Das Bauhaus in Dessau.
Die Aufgabe.
Von Walter Gropius, Direktor des Bauhauses.
Elfseitiger Originaldruck von 1927.
Mit zehn Farbfotoabbildung und neun s/w-Fotoabbildungen:
Model zum inzwischen vollendeten Neubau des Bauhauses in Dessau. Entwurf von Walter Gropius.
Modell eines Doppelwohnhauses der Bauhaus-Siedlung in Dessau. Entwurf von Walter Gropius.
Einzelhaus Gropius der Bauhaus-Meisterhäuser, Dessau. Entwurf von Architekt Walter Gropius.
Szenenbild der Versuchsbühne am Bauhaus, Dessau. Entwurf von Oskar Schlemmer.
Formentanz auf der Versuchsbühne am Bauhaus. Entwurf von Oskar Schlemmer in Dessau.
Figur für das Ariadische Ballett. Entwurf von Oskar Schlemmer (2).
Aus dem Kinderzimmer. Spielschrank in Betrieb. Entwurf von Alma Buscher.
Arbeitszimmer. Entwurf von Walter Gropius.
Knüpftechnik in Smyrnawolle. Entwurf von Gertrud Hantschk.
Kinderstühle und Tisch aus geperrtem Holz von geringem Gewicht. Teppich für ein Kinderzimmer. Möbelentwurf: Marcel Breuer, Teppichentwurf: Benita Otte.
Mokkamaschine. Porzellan. Bauhausmodell für die Staatliche Porzellanmanufaktur, Berlin. Entwurf: Theo Vogler.
Entwurf für eine Kinogestaltung von Herbert Bayer.
Das mechanische Ballett. Aufführung im Stadttheater zu Jena.
Bauspiel in bunt lackiertem Holz (ohne Vorlage zu spielen). Entwurf von Alma Buscher 1923.
Farbkreisel aus bunt lackiertem Holz mit aufwerfbaren Pappringen. Von Ludwig Hirschfeld-Mack.
Erzeugnisse der Töpfereiwerkstatt. Nach Entwürfen von Otto Lindig, Marguerite Friedländer und Eva Oberdieck.
Erzeugnisse der Töpfereiwerkstatt. Nach Entwürfen von Theo Vogler, Otto Lindig und Marguerite Friedländer.
Figur aus einem Marionettenspiel. Entwurf von Kurt Schmidt.
Schaftweberei (Kunstseide). Entwurf von Ruth Hollós 1924.
Journalausschnitt in der Größe 163 x 237 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Mai 1883 in Berlin; † 5. Juli 1969 in Boston, Massachusetts; vollständiger Name: Walter Adolf Georg Gropius) war ein deutscher Architekt und der Gründer des Bauhauses. Neben Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier gilt er als Mitbegründer der modernen Architektur. Familie Walter Gropius war ein Großneffe des Architekten Martin Gropius. Seine Eltern waren der Geheime Baurat Walther Gropius und Manon Gropius, die Tochter von Georg Scharnweber. 1910 lernte er Alma Mahler, die Frau des Komponisten Gustav Mahler, kennen und begann eine außereheliche Beziehung mit ihr. 1915 – vier Jahre nach Gustav Mahlers Tod – heirateten sie. Ihrer gemeinsamen Tochter Alma Manon (1916–1935) wurde nach ihrem frühen Tod durch Alban Bergs Violinkonzert Dem Andenken eines Engels ein musikalisches, durch Franz Werfel ein literarisches Denkmal gesetzt. Die Ehe wurde 1920 geschieden. Gropius heiratete 1923 die Journalistin Ilse Frank (1897–1987). Berufliche Laufbahn 1903 begann Gropius ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule München, das er ab 1906 an der Technischen Hochschule Charlottenburg fortsetzte, 1908 aber ohne Diplom abbrach. Im selben Jahr trat er in das Büro von Peter Behrens ein, in dem neben ihm auch andere später berühmt gewordene Architekten gearbeitet hatten, unter anderen Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. Nach zweijähriger Mitarbeit bei Behrens machte sich Gropius 1910 als Industriedesigner und Architekt selbständig. Als Formgestalter entwarf er Inneneinrichtungen, Tapeten, Serienmöbel, Autokarossen und eine Diesellokomotive. Seine erste bedeutende architektonische Arbeit war das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine, das er zusammen mit Adolf Meyer baute. Dieser Fabrikbau gilt mit seiner Stahl- und Glasarchitektur als richtungsweisendes Werk der später sogenannten „Modernen Architektur“, die in den 1920er-Jahren unter der Bezeichnung „Neues Bauen“ oder „Neue Sachlichkeit“ zum allgemeinen Begriff wurde. Das Fagus-Werk wurde im Juni 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln baute Gropius mit Meyer zusammen eine Musterfabrik, die sich später ebenfalls als bedeutender Beitrag zur modernen Architektur erweisen sollte. Die Besonderheit dieses Baus waren rund verglaste Treppentürme, die als neues gestalterisches Motiv später, in den 1920er-Jahren, bei Erich Mendelsohn in seinen Warenhäusern häufige Verwendung fanden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gropius zum Begründer des Bauhauses: Er wurde 1919 auf Vorschlag Henry van de Veldes als dessen Nachfolger zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar (Thüringen) ernannt und gab der neuen Schule den Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. Gropius hatte das Amt des Direktors (zunächst in Weimar bis 1926 und danach in Dessau) inne. 1928 übergab er es an den Schweizer Urbanisten Hannes Meyer, der bereits 1930 aus politischen Gründen entlassen wurde (Ludwig Mies van der Rohe führte es bis zur Schließung 1933). Ab 1926 beschäftigte er sich intensiv mit dem Massenwohnbau als Lösung der städtebaulichen und sozialen Probleme und trat für die Rationalisierung des Baugewerbes ein. Er entwarf zahlreiche Wohnbauprojekte wie die Siedlung Dessau-Törten (1926–1931), Dammerstock (1928/1929), Wohnblocks in der Siemensstadt in Berlin (1929/1930) und das Projekt Wannsee-Uferbebauung, ebenfalls in Berlin (1930/1931). 1934 emigrierte Gropius nach Angriffen der N. auf das Bauhaus als der „Kirche des Marxismus“ nach England und 1937 weiter in die USA nach Cambridge, wo er als Professor für Architektur an der „Graduate School of Design“ der Harvard University tätig war. Von 1941 bis 1948 arbeitet Gropius eng mit Konrad Wachsmann, der durch das Haus Dr. Estrich in Jüterbog (Brandenburg) und das Sommerhaus von Albert Einstein in Caputh bei Potsdam seine Architektenkarriere als freier Architekt begann, zusammen. Sie entwickelten und produzierten unter anderem das bekannte General-Panel-System. 1946 gründete Gropius die Gruppe The Architects Collaborative, Inc. (TAC) als Vereinigung junger Architekten, die für ihn zugleich ein Manifest seines Glaubens an die Bedeutung der Teamarbeit werden sollte. Ein Werk dieses Teams ist das Graduate Center der Harvard University in Cambridge (1949/1950). In seinen letzten Lebensjahren war Gropius wieder häufig in Berlin tätig, wo er unter anderem 1957 im Rahmen der Interbau einen neungeschossigen Wohnblock im Hansaviertel errichtete. Die konkave Südfront und das offene Erdgeschoss gilt bei diesem Gebäude als typisches Beispiel einer sog. späten Moderne. Walter Gropius war im Jahr 1927 zusammen mit Erwin Piscator Mitbegründer des Projektes eines Totaltheaters, das die Aufhebung der räumlichen Trennung zwischen Schauspielern und Zuschauern zum Ziel hatte. Bewertung Nicht alle seine Werke waren unumstritten. Kritiker bemängelten, dass Gropius im Bestreben, das Bauen zu industrialisieren und zu normieren, auch manchmal zu weit gegangen sei: Der Schienenverlauf der Drehkräne hätte Grundrisse bestimmt und nicht die Bedürfnisse der Bewohner; Badewannen würden zwischen Spüle und Herd gesetzt; Fenster ließen sich nicht ganz öffnen; auch die Kupferhaussiedlung in Finow beispielsweise spräche weder ästhetisch noch funktional an. Gropius hat mit seiner Idee vom „Baukasten im Großen“ die Grundlage für die Plattenbauten in den Satellitenstädten dieser Erde gelegt. Einerseits ermöglichte die industrielle Massenfertigung die Bereitstellung von dringend benötigtem Wohnraum, andererseits anonymisierte sie das Wohnen und schuf neue soziale Probleme. Ehrungen Bereits 1929 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Hannover verliehen und später unter anderem von der Freien Universität Berlin (1963). 1958: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland Werke (Auswahl) Fagus-Werk, Alfeld, 1. Bauabschnitt 1911/1912, 2. Bauabschnitt 1913/1914, Ergänzungen bis 1925, UNESCO-Welterbe Denkmal der Märzgefallenen, Weimar, 1920–1922 Villa Sommerfeld, Berlin-Dahlem, 1921 Stadttheater Jena, 1922 Fabrikgebäude der Landmaschinenfabrik Gebr. Kappe & Co., Alfeld, 1922–1924 Wohnhaus für Felix Auerbach, Jena, 1924 Friedrich-Fröbel-Haus, Bad Liebenstein, 1924, nicht ausgeführt Bauhaus Dessau, Hauptgebäude, 1925/1926 Bauhaus Dessau, „Meisterhäuser“ (Wohnhäuser der Bauhaus-Lehrer), 1925/1926 Siedlung Dessau-Törten, 1926–1928 Wettbewerb Stadthalle, Museum und Sportforum Halle/Saale, 1927-1928, nicht ausgeführt Städtisches Arbeitsamt Dessau, 1927–1929 Zwei Häuser in der Weißenhofsiedlung, Stuttgart, 1927 Wohnhaus für Therese Zuckerkandl, Jena, 1927–1929 Haus Lewin, Berlin, Fischerhüttenstr. 106, 1928–1929 Siedlung Dammerstock, Karlsruhe, 1928/1929 Siedlung Siemensstadt, Berlin, 1929–1930 Typenhäuser für das Kupferhaus-Projekt der Hirsch Kupfer- und Messingwerke Finow, 1931/32 Gropius House, Lincoln (Massachusetts), 1937 Packaged House System zusammen mit Konrad Wachsmann, Lincoln (Massachusetts), 1941–1943 Harvard University Graduate Center als erstes Projekt der TAC, 1948–1950 Wohnhaus Stichweh, Alleehof 4, Hannover, 1952/1953 Universität Bagdad, als weiteres Projekt der TAC, 1957 Interbau im Hansaviertel in Berlin, neungeschossiges Wohnhaus 1957 Pan-Am-Wolkenkratzer in Manhattan, 1957–1959 Synagoge Temple Oheb Shalom, Baltimore, 1960 Gropiusstadt im damaligen West-Berlin, ab 1960 (die Planung wurde später abgewandelt) Botschaft der USA in Athen, 1956–1961 Porzellanfabrik Rosenthal am Rotbühl, Selb, 1965 „Glaskathedrale“ (offiziell Thomas Glaswerk), Amberg, 1968 Porto Carras, Hotelanlage auf der Chalkidiki, posthum gebaut Oskar Schlemmer (* 4. September 1888 in Stuttgart; † 13. April 1943 in Baden-Baden) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Bühnenbildner. Schlemmer thematisierte in seinen Werken vornehmlich die Stellung der menschlichen Figur im Raum. In seiner Hauptschaffensperiode (1920–1932) entstanden zahlreiche Gemälde stereometrischer Figuren sowie ineinander greifender Figurengruppen, in deren geometrisch-choreographischer Ausgestaltung universelle Harmonisierungsbestrebungen anklingen. Leben 1888–1919 Oskar Schlemmer war das jüngste von sechs Geschwistern. 1899 siedelte er in das schwäbische Göppingen über, wo er zunächst die Realschule besuchte. Nach dem Tod seines Vaters, des Kaufmanns und Komödiendichters Carl Leopold Schlemmer, verließ er die Schule aber bereits 1903 aus finanziellen Gründen. Noch im gleichen Jahr zog der inzwischen Fünfzehnjährige nach Stuttgart, wo er eine Ausbildung als kunstgewerblicher Zeichner in der führenden Intarsienwerkstatt Wölfel & Kiessling begann. Ab 1904 besuchte er nebenher eine Fortbildungsschule, an der Figurenzeichnen und Stillehre unterrichtet wurde. Nach Abschluss der Lehre schrieb sich Schlemmer an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule ein, die er jedoch nur unregelmäßig besuchte und nach einem Semester wieder verließ. Im Herbst 1906 wurde er in die Stuttgarter Akademie für Bildende Künste aufgenommen. Dort machte Schlemmer Bekanntschaft mit Willi Baumeister und Otto Meyer-Amden. Mit letzterem verband Oskar Schlemmer eine lebenslange Freundschaft. 1909 trat Schlemmer in die Kompositionsschule von Friedrich von Keller und damit in die Meisterklasse ein. Zwei Jahre später zog der Maler nach Berlin, wo er zunächst versuchte selbstständig weiterzuarbeiten. In seinem Jahr in Berlin lernte er sowohl die Formenanalyse des Kubismus’ als auch die französische Avantgarde kennen. Ebenso schloss er erste Kontakte zum so genannten Sturm-Kreis um Herwarth Walden. 