Die Gefährten
"Ein Film, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden", oder hieß es nicht
eher: "Ein Buch, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel
zu treiben und ewig zu binden"? Nein, das war es auch nicht.
Das mit dem Knechten übernimmt in Der Herr
der Ringe nämlich der Ring und nicht das Buch oder der Film.
Und trotzdem, ähnlich dem einen Ring des titelgebenden Herrn der
Ringe, hat es der Oxforder Literaturprofessor John Ronald Reuel
Tolkien mit seinem dreibändigen Epos geschafft -- seit seiner
erstmaligen Publikation im Jahr 1954 -- weltweit über 50
Millionen Leser an sein Werk zu binden. Keinem anderen ist es
gelungen, eine derartig komplexe, lebendig wirkende Welt mit
ihren Völkern, Ländern und einer in sich geschlossenen
Geschichte, ja mit einer wirklich eigenen Identität zu schaffen
wie Tolkien.
Schwer zu sagen, was das Faszinierendste an den
Geschehnissen Mittelerdes ist. Und so sollte es an dieser Stelle
genügen festzuhalten, dass das Buch in den Köpfen vieler Fans
ein reges Eigenleben entfaltet und zahllose Epigonen gefunden
hat. Die Liste derer, deren Filme und Bücher vom Herrn der Ringe
beeinflusst wurde, ist sehr lang. Wollte man es verknappt
ausdrücken, dann lässt sich Der Herr der Ringe mühelos als
Mutter -- pardon -- Herr eines gesamten Genres bezeichnen: Des
Fantasy.
Nun also vom Buch zum Film. Nein, Peter
Jacksons Opus magnum ist nicht der erste Versuch, den Hobbit
Frodo Beutlin in Leinwandabenteuer zu stürzen. Diese Ehre
gebührt Ralph Bakshi, seit er 1978 seine Zeichentrickvision
ins Kino brachte. Ein sicherlich ambitioniertes, wenn auch nicht
überzeugendes, oft genug sogar enttäuschendes Unterfangen.
Angesichts dessen, was der Neuseeländer Peter Jackson da gestemmt
hat, sollte man inständig beten, dass es niemand nach ihm je
wieder versucht.
Die Gefährten ist schlichtweg grandios.
Nicht nur, dass der erste Teil der Trilogie das Scope-Format
richtig zu nutzen weiß, die Darsteller -- Elijah Wood als Frodo,
Viggo Mortensen als Aragorn, Sir Ian McKellen als Zauberer Gandalf,
Orlando Bloom als Elb Legolas, Sean Bean als Boromir, Cate
Blanchett als Galadriel, Liv Tyler als Arwen und last but not
least John Rhys-Davies als Zwerg Gimli -- treffend besetzt sind,
die Special Effects, die Jacksons Trickschmiede WETA kreiert hat,
wirklich sitzen (wir sagen nur Balrog und Höhlentroll!) oder die
Sorgfalt der Ausrüstung, die aus der Anfertigung von Tausenden
von Rüstungen, Waffen, Haushaltswaren sowie mehr als 1.600 Fuß-
und Ohrenprothesen spricht, überzeugt. Dem Regisseur ist es
wirklich gelungen, den Geist und die Atmosphäre des Buches zu
respektieren und für den Film zu adaptieren, ohne sich dabei
sklavisch daran zu halten. Schließlich ist der Film, bei dem
Jackson neben der Regie auch noch für das Drehbuch und die
Produktion verantwortlich zeichnete, nicht nur für Hardcore-Fans
zugänglich. Mithilfe eines großartigen Prologes rollt Der
Herr der Ringe - Die Gefährten all jene Ereignisse aus den
Zusatzwerken Tolkiens rund um den Herrn der Ringe auf, die dazu führten,
dass Frodo den Ring erhält und vernichten muss.
Von Der Herr der Ringe - Die Gefährten
lässt man sich wirklich gerne knechten und noch lieber ins dunkle
Kino treiben, ohne je den Wunsch zu verspüren, dort wieder heraus
zu wollen. Dieser Film ist selbst mit fast 180 Minuten Laufzeit
viel zu kurz!
Die zwei Türme
Die Knechtschaft des Rings geht weiter -- und wie! Nach der
fulminanten Ouvertüre von Die Gefährten legt Regisseur
Peter Jackson mit Der Herr der Ringe - Die zwei Türme
nach: mehr Orks, mehr Aufmärsche, mehr Düsternis, Ents, Gollum,
geflügelte Nazgul, Olifanten und eine Schlacht um Helms Klamm,
die es in sich hat. Viele, viele Fragen stellten sich Tolkiens Jünger
nach der hervorragenden Umsetzung des ersten Teils von Der Herr
der Ringe : Würde es Peter Jackson schaffen, die Brillanz von Die
Gefährten wenigstens zu halten? Wie sehen die Ents aus? Wie
Gollum? Und was würde er ändern? Fragen über Fragen, auf die es
endlich eine Antwort gibt.
Die Wege der Gefährten haben sich durch
Sarumans Uruk-Hai getrennt. Nachdem Frodo und Sam nun allein den
schicksalshaften Weg nach Mordor eingeschlagen haben, heften sich
Aragorn, Legolas und Gimli auf die Fährte der gen Isengart flüchtenden
Orks. Immerhin befinden sich die unglücklichen Hobbits Pippin und
Merry in deren Klauen. Und die wollen die Drei wiederhaben. Während
Frodo und Sam mit fast physisch spürbarer Mühe Gollum einfangen
und zu ihrem Führer machen, treffen Aragorn, Legolas und Gimli
wieder auf den dem Balrog -- der Rückblick Gandalfs auf seinen
Kampf mit dem Balrog ist nur einer der glücklicherweise
zahlreichen großartigen Momente des Films -- entronnenen
Zauberer, reiten nach Rohan und begleiten den vom Einfluss
Sarumans befreiten König Theoden in die Schlacht um Helms Klamm.
