Bartsch Revolution von rechts Neue Rechte Rechtsradikalismus Antikommunismus

EUR 68,00 Sofort-Kaufen oder Preisvorschlag, EUR 4,99 Versand, eBay-Käuferschutz
Verkäufer: xzy-blond1937 ✉️ (261) 100%, Artikelstandort: Berlin, DE, Versand nach: WORLDWIDE, Artikelnummer: 266726811978 Bartsch Revolution von rechts Neue Rechte Rechtsradikalismus Antikommunismus. Aus meiner Sammlung zu Rätekommunismus, Anarchismus etc. stelle ich demnächst etliches ein, also einfach ab und zu wieder bei mir hereinschauen, wenn Interesse besteht (Jegliches hat sein Zeit .... hoffentlich) >>> Günter Bartsch: Revolution von rechts? Ideologie und Organisation der Neuen Rechten 1975 <<< zur Neuen Rechten der siebziger Jahre in der Bundesrepublik. Auc heute noch ein sehr interessantes Buch, mit vielen seltenen Dokumenten in Faksimile! Sehr selten! SW: Hartwig Singer Lothar Penz Michael Meinrad Gert Waldmann Alexander Epstein Wolfgang Strauss Bio-Humanismus Ethnopluralismus Befreiungsnationalismus Gastarbeiter Nationalrevolutionäre Sozialrevolutionäre  UAP UAPD Unabhängige Arbeiterpartei Deutschlands Bund Nationaler Studenten Hamburger Donnerstagsrunde Legion  Jean Thiriart Junges Forum Arbeitskreis Fragmente Westberliner IDJ und APM Dutschke  Neue Linke  Aktion Neue Rechte ANR Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation  NRAO Solidaristsiche Volksbewegung  DSU Deutsche Soziale Union  ODS Ostpolitischer Deutscher Studentenverband Republikanischer Studentenbund  SHB Nationaldemokratischer Studentenbund  NHB Junge Nationaldemokraten NJ Außerpalamentarische MItarbeit  SOLA Sozial- und Nationalrevolutionäre Erneuerungsbewegung  Blaue-Adler-Jugend  BAJ Bund Heimattreuer Jugend  Sozialistische Reichspartei SRP  SNR Sozialistische Nationalrevolutionäre  NPD Zustand: gebraucht, aber gut Versandkosten werden natürlich bei Kauf von mehreren Büchern zusammengefasst. Ab einem Warenwert von 20,00 Euro aber nur registrierter Versand (Hermes oder DHL)! Bei Versand an Packstationen muss DHL gewählt werden!

Aus Wiki:

"

Günter Bartsch (* 13. Februar 1927 in Neumarkt in Schlesien; † 25. Juli 2006) war ein deutscher Autor. Seine Arbeit behandelte politische Themen, darunter Marxismus, Anarchismus, Freiwirtschaftslehre und Rechtsradikalismus.

Bartsch wurde in Neumarkt Niederschlesien geboren und wuchs dort in einem Armenviertel auf.[1] Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre in der öffentlichen Verwaltung und schloss sie mit einem Wirtschafts- und Verwaltungsdiplom ab. 1944 und 1945 leistete er seinen Wehrdienst und nahm am Zweiten Weltkrieg teil.[2] 18-jährig kehrte er nach kurzer holländischer Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 nach Deutschland zurück. In den Nachkriegsjahren war er in kaufmännischen Berufen tätig und Leiter der Gewerkschaftsjugend Im Kreis Peine.[3]

1947 wurde Bartsch Mitglied der KPD. In Peine war er von 1947 bis 1950 Stadtsekretär der KPD. Von 1948 bis Ende 1949 war er Jugendsekretär der KPD in Niedersachsen, anschließend für kurze Zeit 2. Vorsitzende der FDJ in Niedersachsen sowie Jugendredakteur der Zeitung Wahrheit.[4][3] Er wandte sich nach der Niederschlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni in der DDR vom Kommunismus ab und arbeitete nach einer mehrjährigen Tätigkeit im Bankdienst und einem Geschichtsstudium in Freiburg im Breisgau ab 1962 als freier Journalist, Schriftsteller und Zeithistoriker. In seinen Büchern und Schriften beschäftigte er sich vor allem mit gesellschaftspolitischen Themen. Zwischen 1966 und 1975 schrieb er verschiedene Aufsätze über die sozialen Bewegungen des Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus, die von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht wurden.

1975 veröffentlichte er das Buch „Revolution von Rechts“ über die „Neue Rechte“ in der Zeit nach der 68er-Revolte, welches breite Aufmerksamkeit fand. Über einen geistigen Ausflug in die Anthroposophie kam er später zur Ökosophie, wurde Mitbegründer einer „Ökosophischen Weltbewegung“ und zeitweiliger Weggefährte Baldur Springmanns.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Günter Bartsch mit seiner Lebensgefährtin Helga Leihberg an der Ostsee. Dort schrieb und vollendete er eine bislang unveröffentlichte Autobiographie.

Schriften

    Anarchismus in Deutschland I. 1945–1965. Fackelträger Verlag, Hannover 1972, ISBN 3-7716-1331-0.

    Anarchismus in Deutschland II/ III. 1965–1973. Fackelträger Verlag, Hannover 1973, ISBN 3-7716-1351-5.

    Revolution von rechts? Ideologie und Organisation der Neuen Rechten. Herder Verlag, Freiburg/Br. 1975, ISBN 3-451-07518-0.

    mit Joseph Beuys, Ossip K. Flechtheim, Wilfried Heidt (Herausgeber) und Hubertus Mynarek: Abschied vom Wachstumswahn: Ökologischer Humanismus als Alternative zur Plünderung des Planeten. Achberg Verlag 1981, ISBN 3-88103-018-2.

    Zwischen drei Stühlen, Otto Strasser: Eine Biografie. Verlag Bublies, Koblenz 1990, ISBN 3-926584-06-8.

    Die NWO-Bewegung Silvio Gesells: Geschichtlicher Grundriß 1891–1992/93. Studien zur natürlichen Wirtschaftsordnung. Gauke Verlag 1994, ISBN 3-87998-481-6 (online)

    Fremder Kern in eigener Psyche. In: Claus-M. Wolfschlag (Hrsg.): Bye-bye '68. Leopold Stocker Verlag, Graz 1998, ISBN 3-7020-0815-2, S. 149–160 [autobiographische Skizze].

    Freiheit und Gerechtigkeit. Enzyklopädie des Liberalsozialismus. Gauke GmbH – Verlag für Sozialökonomie, Kiel 2006, ISBN 3-87998-483-2.

....

Neue Rechte

Der Ausdruck „Neue Rechte“ kam in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren als eine Eigenbezeichnung und als Synonym zur „Jungen Rechten“ auf. So bezeichneten sich jüngere Rechtsradikale in der 1964 gegründeten NPD, um ihre Partei unter dem Eindruck der westdeutschen Studentenbewegung von nationalsozialistischen Vorbildern zu lösen und von der erfolglosen „alten erstarrten Rechten“ abzugrenzen.[2]

Nachdem die NPD bei der Bundestagswahl 1969 mit 4,3 % der Zweitstimmen den Einzug in den Bundestag verfehlte, unternahmen Junge Nationaldemokraten erste Anläufe zu einer strategischen Neubesinnung und Reorganisation ihres politischen Lagers. 1972 spaltete sich dazu die Aktion Neue Rechte (ANR) von der NPD ab. Ihre Gründungserklärung, verfasst von Henning Eichberg, proklamierte einen „antiimperialistischen Befreiungsnationalismus“. In der Erklärung wurde gefordert, die „Besatzungsmächte“ aus den beiden deutschen Staaten zu vertreiben, um auf diesem Wege eine „deutsche Wiedergeburt und Neuvereinigung“ zu ermöglichen.[3]

Ab 1974 zerfiel die in Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation (NRAO) umbenannte ANR in Splittergruppen: Die Solidaristische Volksbewegung um Lothar Penz legte die Idee der Volksgemeinschaft wieder auf und engagierte sich in der entstehenden Ökologiebewegung. Die Anhänger Eichbergs gründeten die Sache des Volkes/NRAO und kämpften „gegen die Überfremdung durch die Supermächte“ für „nationale Identität“ als Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Mit dieser Rhetorik versuchten sie nicht nur sogenannte Linkssektierer und ökologische Gruppen, sondern auch die entstehende Friedensbewegung nationalistisch zu beeinflussen.[3][4]

Neben die aus der NPD hervorgegangenen Nationalrevolutionäre trat um 1980 eine Strömung, die sich ausdrücklich an die französische Nouvelle Droite anlehnte und die Ideen ihres Gründers Alain de Benoist aufgriff. Dort wird die nationale Befreiung stärker in einen gesamteuropäischen Kulturkampf eingeordnet. So gründete Pierre Krebs 1980 nach dem Vorbild der französischen Sammlungsbewegung GRECE das Thule-Seminar mit dem Zweck, den „Kampf um Europas Zukunft“ theoretisch vorzubereiten. Auch die 1987 von ehemaligen Nationalrevolutionären gegründete Politische Offensive (PO) positionierte sich zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus. Ihr Vertreter Manfred Rouhs forderte die „Neuen Rechten“ 1988 in der Zeitschrift Europa vorn dazu auf, der neuen Rechtspartei Die Republikaner beizutreten. Eine dritte Strömung ist durch personelle Kontakte und ideologische Nähe zum Nationalliberalismus gekennzeichnet.

"

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Achtung:

1) Privatverkauf, alle Rechte ausgeschlossen, die Sie nach dem sog. Fernabnahmegesetz gegenüber gewerblichen Händlern haben, bei mir ausdrücklich aus, also v.a. kein Widerrufsrecht, keine Gewährleistung, keine Garantie, keine Rücknahme!

2) Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Irrtum bleibt aber vorbehalten.

3) Sollte ich versehentlich oder unwissentlich Wichtiges nicht unerwähnt oder etwas nicht ganz korrekt beschrieben haben, bitte ich, sich umgehend direkt an mich zu wenden.  Es wird sich gemeinsam auf Kulnazbasis eine Lösung finden lassen.

4) Versand erfolgt immer auf Kosten und Risiko des Käufers! Ich empfehle daher registrierten Versand, bitte auswählen, wenn Sie dies wünschen.

5) Keine Abholung, nur Versand, es sei denn, ich biete ausdrücklich Abholung an.

6) Zum Verkauf steht nur, was auch beschrieben ist, nicht was sonst ggf. noch auf den Fotos zu sehen ist (Boxen, Deckchen, Fotos etc.). Das dient nur der Dekoration!