1913 kehrte Schlemmer nach Stuttgart zurück und wurde Meisterschüler bei Adolf Hölzel. In dieser Zeit lernte er das Tänzerpaar Albert Burger und Elsa Hötzel kennen. Mit ihnen fand er Begeisterung am Bühnenwerk; erste Skizzen für sein später berühmtes Triadisches Ballett entstanden bereits hier. Der Versuch, gemeinsam mit seinem Bruder 1913 einen Kunstsalon am Neckartor zu eröffnen, der als Ausstellungsfläche avantgardistischer Kunst dienen sollte, scheiterte nicht zuletzt an einem verheerenden Presseecho. Nach wenigen Monaten musste die Galerie wieder schließen. 1914 erhielt er zusammen mit Willi Baumeister und Hermann Stenner den Auftrag, zwölf Wandbilder für die Haupthalle der Deutschen Werkbundausstellung in Köln auszuführen. In diesem Zusammenhang wurde der spätere Bauhausgründer Walter Gropius erstmals auf Schlemmer aufmerksam. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Schlemmer freiwillig zum Dienst. Er wurde zunächst an der Westfront, später an der Ostfront in Russland eingesetzt. Verletzung und anschließende Rekonvaleszenz ermöglichten ihm jedoch die Fortsetzung seiner Malerei. 1918 stellte er gemeinsam mit Willi Baumeister Arbeiten im Stuttgarter Kunsthaus Schaller vor. Eine weitere Gemeinschaftsausstellung folgte zwei Jahre später in der Galerie Der Sturm in Berlin. Bereits 1919 hatte sich Schlemmer gemeinsam mit Baumeister und anderen Kunstschaffenden zur Üecht-Gruppe zusammengeschlossen, einer Künstlervereinigung, die sich – allerdings erfolglos – für eine umfassende Reform des Kunstunterrichts einsetzte und für die Berufung von Paul Klee nach Stuttgart eintrat. 1920–1932 Im Herbst 1920 heiratete Schlemmer Helena Tutein, von da an genannt „Tut Schlemmer“. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Noch im Jahr seiner Eheschließung wurde er von Walter Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen. Dort wurde ihm die Leitung der Werkstatt für Wandbildmalerei übertragen; später die für Holz- und Steinbildhauerei. Im Folgejahr gestaltete Schlemmer Bühnenbilder und Kostüme für Operneinakter von Franz Blei und Oskar Kokoschka, zu denen Paul Hindemith die Musik komponierte. Im September 1922 wurde sein Triadisches Ballett in Stuttgart uraufgeführt; ein dreigliedriger Tanz, dessen Tanzfolgen sich vom Scherzhaften zum Ernsthaften entwickeln. So genannte Figurinen, von Schlemmer entwickelte Kostümkörper, zielten dabei auf eine erste „Demonstration raumplastischer Kostüme“. Oskar Schlemmer übernahm 1923 die Ausführung für die Wandgestaltung im Weimarer Werkstattgebäude. 1925 übersiedelte das Bauhaus nach Dessau, wo Schlemmer nun auch die Bauhausbühne als eigenständige Abteilung leitete. Er verfasste den grundlegenden Artikel Mensch und Kunstfigur, in welchem er den Anspruch allgemeingültiger Typisierung mittels Maskierung und Kostümierung formulierte. In seinen Dessauer Jahren entstanden auch seine zukunftsweisenden Bauhaustänze. Eine Neuauflage des Triadischen Balletts mit Orgelmusik von Hindemith erfolgte ab 1926 in mehreren deutschen Städten. Die Aufführungen machten Schlemmer international bekannt. Es folgten Einladungen zu Ballettaufführungen in Paris und New York. Ab April 1928 übernahm er umfangreiche Lehrverpflichtungen am Bauhaus. Neben Zeichenunterricht und Bühnetheorie etablierte Schlemmer das Unterrichtsfach Der Mensch, das sich an zeichnerisch-formalen, biologischen und philosophischen Inhalten versuchte. Im Sommer 1929 verließ Schlemmer das Bauhaus und wurde im Juni von Oskar Moll an die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau berufen, wo er bis zur Schließung 1932 unterrichtete. Er wurde mit der Leitung einer Bühnenkunstklasse beauftragt und entwickelte das Lehrgebiet Mensch und Raum. Fast ein Jahr zuvor hatte er einen Auftrag zur Wandgestaltung des Brunnenraumes im Museum Folkwang in Essen angenommen. An dessen endgültiger Fertigstellung arbeitete er bis 1930. Zu Beginn seiner Breslauer Zeit übernahm Oskar Schlemmer die Bühnengestaltung für zwei Kurzopern von Igor Strawinsky. Das musikalische Drama Die glückliche Hand von Arnold Schönberg wurde schließlich die letzte Szenengestaltung Schlemmers, die zur Aufführung gebracht wurde. Schlemmer stand nun auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Bei Ausstellungen in Basel, Köln und Darmstadt erfuhr er Anerkennung und erhielt Auszeichnungen. Er war bei der XVII. Biennale Venedig vertreten, zeigte Bilder in München und Essen und nahm an Gruppenausstellungen zeitgenössischer Kunst in Belgrad, Zagreb, New York und Brüssel teil. Die Berliner Galerie Flechtheim veranstaltete Anfang 1931 schließlich eine Einzelausstellung, die später nach Krefeld und Zürich wanderte. Die politische Radikalisierung durch die N. führte zunehmend zu Diffamierungen moderner Kunst und Künstler. Bereits 1930 war Schlemmers Wandgestaltung für das Weimarer Werkstattgebäude auf Anordnung des thüringischen Staatsministers für Inneres und Volksbildung Wilhelm Frick übermalt worden. Ende März 1932 stellte die Breslauer Akademie durch Notverordnung ihren Lehrbetrieb weitgehend ein. Wenige Monate später siedelte Schlemmer nach Berlin über, wo er einen Lehrauftrag an den Vereinigten Staatsschulen für Kunst und Kunstgewerbe annehmen konnte. Oskar Schlemmers bekanntestes Gemälde, Bauhaustreppe (Museum of Modern Art, New York), entstand damals. Alf Bayrle, mit dem Schlemmer aus seiner Stuttgarter Zeit befreundet war, organisierte und gestaltete mit ihm eine Aufführung des Triadischen Balletts in Paris. 1933–1943 Die M. H., A. zu Beginn des Jahres 1933 läutet Schlemmers letztes Lebensjahrzehnt ein; für ihn eine Zeitspanne geistig-existentieller Verdüsterung. Zum gesellschaftlichen Unglück trat das private: Bereits am 15. Januar 1933 starb sein bester Freund und geistiger Partner Otto Meyer-Amden. Nach und nach wurde Schlemmer nun aus der öffentlichen Kunstszene ausgeschaltet. Im März wurde seine erste große Retrospektive in Stuttgart noch vor der Eröffnung von den N. geschlossen. Die N.-Presse bezeichnete Schlemmer als Kunstbolschewisten. Im Mai erfolgte seine fristlose Kündigung an den Berliner Vereinigten Kunstschulen. 1934 fielen seine Wandbilder für das Essener Museum Folkwang dem Bildersturm der N. zum Opfer. Schlemmer ließ sich mit seiner Familie in Eichberg nieder und zog sich aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück. Ab dem 19. Juli 1937, einen Tag nach Eröffnung der G. D. K. im Haus der Kunst in München durch H., A., wurde im Galeriebau am benachbarten Hofgarten die Schmähausstellung „E. Kunst“ gezeigt, bei der Schlemmer mit fünf Gemälden vertreten war. Wenige Wochen später tauchte eines seiner Bilder in der Berliner Propagandaschau Bolschewismus ohne Maske auf. Eine kleine Erbschaft ermöglichte Schlemmer im Herbst den Umzug in ein eigenes Haus nach Sehringen bei Badenweiler, wo er jedoch bald in finanzielle Bedrängnis und existentielle Nöte geriet. Er entschloss sich 1938, eine Anstellung beim Stuttgarter Malerbetrieb Albrecht Kämmerer anzunehmen, die ihm durch Vermittlung Baumeisters angeboten wurde. Zu den für einen Künstler unbefriedigenden Arbeiten dieser Zeit gehörten verschiedene Ausmalungen an Bauten sowie Tarnanstriche für Militärflugplätze und Industrieanlagen. Im Herbst 1940 siedelte Oskar Schlemmer nach Wuppertal über, wo er in der Firma des Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts die künstlerische Verwendung von Lackfarben erproben sollte. Der Unternehmer bot auch einer Reihe anderer Künstler Arbeitsmöglichkeiten, unter ihnen Carl Grossberg, Georg Muche und Willi Baumeister. Offiziell wurden sie als Professoren für Maltechnik geführt. Bei Herberts wirkte Schlemmer an einer Publikationsreihe mit, die unterschiedliche maltechnische Ergebnisse zusammenfasste. Es entstand der Plan zu einem Lackkabinett, Wand- und Deckenbetafelungen, die sich zu einem Gesamtkunstwerk verbinden sollten. Das Projekt wurde aus Kostengründen nicht realisiert. Stattdessen begann Schlemmer 1942 mit den Wuppertaler Fensterbildern seine finale Werkgruppe. Die fremdbestimmte Lebenszeit durch Auftragsarbeiten sowie die fehlende Möglichkeit, eigenes Kunstschaffen vorantreiben zu können, lösten bei ihm in jener Zeit seelische und körperliche Erschütterungen aus, die in einen chronischen Schwächezustand mündeten. Nach diagnostizierter Gelbsucht und akutem Diabetes sowie einem Koma-Anfall folgten Aufenthalte in Krankenhäusern in Stuttgart und Freiburg im Breisgau. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in den Folgemonaten noch weiter. Im April 1943 begab er sich in ein Sanatorium in Baden-Baden, wo er bereits nach wenigen Tagen Aufenthalt einer Herzlähmung erlag. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Stuttgart-Degerloch beigesetzt. Werk 1906–1919 Bereits in einer frühen Phase deutete Schlemmer sein Interesse für Puppen- und Maskenhaftes an (Stillleben mit drei Kasperpuppen, 1906). Die Figur im Raum war sein großes Gleichnis. Schlemmers Akademiejahre waren jedoch noch durch eine Vielzahl von Formen und Stilen gekennzeichnet, die zunächst unvermittelt nebeneinander standen. Es entstanden Ölbilder in pastoser Malweise, Ansätze schwäbischer Freilichtmalerei und Bekundungen französischer Peinture (Halbakt im Interieur, 1909), während in Jagdschloss im Grünwald (1911) die Auseinandersetzung mit dem frühen Kubismus anklang und das Verhältnis von Raumdimensionen zu Flächendimensionen erprobt wurde. Ab 1912 tendierte Schlemmer in figürlichen Darstellungen zur systematischen Aufhebung individueller Attribute (Weiblicher Kopf in Grau, 1912). In dieser Phase gelangten seine Arbeiten zu höheren Stufen der Objektivierung und Entpersönlichung. Figurale Abstraktionen wiesen bereits den Weg auf allgemeingültige Typengestaltung, der mit dem Werk Geteilte Figur (1915) in die vollständige Abstraktion führte. Ein Achsenkreuz aus horizontalen und Vertikalen Linien bildete hierbei das Bezugssystem für die Umrissfigur. Nach Ausführungen von Wandbildern gemeinsam mit Hermann Stenner und Willi Baumeister für die Haupthalle der Deutschen Werkbundausstellung in Köln im Jahre 1914, in denen der Stuttgarter sich in architekturbezogener Ausmalung üben konnte, resultierte seine formelle Vereinfachung 1916 in dem Bild Homo, das eine Grundfigur im Seitenprofil zeigt, die in modifizierter Form immer wieder bei Schlemmer erschien. Schlemmers Bemühungen um überindividuelle, typenhafte Figurisation wurden in der vielfigurigen Komposition Plan mit Figuren (1919) gebündelt. Schematische Umrissfiguren sind hier in eine Fläche eingepasst und ins Modulare verstärkt. Anthropomorphe Gestalten wurden auf Kunstfiguren reduziert. Schlemmer versuchte sich nun auch an verschiedenen Reliefplastiken, die seine Formensprache in die Raumperspektive ausdehnten (Ornamentale Plastik auf geteiltem Rahmen, 1919/23). 