und Ansätze zu empirischem Denken und Naturerforschung, auch mit Hilfe von Experimenten. Selbstgesetztes Ziel Friedrichs im Falkenbuch, einer umfassenden Ornithologie, war es, „sichtbar zu machen die Dinge, die sind, so wie sie sind“ (manifestare ea, quae sunt, sicut sunt). Bloß durch das Ohr erlange man keine Gewissheit. So wird selbst die Zuverlässigkeit einer bisher so unumstrittenen Autorität wie des Aristoteles unter Berufung auf die eigene langjährige Erfahrung mit der Falknerei mit dem Argument relativiert, Aristoteles beziehe sein Wissen auf diesem Gebiet wohl kaum aus eigener Erfahrung, sondern von unzuverlässigen Gewährsleuten. Auch wenn dieses neue Denken in seinem Umfeld und seiner Zeit nicht ohne Voraussetzungen ist (Nominalismus, Schule von Salerno, Jordanus Ruffus, Michael Scotus, Petrus de Ebulo), so kann Friedrich II., zumal wegen seiner Förderung wissenschaftlicher Einrichtungen und Gelehrter, ein bedeutender Platz am Beginn der Entwicklung zugewiesen werden, die über Renaissance und Rationalismus in die Moderne führen sollte. Haltung zu Christentum und Islam Die zahlreichen Propagandaberichte trugen mit zur Verzerrung der Persönlichkeit Friedrichs in der Nachwelt bei. Friedrich II. gilt als Wunderwesen unter den europäisch-christlichen Monarchen des Mittelalters. Bereits seine Zeitgenossen sahen dies so. Allerdings erblickten viele in ihm auch den Hammer der Christenheit und sahen in seinem Interesse am Islam, mit dem er sein Leben lang in Verbindung stand, einen Verrat am Christentum. So führte seine teils tolerante Einstellung gegenüber der Religion später zu der Behauptung, Friedrich habe die Religionsgründer Jesus, Moses und Mohammed als „drei Betrüger“ bezeichnet. Dies ist, so weit ist sich die moderne Mediävistik einig, nicht glaubwürdig und der päpstlichen Propaganda zuzuschreiben. Friedrich selbst wies diese Beschuldigung ebenfalls von sich. Ob dieses Motiv bereits vorher zur Verdammung antikirchlicher Ideen verwendet wurde, ist nicht geklärt, allerdings ist dies nicht auszuschließen, wurde dieselbe Aussage später doch auch Petrus de Vinea, Arnaldus de Villanova, Boccaccio, Petrus Aretinus, Machiavelli, Pietro Pomponazzi, Gerolamo Cardano, Tommaso Campanella, Giordano Bruno, Baruch de Spinoza und schließlich sogar noch Thomas Hobbes angedichtet. Am Kaiserhof selbst wirkte jedoch kein einziger muslimischer Gelehrter, zumal Friedrich den Islam auf Sizilien faktisch zurückgedrängt hatte und in mehreren Schreiben seine christliche Einstellung betonte. Die neuere Forschung (Hans Martin Schaller) hat daher auch viele Urteile bzgl. einer vollkommen toleranten oder gar islamfreundlichen Einstellung des Kaisers revidiert. Die Kaiseridee Friedrichs II. verrät vielmehr eine tief verwurzelte christliche Ideologie. Friedrich verstand sich als christlicher Monarch, allerdings im Sinne eines byzantinischen Kaisers, also als Gottes Stellvertreter auf Erden. Eine Unterordnung unter den Papst kam für ihn nicht in Frage. Dabei fällt auf, dass er, anders als sein Großvater Barbarossa, nie einen Gegenpapst aufstellen ließ. Denn Friedrich verstand sich weiterhin auch als mittelalterlicher Universalherrscher und keineswegs als ein Renaissancefürst, wie ihn manche spätere Historiker sehen wollten. Es ging ihm nicht um eine völlige politische Entmachtung des Papsttums, sondern vielmehr um einen weitgehenden Ausgleich, wobei er freilich, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Vorstellungen vom Kaisertum, den politischen Ambitionen der Päpste, das Kaisertum dem Papsttum nachzuordnen, entgegentrat. Mythos Mit dem Machtverlust des Königtums im Interregnum nach Friedrichs Tod entstand in Deutschland die Legende vom Kaiser Friedrich, der im Kyffhäuser-Gebirge schlafe (in Sizilien schlief er allerdings im Ätna) und nach seinem Aufwachen das Reich zur Größe zurückführen werde. Erst im 16. Jahrhundert wurde diese Legende auf seinen Großvater, Friedrich I. Barbarossa, übertragen. Diesen Volksglauben nutzten mehrere Menschen aus und gaben sich für den zurückgekehrten Kaiser aus, so z. B. Tile Kolup (auch Dietrich Holzschuh genannt) 1284 zunächst in Köln, später in Neuss und Wetzlar. Forschung Für die fortbestehenden guelfischen Gruppen in Italien blieb Friedrich II. bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts eine immer wieder verwendete Feindfigur. Dieses negative Bild Friedrichs wurde zur Grundlage für die Geschichtsschreibung über ihn, die sich in der Renaissance entwickelte. Doch bereits im 15. Jahrhundert begannen erste italienische Historiografen mit dem Relativieren dieser Einschätzung, indem sie auch auf die tyrannischen Eigenschaften der Päpste hinwiesen. In Deutschland zeichneten vor allem die Herrscher und Thronanwärter aus dem Haus Wittelsbach früh ein positives Bild Friedrichs II., auf den sie ihre Ansprüche zurückführten. Zudem wurde Friedrich in Deutschland zunehmend als Kämpfer gegen den Papst verstanden und als Vorbild der vor-reformatorischen und reformatorischen Kirchenkritik. Die kirchliche und kirchennahe Geschichtsschreibung lastete Friedrich allerdings auch in Deutschland mehr oder minder heftiges Vorgehen gegen die Kirche an. Dietrich von Nieheim entwarf im frühen 15. Jahrhundert erstmals ein fest umrissenes Bild des edlen und gläubigen Friedrich, das er in Kontrast zu den als herrschsüchtig und verschlagen dargestellten Päpsten setzte. Bis ins 17. Jahrhundert teilten sämtliche deutschen Geschichtsschreiber prinzipiell diese Auffassung. Mit dem erwachenden Nationalbewusstsein in Deutschland rückte Friedrich II. wegen seiner kosmopolitisch-italienischen Eigenschaften in den Hintergrund. Friedrich Barbarossa wurde dagegen zum am meisten beachteten Staufer. Friedrich II. spielte noch eine Rolle, wenn es um