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

**Geschütze Marken werden nur benutzt, um die Artikel angemessen beschreiben zu können.

_____________________________________________________________________________________________

  Die vorliegende Kollektiv

Der Begriff Neue Rechte (englisch New Right, französisch Nouvelle droite) bezeichnet die Konzeption und ist zum Teil auch Selbstbezeichnung einer uneinheitlichen, rechtsextremen politischen Strömung in verschiedenen Staaten. Die deutschsprachige Variante wird als „Gegenmodell“ zur Neuen Linken verstanden, grenzt sich von der dem Nationalsozialismus verhafteten „alten Rechten“ ab, ist vor allem intellektuell ausgerichtet und sucht Querverbindungen ins konservative Spektrum. Charakteristisch für die Neue Rechte ist eine Fundamentalkritik an zentralen Verfassungsnormen, in Deutschland auch die Ablehnung tragender Prinzipien des Grundgesetzes; einige Gruppierungen wollen einen völkischen Nationalismus erneuern. Kennzeichnend für die politikwissenschaftliche Betrachtung des Phänomens ist, dass „im Konzept der neuen radikalen Rechten […] die Bedeutung des Gegensatzes zwischen demokratischem Konservatismus und antidemokratischem Rechtsextremismus relativiert und stattdessen auf Gemeinsamkeiten am rechten Rand des politischen Systems hingewiesen“ wird.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Konservative Vordenker 2.2 Rechter Gramscismus 3 Ideologie 3.1 Inhaltliche Ausrichtungen 3.2 Hauptflügel 4 Wissenschaftliche Definitionen 5 Einordnung durch die Verfassungsschutzbehörden 6 Netzwerke 6.1 Medien 6.2 Denkfabriken und Veranstaltungsorte 6.3 Verlage 6.4 zwischentag 7 Siehe auch 8 Literatur 8.1 Neurechte Standardwerke 8.2 Wissenschaftliche Analysen 8.3 Weitere Länder 9 Weblinks 10 Einzelnachweise Übersicht Der Ausdruck „Neue Rechte“ kam in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren als eine Eigenbezeichnung und als Synonym zur „Jungen Rechten“ auf. So bezeichneten sich jüngere Rechtsradikale in der 1964 gegründeten NPD, um ihre Partei unter dem Eindruck der westdeutschen Studentenbewegung von nationalsozialistischen Vorbildern zu lösen und von der erfolglosen „alten erstarrten Rechten“ abzugrenzen.[2] Nachdem die NPD bei der Bundestagswahl 1969 mit 4,3 % der Zweitstimmen den Einzug in den Bundestag verfehlte, unternahmen Junge Nationaldemokraten erste Anläufe zu einer strategischen Neubesinnung und Reorganisation ihres politischen Lagers. 1972 spaltete sich dazu die Aktion Neue Rechte (ANR) von der NPD ab. Ihre Gründungserklärung, verfasst von Henning Eichberg, proklamierte einen „antiimperialistischen Befreiungsnationalismus“. In der Erklärung wurde gefordert, die „Besatzungsmächte“ aus den beiden deutschen Staaten zu vertreiben, um auf diesem Wege eine „deutsche Wiedergeburt und Neuvereinigung“ zu ermöglichen.[3] Ab 1974 zerfiel die in Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation (NRAO) umbenannte ANR in Splittergruppen: Die Solidaristische Volksbewegung um Lothar Penz legte die Idee der Volksgemeinschaft wieder auf und engagierte sich in der entstehenden Ökologiebewegung. Die Anhänger Eichbergs gründeten die Sache des Volkes/NRAO und kämpften „gegen die Überfremdung durch die Supermächte“ für „nationale Identität“ als Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Mit dieser Rhetorik versuchten sie nicht nur sogenannte Linkssektierer und ökologische Gruppen, sondern auch die entstehende Friedensbewegung nationalistisch zu beeinflussen.[3][4] Neben die aus der NPD hervorgegangenen Nationalrevolutionäre trat um 1980 eine Strömung, die sich ausdrücklich an die französische Nouvelle Droite anlehnte und die Ideen ihres Gründers Alain de Benoist aufgriff. Dort wird die nationale Befreiung stärker in einen gesamteuropäischen Kulturkampf eingeordnet. So gründete Pierre Krebs 1980 nach dem Vorbild der französischen Sammlungsbewegung GRECE das Thule-Seminar mit dem Zweck, den „Kampf um Europas Zukunft“ theoretisch vorzubereiten. Auch die 1987 von ehemaligen Nationalrevolutionären gegründete Politische Offensive (PO) positionierte sich zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus. Ihr Vertreter Manfred Rouhs forderte die „Neuen Rechten“ 1988 in der Zeitschrift Europa vorn dazu auf, der neuen Rechtspartei Die Republikaner beizutreten. Eine dritte Strömung ist durch personelle Kontakte und ideologische Nähe zum Nationalliberalismus gekennzeichnet. In Deutschland entwickelte sich besonders seit der Wiedervereinigung aus diesen Wurzeln ein Netzwerk neurechter Vereine, Medien und Institutionen, die bestimmte Themenfelder besetzen und sich eindeutigen Zuordnungen im politischen Spektrum zu entziehen versuchen, um eine „Diskurshoheit“ weit über das eigene Lager hinaus zu gewinnen.[5][6] 1989 bezeichnete Claus Leggewie als erster Politikwissenschaftler die Partei Die Republikaner als „Neue Rechte“, nachdem diese bei der Abgeordnetenhauswahl in (West-)Berlin und bei der Europawahl desselben Jahres ihre ersten Erfolge feierten. Die damals von Franz Schönhuber geführte Partei sollte mit diesem Begriff von der erfolglosen „alten Rechten“, vor allem von der NPD und der DVU, unterschieden werden. Richard Stöss wertet den Aufstieg der Republikaner als Teil einer Europäisierung diesen „neuen“ Typs des Rechtsextremismus. In diesen Zusammenhang stellen Parteienforscher ebenso die italienische Alleanza Nazionale (AN), die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), den französischen Front National (FN), die Schweizerische Volkspartei (SVP) und den belgischen Vlaams Blok (VB).[7][8] Eva Schweitzer bezeichnet die Tea-Party-Bewegung in den USA als „Amerikas Neue Rechte“.[9] Gerd Wiegel und Guido Speckmann sehen einen Erfolg von neurechten Parteien wie FPÖ (Österreich), Dänische Volkspartei (Dänemark), Lega Nord (Italien), SVP (Schweiz), Pro-Bewegung (Deutschland) und Tea-Party-Bewegung (USA) seit 1990 darin, dass sie neoliberale und klassische rechtsextreme Positionen miteinander in ihre Programmatik aufgenommen haben. Damit seien sie anschlussfähig für konservativ-liberale Parteien geworden.[10] Der Hamburger Historiker Volker Weiß zeigt in seinem Buch Deutschlands Neue Rechte 2011,[11] „dass durch Sarrazin und seine Parteigänger traditionell rechte Thesen und Begriffe fest in der Mitte der Gesellschaft verankert wurden. Der von Autoren wie Thilo Sarrazin und Peter Sloterdijk [vor allem mit ihren Büchern Deutschland schafft sich ab von 2010 bzw. Regeln für den Menschenpark (1999) und Die Verachtung der Massen (2000)[12]] angestoßene Diskurs um Elite, Leistung und Vererbung hat damit Kreise erreicht, die etwa die NPD niemals hätte ansprechen können. Auf diese Neue Rechte wird sich die Gesellschaft zukünftig einstellen müssen.“[13] Dies sei umso bemerkenswerter, da Sloterdijk „als ein typischer Vertreter der linken Kulturkritik“ mit seiner „anthropotechnischen Wende“ nicht „als ein Überläufer ins Lager der Gegenaufklärung“[14] zu erwarten gewesen sei und von einem Sozialdemokraten wie Sarrazin ein „Schulterschluss“ mit der „äußerste[n] Rechten“[15] auch überrasche. Richard Stöss weist darauf hin, dass es im deutschen Rechtsextremismus zu allen Zeiten, auch in der Weimarer Republik und im Kaiserreich, einen Konflikt zwischen „alter“ und „neuer“ Rechter gegeben habe. Entscheidend sei, dass es dabei nicht um „alt“ oder „neu“, sondern um einen inhaltlichen Dissens zwischen Traditionalisten und Modernisierern bezüglich des Selbstverständnisses, der Ziele und Methoden des Rechtsextremismus gehe.[16] Theoretische Grundlagen Konservative Vordenker Vertreter der deutschen Neuen Rechten beziehen sich häufig auf bestimmte Denker der Weimarer Republik. Diese werden seit einer Dissertation Armin Mohlers von 1949 in dem Sammelbegriff „Konservative Revolution“ zusammengefasst, den viele Neue Rechte ihrerseits aufgreifen und aktualisieren. Als Vertreter dieser Richtung gelten Denker, die zwischen den Weltkriegen Menschenrechte, Liberalismus, Marxismus und die Parlamentarische Demokratie ablehnten, unter anderen Arthur Moeller van den Bruck, Ernst Jünger, Edgar Julius Jung, Ernst von Salomon und Carl Schmitt.[17] Ihre Gegenpositionen dazu waren uneinheitlich, tendierten aber auf autoritäre Staatsmodelle und einen deutschen „Sonderweg“ gegenüber der westlichen Zivilisation. Ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus ist umstritten; sie waren meist keine aktiven Nationalsozialisten, grenzten sich von diesen zum Teil ab und wurden nach 1933 vereinzelt verfolgt, während andere den NS-Staat bejahten und unterstützten. Historiker wie Kurt Sontheimer heben die ideologischen und praktischen Übereinstimmungen hervor, die den Aufstieg der NSDAP begünstigten und mit vorbereiteten. Neue Rechte beziehen sich ferner auf Vordenker und Theoretiker des Faschismus wie Julius Evola, Robert Michels, Vilfredo Pareto, José Antonio Primo de Rivera und Georges Sorel. Die Wochenzeitung Junge Freiheit, die von Historikern und Politikwissenschaftlern als Organ der Neuen Rechten eingeordnet wird, hat diesen und ähnlichen Denkern eine Artikelserie gewidmet und rezensiert regelmäßig Bücher über sie. Rechter Gramscismus Die Neue Rechte beruft sich nicht nur auf Vertreter rechten Gedankengutes, sondern mit Antonio Gramsci auch auf einen marxistischen Intellektuellen. Dessen Vorstellungen zur Erringung kultureller Hegemonie werden – ohne weitere Beachtung seiner marxistischen Vorstellungen und Ideale – instrumentell als Machttechniken herangezogen.[18] Da für einen angestrebten Umschwung zurzeit keine historischen Gegebenheiten, wie eine Massenbewegung vorhanden sind, besteht der wichtigste taktische Ansatz der Neuen Rechten in dem Anspruch, „Diskurshoheit“ in gesellschaftlichen Debatten und kulturelle Hegemonie zu erringen. Dieses Prinzip beschrieb zuerst der marxistische Theoretiker der Kommunistischen Partei Italiens, Antonio Gramsci. Er analysierte, dass gesellschaftliche Hegemonie auch im bestehenden System derart funktioniert: Wolle man eine solche Hegemonie erreichen, müsse man danach streben, durch publizistische Tätigkeiten den Elitendiskurs zu infiltrieren, in Vereinen, Verbänden und Kultureinrichtungen mitzuarbeiten und auf dieser Basis ideologische Inhalte in die gesellschaftliche Diskussion zu bringen, letztlich Akzeptanz für sie zu schaffen und die öffentliche Meinung langfristig zu dominieren. Sei dieses Ziel erreicht, dann sei die Gesellschaft „reif“ für einen Umsturz der Verhältnisse durch eine zunehmende Zahl der Wahlanteile und Parlamentssitze bis zur Übernahme der Regierungsverantwortung. Diese Strategie erscheint auch der Neuen Rechten interessant: „Als wesentliches neues Element der ‚Neuen Rechten‘ gilt gemeinhin, dass sie sich auf den italienischen Kommunisten Antonio Gramsci beruft und danach strebt, die ‚kulturelle Hegemonie‘ zu erringen, um auf dieser Grundlage die politischen Verhältnisse umzuwälzen.“[19] Ideologie Inhaltliche Ausrichtungen Die Neue Rechte wendet sich gegen die Prinzipien der Aufklärung, vor allem gegen Pluralismus und die Idee der Gleichheit aller Menschen, die den allgemeinen Menschenrechten zugrunde liegt. Sie ersetzt den „klassischen“ Rassismus durch das Konzept des Ethnopluralismus, indem sie intern ethnisch homogene, extern gleichberechtigte Nationalstaaten verlangt. Demokratie werde nicht von gleichberechtigten Bürgern, sondern von ethnischen und religiösen Gemeinschaften konstituiert. Dieser Ethnopluralismus eignet sich nach Richard Stöss besonders als „Scharnier“ zwischen Neokonservatismus und Rechtsextremismus. In der neurechten Debatten werden beispielsweise die 68er-Bewegung und der Feminismus abgelehnt, Ideen für eine multikulturelle Gesellschaft oder egalitäre Bestrebungen verächtlich gemacht. Eliten sollen sich bilden und die Gesellschaft führen. Die neuen intellektuellen Rechten haben mit ihren Vorgängern von der „Konservativen Revolution“ gemein, so die Literaturwissenschaftlerin Gabriele Kämper, dass sie an die Sehnsucht nach einer Welt appellierten, in der männliche Werte und männliche Vorherrschaft unhinterfragt gelten. Sie würden eine Gegenwelt entwerfen, in der die Emanzipation von Frauen verhöhnt, die Demokratie als verweichlicht und verweiblicht denunziert wird und aggressive, vermeintlich männliche Tugenden verherrlicht werden.[20] Die Neue Rechte will eine „nationale Identität“ und ein „nationales Selbstwertgefühl“ stärken, sieht dieses aktuell als mangelhaft verwirklicht und als teilweise von politischen Gegnern bewusst verhindert an. Um die notwendige „Emanzipation“ der Deutschen zu erreichen, müsse die deutsche Geschichte einer ständigen Revision unterworfen und gegen den „Schuldkult“ (gemeint ist die Erinnerung an den Holocaust als Zentralbestandteil deutscher Identität) Front gemacht werden. Vor diesem Hintergrund wird der Zustand der Gesellschaft kulturpessimistisch zumeist als dekadent und im Verfall begriffen dargestellt und ein national-utopisches Denken gepflegt: Nur durch den Bezug auf organische Vorstellungen von Nation und Volk, auf die „Wurzeln“ der Gesellschaft, könne in einem grundlegenden Umschwung in eine neue Ära (Neugeburt, Wiedergeburt, Palingenese) eine gesunde Gesellschaft entstehen. Dieser Punkt unterscheidet die Neue Rechte wesentlich vom Konservatismus, der dieses Ziel durch eine Restauration traditioneller Werte erlangen will. Ihr völkischer Nationalismus teilt damit nach Roger Griffin allerdings ein zentrales Moment aller faschistischen Ideologeme. Die Neue Rechte „hat die gleichen Feinde wie der Faschismus der Zwischenkriegszeit, auch wenn ihre Lösungsansätze, die Organisationsformen und ihr Diskurs sich deutlich unterscheiden“.[21] Obwohl sich die europäische Neue Rechte von politischen Gewalttätigkeiten fernhalte, verkörpere sie nach Roger Griffin[22] „eindeutig eine Form des palingenetischen Ultranationalismus und habe[n] die Bezeichnung ‚Faschisten‘ verdient“. Vor dem Bewusstsein, dass sich nach 1945 keine politischen Massenbewegungen mehr bilden lassen, bewege sich nach Griffin die Neue Rechte überlegt „in einen Zustand der Apoliteia jenseits der Parteipolitik und erwartet stoisch eine neue historische Konjunktur, in der die aufgeschobene Revolution wieder aufgenommen werden kann“. Der militante Antiamerikanismus von Alain de Benoist etwa rechtfertigt ausdrücklich Anschläge („Vergeltungsmaßnahmen“) auf die USA. Die für mehrere terroristische Anschläge verantwortliche Ordine Nuovo habe in den Werken Julius Evolas ihre Hauptinspiration, so Griffin.[23] Nach Volker Weiß besteht innerhalb der Neuen Rechten kaum eine grundsätzliche Feindschaft zum Islam. Der Anlass der Abneigung sei „lediglich die Präsenz des Islam im europäischen Großraum“. Die „realen Verhältnisse in Teheran, Riad, Istanbul oder Kabul“ spielten – anders als im universalistischen Denken – für die Vertreter der Neuen Rechten keine Rolle.[24] Bevorzugte Zielgruppen des „Kulturkampfs“ der Neuen Rechten sind nach Ansicht Griffins Gesellschaftssegmente, in denen sich junge Menschen fänden, die eine gewisse Toleranz für neurechte Positionen hätten: z. B. Burschenschaften und Vertriebene. Weitere Agitationsfelder seien Neuheidentum und Okkultismus.[25] Auch die Schwarze Szene wurde in den 1990er Jahren umworben.[26] Anknüpfungspunkt dafür war vornehmlich der Neofolk, ein Musikstil, bei dem einige Künstler mit faschistischer Ästhetik operieren.[27] Im Fanzine Sigill (später Zinnober) wurden neben musikalischen Rezensionen auch Essays über das Werk Armin Mohlers, Ernst Jüngers, Julius Evolas und anderer veröffentlicht.[28] Einige Gruppierungen der Neuen Rechten beziehen sich auf vorchristliche oder nichtchristliche europäische Traditionen. Das Neuheidentum gehöre „zu ihren Begründungsfiguren, und sie praktizieren die entsprechenden Kulte mit Hingabe“, schreibt Friedrich Paul Heller. Das Thule-Seminar etwa sieht eine „europäische Wiedergeburt“. Entscheidend sei, so Heller, hierbei nicht die Anzahl der Mitglieder, sondern ihre Stichwortgeberfunktion. Sie hätten in die Musikszene und in die Esoterik hineingewirkt.[29] Der Historiker Walter Laqueur vertritt die Ansicht, dass es der Neuen Rechten letztlich nicht gelungen sei, eine kohärente Gegenposition zum Liberalismus westlich-amerikanischer Prägung zu entwickeln.[30] Hauptflügel Die genannten Beispiele erfüllen eine Doppelfunktion: Sie sind einerseits Ziel neurechter Agitation, andererseits wird diese aufgrund bereits erfolgter Etablierung der Protagonisten in den entsprechenden Organisationen bzw. Szenen aus ihnen heraus betrieben. Einige Politikwissenschaftler sowie der Verfassungsschutz unterscheiden zwei Hauptströmungen der Neuen Rechten: „Jungkonservative“ und „Nationalrevolutionäre“. Jungkonservative zielen demnach eher auf das bürgerliche Lager, vermeiden Reizbegriffe wie „Revolution“ oder „Sozialismus“ und beziehen sich stärker als die Nationalrevolutionäre auf das Vorbild der Konservativen Revolution. Jungkonservative können nicht als verdeckt arbeitende Rechtsextremisten betrachtet werden. Auch manche Mitglieder demokratischer Parteien und ihrer Jugendorganisationen wie der Jungen Union stehen jungkonservativen Vorstellungen nahe. Nationalrevolutionäre beziehen sich eher auf Ernst Niekisch und bedienen sich oft der Rhetorik des sogenannten „linken“ Flügels der NSDAP (Gregor und Otto Strasser). Entsprechend verfolgen sie eine Querfront-Strategie, d. h., sie versuchen, mit originär „linken“ Inhalten wie Antiimperialismus oder Antikapitalismus Einfluss in die gesellschaftliche Diskussion, auch im Umfeld der Linken, zu bekommen. Nationalrevolutionäre Rhetorik lässt sich bei der NPD und dort wiederum insbesondere in deren Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten, aber auch bei Organisationen wie dem Deutschen Kolleg von Horst Mahler finden. Wegen der oftmals offen nationalsozialistischen Agitation dieser Richtung wird sie von einigen Wissenschaftlern nicht zur „Neuen“, sondern inhaltlich eher zur „Alten“ Rechten gezählt.[31] Wissenschaftliche Definitionen Politik- und Sozialwissenschaftler definieren die deutsche Neue Rechte seit den 1970er Jahren entsprechend ihrer uneinheitlichen Vorbilder und Ziele verschieden. 1975 benannte Günter Bartsch als wichtige Theoretiker der damaligen nationalrevolutionären Gruppen, die sich als Neue Rechte sahen: Henning Eichberg (Pseudonym: „Hartwig Singer“), Lothar Penz, Uwe-Michael Troppenz (jetzt: Mikail Troppenz) unter dem Pseudonym Michael Meinrad, Wolfgang Günther (Pseudonym: „Gert Waldmann“), Sven Thomas Frank (Pseudonym: „Alexander Epstein“) und Wolfgang Strauß.