1920–1932 Oskar Schlemmers Kunstschaffen lässt sich keiner der damals vorherrschenden Stilbezeichnungen zuordnen. Zwar ist seine Malerei mit den konstruktivistischen Prinzipien von Linie, Tektonik und Ökonomie verbunden, aufgrund seines durchdringenden Leitbildes vom „Mensch als Maß und Mitte“ von diesen jedoch getrennt. Schlemmers „Mitte-Begriff“ zielt auf ein Ringen um Ausgleich und Vereinigung. Als deutscher Künstler, also aus dem „Land der Mitte“ kommend, glaubte er sich einer Vermittlung gegensätzlicher Kräfte besonders verpflichtet. Daraus erklärt sich sein lebenslanges Streben nach Synthese, Harmonie und Universalität, das in der mittleren Phase seines Kunstlebens besonderen Ausdruck erfuhr. Ab 1923 entstanden jene Bilder, die Schlemmers Ruhm begründen. Die Bauhausidee, die alles Gestaltbare funktional ästhetischer Prägung unterziehen soll, will Architektur, Malerei und Plastik miteinander verschmelzen und gleichzeitig zur Versöhnung zwischen Technik und Kunst sowie Mensch und Zivilisation beitragen. Der Kern dieser Idee fand nun Eingang in Schlemmers Werk. Er befreite seine Bilder von störendem Beiwerk und aller Zufälligkeit. Mit Tischgesellschaft (1923) behandelte er nicht nur eines seiner Lieblingsthemen, er führte auch die figürliche Rückenansicht ein, ein Motiv, das bei ihm nun immer häufiger bildbestimmend war, so etwa bei Vorübergehender (1924/25). Mit dem Bild Römisches von 1925, das klassizistische Anleihen birgt, wurde die zuvor strenge Planimetrie in perspektivische Raumtiefe überführt. Sich überschneidende Figuren gehen hier vielseitige Beziehungen zur Raumumgebung ein. Die Anatomie der menschlichen Gestalt tritt in spannungsreiche Wechselwirkung mit dem Raum. Auch die Palette änderte sich, sie wurde farbiger und kontrastreicher. Schlemmer fand nun zu seinem Sinnbild des modernen Menschen, eines überindividuellen, sachlichen und überzeitlichen Typus', den er mit der Idee des modernen Baus verknüpfte. Mensch und Raum wurden verzahnt, Schlemmers Bildwelten überwanden die strikte Trennung von figürlich-organischer Lebendigkeit und räumlich-technischer Konstruktion. Schlemmer verzichtete bei seinen Figuren auf physiognomische oder physische Besonderheiten, die dem Einzelnen Gepräge, Identität verleihen. Seine Geschöpfe sind stereometrische Gliederpuppen, homogen und austauschbar. Jedoch sind sie nicht Ausdruck großstädtischer oder zivilisatorischer Anonymität, wie noch bei George Grosz oder Giorgio de Chirico. Vielmehr beschrieb der Maler sein Menschenbild als technisch funktional. Zugleich spiegelte er den Körperkult der zwanziger Jahre wider, der sich durch Rückbesinnung auf die natürliche Schönheit des Menschen äußerte. Nicht nur ein neues Körperbewusstsein, sondern die Hinwendung zu einem neuen Lebensgefühl, in dem Organismus und Geist einheitlich zusammenwirken, war das Ziel, das Erziehungsreformer dieser Zeit anstrebten und von dem auch Schlemmer nicht unberührt blieb. Damit wurden Schlemmers Figuren zu Gegenthesen reiner Kreatürlichkeit. Er entdeckte die menschliche Gestalt, die weder Individuum noch Ausdrucksträger sein soll, als Ideal des Absoluten, eingespannt in den tektonisch gegliederten Raum. „Ich will Menschen-Typen schaffen und keine Porträts, und ich will das Wesen des Raumes und keine Interieurs.“ Planimetrische und stereometrische Bezüge verbanden sich auch in Vierzehnergruppe in imaginärer Architektur (1930) zu einer bildtragenden figuralen Reihung. Menschenkörper bilden hier eine gymnastische Formation aus, die die Architektur des Raumes überlagert. Zwischen 1928 und 1930 gestaltete Schlemmer Wandbilder für den Brunnenraum des Museums Folkwang in Essen. Sein Thema war auch hier das Gesamtkunstwerk, in dem sich die Gesetze des Raumes und das Maß des Menschen begegnen. Ab 1931 entstand eine Gruppe von Bildern, die Treppen und Geländermotive zum Gegenstand haben (Gruppe am Geländer, 1931). Figuren waren nun hinter- und übereinander gestaffelt und in einer rasterhaften Flächigkeit koordiniert. Axiale oder diagonale Geländerverstrebungen steuern Rhythmus und Struktur dieser Bilder. Die strenge Flächentektonik rückte Schlemmer in die Nähe Piet Mondrian, von dem Schlemmer behaupten sollte, er sei ja „eigentlich der Gott des Bauhauses“. Schlemmers Vorliebe für Geländermotive hatte neben einem künstlerischen Aspekt auch einen psychologischen Hintergrund. In einem tieferen Sinne symbolisiert das Geländer eine Art Stütze, einen festen Halt vor den unkontrollierbaren Mächten des Irrationalen. Maß und Einheit dient hier dem Zwecke der Disziplinierung. Das Geländermotiv bürgt für feste Ordnung und ist dem Gefühl von Chaos und Zerfall entgegengesetzt, das angesichts der politischen Krisensituation zu Beginn der 1930er Jahre das vorherrschende Zeitgefühl ist. „Wir brauchen Zahl, Maß und Gesetz als Wappnung und Rüstzeug, um nicht vom Chaos verschlungen zu werden“, forderte Schlemmer selbst. Anders akzentuiert transportierte Schlemmer das Geländermotiv auch in Bauhaustreppe (1932). Drei turmartig gestaffelte, aufwärts strebende Rückenfiguren in einer lichten Architektur wurden zum Wahrzeichen der Jugendkult-Bewegung des 20. Jahrhunderts, zum Symbol aufstrebender Jugendlichkeit in eine leuchtende Zukunft. Bauhaustreppe formuliert die Befreiung des Menschen selbst, ist Leitbild und Ausdruck ungebrochener Moderne. Es beschreibt die Wechselwirkung zwischen Mensch und Raum, zwischen Menschheit und Zivilisation und äußert die Vision einer künftigen Kultur. 1933–1943 Schlemmers Figurendarstellungen erfuhren eine Wandlung. In einer Reihe von Übermalungen wurde seine Palette tieftonig-düster (Dunkle Gruppe, 1936). Die bedrohlich wirkende Atmosphäre, die nun von seinen Bildern ausging, reflektierte seinen seelischen Zustand. Schlemmers Malerei zeugte jetzt von Abkehr und Introspektion. Sein künstlerischer Zenit war überschritten. Es entstanden noch verschiedene Aquarelle und ab 1940 eine Reihe Wuppertaler Stadtansichten sowie Versuchstafeln für das Projekt Modulation und Patina. Im Sommer 1942 begann Schlemmer seine letzte Werksgruppe, die Wuppertaler Fensterbilder, variierende Fensteransichten auf Karton oder Ölpapier. Die reduzierte Farbigkeit, die verschiedentlich mit Pinsel, Farbstift oder Öl aufgetragen ist, zeigt diverse Wohn- und Innenraumszenen, meist von rechtwinkligen Fensterrahmen umgrenzt. Die Bilder, in denen Gefühle der Sehnsucht und Melancholie mitschwingen, können nicht mehr an die ausdrucksstarken Darstellungen der 1920er und 1930er Jahre anschließen und bleiben letzte Zeugnisse einer vielschichtigen Künstlerbiographie. Schlemmers Werke wurden auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III (1964) in Kassel gezeigt. Nachlass Seit dem Tod der Schlemmer-Witwe im Jahr 1987 gab es Streit um das Erbe Oskar Schlemmers vor allem zwischen seiner Enkelin Janine und deren Cousin Raman, dem Sohn der Schlemmer-Tochter Jaina und des Malers Paran G'schrey. Seitdem wurden viele Leihgaben an deutsche Museen zurückgezogen; der genaue Verbleib von etwa 2.000 bis 3.000 Kunstwerken wird geheim gehalten. Mit Urheberrechtsklagen wurde versucht, die Ausstellung und den Abdruck von Schlemmers Werken zu verhindern. So sind im Katalog des Stuttgarter Kunstmuseums weiße Seiten anstelle von Werken Schlemmers enthalten. Auch die Ausstellung der Wandmalerei Familie war von einer Klage bedroht, da auch ein Ausbau der Wand angeblich das Urheberrecht verletzte. Aufgrund der Erbstreitigkeiten musste im Jahre 2004 der Abdruck von Texten Oskar Schlemmers in einer aus Anlass des 70. Todestags Adolf Hölzels vorgelegten Veröffentlichung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart unterbleiben. Seit dem Jahr 1977 wurden keine Retrospektiven mehr veranstaltet und es konnten auch schon länger keine bedeutenden Bücher über Schlemmer mehr erscheinen. Am 1. Januar 2014, also 70 Jahre nach Schlemmers Tod, lief das Urheberrecht des Künstlers und seiner Erben aus. Deshalb plant die Staatsgalerie Stuttgart, die das Oskar Schlemmer-Archiv verwaltet, eine große Retrospektive Oskar Schlemmer. Visionen einer neuen Welt, die im November 2014 eröffnen soll. Auch das von ihm entworfene Haus in Sehringen bei Badenweiler geriet in die Erbschaftsstreitigkeiten; eine Zwangsversteigerung wurde mehrmals abgesagt, Bestrebungen um einen öffentlich zugänglichen Erhalt und/oder eine unter Denkmalschutz-Stellung[7] waren bis dahin nicht von Erfolg gekrönt. Oskar-Schlemmer-Preis Der Große Staatspreis für Bildende Kunst des Landes Baden-Württemberg trägt zukünftig zu Ehren des Künstlers dessen Namen. 2014 wurde er erstmals an die aus Freiburg im Breisgau stammende Künstlerin Katharina Grosse verliehen. Museen und Sammlungen Bauhaus-Archiv Bauhaus Dessau Kunstmuseum Basel Museum of Modern Art, New York City Fine Arts Museums of San Francisco Staatsgalerie Stuttgart Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg Ausstellungen Bedeutende, aktuelle (2009) Ausstellung mit Werken von Oskar Schlemmer:Bauhaus: Workshops for Modernity, Museum of Modern Art, New York moma.org just what is it … 100 Jahre Kunst der Moderne aus privaten Sammlungen in Baden-Württemberg 10 Jahre Museum für Neue Kunst im ZKM, ZKM Karlsruhe zkm.de Von Rodin bis Giacometti. Plastik der Moderne, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe kunsthalle-karlsruhe.de Brücke Bauhaus Blauer Reiter Schätze Der Sammlung Max Fischer, Staatsgalerie Stuttgart staatsgalerie.de 1953/1954: Oskar Schlemmer, Kestner-Gesellschaft, Hannover Alma Siedhoff-Buscher (* 4. Januar 1899 in Kreuztal bei Siegen; † 25. September 1944 in Buchschlag bei Frankfurt am Main) war eine deutsche Kunsthandwerkerin. Leben Alma Buscher besuchte das Berliner Margarethen-Lyzeum und die Elisabeth-Frauenschule. Ab 1917 studierte sie für drei Jahre an der Reimann-Kunstschule und danach an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. Von 1922 bis 1925 studierte sie am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Dort wurde sie von Georg Muche und Josef Hartwig in der Holzbildhauer und von Paul Klee in der Formen- und Farbenlehre ausgebildet. Für das Musterhaus Am Horn zur Bauhaus-Ausstellung 1923 realisierte sie zusammen mit Erich Brendel das Kinderzimmer. Zu ihren bekanntesten Arbeiten am Bauhaus zählen das Kleine Schiffbauspiel (1923), das aus 32 farbigen hölzernen Spielsteinen besteht und das aus 39 Teilen bestehende Große Schiffbauspiel (1924). Für Kinder entwarf sie Wurfpuppen (1923), die Bastelbögen Krahn und Segelboot (1927 im Otto Maier-Verlag Ravensburg veröffentlicht) und Malfiebeln (1930). Nach ihrem Aufenthalt in Weimar studierte und arbeitete Alma Buscher von 1925 bis 1927 am Bauhaus Dessau. Im Jahr 1926 heiratete sie den Schauspieler und Tänzer Werner Siedhoff. Im gleichen Jahr wurde ihr Sohn Joost Siedhoff und 1928 ihre Tochter Lore geboren. Durch die wechselnden Engagements ihres Mannes zog das Paar mehrmals um. Sie lebten unter anderem ab 1933 in Drewitz bei Potsdam und ab 1942 in Frankfurt am Main. Alma Siedhoff-Buscher starb am 25. September 1944 durch einen Bombenangriff in Buchschlag bei Frankfurt am Main. Ausstellungen (Auswahl) 1923: Kinderzimmer im Musterhaus Am Horn. 1997: Bützelspiel und Leiterstuhl. Entwürfe für Kinder von Alma Siedhoff-Buscher am Bauhaus in Weimar (Deutsches Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert) 2004 – 2006: Alma Siedhoff-Buscher: Eine neue Welt für Kinder (2004–2005 Bauhaus-Museum Weimar, 2006 Bauhaus-Archiv in Berlin) Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. Das historische Bauhaus stellt heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs dar. Das Bauhaus bestand von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst. Die Resonanz des Bauhauses hält bis heute an und prägt wesentlich das Bild deutscher Entwürfe im Ausland. Allgemeines Das Bauhaus entstand in Weimar durch die Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Sie wurde zum direkten Vorläufer des Bauhauses, das dann in van de Veldes Schulgebäuden seine Arbeit aufnahm. 1925 erfolgte der Umzug nach Dessau – ab 1926 im Gebäude des Bauhauses Dessau. 