die Bewertung des Engagements deutscher Könige in Italien oder um Auseinandersetzungen zwischen katholischer und anti-katholischer Geschichtswissenschaft ging. Man warf ihm vor, die Kräfte des Reiches im Zuge seiner weit in den Mittelmeerraum ausgreifenden Politik vergeudet und das Kaisertum durch die Zugeständnisse geschwächt zu haben, die er den Interessen der Reichsfürsten wegen seiner langen Abwesenheit machte (Statutum in favorem principum). Darin sahen diese Kritiker die Voraussetzung für die Herausbildung landesfürstlicher Souveränität, auf Kosten eines starken monarchischen Einheitsstaates. Vollends als mögliches Leitbild und Identifikationsfigur ausgedient hatte er nach dem Scheitern des demokratischen Reichseinigungsversuches von 1848/49. Die nationale Einheit Deutschlands wurde jetzt, und erst recht nach der erfolgreichen Reichsgründung von 1871 durch das im Kampf mit dem napoleonischen Frankreich siegreiche Preußen, mehr und mehr unter dem Vorzeichen des monarchischen Machtstaates gesehen, und daher wurden dessen mittelalterliche Grundlagen zu einem der wichtigsten Themen der Historiker. Die Italien- und Kaiserpolitik galt nunmehr als „Grab der Nationalwohlfahrt“ (Heinrich von Sybel), weil eben sie diese Grundlagen nachhaltig erschüttert habe. Heinrich der Löwe, nicht die Stauferkaiser, schien mit seiner Entscheidung für eine nach Osteuropa gerichtete Expansionspolitik in dieser Sicht die wahre geschichtliche Mission des deutschen Volkes erkannt zu haben. Verstärkt wurde die Kritik, als unter dem Eindruck der gescheiterten Kolonialpolitik nach dem Ersten Weltkrieg und während des Nationalsozialismus das Thema Ostsiedlung größere Konjunktur hatte und man Friedrich II. wie auch anderen Kaisern vorwarf, die Kräfte des deutschen Volkstums in die falsche Richtung gelenkt zu haben. Eine völlig andere Sicht auf Friedrich II. findet sich bei dem elitären Kreis um den Dichter Stefan George. Vom Materialismus der modernen technisierten Massengesellschaft angewidert, entdeckte man hier auf der Suche nach geschichtlichen Persönlichkeiten, die durch die Verbindung von Tatkraft, Geist und tiefem Empfinden zu Vorbildern für ein erneuertes deutsches Geistesleben werden sollten, auch Friedrich II. Ernst Kantorowicz verfasste eine überhöhte Darstellung Friedrichs II. von großer pathetischer Sprachgewalt und Eindrücklichkeit, die trotz unmittelbar nach der Veröffentlichung einsetzender Kritik der Fachwissenschaft (Albert Brackmann) einen breiten Leserkreis erreichte. In späteren Jahren distanzierte er sich von diesem Jugendwerk. Eine wesentliche Rolle bei der weiteren Forschung zu Friedrich II. spielte in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der Bonner Historiker Carl Arnold Willemsen. Er verfasste in dieser Zeit nicht unwichtige historische und baugeschichtliche Forschungsbeiträge, bei denen er unter anderem über die Ausgrabungen in den friderizianischen Kastellen Apuliens und Siziliens berichtete. Mit seinem populären Apulien-Reiseführer sorgte er für eine weitere Verbreitung des Friedrich-Mythos. Insgesamt schrieb Willemsen jedoch relativ unkritisch am Mythos fort und brachte damit die historische Einordnung Friedrichs II. nicht wesentlich voran. Nach Überwindung solch anachronistischer Bewertungsmaßstäbe hat die moderne Forschung Friedrich II. in den genauer erschlossenen historischen Kontext eingeordnet und betrachtet ihn nüchterner im Rahmen seiner Epoche. Wichtige Forschungsarbeiten stammen unter anderem von Hans Martin Schaller, der neben einer knappen populären Biografie auch mehrere Fachaufsätze über Friedrich II. verfasste. Das derzeitige maßgebliche Standardwerk stammt von Wolfgang Stürner, der sich eingehend mit den Quellen und der modernen Forschungsliteratur auseinandergesetzt hat und zu einer ausgewogenen Beurteilung gelangt ist. Im Sommer 2005 wurden in der Universitätsbibliothek Innsbruck rund 200 Abschriften von Briefen und Mandaten Friedrichs II. und Konrads IV. entdeckt, von denen etwa 130 der Forschung bisher unbekannt waren; eine kritische Edition im Rahmen der MGH soll folgen. In seiner 2010 erschienenen Biographie über Friedrich II. deutet der Berliner Historiker Olaf B. Rader den Staufer „aus einer südlich-mediterranen Blickrichtung“. Rader vergleicht Friedrichs Regierungsstil mit der eines Tyrannen, denn eine „echte Mitwirkung von großen Baronen oder anderen Machtträgern ist selten zu spüren“. Insgesamt herrscht Einigkeit über die besondere Bedeutung Friedrichs II. als römisch-deutscher Kaiser. Strittig ist unter anderem, inwieweit Friedrichs Regierung als eine Rückbesinnung auf antike Traditionen zu interpretieren sei.[ Familie Vorfahren Friedrich II. der Einäugige (1090–1147) Herzog von Schwaben Judith von Bayern (um 1100–nach 1130) Rainald III. († 1148), Graf von Burgund (Freigrafschaft) Agnes von Lothringen (um 1110–nach 1140), Erbin der Freigrafschaft Burgund Roger I. (1031–1101), Graf von Sizilien Adelheid von Savona († 1118), Withier de Vitri († nach 1158), Graf von Rethel Beatrix von Namur († 1160) Friedrich I. Barbarossa (1122–1190), Römischer Kaiser Beatrix von Burgund (1143/4–1184) Roger II. (1095–1154), König von Sizilien Beatrix von Rethel (1130/5–1185) Heinrich VI. (1165–1197), Römischer Kaiser Konstanze (1154–1198), Erbin Siziliens Friedrich II. (1194–1250), Römischer Kaiser und König von Sizilien Nachkommen Von Friedrich sind aus vier Ehen und zahlreichen außerehelichen Beziehungen 19 Kinder bekannt. Wichtigste Nachkommen: Heinrich (VII.) (nicht zu verwechseln mit dem Luxemburger Heinrich VII., dem späteren Kaiser) – aus der Ehe mit Konstanze von Aragon – geboren 1211 in Sizilien. Konrad IV. – aus der Ehe mit Isabella von Brienne, Königin von Jerusalem – geboren am 25. April 1228 in Andria (Apulien). Manfred – von Bianca Lancia, der Tochter des Grafen Bonifacio Lancia – geboren 1232. Friedrich heiratete Bianca wohl kurz vor deren Tod 1244/1246, um so alle Kinder aus dieser Beziehung zu legitimieren. Im Einzelnen (nur Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten): Aus seiner ersten Ehe (Messina 5./15. August 1209) mit Konstanze von Aragon (* wohl 1179, † 23. Juni 1222 in Catania): Heinrich (VII.) (* 1211, † 1242). Aus seiner zweiten Ehe (Brindisi 9. November 1225) mit Isabella II. (Jolande): Konrad IV. (* 1228, † 1254). Aus seiner dritten Ehe mit Bianca Lancia der Jüngeren († 1233/1234): Costanza (Anna) (* 1230/1232, † April 1307 als Nonne in Valencia), ∞ 1244 Johannes III. Dukas. Manfred (* 1232, † 1266). Violanta (* vor 1233, † nach Sommer 1264) ∞ 1245/46 Ricardo Graf von Caserta († nach 2. März 1265) Aus seiner vierten Ehe (Worms 15. Juli 1235, vielleicht auch 20. Juli) mit Isabella von England (* 1214, † 1. Dezember 1241): Margaretha (* Ende 1237, † 8. August 1270 in Frankfurt am Main) ∞ zwischen 1254 und Juni 1255 Albrecht der Entartete († 20. November 1315 in Erfurt), Markgraf von Meißen, Landgraf von Thüringen Carlotus, 1242 Heinrich genannt (* 18. Februar 1238, † zwischen Dezember 1253 und Januar 1254) Aus der Verbindung mit der Tochter eines sizilianischen Grafen: Friedrich von Pettorano Aus der Verbindung mit Adelheid: Enzio von Sardinien. Aus der Verbindung mit einer unbekannten Frau: Caterina da Marano († nach 1272) Aus der Verbindung mit Maria genannt Mathilde von Antiochia: Friedrich (Federico) von Antiochia († 1256 in Foggia), 1244 Generalvikar der Marken, 1246 Generalvikar der Toskana, Podestà von Florenz Aus den Verbindungen mit weiteren unbekannten Frauen: Salvaggia (Selvaggia) († 1244) ∞ 23. Mai 1238 Ezzelino da Romano († 1259), Podestà von Verona Riccardo († zweite Hälfte 1249), Graf von Chieti, Generalvikar der Mark Ancona, der Romagna und des Herzogtums Spoleto Blanchefleur (Biancofiore) († 20. Juni 1279 in Montargis), Dominikanerin in Montargis Margarethe von Schwaben (Margherita de Suevia) (* ca. 1227–1230, † 1297/98) ∞ 1247 Tommaso d'Aquino, Graf von Acerra († 1273). Ritter (mittelhochdeutsch: Reiter, lat. eques, franz. chevalier, engl. knight, ital. cavaliere, span. caballero, poln. rycerz, slaw. vitez, vityaz, ungar. vitéz) ist die Bezeichnung für die wehrhaften, schwer gerüsteten, berittenen Krieger des europäischen Mittelalters. Ab dem 11. Jahrhundert etablierten sich neben adligen Grundherren auch unfreie Hofbeamte (Ministerialen) als Ritter. Sie gingen im 13. und 14. Jahrhundert im niederen Adel auf und wurden zum Kern des Ritterstandes. Im Hochmittelalter schufen sich daneben auch die Ministerialengeschlechter selber oder sogar Klöster eigene Gefolgschaften, die sich als Ritter bezeichneten. Die meisten dieser Untervasallen (sog. niedere Ministerialen) konnten sich jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf die Dauer im Adelstand etablieren. Zahlreiche Burgställe im Umkreis von Burgen oder Ruinen zeugen bis heute von ihrer Existenz. Im späteren Mittelalter war die „Ritterbürtigkeit“, also die Abstammung von adligen, ritterlichen Vorfahren meist Voraussetzung für die Aufnahme in den Ritterstand. In einem feierlichen Akt, ursprünglich der Schwertleite, später dem Ritterschlag, wurde man vom Herrscher oder einem anderen Adligen zum Ritter erhoben, vorausgesetzt man brachte die erforderlichen Merkmale und Qualitäten mit. Ab dem 13. Jahrhundert bildeten Ritter einen erblichen Stand. Militärisch gesehen handelte es sich nicht um Kavallerie, obwohl die Bezeichnung Ritter von ursprünglich Reiter herzuleiten ist. Ritter waren Einzelkämpfer, die Ritterschlacht war eine Ansammlung von gleichzeitigen Einzelkämpfen. Kavallerie hingegen sind Reiter, die im taktischen Verband zusammen und geführt kämpfen. Die Anerkennung als Ritter durch Eintrag (Immatrikulation) in entsprechende Adelsregister konnte teilweise noch bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert hinein entscheidend dafür sein, ob ein Recht auf Sitz und Stimme im Landtag bestand, so etwa im Baltikum. Definition Die meisten Adligen des Mittelalters waren keine Ritter. Aus finanziellen und familiären Gründen zogen es viele vor, Zeit ihres Lebens Edelknechte (lat. Armigeri, „Schildträger“), und damit ritterbürtige und waffentragende Krieger zu bleiben. Auch bei Hochadligen war die Ritterwürde keineswegs selbstverständlich. Manchmal wurde sie gegen Zahlung einer erheblichen Summe erkauft. Besonders bei Turnieren wurde streng zwischen Rittern und Edelknechten unterschieden. So durften Ritter beispielsweise mit drei Pferden auf dem Turnierplatz erscheinen, Knechten wurden nur zwei zugestanden. Vor großen Schlachten versuchten viele Feudalherren die Kampfmoral Ihrer Truppen zu stärken, indem man diese Edelknechte in großer Anzahl in den Ritterstand aufnahm. So soll der polnische König Władysław II. Jagiełło unmittelbar vor der Schlacht bei Grunwald/Tannenberg die Ritterwürde an tausend seiner „Szlachtschitzen“ verliehen haben. Diese „Promotionen“ kamen natürlich auch nach der Schlacht vor. Gelegentlich wurden sogar tapfere nichtadlige Kriegsknechte zu Rittern geschlagen oder mit dem Schwert umgürtet. Diese Standeserhöhungen waren aber meist nur symbolischer Natur, vergleichbar mit heutigen Ordensverleihungen, denn den so ausgezeichneten Knechten fehlten meist die nötigen finanziellen Mittel, um die Ritterwürde dauerhaft anzunehmen. Einige besonders tapfere Kämpfer wurden sogar mehrere Male zum Ritter geschlagen, blieben aber weiterhin Edelknechte. Historische, regionale und politische Ursprünge Die Bezeichnung „Ritter“, abgeleitet von germ. ridare (= reiten) bzw. ital. cavaliere, franz. chevalier hergeleitet von spätlateinisch