[32] 1987 verstand die Politologin Margret Feit darunter vor allem die nationalrevolutionäre Strömung, die die NPD begleitete und ihrer Gründung folgte.[33] Martin Dietzsch beschrieb 1988 diejenigen rechtsextremen Gruppen als Neue Rechte, die sich auf völkische Gruppen der Weimarer Zeit, Vertreter der Konservativen Revolution und nationale Sozialisten um Gregor Strasser bezogen.[34] Die Politologen Klaus Schönekäs und Suzanne Mantino verorteten die Neue Rechte 1989 beziehungsweise 1992 in einer „Grauzone“ zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus.[35][36] Für den Historiker Hans-Ulrich Wehler zählen das Streben nach einer hegemonialen Rolle des wiedervereinigten Deutschlands in Europa und die „Enttabuisierung“ eines deutschen Nationalismus zum Grundbestand der Neuen Rechten. Da dieses Streben auch bei konservativen Publizisten wie Arnulf Baring, Michael Stürmer und Hans-Peter Schwarz erkennbar sei, ordnet er sie ebenfalls der Neuen Rechten zu.[37] Der Sozialwissenschaftler Reinhard Opitz fasste die Neue Rechte wegen ihrer fehlenden Bindung an eine bestimmte politische Partei und Bezügen zu Weimarer Gruppen als neofaschistisch auf.[38] Erstmals Ende der achtziger Jahre beschrieb Wolfgang Gessenharter die „intellektuellen neuen Rechten“ als ein „Scharnier zwischen Neokonservatismus und Rechtsextremismus“. Diese Charakterisierung prägt bis heute die Diskussion in der Wissenschaft wie in den Medien.[39] Die Neue Rechte grenzt er von Rechtsextremen folgendermaßen ab: „Parteien, Ideologien, Menschen […] mit dem Begriff ‚rechtsextrem‘ zu belegen, setzt also voraus, bei ihnen ‚Bestrebungen zur Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung‘ nachgewiesen zu haben.“ Wenn dieser Nachweis nicht möglich sei, solle von „Rechtsradikalismus“ gesprochen werden (vgl. Radikalismus). Inhaltlich setze die Verwendung dieses Begriffs voraus, dass der so Gekennzeichnete (mehr oder weniger massive) Fundamentalkritik an den zentralen Verfassungsnormen übe.[40] Der Politologe Armin Pfahl-Traughber ordnet hingegen die „neue Rechte“ eindeutig dem Rechtsextremismus zu. Sie repräsentiere neben Wahlparteien und Aktionisten den „intellektuellen“ Teil dieses Lagers, das über Medien, Verlage und Vereine publizistischen und gesellschaftlichen Einfluss suche. Wichtige Themenfelder dieser „Theoriezirkel“ seien Ethnopluralismus, Geschichtsrevisionismus und Esoterik der Rechten. Viele Vertreter der "neuen Rechten" würden sich gegen fundamentale Prinzipien des demokratischen Verfassungsstaates richten und seien daher eindeutig als Gegner der Demokratie zu qualifizieren.[41] Thomas Pfeiffer klassifiziert die „neue Rechte“ wie Pfahl-Traughber ebenfalls als Bestandteil des Rechtsextremismus, weist ihr aber eine „Doppelfunktion“ als Avantgarde des Rechtsextremismus und Brücke zum Transport rechtsextremer Themen und Ideen in das Lager des demokratischen Konservatismus sowie die gesellschaftliche Mitte.[42] Als „neuen“ Typ des Rechtsextremismus ordnet Richard Stöss die Neue Rechte ein, für den das populistische Auftreten, die systemimmanente Praxis sowie die Abgrenzung gegenüber dem historischen Faschismus und seinen „orthodoxen Nachlassverwaltern“ charakteristisch sei. Nach Frank Decker habe sich dafür auch der Terminus „Rechtspopulismus“ eingebürgert,[43] da sich die normativ orientierte, ideologiekritische Konzeptualisierung einer Neuen Rechten bei der Betrachtung konkreter Parteien analytisch nicht bewährt habe.[44] Nach Roland Eckert sind Vertreter der Neuen Rechten rechtsradikal, weil sie die universelle Geltung der Menschenrechte in Frage stellen, aber nicht notwendig rechtsextrem im Sinne eines Angriffs auf die Verfassungsordnung. In der Übernahme der politischen Philosophie Carl Schmitts seien jedoch Zweifel begründet, ob die Menschenwürde jenseits ethnischer Grenzen von der Neuen Rechten so gewahrt werde, wie es dem Grundgesetz entspräche.[17] Nach Wolfgang Gessenharter wirken die mit dem Grundgesetz unvereinbaren Ideen Schmitts, des „Steigbügelhalters der Nazis“, heute in der Neuen Rechten, vor allem in der Jungen Freiheit, latent weiter.[45] Uwe Backes verwendet den Begriff Neue Rechte für Formen des „intellektuellen Rechtsextremismus“, um keine „kollektiven Schuldzuschreibungen an die Adresse von 'Nationalkonservativen', 'Neoliberalen', 'Globalisierungsverfechtern' oder Befürwortern einer verstärkten Immigrationskontrolle“ zu vollziehen.[46] Der Sozialwissenschaftler Patrick Keßler definiert die „Neue Rechte“ als „eine intellektuelle Strömung, die mit einer Mischung aus rechtsextremistischer und konservativer Denkweise darauf abzielt, ihre Vorstellungen in der Gesellschaft zu verbreiten“. Nach Keßler lehne die „Neue Rechte“ den „deutschen Verfassungsstaat ab, negiert demokratische Werte und strebt nach Systemüberwindung.“ Dies, so Keßler, verdeutliche, dass die „,Neue Rechte‘ nicht dem Konservatismus zuzuordnen ist, sondern dem rechtsextremistischen Bereich.“[47] Die Wissenschaftler stellen einige gemeinsame Merkmale der Neuen Rechten heraus: eine Sammlung fast ausschließlich männlicher intellektueller Konservativer; ihre bewusste Abgrenzung von der bisherigen „alten“ Rechten, die vor allem aus biographisch in die Verbrechen der NS-Zeit verstrickter ehemaliger NS-Kader besteht, sowie deren Nachfolgern und einer direkten Holocaustleugnung; „Ethnopluralismus“ als ideologischer Kern; ihre Strategie der Machtgewinnung über kulturellen und intellektuellen Einfluss („Kulturrevolution von Rechts“), wonach eine Besetzung der Begriffe und Wirklichkeitsbilder vor der Besetzung der Führungspositionen in Politik und Gesellschaft stattzufinden habe („rechter Gramscismus“); ihre Ablehnung tragender Prinzipien des Grundgesetzes und des deutschen Selbstverständnisses sowie Umdeutungsversuche desselben. Dabei wird die Erinnerung an den Holocaust nicht als Ausgangspunkt und Zentrum, sondern als Haupthindernis für ein nationales Selbstbewusstsein begriffen und bekämpft; eine Orientierung an Carl Schmitts politischem Weltbild, bestehend aus der Freund-Feind-Dichotomie und der Forderung nach gesellschaftlich-politischer Homogenität in grundsätzlicher Ablehnung eines innergesellschaftlichen Pluralismus; eine oftmals bewusst unprovokativ geführten Argumentation, um möglichst Eingang in den gesellschaftsfähigen konservativen politischen Diskurs zu erhalten („politische Mimikry“).[48] Nach Helmut Kellershohn darüber hinaus ihre Rückbindung an einen seit 200 Jahren bekannten „völkischen Nationalismus“ und die Absicht seiner Restauration. Der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn, der die Neuen Rechten am Beispiel der AfD als „völkische Rebellen“ bezeichnet, beschreibt die „Schlüsselinstrumente [...] der Antidemokraten“ im Kampf um die „kulturelle Hegemonie“:[49] die „Schaffung von (hochemotionaler) Daueröffentlichkeit für die eigenen Positionen“, die „Suggestion einer ungerechtfertigten Ausgrenzung von völkischen und rassistischen Positionen aus der öffentlichen Debatte unter dem Propagandalabel eines angeblichen Kampfes für Meinungsfreiheit“ sowie die „Stilisierung der eigenen Positionen als ein Kampf gegen alle anderen, die dann als ‚Etablierte‘, ‚Systemparteien‘ o. ä. tituliert werden.“ Ralf Melzer zufolge stellt die Neue Rechte „wesentliche Verfassungsnormen der menschenrechtsbasierten liberalen Demokratie sowie das Verständnis der Shoa als zentralen Bezugspunkt im demokratischen Selbstverständnis der Nachkriegszeit in Frage und versucht, den diesbezüglichen geschichtspolitischen Konsens aufzulösen“.[50] Einordnung durch die Verfassungsschutzbehörden Der Bundesverfassungsschutz definiert die deutsche Neue Rechte auf der Basis wissenschaftlicher Analysen als „Intellektualisierung des Rechtsextremismus“, die unter Berufung auf antidemokratische Denker der Weimarer Republik „die Beseitigung oder zumindest die Beeinträchtigung des demokratischen Verfassungsstaates“ anstrebten, indem sie zunächst „bestimmenden Einfluss auf den kulturellen Bereich zu erlangen“ versuchten.[51] In den Verfassungsschutzberichten erfolgt jedoch keine einheitliche Beurteilung einer Neuen Rechten, vielmehr werden die Gefahren für die Demokratie durch jede einzelne Organisation, Partei oder Publikation individuell bewertet. Netzwerke Rechtsextremismusforscher ordnen der Neuen Rechten Medien, Verlage und Einrichtungen zu, die meist seit den 1970er Jahren gegründet wurden, manche auch schon früher, und heute sowohl rechtsextreme wie konservative Themenfelder für entsprechende Adressatenkreise abdecken. Sie sehen darin eine erhebliche personelle und organisatorische Verflechtung von Neurechten und Rechtsextremisten.[52] Seit den 1990er Jahren zählen Personen und Kreise zu einer in der Politikwissenschaft oft sogenannten „Neuen Intellektuellen Rechten“, die sich vor allem um die 1986 gegründete Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) scharen. Mitte 2000 wurde aus diesem Umfeld heraus das Institut für Staatspolitik u. a. zur Abhaltung von Akademien gegründet, das einen eigenen Verlag, Edition Antaios, und die Zeitschrift Sezession auf den Markt bringt. Mittels dieser publizistischen Offensive sowie öffentlichkeitswirksamen Interviews in der JF mit Vertretern aus der CDU, der SPD, der FDP, aus Verbänden, der Wissenschaft und Kultur, aber auch aus dem rechtsextremen Umfeld, versucht diese rechte Bewegungselite eine intellektuelle Meinungsführerschaft umzusetzen und Einfluss auf Macht- und Mandatsträger zu gewinnen.[53][17][54] Medien Organe von Nationalrevolutionären in der Neuen Rechten um Henning Eichberg waren oder sind:[55] Junges Forum: gegründet 1964 Fragmente Junge Kritik Aufbruch: gegründet 1980 als Organ des „Nationalrevolutionären Koordinierungsausschusses“ wir selbst: gegründet 1979 als Organ der Koblenzer JN, das 1980 mit der Zeitschrift für nationale Identität fusionierte, 2004 eingestellt. Als rechtsextreme und neurechte Strategie- und Theorieorgane innerhalb einer Strategie zur Erringung der kulturellen Meinungsführerschaft nennt Armin Pfahl-Traughber, 2001:[56] Nation und Europa, 1951 als Nation Europa gegründet, propagierte die Sammlung aller europäischen Rechtsextremen nach dem Vorbild der Front National; 2009 eingestellt und durch die Zeitschrift Zuerst! ersetzt. Europa vorn (gegründet 1988), später Signal, heute: nation24.de; Herausgeber: Manfred Rouhs. Staatsbriefe: wollte die Bundesrepublik überwinden und strebte ein an das Reich des Stauferkaisers Friedrich II. angelehntes „Viertes Reich“ an. Sleipnir: verfolgte mit Beiträgen auch linksextremer Autoren eine Querfront-Strategie. Deutschland in Geschichte und Gegenwart und Deutsche Geschichte: geschichtsrevisionistische Reihen des Grabertverlages. Criticón: gegründet 1970, Herausgeber Caspar von Schrenck-Notzing, ursprünglich für den rechten Rand der CDU/CSU, Vertriebenenverbände und Burschenschaften; fusionierte 1980 mit konservativ heute; inzwischen eingestellt. Junge Freiheit: gegründet 1986 von Dieter Stein und anderen Mitgliedern der Freiheitlichen Volkspartei, einer Abspaltung der Partei Die Republikaner. Sezession: Magazin und Autoren-Blog die Wissenschaftliche Reihe des Instituts für Staatspolitik Blaue Narzisse Autoren der Jungen Freiheit schreiben auch regelmäßig für das Magazin eigentümlich frei: Herausgeber Andre F. Lichtschlag, der ebenfalls regelmäßig Artikel für die Junge Freiheit schreibt.[57] Als Organe der Neuen Rechten in Österreich gelten: Die Aula: inzwischen eingestelltes Magazin, das als Sprachrohr der national-freiheitlichen Studentenverbindungen Österreichs und Sammelpunkt der extremen Rechten in der FPÖ galt[58] Der Eckart[59] Zur Zeit: anfänglich Partnerbatt der Jungen Freiheit Denkfabriken und Veranstaltungsorte Seit 1960 die größte rechtsextreme Kulturvereinigung die Gesellschaft für freie Publizistik Seit dem 9. April 1962 die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft Seit 1979 das Studienzentrum Weikersheim, von Hans Filbinger gegründetes Tagungshaus des rechtskonservativen CDU-Flügels mit Kontakten und personellen Verbindungen zur neurechten und rechtsextremen Szene. Ältere Vertreter wie Klaus Hornung und Albrecht Jebens veröffentlichen u. a. in Nation und Europa seit 1980 Thule-Seminar 1986 bis 2002 der Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis, Weiterführung als Zeit-Fragen und andere Projekte Ab 11. April 1992 der Hofgeismarer Kreis Ab 1994 das Deutsche Kolleg, ein Schulungszentrum für rechtsextreme Aktivisten Seit 2000 das „Institut für Staatspolitik“ dem neben der Jungen Freiheit eine Vordenkerfunktion für das neurechte Lager zugeschrieben wird.[60][61] Seit 2000 die Deutsche Studiengemeinschaft Die Deutsch-Europäische Studiengesellschaft[62][63][64] Die 2000 gegründet Deutsche Akademie, Organisation mit wechselnden Tagungsorten 23. November 2012 die Eröffnung der Bibliothek des Konservatismus in Berlin 1. Juli 2013 bis 2014 Zentrum für Jugend, Identität und Kultur von Felix Menzel 2013 bis 2015 der Zwischentag, neurechte Medienmesse mit Veranstaltungen 2017 bis Ende 2019 das Haus der Identitären Bewegung in Halle (Saale) Die Burschenschaft Danubia München (Bogenhausener Gespräche 1998–2012) Die Berliner Burschenschaft Gothia unter anderem Veranstaltungsort des Staatspolitischen Salons des Institut für Staatspolitik Verlage Als Beispiele für nach seiner Einschätzung rechtsextreme Verlage im Kontext der neurechten Strategie einer „Kulturrevolution von rechts“ benennt Armin Pfahl-Traughber:[65] den Grabert Verlag die Verlagsgesellschaft Berg Thomas Pfeiffer nennt als neurechte Verlage mit rechtsextremen Tendenzen:[66] Leopold Stocker Verlag Edition Antaios (Verleger Götz Kubitschek) Verlag der Freunde Verlag Zeitenwende (Herausgeber Sven Henkler; gilt als NPD-nah) Straube-Verlag (Herausgeber Hellmut Diwald) Thomas Grumke und Bernd Wagner führen als neuen rechtsradikalen Verlag im Grenzbereich zum Konservatismus u. a. auf:[67] Verlag + Agentur Werner Symanek (Oberhausen) Weitere neurechte Verlage mit rechtsextremen Tendenzen erschienen in Verfassungsschutzberichten, zum Beispiel: Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur (Gründer: Wilhelm Kammeier; Verleger Dietrich Bohlinger); ideologisch den Ludendorffern nahestehend Verlag Deutsche Militärzeitschrift (Verleger Dietmar Munier) Als Verlag für neurechte Theorien und Autoren betätigte sich zeitweise der Ullstein-Verlag.[68] Der Arndt-Verlag in Kiel mit seinen Zweigfirmen (Orion, Heimreiter, Bonus, Pour le merite, Lesen und Schenken) zählt nach Einschätzung der schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzbehörde 2008 und der Bundesregierung zu den bekanntesten Verlagen des einschlägigen Spektrums. Im Verfassungsschutzbericht 2000 wurde festgestellt, dass Dietmar Munier damit „seit Jahrzehnten einen festen Platz im rechtsextremistischen Verlagsbereich inne“ hat. zwischentag Seit 2012 treffen sich führende Köpfe der Neuen Rechten jährlich zum zwischentag. Die „freie Messe“ bietet neben über 30 Ausstellern, die vor allem dem neurechten Verlagswesen entstammen, auch ein Kulturprogramm sowie Vorträge und Podiumsdiskussionen. Sie dient der Verständigung und Vernetzung eines Spektrums, das sich selbst offen als „rechts“ bezeichnet.[69] Siehe auch Ethnopluralismus Konservative Revolution Tea-Party-Bewegung Literatur Neurechte Standardwerke Hans-Helmuth Knütter: Deutschfeindlichkeit. Gestern, heute und morgen …?, MUT-Verlag, Asendorf 1991, ISBN 978-3-89182-045-2. Günter Rohrmoser: Die Unverzichtbarkeit der Nation: Wider die Geschichtsvergessenheit, Gesellschaft für Kulturwissenschaften, Bietigheim/Baden 1992, ISBN 3-930218-06-2. Roland Bubik (Hrsg.): Wir 89er. Wer wir sind und was wir wollen. Sammelband, Ullstein Report. Ullstein, Berlin 1995, ISBN 978-3-548-36643-2. Heimo Schwilk, Ulrich Schacht (Hrsg.): Die selbstbewusste Nation. Sammelband, Ullstein, Berlin 1996, ISBN 978-3-548-33204-8. Heimo Schwilk, Ulrich Schacht (Hrsg.): Für eine Berliner Republik, Langen Müller, München 1997, ISBN 978-3-7844-2678-5. Karlheinz Weißmann: Alles, was recht(s) ist. Ideen, Köpfe und Perspektiven der politischen Rechten, Stocker, Graz 2000, ISBN 978-3-7020-0897-0. Alain de Benoist: Aufstand der Kulturen. Europäisches Manifest für das 21. Jahrhundert, 2., erw. Auflage. Junge Freiheit Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-929886-04-7. Alain de Benoist: Kritik der Menschenrechte, Junge Freiheit Verlag, Berlin 2004, ISBN 978-3-929886-19-1. Götz Kubitschek: Unsere Zeit kommt. Im Gespräch mit Karlheinz Weißmann, Edition Antaios, Schnellroda 2006, ISBN 978-3-935063-62-3. Wissenschaftliche Analysen Iring Fetscher (Hrsg.): Neokonservative und Neue Rechte. Der Angriff gegen Sozialstaat und liberale Demokratie in den Vereinigten Staaten, Westeuropa und der Bundesrepublik, C.H. Beck, München 1983, ISBN 978-3-406-09690-7. Thomas Fischer: Die „Neue Rechte“. Eine Herausforderung für die westdeutsche Linke, Neues Forum, Darmstadt 1989, ISBN 978-3-927682-03-0. Margret Feit: Die „Neue Rechte“ in der Bundesrepublik. Organisation. Ideologie. Strategie, Campus, Frankfurt am Main 1989, ISBN 978-3-593-33775-3. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa. Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 978-3-531-11890-1. Friedbert Pflüger: Deutschland driftet. Die Konservative Revolution entdeckt ihre Kinder, ECON-Verlag, Düsseldorf u. a. 1994, ISBN 978-3-430-17471-8. Raimund Hethey und Peter Kratz: (Hrsg.): In bester Gesellschaft. Antifa-Recherche zwischen Konservativismus und Neo-Faschismus, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1991, ISBN 978-3-923478-46-0. Peter Kratz: Rechte Genossen – Neokonservatismus in der SPD, Elefanten Press, Berlin 1995, ISBN 978-3-88520-552-4. Michael Schneider: „Volkspädagogik“ von rechts. Ernst Nolte, die Bemühungen um die „Historisierung“ des Nationalsozialismus und die „selbstbewusste Nation“. Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1995, ISBN 3-86077-463-8. PDF Johannes Klotz, Ulrich Schneider: Die selbstbewusste Nation und ihr Geschichtsbild. Geschichtslegenden der Neuen Rechten. PapyRossa-Verlag, Köln 1997, ISBN 3-89438-137-X. Barbara Junge, Julia Naumann, Holger Stark: Rechtsschreiber. Wie ein Netzwerk in Medien und Politik an der Restauration des Nationalen arbeitet, Antifa-Edition, Elefanten-Press, Berlin 1997, ISBN 978-3-88520-621-7. Kurt Lenk, Günter Meuter, Henrique Ricardo Otten: Vordenker der Neuen Rechten, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 978-3-593-35862-8. Iris Weber: Nation, Staat und Elite. Die Ideologie der Neuen Rechten, PapyRossa-Verlag, Köln 1997, ISBN 978-3-89438-129-5. Wolfgang Gessenharter (Hrsg.): Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland. Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes?, Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN 978-3-8100-2053-6. Armin Pfahl-Traughber: Konservative Revolution und Neue Rechte. Rechtsextremistische Intellektuelle gegen den demokratischen Verfassungsstaat, Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN 978-3-8100-1888-5. Jean Cremet, Felix Krebs, Andreas Speit: Jenseits des Nationalismus. Ideologische Grenzgänger der „Neuen Rechten“. Ein Zwischenbericht, Unrast Verlag, Münster 1998, ISBN 978-3-928300-94-0. Alice Brauner-Orthen: Die Neue Rechte in Deutschland. Antidemokratische und rassistische Tendenzen, Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 978-3-8100-3078-8. Uwe Backes: Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in: Aus Politik und Zeitgeschichte 46/2001, S. 24–30 (Online; PDF, 59 kB). Friedemann Schmidt: Die Neue Rechte und die Berliner Republik, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 978-3-531-13642-4. Martin K. W. Schweer (Hrsg.): Die Neue Rechte. Eine Herausforderung für Forschung und Praxis, Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-631-39053-5. Rainer Benthin: Auf dem Weg in die Mitte: Die Öffentlichkeitsstrategien der Neuen Rechten, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-593-37620-2. Wolfgang Gessenharter (Hrsg.): Die Neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie?, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-8100-4162-3. Wolfgang Gessenharter: Die Neue intellektuelle Rechte und ihre Unterstützung durch Politik und Medien. in: Stephan Braun, Daniel Hörsch (Hrsg.): Rechte Netzwerke. Eine Gefahr, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-8100-4153-1. Hanna-Ruth Metzger: Rechtsintellektuelle Offensive: Diskursstrategische Einflüsse auf die politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland, LIT-Verlag, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7432-2. Gabriele Kämper: Von der Selbstbewussten Nation zum nationalen Selbstbewusstsein. Die Neue intellektuelle Rechte bewegt sich auf rhetorischen Pfaden in die Mitte der Gesellschaft. (PDF; 3,8 MB). In: WerkstattGeschichte. 37, Klartext Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-411-5, S. 64–79. Gabriele Kämper: Die männliche Nation. Politische Rhetorik der neuen intellektuellen Rechten, Böhlau, Köln u. a. 2005, ISBN 978-3-412-13805-9. Regina Wamper, Helmut Kellershohn, Martinz Dietzsch (Hrsg.): Rechte Diskurspiraterien. Strategien der Aneignung linker Codes, Symbole und Aktionsformen, Unrast, Münster 2010, ISBN 978-3-89771-757-2. Fabian Virchow: Faschistische Tatgemeinschaft oder weltanschauliche Kaderschmiede? Systemoppositionelle Strategien der bundesdeutschen Rechten nach 1969. in: Massimiliano Livi, Daniel Schmidt, Michael Sturm (Hrsg.): Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt. Politisierung und Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer Rechter, Campus, Frankfurt a. M./New York 2010, ISBN 978-3-593-39296-7, S. 229–247. Volker Weiß: Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten. Von Spengler bis Sarrazin, Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77111-7. Die neuen Rechten in Europa. Zwischen Neoliberalismus und Rassismus., Hrsg.: Peter Bathke, Anke Hoffstadt, PapyRossa Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-89438-507-1 Liane Bednarz, Christoph Giesa: Gefährliche Bürger. Die neue Rechte greift nach der Mitte, Hanser Verlag, München 2015, ISBN 978-3-446-44461-4. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Rechte Kulturrevolution. Wer und was ist die Neue Rechte von heute?, VSA-Verlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-639-8. Samuel Salzborn: Angriff der Antidemokraten. Die völkische Rebellion der Neuen Rechten, Beltz Juventa, Weinheim, Basel 2017, ISBN 978-3-7799-3674-9. Volker Weiß: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes, Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-96326-7. Patrick Keßler: Die "Neue Rechte" in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus? Protagonisten, Programmatik und Positionierungsbewegungen, LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-643-13844-6. Daniel Hornuff: Die Neue Rechte und ihr Design. Vom ästhetischen Angriff auf die offene Gesellschaft, transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4978-9. Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen Rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2019, ISBN 978-3-499-63451-2. Sebastian Pittl: Die politische Theologie neurechter Bewegungen in Michael Klöcker, Udo Tworuschka (Hrsg.): Handbuch der Religionen. 60. Ergänzungslieferung, Westarp Science Fachverlage, Hohenwarsleben 2019, I - 14.10.3. Jay Julian Rosellini: The German New Right. AfD, PEGIDA, and the Re-imaging of National Identity, Hurst & Company, London 2019. ISBN 978-1-78738-140-7. Ralf Fücks, Christoph Becker (Hrsg.): Das alte Denken der Neuen Rechten. Die langen Linien der antiliberalen Revolte., Sammelband des "Institut Solidarische Moderne", Wochenschau Verlag, Frankfurt 2020, ISBN 978-3-7344-1122-9. Weitere Länder Andreas Umland: Der „Neoeurasismus“ des Aleksandr Dugin: Zur politischen Strategie der russischen „Neuen Rechten“ sowie zur Rolle des integralen Traditionalismus und (quasi-)religiöser Elemente in ihrer Ideologie. In: Margarete Jäger, Jürgen Link (Hrsg.): Macht – Religion – Politik. Zur Renaissance religiöser Praktiken und Mentalitäten. Unrast Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-89771-740-4, S. 141–160. Bernhard Schmid: Die Neue Rechte in Frankreich. Unrast Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-89771-102-0. Bernhard Schmid: Zwischen Metapolitik und Marsch durch die Institutionen: Die Nouvelle Droite in Frankreich. In: Massimiliano Livi, Daniel Schmidt, Michael Sturm (Hrsg.): Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt. Politisierung und Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer Rechter. Campus, Frankfurt a. M./New York 2010, ISBN 978-3-593-39296-7, S. 131–145. Weblinks Jürgen P. Lang: Eine neue Neue Rechte? Analyse der Traditionen und Innovationen einer rechtsextremistischen Denkströmung. (28. Juni 2017) Neuerechte.org, interaktive Website von Christian Fuchs und Paul Middelhoff Armin Pfahl-Traughber: Die Neue Rechte in Frankreich und Deutschland (Memento vom 11. Dezember 2009 im Internet Archive) Michael Schneider: Aus dem Schatten der Vergangenheit: Von der Rehabilitierung des National-Konservatismus zur Formierung der „Neuen Rechten“ Verfassungsschutz NRW: Ideologie und Mythen. Zur Neuen Rechten im Internet (Memento vom 11. Juni 2007 im Internet Archive) (PDF; 280 kB) Einzelnachweise Richard Stöss: Der rechte Rand des Parteiensystems, in: Oskar Niedermayer (Hrsg.): Handbuch Parteienforschung, VS Springer: Wiesbaden 2013, S. 563–618, hier S. 568. Andreas Speit, Andrea Röpke: Neonazis in Nadelstreifen: Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-467-9, S. 74.; Franz Gress, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 978-3-531-11890-1, S. 13. Andreas Speit: Schicksal und Tiefe. Sehnsüchte der Neuen Rechten. In: Cremet/Krebs/Speit: Jenseits des Nationalismus. Unrast Verlag, Hamburg 1999, ISBN 978-3-928300-94-0, S. 18. vgl. Ines Aftenberger: Die Neue Rechte und der Neorassismus. Grazer Universitätsverlag, Graz 2007, ISBN 978-3-7011-0088-0, S. 53 und 237. Andreas Speit: Schicksal und Tiefe. Sehnsüchte der Neuen Rechten. In: Cremet/Krebs/Speit: Jenseits des Nationalismus. Unrast Verlag, Hamburg 1999, ISBN 978-3-928300-94-0, S. 17–22. Wolfgang Gessenharter: Was ist Rechtsextremismus? Zentrale Aspekte eines vielschichtigen Problems. Spöhr, Holger/Kolls, Sarah (Hrsg.): Rechtsextremismus in Deutschland und Europa, Frankfurt: Peter Lang, 2010, S. 27–43 Richard Stöss: Die "neue Rechte" in der Bundesrepublik. Dossier Rechtsextremismus, Bundeszentrale für Politische Bildung, Dezember 2007. Werner T. Bauer: Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien in Europa, Österreichische Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung - ÖGPP (Hrsg.), Wien 2012, S. 9f., pdf (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive) Eva Schweitzer: Tea Party: Die weiße Wut: Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2012, ISBN 978-3-423-24904-1 Gerd Wiegel, Guido Speckmann: Die Rechte von heute. Vom alten Faschismus zum neuen Sozialdarwinismus. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, März 2012. Volker Weiß: Deutschlands neue Rechte. Angriff der Eliten – von Spengler bis Sarrazin. Paderborn u. a. 2011. Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen. DVA. München 2010, Peter Sloterdijk: Die Verachtung der Massen. Versuch über Kulturkämpfe in der modernen Gesellschaft. Suhrkamp. Frankfurt a. M. 2000 und Peter Sloterdijk: Regeln für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus. Suhrkamp, Frankfurt 2008, (Nachdruck der ersten Auflage von 1999) Volker Weiß: Deutschlands neue Rechte. Angriff der Eliten - von Spengler bis Sarrazin. Paderborn u. a. S. 131. Volker Weiß: Deutschlands neue Rechte. Angriff der Eliten - von Spengler bis Sarrazin. Paderborn u. a. S. 61 Volker Weiß: Deutschlands neue Rechte. Angriff der Eliten - von Spengler bis Sarrazin. Paderborn u. a. S. 122. Richard Stöss: Die "neue Rechte" in der Bundesrepublik. Bundeszentrale für Politische Bildung 17. Dezember 2007. Roland Eckert: Kulturelle Homogenität und aggressive Intoleranz. Eine Kritik der Neuen Rechten. Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 44/2010). Online: Bundeszentrale für Politische Bildung, Oktober 2010 Armin Pfahl-Traughber: Die „Umwertung der Werte“ als Bestandteil einer Strategie der „Kulturrevolution“. Die Begriffsumdeutung von Demokratie durch rechtsextremistische Intellektuelle. In: Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer (Hrsg.): Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie, Wiesbaden 2004, S. 73–94. Steffen Kailitz: Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 2004, S. 85. Gabriele Kämper: Die männliche Nation. Politische Rhetorik der neuen intellektuellen Rechten, Böhlau 2005, ISBN 3-412-13805-3, S. 21f. Der umstrittene Begriff des Faschismus. Interview mit Roger Griffin in: DISS-Journal 13, 2004, S. 13 Roger Griffin: Völkischer Nationalismus als Wegbereiter und Fortsetzer des Faschismus: Ein angelsächsischer Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen. in: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hrsg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt - Analysen rechter Ideologie. Unrast Verlag, Münster 2005, ISBN 3-89771-737-9, S. 41f Roger Griffin: Völkischer Nationalismus… in: Kauffmann, Kellershohn, Paul (Hrsg.): Völkische Bande…. Unrast Verlag, Münster 2005, S. 41f Volker Weiß: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, S. 214 Roger Griffin: Völkischer Nationalismus… in: Kauffmann, Kellershohn, Paul (Hrsg.): Völkische Bande…. Unrast Verlag, Münster 2005, S. 41f Alfred Schobert: Analysen und Essays. Hrsg.: Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. Unrast-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-89771-750-3, Kreuz, Totenkopf, Gruft, S. 147–157, hier S.155. Christian Dornbusch: Von Landsertrommeln und Lärmorgien. In: Andreas Speit (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung. Unrast, Münster 2002, ISBN 3-89771-804-9, S. 123–147, hier S.126 f. Thomas Naumann, Patrick Schwarz: Von der CD zur ›Lichtscheibe‹. In: Andreas Speit (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung. Unrast, Münster 2002, ISBN 3-89771-804-9, S. 161–194, hier S.169. Friedrich Paul Heller: Die Neue Rechte und das Neuheidentum. Auszug aus dem Essay Mythologie und Okkultismus bei den deutschen Rechtsextremen ist aus dem Buch Handbuch Rechtsradikalismus, Thomas Grumke und Bernd Wagner (Hrsg.), Leske + Budrich, 2002. Walter Laqueur: Faschismus. Gestern-heute-morgen. Propyläen Verlag, Berlin, 1997 ISBN 3-549-05602-8, S. 153 Mut Gegen Rechte Gewalt (Memento vom 14. September 2013 im Internet Archive) Günter Bartsch: Revolution von rechts? Ideologie und Organisation der Neuen Rechten. 2. Auflage. Herder Verlag, 1984, ISBN 3-451-07518-0. Margret Feit: Die „Neue Rechte“ in der Bundesrepublik : Organisation - Ideologie - Strategie, Campus-Verlag, Frankfurt/Main 1987, ISBN 3-593-33775-4 Martin Dietzsch: Zwischen Konkurrenz und Kooperation. Organisationen und Presse der Rechten in der Bundesrepublik. In: Siegfried Jäger (Hg.): Rechtsdruck. Die Presse der Neuen Rechten. J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 1988, S. 31–80. Klaus Schönekäs: Neue Rechte in der Bundesrepublik, in: Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa, Westdeutscher Verlag Opladen 1989, S. 280 Susanne Mantino: Die Neue Rechte in der „Grauzone“ zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus: eine systematische Analyse des Phänomens Neue Rechte. Frankfurt am Main 1992. Hans-Ulrich Wehler: Angst vor der Macht? Die Machtlust der „Neuen Rechten“. In: Christian Jansen (Hrsg.): Von der Aufgabe der Freiheit. Politische Verantwortung und bürgerliche Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Hans Mommsen zum 5. November 1995, Berlin 1995, S. 309–319. Reinhard Opitz: Faschismus und Neofaschismus, Pahl-Rugenstein, Bonn 1996, ISBN 3-89144-209-2, S. 227f. Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte – Eine Gefahr für die Demokratie? Wiesbaden 2004, S. 33, 53. Wolfgang Gessenharter: Was ist Rechtsextremismus? Zentrale Aspekte eines vielschichtigen Problems, in: Spöhr, Holger/Kolls, Sarah (Hrsg.): Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Aktuelle Entwicklungstendenzen im Vergleich, Frankfurt u. a.: Peter Lang 2010, S. 27–43 Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik 1999/2001, S. 40–50 Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte – Eine Gefahr für die Demokratie? Wiesbaden 2004, S. 33, 53. Richard Stöss: Die „neue Rechte“ in der Bundesrepublik. Bundeszentrale für Politische Bildung 17. Dezember 2007. Richard Stöss: Der rechte Rand des Parteiensystems, in: Oskar Niedermayer (Hrsg.): Handbuch Parteienforschung, VS Springer: Wiesbaden 2013, S. 563–618, hier S. 574 Wolfgang Gessenharter: Der Schmittismus der Jungen Freiheit und seine Unvereinbarkeit mit dem Grundgesetz, in: Bundeszentrale für Politische Bildung, 18. Juli 2007. Uwe Backes: Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland (2001; pdf; 59 kB) Patrick Keßler: Die "Neue Rechte" in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus? Protagonisten, Programmatik und Positionierungsbewegungen. LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3643138446. S. 25f. und 283. Wolfgang Gessenharter: Zur Funktion neurechter Freund-Feindbilder in Geschichte und Gegenwart der Bundesrepublik, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung an der Universität Hamburg am 12. Mai 1999, Greven, Michael Th./von Wrochem, Oliver (Hrsg.): Der Krieg in der Nachkriegszeit, Opladen: Leske+Budrich 2000, S. 197–211 Samuel Salzborn: Angriff der Antidemokraten. Die völkische Rebellion der Neuen Rechten. Beltz Juventa, Weinheim 2017, S. 187 f. Ralf Melzer: „Rechtsextremismus.“ In: Helmut Reinalter (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier, Leipzig 2018, S. 218 Verfassungsschutzbericht 2006 (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 5,1 MB): Neue Rechte, S. 355. Thomas Pfeiffer: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive) (PDF; 2,6 MB), 2000, S. 35ff.; Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, C. H. Beck, 3. Auflage, München 2001, ISBN 3-406-47244-3, Teil III: Intellektuelle, Publikationsorgane, Themenfelder und Verlage, S. 40; Rainer Benthin: Auf dem Weg in die Mitte: Öffentlichkeitsstrategien der neuen Rechten, 2004, S. 16ff. Wolfgang Gessenharter: Was ist Rechtsextremismus? Zentrale Aspekte eines vielschichtigen Problems. Spöhr, Holger/Kolls, Sarah (Hrsg.): Rechtsextremismus in Deutschland und Europa, Frankfurt: Peter Lang, 2010, S. 27–43 Patrick Keßler: Die "Neue Rechte" in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus? Protagonisten, Programmatik und Positionierungsbewegungen. LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3643138446. S. 176–178. vgl. Franz Gress, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Grossbritannien. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 978-3-531-11890-1, S. 241ff. Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, 2001, S. 40ff. und 46 Autoren (Memento vom 1. Januar 2008 im Internet Archive), abgerufen am 23. Oktober 2012. Thomas Pfeiffer: Publizistik der Neuen Rechten, in: Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie? 2004, S. 169 Andrea Ilse Maria Reiter: Der „Eckartbote“ (1952-1982), Verlag Heinz, 1985 Die beiden Gründer sind Götz Kubitschek (Herausgeber der Sezession) und Karlheinz Weißmann der sich im Frühjahr 2014 vom IfS trennte und dem Jungen Freiheit-Flügel der „Neuen Rechten“ anschloss, der Wochenzeitung für die er seit Jahren schreibt Interview mit Karlheinz Weißmann „Sonst endet die AfD als ‘Lega Ost’“, "Junge Freiheit" 21. Dezember 2015 Profil: Deutsch-Europäische Studiengesellschaft (DESG) Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin Deutsch-Europäische Studiengesellschaft- dem Europagedanken der Waffen-SS verpflichtet - Rühriger Vernetzer, von Anton Maegerle Blick nach Rechts 25. Januar 2011 Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, 2001, S. 42 Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie? 2004, S. 130; 203; 207 Thomas Grumke, Bernd Wagner: Handbuch Rechtsradikalismus. Personen, Organisationen, Netzwerke: vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft. Leske + Budrich Verlag, 2002, ISBN 3-8100-3399-5, S. 455. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa. Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien. 1990, S. 51; Ralf Havertz: Der Anstoß. Botho Strauß’ Essay „Anschwellender Bocksgesang“ und die Neue Rechte. Eine kritische Diskursanalyse. Band II, Traktor-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-9811991-4-7, S. 373. Die Neuen Rechten vernetzen sich in Berliner Zeitung vom