1932 musste das Bauhaus nach Berlin umziehen und wurde 1933 geschlossen. Der Einfluss des Bauhauses war so bedeutend, dass umgangssprachlich der Begriff Bauhaus oft auch mit der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird. Kunstgeschichtlich ist es jedoch problematisch, den Bauhausstil und die Entwicklungen in Deutschland isoliert zu betrachten und Bauhaus als Stilbegriff, als Architekturstil oder Möbelstil, zu verwenden. Die Entwürfe und Arbeiten von Lehrern und Schülern am Bauhaus werden daher als Teil von länderübergreifenden, längerfristigen Strömungen gesehen und unter Begriffen wie Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil, Neues Bauen eingeordnet. Im Bauhaus wurden die traditionell getrennten Bereiche der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst und der Darstellenden Kunst auf der Grundlage des Konzeptes miteinander verbunden, was wiederum starke Ausstrahlung auf Malerei, Darstellende Kunst und Musik hatte. Grundgedanke Die ursprünglichen Intentionen von Henry van de Velde und Walter Gropius waren, die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wiederzubeleben. Damit bildeten sie einen Gegenentwurf zur Ästhetik des Historismus, in der kunsthandwerklich entwickelte Ornamente durch industrielle Massenproduktion seriell kopiert wurden. Mit dem Begriff „Kunst“ wurde nicht die damalige Avantgarde bezeichnet, sondern die Formensprache der zeitgenössischen Entwerfer für die Produktion im Stil vergangener Epochen. Mit der Rückbesinnung auf das Handwerk war die gestalterische Intention damit verbunden, experimentell und manuell eine neue Formensprache zu entwickeln, die dem industriellen Herstellungsprozess gerecht wird. Ein Leitbild des Bauhauses war, die Architektur als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten zu verbinden. Deshalb verkündete das Bauhaus im Gründungsmanifest von 1919 auch: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“. Im Laufe der Entwicklung resultiert jedoch besonders das heutige Industrie- und Grafikdesign aus diesen Ideen. In der Architektur hat sich das modulare Bauen nicht nur bei Industrieanlagen, sondern auch bei der Schaffung günstigen Wohnraums zum Beispiel in Satellitenstädten von Megametropolen durchgesetzt. Das „Staatliche Bauhaus“ war vom Gründer Walter Gropius als eine Arbeitsgemeinschaft gedacht, in der die Unterscheidung zwischen Künstler und Handwerker aufgehoben werden sollte. Durch ihr Schaffen wollten die Mitarbeiter des Bauhauses gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. In Intention und Ergebnissen bestanden damit vielfältige Ähnlichkeiten und Verbindungen mit dem 1907 gegründeten Deutschen Werkbund, dessen Mitglied Walter Gropius bis 1933 war. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! […] Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! […] Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers.“ Geschichte Vorgeschichte Vorgängerorganisation für das Bauhaus war das im Jahre 1902 von Henry van de Velde begründete „Kunstgewerbliche Seminar“ und das etwas später als Lehranstalt konzipierte „Kunstgewerbliche Institut“, das seinen Lehrbetrieb im Jahr 1907 aufnahm. Unstrittig ist, dass bereits van de Velde eine erhebliche Anzahl jener Methoden und Prinzipien etablierte, für die das spätere Bauhaus berühmt geworden ist. Der belgische Architekt ließ sich dabei unter anderem von japanischer Innenarchitektur der Edo-Zeit inspirieren. 1919 bis 1925 – Weimar Das Staatliche Bauhaus in Weimar entstand am 12. April 1919 aus der Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar und der 1915 aufgelösten Kunstgewerbeschule Weimar.[4] Als Lehrer konnte Gropius bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Josef Albers, Paul Klee (ab 1921), Wassily Kandinsky (ab 1922) und Oskar Schlemmer (ab 1921) für das Bauhaus gewinnen. Die Lehre am Bauhaus bestand aus dem Vorkurs und der Arbeit in den Werkstätten. Die Werkstätten wurden von den Künstlern, die sich Meister der Form nannten und den Handwerksmeistern geleitet. Anfangs mischten sich romantische Rückwendung in vorindustrielle Produktionsweisen mit modernen gestalterischen Ansätzen. Projekte des Bauhauses, wie das „Haus Sommerfeld“ waren in dieser Phase noch sehr expressionistisch geprägt. 1923 kam der Konstruktivist László Moholy-Nagy als Nachfolger des Malers Johannes Itten, der für ganzheitliche lebensreformerische Ideen stand. Beispielhaft, und für die Ausbildung an Kunst- und Designschulen in aller Welt bis heute prägend, ist der gemeinsame Vorkurs, bei dem Wert auf eine vielseitige und umfassende Ausbildung der Schüler gelegt wurde. 1920 wurde von Adolf Meyer eine Architekturabteilung ins Leben gerufen, eine systematische Architektenausbildung gab es am Bauhaus jedoch noch nicht. Das Musterhaus „Am Horn“ in Weimar wurde 1923 das erste Projekt, das konsequent in Architektur und Einrichtung von der Neuen Sachlichkeit, wie sie insbesondere die niederländische Richtung „De Stijl“ vorgab, geprägt war. In der Öffentlichkeit galten diese Bauten als „kalt“, „karg“ und „maschinell“. In der Zeit der Weimarer Republik galten Lehrer, Schüler und Bewunderer des Bauhauses als „links“ und „internationalistisch“. Politisch rechte Parteien lehnten das Bauhaus von Anfang an ab. Nachdem sich die Machtverhältnisse nach der Landtagswahl in Thüringen im Februar 1924 geändert hatten, kürzte die Regierung unter Richard Leutheußer (DVP) den Etat um 50 %. Daraufhin boten sich andere Städte den Lehrern und Schülern als neue Standorte an (z. B. der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der dann aber die Kölner Werkschulen gründete). Finanziell und politisch von der Thüringer Regierung unter Druck gesetzt, beschloss der Meisterrat 1925 den Umzug nach Dessau. Dort bot der Flugzeugbauer Hugo Junkers eine Förderung, zudem herrschte in dieser Industriestadt eine stabile sozialdemokratisch und liberal orientierte Mehrheit. Die Nutzung des Namens Bauhaus am neuen Standort erstritt sich Gropius vor Gericht, wer nach 1925 in Weimar blieb, durfte nicht mehr den Namen der Institution nutzen. Zahlreiche Lehrkräfte verließen daraufhin das Bauhaus, darunter der Architekt Adolf Meyer, welcher zum Projekt Neues Frankfurt ging, und der Grafiker Karl Peter Röhl, der an die Frankfurter Städelschule wechselte. 1925 bis 1932 – Dessau 1925 erfolgte der Umzug nach Dessau. Dort entstehen die ersten Möbel aus dem neuartigen Material Stahlrohr und – von Marcel Breuer (der die Rechte am „Freischwinger“ besitzt), Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe entworfen – die ersten Freischwinger. Die Zusammenarbeit mit der Industrie begann. Am 4. Dezember 1926 wurde das neue, von Walter Gropius entworfene Bauhausgebäude eingeweiht. Der vollständig verglaste Werkstattflügel zur Straßenseite beeindruckte besonders, ebenso die gleichzeitig errichteten und ebenfalls von Gropius entworfenen „Meisterhäuser“, die als Wohnhäuser fungierten und wie das Bauhausgebäude konsequent und mustergültig die entwickelten Vorstellungen von Wohnen und Arbeiten vereinten. Am 1. April 1928 trat Gropius als Direktor zurück. Auf seinen Vorschlag wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer neuer Direktor, der für das Bauhaus nicht nur die Devise „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ ausgab, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Industrie intensivierte und eine Konzentration auf das Fach Architektur bewirkte. Meyer, der linkssozialistische Positionen vertrat, blieb bis zu seiner fristlosen Entlassung durch den Oberbürgermeister von Dessau am 1. August 1930 Direktor. Ab 1930 leitete der Architekt Ludwig Mies van der Rohe das Bauhaus in Dessau. 1931 gewann die N. die Gemeindewahl in Dessau und setzte 1932 die Schließung des staatlichen Bauhauses durch. Die KPD stimmte dagegen, die SPD enthielt sich. Ludwig Mies versuchte das Bauhaus durch Umzug nach Berlin als private Einrichtung fortzuführen. 1945 wurde das Gebäude des Bauhauses in Dessau teilweise zerstört. Es wurde erst 1976 rekonstruiert. 1932 bis 1933 – Berlin 1932 wurde das Bauhaus als private Einrichtung nach Berlin-Lankwitz verlegt; aber schon kurze Zeit später, 1933, wurde die Institution von den N. durch Repressalien wie Hausdurchsuchungen, Versiegelung der Räume und Verhaftung von Studenten endgültig zur Selbstauflösung gezwungen. Viele Bauhausmitglieder emigrierten und trugen so zur internationalen Verbreitung der Ideen des Bauhauses bei. Nachwirkung Ab den 1930er-Jahren errichteten emigrierte jüdische Bauhaus-Architekten in Tel Aviv mehr als 4.000 Gebäude. Diese Weiße Stadt besitzt seit 2003 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Tel Aviv hat weltweit die größte Ansammlung von Gebäuden in Bauhaus-Stil. Die N. waren zwar gegen den Dessauer Modernismus aber über den früheren Bauhausschüler Fritz Ertl trat nach Einschätzung von Cohen der nüchterne Funktionalismus des Bauhaus in der Architektur des Konzentrationslagers Auschwitz hervor. Einige der Protagonisten des Bauhauses, wie Josef Albers, Walter Gropius, László Moholy-Nagy und Ludwig Mies van der Rohe, emigrierten in der Folgezeit in die USA, wo – mit einem besonderen Schwerpunkt beim Black Mountain College – bald schon der Einfluss der Bauhaus-Lehr- und Entwurfskonzeption deutlich wird. Besonders in der Architektur, aber auch im Produkt- und Kommunikationsdesign, setzten sich Methoden und Lehrsätze des Bauhauses rasch durch. László Moholy-Nagy selbst führte das Konzept des Bauhauses ab 1937 im amerikanischen Exil als New Bauhaus in Chicago weiter. Ursprünglich sollte Walter Gropius dessen Direktor werden, dieser war jedoch einem Ruf als Professor für „Graduate School of Design“ der Harvard University gefolgt und empfahl daraufhin Moholy-Nagy. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstand 1953 in Ulm die Hochschule für Gestaltung (HfG Ulm), die zunächst von dem Bauhausabsolventen Max Bill geleitet und nach dem Vorbild des Bauhauses konzipiert wurde und einen ähnlichen sachlichen Stil weiterführte und unter anderem die neuen Einflüsse der Schweizer Typografie in ihre Akzidenzen und Grafiken einband. Erst Anfang der 1970er-Jahre kam eine Reihe von Möbeln und Gebrauchsobjekten als lizenzierte Reeditionen auf den Markt, die bis heute die Vorstellung eines einheitlichen Bauhausstils prägen. 1996 wurde das Bauhaus-Gebäude in Dessau, das seit 1986 vom „Bauhaus Dessau – Zentrum für Gestaltung“ genutzt wurde, in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Es ist heute Sitz der 1994 gegründeten Stiftung Bauhaus Dessau. 