caballus (= Pferd), verweist auf den Ursprung des Rittertums aus der in Spätantike und Frühmittelalter entstandenen Panzerreiterei. Regional liegen die Ursprünge des mittelalterlichen Rittertums im heutigen Frankreich, das „fränkische (französische)“ Rittertum wurde dann über das niederländisch-lothringische Sprachgebiet nach Osten weitervermittelt. „Ritter“ ist deshalb nach der Ansicht einiger Historiker (etwa Reitzenstein) ein Lehnwort aus dem Niederländischen beziehungsweise dessen niederdeutschen Vorgängerdialekten (Ridder). Von Deutschland aus breitete sich die Ritterkultur bis weit nach Osteuropa aus, besonders Böhmen entwickelte eine späte, aber umso eindrucksvollere Ausprägung. Noch heute ist Böhmen das Gebiet mit der höchsten Burgendichte Europas. Die politische Grundlage des europäischen Rittertums war der Feudalismus. „Rittertum und Feudalismus gehören in ihrer Geschichte unlösbar zusammen“ (Josef Fleckenstein). In einer anderen Gesellschaftsform hätte sich das Rittertum in seinem historischen Erscheinungsbild nicht ausprägen können, beruht es doch auf der gesellschaftlichen Heraushebung des Kriegers (auch des „Beamten“) aus der Volksmasse. Hier lassen sich deutliche Parallelen zur Herausbildung adliger Kriegerkasten in anderen Kulturkreisen erkennen, z. B. der Samurai in Japan. Einen ebenfalls gesellschaftlich herausgehobenen Reiterstand außerhalb des hier behandelten mittelalterlichen Rittertums stellten die römischen Equites dar. Geschichtliche Entwicklung Gepanzerte und mit Lanzen und Langschwertern bewaffnete Reiter waren bereits bei den Parthern und Sarmaten so erfolgreich, dass im römischen Reich der Spätantike ebenfalls solche Kataphrakte eingesetzt wurden. Über den Föderatenstatus wurde auch bei Ostgoten und Alanen diese Waffengattung eine Stütze der Kriegsführung. Die Ursprünge des mittelalterlichen Rittertums gehen bis in das 8. Jahrhundert zurück. Nachdem die Mauren innerhalb von knapp drei Jahren den größten Teil Spaniens erobert hatten und sich anschickten, die Pyrenäen zu überqueren, sah sich das fränkische Reich einer akuten Gefährdung ausgesetzt. Die berittenen arabischen Kämpfer waren viel beweglicher als die schwerfällige fränkische Infanterie und stellten eine echte Gefahr dar. Die Erfindung des Steigbügels im Osten gab den Reitern einen taktischen Vorteil und verlieh ihnen Sicherheit im Sattel. Durch die Übernahme des Steigbügels wurde das Reiten erleichtert und konnte sich in Europa als Fortbewegungsmöglichkeit etablieren. Um der von den Mauren ausgehenden Gefahr zu begegnen, baute der fränkische Hausmeier Karl Martell eine neue Truppengattung auf: Die fränkischen Panzerreiter, die als Vorläufer der späteren Ritter gelten. Im Jahr 732 konnten die Franken in der zweitägigen Schlacht von Tours und Poitiers die moslemischen Araber besiegen. Auch bei der anschließenden Reconquista, der Rückeroberung der spanischen Halbinsel durch die Christen, kam der leichten iberischen Form von Panzerreitern, den Jineten, eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle zu. Im Frankenreich der Merowinger und Karolinger wurde der Panzerreiter mehr und mehr zum Träger der Stoßkraft in kriegerischen Aufgeboten, obgleich Fußvolk und leichte Reiterei weiterhin die Masse der Militärmacht stellten. Als im 9. Jahrhundert die Wikinger Westeuropa heimsuchten, kam vorrangig den Panzerreitern die Aufgabe zu, die Eindringlinge abzuwehren. Die Wikinger kamen mit Booten auf den Flüssen ins Landesinnere, errichteten Heerlager und starteten von den Lagern aus Reiterangriffe. Den Panzerreitern gelang es häufig, den Feind überraschend zu stellen und zu vernichten. Ende des 9. Jahrhunderts begannen die Angriffe der ungarischen Reiterkrieger auf Mittel- und Westeuropa (Ungarneinfälle). Im Ostfränkischen Reich konnte das alte Volksheer den angreifenden Bogenschützen auf ihren schnellen, wendigen Pferden keinen ausreichenden Widerstand entgegensetzen. Daher beschlossen die Großen des Reiches unter König Heinrich I. auf dem Reichstag in Worms (927) die Anlage großer Landesburgen (Ungarnwälle) und den Aufbau einer Elitetruppe aus Panzerreitern nach karolingischem Vorbild. Gegen hohe Tributzahlungen wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt. Diese Zeit nutzte man zum Burgenbau und zum Aufbau der Reitertruppe. 933 wurden die Tributzahlungen vorzeitig eingestellt, was natürlich neue Angriffe auf ostfränkisches Gebiet zur Folge hatte. Die ostfränkischen Truppen stellten sich den Magyaren an der Werra und der Unstrut in Thüringen entgegen und schlugen sie in die Flucht. Die Panzerreiterei hatte ihre große Bewährungsprobe bestanden. Der erhebliche materielle Aufwand, den der einzelne Freie für den Kriegsdienst zu leisten hatte, führte bereits in karolingischer Zeit dazu, dass nur solche Freien, die mehr als 9 Hofstellen besaßen, voll „wehrpflichtig“ waren; ärmere mussten (nach einem detaillierten Schlüssel) zu mehreren gemeinsam einen Kämpfer aus den eigenen Reihen entsenden und seinen Kriegsdienst finanzieren. Dazu gehörten nicht nur Ausrüstung und Bewaffnung, auch für den Lebensunterhalt während des Feldzuges musste der „Wehrpflichtige“ sorgen. Noch höher war naturgemäß der Aufwand für den Panzerreiter. Ein schweres und besonders ausgebildetes Kriegspferd (der dextrier) und ein teurer Panzer wurden benötigt, vielfach auch noch Knechte als Begleitpersonal. Entsprechend kamen als Panzerreiter nur Reiche – aus eigenem Besitz (Allod) oder aus königlichen oder hochadligen Lehen − in Betracht. Manchmal wurden hierzu auch Ländereien der von den Ungarn zerstörten Klöster eingezogen und an die Vasallen verteilt. Allerdings waren es zu Beginn der Ritterzeit häufig gerade Unfreie (Ministerialen, dazu zählten im Mittelalter z. B. auch ein Gutsleiter