Da obendrein nun auch Sauron seine zahlreichen Truppen sammelt,
ist eines gewiss: Die Schlacht um Mittelerde hat endgültig
begonnen. Und Frodo? Der bedauernswerte Hobbit spürt den Einfluss
des Rings immer deutlicher, was zu immer größeren Konflikten führt.
Naturgemäß ist der Mittelteil einer
Geschichte immer der am schwierigsten umzusetzende Part. Fäden müssen
weitergeführt, Charaktere weiterentwickelt oder gar neu eingeführt
werden. Drehbuchautorin Fran Walsh sei Dank konnte Peter Jackson
all diese Klippen meisterhaft umschiffen. Mit Bernhard Hill als
Theoden von Rohan, Miranda Otto als dessen Nichte Eowyn, David
Wenham als Faramir von Gondor und natürlich Brad Dourif alias
Grima Schlangenzunge, beweist das neuseeländische Dream-Team
einmal mehr ein exzellentes Händchen in Sachen Besetzung.
Doch die eigentlichen Stars, das sind die, die
direkt aus dem Computer stammen und von den Fans wohl am
gespanntesten erwartet wurden: die Ents, die geflügelten Nazgul
und natürlich Gollum. Was die Ents anbelangt, so darf gesagt
werden, dass die Baumhirten sehr imposant und glaubwürdig in
Szene gesetzt wurden. Dass gerade ihr Part extrem verkürzt und
partiell geändert wurde, kann bedauert werden. Aber der Zwang, Die
Zwei Türme in der Kinofassung für drei Stunden kompatibel zu
machen, hat hier sichtlich sein Opfer gefordert. Aber für Gollum
und die Nazgul möchte man den Regisseur sowie den Konzeptkünstler
Alan Lee einfach küssen. Allein Gollum wirkt für sich und in der
Interaktion mit anderen dermaßen real, dass man irgendwann
wirklich aufhört, ihn als virtuelles Wesen wahrzunehmen. Und dann
diese Schlacht! Ein gutes Viertel nimmt sie in der Handlung ein.
Jede Minute davon ist es wert. Ohne in allzu große Übertreibungen
ausbrechen zu wollen: Die Schlacht von Helms Klamm sieht genau so
aus wie die Schlacht von Helms Klamm aussehen muss. Nicht mehr,
aber auch nicht weniger.
Das Fazit? Der Herr der Ringe - Die zwei Türme
ist trotz oder gerade wegen der teilweise recht deutlichen Änderungen
gegenüber der literarischen Vorlage -- auf die der Spannung
halber nicht weiter eingegangen wird -- in sich konsistent.
Notwendigerweise noch monumentaler und düsterer als Die Gefährten
schafft es Jackson grandios, den Wendepunkt einer Welt zu porträtieren,
deren Zukunft im Untergang begraben zu liegen scheint. Nun, Peter,
jetzt warten wir auf das Finale furioso! --Constanze Quanz
Die Rückkehr des Königs
Alles was einen Anfang hat, besitzt auch ein Ende. Jede Geschichte
hat eines. Manche großen Epen haben ein enttäuschendes Finale,
manche erhalten einen würdigen Abschluss. Und zu Letzteren sollte
man Peter Jacksons dritten Streich in Sachen Der Herr der Ringe
getrost zählen dürfen.
Dass die Schauspieler nicht gut genug, die
Spezialeffekte einige Wünsche offen lassen würden, brauchte man
nach den beiden vorangegangenen Teilen wirklich nicht zu befürchten.
Sie sind brillant. Deshalb war die spannendste Frage an Die Rückkehr
des Königs , wie der neuseeländische Edel-Hobbit Jackson den
von der Geschichte und den Handlungssträngen sicherlich
komplexesten Part leinwandkompatibel aufbereiten würde. Und so
ist Die Rückkehr des Königs eine Geschichte geworden, die
sich im Spannungsfeld gewaltiger Schlachten und großer Gefühle
auf rund 200 Minuten entfaltet: Auf der einen Seite muss sich
Aragorn nämlich endlich seiner königlichen Bestimmung stellen
und alle Kräfte bündeln, um Saurons nervöse Suche nach dem
einen Ring vom Ringträger abzulenken. Denn Frodo benötigt Zeit,
um sich gemeinsam mit Sam und dem immer hinterhältiger agierenden
Gollum an Minas Morgul und Kankra vorbei über die Ebene von
Gorgoroth zu kämpfen und schließlich an jene Stelle zu gelangen,
an der Elrond einst Isildur beim bitteren ersten Versuch, den Ring
ins Feuer zu werfen, scheitern sah: den Schicksalsklüften. Dem
Ort, an dem sich das Schicksal aller Beteiligten erfüllt.
Als Zuschauer wird man von diesem Film einem
Wechselbad der Gefühle unterworfen. Auf der einen Seite darf sich
der Zuschauer über drei großartig inszenierte Schlachten freuen,
deren Wucht ihn erfreulicherweise ordentlich in den Kinosessel drückt.
Andererseits verfolgt man Frodos immer drückender werdendes
Leiden -- und bekommt beinahe selbst Atemnot. Und dann ist da noch
dieser lange schmerzhafte Abschied. Irgendwie beschleicht einen da
das widerwillige Gefühl, dass sich am Ende nicht nur die Gefährten
voneinander und teilweise aus Mittelerde verabschieden müssen,
sondern auch man selbst.
|