2008 wurde in Tel Aviv in der Weißen Stadt ein Bauhaus-Museum errichtet. Aufbau des Studiums Das Studium am Bauhaus war aufgeteilt in drei Abschnitte. Die Vorlehre bestand aus einem halben Jahr Formunterricht und Materialübungen. Danach erfolgte die Aufnahme in die Werklehre. Dabei konnte zwischen verschiedenen Lehrwerkstätten gewählt werden. Der dritte Abschnitt bestand aus der Baulehre. Diese bestand aus der Mitarbeit am Bau mit bedingungsabhängiger Dauer. Als Abschluss wurde ein Meisterbrief der Handwerkskammer und bei besonderer Begabung auch des Bauhauses vergeben. Einige der Schüler des Bauhauses arbeiteten nach ihrer Ausbildung als Meister am Bauhaus weiter. Werklehre: Die Werklehre fand in den Werkstätten statt. Hier wurden die Schüler mit den grundlegenden Materialeigenschaften und wichtigen Prinzipien der Produktgestaltung vertraut gemacht. Die Erziehung zum Künstler sollte nicht mehr in Klassen von Professoren (wie an Akademien) erfolgen, sondern im handwerklichen Umgang mit den Objekten. Die leitenden Lehrer in den Werkstätten wurden nicht „Professoren“ genannt, sondern „Formmeister“. Ihnen stand jeweils ein Werkmeister unterstützend zur Verfügung, der die Grundlagen des Handwerks beherrschte. Die verschiedenen Werkstätten Bauhaus-Werkstatt Formmeister Werkmeister Druckerei Lyonel Feininger Glasmalerei Josef Albers, Johannes Itten Metallwerkstatt Johannes Itten, László Moholy-Nagy, Alfred Arndt Christian Dell, Naum Slutzky Tischlerei Walter Gropius Anton Handik Weberei Georg Muche Gunta Stölzl Fotografie Walter Peterhans Wandmalerei Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky, Alfred Arndt Heinrich Beberniss Bühne Lothar Schreyer, Oskar Schlemmer Buchbinderei Paul Klee Töpferei Gerhard Marcks Max Krehan Architektur Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Hannes Meyer Ausstellungsgestaltung Joost Schmidt Harmonisierungslehre Gertrud Grunow Weitere Protagonisten des Bauhauses Herbert Bayer Max Bill Laszlo Moholy-Nagy Marianne Brandt Marcel Breuer Hin Bredendieck Emil Bartoschek Heinrich Brocksieper Alma Buscher Christian Dell Friedl Dicker-Brandeis Alfred Ehrhardt T. Lux Feininger Emil Bert Hartwig Otto Hofmann Kurt Kranz Jean Leppien Adolf Meyer Farkas Molnár Heinrich Neuy Gyula Pap (Maler) Margaretha Reichardt (siehe auch: Stedten an der Gera) Paul Renner (Typograf, Schöpfer der Futura) Karl Peter Röhl Bernhard Rotterdam Carl Schneiders Thilo Schoder Ré Soupault Wilhelm Wagenfeld Fritz Winter Der Begriff „Bauhaus“ Der Begriff wird in der Gegenwart auch für viele Dinge verwendet, die nichts mit der Ausbildungsstätte zu tun haben. Beispielsweise werden Low-Budget-Immobilien mit karger Ausstattung mit dem Begriff „Bauhaus-Stil“ beworben. Dies ist auch als Hommage an das Bauhaus falsch, einerseits setzte sich das Bauhaus für hochwertige bis hin zu luxuriösen Baumaterialien ein, andererseits lehnte es den „Stil“-Begriff ab. Im besten Fall wird der Begriff als Ersatz für den Begriff Funktionalismus gebraucht. Zahlreiche zeitgenössische Gebrauchsgegenstände werden in Bereicherungsabsicht dem Bauhaus oder einzelnen Personen des Bauhauses zugeschrieben. Dies reicht bis zu plumpen zeitgenössischen Fälschungen, beispielsweise das Bestempeln von Unterlagen mit einem Stempel mit Bauhaus-Motiv. Eva Oberdieck-Deutschbein, geb. 1898 in Meensen; gestorben 1973. Von 1923–1926 in der Keramischen Werkstatt im Bauhaus tätig. Kurt Schmidt (1901-1991) - Puppengestalter, 1919-1925 im Bauhaus Weimar Gertrud Arndt (* am 20. September 1903 als Gertrud Hantschk in Ratibor; † 10. Juli 2000 in Darmstadt) war eine deutsche Bauhausschülerin und Fotografin. Leben Gertrud Hantschks Vater war Werkmeister in der Lederindustrie, sie war das jüngste von vier Kindern. Seit 1916 lebte ihre Familie in Erfurt, wo sie ab 1919 eine Lehre in Karl Meinhardts Architekturbüro machte und begann, für die Firma zu fotografieren. Sie besuchte die Kunstgewerbeschule in Erfurt mit dem Berufswunsch Architektin. Im Wintersemester 1923 wurde sie für den Vorkurs am Bauhaus Weimar aufgenommen, in dem sie bei Paul Klee und László Moholy-Nagy Unterricht hatte. Ihren Ausbildungswunsch Architektin konnte sie am Bauhaus nicht realisieren, sie erhielt stattdessen einen Ausbildungsplatz in der Werkstatt für Weberei am Bauhaus. Nach drei Jahren machte sie die Gesellenprüfung vor der Webereiinnung in Glauchau. Ein Knüpfteppich nach ihrem Entwurf wurde vom Hamburger Reeder Eberhard Thost beim Bauhaus bestellt, ein Teppich der zeitweise in Walter Gropius’ Direktorenzimmer in Weimar lag, konnte nach den Vorlagen später noch einmal nachgewebt werden. Nach Abschluss ihrer Ausbildung ging sie der Textilarbeit nicht mehr nach. Darüber hinaus verbesserte sie autodidaktisch ihre fotografischen Techniken. 1927 heiratete sie den Bauhausabsolventen Alfred Arndt und siedelte zu ihm nach Probstzella um, wo er als Architekt am Bau des Hauses des Volkes beteiligt war. Sie hatten zwei Kinder, Gertrud Arndt kümmerte sich um die Familie, ihr eigener Berufstraum hatte sich nicht erfüllt. Als Alfred Arndt 1929 vom Bauhausdirektor Hannes Meyer ans Bauhaus berufen wurde, kehrten die Arndts zurück an das Dessauer Bauhaus und zogen in eines der Meisterhäuser in der Burgkühnauer Allee. Alfred Arndt wurde Leiter der Ausbauwerkstatt, in der Metallwerkstatt, Tischlerei und Wandmalerei vereinigt waren. Dort nutzte Gertrud Arndt das Badezimmer auch als Dunkelkammer. Das Ehepaar war mit Gunta Stölzl befreundet. Walter Peterhans baute in dieser Zeit den systematischen Unterricht in der Fotografie am Bauhaus auf, Arndt nahm daran nicht teil, da sie die dort vermittelten technischen Aspekte bereits beherrschte. Nach der politisch motivierten Schließung des Bauhauses 1932 arbeitete Alfred Arndt wieder in Probstzella, Gertrud Arndt kümmerte sich um die Familie. 1948 flüchtete die Familie aus der Sowjetzone nach Westdeutschland und siedelte sich in Darmstadt an. Aus den Jahren 1926 bis 1932 existiert eine umfangreiche Sammlung von Gertrud Arndts Amateurfotos, die sie daheim selbst entwickelt hatte. Arndt hatte 1929/30 eine Serie von 43 Selbstporträts erstellt, die sie als „Maskenportraits“ betitelte. Sie porträtierte auch ihre Bauhauskommilitonin Otti Berger. Ihre fotografische Arbeiten wurden erst 1979 mit einer Ausstellung im Museum Folkwang durch Ute Eskildsen für die Bauhausforschung entdeckt. 2022 werden ihre Werke auf der 59. Biennale di Venezia gezeigt. Marcel Lajos „Lajkó“ Breuer (* 21. Mai 1902 in Pécs, Österreich-Ungarn; † 1. Juli 1981 in New York City) war ein ungarisch-amerikanischer Architekt und Designer, der als einer der Erfinder des modernen Stahlrohrmöbels gilt. Nach einer Tischlerlehre am Bauhaus Weimar arbeitete Breuer mehrere Jahre im Büro von Walter Gropius und machte sich dann selbstständig. 1933 flüchtete er aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus Nazi-Deutschland und emigrierte über Ungarn und London in die USA. Dort baute er unter anderem gemeinsam mit Gropius die Architekturfakultät der Harvard University auf. Leben Ausbildung Marcel Breuer begann 1920 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, das er nach wenigen Wochen abbrach, und begann in der Möbelwerkstatt am Bauhaus in Weimar eine Ausbildung zum Tischler. Anfangs beschäftigte er sich noch mit Malerei. Im Juni 1923 entstand sein Gesellenstück Toilettentisch der Dame für das „Versuchshaus des Bauhauses“, das Musterhaus Am Horn in Weimar. Seine Gesellenprüfung bestand er 1924. Erst 22-jährig hatte er bereits eine große Anzahl avantgardistischer Holzmöbel entworfen und hergestellt, darunter den aufsehenerregenden konstruktivistischen Lattenstuhl ti 1a von 1922. Bereits an diesem Entwurf ist Breuers frühe Entwurfsauffassung ablesbar: Objekte werden aus formal möglichst gleichartigen, nur geringfügig variierten Einzelteilen zusammengefügt. Dieses additive Zusammenfügen wird nicht kaschiert, sondern bewusst hervorgehoben – bei seinen Stahlrohrmöbeln z. B. durch sichtbare Schraubverbindungen. Besonders deutlich wird dieses Prinzip an seinem um 1925 entworfenen, aus verschiedenen Einzelteilen zusammengeschraubten – nicht miteinander verschweißten – Clubsessel B 3 (später: Wassily-Stuhl). Seit spätestens 1921 beschäftigte sich Breuer als Mitarbeiter in Walter Gropius’ Architekturbüro auch mit Hausentwürfen; er arbeitete an der Inneneinrichtung des expressionistischen Hauses Sommerfeld und an Entwürfen weiterer Serienhäuser mit. Zu Architekturstudien hielt er sich mehrere Monate in Paris auf. Eine klassische Architekturausbildung war am Weimarer Bauhaus aber nicht vorgesehen; trotzdem verstand sich Breuer in erster Linie als Architekt. Tätigkeit in Deutschland Im Jahr 1925 wurde er zum Jungmeister und Leiter der Möbelwerkstatt am Bauhaus Dessau ernannt. Im selben Jahr entwarf er in Kooperation mit den in Dessau ansässigen Junkers-Flugzeugwerken eine Reihe von Stahlrohrmöbeln, zum Beispiel den Stahlrohrstuhl B5 und eine Reihe von Hockern und (Beistell-)Tischen (B 9). Berühmtestes Möbel aus dieser zweiten Entwurfsphase ist der Stahlclubsessel B 3, der erst in den 1960er Jahren den Beinamen Wassily erhielt. Breuer gilt neben Mart Stam als Erfinder des modernen Stahlrohrmöbels. Die Sessel bespannte Breuer vorzugsweise mit Eisengarngewebe. Seine Entwürfe ließ er zunächst in seiner mit dem ungarischen Architekten Kálmán Lengyel gegründeten Firma Standard Möbel Lengyel & Co herstellen, bevor die österreichische Firma Thonet-Mundus 1929 die Produktionsrechte übernahm. Das 1925/1926 errichtete Bauhaus in Dessau sowie die dazugehörigen Meisterhäuser waren größtenteils mit Breuers Stahlrohrmöbeln ausgestattet – daran zeigt sich die Hinwendung des Dessauer Bauhauses zu einer sachlich-industriellen Entwurfsauffassung im Gegensatz zum expressionistisch-handwerklichen Ansatz des Weimarer Bauhauses. Da Breuer die Einkünfte der während seiner Tätigkeit am Bauhaus entstandenen Möbel nicht an die ständig unter finanziellem Druck stehende Hochschule abführen wollte, kam es zu Konflikten mit der Institution. Breuer entwarf 1928 zur nicht ausgeführten Erweiterung der Meistersiedlung die sogenannten Bambos-Grundrisse, die auf 1925 entwickelten Kleinwohnhaus-Typologien basierten. Auch Entwürfe für ein Apartmenthaus mit Laubengang sind von ihm bekannt. Wenig später kündigte er die Jungmeisterstelle am Bauhaus und löste am 30. Juni 1928 seine Firma Standard-Möbel auf; die Rechte an den Möbelentwürfen übernahm die Firma Thonet-Mundus. Für diese entwarf er unter vielen anderen Modellen die Freischwingerstühle B32 und B64 (später als Cesca benannt), deren hinterbeinloses Kragprinzip die Ideen des niederländischen Architekten Mart Stam aufgriffen. Die Freischwinger werden bis heute fast unverändert von Thonet produziert und vielfach plagiiert; die Frage des künstlerischen Urheberrechts an den Stahlmöbeln zog bis heute andauernde gerichtliche Urheberrechtsstreitigkeiten nach sich. Obwohl Breuer 1929 ein Architekturbüro in Berlin eröffnete, wurde ihm die Aufnahme in den BDA verweigert. Ab 1931 beriet er den Frankfurter Unternehmer Harry Fuld u. a. im Bau einiger Gewerbebauten und dem Entwurf von Produkten. Er erhielt bis 1932 darüber hinaus keinen größeren Bauauftrag und führte neben Möbelentwürfen lediglich einige Umbauten aus, so etwa für die Schriftstellerin Grete De Francesco. Seine herausragende, aber an sachlicher Nüchternheit kaum zu überbietende Einrichtung der Wohnung des Berliner Theaterregisseurs Erwin Piscator erregte große Aufmerksamkeit als umstrittenes Beispiel modernen Wohnens. Er nahm in herausgehobener Stellung an der Pariser Werkbundausstellung 1930 und an der vielbeachteten Deutschen Bauausstellung in Berlin 1931 u. a. mit dem Haus für einen Sportsmann teil. Im März 1931 wurde Breuer schließlich durch die Fürsprache Walter Gropius’ in den BDA aufgenommen. 1932 erhielt er den Bauauftrag für das Haus Harnischmacher in Wiesbaden, einer konsequent luftig-modernen großbürgerlichen Villa. Das Gebäude wurde im Krieg durch einen Bombentreffer zerstört. Auf demselben Grundstück errichtete er für Paul Harnischmacher 1954 ein zweites Haus, das 2014 nach behutsamer Modernisierung und Renovierung erneut bezogen werden konnte. In Ungarn, England und den USA Marcel Breuer verließ 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft Deutschland und zog vorübergehend nach Ungarn. 