oder ein Burgvogt), die von ihren Herren gerne als Ritter verwendet wurden. Sie wurden „Dienstmannen“ genannt und waren anfangs noch von den freien Rittern getrennt. Später hoben sich die Unterschiede auf. Unfreie fanden sich unter den neuen Rittern sehr viel öfter als Mitglieder alter Adelsfamilien. Daraus resultierte ein regelrechter sozialer Schub, der erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts ein Ende fand, als Kaiser Barbarossa verbot, Söhne von Priestern und Bauern noch in den Ritterstand zu erheben. Durch diese Aufgabenteilung entstand eine „Kriegerkaste“ − das germanische Volksheer der Völkerwanderungszeit blieb nur noch in Resten erhalten und der mittelalterliche Adel bildete sich heraus. Vom rücksichtslosen Haudegen zum christlichen Kavalier Die frühen Ritter führten aus Habgier oder Langeweile oft private Fehden und Kleinkriege, unter denen in erster Linie die Bevölkerung zu leiden hatte. Sie waren kämpferisch geschult und rücksichtslos im Sozialverhalten, was zusammen eine brisante Mischung darstellte. Also bildeten sich verschiedene Interessengruppen heraus, die versuchten, dem entgegenzuwirken. Eine der mächtigsten dieser Gruppen war die Kirche, die damals eine Reihe von Reformen einführte. Zu diesen Reformen gehörte auch die sogenannte Gottesfriedensbewegung, die sich während des 10. Jahrhunderts von Cluny aus formierte. Die Geistlichkeit sicherte sich dazu die Unterstützung des hohen Adels, der ebenfalls die zunehmenden ritterlichen Übergriffe mit wachsendem Unmut beobachtete. So gestärkt führte die Kirche, die in diesem Zusammenhang erstmals auch als weltlicher Gesetzgeber auftrat, eine Reihe von Schutzregeln ein, die jeder Christ einhalten musste, wollte er nicht riskieren, nach seinem Tod ewig in der Hölle zu schmoren. Die Gottesfriedensbewegung bildete so die Grundlage für eine Umerziehung der Ritter: weg von der Haudegenmentalität, hin zum Beschützen von Armen und Schwachen. Zur Blütezeit des Rittertums erforderte die Aufnahme in den Ritterstand eine vieljährige Vorbereitung. Der zukünftige Ritter blieb bis zum siebenten Lebensjahr unter der Obhut der Mutter, die für seine christliche Erziehung sorgte. Dann begann die Ausbildung zum Ritter, indem der Knabe an den Hof eines Fürsten oder auch zu einem Ritter gesandt wurde, dem er als Edelknabe (Bube) diente. Auch sollte er die feinen höfischen Sitten möglichst in unmittelbarer Nähe einer Edelfrau lernen. Zugleich wurde er von Geistlichen, altbewährten Knappen und fahrenden Sängern in den Kenntnissen und Fertigkeiten unterrichtet, welche die höhere Bildung der damaligen Zeit ausmachten. Von großem Umfang war diese Bildung allerdings nicht, sie bezog sich hauptsächlich auf die Kenntnis der biblischen Geschichte und die Sagen und Begebenheiten der Vorzeit, hinzu kamen Musik, Gesang und Saitenspiel. Schreiben und Lesen waren keine allgemein verbreiteten Fertigkeiten. Eine Hauptaufgabe der Edelknaben lag darin, ihre körperliche Kraft und Gewandtheit auszubilden. Sie übten sich täglich im Laufen und Springen, lernten Reiten und Schwimmen, schossen mit der Armbrust, warfen „den schweren Stein“ und übten sich im Gebrauch von Schild, Schwert und Lanze. Mit vierzehn wurde der Edelknabe zum Knappen erhoben und nach erfolgreich bestandener Knappschaft in der Regel mit 21 zum Ritter „befördert“ (zunächst per Schwertleite, später per Ritterschlag). Ritter in der höfischen Literatur des hohen Mittelalters Der Ritter gehörte im hohen Mittelalter zu den zentralen Figuren der höfischen Literatur. Die Autoren vermittelten in ihren Werken ein Ideal ritterlichen Verhaltens, dem sich die Gesellschaft annähern sollte. Entstehung des Ritterideals - Kulturelle Einflüsse aus Frankreich [Bearbeiten] Im Zentrum des Ideals standen feste geschlechtsspezifische Konzepte über die Rolle von Mann und Frau im privaten und gesellschaftlichen Bereich. Unterschiedliche moralische Vorstellungen trafen hier aufeinander. Die klassische christliche Tugendlehre wurde beibehalten, aber es kamen neue Werte hinzu. Die französischen Höfe übten im hohen Mittelalter einen großen Einfluss auf die führenden Stände in ihren Nachbarländern aus. Auch an den deutschen Höfen übernahm man viele gesellschaftliche Konventionen und Verhaltensweisen. Am deutlichsten zeigt sich der soziale Wandel am deutschen Rittertum. Die Literatur des hohen Mittelalters liefert der heutigen Forschung wichtige Hinweise über das reale Leben der Ritter am Hofe. Parallelen zwischen französischer und deutscher Kultur sind bereits auf der Begriffsebene erkennbar. Beispielsweise hat man festgestellt, dass das mittelhochdeutsche Wort ritter und das französische chevalier auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen. Das Wort ritter oder auch rîter entspricht dem lateinischen miles und bezeichnete schwer bewaffneter Reiterkrieger und Soldaten. Der Dienstgedanke, wie wir ihn später beim Minnedienst finden, ist hier bereits angelegt; militare bedeutet nämlich soviel, wie Kriegsdienst tun oder schlicht dienen. Es gehörte zu den Pflichten eines Ritters am Hofe nach der Gunst einer Dame zu streben. Die höfischen Damen kamen dem Wunsch nach Erhörung und Minne jedoch in der Regel nicht nach. Das Umwerben der Frau wurde mit einem mühsamen Dienst gleichgesetzt. Der Ritterbegriff in der deutschsprachigen Literatur Aus den überlieferten Zeugnissen weiß man, dass der deutsche Begriff ritter seit dem 11. Jahrhundert gebraucht wurde. Ebenso geht man davon aus, dass das Wort durch die höfische Epik einen Bedeutungswandel erfahren hat. Es wurde aus der militärischen Sphäre auf das Leben zu Hofe übertragen und repräsentierte ein hier neues Gesellschaftsideal. Damit grenzte man sich entschieden von der Vorstellung des berittenen Kriegers ab, der