_____________________________________________________________________________________________

Unter Rätekommunismus versteht man eine marxistische Bewegung, deren Idee des Kommunismus vor allem vom Gedanken der kollektiven Selbstverwaltung und Basisdemokratie in Arbeiterräten geprägt ist. Inhaltsverzeichnis 1 Konzeption 2 Geschichte und Einfluss 3 Literatur 4 Weblinks Konzeption Nach Meinung der Rätekommunisten sollen in der kommunistischen Revolution die Arbeiterräte an die Stelle der Regierung treten, jedoch die Ausbildung eines autoritären Staates verhindern. Die entsprechende Gesellschaftsform wird Rätedemokratie oder Räterepublik genannt. Der Rätekommunismus steht in unversöhnlichem Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, zum Parlamentarismus und auch zum autoritären Marxismus-Leninismus. Die Sowjetunion war in ihrer Anfangszeit stark von Idee und Praxis der Rätedemokratie getragen („Alle Macht den Räten“, lautete eine Parole der Bolschewiki), bis sich spätestens unter der Herrschaft des Stalinismus die Macht der Räte schrittweise auflöste. Die Herrschaftsausübung im Rätekommunismus erfolgt maßgeblich in den Räten, welche als Exekutive, Legislative aber auch als Judikative in einem agieren. Die Vertreter dieser Organe unterliegen einem imperativen Mandat, d. h., sie können jederzeit von der Wählerschaft wieder abgewählt werden. Es besteht Rechenschaftspflicht, wodurch eine radikale Demokratie gewährleistet ist. Angehörige des Bürgertums haben in der Regel keinen Zugang zu den Räten, wie sie bereits aus den Sowjets in der russischen Revolution ausgeschlossen waren. Als Vorbild einer rätedemokratischen Organisationsstruktur gilt insbesondere die bereits von Karl Marx euphorisch begrüßte Pariser Kommune, in die Herausbildung der Idee des Rätekommunismus sind aber auch syndikalistische Konzeptionen eingeflossen. Geschichte und Einfluss Ihre Blütezeit erlebte die Idee der Rätedemokratie vor allem in Deutschland mit der Novemberrevolution im Jahr 1918 und in deren unmittelbarer Folgezeit. Im engeren Sinne rätekommunistische Organisationen entwickelten sich im Zuge der nach der Novemberrevolution zunehmenden Fraktionskämpfe innerhalb der deutschen Linken. Nach dem Ausschluss vieler Linksabweichler aus der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) unter Führung von Paul Levi Ende 1919 gründete sich die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) sowie die linke Richtungsgewerkschaft Allgemeine Arbeiter-Union Deutschlands (AAUD). Diese Organisationen verfügten zum Zeitpunkt ihrer Gründung über etwa hunderttausend Mitglieder – und hatten damit mehr Mitglieder als die KPD. Die wichtigste inhaltliche Differenz zwischen KPD und Rätekommunisten bestand in der Einschätzung der Führungsrolle der Partei, die von den Rätekommunisten zugunsten des Gedankens der Selbstverwaltung vehement abgelehnt wurde. Auch die Einschätzung der Entwicklung in der jungen Sowjetunion war wesentlich verschieden: Die Rätekommunisten bezeichneten die Parteiherrschaft in der Sowjetunion nach der Entmachtung der Räte als Staatskapitalismus, womit sie die Tatsache in den Blick rückten, dass die bloße Verstaatlichung der Produktionsmittel noch nicht zu ihrer Vergesellschaftung geführt habe. Stattdessen habe der Staat die Funktion der Kapitalistenklasse innerhalb der Gesellschaft übernommen. Eine Befreiung von der Lohnarbeit habe nicht stattgefunden. Bestanden ursprünglich noch gute Kontakte zur III. Kommunistischen Internationale, kam es bald darauf zum Bruch. Lenin griff die Rätekommunisten in seinem Buch Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im Kommunismus scharf an. Ende 1921 trennten sich Teile der AAUD von der KAPD und existierten als Allgemeine Arbeiter-Union – Einheitsorganisation (AAUE) weiter. Die rätekommunistische Bewegung verlor nach den erneut aufflammenden revolutionären Unruhen 1923 in Deutschland zunehmend an Einfluss. Rätekommunistische Organisationen in der Endphase der Weimarer Republik und im Widerstand gegen den Faschismus waren die Roten Kämpfer, die Kommunistische Räte-Union und die Kommunistische Arbeiter Union Deutschlands (KAUD). Rätekommunistische Ideen hatten auch in den Niederlanden, Großbritannien sowie Bulgarien und Dänemark Einfluss in der sozialrevolutionären Bewegung. Zu den wichtigsten Theoretikern des Rätekommunismus zählen Anton Pannekoek (Pseudonym Karl Horner), Paul Mattick, Karl Korsch, Otto Rühle, Herman Gorter, Willy Huhn, Cajo Brendel, Sylvia Pankhurst sowie die späteren Nationalbolschewisten Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim. Auch die spätere Neue Linke um 1968 sowie insbesondere die Situationisten in Frankreich waren von rätekommunistischen Ideen beeinflusst. Literatur Anton Pannekoek: Arbeiterräte. Texte zur sozialen Revolution. Germinal Verlag, Fernwald (Annerod) 2008. ISBN 978-3-88663-490-3. Anton Pannekoek: Workers’ Councils. (Introduction by Noam Chomsky) AK Press Oakland and Edinburgh 2003. Cajo Brendel: Anton Pannekoek. Denker der Revolution Freiburg 2001. (Memento vom 1. Oktober 2010 im Internet Archive) Herman Gorter: Offener Brief an den Genossen Lenin Eine Antwort auf Lenins Broschüre: "Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus" (1920) Andreas G. Graf (Hrsg.), Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil. Berlin: Lukas-Verlag 2001, ISBN 3-931836-23-1 Frits Kool (Hrsg.): Die Linke gegen die Parteiherrschaft. (Band 3 der 'Dokumente der Weltrevolution') Olten und Freiburg 1970. Gottfried Mergner (Hrsg.): Gruppe Internationale Kommunisten Hollands. Reinbek 1971. H. (FAU-Bremen): Syndikalismus, kommunistischer Anarchismus und Rätekommunismus. Eine Erwiderung auf die rätekommunistische Kritik am „Gewerkschaftsfetischismus“ und am kommunistischen Anarchismus Erich Mühsams, Bremen 2005. Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft, Bd. 13). Meisenheim/Glan 1969. Hans Manfred Bock: Geschichte des ‘linken Radikalismus’ in Deutschland. Ein Versuch. Frankfurt/M. 1976. Philippe Bourrinet: The Dutch and German Communist Left: A Contribution to the History of the Revolutionary Movement., 1988–1998 ders.: Lexikon des deutschen Rätekommunismus 1920-1960, Paris, 1. Juli 2017, Verlag moto proprio, 我的摩托 车出版社 W.I. Lenin: Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus (1920); in: W.I. Lenin Werke Band 31, Berlin (DDR): Dietz Verlag, 1964 Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) war eine kommunistische Partei während der Weimarer Republik, die linke, antiparlamentaristische und rätekommunistische Positionen vertrat. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks Geschichte Die KAPD wurde am 4./5. April 1920 von Mitgliedern des linken Flügels der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gegründet, die auf dem Heidelberger Parteitag der KPD (20.–23. Oktober 1919) durch die Zentrale Leitung unter Paul Levi ausgeschlossen worden waren. Viele von ihnen waren vor der KPD-Gründung in der Gruppe Internationale Kommunisten Deutschlands aktiv. Ihr Hauptziel war die sofortige Beseitigung der bürgerlichen Demokratie und die Konstituierung einer Diktatur des Proletariats, wobei eine Diktatur einer Partei nach russischem Vorbild verworfen wurde. Die KAPD lehnte, anders als die KPD, insbesondere die leninistische Organisationsform des sogenannten demokratischen Zentralismus, die Teilnahme an Wahlen und die Mitarbeit in reformistischen Gewerkschaften ab. Eine wichtige Rolle für die KAPD spielten die niederländischen kommunistischen Theoretiker Anton Pannekoek und Herman Gorter, die nach dem Vorbild der KAPD in den Niederlanden die KAPN ins Leben riefen, die freilich niemals die Bedeutung der Schwesterpartei in Deutschland erreichte. Hintergrund für die Gründung der KAPD war der Kapp-Putsch. Er hatte nach Ansicht des linken Flügels in der KPD gezeigt, dass das Verhalten der KPD-Parteileitung gleichbedeutend mit einem Aufgeben des revolutionären Kampfes war, da die KPD eine mehrmals wechselnde Haltung zum Generalstreik eingenommen und im Bielefelder Abkommen vom 24. März 1920 einer Entwaffnung der Roten Ruhrarmee zugestimmt hatte. Die Berliner Bezirksgruppe rief zum 3. April 1920 einen Kongress der linken Opposition ein. Dort wurde beschlossen, sich als die „Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands“ zu konstituieren. Die Delegierten vertraten nach Schätzungen 80.000 KPD-Mitglieder. Die neu gegründete Partei trat für die Ablehnung der parlamentarischen Tätigkeit und den aktiven Kampf gegen den bürgerlichen Staat ein. Sie arbeitete in der Folgezeit eng mit der AAUD zusammen. Hochburgen der Partei lagen in Berlin, Hamburg, Bremen und Ostsachsen, wo sich jeweils ein Großteil der KPD-Mitglieder der neuen Partei anschloss. Im August 1920 erfolgte der Ausschluss der Hamburger Gründungsmitglieder Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim, die nationalbolschewistische Ideen vertreten hatten. Zwei Monate später wurde auch Gründungsmitglied Otto Rühle ausgeschlossen. Die KAPD war 1920 bis 1921 kooptiertes Mitglied der III. Internationale. 1921 kooperierte die KAPD bei der Märzaktion wieder mit der KPD. Ausgelöst wurde dies durch den Einmarsch von Truppen der Weimarer Republik in das mitteldeutsche Industriegebiet, wobei KAPD und KPD befürchteten, dass das Militär die Betriebe besetzen wollte. Ende 1921 kam es zu einer weiteren Absplitterung, als sich Teile der AAUD um Rühle, Franz Pfemfert und Oskar Kanehl von der KAPD trennten und die AAUE gründeten. Nach 1921, als die KAPD noch über 43.000 Mitglieder verfügte, verlor die die Partei mehr und mehr an Bedeutung und spaltete sich 1922 in die „Berliner Richtung“ und die „Essener Richtung“ um Alexander Schwab, Arthur Goldstein, Bernhard Reichenbach und Karl Schröder. Hauptgrund war die Ablehnung der Beteiligung an betrieblichen Tageskämpfen in einer als revolutionär eingeschätzten Situation durch die Essener. Die Gründung einer Kommunistischen Arbeiter-Internationale (KAI) 1922 durch die KAPD der „Essener Richtung“ (die „Berliner Richtung“ lehnte diesen Schritt als verfrüht ab), gemeinsam mit den Gruppen um Herman Gorter in den Niederlanden, um Sylvia Pankhurst in Britannien und weiteren Gruppen in Belgien, Bulgarien und unter Exilanten aus der Sowjetunion war wenig erfolgreich. Die KAI, deren Sekretariat von der deutschen Sektion dominiert wurde, zerfiel bis 1925. 1926/1927 kam es zum kurzfristigen Zusammenschluss der KAPD (Berliner Richtung) mit der Entschiedenen Linken um den aus der KPD ausgeschlossenen Abgeordneten Ernst Schwarz. Diese Fusion führte innerhalb der KAPD zu einer weiteren Spaltung, da Schwarz sein Abgeordnetenmandat nicht niederlegte, wie es eine Minderheit der Mitglieder forderte, die sich nach dem darauf erfolgten Austritt um die Zeitschrift Vulkan gruppierte. Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus, die in der Tradition der KAPD standen, waren die Roten Kämpfer und die Kommunistische Räte-Union im Raum Braunschweig. Genuine KAPD-Widerstandsgruppen gab es im Ruhrgebiet, in Leipzig (wo die örtliche KAPD-Gruppe in ihrer Druckerei auch Materialien für andere Widerstandsgruppen erstellte), in Königsberg und im litauischen Memel. Weitere bekannte Mitglieder der KAPD waren die Schriftsteller Franz Jung, Adam Scharrer und Friedrich Wendel, der Künstler Heinrich Vogeler, der Pressefotograf John Graudenz, der Anthropologe Paul Kirchhoff, die Anführer bewaffneter kommunistischer Partisanengruppen 1920/1921 Max Hölz und Karl Plättner, die rätekommunistischen Theoretiker und Aktivisten Fritz Rasch, Paul Mattick und Jan Appel sowie August Merges, der 1918/1919 kurzzeitig Präsident der Sozialistischen Republik Braunschweig war. Siehe auch Liste linkskommunistischer Organisationen in der Weimarer Republik Literatur Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918–1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (= Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft. Bd. 13, ISSN 0542-6480). Hain, Meisenheim am Glan 1969 (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 1968). Hans Manfred Bock: Geschichte des „linken Radikalismus“ in Deutschland. Ein Versuch (= Edition Suhrkamp 645). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-00645-2. Die Allgemeine Arbeiter-Union – Einheitsorganisation (AAUE, auch AAU-E) war eine antiparlamentarische und antiautoritäre rätekommunistische Organisation in der Weimarer Zeit. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Fraktionskämpfe und Zerfall 3 Reorganisationsversuch 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks Entstehung Die AAUE konstituierte sich im Oktober 1921, nachdem es in der KAPD und der ihr angeschlossenen betrieblichen Organisation Allgemeine Arbeiter-Union Deutschlands (AAUD) zu verstärkter Kritik an der Unterordnung der AAUD unter die KAPD gekommen war. Ansatz der Kritik war es, eine politisch-betriebliche Einheitsorganisation aufzubauen. Der neuen Organisation schlossen sich wesentliche Teile der AAUD-Strukturen in Ostsachsen und Nordwestdeutschland sowie Minderheiten in anderen Regionen an; bekannte Gründungsmitglieder waren u. a. der ehemalige Reichstagsabgeordnete Otto Rühle, der Herausgeber der Aktion, Franz Pfemfert, der Dichter Oskar Kanehl und der bekannte Strafverteidiger in politischen Prozessen, James Broh. Die AAUE gab die Wochenzeitungen Einheitsfront und Betriebsorganisation heraus und verfügte mit der Aktion über eine ihr nahestehende Zeitschrift. Durch die Verbindung mit der Aktion bewegten sich zeitweise auch Schriftsteller wie Max Herrmann-Neiße und Carl Sternheim im Umfeld der Organisation. Über die Mitgliederzahlen gibt es keine genaueren Angaben, die von Pfemfert genannten anfänglichen 60.000 Mitglieder dürften jedoch übertrieben gewesen sein. Fraktionskämpfe und Zerfall Schnell kam es in der neuen Organisation zu Fraktionskämpfen und zentrifugalen Tendenzen, welche bis Mitte der 1920er Jahre zur Aufspaltung in mehrere, alle den Namen AAUE tragenden Gruppen führte. Die drei letztgenannten Organisationen dürften in der Endphase der Weimarer Republik alle jeweils einige hundert Mitglieder gehabt haben: „Heidenauer Richtung“ um die Zeitschrift Revolution. Sie pflegte eine individualistische und organisationsfeindliche Ausrichtung und löste sich konsequenterweise 1923 selbst auf. „Zwickauer Richtung“ um die Zeitschrift Weltkampf. Sie trat für die Beteiligung an Betriebsratswahlen und Annäherung an anarchosyndikalistische Positionen ein, 1923 erfolgt der Anschluss an die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD). „2. Zwickauer Richtung“ um die Wochenzeitungen Proletarischer Zeitgeist (Zwickau, Auflage im Jahr 1932 von 2.400 Exemplaren) und Von Unten Auf (Hamburg). Sie zeigte Nähe zu anarchistischen Positionen und starke Intellektuellenfeindlichkeit. 1924 schloss sich dieser Organisation eine Gruppe ehemaliger KPD-Mitglieder um Ketty Guttmann an und konnte sich bis zur teilweisen Zerschlagung während der Zeit des Nationalsozialismus halten. Die Hamburger Gruppe um Otto Reimers gab in der Illegalität bis Mitte 1934 den Mahnruf heraus, anderen lokalen Gruppen gelang es teilweise die NS-Zeit zu überdauern. „Frankfurt-Breslauer Richtung“ um die Zeitschrift Die Proletarische Revolution. Sie stand in Verbindung zu den rätekommunistischen Ideen der Individualpsychologie Alfred Adlers. Sie arbeitete eng mit Otto Rühle zusammen und war aktiv in der proletarischen Freidenkerbewegung. 1931 Zusammenschluss mit Teilen der AAUD und der KAPD zur Kommunistischen Arbeiter Union Deutschlands (KAUD). Im Kopf der KAUD-Zeitschrift Der Kampfruf, die bis 1933 in Berlin erschien, bezeichnet sich die Gruppe auch als KAU-RBO (Revolutionäre Betriebsorganisation). Ehemalige Mehrheitsfraktion der alten AAUE um Franz Pfemfert und Oskar Kanehl. 1926/1927 zeitweiliger Zusammenschluss mit einer ultralinken KPD-Abspaltung um Iwan Katz und dem Industrieverband für das Verkehrsgewerbe zum Spartakusbund linkskommunistischer Organisationen (Spartakusbund Nr. 2). Sie gab Einheitsfront und später Spartakus und Die Weltrevolution heraus, zerfiel aber 1932/33. Reorganisationsversuch Versuche der Strömung um den Proletarischen Zeitgeist, nach 1945 in der Zwickauer Region die Organisation wiederherzustellen, wurden 1948 repressiv unterbunden, der leitende Aktivist der Gruppe, Wilhelm Jelinek, starb 1952 unter ungeklärten Umständen im Zuchthaus Bautzen. Anarchismus (abgeleitet von altgriechisch ἀναρχία anarchia ‚Herrschaftslosigkeit‘; Derivation aus α privativum und ἀρχή arche ‚Herrschaft‘) ist eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unter­drückung von Freiheit ablehnt. Dieser wird eine Gesell­schaft entgegengestellt, in der sich Individuen auf freiwilliger Basis selbst­bestimmt und föderal in Kollektiven verschiedener Art wie Kommunen als kleinster Einheit des Zusammen­lebens, Genossenschaften und Syndikaten als Basis der Produktion zusammen­schließen.[1] Es gibt innerhalb des Anarchismus viele teils sehr unterschiedliche Strömungen. Grundsätzlich bedeutet Anarchie die Aufhebung hierarchischer Strukturen – bis hin zur Auflösung staatlicher Organisiertheit der menschlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Freiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Selbstverwirklichung der Individuen und kollektive Selbstverwaltung. Der Anarchismus wird in einem sozialrevolutionären Sinn von seinen Vertretern als Synthese zwischen individueller Freiheit wie im Liberalismus und sozialer Verantwortung für die Gemeinschaft wie im Sozialismus verstanden. Menschen, die nach diesen Prinzipien leben oder eine herrschaftsfreie Gesellschaft anstreben, werden als Anarchisten bezeichnet. Bisweilen wird im deutschsprachigen Raum das Adjektiv libertär (deutsch: freiheitlich) als Synonym für „anarchistisch“ benutzt. Inhaltsverzeichnis 1 Strömungen 1.1 Klassifikationen 1.2 Grundformen 1.3 Weitere Strömungen 1.4 Neuere Ansätze 2 Geschichte 2.1 Vorläufer 2.2 Anarchismus versus Marxismus 2.3 Die Propaganda der Tat 2.4 Frühes 20. Jahrhundert 2.5 Spanische Republik 2.6 Deutschland während der NS-Diktatur 2.7 Nachkriegszeit 2.7.1 Deutsche Demokratische Republik 2.7.2 Bundesrepublik Deutschland 2.7.3 International 2.8 Anarchismus in der Gegenwart 2.8.1 Organisationen 2.8.2 Periodika 3 Aktionsformen 4 Symbole 5 Siehe auch 6 Literatur 6.1 Einführungen 6.2 Klassiker 6.3 Moderne Ansätze 6.4 Kritik am Anarchismus 7 Medien 8 Weblinks 9 Einzelnachweise Strömungen Klassifikationen Peter Kropotkin Ein wichtiges Element des Anarchismus ist der innere Pluralismus, der sich in verschieden ausgeformten Strömungen zeigt, die sich meist in ihren Schwerpunkten ergänzen.[2] Alle Strömungen stimmen in der Ablehnung des Staates – besonders in seiner Ausprägung als Monarchie und Diktatur –, des Militarismus und Klerikalismus überein. In der wissenschaftlichen Sekundärliteratur werden unterschiedliche Bestimmungen und Abgrenzungen von Richtungen des Anarchismus diskutiert.[3] Schon 1894 unterschied Rudolf Stammler zwischen „individualistischen“ und „kollektivistischen“ Varianten anarchistischer Ideen.[4] In einer Darstellung von 1937 unterschied Albert Weisbord weiterführend folgende Richtungen:[5] liberal-anarchistisch libertär (Godwin) mutualistisch (Proudhon) amerikanisch-liberal (Thoreau, Warren, Tucker) kommunistisch-anarchistisch kollektivistisch (Bakunin) kommunistisch (Kropotkin, Most, „Chicagoer Märtyrer“). Franz Neumann[6] schlug 1977 eine dann vielfach rezipierte Unterscheidung folgender Strömungen vor: Individual-Anarchismus (Godwin, Stirner, Bellegarrigue) Sozialer Anarchismus (Proudhon, Landauer) Kollektiver Anarchismus (Bakunin) Kommunistischer Anarchismus (Kropotkin, Cafiero, Most) Anarcho-Syndikalismus (Pelloutier, Monatte, CNT) „Neuer Anarchismus und Studentenbewegung“ In ähnlicher Weise unterschied 1972 Erwin Oberländer[7] Individualistischer Anarchismus (Bellegarigue, Tucker, Landauer) Kollektivistischer Anarchismus (Bakunin, früher Kropotkin, Adhémar Schwitzguébel) Kommunistischer Anarchismus (Cafiero, Kropotkin, Reclus, Merlino, Goldman, Most) „Anarchismus und Gewerkschaftsbewegung“ (Pelloutier, Monatte, Machnowschtschina, CNT u. a.) „Anarchismus heute“ (Colin Ward, William O. Reichert) David L. Miller hat in seiner Monographie von 1984[8] außerdem einen „philosophischen Anarchismus“ von „individualistischem“ und „kollektivistischem“ Anarchismus unterschieden, was eine Kategorie für Autoren wie Stirner oder Godwin bereitstellt, deren Wirken den üblichen Ansetzungen einer „anarchistischen Bewegung“ vorausliegt (eine solche wird in der Sekundärliteratur zumeist nicht vor den 1860er-Jahren für greifbar gehalten). Peter Marshall hat 1992 eine einflussreiche, geographisch gegliederte Darstellung vorgelegt, die auch nichtwestliche Traditionen insbesondere des Daoismus, aber auch z. B. Gandhi einbezieht, ebenso „amerikanische Individualisten und Kommunisten“ und auch auf Verbindungen von Anarchismus und der „Neuen Rechten“ eingeht.