1935 siedelte er nach London über und schloss einen Partnerschaftsvertrag mit Francis Reginald Stevens Yorke. 1937 emigrierte Breuer in die Vereinigten Staaten. Er arbeitete zunächst als Dozent, dann als Professor an der Graduate School of Design an der Harvard University. Mit Walter Gropius baute er die Architekturfakultät auf und gründete ein gemeinsames Architekturbüro. Nach dessen Auflösung 1941 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro. Im Jahr 1946 gab Breuer seine Lehrtätigkeit an der Harvard University auf. Er widmete sich anschließend fast ausschließlich der Bautätigkeit und brachte dabei ein beachtenswertes Œuvre hervor. Vor allem bei seinen luxuriösen Wohnbauten löste er seine Entwürfe von der streng rationalistischen, universellen Architekturauffassung der „Weißen Moderne“, indem er versuchte, regionale Gegebenheiten mit einer modernen Formensprache zu verbinden. Auf der anderen Seite realisierte er zahlreiche Großaufträge, wie den Entwurf eines ganzen Wintersportortes in den französischen Alpen (Flaine, ab 1960). 1952 erhielt er zusammen mit Pier Luigi Nervi und Bernard Zehrfuss den Auftrag zur Erbauung des UNESCO-Gebäudes in Paris. Von 1953 bis 1957 entwarf er zusammen mit Abraham Elzas das Kaufhaus De Bijenkorf in Rotterdam. 1965 wurde er in die American Academy of Arts and Letters und 1966 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. In den 1960er Jahren wurde der Italiener Dino Gavina auf die vergessenen Möbelentwürfe von Breuer aufmerksam, er erwarb die Lizenz für den Wassily Chair und brachte diesen erneut auf den Markt, diese Unternehmung war nur mäßig erfolgreich und er verkaufte die Fertigung. Kurz nachdem er in den Ruhestand gegangen war, starb Breuer im Alter von 79 Jahren. Werk (Auswahl) Öffentliche Bauten / Geschäftshäuser Wohnbedarf (Möbelgeschäft), Zürich Australische Botschaft in Paris (1931), (als beratender Architekt) Mehrfamilienhäuser Doldertal (1935/1936), Apartmentwohnungen, Zürich Gane-Pavillon (1936), Bristol, Großbritannien Pennsylvania-Pavillon, Weltausstellung in New York (1939), New York Aluminum City Terrace housing project (1942–1944), New Kensington (Pennsylvania) Hauptquartier der UNESCO (1953), Paris, Frankreich (mit Pier Luigi Nervi und Bernard Zehrfuss) Amerikanische Botschaft, Den Haag, Niederlande (1954–1958) New York University (heute: Bronx Community College), University Heights Campus, Bronx (New York): Begrisch (Lecture) Hall (1964), Gould Hall of Technology (1964; heute: Polowczek Hall), Colston (Residence) Hall, Tech I & II (heute: Meister Hall) Whitney Museum of American Art (1966), New York Campus Center und Garage (1965/69), University of Massachusetts Amherst, Amherst (Massachusetts) Saint John’s University in Collegeville (Minnesota): Saint Thomas Hall (1959), St. John’s Abbey Church (1961), Alcuin Library (1964), Peter Engel Science Center (1965), Saints Bernard Hall, Patrick Hall und Boniface Hall (1967), Institute for Ecumenical and Cultural Research (1968), Bush Center für die Hill Museum & Manuscript Library (1975) Mutterhaus der Baldegger Schwestern (1968–1972), Baldegg (Schweiz) Bryn Mawr School lower school building (1970er Jahre), Baltimore (Maryland) Werksgebäude der Mundipharma GmbH (1973), Limburg an der Lahn HUD office building, Washington, D.C. Litchfield High School, Litchfield (Connecticut) Erweiterung des Cleveland Museum of Art, Cleveland (Ohio) AT Tower, Cleveland (Ohio) IBM-Campus in Boca Raton (Florida) St. Francis de Sales Parish, Muskegon (Michigan) Hauptniederlassung der Grosse Pointe Public Library, Grosse Pointe Farms (Michigan) Private Wohnhäuser in den USA Hagerty House (1937/1938), Cohasset (Massachusetts) Breuer House I (1938/1939), Lincoln (Massachusetts) J. Ford House (1939), Lincoln (Massachusetts) Chamberlain Cottage (1940), Wayland (Massachusetts) Geller House, Lawrence (1945), Long Island (New York), 2022 abgerissen Robinson House (1946–1948), Williamstown (Massachusetts) Breuer House II (1947/1948), New Canaan (Connecticut) Cape-Cod-Cottages, Wellfleet (Massachusetts): Breuer Cottage (1945–1949, 1961), Kepes Cottage (1948/1949), Edgar Stillman Cottage (1953/1954), Wise Cottage (1963) Ausstellungshaus im MoMA-Garten (1948/1949), Pocantico Hills, Tarrytown (New York) Clark House (1949–1951), Orange (Connecticut) Pack House (1950/1951), Scarsdale, New York Dexter Ferry Cooperative House des Vassar College (1951), Poughkeepsie (New York) Grieco House (1954/1955), Andover (Massachusetts) Starkey House (1954/1955), Duluth (Minnesota) Hooper House II (1956–1959), Baltimore County (Maryland) Stillman House IV (1964–1969), Litchfield (Connecticut) Städtebau Flaine, Frankreich, Entwurf einer Skistation mit damals 6.000 Betten (1960–1981) Stadtteil Hauts de Bayonne, Bayonne, Frankreich (1963–1974) Private Wohnhäuser in Europa 1932: Haus Harnischmacher in Wiesbaden, Schöne Aussicht 55 (zerstört) 1953–1955: Haus Harnischmacher II in Wiesbaden, Schöne Aussicht 53 1958: Haus Willi und Marina Stähelin – Peyer in Feldmeilen / Zürichsee / Schweiz 1967: Haus Jacques Koerfer in Moscia, Ascona Tessin (mit Herbert Beckhard und Roland Weber) Bildergalerie Breuer Design Möbel Einrichtungsgegenstände Afrikanischer Stuhl Sun Lounge Chair, Model No. 301 Frisierkommode und Kommode (1922, 1925) Lattenstühle, aus Holz (1922–1924) Wassily-Stuhl Nr. B 3 (1925) Kantinenhocker B 9 Laccio-Tische klein und groß (1927) Wassily-Stuhl, Klappstuhlversion (1927) Cesca-Stuhl und -Armsessel (1928) Thonet-Stenotypistentisch (typist’s desk) (1928) Couchtisch (1928) Röhrenförmige Stahlmöbel (1928/1929) F 41 Klubsessel auf Rollen (1928–1930) Besenschrank (1930) Bücherregal (1931) Armsessel, Modell Nr. 301 (1932–1934) Aluminiumstuhl (1933) Isokon-Stuhl (1935) Aluminium-Chaiselongue (1935/1936) Sperrholzmöbel, in fünf Teilen (1936/1937) Drehstuhl B 7 Benita Koch-Otte (* 23. Mai 1892 in Stuttgart; † 26. April 1976 in Bielefeld) war eine deutsche Bildwirkerin und Textildesignerin. Leben Nach dem Reifezeugnis am Lyzeum in Krefeld 1908 legte Benita Otte 1913 die Staatliche Zeichenlehrer-Prüfung am Zeichenseminar in Düsseldorf ab. 1914 bestand sie die Staatliche Prüfung als Turnlehrerin im Frauenbildungsverein Frankfurt a. M. und im folgenden Jahr die Staatliche Prüfung als Handarbeitslehrerin im Lettehaus in Berlin. Benita Otte arbeitete von 1915 bis 1920 als Lehrerin für Zeichnen, Turnen und Handarbeit an der Städtischen Höheren Mädchenschule in Uerdingen. Mit 28 Jahren immatrikulierte sie sich zu Ostern 1920 am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Bis 1925 war sie hier zunächst Schülerin, später Mitarbeiterin in der Werkstatt für Weberei am Bauhaus. Gemeinsam mit Gunta Stölzl soll Benita Otte zu den begabtesten Studentinnen der Weberei am Bauhaus gehört haben. Beide besuchten u. a. Kurse an der Färbereifachschule und an der Textilfachschule in Krefeld, um sich weiterzubilden und die Kommilitoninnen in Weimar in den neu erlernten Techniken zu unterrichten. Für die Bauhausausstellung von 1923 in Weimar entwickelte Benita Otte zusammen mit Ernst Gebhardt „eine ausgesprochen funktionale Küche“ für das Musterhaus Am Horn von Georg Muche. Außerdem entwarf und fertigte sie für das Haus den waschbaren Teppich des Kinderzimmers. Von 1925 bis 1933 leitete Benita Otte die Abteilung der Weberei in den Werkstätten der Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Nach Auflösung des Bauhauses in Weimar im Jahr 1925 kamen zahlreiche ehemalige Bauhäusler als Lehrer an die Burg 1929 traf sie hier erneut auf Heinrich Koch, der am Bauhaus von 1922 bis 1927 u. a. in der Werkstatt für Wandmalerei ausgebildet worden und zuletzt Leiter der Abteilung Fotografie an der Burg Giebichenstein, gewesen war. Sie heirateten noch im selben Jahr. Auf Burg Giebichenstein konnte Benita Koch-Otte in ihrer Arbeit die beiden Ideale der Burg und des Bauhauses vereinen und verwirklichen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Ehepaar aus dem Hochschuldienst entlassen und zog nach Prag um. 1934 verunglückte Heinrich Koch hier tödlich. Benita Koch-Otte kehrte noch im selben Jahr nach Deutschland zurück. In den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel fand sie als Leiterin der dortigen Weberei am 01. September 1934 eine neue Aufgabe und Heimat. 1937 legte sie die entsprechende Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Bielefeld ab und unterrichtete noch über ihre Pensionierung im Jahr 1957 hinaus Farbenlehre. 1969 zog Benita Koch-Otte in das von-Plettenberg-Stift in Bielefeld. In Erfurt wurde die Benita-Otte-Straße nach ihr benannt. Herbert Wilhelm Bayer (* 5. April 1900 in Haag am Hausruck, Österreich-Ungarn; † 30. September 1985 in Montecito, Kalifornien) war ein österreichischer Fotograf, Grafikdesigner, Typograf, Ausstellungsarchitekt, Maler und Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau. Leben und Werk Herbert Bayer wurde im April 1900 als zweites von vier Kindern von Maximilian Bayer und dessen Ehefrau Rosa geb. Simmern in Haag am Hausruck geboren. Der Vater war Steuerbeamter. Bayer soll sich schon in seiner Kindheit künstlerisch betätigt haben. Der Vater starb bereits 1917 an der Schwindsucht. Bayer besuchte das Realgymnasium in Linz bis 1917. Nach einer ersten Tätigkeit für die oberösterreichische Bahndirektion leistete er seinen Militärdienst von 18 Monaten ab. Nach einer Lehre in einem Kunstgewerbeatelier bei dem Architekten Georg Schmidhammer und einer Tätigkeit bei dem Architekten Emanuel Josef Margold in Darmstadt studierte Bayer 1921 bis 1925 am staatlichen Bauhaus in Weimar. Hier besuchte er den Vorkurs von Johannes Itten und wohnte später dem Unterricht Paul Klees bei. 1922/1923 und 1924/1925 lernte er in der Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus unter Wassily Kandinsky. Er entwarf für das Bauhaus-Manifest Staatliches Bauhaus in Weimar 1919-1923 die Schrift zum Einband. Nach der Gesellenprüfung 1925 wurde Bayer als Leiter der neu eingerichteten Werkstatt für Druck und Reklame an das Bauhaus in Dessau berufen. Er führte am Bauhaus die Normung aller Drucksachen nach DIN ein und setzte die Kleinschreibung durch. Alle für den Eigenbedarf des Bauhauses benötigten Drucksachen wurden in der Werkstatt für Druck und Reklame nach Entwürfen von Herbert Bayer oder Studierender hergestellt. Somit war die Voraussetzung für ein neues Berufsfeld geschaffen: das Grafikdesign. Im Jahr 1928 verließ Bayer das Bauhaus und zog nach Berlin, um dort als Werbegrafiker und künstlerischer Leiter der Werbeagentur Studio Dorland tätig zu sein. Bayer widmete sich in der Berliner Zeit außerdem Ausstellungsgestaltungen, der Malerei sowie der Fotografie und wurde Art Director der Zeitschrift Vogue, Paris. Er galt als Gast des im selben Jahr von Kurt Schwitters gegründeten Rings neue Werbegestalter. Herbert Bayer und seine Mitarbeiter führten nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 vor allem im Ausstellungswesen auch Aufträge für die NS-Propaganda aus. Die Nationalsozialisten nutzten das Messe- und Ausstellungswesen von Anfang an als publikumswirksames Informations- und Propagandainstrument. Das Ergebnis waren im Laufe der Jahre einige wenige, aber effektvoll inszenierte Publikumsausstellungen. Als wegweisend für das NS-Ausstellungswesen gilt Die Kamera – Ausstellung für Fotografie, Druck und Reproduktion (4.