zuvor noch synonym zum Ritter verwendet wurde. Der erste Schritt zur Annäherung an das Ideal, den ein Angehöriger des Hofes erfüllen musste, war die intensive Beschäftigung mit Literatur. Im Jüngeren Titurel Wolfram von Eschenbachs findet sich eine Textstelle, die dies verdeutlicht: „swer ritterlich geverte sol ritterlichen triben […] der sol daz nimmer gerne lan beliben, ern hoere da von lesen, sagen, singen“. (neuhochdeutsch: wer Ritterschaft auf ritterliche Weise üben will […] der sollte nie davon ablassen zuzuhören, wenn davon vorgelesen, gesprochen und gesungen wird, vgl. Jüngerer Titurel 2958,1f) Der Begriff ritter war jedoch nicht ausschließlich an die Männerwelt gebunden. Dies zeigt sich in der Verwendung des Adjektivs ritterlich. Es bedeutete soviel, wie stattlich, schön oder prächtig und diente mitunter auch der Beschreibung höfischer Damen. Im Gedicht König Rother ist beispielsweise von den ritterlichen Gewändern der Hofdamen die Rede (mittelhochdeutsch: si trogin ritarlich gewant, vgl. König Rother, v. 1824). An anderer Stelle heißt es, die Damen am Hofe seien gut gewachsen und schlank und ganz ritterlich (mittelhochdeutsch: wol gewassen unde smal und rîterlich ubir al, vgl. Straßburger Alexander, v. 6047f). Sowohl beim König Rother, als auch beim Straßburger Alexander handelt es sich um Schriftstücke unbekannter Autoren, die vermutlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sind. Der Straßburger Alexander ist die Überarbeitung vom Alexanderlied des Pfaffen Lamprechts. Der Tugendadel Auf der Grundlage des höfischen Gesellschaftsideals entwickelte sich der so genannte Tugendadel. Es handelte sich um eine neue Kategorie, die besonders vornehmes und sittengerechtes Verhalten auszeichnete und von den Dichtern benutzt wurde, um den bestehenden Ritterstand zu kritisieren. Ein wahrer Ritter musste demnach nicht von seiner gesellschaftlichen Position her adelig sein. Es genügte, wenn seine moralische Gesinnung edel und rein war. So heißt es beim Spruchdichter Bruder Wernher: „ein armer der ist wol geborn, der rehte vuore in tugenden hât; sô ist ein ungeslahte gar, swie rîche er sî, der schanden bî gestât“ (neuhochdeutsch: Ein Armer, der den richtigen Weg der Tugend geht, ist vornehm, während ein Reicher, der sich der Schande zugesellt, aus ganz niedrigem Geschlecht ist, vgl. Bruder Wernher, Nr. 22). Die Vorstellung, dass wahrer Adel nur durch die rechte Gesinnung eines Menschen und nicht durch Geburt erworben werden kann, wurde in der höfischen Literatur jedoch nur selten thematisiert. Der ideale Ritter besaß meist beides – Adel von Geburt und Adel des Gemüts. Einflüsse auf die Autoren Die Autoren konnten nur eingeschränkt Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen der Höfe üben. Das liegt daran, dass viele von ihnen vom höfischen Publikum und der finanziellen Zuwendung ihrer Mäzene abhängig waren. Entweder waren sie direkt an den Höfen angestellt oder sie verdienten sich ihren Lebensunterhalt als fahrende Berufsdichter. Die meisten Autoren sind mit Mahnungen daher sehr vorsichtig umgegangen. Eine beliebte Methode, Kritik und Lehre dennoch unverhüllt darzustellen, war die Verlagerung der Geschichte vom Höfischen, ins ländliche Milieu. Dabei distanzierten sich die Zuschauer einerseits vom Geschehen, übersahen aber andererseits nicht seinen moralischen Gehalt. Ausstrahlung bis ins 20. Jahrhundert Seit dem Spätmittelalter prägte das Rittertum nicht nur den eigentlichen Ritterstand, sondern auch die Lebensweise des gesamten christlich-europäischen Adels. Ein zentraler Begriff in diesem Zusammenhang ist bis heute die Ritterlichkeit. Ein wichtiger Ausdruck ritterlicher Lebensweise war das Turnier, das sich seit dem 12. Jahrhundert beim Adel großer Beliebtheit erfreute. Es diente nicht nur der Unterhaltung, sondern war auch Übung für kriegerische Auseinandersetzungen. Tatsächlich glichen mittelalterliche Schlachten, die nach ritterlichem Kodex ausgetragen wurden, manchmal eher großen Turnieren und forderten vergleichsweise wenig Todesopfer. Die ritterlich kämpfenden Adligen waren nicht selten darauf bedacht, ihre Gegner gefangenzunehmen, um sie gegen ein Lösegeld wieder in die Freiheit zu entlassen. Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen und schwerer Infanterie verlor die vom Rittertum geprägte Kampfweise ihre Bedeutung. Dennoch hielt die Kavallerie der frühen Neuzeit an den alten Idealen noch fest, als sie schon lange Feuerwaffen benutzte. Selbst die ersten Kampfpiloten des Ersten Weltkriegs, bei denen es sich zumeist um ehemalige Kavalleristen handelte, griffen in ihren auf Fairness und Ehrenhaftigkeit bedachten Zweikämpfen am Himmel noch auf ritterliche Vorstellungen zurück. Militärischer Niedergang Es war nicht, wie oft fälschlich angenommen wird, die Erfindung des Schießpulvers, die das Ende der militärischen Bedeutung der Panzerreiter eingeleitet hat, sondern die Etablierung gut organisierter Fußtruppen. Die Schlacht von Kortrijk/Courtrai 1302 stellt einen diesbezüglichen Wendepunkt dar: Flandrische Fußsoldaten haben das siegessichere französische Ritterheer vernichtet und ihnen die goldenen Sporen geraubt, weshalb die Auseinandersetzung auch als Schlacht der goldenen Sporen bezeichnet wird. Bei diesem Waffengang haben allerdings noch Landschaft und Witterung die Fußkrieger begünstigt. Als eine der letzten, nach den „alten Regeln“ gefochtene „richtige Ritterschlacht“ gilt die Schlacht bei Mühldorf/Ampfing 1322. 