[9] Auch der Einbezug bestimmter Klassiker ist sowohl unter den Vertretern anarchistischer Ideen wie in der Sekundärliteratur vielfach strittig, so etwa bezüglich Stirners.[10] Grundformen Michail Bakunin. (Photographie von Félix Nadar, ca. 1860) Aus der Geschichte gewerkschaftlicher Organisation und gegenseitiger Unterstützung (frz. assistance mutuelle) hat sich der Mutualismus herausgebildet, der eine soziale Symbiose in einem herrschaftsfreien System zum Ziel hat. Der Mutualismus wurde vor allem von Pierre-Joseph Proudhon geprägt und enthält revolutionäre Elemente. Im Zentrum steht jedoch eine Reform von Kredit- und Währungsordnung mit dem Ziel der Beseitigung des Profits.[11] Das von Proudhon entworfene 'Konzept des anarchistischen Föderalismus' baut auf die Vernetzung kommunaler Strukturen und gilt auch in nachfolgenden Konzepten des Anarchismus als Grundprinzip. Der kollektivistische Anarchismus basiert vor allem auf den Ideen Michail Bakunins und Mitgliedern der Juraföderation. Statt des Privateigentums an Produktionsmitteln sollen die Arbeitsmittel im Besitz überschaubarer Kollektive sein und von den Produzenten selbst kontrolliert und verwaltet werden.[12] Arbeiter sollen von demokratischen Institutionen nach der Zeit ihrer Arbeit vergütet werden. Diese Einkünfte sollten verwendet werden, um Artikel in einem kommunalen Markt zu erwerben. Föderalistische Strukturen sollen den Staat und andere zentralistische Institutionen vollständig ersetzen.[13] Anhänger des kommunistischen Anarchismus fordern einen vollständigen Bruch mit dem Kapitalismus und die Abschaffung des Geldes.[14] Die direkte Entlöhnung soll ersetzt werden durch den freien Zugang zum gemeinsamen Arbeitsprodukt.[15] Peter Kropotkin, als bedeutendster Theoretiker des kommunistischen Anarchismus, wendet sich gegen den ökonomischen Wert im Allgemeinen; sei es Geld, Arbeit oder Ware. Er sieht das Privateigentum als Grund für Unterdrückung und Ausbeutung und schlägt stattdessen eine umfassende Kollektivierung vor.[16] Der individualistische Anarchismus ist eine im 19. Jahrhundert in Nordamerika entstandene Lehre, die das Individuum und seine Interessen als Mittelpunkt der Gesellschaft ansieht, der keinen Gegensatz zu den vorgenannten sozial orientierten Formen darstellt und in Opposition zum Kollektivismus steht. Die individualistische Strömung wurde in den USA vor allem von Benjamin Tucker entwickelt. In Deutschland vertrat ihn der Anarchist und Schriftsteller John Henry Mackay, der sich hauptsächlich auf Benjamin Tucker und Max Stirner berief.[17] Der Individualanarchismus wird häufig als Extremform des Liberalismus beschrieben. Der Gegensatz zwischen Individualismus-Egoismus und Kollektivismus-Altruismus stellt eine wichtige anarchistische Auseinandersetzung dar. Weitere Strömungen Voltairine de Cleyre, eine Vertreterin des Anarchismus ohne Adjektive Wegen der Vielzahl sich inhaltlich überschneidender, im Detail jedoch durchaus verschiedener anarchistischer Ausprägungen wird für den Anarchismus im Allgemeinen, wie ihn etwa Fernando Tarrida del Mármol vertreten hat, der Begriff „Anarchismus ohne Adjektive“ verwendet. Der Ausdruck wird entweder übergreifend auf Anarchismus angewandt, wenn eine spezifische Klassifizierung abgelehnt wird, oder wenn sich dessen Anhänger den verschiedenen Strömungen gegenüber tolerant zeigen. Die bekannteste und international am stärksten organisierte Richtung ist der Anarchosyndikalismus. Seine Idee ist die Zusammenführung der Lohnabhängigen in Gewerkschaften, die sich von Tarifparteien durch die Unterstützung des revolutionären Syndikalismus unterscheiden. Die mit fast zwei Millionen Mitgliedern bislang größte anarchosyndikalistische Gewerkschaft war im Spanien der 1930er Jahre die Confederación Nacional del Trabajo (CNT), die nach der Zeit des Franquismus reorganisiert wurde. Für die rein gewaltfreie Umsetzung steht der Anarchopazifismus (auch gewaltfreier Anarchismus). Hier geht es primär um das Zusammenführen des Anarchismus mit der gewaltfreien Aktionstheorie bzw. mit Theorien der gewaltfreien Revolution. Gewaltkritik wird in diesem Zusammenhang auch als wichtiger Teil anarchistischer Herrschaftskritik verstanden. Auch christliche Anarchisten treten zumeist strikt pazifistisch auf. Sie verneinen die Herrschaft der Kirchen und Priester wie des Staates und glauben, dass Freiheit direkt durch die Lehre Jesu spreche. Eine Strömung des jüdischen Anarchismus, zum Beispiel vertreten von Bernard Lazare, entstand aus den Erfahrungen verschiedener antisemitischer Pogrome des späten 19. Jahrhunderts. Die auch als ‘anarchistischer Zionismus’ bezeichnete Idee war ein jüdisches Gesellschaftssystem ohne Staat. Durch die Zusammenarbeit mit zionistischen Sozialisten wurden viele jüdische Siedlungen in Palästina (Kibbuzim) unter britischem Mandat nach anarchistischen Vorstellungen organisiert.[18] Weitere Denkrichtungen entstanden durch die Verbindung von anarchistischen Ideen mit anderen religiösen Denktraditionen, wie beispielsweise dem Islam, dem Buddhismus und dem Hinduismus. Aus Reflexion über die Niederlage des Anarchismus in der Ukraine wurde der Plattformismus entwickelt, der eine stärkere Gemeinschaft, deutliche Verständigung über die ideologische Ausrichtung und Verbindlichkeit in der Praxis fordert. Ein ähnliches Modell vertritt der Especifismo in Südamerika. Der Insurrektionalismus oder aufständische Anarchismus ist eine revolutionäre Theorie und Praxis innerhalb der freiheitlichen Bewegung, die sich formalen Organisationen wie Basisgewerkschaften und Föderationen entgegenstellt, die auf einem politischen Programm und regelmäßigen Treffen basieren. Stattdessen befürworten Insurrektionisten Direkte Aktion und Zusammenarbeit in informellen kleinen autonomen Basisgruppen, den Affinity Groups (Bezugsgruppen). Der Anarchokapitalismus tritt für eine vom freien Markt, von freiwilligen Übereinkunften und von freiwilligen vertraglichen Bindungen geprägte Gesellschaft ein, die vollständig auf staatliche Institutionen und Eingriffe verzichtet. Die Verhältnisbestimmung dieser Ideen und ihrer Vertreter und Vorläufer zu anderen Formen des Anarchismus ist umstritten. Die Anarchist FAQ schreibt dazu, dass der Anarchokapitalismus seinen Ursprung im Liberalismus, nicht im Anarchismus habe und die Geschichte der ökonomischen Ideen des Anarchismus ignoriere, die immer antikapitalistisch gewesen seien. Zwischen anarchokapitalistischen Theoretikern und der anarchistischen politischen Bewegung bestehe keine Verbindung.[19] Dagegen sieht Stefan Blankertz den Anarchismus allgemein als radikale Form des Liberalismus.[20] Neuere Ansätze Emma Goldman Die französische Variante des Anarchismus von 1968, der Situationismus, zeigte sich in der Studentenbewegung und den Mai-Unruhen. Forderungen waren unter anderem Abschaffung der Ware, der Arbeit, der Hierarchien, Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben. Der Anarchafeminismus ist eine Wortschöpfung der 1970er Jahre und vereint den Radikalfeminismus mit der anarchistischen Idee. Es gibt in der anarchistischen Bewegung schon Vorläufer, so hat Emma Goldman den Kampf um weibliche Gleichberechtigung mit dem um Herrschaftsfreiheit verbunden. Die Begriffssetzung Neo-Anarchismus beschreibt die historische Erscheinungsform im Zuge der 68er-Bewegung in Deutschland, in der der theoretische Anarchismus wiederentdeckt wurde und die Hierarchiefreiheit in progressiven und „linken“ Gruppen Einzug hielt. Öko-Anarchismus ist die Bezeichnung für die Verknüpfung von Ablehnung der Herrschaft von Menschen über Menschen mit der Ablehnung der Herrschaft des Menschen über die Natur. Eine bedeutende Strömung in Nordamerika ist der Primitivismus, der die Rückkehr zu vorindustriellen Formen des Wirtschaftens propagiert. „Folk-Anarchy“, auch der „kleines-a-Anarchismus“, sind in den USA entwickelte „postlinke“ anarchistische Strömungen. Diese Ansätze finden sich in Netzwerken wie CrimethInc. und der Curious George Brigade, die sich gegen nostalgische Theorie- und Personenbezüge richten und eine „Do it yourself“-Praxis (DIY) fordern: „eine Anarchie geschaffen von gewöhnlichen Menschen, die außergewöhnliche Leben leben, genannt Folk-Anarchy.“[21] Postanarchismus stellt keine einheitliche Theorie dar, sondern ist ein Sammelbegriff für postmoderne, postfeministische und poststrukturalistische Debatten aus anarchistischer Perspektive. Das Präfix „Post“ steht für eine Infragestellung und Verwerfung von einigen Grundannahmen des klassischen Anarchismus, nicht für ein Aufgeben anarchistischer Ziele. Das äußerst positive Menschen- und Weltbild des Anarchismus des 19. Jahrhunderts gilt dem Postanarchismus als überholt. Ihm zeigt sich Herrschaft als verändert und erweitert dar, der Ausbeutung wird die unterwerfende Subjektivierung zur Seite gestellt, der positive Machtbegriff Foucaults adaptiert. Der Postanarchismus beschäftigt sich zudem mit Postkolonialismus und Antirassismus.[22] Libertärer Kommunalismus[23] ist ein reformistisch orientierter praxisnaher Entwurf für demokratische Selbstverwaltung von Gemeinden auf der Basis von Ökologie, Freiwilligkeit und Föderalismus und wurde in den kurdischen Gebieten zur Zeit des syrischen Bürgerkriegs umgesetzt. Das englischsprachige begriffliche Pendant zu libertär, libertarian, bezeichnet seit den 1950er Jahren eine Verbindung von Anarchismus und Kapitalismus.[24] Geschichte Vorläufer → Hauptartikel: Vorläufer des Anarchismus Diogenes von Sinope auf einem Gemälde von John William Waterhouse. Diogenes gehörte zu den frühen Gesellschaftskritikern und predigte die Bedürfnislosigkeit als Grundlage der Freiheit. Der Historiker Peter Marshall bezeichnet den Daoismus als „ersten klaren Ausdruck anarchistischer Sensibilität“ und dessen Hauptwerk Daodejing von Laozi als „einen der größten anarchistischen Klassiker.“[25] Die Taoisten lehnten Regierungen ab und strebten ein Leben in natürlicher und spontaner Harmonie an, wobei der Einklang des Menschen mit der Natur eine bedeutende Rolle spielte. Der Daoismus entwickelte im Laufe der Zeit ein regelrechtes System politischer Ethik und verzichtete auf Kulte und die Ausbildung einer Priesterkaste. Der Daoismus war damit auch die wichtigste Gegenströmung zum autoritären und bürokratischen Konfuzianismus, der später zur chinesischen Staatsreligion wurde.[26] Erste Vorläufer des Anarchismus in Europa finden sich in der griechischen Philosophie der Antike. Der Historiker Max Nettlau sieht die bloße Existenz des Wortes „An-Archia“ als Beleg, „dass Personen vorhanden waren, die bewußt die Herrschaft, den Staat verwarfen.“[27] Ab dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung predigte Diogenes von Sinope (ca. 400 – 324 v. Chr.) die Rückkehr zum naturgemäßen Leben. Er und die Schüler der von ihm begründeten Schule der Kyniker sahen die ursprüngliche Bedürfnislosigkeit als erstrebenswerten Zustand. Soziale Harmonie würde laut den Kynikern anstelle von gegenseitigem Kampf und gesellschaftlichem Konflikt bestehen, da sich diese aus der Gier des Menschen nach materiellem Besitz und dem Streben nach Ehre ergeben.[28] In den Lehren von Zenon von Kition (ca. 333–262 v. Chr.) sieht der Historiker Georg Adler zum ersten Mal in der Weltgeschichte die Ideen des Anarchismus entwickelt.[29] Zenon, der Begründer der Stoa, war ein großer Kritiker von Platons Ideal einer Gesellschaft, die mit absoluter Staatsmacht zu einem moralischen Zusammenleben finden sollte. Zenon entwarf im Gegensatz zu Platon sein eigenes Ideal einer freien staatenlosen Gemeinschaft, die der Natur des Menschen besser entsprechen würde. Anstatt dem schriftlichen Gesetz zu folgen sollten die Menschen durch innere Einsicht ihren wahren natürlichen Trieben folgen. Dies würde die Menschen zur Liebe zum Mitmenschen und zur Gerechtigkeit führen. Wie in der äußeren Natur Eintracht, Harmonie und Gleichgewicht herrschen, so würde dies dann auch in der menschlichen Gesellschaft gelten. Daraus folgt die Negation des Gesetzes, der Gerichte, der Polizei, der Schule, der Ehe, des Geldes, der staatlichen Religion und des Staates. Über alle Völkergrenzen hinaus würde der Mensch in vollkommenster Gleichheit leben. Jeder sollte freiwillig gemäß seinen Fähigkeiten arbeiten und je nach Bedürfnis konsumieren dürfen.[29] Im späten Altertum und im Mittelalter gab es verschiedene verfolgte Sekten und Ketzer mit freiheitlichen Merkmalen. Anarchistische Elemente sind im Mittelalter jedoch erstmals beim Häretiker Amalrich von Bena und seinen Anhängern, den Amalrikanern, dokumentiert. Ähnliches gilt für die christlich-mystischen Brüder und Schwestern des freien Geistes im 12. und 13. Jahrhundert, die sich außerhalb der Gesellschaft und ihrer Gesetze stellten.[30] Zu den Vorläufern des Anarchismus wird Étienne de La Boétie (1530–1563) gezählt, der im Alter von 18 Jahren das grundlegende Werk Discours de la servitude volontaire ou le Contr'un (deutsch: Von der freiwilligen Knechtschaft oder das Gegen Einen [den Monarchen]) schrieb. Die Grundfrage des Discours de la servitude lautet: Woher kommt es, dass sich ein ganzes Volk von einem einzigen Menschen quälen, misshandeln und gegen seinen Willen leiten lässt. Monarchen stützen sich nicht nur auf Repression, um ihre Herrschaft zu erhalten. Viel wichtiger ist für Étienne de la Boétie der Fakt, dass sich die Untertanen freiwillig in ihre Knechtschaft ergeben und so erst dem einen Menschen die Macht übertragen. Würden also die Untertanen dem Monarchen ihren Dienst verweigern, hätte dieser wiederum keine Macht mehr. Eine Grundkritik des Anarchismus, das Herr-/Knechtschaftsverhältnis in der Gesellschaft, hat La Boétie erstmals für die Neuzeit formuliert.[31] Im Jahr 1649, einem Jahr großer sozialer Unruhen, entstand in England unter dem Einfluss von Gerrard Winstanley die religiös-anarchistische Bewegung der Diggers. Die bestehende gesellschaftliche Ordnung und die Herrschaft der Großgrundbesitzer versuchten die Diggers durch die Gründung kleiner, landwirtschaftlicher Kommunen auf egalitärer Basis aufzubrechen. Durch freiwilligen Zusammenschluss aller einfachen Leute sollten die Herrschenden ausgehungert werden, wenn sie sich nicht den Kommunen anschließen. Schon 1651 waren die Kolonien der gemeinschaftlich wirtschaftenden Dissidentengruppe durch Obrigkeit und lokale Grundbesitzer wieder zerstört. William Godwin war ein englischer Gelehrter und Kritiker der autoritären Entwicklung der Französischen Revolution. 1793 formulierte er in seinem Hauptwerk Enquiry concerning political justice, dass jedwede obrigkeitliche Gewalt als ein Eingriff in die private Urteilskraft anzusehen sei. Mit seinen Ideen hatte Godwin bereits nahezu alle wesentlichen Punkte der anarchistischen Theorie vorweggenommen.[32] Anarchismus versus Marxismus Illustration aus der französischen Ausgabe von Der Anarchismus von Kropotkin, 1913 Aus den Ideen der Aufklärung, verbunden mit den sich verstärkenden radikalen Strömungen des revolutionären Liberalismus seit der französischen Revolution von 1789 und verschiedenen frühsozialistischen Ansätzen, entwickelten sich die Vorstellungen des modernen Anarchismus etwa zeitgleich mit den kommunistischen Ideen von Weitling und Marx und zunehmend in gegenseitiger Abgrenzung voneinander. Die politischen Differenzen zwischen Kommunisten und Anarchisten führten zu historisch konfliktträchtigen Situationen in der Arbeiterbewegung und der politischen Linken insgesamt; Auseinandersetzungen, die bis in die Gegenwart andauern. Erst Pierre-Joseph Proudhon bezeichnet sich selbst als Anarchist und stellt die wesentlichen Elemente des Anarchismus in seinem Werk Qu’est-ce que la propriété? ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement (1840) (dt.: Was ist das Eigentum? Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft) zusammen. Er formuliert: „Eigentum ist Diebstahl“,[33] wobei er unter Eigentum solches verstand, das die Voraussetzung für Einkommen ohne Arbeit ist. Damit stellte er Privateigentum an Produktionsmitteln, Mietshäusern, Wertpapieren und Ähnlichem ins Zentrum seiner Kritik an den herrschenden politischen und sozialen Verhältnissen im Kapitalismus. Dieses sei ebenso wie der bürgerliche Staat, der es schützen soll, direkt und unmittelbar zu bekämpfen und durch selbstorganisierte Formen des Gemeineigentums zu ersetzen. In einem Briefwechsel setzte sich Proudhon mit Karl Marx auseinander. Dabei stellte sich heraus, dass sie beide Themen wie Macht und Freiheit des Individuums oder die Rolle des Kollektivs als revolutionäres Subjekt sehr verschieden bewerteten. Proudhon argumentierte stärker mit philosophisch-ethischen Prinzipien, während Marx diese als bloß moralische Ideale kritisierte und eine wissenschaftliche Analyse der Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit vermisste. Proudhons Anhänger Michail Bakunin (kollektivistischer Anarchismus) und später Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (kommunistischer Anarchismus) verbanden seine Theorien mit der Agitation für eine soziale Revolution, die zur radikalen Umwälzung der Besitzverhältnisse notwendig sei. Bakunin lehnte die führende Rolle einer revolutionären Kaderpartei jedoch ebenso ab wie staatliche Hierarchien und verwarf damit Marx’ Forderung nach der Gründung kommunistischer Parteien ebenso wie die These von der „Diktatur des Proletariats“, die zur klassenlosen Gesellschaft führen solle. Er glaubte nicht, dass die Arbeiter zuerst die politische Staatsmacht erringen müssten, damit der Sozialismus aufgebaut und der Staat absterben könne, sondern wollte diesen direkt abschaffen. Diese Konzeption nannte er „antiautoritären Sozialismus“; ein Konzept, das von den Marxisten als „kleinbürgerlich-pseudorevolutionäre Ideologie“ abgelehnt wurde. Zwischen 1864 und 1872 waren Anarchisten und Marxisten in der noch aus einer Vielzahl politisch divergierender Gruppen der Arbeiterbewegung bestehenden Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) organisiert. Als der ideologische Konflikt zwischen den Anhängern von Bakunin einerseits und denen von Marx andererseits eskaliert war, wurde Bakunin 1872 auf Betreiben von Marx aus der IAA ausgeschlossen. Der ideologische Konflikt, der 1876 zur Auflösung der IAA (heute auch unter der Bezeichnung „Erste Internationale“ bekannt) geführt hatte, markiert die erste grundlegende Zäsur in der Geschichte des Sozialismus und der internationalen Arbeiterbewegung – noch vor deren weiteren Aufspaltung am Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert in einen reformorientierten (sozialdemokratischen) und einen revolutionären (kommunistischen) Flügel. Seit dem Auseinanderbrechen der IAA grenzen sich – Rudolf Rocker zufolge – Anarchisten in folgenden Punkten grundsätzlich vom Marxismus ab: Ablehnung der von Hegel geprägten marxistischen „Schicksalstheorien“. In der Geschichte gebe es überhaupt keine Zwangsläufigkeiten („historischen Notwendigkeiten“, „Zwangsläufigkeit des historischen Geschehens“), „sondern nur Zustände, die man duldet und die in Nichts versinken, sobald die Menschen ihre Ursachen durchschauen und sich dagegen auflehnen“ (Rocker). Ablehnung des „Historischen Materialismus“. Aus den wirtschaftlichen Verhältnissen könnte nicht alles „politische und soziale Geschehen“ erklärt werden. Der Anarchismus begreift die Menschen als handelnde Individuen, lehnt die Betrachtung von Menschen als Masse ab. Grundsätzliche Ablehnung eines Staates. Die Produktionsmittel von der Privatwirtschaft einem Staat zu übergeben, „führt lediglich zu einer Diktatur durch den Staat“ (Rocker). Ablehnung von Gesetzen und Gesetzgebern. Entscheidungen werden dezentral, kollektiv und im Konsens entschieden. „Nur das freie Übereinkommen, ‚könnte‘ das einzige moralische Band aller gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander sein“ (Rocker). Ablehnung einer Übergangsphase vom Kapitalismus zum Sozialismus. Der „Wille zur Macht“ müsse in einer freien Gesellschaft grundsätzlich bekämpft werden. radikale Ablehnung aller kapitalistisch geprägten Begriffe: Sämtliche Wertbegriffe, wie wir sie heute kennen, sind samt und sonders kapitalistische Begriffe. Luft, Sonnenlicht, Regen, Erdfeuchtigkeit, Humus, kurz, viele der wichtigsten Produktionsfaktoren sind, weil sie nicht monopolisiert werden konnten, heute kapitalistisch wertlos. (…) Mit dem Aufhören des Eigentumsbegriffes an Produktionsmitteln hört auch jeder Wertbegriff für den einzelnen auf. (Pierre Ramus, Franz Barwich) Einzelne Vertreter bezweifeln ebenfalls das Konzept der sozialen Klasse wie Errico Malatesta auf dem Kongress in Amsterdam. Die Propaganda der Tat Der französische Anarchist Ravachol war ein Verfechter der Propaganda der Tat durch Gewalt: Als Rache für