–19. November 1933), die ursprünglich vom Deutschen Werkbund geplant, jetzt aber von Goebbels als Schirmherr übernommen wurde. Zeitgenossen nahmen sie als „riesenhafte Schau“ wahr. Bayer entwarf hier erstmals für nationalsozialistische Auftraggeber einen Ausstellungskatalog. Die Ausstellung Deutsches Volk – Deutsche Arbeit vom 21. April bis zum 3. Juni 1934 war die erste, die auch bereits in der Vorplanung auf die Nationalsozialisten zurückging; Schirmherr war Reichspräsident Paul von Hindenburg, Veranstalter die gemeinnützige Berliner Ausstellungs-Messe-und-Fremdenverkehrs-GmbH unter Mitwirkung von Reichs- und Staatsverbänden. Bayer entwarf in seinem „dorland studio“ in angepasstem Bauhaus-Stil erneut den Katalog zur Ausstellung. Im Kataloginneren präsentierte er auf 36 Seiten in charakteristischer Typofoto-Manier eine Mischung aus High-Tech-Schau und bäuerlich-völkischer Idylle mit Abbildungen von arisch-blonden Frauen und gestählten Männern, Arbeitsszenen und Industrielandschaften. Der Berliner Ausstellung Deutsches Volk – Deutsche Arbeit folgten zwei weitere: Das Wunder des Lebens (23. März–5. Mai 1935) und anlässlich der Sommerolympiade Deutschland (18. Juli–16. August 1936); die drei Ausstellungen zusammen wurden in der NS-Presse als Trilogie bezeichnet. Bis zu seiner Emigration 1938 war Bayer für NS-Auftraggeber tätig. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich drei Werke Bayers beschlagnahmt. Im gleichen Jahr reiste er das erste Mal in die USA, wohin er im darauf folgenden Jahr emigrierte. Das von ihm und László Moholy-Nagy entworfene Lifestylemagazin die neue linie fand nicht die Zustimmung der NS-Auftraggeber. Zusammen mit Ise Gropius und Walter Gropius gestaltete Bayer im selben Jahr die Ausstellung Bauhaus 1919–28 im Museum of Modern Art in New York. 1946 ließ er sich in Aspen/Colorado nieder und begann seine Tätigkeit als Architekt, Gestalter von Großplastiken und von Landschaften. In Aspen war Bayer einer der maßgeblichen Gestalter der Gebäude des Aspen Institute. Außerdem arbeitete er als künstlerischer Berater verschiedener Firmen und Institutionen. Unter anderem war er für folgende Unternehmen tätig: 1946 bis 1965 bei der Container Corporation of America (CCA) und 1966 bis 1985 bei der Atlantic Richfield Company (ARCO) in Los Angeles. Für die CCA entwarf Bayer 1953 den World Geo-graphic Atlas, der einem Rezensenten 1955 als „the handsomest and best atlas ever published in America“ galt. Auf der Vierten Biennale von São Paulo 1957 wurden fünf seiner Ölgemälde gezeigt. Im Jahr 1964 war Herbert Bayer Teilnehmer der documenta III in Kassel. 1968 war Herbert Bayer für die Gestaltung der Ausstellung 50 Jahre Bauhaus in Stuttgart verantwortlich. Bayers Fotografien und Fotomontagen wie das Selbstporträt von 1932 oder Lonely Metropolitan (1932) zählen zu den besonders bemerkenswerten fotografischen Arbeiten. Die surreal wirkende Fotografie Lonely Metropolitan erzielte im Dezember 2012 bei einer Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s einen neuen Rekordpreis von 1.482.500 Dollar. Die Aufnahme von Herbert Bayer ist damit eine der teuersten klassischen Fotografien weltweit. In erster Ehe war Herbert Bayer seit November 1925 mit der Fotografin Irene Bayer, geb. Hecht (1898–1991) verheiratet, einer US-Amerikanerin ungarischer Herkunft, die er am Bauhaus kennengelernt hatte. Aus dieser Ehe stammte die gemeinsame Tochter Julia (1929–1963). Spätestens seit Sommer 1930 bestand ein außereheliches Verhältnis zu Ise Gropius, das bis zur Emigration von Ise Gropius nach London andauerte. Das Paar kannte sich seit 1925 aus gemeinsamen Aktivitäten am Bauhaus. Er ließ sich 1944 von Irene Bayer scheiden und heiratete im Dezember 1944 Joella Haweis Levy, eine der Töchter der Künstlerin Mina Loy und Exfrau des New Yorker Galeristen Julien Levy. Herbert Bayer starb im Alter von 85 Jahren in Montecito in Kalifornien, wo er sich nach einem schweren Herzanfall 1974 niedergelassen hatte. Ehrungen und Auszeichnungen 1975 wurde Herbert Bayer in die Hall of Fame des Art Directors Club aufgenommen. 1979: Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences Herbert-Bayer-Platz beim Architekturforum Oberösterreich in Linz 2014 ließ sich das Bauhaus-Archiv eine nach Herbert Bayer benannte eigene Schrift mit dem Namen bayer next entwickeln. Sie soll dem Gebäude und allen Veröffentlichungen eine unverwechselbare Handschrift geben. Herbert-Bayer-Straße in Berlin-Weißensee Weitere Auszeichnungen und Ehrungen sind u. a. die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Graz, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, der Ambassador’s Award for Excellence (London) oder 1969 der Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (Köln). 1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte Werke Bayers Skizze (Aquarell; Staatliche Kunstsammlungen Kassel; zerstört) Landschaft im Tessin (Tafelbild, Öl, 1924; Museum Folkwang Essen; zerstört) Frau von rückwärts (Feder-Zeichnung, aquarelliert, 1928; Provinzial-Museum Hannover; 1961 vom Kunsthaus Lempertz, Köln, versteigert). Schriftentwürfe Während seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Reklamewerkstatt am Bauhaus entwickelte Bayer ein unicase-Alphabet. Er reduzierte die Majuskeln (Großbuchstaben) und die Minuskeln (Kleinbuchstaben) auf nur ein Alphabet. Die daraus entstandene Groteskschrift nannte Bayer Universal. Universal (1925–1930); Bauhaus (1925–1928); Bayer-Type (1930–1936) Alma Siedhoff-Buscher (geboren 4. Januar 1899 in Kreuztal bei Siegen; gestorben 25. September 1944 in Buchschlag bei Frankfurt am Main) war eine deutsche Designerin und Kunsthandwerkerin am Bauhaus in Weimar und Dessau. Leben Alma Buscher besuchte das Berliner Margarethen-Lyzeum und die Elisabeth-Frauenschule. Ab 1917 studierte sie drei Jahre an der Reimann-Kunstschule und danach an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. Von 1922 bis 1925 studierte sie am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Dort wurde sie von Georg Muche und Josef Hartwig in der Holzbildhauerei und von Paul Klee in der Formen- und Farbenlehre ausgebildet. Für das Musterhaus Am Horn zur Bauhaus-Ausstellung 1923 entwarf sie zusammen mit Erich Brendel das Kinderzimmer aus Funktionsmöbeln, die viel Aufsehen erregten. Zu ihren bekanntesten Arbeiten am Bauhaus zählen das Kleine Schiffbauspiel (1923), das aus 22 farbigen hölzernen Spielsteinen besteht, und das aus 39 Teilen bestehende Große Schiffbauspiel (1924). Für Kinder entwarf sie Wurfpuppen (1923), die Bastelbögen Kran und Segelboot (1927 im Otto Maier-Verlag Ravensburg veröffentlicht) und Malfibeln (1930). Nach ihrem Aufenthalt in Weimar studierte und arbeitete Alma Buscher von 1926 bis 1927 am Bauhaus Dessau. Im Jahr 1926 heiratete sie den Schauspieler und Tänzer Werner Siedhoff. Im gleichen Jahr wurde ihr Sohn, der spätere Schauspieler Joost Siedhoff, und 1928 ihre Tochter Lore geboren. Walter Gropius weigerte sich, ihre Arbeit am Bauhaus nach der Geburt des ersten Kindes weiter zu unterstützen, weshalb sie 1927 das Bauhaus verließ und ihren Beruf als Designerin aufgab. Durch die wechselnden Engagements ihres Mannes zog das Paar mehrmals um. Sie lebten unter anderem ab 1933 in Drewitz bei Potsdam und ab 1942 in Frankfurt am Main. Alma Siedhoff-Buscher war in Frankfurt dienstverpflichtet worden, als Näherin in einem Unternehmen zu arbeiten, das Militärbekleidung herstellte. Wegen der vielen Bombenangriffe auf die Mainmetropole hatte der Unternehmer die Fabrikation in sein Wohnhaus in Dreieich-Buchschlag ausgelagert. Dorthin war Alma Siedhoff-Buscher am 25. September 1944 unterwegs, als alliierte Bomber bei einem Angriff auf Frankfurt auch Bomben über Buchschlag abwarfen. Auf dem Weg in den Schutzkeller wurde sie von der tödlichen Druckwelle erfasst. Alma Siedhoff-Buscher wurde auf dem Friedhof in Buchschlag begraben; seit 2023 laufen Bemühungen, ihr Grab wiederherzustellen und zu pflegen. Außerdem wurde im Juni 2023 das Rondell am Bahnhof Buchschlag in „Alma-Siedhoff-Buscher-Platz“ benannt. Ausstellungen (Auswahl) 1923: Kinderzimmer im Musterhaus Am Horn. Ludwig Hirschfeld-Mack (* 11. Juli 1893 in Frankfurt am Main; † 7. Januar 1965 in Sydney, Australien) war ein deutscher Maler und „Farblicht-Musiker“. Berufliche Laufbahn Ludwig Hirschfeld-Mack besuchte zunächst die Musterschule, ein musisches Gymnasium in Frankfurt am Main. Seine künstlerische Ausbildung erfuhr er im Lehr- und Versuchsatelier für angewandte und freie Kunst bei Hermann Obrist und Wilhelm von Debschitz von 1912 bis 1914 an der Debschitz-Schule in München. Bei Heinrich Wölfflin und Fritz Burger hörte er kunsthistorische Vorlesungen. Während des Ersten Weltkrieges war Ludwig Hirschfeld-Mack von 1914 bis 1918 Infanterieoffizier. 1920 wurde er Lehrling für das Kunstdruckhandwerk am Bauhaus in Weimar. Seine Gesellenprüfung absolvierte er 1921 im Kupferdruck und wurde gleichzeitig Etatgeselle in der grafischen Druckerei des Bauhauses, wo er 1922 zum Gesellenvertreter avancierte und 1924 schließlich als Bauhausgeselle seine Gesellenprüfung in Lithografie und Steindruck ablegte. Er blieb dort bis 1926 und seine Aktivitäten kreisten um extracurriculare Farbseminare, Farbkreisel, seine Pädagogische Puppenstube sowie die mit Kurt Schwerdtfeger entwickelten Reflektorischen Farblichtspiele. Im April 1926 wurde Ludwig Hirschfeld-Mack Kunsterzieher in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf, wo er bis März 1928 wirkte. 1929 erhielt er eine Anstellung an der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar als Lehrer für allgemeine Farb- und Formlehre. Bereits ein Jahr später erhielt er 1930 eine Professur an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt (Oder) (Gebäude wird heute vom Gauß-Gymnasium genutzt). Hirschfeld-Mack war zusammen mit der früheren Bauhausmeisterin Gertrud Grunow 1930 Teilnehmer des II. Kongresses für Farbe-Ton-Forschung in Hamburg. 1932 unterrichtete er an der Pädagogischen Akademie in Kiel, die jedoch 1933 von den Nationalsozialisten in eine nach ihrer Ideologie geführte Hochschule für Lehrerbildung (HfL) umgewandelt wurde. Er begab sich bis 1935 an die Jöde-Schule/Günther-Schule in Berlin und beschäftigte dort die Schüler und sich mit dem Bau von einfachen Musikinstrumenten. 1936 emigrierte Mack nach England. Er lehrte Kunst und Werken an der Subsistence Production Society of the Eastern Valley of Monmouthshire in Südwales. Seine Tochter Marga folgte ihm 1936 ins englische Exil, die andere Tochter Ursel (17) beging 1937 unter dem Eindruck zunehmender Repressalien in Deutschland Selbstmord. 1940 wurde Ludwig Hirschfeld-Mack als enemy alien auf dem Schiff Dunera nach Australien deportiert und dort in den Lagern Hay, Tatura und Orange interniert. Er nahm nun die australische Staatsbürgerschaft an. Bis zur Emeritierung an der Geelong Church of England Grammar School in Victoria war er Leiter der Kunstschule und Gastlektor an der Universität Melbourne. Er unternahm noch verschiedene Reisen nach Europa und trieb die Wiederaufführung der Farblichtspiele voran. Ludwig Hirschfeld-Mack starb am 7. Januar 1965 in Sydney. Otto Lindig (* 4. Januar 1895 in Pößneck; † 4. Juli 1966 in Wiesbaden) war ein deutscher Keramiker und Bildhauer. Werdegang Lindig besuchte von 1909 bis 1911 die Zeichen- und Modellierschule in Lichte (Thüringen) und machte anschließend eine Lehre im Atelier Bechstein in Ilmenau. 