1386 bei Sempach besiegten Schweizer Bauern die abgesessene österreichische Ritterelite – nach mehreren Anläufen – im Frontalangriff von einem Hügel herunter. Die Eidgenossen mit ihren Spießen und Hellebarden sollten in weiterer Folge zu den erbittertsten Gegnern der Ritter werden. Im Kampf gegen Ritter zu Pferde auf freiem Feld waren sie noch unterlegen – das sollte sich ändern, als sie die Piken verlängerten (Schweizer Langspieß) und die Taktik perfektionierten. Bei Grandson, Murten und Nancy 1476/77 besiegten sie mit Burgund jene Macht, die als Inbegriff des Rittertums galt. Bereits während des Hundertjährigen Krieges hatte sich die Verwundbarkeit der alten Ritterheere durch Bogenschützen und eine geschickte Taktik, die auch die Wetterverhältnisse mit einbezog, erwiesen (Azincourt, Crécy). Damit war der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Schlachtfeld zugunsten der „modernen Infanterie“ (Pikeniere) und leichten Reiterei entschieden. Die schwere Reiterei passte sich den im 14. Jahrhundert aufkommenden Feuerwaffen durch immer noch massivere Rüstungen an, mit denen sie auch ihre Schlachtrösser schützte. Als bezahlten Söldnern (Lanzierere) kam den schweren Reitern noch im 16. Jahrhundert eine wichtige taktische Aufgabe zu. Durch die rasche Weiterentwicklung der Waffentechnik erwiesen sich die Panzerreiter aber bald als zu unbeweglich, besonders durch die aufwendigen Rosspanzer. Manchmal wurden sie von den Fußsoldaten einfach mit den Spießen vom Pferd gezogen und gefangengenommen oder getötet. Auch veraltete die Ausrüstung vieler ärmerer Ritter. Ein auf Maß gearbeiteter Harnisch ermöglichte eine überraschende Beweglichkeit und guten Schutz. Viele Kämpfer trugen jedoch Kompositharnische, also zusammengestellte Panzerungen verschiedenster Qualität und Herkunft. Diese Rüstungen waren oft von den Vorfahren ererbt, saßen also nicht optimal. Die Kavallerie der frühen Neuzeit begnügte sich darum (und aus Kostengründen) mit dem Halbharnisch, der später auf das Anlegen eines Kürasses reduziert wurde. Wirtschaftlicher Abstieg und Neuanfang Der wirtschaftliche Niedergang der Ritterschaft steht auch im Zusammenhang mit der Verdrängung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft, was auf militärische Verpflichtungen bezogen die Ablösung von feudalen Bindungen durch finanzielle Bindungen zur Folge hatte. Die Fürsten und Könige des Spätmittelalters wollten sich aus der Abhängigkeit von ihren Untervasallen lösen, weshalb sie verstärkt auf Söldnerheere setzten. Dadurch verloren die Ritter stark an Bedeutung, die zuvor die wichtigste Stütze der feudalen Heeresaufgebote waren. Diese Entwicklung stärkte die Macht der Könige und Kaiser und schwächte die Ritter und deren Zusammenhalt. Ein Teil der Ritterschaft verarmte. Um sich selbst noch Bedeutung zu verschaffen und überhaupt eine Überlebensgrundlage zu erhalten, gingen einige Ritter zum Raubrittertum über, indem sie – auch unter Berufung auf das alte Fehderecht – andere Adlige und benachbarte Ritter bekämpften und ausraubten. Sogar die Truppen der Landesherrn oder Städtebünde mussten hier gelegentlich einschreiten und die Burg eines solchen Adligen besetzen und unter Zwangsverwaltung stellen. Allerdings wird der Begriff des „Raubritters“ von vielen Historikern als „ideologisch belastet“ vermieden. Begriffe wie etwa „Räuber“ oder „Raptores“ sind aber eindeutig historisch belegbar. Eines der bekanntesten Beispiele ist wohl Götz von Berlichingen, der „Ritter mit der eisernen Hand“, der es sogar zu literarischem Ruhm brachte. Viele Ritter passten sich aber auch den veränderten Gegebenheiten an, indem sie als hochbezahlte Söldner in eine Lanzierer- oder Kürassier-Einheit eintraten. Auch gelang es vielen der alten Dienstmannenfamilien, sich endgültig aus der Abhängigkeit von Hochadel, Klöstern und Hochstiften zu lösen. Diese Niederadelsschicht stieg zur Reichsritterschaft auf, die sich zur Wahrung ihrer Rechte im 16. Jahrhundert zu „Ritterorten“ und „Ritterkantonen“ organisierte und nur den Kaiser als Oberherrn anerkannte. In der Realität blieben sie jedoch den alten Herren meist als Hofräte oder Minister verbunden und behielten ihre privilegierten Sitze in der Kirche. Von einem allgemeinen Niedergang des Rittertums am Ende des Mittelalters kann daher nicht ernsthaft gesprochen werden. Zwar trat die Funktion als Krieger immer mehr in den Hintergrund, für viele Geschlechter eröffneten die neuen Verhältnisse aber völlig neue wirtschaftliche Perspektiven. Die Grundlage des neuen Wohlstandes war der ausgedehnte Grundbesitz so mancher Familie, da die alten Lehen meist längst in Eigentum übergegangen waren. Die alten Burgen wurden verlassen und es entstanden neue Schlösser im Stil der Renaissance. Nach der blutigen Niederschlagung der großen Bauern- und Bürgerrevolten des frühen 16. Jahrhunderts erhielten zahlreiche Adelsfamilien hohe Entschädigungssummen von den beteiligten Städten und Gemeinden. Auch diese Geldmittel trugen zum wirtschaftlichen Aufstieg solcher Geschlechter bei und wurden oft zur standesgemäßen Wiederherstellung der alten Burgen oder eben für Neubauten verwendet. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches zwischen 1803 und 1806 verlor die Reichsritterschaft allerdings ihre Herrschaftsrechte und Privilegien (vergleiche Reichsdeputationshauptschluss). In einigen Gebieten befinden sich jedoch bis heute umfangreiche Ländereien im Besitz des Landadels. Nachklang und „Wiedergeburt“ In den letzten Jahren ist es im Zuge eines wieder erwachten Interesses am Mittelalter zu einer „Renaissance des Rittertums“ gekommen. Neben den beliebten Mittelaltermärkten sowie den Ritterfestspielen zum Beispiel in Kaltenberg gibt es Gruppen, die das Mittelalter in historischen Darstellungen wiederbeleben wollen, und sich dabei oftmals bemühen, dem Vorbild möglichst gut gerecht zu werden. Häufig sehen diese Gruppen ihre praktische Tätigkeit als bedeutende Ergänzung zur als zu theoretisch empfundenen Forschung von Historikern. Gelegentlich werden diese Gruppen auch von Museen angeworben, um