getötete Demonstranten verübte er Bombenanschläge und wurde dafür guillotiniert. → Hauptartikel: Propaganda der Tat Ab den späten 1870er Jahren wurden anarchistische Aktionen und Taten mit Vorbildcharakter als Propaganda der Tat bezeichnet. Sie sollten die Gesellschaft „aufwecken“ und in der Bevölkerung Sympathien schaffen, um somit als Mittel für politische und soziale Veränderung zu dienen. Durch die relative Häufung von Attentaten zum Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern kam es in der öffentlichen Meinung zu einer Reduktion des Anarchismus auf Terroranschläge, eine bis heute verbreitete Ansicht. Zu den publizistischen Unterstützern der Anschläge durch die Narodniki auf Zar Alexander II. zählten beispielsweise auch einzelne sozialdemokratische Politiker im Deutschen Reich wie Wilhelm Hasselmann und Johann Most. Durch den 1880 erfolgten Ausschluss dieser beiden Protagonisten der sozialrevolutionär-anarchistischen Fraktion der SPD-Vorläuferpartei SAP versuchte die deutsche Sozialdemokratie, sich während der Geltungsdauer des repressiven Sozialistengesetzes ihres tendenziell anarchistischen Flügels zu entledigen. Hasselmann und Most, die beispielsweise in der in London herausgegebenen und illegal im Deutschen Kaiserreich verbreiteten zunächst sozialdemokratischen, dann anarchistischen Zeitschrift Freiheit auch zu offener Gewalt gegen die antisozialistische Unterdrückungspraxis der deutschen Regierung unter Reichskanzler Otto von Bismarck aufgerufen und der SAP-Führung eine zu gemäßigte Haltung in ihrer bloß verbalen Systemopposition vorgeworfen hatten, setzten nach ihrem Parteiausschluss ihre sozialrevolutionäre Agitation im US-amerikanischen Exil fort. Schon einige Jahre zuvor hatten symbolträchtige Anschläge auf Kaiser Wilhelm I. und die Könige von Spanien und Italien stattgefunden. Am 24. Juni 1894 aber tötete der junge italienische Einwanderer Sante Geronimo Caserio, der dem anarchistischen Umfeld zuzurechnen war, den französischen Präsidenten Carnot. Dies war der Höhepunkt einer ganzen Serie von anarchistisch motivierten Anschlägen in Frankreich. Am 10. September 1898 erstach Luigi Lucheni in Genf Kaiserin Elisabeth (Sisi). Am 6. September 1901 schoss Leon Czolgosz in Buffalo (New York) auf den US-Präsidenten William McKinley; dieser starb acht Tage später. Die 1890er Jahre wurden als ein „Jahrzehnt der Bomben“ bezeichnet. Mit Dynamit – einer damals neuen Erfindung – wurden Anschläge verübt gegen Monarchen, Präsidenten, Minister, Polizeichefs, Polizisten und gegen Richter, die Anarchisten verurteilt hatten. Andere trafen offizielle Gebäude. Die gewaltsamen Anschläge und Attentate gegen Ende des 19. Jahrhunderts, von Peter Kropotkin anlässlich eines internationalen revolutionären Kongresses 1881 in London als kontraproduktiv oder ineffektiv bezeichnet, wurden zunehmend auch von anderen Anarchisten abgelehnt. Frühes 20. Jahrhundert Anarchisten spielten in vielen Arbeiterbewegungen, Aufständen und Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts eine Rolle. Dazu gehören etwa die Mexikanische Revolution von 1910 bis 1919 mit der Bauernarmee unter Führung von Emiliano Zapata, die Oktoberrevolution 1917 in Russland und die nach ihrem Anführer Nestor Machno benannte Bauern- und Partisanenbewegung, der Machnowzi zwischen 1917 und 1921 in der Ukraine; auch in der kurzlebigen Münchner Räterepublik von 1919 waren zeitweise Anarchisten wie Gustav Landauer und der Dichter Erich Mühsam an der Räteregierung beteiligt. Die 1922 gegründete anarchosyndikalistische Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) ist heute noch in vielen Ländern Amerikas und Europas in Arbeitskämpfen aktiv. Im frühen 20. Jahrhundert wurden Anarchistengruppen in Russland von den kommunistischen Bolschewiki verdrängt und fielen gegen Ende der russischen Revolution Säuberungsaktionen zum Opfer (Niederschlagung des Aufstandes in Kronstadt und der anarchistischen Bauernbewegung Machnowschtschina). Spanische Republik → Hauptartikel: Anarchismus in Spanien Fahne der CNT-FAI Im Spanischen Bürgerkrieg, der in den Jahren von Juni 1936 bis April 1939 zwischen verschiedenen Gruppen der Republikaner und der faschistischen Bewegung unter General Franco stattfand, wirkte der Anarchismus bisher am stärksten. Insbesondere die mitgliederstarke und einflussreiche anarchosyndikalistische Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) kontrollierte mit ihrem militanten Arm, der anarchistischen Federación Anarquista Ibérica (FAI), große Teile des östlichen Spaniens. Deutschland während der NS-Diktatur Während des nationalsozialistischen Regimes war eine legale politische Tätigkeit von Anarchisten in Deutschland nicht möglich. Bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers wurden ab 1933 prominente Wortführer der Anarchisten in Konzentrationslager verbracht. Viele von ihnen wurden ermordet, wie beispielsweise der Dichter und Publizist Erich Mühsam. Junge und weniger bekannte Aktivisten versuchten noch mit den Schwarzen Scharen antifaschistische Widerstandsgruppen zu organisieren, wurden aber von der Gestapo ausgehoben. Ein Großteil emigrierte. Viele der emigrierten deutschen Anarchisten, darunter etwa Augustin Souchy, schlossen sich ab 1936 in Spanien während des dortigen Bürgerkriegs dem Kampf der Internationalen Brigaden auf der Seite der CNT/FAI gegen Franco an. Hunderte von in Deutschland verbliebenen Anarchisten wurden in „Schutzhaft“ genommen, in Schauprozessen verurteilt und in Konzentrationslager verbracht, von wo einige zum Ende des Zweiten Weltkriegs etwa in die SS-Sondereinheit Dirlewanger gepresst wurden.[34] Nachkriegszeit → Hauptartikel: Anarchismus in Deutschland Deutsche Demokratische Republik Kurzzeitig kam es unter sowjetischer Besatzungsmacht zum Wiederaufleben des Anarchismus, vor allem durch syndikalistische Arbeiter. Nach dem Krieg hatte sich um Wilhelm Jelinek in Zwickau ein neuer Kreis von freiheitlich gesinnten Personen gebildet. Jelinek war Betriebsratsvorsitzender eines großen Industriebetriebes. Dieser Kreis verschickte Rundbriefe an mindestens 18 verschiedene Orte in der sowjetischen Zone und unterhielt auch Korrespondenzen mit Anarchisten in anderen Zonen Deutschlands. Es gelang ihm durch mündliche und briefliche Agitation, ein weitmaschiges Netz über die gesamte Ostzone und spätere DDR zu spannen.[35] „In Zwickau wurde, so unglaublich es klingt, eine Informationsstelle des gesamtdeutschen Anarchismus gebildet. Sie berief Mitte 1948 nach Leipzig eine geheime Konferenz aller unter sowjetischer Besatzungsmacht lebenden Antiautoritären verschiedener Richtungen ein.“ Zirkulare des Zwickauer Kreises fielen den Staatsorganen in die Hände. Der Staatssicherheitsdienst wurde aufmerksam und verhaftete alle Teilnehmer. Nach Kriegsende bis zur gesprengten Tagung 1948 waren die anarchistischen Gruppierungen in der Sowjetischen Besatzungszone so stark, dass sie sogar die westdeutschen Anarchisten mit einer Vervielfältigungsmaschine und Geld unterstützen konnten.[36] Von einigen Orten aus dem Gebiet der DDR ist bekannt, dass einige ehemalige Mitglieder der FAUD sich der SED anschlossen, die zumeist in den 1950er Jahren wieder „hinausgesäubert“ wurden.[37] Bis zur Wende beschränkten sich anarchistische Aktivitäten auf die Herausgabe von Flugblättern und einigen Zeitschriften.[38] Bundesrepublik Deutschland Mit der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre stieg das öffentliche Interesse am Anarchismus. Innerhalb der Studentenbewegung gab es eine anarchistische Strömung. Auch im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), der sich zum Sammelbecken der gesamten Bewegung entwickelte, waren Anarchisten vertreten. Des Weiteren hatte der Anarchismus für die Neuen sozialen Bewegungen (NSB) eine theoretische und praktische Bedeutung. Innerhalb der Autonomen, als linksradikalem Flügel der NSB, gab und gibt es eine große libertäre Strömung. Ein bundesweit organisiertes Bündnis anarchopazifistisch dominierter Bezugsgruppen war die von 1980 bis in die 1990er bestehende Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen (FöGA), die über Jahre hinweg die bis in die Gegenwart erscheinende Zeitschrift Graswurzelrevolution herausgab. 1989 gründete sich die „Initiative für eine anarchistische Föderation in Deutschland“ (I-AFD).[39] Sie überstand die Jahrtausendwende und ist später im „Forum deutschsprachiger Anarchistinnen und Anarchisten“ (seit 2013 Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) aufgegangen. Im frühen 21. Jahrhundert haben sich mehrere Ortsgruppen der Anarchistisch-Syndikalistischen Jugend gebildet. Zeitweilig, insbesondere in den 1970er Jahren, wurde vor allem in den Massenmedien die Rote Armee Fraktion (RAF) neben anderen ähnlich agierenden, dem Linksterrorismus zugeordneten Gruppierungen ebenfalls als „anarchistisch“ bezeichnet. Diese Zuordnung beruhte jedoch auf einem inhaltlich falschen bzw. in der Praxis verengten Verständnis des Anarchismus. Sie besetzte das in der Gesellschaft verbreitete, polarisierende und nicht näher spezifizierte Schlagwort Anarchie im Sinne von Anomie. Die RAF, die ihre Aktionen und Anschläge aus einem marxistisch-leninistischen Verständnis des Antiimperialismus heraus begründete, hatte selbst inhaltlich keinen anarchistischen Bezugsrahmen. Die fälschliche Fremdzuschreibung als „anarchistisch“ beruhte vor allem auf ihrer extremen Militanz, mit der ihre wesentlichen Akteure bis zur tödlichen Konsequenz für andere und sich selbst gegen Symbolfiguren der herrschenden staatlichen und ökonomischen Strukturen aus Politik, Wirtschaft und Justiz vorgingen. Deutsche Verfassungsschutzbehörden ordnen den Anarchismus mit der Begründung, er strebe eine „staats- und herrschaftsfreie Gesellschaftsordnung“ an, unter dem Begriff des Linksextremismus ein, etwa im Verfassungsschutzbericht des Bundes von 2012.[40] International In Europa und den Amerikas rekonstituierten sich die überregionalen Anarchistischen Föderationen und schlossen sich 1968 zur Internationale der Anarchistischen Föderationen zusammen. In den USA und Großbritannien entstand Ende der 1970er-Jahre der Punk als anarchistisch geprägte Subkultur. Vor allem die Mitglieder der Band Crass sind hier als engagierte Anarchisten und Pazifisten zu nennen. Nach dem Zerfall der zentralistischen Staaten des Warschauer Pakts haben sich dort weitere anarchistische Föderationen gebildet, die teilweise der Internationale beigetreten sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre gibt es internationale Libertäre Buchmessen in mehr als zehn Ländern. Anarchismus in der Gegenwart Scheiss auf die Wahlen, gegen jede Repräsentation, gegen jede Autorität, für Eigenverantwortung und Autonomie, für die Anarchie. Plakat in Wien, 2016 Ein zeitgenössisches Plakat in griechischer Sprache. "Ihr erhebt euch also erneut! Sie schafften es nicht, euch auf die Knie zu zwingen. Der Geist, der euch dazu antreibt, den Staat und jede Herrschaft zu zerstören, ist nicht das Resultat irgendeines pubertären Triebs, sondern Äußerung einer natürlichen LEIDENSCHAFT für FREIHEIT, die aus den Tiefen eurer Seele entspringt." M. Bakunin Es gibt auf der ganzen Welt lokale anarchistische Gruppen, die verschiedene Strömungen propagieren und unterschiedlich organisiert sind. Die Bandbreite der Aktivitäten reicht von Herausgabe von Zeitungen über die Umsetzung direkter Aktionen bis zu anarchistischen Wohn- und Arbeitskollektiven. Der politische Einfluss ist in der Regel begrenzt. Der Anarchismus in den Niederlanden wurde Mitte der 1960er Jahre mit der Provo-Bewegung wieder aktuell. Nach der Wirtschaftskrise in Argentinien im Jahre 2000 wurden einige hundert, zumeist peronistisch ausgerichtete Betriebe in Selbstverwaltung gestellt, die allerdings am normalen weltwirtschaftlichen Geschehen teilnehmen und nur einen eingeschränkt mutualistischen Ansatz verfolgen.[41] Ebenso gelten die Autonomen- und Punk-, insbesondere Anarcho-Punk-Szenen als stark vom Anarchismus beeinflusst. Die Hausbesetzer- und Umsonstladenbewegungen gelten ebenfalls als anarchistisch inspiriert. Zu Beginn des 3. Jahrtausends adaptierte die kurdische Bewegung in Form des demokratischen Konföderalismus eine zeitgenössische, pragmatische Form der ökologischen und demokratischen Selbstverwaltung aus anarchistischen Diskursen. Organisationen An bedeutenden internationalen Gruppierungen sind die Internationale der Anarchistischen Föderationen (IFA) und die internationale anarchistische Gefangenenhilfsorganisation Anarchist Black Cross (ABC) zu erwähnen. Weltweit gibt es mehrere hundert anarchistische Basisorganisationen und libertäre Gruppen, die sich in lokalen Organisationen organisieren. In Deutschland war die Föderation freiheitlicher Sozialisten (1947 bis um 1970; Nachfolgeorganisation der FAUD) die größte Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg, heute ist die anarchosyndikalistische Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Mitglied der Internationalen Konföderation der Arbeiter*innen (IKA). Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA), 2003 gegründete Nachfolgeorganisation der 1989 ins Leben gerufenen Initiative zum Aufbau einer Anarchistischen Föderation in Deutschland, ist in der IFA assoziiert. Seit 2009 existieren mehrere Ortsgruppen der Anarcho-Syndikalistischen Jugend. 2019 gründete sich die plattform – anarchakommunistische Organisation, welche sich auf das Organisationsprinzip des Plattformismus beruft. Periodika Die wichtigsten deutschsprachigen Periodika sind die „Direkte Aktion“ der Anarchosyndikalistischen Organisation FAU-IAA, die sich vom Print-zum digitalen Medium gewandelt hat[42], die anarcho-pazifistische „Graswurzelrevolution“ und ihre auch gesondert erscheinende Beilage „Utopia“, welche 2011 eingestellt wurde. Seit 2015 erscheint halbjährlich Ne znam, eine Zeitschrift für Anarchismusforschung.[43] Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen veröffentlicht seit 2011 monatlich das Magazin „Gǎidào“.[44] Der vierteljährlich erschienene „Schwarze Faden“[45] ist seit 2004 eingestellt. In Berlin erschien die englischsprachige Zeitschrift „Abolishing the Borders from Below“ von 2001 bis 2010. Zum anarchistischen Umfeld werden die Selbstorganisationszeitschrift „Contraste“ und das ökologisch orientierte „Grüne Blatt“ gerechnet. Mittlerweile eingestellt wurde „Die Aktion“. Die Organisation Socialiste Libertaire gibt die „Rébéllion“[46] in deutscher und französischer Sprache heraus. Anarchistische beziehungsweise anarchosyndikalistische Wochenzeitungen erscheinen mit „Umanità Nova“ in Italien, „le monde libertaire“ in Frankreich und „Arbetaren“ in Schweden. Siehe auch: Liste anarchistischer Zeitschriften Aktionsformen Der Anarchismus ist bestrebt, direkt sozial oder politisch zu handeln. Gewaltlosigkeit sei idealerweise das Ziel einer Anarchie.[47] Aus diesem Ansatz leiten sich verschiedene Aktionsformen ab, wie zum Beispiel der in der Regel gewaltlose zivile Ungehorsam oder die Direkte Aktion, also Streik, Generalstreik, Sabotage, Betriebs- und Hausbesetzung und militante Aktionen. Die Grenze zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit in der Anarchie wird an „Notwendigkeiten“ festgemacht: „Die wahre anarchistische Gewalt hört auf, wo die Notwendigkeit der Verteidigung und der Befreiung aufhört“ schrieb Errico Malatesta, ein bedeutender Aktivist und Wortführer der italienischen Anarchisten, 1924 zur Zeit der faschistischen Diktatur in Italien.[47] Für die Errichtung und Aufrechterhaltung einer Anarchie wurde Gegengewalt im frühen 20. Jahrhundert weithin als legitimes Mittel gegen Herrschaft erachtet.[47] Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Propaganda der Tat eine weitverbreitete Aktionsform, mit der anarchistische Ideen durch Aktionen mit Vorbildcharakter verbreitet werden sollten. Die Aktionsform wurde vor allem durch Anschläge auf exponierte Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik bekannt. In den Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts spielten Anarchisten eine Rolle und waren zum Beispiel als Partisanenbewegungen, wie die Machnowzi während des russischen Bürgerkrieges, auch von militärischer Bedeutung. Im späten 20. Jahrhundert sind neue Formen wie Kommunikationsguerilla, schwarzer Block, Clownarmee und Guerilla Gardening hinzugekommen. Symbole → Hauptartikel: Anarchistische Symbolik Die Symbole des Anarchismus umfassen eine Vielzahl von Zeichen. Am häufigsten werden das A im Kreis, eine schwarze oder diagonal schwarz geteilte Fahne und der schwarze Stern verwendet. Siehe auch Portal Portal: Anarchismus – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Anarchismus Liste bekannter Anarchisten Anarchismus in Kuba Anarchismus in der Türkei Anarchismus in den Vereinigten Staaten Anarchismus in Japan Anarchismus in Korea Literatur Einführungen Autorenkollektiv: Was ist eigentlich Anarchie. Einführung in die Theorie und Geschichte des Anarchismus. 2. überarbeitete Auflage. Kramer, Berlin 1997, ISBN 3-87956-700-X. Achim von Borries, Ingeborg Brandies (Hrsg.): Anarchismus. Theorie, Kritik, Utopie. Texte und Kommentare. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2007, ISBN 978-3-939045-00-7. Jan Cattepoel: Der Anarchismus. Gestalten, Geschichte, Probleme. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Beck, München 1979, ISBN 3-406-06786-7. Hans J. Degen, Jochen Knoblauch: Anarchismus. Eine Einführung. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-89657-590-6. Andreas G. Graf (Hrsg.), Anarchisten gegen Hitler. Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in Widerstand und Exil. Berlin: Lukas-Verlag 2001, ISBN 3-931836-23-1 Monika Grosche: Anarchismus und Revolution. Zum Verständnis gesellschaftlicher Umgestaltung bei den anarchistischen Klassikern Proudhon, Bakunin, Kropotkin. Syndikat A, Moers 2004, ISBN 3-00-011749-0. Daniel Guérin: Anarchismus. Begriff und Praxis. edition suhrkamp, Frankfurt/M. 1967, ISBN 3-518-10240-0. Philippe Kellermann (Hrsg.): Anarchismus und Geschlechterverhältnisse. Band 1. Verlag Edition AV, Lich 2016, ISBN 978-3-86841-139-3. Daniel Loick: Anarchismus zur Einführung. Junius, Hamburg 2017, ISBN 978-3-88506-768-9. Cindy Milstein: Der Anarchismus und seine Ideale. Unrast Verlag, Münster 2013, ISBN 978-3-89771-533-2. Erwin Oberländer (Hrsg.): Der Anarchismus. Walter, Olten/Freiburg 1972, ISBN 3-530-16784-3. Roland Raasch, Hans Jürgen Degen (Hrsg.): Die richtige Idee für eine falsche Welt? Perspektiven der Anarchie. Oppo-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-926880-12-0. K. H. Z. Solneman: Das Manifest der Freiheit und des Friedens. Der Gegenpol zum kommunistischen Manifest. Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1977, ISBN 3-921388-12-0. Horst Stowasser: Anarchie! Idee, Geschichte, Perspektiven. Edition Nautilus, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89401-537-4. (Vorläuferband als PDF; 3,01 MB) Uwe Timm: Anarchie, eine konsequente Entscheidung für Freiheit und Wohlstand. Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1976, ISBN 3-921388-10-4. Klassiker Pierre-Joseph Proudhon: Système des contradictions économiques ou Philosophie de la misère. 1846 System der ökonomischen Widersprüche oder: Philosophie des Elends. Kramer, Berlin 2003, ISBN 3-87956-281-4. Michail Bakunin: Dieu et l’état. 1882 (1871 verfasst) Gott und der Staat. Kramer, Berlin 1995, ISBN 3-87956-222-9. Peter Kropotkin: La Conquête du Pain. 1892 Die Eroberung des Brotes. Edition Anares, Bern 1989, ISBN 3-922209-08-4. Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus. 1911; Oppo-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-926880-11-2. Alexander Berkman: What is communist anarchism? 1929 ABC des Anarchismus. Trotzdem-Verlag, Grafenau 1999, ISBN 3-931786-00-5. Erich Mühsam: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? 1932; Kramer, Berlin 2005, ISBN 3-87956-276-8, Volltext auf Wikisource Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. 3 Bände Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1925; Bibliothek Thélème, Münster 1993, ISBN 3-930819-02-3. Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1927; Bibliothek Thélème, Münster 1993, ISBN 3-930819-04-X. Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Die historische Entwicklung des Anarchismus in den Jahren 1880–1886. Asy-Verlag, Berlin 1931; Bibliothek Thélème, Münster 1996, ISBN 3-930819-06-6. John Henry Mackay: Die Anarchisten. Kulturgemälde aus dem Ende des XIX. Jahrhunderts. 1891; Mackay-Gesellschaft, Freiburg 1976, ISBN 3-921388-08-2. Moderne Ansätze Murray Bookchin: Remaking Society. 1989 Die Neugestaltung der Gesellschaft. Pfade in eine ökologische Zukunft. Trotzdem-Verlag, Grafenau 1992, ISBN 3-922209-35-1 (PDF; 0,5 MB) Ralf Burnicki: Anarchie als Direktdemokratie. Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit. Eine Einführung in den Gegenstand der Anarchie. Syndikat A Medienvertrieb, Moers 1998, ISBN 3-00-002097-7 Rolf Cantzen: Weniger Staat – mehr Gesellschaft. Freiheit – Ökologie – Anarchismus. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1987, ISBN 3-596-24175-8; Trotzdem-Verlag, Grafenau 1995, ISBN 3-922209-81-5 Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators: DIY. Von Anarchie und Dinosauriern. Unrast, Münster 2006, ISBN 3-89771-444-2 Bernd Drücke (Hrsg.): Ja! Anarchismus! Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche. Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1 Bernd Drücke (Hrsg.): Anarchismus Hoch 2. Soziale Bewegung, Utopie, Realität, Zukunft. Karin Kramer Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-87956-375-3 Gruppe Gegenbilder (Hrsg.): Autonomie & Kooperation. Projektwerkstatt, Reiskirchen-Saasen 2005, ISBN 978-3-86747-001-8 Gruppe Gegenbilder (Hrsg., überarbeitet von Jörg Bergstedt): Freie Menschen in freien Vereinbarungen, Reiskirchen-Saasen 2012, ISBN 978-3-86747-005-6 Graswurzelrevolution (Hrsg.): Gewaltfreier Anarchismus. Herausforderungen und Perspektiven zur Jahrhundertwende. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 1999, ISBN 3-9806353-1-7 Wolfgang Haug & Michael Wilk: Der Malstrom. Aspekte anarchistischer Staatskritik. Trotzdem Verlag, Grafenau 1995, ISBN 3-922209-82-3 Gabriel Kuhn: Vielfalt – Bewegung – Widerstand. Texte zum Anarchismus Unrast Verlag, Münster 2009 ISBN 978-3-89771-497-7 Gabriel Kuhn: Anarchismus und Revolution. Gespräche und Aufsätze. Unrast Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-226-3 Christine Magerski und David Roberts: Kulturrebellen. Studien zur anarchistischen Moderne. Wiesbaden: Springer VS 2019 ISBN 978-3-658-22274-1 Jürgen Mümken: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive. Verlag Edition AV, Frankfurt 2003, ISBN 3-936049-12-2 Michael Wilk: Macht, Herrschaft, Emanzipation. Aspekte anarchistischer Staatskritik. Trotzdem Verlag, Grafenau 1999, ISBN 3-931786-16-1 (michael-wilk.info [PDF; abgerufen am 28. Juli 2017]). Kritik am Anarchismus Wolfgang Harich: Zur Kritik der revolutionären Ungeduld. Eine Abrechnung mit dem alten und dem neuen Anarchismus. Verlag 8. Mai, Berlin 1998. ISBN 3-931745-06-6 Ute Nicolaus: Souverän und Märtyrer. Verlag Königshausen & Neumann. Reihe Literaturwissenschaft. Band 506. S. 39, 40. Florens Christian Rang: Kritik am Anarchismus: Das Problem der Gewalt. ISBN 3-8260-2789-2 C. Roland Hoffmann-Negulescu: Anarchie, Minimalstaat, Weltstaat. Kritik der libertären Rechts- und Staatstheorie. Kapitel IV., Anarchie, Staat und Utopie. S. 83. Tectum Verlag, Marburg 2011. ISBN 3-8288-8303-6 Syndikalismus ist eine Weiterentwicklung des Gewerkschafts-Sozialismus, die von dem französischen Anarchisten Pierre-Joseph Proudhon begründet wurde. Der Syndikalismus propagiert die Aneignung von Produktionsmitteln durch die Gewerkschaften, die dann auch an Stelle politischer Stellvertreter die Verwaltung organisieren. Dabei bilden Streik, Boykott und Sabotage die Mittel der Syndikalisten; parlamentarische Bestrebungen werden abgelehnt. Inhaltsverzeichnis 1 Idee 2 Syndikalismus in Deutschland 3 Die Organisation der Lokalisten 4 Vom Lokalismus zum Syndikalismus 5 Die weitere programmatische Ausrichtung des Syndikalismus 6 Der Syndikalismus zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Deutschland 7 Syndikalismus und Anarcho-Syndikalismus in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg 8 Die Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA) 9 Syndikalismus: Zum Gebrauch des Begriffs 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 Einzelnachweise Idee Die nach föderalistischen Prinzipien aufgebaute Gewerkschaft solle mittels eines Generalstreiks die Produktionsmittel in die Obhut der Arbeiterschaft führen. Der Zusammenschluss (Syndikat) der Produktionseinheiten würde die ökonomische Basis einer neuen Gesellschaft in Selbstverwaltung bilden. Der bedeutendste Ideengeber und Vertreter der syndikalistischen Arbeiterbewegung fand sich in der Person von Fernand Pelloutier. Ein wichtiges strukturbildendes Element stellte die Arbeiterbörse dar. Der Syndikalismus war Anfang des 20. Jahrhunderts besonders in Frankreich in Gewerkschaftskreisen verbreitet, etwa in Form der Charta von Amiens von 1906, wurde jedoch nach Ende des Ersten Weltkrieges von marxistischen Strömungen (vor allem dem Kommunismus) verdrängt und zudem vom Faschismus bekämpft. Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs 1939 war der Syndikalismus praktisch verschwunden. Erweitert und im Wesenskern ergänzt um weltanschauliche und philosophische Elemente des Anarchismus formte sich der Anarchosyndikalismus. In Spanien erreichte die anarchosyndikalistische Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine breite Anhängerschaft von etwa zwei Millionen Mitgliedern und gehörte zu den bedeutenden Faktoren der spanischen Politik. Die CNT sympathisierte zeitweise mit der Russischen Revolution und trat 1919 der III. Internationale (Komintern) bei. Nach 1921 vertrat jedoch nur noch eine Minderheit der kommunistischen Syndikalisten die Verbindung mit der Russischen Revolution, auch international dominierte Kritik gegenüber dem sich autoritär entwickelnden Sowjetstaat.[1] In Deutschland trennten sich um 1921 die sich anfangs noch stark überlappenden Milieus syndikalistischer und kommunistischer Gewerkschaften. Konsequenterweise gründete sich 1922 ein eigener internationaler Zusammenschluss anarcho-syndikalistischer Gewerkschaften, die Internationale ArbeiterInnen-Assoziation (IAA). Syndikalismus in Deutschland Die Geschichte in Deutschland wurde zunächst durch den Begriff des „Lokalismus“ geprägt. Dieser bezeichnet dabei gleichzeitig die Herkunft und die Motivation der (anarcho-)syndikalistischen Bewegung. Sie entstammte der Sozialdemokratie und wandte sich im Zuge der Verhältnisse unter den sogenannten „Sozialistengesetzen“ (1878–1890) einem föderalistischen Gewerkschaftsmodell zu, in welchem die Ortsvereine Souverän ihrer Entscheidungen blieben und sich keiner Zentralinstanz unterordnen mussten. Das lag darin begründet, dass die regionalen Vereinsgesetze oftmals nur lokale Vereinigungen zuließen, und zum anderen daran, dass die „Lokalisten“ die zentralistische Organisationsform als anfälliger für Repressions- und Korruptionsmaßnahmen ansahen. Des Weiteren kritisierten sie die Tendenz, die Aufgaben der Gewerkschaften lediglich auf die Tagesfragen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen festzulegen. Der Klassenkampf der Arbeiterklasse solle nicht die alleinige Aufgabe der sozialdemokratischen Partei sein. Hier lag der Keim für die weitere Ausformung des (Anarcho-)Syndikalismus begründet, die Gewerkschaften gleichermaßen als ökonomische, politische und kulturelle Bewegung anzusehen und auszurichten. Die Organisation der Lokalisten Nach dem Ende der „Sozialistengesetze“ im Jahre 1890 und weiteren Zentralisierungstendenzen auf dem Kongress von Halberstadt 1892 entstand innerhalb der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung eine Opposition zur „Generalkommission für die Zentralverbände“, welche sich dieser Entwicklung verweigerte und sich auf Reichsebene im Jahre 1897 als „Vertrauensmänner-Zentralisation Deutschlands“ bzw. „Zusammenschluss der lokalorganisierten oder auf Grund des Vertrauensmännersystems zentralisierten Gewerkschaften Deutschlands“ organisierte. Bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1914 hielt die 1901 in „Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften“ (FVDG) umbenannte Organisation 11 Reichskongresse ab. Besonderen Anklang fand sie bei den Berufsvereinigungen der Bauarbeiter mit Zentrum in Berlin. Insgesamt vereinigte sie bis zum Ersten Weltkrieg bis zu 20.000 Mitglieder. Die organisatorischen Köpfe fanden sich in Fritz Kater, Gustav Keßler, Andreas Kleinlein und Carl Thieme, welche sowohl die Geschäftskommission stellten, als auch seit 1897 für das zentrale Organ Die Einigkeit verantwortlich waren, welches in einer Auflage von 10.000 zweiwöchentlich erschien. Außerdem war Fritz Kater Verleger und Herausgeber der Zeitschrift Der Syndikalist. Vom Lokalismus zum Syndikalismus Um die Jahrhundertwende bestand die Bewegung aus revolutionären Sozialdemokraten und Parteimitgliedern, doch ging die Partei in den Jahren ab 1902 verstärkt dazu über, die lokalistische Bewegung und ihr Programm der „Propaganda für die Idee des Massen- resp. Generalstreiks“ offensiv zu bekämpfen, bis die Parteitage der Jahre 1906 bis 1908 den Ausschluss der dort als „Anarcho-Sozialisten“ betitelten lokalorganisierten Mitglieder thematisierte. Diese bezeichneten sich gemäß ihrer programmatischen Ausformung selber immer häufiger als „Syndikalisten“. Ihre Entwicklung wurde weiterhin maßgeblich durch die Schriften von Fernand Pelloutier (Anarchismus und Gewerkschaften), Arnold Roller (d. i. Siegfried Nacht: Der soziale Generalstreik) und vom Konzept der französischen „bourses du travail“, den sogenannten „Arbeiterbörsen“, geprägt. Im Jahre 1908 fasste die SPD auf ihrem Parteitag in Nürnberg einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit den lokalorganisierten Gewerkschaften, woraufhin nur etwa 8.000 der insgesamt ca. 16.000 Mitglieder in der FVDG verblieben. Die weitere programmatische Ausrichtung des Syndikalismus Diese prägten fortan den Begriff „Syndikalismus“ in Deutschland und darüber hinaus und gaben sich im Jahre 1911 das Programm „Was wollen die Syndikalisten?“. Das ideelle Fundament speiste sich zusätzlich vornehmlich aus den Schriften Peter Kropotkins und trug die Bezeichnung „Kommunistischer Anarchismus“. Die Syndikalisten der FVDG setzten sich nicht nur für bessere Lohn- und Arbeitsverhältnisse ein, sondern auch für die Abschaffung des kapitalistischen Wirtschaftssystems zugunsten einer „freien und von der Arbeiterschaft selbst verwalteten Gesellschaftsform“. Dieser „Umformungsprozess“ sollte durch einen Generalstreik eingeleitet werden, in dessen Folge die bislang profitorientierte Produktion zugunsten einer bedürfnisorientierten und solidarischen Wirtschaftsweise umgestellt werden sollte. Die Aufgaben der Bedarfsermittlung, der Verteilung der Produkte, aber generell auch der kulturellen Belange und die der Bildung und Erziehung sollten den Arbeiterbörsen vorbehalten bleiben, in welchen die einzelnen Berufsverbände sowie die außerberuflichen syndikalistischen Vereinigungen zusammengefasst wurden. Dieses Konzept wurde im Wesentlichen formuliert in der Prinzipienerklärung des Syndikalismus von Rudolf Rocker im Jahre 1919 und 1922 von der „Studienkommission der Berliner Arbeiterbörsen“, ausführlicher präzisiert in der Schrift Die Arbeiterbörsen des Syndikalismus. Abgesehen von diesem Kernbereich wendeten sich die Syndikalisten auch gegen alle materiellen und ideologischen Bestrebungen, welche ihrer Auffassung nach einer Forcierung des Klassenkampfes zuwiderliefen, beispielsweise den Nationalismus, den Militarismus und das Kirchenwesen. Der Syndikalismus zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Deutschland Infolge ihres Charakters wurde die FVDG mitsamt ihrer Presse (Die Einigkeit und Der Pionier) zu Kriegsbeginn im Jahre 1914 verboten, während die SPD und die Zentralgewerkschaften mit der deutschen Regierung den „Burgfrieden“ schlossen und begünstigt wurden. So mussten beispielsweise die Redakteure vieler SPD-Organe nicht zum Militärdienst antreten. Im Gegensatz zu diesen wurden viele Syndikalisten verhaftet, die öffentlich gegen den Krieg eintraten. Zudem wurden viele Aktivisten der FVDG zum Militärdienst eingezogen, so dass die bloße Aufrechterhaltung der Organisation oberste Priorität erlangte. Dazu gab die Geschäftskommission während der Kriegsjahre zwei Organe heraus, welche nach kurzer Zeit verboten wurden: Das Mitteilungsblatt der Geschäftskommission der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften (1914–1915) und das Rundschreiben an die Vorstände und Mitglieder aller der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften angeschlossenen Vereine (1915–1917). Syndikalismus und Anarcho-Syndikalismus in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg Mit dem Ende des Krieges konnte sich die FVDG neu formieren und viele von der Sozialdemokratie enttäuschte Arbeiter ansprechen. Bis 1919 schlossen sich schon etwa 60.000 Mitglieder an. Auf ihrem ersten Nachkriegskongress Ende 1919 vereinigten sich unter dem Programm der genannten Prinzipienerklärung des Syndikalismus in der in „Freie Arbeiter-Union Deutschlands“ (FAUD) umbenannten Organisation bereits über 111.000 Syndikalisten aus dem gesamten Reichsgebiet mit regionalen Schwerpunkten in fast allen größeren Städten, besonders aber im Rheinland, im Ruhrgebiet, in Schlesien und in Berlin. Ortsvereine entstanden vor allem dort, wo die Industrialisierung einsetzte, und zudem zentralgewerkschaftliche Organisationen noch nicht Fuß gefasst hatten, so auch in vielen Kleinstädten und Dörfern. Lag der Branchenschwerpunkt während der Kaiserzeit bei den Bauarbeitern, so kamen jetzt vor allem Metallarbeiter und Bergarbeiter zu zehntausenden hinzu. Auch in der Holz-, der chemischen- und Verkehrsindustrie wuchsen mancherorts starke syndikalistische Organisationen heran. Die FVDG war eine originäre proletarische Organisation. Intellektuelle bildeten auch auf Funktionärsebene eine seltene Randerscheinung. Begrifflich änderte sich 1919 der Organisationsname zugunsten des Elements „Union“, womit den seit Anfang des 20. Jahrhunderts veränderten Produktionsprozessen Rechnung getragen wurde. Die Mitglieder sollten nicht mehr nur nach speziellen Berufsgruppen organisiert, sondern möglichst nach Industriebereichen zusammengefasst werden, um ihre Schlagkraft am Ort zu erhöhen. Zudem änderte sich im Jahre 1921 per Kongressbeschluss die offizielle Bezeichnung „FAUD (Syndikalisten)“ in das bis 1933 gültige „FAUD (Anarcho-Syndikalisten)“, womit das kommunistisch-anarchistische Fundament verdeutlicht wurde. Dennoch wurden die Begriffe „Syndikalismus“ und „Anarcho-Syndikalismus“ in Deutschland sowohl von Zeitgenossen als auch in der Forschung auch synonym verwendet, da sich außerhalb des Anarcho-Syndikalismus keine rein syndikalistische Organisation definieren konnte. Nahestehende Zusammenschlüsse, wie beispielsweise die „Arbeiter-Unionen“ oder die „Föderation Kommunistischer Anarchisten Deutschlands“ und der Syndikalistische Frauenbund, orientierten sich rein unionistisch oder anarchistisch. Die Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA) Der Syndikalismus in Deutschland, wenngleich zahlenmäßig nicht größer als etwa 150.000 im Jahre 1922, hatte bedeutenden theoretischen und organisatorischen Einfluss auf die internationale syndikalistische Arbeiterbewegung. Im gleichen Jahr wurde in Berlin in Bezugnahme zur „Ersten Internationale“ von 1864 die „Internationale Arbeiter-Assoziation“ (heute Internationale ArbeiterInnen-Assoziation) nach anarchosyndikalistischen Vorstellungen neu gegründet. Rudolf Rocker verfasste die Prinzipienerklärung und stellte zusammen mit Augustin Souchy und Alexander Schapiro bis 1933 das Sekretariat in Berlin. Die IAA vereinigte zeitweilig bis zu zwei Millionen Mitglieder. Ihre stärksten Sektionen hat sie in Europa und Südamerika. Die IAA vertritt den Standpunkt, dass der Begriff „Syndikalismus“ alleine nicht genüge. Syndikalismus: Zum Gebrauch des Begriffs Tatsächlich versuchten autoritär-kommunistische und faschistische Kräfte vor allem in Frankreich, Italien und später auch in Spanien den Begriff für ihre Ziele in Anspruch zu nehmen. Gegenüber manch solcher zentralistischer und nationalistischer Abart mit Bezug auf Georges Sorel muss betont werden, dass sich die internationale syndikalistische Arbeiterbewegung bewusst an den Ideen und Methoden des Anarcho-Syndikalismus orientierte, wie er sich auch in Deutschland formierte. Entgegen mancher Auffassung spielte Georges Sorel für die syndikalistische Arbeiterbewegung in Deutschland keine und in vielen anderen Ländern, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. In Italien hingegen übte Sorel einen großen Einfluss aus. Benito Mussolini bekannte sich offen zu Sorel und erklärte, dass er von Sorel stark geprägt worden sei.[2] Was die Konkretisierung des Begriffs „Syndikalismus“ dennoch gerade im internationalen Zusammenhang notwendig macht, ist die einfache Tatsache, dass der Begriff von Land zu Land eine andere Bedeutung hat. Er stammt aus dem Französischen von „syndicat“ und bezeichnet in den romanischsprachigen Ländern zunächst einmal lediglich einen weitgehend unbestimmten Gewerkschaftsbegriff. Zur Unterscheidung von sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften wird auch der wenig geeignete, weil inhaltlich nur mäßig bestimmte und ungenaue Begriff „revolutionärer Syndikalismus“ verwendet. Siehe auch Christiaan Cornelissen, Clara Wichmann, Helmut Rüdiger Teresa Claramunt, Salvador Seguí, Ángel Pestaña, Juan Peiró, Diego Abad de Santillán, Luís Andrés Edo Gildensozialismus Literatur Gerhard Aigte: Die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung Deutschlands in der Kriegs- und Nachkriegszeit (1918–1929) (= Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union Bremen. Streitschrift 1, ZDB-ID 2227240-9). FAU-Bremen, Bremen 2005. Franz Barwich/Studienkommission der Berliner Arbeiterbörsen (1923): „Das ist Syndikalismus“. Die Arbeiterbörsen des Syndikalismus. Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-936049-38-6. Helge Döhring: Anarcho-Syndikalismus. Einführung in die Theorie und Geschichte einer internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung. Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2017, ISBN 978-3-86841-143-0. Helge Döhring: Syndikalismus in Deutschland 1914-1918. "Im Herzen der Bestie" Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2013, ISBN 978-3-868410-83-9. Helge Döhring: Anarcho-Syndikalismus in Deutschland 1933-1945. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 3-89657-062-5. FAU-Bremen (Hrsg.): Syndikalismus – Geschichte und Perspektiven (= Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union. FAU Bremen 4, ZDB-ID 2227240-9). Hauptband. FAU Bremen, Bremen 2005. FAU-Bremen (Hrsg.): Klassenkampf im Weltmaßstab (= Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union. FAU Bremen 8). Ergänzungsband. FAU Bremen, Bremen 2006. Georg Fülberth: G-Strich. Kleine Geschichte des Kapitalismus. PapyRossa-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89438-315-1. Luigi Ganapini: Revolutionärer und faschistischer Syndikalismus in Italien (1920–1945). In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Heft I/2007, ISSN 1610-093X, S. 72–77. Bob Holton: British Syndicalism 1900–1914. Myths and Reality. Pluto Press, London 1976, ISBN 0-904383-22-9. Rudolf Rocker: Prinzipienerklärung des Syndikalismus. Kater, Berlin 1920. Hartmut Rübner: Freiheit und Brot. Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands; eine Studie zur Geschichte des Anarchosyndikalismus. Libertad Verlag, Berlin und Köln 1994 ISBN 3-922226-21-3. Peter Schöttler: Die Entstehung der „Bourses du Travail“. Sozialpolitik und französischer Syndikalismus am Ende des 19. Jahrhunderts (= Campus Forschung 255). Campus Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1982, ISBN 3-593-33045-8 (Zugleich: Bremen, Univ., Diss., 1978). Georges Yvetot: ABC des Syndikalismus. Verlag der Revolution, Wien 1908. Arturo Zoffmann Rodriguez: "Marxistisch und proudhonistisch zugleich": Die Kommunisten-Syndikalisten der Spanischen CND 1917-1924, in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft 2017/III, S. 74–96. Clara Wichmann: Die Theorie des Syndikalismus (1920). In: Clara Wichmann: Vom revolutionären Elan. Beiträge zu Emanzipationsbewegungen 1917-1922. Hrsg. von Renate Brucker, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2018, S. 122–148, ISBN 978-3-939045-36-6.

  • Condition: gebraucht, aber gut, siehe Fotos und Artikelbeschreibung
  • Autor: Günter Bartsch
  • Einband: Paperback
  • Thema: Neue Rechte
  • Region: Europa
  • Seiten: 286
  • Buchtitel: Revolution von rechts? Ideologie und Organisation
  • Eigenschaften: Erstausgabe
  • Verlag: Herder
  • Original/Faksimile: Original
  • Erscheinungsjahr: 1975
  • Genre: Studium & Wissen
  • Sprache: deutsch

PicClick Insights - Bartsch Revolution von rechts Neue Rechte Rechtsradikalismus Antikommunismus PicClick Exklusiv

  •  Popularität - 0 Beobachter, 0.0 neue Beobachter pro Tag, 11 days for sale on eBay. 0 verkauft, 1 verfügbar.
  •  Bestpreis -
  •  Verkäufer - 261+ artikel verkauft. 0% negativ bewertungen. Großer Verkäufer mit sehr gutem positivem Rückgespräch und über 50 Bewertungen.

Die Leute Mochten Auch PicClick Exklusiv