1913 trat er in die Keramik- und Modellierklasse der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule Weimar unter Henry van de Velde ein. Ab 1915 bis 1918 studierte er Bildhauerei an der staatlichen Akademie Weimar unter Richard Engelmann. 1919 erhielt er ein Meisteratelier an der Kunstgewerbeschule. Bauhaus Dornburg 1920 wurde durch das Staatliche Bauhaus Weimar im herzoglichen Marstall des Rokokoschlosses in Dornburg/Saale eine seit 1802 im Familienbetrieb bestehende Töpferwerkstatt (Krehan) übernommen, die der Arbeitsplatz von Gerhard Marcks, Max Krehan, Otto Lindig, Marguerite Friedlaender und Theodor Bogler werden sollte. 1920 wurde er dort Lehrling der Keramikabteilung und machte 1922 die Gesellenprüfung. Er übernahm zusammen mit seinem Schwager Theodor Bogler als Geselle die technische Leitung der Bauhaustöpferei. Es war die einzige existierende Bauhauswerkstatt außerhalb Weimars. Doch waren die Möglichkeiten zur seriellen Produktion für Lindig und die anderen Künstler sehr beschränkt. Er stellte Entwürfe her, nach denen nach 1925 in der Keramikwerkstatt Kaffee-, Teegeschirre und Schalen, ferner Vasen und Krüge produziert wurden. Die für ihn typische, bestechend einfache Gestaltung fand großen Anklang, für eine Vase erhielt er 1937 den Grand Prix der Pariser Weltausstellung. 1926 machte er in Dornburg die Meisterprüfung. Als 1930 in Thüringen mit Wilhelm Frick der erste nationalsozialistische Minister in einer deutschen Landesregierung an die Macht kam und der „Kulturrassist“ Paul Schultze-Naumburg zum Direktor der Weimarer Kunsthochschule gerufen wurde, war auch des Ende des Bauhauswerkstatt gekommen. Lindig führte die Werkstatt als privater Pächter fort. Er konnte seine moderne Formgebung auch unter den neuen Machthabern ungehindert fortsetzen. Die Werkstatt blieb jedoch unrentabel, er konnte weder die Pacht noch andere Zahlungen auch nur annähernd begleichen. Im letzten Kriegsjahr wurde er zur Wehrmacht eingezogen, nach der Kriegsgefangenschaft gab er am 31. März 1946 die Dornburger Werkstatt endgültig auf. Hamburg 1947 folgte er auf Vermittlung seiner ehemaligen Dornburger Assistentin Liebfriede Bernstiel dem Ruf seines ehemaligen Lehrers Gerhard Marcks an die Landeskunstschule Hamburg (später Hochschule für bildende Künste). 1947 bis 1960 war er dort Leiter der Keramikabteilung. Zeitweilig lebte und arbeitete er mit seiner Lebensgefährtin Liebfriede Bernstiel in Hamburg; 1952 wurde die gemeinsame Tochter Christiane geboren. 1973 wurden Arbeiten des Handwerker-Künstlers im Kunstgewerbemuseum in Zürich, 1978 im Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln und 1990 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg gezeigt. Gelegentlich sind keramische Arbeiten des Künstlers im Auktionshandel zu finden. Marguerite Friedlaender, auch Marguerite Friedlaender-Wildenhain, (* 11. Oktober 1896 in Écully bei Lyon; † 24. Februar 1985 in Guerneville, Kalifornien), war eine deutsch-englische Keramikerin und Porzellangestalterin. Sie lernte in der keramischen Werkstatt des Bauhauses und lehrte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo ihr gestalterischer Einfluss bis in die Gegenwart spürbar ist. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft emigrierte sie 1933 zunächst in die Niederlande, später in die USA. Leben Von einem deutsch-französischen Vater (Theodor Friedlaender) und einer englischen Mutter (Rose Calmann) mit thüringischen Wurzeln abstammend und in Frankreich sowie ab 1910 in Berlin aufgewachsen, bestimmte ihre Herkunft ihren Lebensstil, sie war Weltbürgerin. 1914 legte sie ihr Abitur auf einem englischen Internat in Folkestone ab. An der Kunstgewerbeschule Berlin studierte sie Holzbildhauerei und Zeichnen. Ab 1916/17 war sie Dekormalerin in einer Rudolstädter Porzellanmanufaktur. Von 1919 bis 1925 war Marguerite Friedlaender am Staatlichen Bauhaus eingeschrieben, absolvierte nach dem Vorkurs zunächst bis 1922 eine Lehre in der Keramischen Werkstatt am Bauhaus in Dornburg/Saale unter Formmeister Gerhard Marcks und Werkmeister Max Krehan. Anschließend arbeitete sie bis 1925 in der Keramischen Werkstatt Dornburg. 1926 legte sie in Halle (Saale) ihre Meisterprüfung ab, Anfang 1928 verbrachte sie drei Monate zu Studienzwecken in Höhr-Grenzhausen. Von 1925 bis 1933 war sie an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) arbeitend, entwerfend und lehrend als Leiterin der Keramikabteilung tätig. Als erste weibliche Töpfermeisterin Deutschlands in einer solchen Stellung entwickelte sie ab 1926 ein eigenes keramisches Sortiment. Ab 1929 stand sie der neu eingerichteten Porzellanwerkstatt vor und übertrug die keramische Werkstattleitung ihrem Mann Franz Rudolf Wildenhain. Gleichzeitig begann die Zusammenarbeit mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM), die der Kunstgewerbeschule ihr technisches Knowhow zur Verfügung stellte und damit Friedlaenders Experimente förderte. Für die KPM entwarf sie u. a. 1929 die Kaffee-, Mokka- und Teeservice „Hallesche Form“, die 1930 auf der Leipziger Messe präsentiert werden konnten. Neben der Vasen-Serie „Halle“ entwarf sie fünf Service. Insgesamt entwickelte Friedlaender 59 Einzelformen für die KPM. Weißporzellan mit sachlich moderner Formgebung als Tischgeschirr galt zu diesem Zeitpunkt als Neuheit, wobei Friedlaenders KPM-Geschirr „Hallesche Form“ auch dekoriert auf den Markt kam, am erfolgreichsten mit dem von Trude Petri 1931 entworfenen Dekor „Goldringe“. Zu dieser Zusammenarbeit mit der KPM schrieb Wilhelm Nauhaus: „In der kurzen Zeit von Januar 1930 bis Januar 1933 brachte die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin mehrere Tee- und Kaffeegeschirre, Vasen und Dosen von nicht übertroffener künstlerischer und technischer Qualität heraus, die den Ruhm der alten Manufaktur neu begründeten und rasch über Kontinente trugen. Der im Jahre 1933 zur Emigration gezwungenen Künstlerin wurde bald nach dem Betreten Amerikas auf einer Gesellschaft der Tee aus Friedländer-Porzellan gereicht, ohne daß der Gastgeber vom Zusammenhang zwischen Gast und Geschirr etwas ahnte“. 1930 heiratete sie den Keramiker Franz Rudolf Wildenhain, ebenfalls Schüler der Dornburger Bauhaus-Werkstatt. Unmittelbar nach der NS-Machtübernahme wurde sie auf Druck der Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft entlassen. Sie verließ Halle und emigrierte zunächst in die Niederlande. Die bereits entwickelten Entwürfe der „Flugzeugtasse“, deren Untertasse als offener Kreisring ausgeformt war (von Friedlaender selbst als „Ringmoccatasse“ bezeichnet), ging bei der KPM nicht mehr in Produktion, ihre Geschirre „Halle“ und „Burg Giebichenstein“ dagegen wurden noch bis Kriegsbeginn weiter produziert, ab 1933 allerdings ohne Namensnennung der jüdischen Entwerferin. In Putten bei Amersfoort und Amsterdam richtete sie das private Töpferstudio „Het Kruikje“ (Das Krüglein) ein, das sie gemeinsam mit ihrem Mann betrieb. 1937 gab die Regierung der Niederlande bei ihr ein Teeservice für die Manufaktur De Sphinx in Maastricht in Auftrag. „Five O’Clock“ war ihr letzter Entwurf in dieser Art. Obwohl dieses Geschirr auf der Weltausstellung Paris 1937 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet worden war, ging es nicht in Produktion. 1940 ging Marguerite Friedlaender, gezwungenermaßen ohne ihren Mann, in die USA. Dort war sie von 1940 bis 1942 Leiterin der Keramikwerkstatt des College of Arts and Crafts in Oakland. Von 1942 bis 1949 arbeitete sie in der Künstlerkolonie Pond Farm in Guerneville, Kalifornien. 1949 trennten sich Marguerite Friedlaender und Franz Rudolf Wildenhain, der ihr erst 1947 in die USA hatte folgen können. Es kam zur Auflösung der „Pond Farm“. Danach begründete sie eine eigene Keramikwerkstatt, die „Pond Farm Pottery“, in der sie bis zu ihrem Tod schulbildend arbeitete und, basierend auf den keramischen Formen der Dornburger Bauhaus-Töpferei, eine europäische Tradition des Töpferhandwerks in den USA entfaltete. Die Verwendung elementarer Formen und deren ausgewogene Komposition zu Gesamtformen kennzeichnen gleichermaßen ihre Atelierkeramik wie ihre Entwürfe für die manufakturelle Serienproduktion. Neben ihrer keramischen Arbeit war Marguerite Friedlaender auch publizistisch tätig, hielt auf zahlreichen Kongressen Vorträge, schrieb Zeitschriftenbeiträge und veröffentlichte ihre Lebenserinnerungen. Anfang 2013 widmete ihr (sowie Margarete Heymann-Marks und Eva Stricker-Zeisel) das Bröhan-Museum eine Ausstellung im Rahmen des Berliner Themenjahrs 2013 – Zerstörte Vielfalt. In der Kunsthalle „Talstrasse“ in Halle (Saale) wurde vom 18. November 2018 bis 24. Februar 2019 die Ausstellung „Wir machen nach Halle“ zu Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks gezeigt, ein Beitrag zum Bauhaus-Jubiläum 2019. Anschließend war die Ausstellung vom 7. März 2019 bis 30. Juni 2019 im Gerhard-Marcks-Haus Bremen zu sehen. Seit 2019 ist in der zum hundertjährigen Bauhaus-Jubiläum konzipierten Sonder-Ausstellung Die neue Formenwelt – Design des 20. Jh. aus der Sammlung Högermann auf der Leuchtenburg in Seitenroda u. a. Friedlaenders Vasen-Serie „Halle“ dauerhaft zu sehen. Seit Herbst 2019 trägt die ehemalige Zweite Integrierte Gesamtschule der Stadt Halle (Saale) den Namen Marguerite-Friedlaender-Gesamtschule. Bildnis Charles Crodel: Die Töpferin Marguerite Friedlaender, Berliner Sezession, 64. Ausstellung: Künstler unter sich. Malerei. Plastik. März/April 1931, Nr. 9 (Veröffentlichungen des Kunstdienstes Nr. 57) Werke (Auswahl) In der Zeit von 1929 bis 1933 für KPM: Vasen-Serie „Halle“ (seit 2000 wieder in Produktion) Kaffee-, Mocca- und Teeservice „Hallesche Form“ (Mocca-Service in Teilen wieder in Produktion) Speiseservice „Burg Giebichenstein“ Hotelgeschirr „Hermes“ (für den Flughafen Halle-Leipzig) Flugzeugtasse („Ringmoccatasse“), 1933, (2000 Reedition in limitierter Auflage durch die Porzellanmanufaktur Meissen, 2023 Reedition durch die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin) Ruth Consemüller, geboren als Ruth Hollós (* 3. August 1904 in Leszno, damals Lissa/Posen; † 25. April 1993 in Köln) war eine ungarische und deutsche Weberin und Textilkünstlerin. Leben Hollós wurde als Tochter von Eugen und Erna Hóllos (geb. Königsberger) geboren. Eugen Hóllos war ein Bruder des ungarischen Psychiaters und Psychoanalytikers István Hollós. Nach der Kindheit in Lissa, Hannover und Bremen besuchte Ruth Hóllos von 1921 bis 1924 die Staatliche Kunstgewerbeschule in Bremen (Buchbinderei und Schrift). Dort lernte sie Wilhelm Wagenfeld kennen, auf dessen Anregung sie ein Studium am Bauhaus aufnahm. Von Mai 1924 bis März 1928 studierte Hóllos am Weimarer und Dessauer Bauhaus. Sie besuchte dort u. a. Kurse bei Lázló Moholy-Nagy, Georg Muche, Josef Albers, Paul Klee und Wassily Kandinsky. In der Werkstatt für Weberei am Bauhaus lernte sie bei Helene Börner und Gunta Stölzl. Im Juli 1927 erhielt sie das Gesellenprüfungszeugnis für Handweberei, im März darauf beendete sie ihr Studium. Das Bauhaus-Diplom Nr. 12 (Weberei) datiert vom 2. Juni 1930. Im April 1928 übernahm Ruth Hóllos die künstlerische und technische Leitung der Ostpreußischen Handweberei Königsberg. Zum Januar 1930 gab sie diese Stellung auf, zog nach Halle/Saale und heiratete dort den Architekten und Fotografen Erich Consemüller, den sie am Bauhaus kennengelernt hatte. Bei dieser Gelegenheit tauschte sie die ungarische gegen die deutsche Staatsbürgerschaft. Das Ehepaar lebte in Halle und hatte zwei Kinder. Im Jahr 1958 zog Hollós-Consemüller nach Köln.