die Lebensumstände vergangener Zeiten anschaulicher zu machen und so das Interesse der Besucher zu wecken. Verschiedene Gruppen beschäftigen sich mit der Rekonstruktion historischer Kampfformen der Ritter, unter anderem mit der Deutschen Fechtschule. Ritter in den Medien Seit der Mitte des 20 Jh. sind Ritter und die damit verbundenen Vorstellungen in den Medien zahlreich vertreten. Besonders historische Romane, Fantasy- und Historienfilme nehmen sehr oft die (abgewandelte) Figur des Ritters als Protagonisten. Auch gibt es neuerdings zahlreiche populärwissenschaftliche Dokumentationen, die sich um eine allgemein verständliche Darstellung des historischen Ritters bemühen. Während Romane, Filme und Fantasy-Darstellungen in der Regel keinen Anspruch auf historische Authentizität erheben, existieren bis heute viele Mythen und Missverständnisse, die sogar in populärwissenschaftliche Dokumentationen Eingang fanden und deren Qualität spürbar mindern. Zwar schwankt die Darstellung der Ritter in Printmedien sehr (die Palette reicht von akribischer Recherche bis hin zu pseudowissenschaftlichen Behauptungen), jedoch gibt es nach wie vor populäre Vorstellungen vom Ritter des europäischen Mittelalters, die keine historische Grundlage besitzen und dennoch gelegentlich sogar in wissenschaftlichen Abhandlungen auftauchen. Zu der bekanntentesten massenmedialen Mythen zählt die Behauptung, dass der mittelalterliche Ritter eine Art „dumpfer Draufgänger“ war, der ausschließlich durch brutale Kraft seine Gegner bezwang. Dieses Bild entstand nicht zuletzt durch die historischen Romane von Walter Scott wie „Ivanhoe“ und „Der Talisman oder Richard Löwenherz in Palästina“, wo etwa Richard I. von England ein riesiges zweihändiges Schwert nur durch rohe Körperkraft bedienen konnte. Obwohl diese Darstellung zum größten Teil ein Fantasieprodukt Scotts war, wurde sie von den Lesern des 19. Jahrhunderts bald als authentisch akzeptiert, beeinflusst von Meinungen der Degenfechter des 18. und 19. Jahrhunderts, welche dem aufgeklärten Zeitgeist gemäß die breiten Schwerter des Mittelalters (im Kontrast zu leichten zeitgenössischen Fechtdegen) als schwer und unhandlich darstellten. Die Vorstellung vom Ritter als „primitivem Kraftprotz“ entbehrt jedoch historischer Belege. Die meisten Menschen des Mittelalters von „edler Geburt“ hatten im Idealfall eine solide Ausbildung in den sieben freien Künsten. So kann der typische Ritter des 12. bis 14. Jahrhunderts eher mit dem modernen Offizier verglichen werden, der für seinen Beruf eine entsprechende Bildung aufweisen musste, die nur mit einem gewissen Grad an Intelligenz zu erreichen war. Oft werden, besonders in populärwissenschaftlichen Dokumentationen - zum Beispiel angeboten von Discovery Channel und History Channel - sowie zahlreichen Filmen die Rüstungen der europäischen Berufskrieger unzutreffend dargestellt. Am häufigsten sind Anachronismen, z. B. Plattenpanzer im Früh- oder Hochmittelalter. Ritter des Hochmittelalters werden häufig in gotischer Plattenrüstung, bewaffnet mit einem Normannenschild und Großschwert vom Typ XIIIa dargestellt, was historisch gesehen völliger Unsinn ist. Vielfach werden sogar Fantasy-Rüstungen als mittelalterlich ausgegeben. Die „klassische Ritterzeit“ begann im 12. Jahrhundert und endete im 14. bis 15. Jahrhundert mit dem militärischen Niedergang, so dass aus historischer Sicht eher ein Ringpanzer die typische Panzerung des Ritters ausmachte, die in der Regel leicht (12–15 kg), agil und effektiv war. Plattenpanzer fanden erst im 15. Jahrhundert Verbreitung und sind damit an der Grenze zwischen Spätmittelalter und Renaissance anzusiedeln. Der gotische Plattenpanzer ist ein Fantasieprodukt der Renaissance und hat mit dem wahren Mittelalter wenig gemein. Die Waffen des Ritters wie sein Schwert, Lanze, Falchion und der Morgenstern werden oft als primitive Knüppelwaffen porträtiert, oft einher gehend mit seinem Haudrauf-Image. Die Vorstellung von der Kampfesweise des Ritters gleicht leider in den meisten Medien den romantischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts, wo dem Ritter jegliches Können und Finesse abgesprochen wurde. Der Kampfstil, wobei mit Schwert auf Rüstung und Schild samt Waffe des Gegners mit Kraft eingeschlagen wird, stammt aus dem Bühnenkampf, und wird in den Fachkreisen als Schaukampf bezeichnet. Der allseits aus Filmen, LARP und Reenactment bekannte choreografierte Schaukampf ist ein moderner Sport aus dem 20. Jahrhundert und hat dementsprechend keinerlei überlieferte historische Wurzeln. Quellen aus dem Spätmittelalter und Renaissance welche eine ausgiebige Auskunft über die historischen Kampfesweisen geben sind die sog. Fechtbücher; diese wiederum vermitteln im Gegensatz zu den populären Massenmedien ein ganz anderes Bild von den mittelalterlichen Kampfesweisen. Das älteste heute erhaltene Fechtbuch, das Manuskript I.33, zeigt bereits um das Jahr 1300 ein ausgereiftes ritterliches Kampfsystem mit einem Faustschild und den damals üblichen Schwert. Wenn man der ersten Schrift der Liechtenauer-Tradition folgt, dann zeichnet sich ein Bild der ausgeprägten Kampfkultur und Systematisierung der ritterlichen Kriegerelite. Das Bild, welchem nach ein Ritter mit seinem Kampfschwert wie mit einer Axt auf seine Gegner eindrosch und durch den Knockout den Sieg erlangte, ist eines modernen Ursprungs und wird durch keine historische Quelle bestätigt. Insbesondere durch die große Popularität der asiatischen Kampfkünste werden heute zahlreiche überholte Schwert-Mythen wieder diskutiert und oft als selbstverständlich betrachtet. Historisch belegt ist jedoch eine seit dem Spätmittelalter nachweisbare hochentwickelte Fecht- und Kampfkunst, welche zur ritterlichen Ausbildung gehörte.